Ich bin für Peters zweite Variante.
Dabei möchte ich besonders seine Formulierung
Hier ist der Weg das Ziel und das Kritisieren steht im Vordergrund.
unterstreichen. Das Kritisieren will genauso gelernt sein wie das Schreiben von Geschichten. Und beide Fähigkeiten sind voneinander abhängig (selbst der Autor kritisiert schon seine eigenen Geschichten während des Schreibens oder nach ihrer Fertigstellung).
Ich sehe keinen stichhaltigen Grund dafür, weshalb Kritiken gegenüber den Geschichten immer ein wie selbstverständliches Schattendasein führen müssen. Klar ist lediglich die Reihenfolge von Ursache und Wirkung: Eine Kritik setzt ihren Gegenstand voraus, in unserem Falle eben die Geschichten. Die Geschichten setzen aber nur die Kreativität ihres Autoren voraus. Um dann aber überhaupt zu existieren, setzen sie ihre Leser voraus (auch jeder Autor ist zugleich Leser seiner Texte). Mit dem Lesen tritt aber unabwendbar auch zugleich das Urteilen in Kraft, und damit die Kritik (damit ist noch nichts über die Qualität dieser gesagt). Beides geht also Hand in Hand und die Fähigkeit, überlegt und reflektiert kritisieren zu können führt in der Regel auch wiederum hin zur Fähigkeit, qualitativ gehaltvolle Geschichten schreiben zu können.
Deshalb meine ich, dass nicht immer gleich an eine "Schreibwerkstatt" für Autoren von Geschichten gedacht werden sollte - ob im großen oder im kleinen Rahmen. Ganz genauso notwendig sehe ich im Gegensatz dazu auch eine "Schreibwerkstatt" für Autoren von Kritiken.
Eine Variante, wie die erste von Peter ausformulierte, wäre vielmehr ein "Geschichtenkreis" als ein "Kritikerkreis". Die Geschichten auf kg stehen aber ohnehin schon im Zentrum der Aufmerksamkeit dieser Seite - zumindest, was die Struktur dieser betrifft. Deshalb meine ich, dass es ein unterstützenswerter Ansatz wäre, sozusagen "den Handschuh des Schreibens" einmal "umzustülpen", um es bildlich auszudrücken, und Kritiken zu schreiben, als würde man Geschichten schreiben!
Die Anonymiesierung der Geschichten würde diesen Ansatz noch unterstützen. Ebenso wäre ich im Rahmen des Kritikerkreises für eine Befreiung auf Hinweise des jeweiligen Genres (das wäre sogar noch relativ einfach durchführbar). Jegliche Hinweise auf Aspekte außerhalb des reinen Geschichtentextes fördern Vorurteile - im Positiven wie im Negativen - und können damit unter Umständen die Urteilsfähigkeit des Kritikers verwässern.