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Weltbilder in grün und rot

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15.08.2004
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Weltbilder in grün und rot

Es war einmal ein Mensch, der konnte nichts Grünes erkennen. Er nahm alle Dinge die grün waren nicht wahr. Es gab für ihn kein Gras, keine Grashüpfer, keine grünen Müslischalen oder grüne Marsmenschen, all das war für ihn nicht existent.
Er sehnt sich auch nicht nach diesen grünen Objekten, da er seit seiner Geburt keine Vorstellung von ihrer Existenz besaß. Es fehlte ihm in seiner Welt auch nicht an Gegenständen, Dingen, Objekten - es existierten die Blumen, die gelben, roten und blauen, es gab Licht und Dunkelheit. Sein Müsli aß er aus einer violetten Müslischale.
Er konnte gut auskommen ohne grün.
Eines Tages traf er einen anderen Menschen, der konnte die roten Objekte nicht wahrnehmen. Für ihn waren rote Flummis, Blumen, Pullover oder Taschen nicht existent. Seine Clowns besaßen keine rote Nase. Aber auch ihn störte es nicht, er sah die großen blauen Clownstränen, die gelben und violetten Blumen. Und auch ohne rote Pullover oder Taschen führte er ein glückliches Leben.
Als die beiden zusammentrafen erzählte der eine dem anderen von dem grünen Gras. Der andere war begeistert und fasziniert, er wollte mehr hören von dieser anderem „grünen“ Welt in der dieser Mensch lebte.
Andersherum erzählte der andere ihm etwas über die Clownsnasen – die roten- auch dieser war entzückt, erstaunt und wissbegierig mehr zu erfahren über diese andersartige Welt.
So trafen sie sich bis ans Ende ihrer Tage täglich um dem anderen zuzuhören und ihm etwas über ihre Welt zu erzählen. Und jeder bekam dadurch eine Idee über die rote und grüne Welt des anderen.

 

hallo urmelito

mir gefällt im großen und ganzen wie du den konstruktivistischen gedanken bearbeitest. es an farben festzumachen ist eine hervorragende idee. auch wie du einzelne vermeindlich belanglose gegenstände herauspickst, als beschreibung dafür, was die beiden nicht sehen können, ist gelungen. allerdings plätschert die sprache manchmal ein wenig vor sich hin. ich hätte mir lieber einen mitreißenden gebirgsbach gewünscht.
noch was zum inhalt: deine geschichte verät viel über erkennen und erkenntnis. denn wenn ich eine sache beschreibe, beschreibe ich im grunde genommen nicht die sache, sondern mich selbst. weil ich die sache so sehe, wie ich sie sehe. wie die sache wirklich ist, kann ich nicht wissen.

gruß
flip

 

Hallo Flip,
danke für deinen Kommentar. Vielleicht kannst du deine Sprachkritik noch an einem Beispielssatz festmachen? Zum Ausdruck bringen wollte ich zum einen dieses Erkennen, jeder sieht die Dinge mit seiner eigenen "Brille", seiner Art von Wahrnehmung, aber zum anderen auch, dass es manchmal anderer Menschen bedarf, mit denen wir zusammen die Welt betrachten um unsere eigene "Brilleneinstellung" zu überprüfen und zu bedenken.
Gruß Rike

 

moin urmel

also sprachkritik. also wie gesagt, grundsetzlich ist nichts daran auszusetzen. mein gedanke war nur, dass du vielleicht mit einem sprachlichenbild die situation dem leser noch ein wenig näher bringst.

gruß
flip

 

Ein Problem sehe ich in dieser Geschichte, dass auf die Bedeutung der Farben überhaupt nicht eingegangen wird. Die beiden Weltbilder könnten auch genauso gut blau und gelb sein. Oder orange und türkis.

Das entzieht dem Text viel an Doppelbödigkeit. So viel, dass am Ende nichts mehr als eine viel zu abstrakte Gegenüberstellung übrigbleibt.

Andersherum erzählte der andere ihm etwas über die Clownsnasen - die roten- auch dieser war entzückt, erstaunt und wissbegierig mehr zu erfahren über diese andersartige Welt.
"- die roten -" deutet an, dass es wohl auch noch Clownsnasen anderer Farben geben mag. Der andere wird Clownsnasen an sich also längst kennen. Er kennt sie nur nicht in der speziellen roten Farbgebung. Das Thema worüber sich die beiden unterhalten sollten, sind also eigentlich nicht die Clownsnasen, sondern die Farbe Rot an sich.

Diese wiederum ist aber nicht erklärbar, sondern nur sinnlich wahrnehmbar. Auch nach stundenlangem Gespräch der beiden wird keiner von ihnen nachher wissen können, was sie eigentlich die ganze Zeit wissen wollten - namlich das Wesen der Farben Grün und Rot.

Er nahm alle Dinge die grün waren nicht wahr. [...] all das war für ihn nicht existent.
Dass ich Luft beispielsweise nicht wahrnehmen kann, heißt für mich nicht gleich, dass diese für mich "nicht existent" ist. Wenn ich gegen einen grün lackierten Schrank renne und mir von diesem eine Beule hole, werde ich anschließend - bei "Grün-Blindheit" - noch immer behaupten, dass ich diesen nicht wahrnehmen kann. Ich werde aber mit Sicherheit nicht behaupten, dass dieser Schrank nicht existent ist. Denn woher sollte ich mir sonst gerade eine Beule geholt haben? Ist klar, was ich damit sagen will?

 

He,
klar verstehe ich was du damit sagen willst, aber es ist eben eine fiktive Geschichte und ich meinte es schon so, dass fuer ihn rote Schraenke nicht wahrnehmbar sind, er also auch nicht gegen sie laufen koennte&wuerde, weil sie in seiner Welt eben nicht existent sind, eigentlich soll es darum gehen, das die Dinge das sind was wir aus ihnen machen und nicht einfach ein Schrank oder ein Stuhl. Mit der Farbwahl hast du recht es haetten auch andere Farben sein koennen, es haetten auch andere Dinge sein koennen an denen man Wahrnehmung festmacht. Vielleicht verstehst du die Geschichte jetzt besser!
Urmelito

 

Süße Geschichte. Aber irgendwie gefallen mir deine beiden letzten Sätze nicht. Der Teil davor ist sehr schön und kreativ dargestellt, aber das ist so, so unkreativ. Sorry:-(. Mir fehlts irgendwie grad an Ausdrucksmöglichkeiten :(

 

Hi, urmelito

Ganz nett, auch wenn man der Geschichte vielleicht noch etwas mehr Tiefe verleihen hätte können. Tommys Kritik schließe ich mich an. Auch mir gefallen die beiden letzten Sätze nicht so richtig. ich finde sie ein wenig platt und abgedroschen (Nein, das ist zu hart formuliert. aber es geht in diese Richtung, und mir fallen auf die Schnelle keine besseren Worte ein). Außerdem klingt für mich "bis ans Ende ihrer Tage täglich" irgendwie merkwürdig. Es wirkt wie eine Wort- oder Sinnwiederholung, auch wenn es eigentlich keine ist.

 

Hallo urmelito!

Deine Geschichte ist in meinen Augen mehr so eine Art Nacherzählung. Viel schöner fände ich es, wenn Du die beiden teilweise in wörtlicher Rede diskutieren ließest. Zeige uns doch zum Beispiel, wie sie überhaupt darauf gekommen sind, daß sie verschiedene "Sichtweisen" haben. Das würde der Geschichte bestimmt auch die noch fehlende Tiefe verleihen, von der Woodwose spricht. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo nochmal, Urmelito

Danke für deine Antwort. Das Problem, das ich mit deiner Geschichte habe, liegt nicht darin begründet, dass ich sie nicht verstehen würde. Ich habe an ihr auch nicht kritisiert, dass sie offenkundig "fiktiv" wäre, wie du sagst. Das Problem liegt viel eher darin, dass die beschriebene Handlung ganz einfach zu unplausibel und naiv ist, so dass sich mAn niemand damit identifizieren kann. Und genau dann misslingt dein Versuch, dem Leser eine bestimmte Botschaft über diese Geschichte zu vermitteln.

Mach das Ganze doch bitte nicht an so etwas banalem wie zwei willkürlich ausgewählten Farben fest. Jedenfalls nicht, solange du selbst sagst, dass es egal ist, um welche Farben es sich dabei handelt. Farben haben für sich genommen keinerlei Bedeutung für den Menschen. Wenn wir alle nur in schwarz/weiß sehen könnten, würden uns diese niemals fehlen. So, wie wir es auch offenkundig leicht entbehren können, keinerlei Infrarot- oder Ultraviolettstrahlung wahrzunehmen.

Und nochmal: Mir ist schon völlig klar, was du mit dieser Geschichte ausdrücken möchtest. Aber dein gewähltes Beispiel ist mMn einfach viel zu weit hergeholt. Ein wenig mehr Konkretion täte der Geschichte sicher gut.

 

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