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Wer bin ich?

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08.05.2004
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Wer bin ich?

Der Fremde mir gegenüber schaut mich an. Die Falten in seinem Gesicht erzählen Geschichten. Jede Furche steht für eine Erinnerung. Schöne, peinliche, lustige, traurige, vergessene und verdrängte. Als ich in dieses offene Buch sehe frage ich mich, was alles in mir steckt. Was ich bedeute, was ich darstelle, wer ich bin... Seine Augen schließen sich langsam, fast andächtig. Er spricht kein Wort, er sitzt nur da und schaut in sich hinein. Was sieht er? Das gleiche wie ich? Oder womöglich erkennt er mein wahres Wesen... und ich seines...
So ein Unsinn! Abrupt öffne ich meine Augen. Mein Spiegelbild tut es mir gleich. Ich starre in meine eigenen, glitzernden Augen. Tief und unergründlich schaut die Reflektion zurück. Wir sind eins und doch nicht.... Ich versuche die Gedanken abzuschütteln, wie Staub. Aber dieser Staub verdichtet sich nur um mich herum und hüllt mich immer mehr ein. Täglich stelle ich mir die Frage, wer ich bin. Die Antwort ist da! Greifbar nah, unerreichbar, in mir, in meinem verzerrten Abbild im schmutzigen Spiegel. Eine Träne glitzerte auf meiner Wange. Ich nehme ein Tuch und wische sie weg. Sie war nur aufgemalt. Die weiße Grundierung meiner Schminke verwischt, ergibt einen hässlichen grauen Fleck. Warum verkleiden sich Leute und bringen andere zum Lachen, obwohl ihnen selbst überhaupt nicht zum lachen zu Mute ist?
Clowns sind traurige Menschen, die in ihrer Arbeit ihr verlorenes Lachen suchen. Aber sie finden es nicht. Es ist ihnen nicht vergönnt, während alle anderen johlend unter den Stühlen liegen, einmal selbst herzlich zu lachen. Natürlich ist das nicht bei allen so. Aber den meisten... und bei mir. Das Kostüm gibt mir eine Identität, schützt mich. So machen es viele Leute... Tag für Tag. Sie müssen sich dazu nicht Schminken und ziehen auch keine grell-bunten Gewänder an. Sie verstellen sich so, dass wir die wahre Person nicht mehr sehen können. Sie lügen, betrügen, hintergehen und lächeln uns dabei ins Gesicht. Und wir bedanken uns für die Lüge. Jeder baut sich seine Identität auf. Meine ist abschminkbar. Doch wer bin ich danach? Während ich immer tiefer in dem Strudel meiner Philosophien versinke, haben meine Hände mechanisch das zerfurchte Gesicht von jeder Farbe befreit. Ich bin ich... aber wer bin ich? Man sollte nicht über so etwas nachdenken. Das macht einen verrückt. Und doch kann ich nicht anders. Gibt es jemanden der sich niemals verstellt? Jemand, der offen und ehrlich sagt was er denkt... in jeder Situation? Wir alle tragen Masken...

 

Hallo Mike,

ich möchte vorausschicken, dass auch ich neu hier bin. Ich werde mir also keinesfalls anmaßen hier eine Kritik zu verfassen. Das überlasse ich den Profis. :)

Wichtig ist mir zu sagen, dass mir deine Geschichte sehr gut gefallen hat. Die Frage nach dem WER BIN ICH, die ist für ein denkendes Individuum nach meinem Dafürhalten von grösster Wichtigkeit.

In sich hinein zu hören, und dann noch auf sein sogenanntes Bauchgefühl zu hören, dass ist eine Gabe die nur wenig Menschen noch beherrschen.

Unsere Instinkte verkümmern in der heutigen Gesellschaft.

Es gibt wohl keinen Menschen der sich niemals verstellt. Egal aus welchen Gründen sich Menschen verstellen, es ist eine menschliche Gabe! Genau das unterscheidet uns Menschen nämlich von den Tieren.

Und verrückt wird man nicht wenn man über sich nachdenkt! Eher das Gegenteil, ich fange an mich kennen zu lernen, dass ist spannend und öffnet mir neue Horizonte. ;)

Viele liebe Grüsse

Susanne

 

Hi Mike
ich denke, es stimmt, dass man irgendwann verrückt wird, wenn man zu sehr über Dinge nachsinnt, wie du sie in deiner Geschichte beschreibst.

Ich fand die Geschichte gut, sie lässt sich auch gut lesen, nur hatte ich beim Lesen immer so ein bisschen das Gefühl, keine Kurzgeschichte, sondern eher so eine Art Essay oder Aufsatz zu lesen.
Ich persönlich denke, dass eine Kurzgeschichte, so wie jede andere Geschichte auch, eine Art Einleitung, Höhepunkt und Schluss haben sollte, was in deiner Geschichte schwerlich zu finden ist.
Aber gut, das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Ich hab hier schon weitaus schlimmere Sachen gelesen...
Mach weiter so und einen Tipp noch. Mach dir nicht allzu viele Gedanken, du weisst wie alle Philosophen enden... Wie ihr Gründervater Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß"
Jeder Philosoph verzweifelt irgendwann an seinem eigenen Gedankengewirr, das ist kein sehr angenehmer Zustand, glaub mir ;-).
Schönen Gruß
b

 

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