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Werwolf

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10.08.2003
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Werwolf

Es war etwa drei Uhr am Morgen.
Sie verabschiedete sich von ihrer Freundin und machte sich auf den Weg nach Hause. Gedankenlos betrat sie den Stadtpark, um den Weg abzukürzen.

Normalerweise machte es ihr nichts aus, alleine in der Dunkelheit zu sein, aber heute war es anders, denn ganz nahe bei ihr raschelten Blätter und Zweige brachen. Sie beschleunigte ihre Schritte, als sie sich die Geschichten in Erinnerung rief, die über diesen Park erzählt wurden. Sie hatte immer darüber gelacht, aber jetzt...

Sie erschrak, als irgendwo ein Tier heulte. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie lächerlich ihr Verhalten war. Was konnte ihr schon passieren? Das war sicher nur ein Hund und hier gab es bestimmt jede Menge Tiere, die Blätter rascheln und Zweige brechen lassen konnten.
Sie entspannte sich und verringerte ihr Tempo. Auf einer Parkbank, an der sie vorbei kam, saß ein Landstreicher. Sie beachtete ihn kaum.

Der Park war nicht sehr groß. Bald schon konnte sie den Ausgang sehen. Sie wusste, sie würde in etwa zehn Minuten Zuhause sein.
Plötzlich erstarrte sie. Ganz deutlich hatte sie ein tiefes Atmen vernommen. Es hatte nicht menschlich geklungen, allerdings wusste sie auch von keinem Tier, das auf diese Art atmete. Sie hörte wieder dieses Schnaufen, diesmal wurde es von einem tiefen Knurren begleitet. Aus ihrem Gesicht wich alle Farbe. Sie hatte das Knurren deutlich gehört. Sie hätte es gar nicht überhören können, denn das Wesen, das diese Laute ausstieß, stand direkt hinter ihr.

Langsam drehte sie sich um. Als sie aufblickte wollte sie schreien, doch kein Ton drang über ihre Lippen. Sie bemerkte, dass ihre Beine nachgaben. Unter leisem Schluchzen sank sie auf ihre Knie. Sie traute sich nicht nach oben zu sehen und blickte statt dessen starr nach unten. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung rechts von ihr. Sie wandte ihren Kopf etwas zur Seite und erhaschte mit ihren Blicken eine weiße Katze. Sie war das letzte, das sie jemals sehen sollte.

Lautes Geheul durchdrang die Stille der Nacht.

***

„Verdammte Scheiße, schon wieder verschlafen!“
Peter Kinzigs Gesichtsausdruck hatte in den letzten Sekunden drastische Veränderungen durchgemacht. Zuerst war er erschrocken, was daran zu erkennen war, dass er mit weit aufgerissenen Augen auf seinen Wecker sah. Als nächstes kam die Hilflosigkeit, begleitet von einigen Schluchzern. Und zu guter letzt war er sauer, stink sauer. Auf sich selbst, auf seinen Wecker, seine Arbeit, diesen Tag, auf die ganze Welt, aber vor allem war er sauer auf sich selbst.
Als er sich etwas beruhigt hatte, ging er ins Bad, um zu duschen.

Peter war erst vor kurzem hierher gezogen, weil er versetzt wurde. Er war Polizist und Polizisten gab es in dem Dorf, in dem er zuletzt gewohnt hatte genug. Er wurde dringender in der Stadt benötigt, denn dort waren in letzter Zeit verstärkt junge Frauen verschwunden. Zwar tauchten sie wieder auf, allerdings nie am Stück. Die gesamte Stadt lebte in Angst vor diesem verrückten Killer. Und die Polizei hatte noch nicht den kleinsten Hinweis. Klar, dass die Beamten ziemlich unter Druck standen.

Gerade als Peter unter die Dusche wollte klingelte es an der Tür. Fluchend wickelte er sich ein Handtuch um seine Hüften. Als er die Tür öffnete stand vor ihm eine junge Frau. Sie schien zunächst etwas peinlich berührt, fing sich aber und sah schmunzelnd an ihm nieder. Was sie sah schien ihr zu gefallen. Das war auch kein Wunder. Peter, 32 Jahre jung war ziemlich groß, in seinem Ausweis stand ein Meter und siebenundachtzig Zentimeter. Er sah zwar nicht besonders gut aus, machte diese Tatsache aber durch seinen durchtrainierten Körper wett, den diese fremde Frau jetzt so intensiv anstarrte.

Er war von ihrem Erscheinen gar nicht begeistert, auch wenn er sie sehr sympathisch und attraktiv fand. Doch in seiner jetzigen Laune konnte er keinen Besuch ertragen.
Recht grob fragte Peter sie, was sie wolle. Die Frau ließ sich jedoch nicht einschüchtern:
„Hi, ich bin April Roth. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden, Mr. Kinzig.“
„Hören Sie, ich bin spät dran, ich hab jetzt echt keine Zeit!“
„Kein Problem, ich erkläre Ihnen alles in nur ein paar Minuten.“
Peter gab sich geschlagen. Diese April konnte ja nun wirklich nichts dafür, dass er verschlafen hatte. Er bat sie herein und führte sie ins Wohnzimmer.
„OK. Schießen Sie los.“

„Also, seit Generationen besitzen die Frauen in meiner Familie eine ganz besondere Gabe. Wir können in die Zukunft sehen und haben Visionen von Dingen, die im Moment geschehen...“
„Das reicht jetzt,“ fuhr er ihr über den Mund. „Diesen Schwachsinn höre ich mir nicht an. Verlassen Sie sofort meine Wohnung.“ Peter war erbost aufgesprungen.
„Ich wusste, Sie würden so reagieren. Geben Sie mir bitte nur fünf Minuten.“
April sah Peter so flehend an, dass er sich setzte, wenn auch sehr widerwillig.
„Danke. Seit ein paar Monaten habe ich sehr seltsame Träume. Zuerst sehe ich eine Frau, aber immer eine andere und ich erfahre Dinge über sie, wie zum Beispiel ihren Namen oder wer ihr erster Freund war. Und jedesmal befinden sich diese Frauen im Stadtpark. Plötzlich sehe ich mit den Augen dieser Frau und ich spüre die Schmerzen...“
„Welche Schmerzen?“ fragte Peter verwundert.
„Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll,“ April sah so hilflos aus, dass Peter sie am liebsten in den Arm genommen hätte.
„Es ist, wie wenn man mir den Bauch aufschneiden würde...alles in mir scheint zu explodieren...ich will schreien, aber es geht nicht. Dann rieche ich Blut und ein Atem streift meinen Hals. Ich spüre Zähne – scharfe, spitze und große Zähne – und dann ist da plötzlich nur noch Schwärze und ich wache auf. Aber ich habe keinen Kratzer.“
„Natürlich nicht, das war doch nur ein Traum“ warf Peter ein.
April bedachte ihn mit einem langen nachdenklichen Blick.

„Wirklich nur ein Traum? – Das habe ich am Anfang auch gedacht, aber es ist keiner. Denn diese Frauen habe ich wiedergesehen und auch die Namen waren die selben. Und sie waren alle bereits tot! Getötet von diesem Monster, diesem Verrückten!“
„Was soll das beweisen? In den Medien wurden Fotos der getöteten gezeigt und auch die Namen wurden genannt. Sie könnten sich Ihre Geschichte aus den Fakten zusammengereimt haben.“ Peter beobachtete mißtrauisch ihre Reaktion auf seine Worte.
„Sicher hätte ich mir das ausdenken können. Hab ich aber nicht. Und ich kann es beweisen.“
„Wie denn?“
„Ich habe letzte Nacht von einer Frau geträumt, die wohl noch nicht aufgefunden wurde.“
„Ach ja? Und wie kann ich Ihre Behauptung überprüfen?“
„Ich kann Ihnen zeigen, wo ihre Leiche ist.“
Peter rang fassungslos nach Luft. Falls dies ein Scherz war, war es ein extrem makaberer und wer war schon so dumm, zu einem Polizisten zu gehen und einen Scherz zu machen. Da kam ihm ein neuer Gedanke. Was war, wenn April die Mörderin war?

Zu seiner Überraschung antwortete April auf seine nicht ausgesprochene Frage:
„Sie können sich nicht sicher sein. Jedenfalls jetzt nicht. Sie müssen mir einfach glauben, Sie werden mir glauben!“
April kam ihm vertrauenswürdig vor, er hielt sie nicht für eine Mörderin. Das war natürlich kein akzeptables Argument, denn man sieht keinem Menschen an, ob er ein Mörder ist oder nicht. Aber er fühlte einfach, dass April die Wahrheit sagte.
„Ich wusste es doch, Sie glauben mir.“ April grinste breit.
Peter war total verblüfft.
„Können Sie Gedanken lesen?“
„Ja und nein. Ich habe es in ihren Augen gesehen. Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie es zulassen. Ach übrigens, sag bitte ‚du‘, okay?“
Peter schien überzeugt von der Aufrichtigkeit dieser Frau zu sein.
Er lehnte nicht ab, als April anbot mit zum Polizeirevier zu fahren und dort bei den Ermittlungen zu helfen.

Inzwischen war es zu spät zum duschen, also zog sich Peter gleich an und die beiden fuhren los. Während der Fahrt sprachen sie nicht viel.
Peter war total durcheinander und ordnete seine Gedanken, während April versuchte, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern. Das war nicht schwer, denn sie hatte ein gutes Gedächtnis. Dies war ein positiver Nebeneffekt, den diese Gabe, dieser Fluch mit sich brachte.

Bald waren sie an ihrem Ziel angekommen. Bevor April aussteigen konnte, stellte ihr Peter eine für ihn sehr wichtige Frage:
„Was soll ich meinen Kollegen sagen?“
April schien von dieser Frage wirklich überrascht zu sein. Sie hob ihre Schultern.
„Denk dir etwas aus oder sag die Wahrheit.“
Bevor Peter erneut etwas sagen konnte, war April ausgestiegen und schon auf dem Weg zum Eingang.

„Diese Frau kann einen wirklich in den Wahnsinn treiben,“ dachte Peter. Er stieg ebenfalls aus und rannte April hinterher.

Als Peter mit April im Polizeirevier eintraf, kam Jens gerade um die Ecke. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen und starrte April an. Völlig entgeistert fragte er: „Du?“
Fragend sah Peter ihn an.
„Kennst du April?“
„Nein...“ er sah Peter an, „Ich muss sie wohl mit jemandem verwechseln.“
„So wird’s sein,“ murmelte April.

***

Alle Anwesenden brachen in schallendes Gelächter aus, als sie von Peter den Grund für Aprils Herkommen erfuhren.
„Soso, sie will also wissen, dass eine tote Frau irgendwo im Stadtpark herumliegt.“ rief Jens boshaft lachend. „Das glaubst du doch selber nicht!“ fuhr er Peter an.

Jens war eigentlich Peters bester Freund, aber davon war in diesem Moment nichts zu bemerken.
Die beiden hatten sich von den anderen etwas entfernt.
„Gib ihr eine Chance,“ bat Peter, „dann wissen wir, ob sie die Wahrheit sagt, oder ob sie eine Lügnerin ist.“
Nur widerwillig gab Jens nach. In diesem Moment kam einer der Kollegen dazu und meinte:
„Ihr solltet kommen, unsere Wahrsagerin will uns was sagen.“
Peter bedachte ihn mit einem strafenden Blick wegen seines Spottes, kam aber der Aufforderung nach.

„Die Frau heißt, ähm ... hieß Tina Müller,“ begann April.
Ein Polizist unterbrach sie:
„Tina Müllers gibt es in dieser Stadt jede Menge.“
April sah ihn an, als wollte sie ihm im nächsten Moment an den Hals springen, doch sie fasste sich und sprach weiter.
„Das ist mir klar, aber wenn ich ihr Bild sehe erkenne ich sie.“
Der Polizist setzte wieder zu einem Einspruch an, aber April gab ihm dafür gar keine Chance.
„Ich weiß, dass das nur möglich ist, wenn sie vorbestraft ist, aber das ist auch irrelevant. Wir sollten lieber zum Park fahren als hier herumzustehen und sinnlos zu reden.“

Die meisten waren noch mißtrauisch. Jens hatte das Vertrauen, dass Peter gegenüber April hatte, bemerkt und er vertraute darauf, dass Peter wusste, was er machte. Mit zwei Streifenwagen fuhren April, Peter, Jens und fünf weitere Polizisten zum Stadtpark.
Alle waren sehr nervös.

Bald standen sie am Eingang des Parks, durch den auch Tina Müller gekommen war. April schloss die Augen und konzentrierte sich. Langsam ging sie den Weg entlang.
„Hier ist sie gegangen, folgen Sie mir bitte.“
Immer wenn Tina ihre Geschwindigkeit geändert hatte, tat dies auch April. Plötzlich blieb sie stehen.
„Hier war es.“
„Was?“ fragte ein Polizist.
April sah ihn traurig an.
„Hier wurde sie getötet.“
April stand da, sah auf den Boden, sagte kein Wort mehr und war auch nicht ansprechbar.
Die Polizisten begannen die nähere Umgebung zu durchsuchen, fanden aber nichts.

Irgendwann erwachte April wieder aus ihrer Starre, als spürte sie die Hilflosigkeit der Männer, und zeigte in die Richtung einer Wiese. Dort war ein Bach, der um einen kleinen Hügel herumfloß. Sofort gingen die Beamten darauf zu. Aber niemand entdeckte etwas. April war ihnen langsam gefolgt.
Peter sprach sie an:
„April, könntest du uns bitte helfen, wir finden nichts.“
April nickte und ging auf die andere Seite des Hügels. Peter meinte, dort hätten sie schon gesucht, aber nichts gefunden.
„Sieh mal genauer hin.“
April deutete auf den Hügel. Peter ging näher hin und tastete mit seinen Blicken jede Stelle ab. Plötzlich stutzte er. Was er sah war leicht zu übersehen. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine vom hohen Gras überdeckte Einbuchtung. Peter ging darauf zu und bog das Gras zur Seite. Nun sah er in ein dunkles Loch.
„Der Eingang zu einem Fuchsbau.“ kommentierte einer der Polizisten.

Peter wies einen Kollegen an, Spaten zu besorgen. Gerade als der Mann gegangen war, meldete ein anderer Polizist von einem Mann, der auf einer Parkbank schlief. Er könnte ein Zeuge sein. Peter machte sich sofort auf den Weg. Er benötigte nicht lange, bis er bei der Bank war und weckte den Landstreicher auf.

„Na, da war dieses junge Ding, ist in die Richtung gelaufen,“ er deutete zum anderen Ende des Parks.
„Ich hab mich noch gewundert, was die hier so spät macht, als ich dieses Knurren gehört hab. Ich hab gucken wollen, was los ist, aber ich sag Ihnen, ich hab den Rücken von diesem Monster gesehen und hab gemacht, dass ich wegkam.“
„Was für ein Monster?“ fragte Peter verwundert.
„Keinen Schimmer, aber es war echt groß, bestimmt zwo Meter oder mehr. Und behaart war es, des kann ich Ihnen sagen, aber wie gesagt, ich bin feige weggerannt.“ Hilflos hob der Mann die Arme.
„Na ja, Sie hätten wahrscheinlich sowieso nichts mehr tun können. War vielleicht besser so. Wer weiß, was der Mörder sonst mit Ihnen gemacht hätte, Sie haben ihn schließlich gesehen.“

Mit einem knappen Gruß verabschiedete sich Peter und ging zurück zum Hügel, wo inzwischen auch die Spaten eingetroffen waren. Zwei Männer schaufelten eifrig den Eingang frei. Kurz bevor Peter bei ihnen war wichen die Polizisten erschrocken zurück. Schnell rannte Peter das letzte Stück Weg und sah, auf was sie so entsetzt starrten.
Eine Frauenleiche, total zerfetzt.
„Was für ein Monster!“ rief Peter schockiert. „Wer tut so etwas?“
April sah ihn an und flüsterte kaum hörbar:
„Das hat kein Mensch getan und auch kein normales Tier. Das war ein Werwolf.“

***

„Ein Werwolf? Sonst ist aber alles OK bei Ihnen? Ich hab gewusst, dass die ne Spinnerin ist!“ Jens hatte sich Peter und April unbemerkt genähert.
„Was bezwecken Sie damit?“ Jens hörte sich fast schon panisch an.
April drehte sich zu ihm um und sah im in die Augen.
“Du weißt genau, dass ich die Wahrheit sage.“
Jens sog hörbar die Luft ein. Peter sah verständnislos von April zu Jens, die sich wie zwei Kampfhähne gegenüber standen.
„Was geht hier vor?“
April wandte sich an Peter:
„Jens und ich, wir kennen uns schon länger. Seit etwa 15 Jahren. Damals haben wir beide einer Gruppe angehört, die solche Wesen, wie Werwölfe oder auch Vampire, gejagt und getötet hat.“
„Damit habe ich abgeschlossen. Ich habe nie einen Werwolf oder einen Vampir gesehen. Kann ich ja auch nicht, die gibt es nämlich gar nicht.“
„Du irrst dich,“ April sah Jens mitleidig an. „Hast du alles vergessen? Wir haben gemeinsam gegen den Werwolf gekämpft, der im Süden ganze Gegenden in Angst und Schrecken versetzt hat. Und wir haben ihn besiegt.“
„Was? Das war ein Werwolf?“ fragte Peter ungläubig.
April beachtete den Einwurf nicht.
„Hast du wirklich alles vergessen?“ sie schien verzweifelt.
Jens atmete tief ein.
„OK, ich hab‘s nicht vergessen. Aber nachdem ich gesehen habe, was diese Bestie mit Frank gemacht hat, da hab ich beschlossen, dieses Kapitel in meinem Leben aus meinem Gedächtnis zu bannen.“
„Ich kann dich gut verstehen,“ sagte April leise und mit gesenktem Kopf. „Ich hab das auch versucht, aber ich muss immer wieder an diese schreckliche Nacht denken.“
Eine Träne lief über ihre Wange, als Jens sie tröstend in den Arm nahm.

Peter hatte sprachlos daneben gestanden. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich verstanden hatte, was die beiden eben gesagt hatten, aber er spürte, dass er lieber nicht nachfragen sollte. So wartete er, bis sich April wieder etwas beruhigt hatte und schlug dann vor zurück zum Polizeirevier zu fahren.
Kurz bevor sie gingen wies er einen seiner Kollegen an, sich darum zu kümmern, dass die tote Frau aus dem Loch geborgen wurde.

Die Fahrt verlief schweigsam. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und so verging die halbe Stunde Fahrt sehr schnell.

„Also, was machen wir?“ fragte Peter.
„Wir müssen den Werwolf finden, herausfinden wer es ist, und ihn töten,“ antwortete April automatisch.
„Leichter gesagt als getan,“ warf Jens ein. „Du kannst schlecht an jede Haustüre klopfen und fragen: ‚Wohnt hier ein Werwolf?‘, oder?“
„Nein, das geht nicht,... aber es gibt eine andere Möglichkeit...“ meinte April zaghaft.
„Welche?“ fragte Peter, neugierig geworden.
„Wir könnten einen Lockvogel einsetzen. Und so könnten wir ihn schnappen.“
„Aber wer macht das schon freiwillig? Ich etwa?“ fragte Jens hysterisch lachend. „Du weißt, er killt nur junge Frauen.“
„Ich mach es,“ sagte April ruhig.
Jens hörte sofort auf zu lachen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Das geht nicht.“
„Wieso?“
„Na, weil ... ach, es geht einfach nicht und damit basta.“
„Mir kann doch gar nichts passieren, nicht war, Peter?“
„Natürlich nicht. Wir würden genügend Männer postieren, um dich zu beschützen.“
„Und womit wollt ihr ihn dann aufhalten? Mit euren lächerlichen Knarren?“ Jens schien extrem gegen den Plan zu sein.
„Ich denke, ich kann die erforderlichen Silberkugeln noch heute herbringen,“ argumentierte April. „Damit müsste es doch gehen, meinst du nicht, Jens?“ fragte sie spöttisch.
Jens zuckte nur mit den Schultern und drehte sich um:
„Macht doch, was ihr wollt. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.“

Lächelnd wandte sich April wieder Peter zu.
„Sag mal,...“ begann dieser zögernd.
„Ja?“
„Ist es denn nicht so, dass ein Mensch sich nur bei Vollmond in einen Werwolf verwandelt? So viel ich weiß ist aber erst heute Nacht Vollmond."
„Da hast du irgendwie schon recht,“ lachte April. „aber die Verwandlung setzt nicht nur bei Vollmond ein, sondern auch in der Nacht davor und danach.“
„Das heißt, dass er heute und morgen Nacht wieder töten wird?“ fragte Peter entsetzt.
„Vielleicht. Du musst wissen, dass ein Werwolf nicht unbedingt töten muss, manchmal sind sie auch recht harmlos. Frag mich nicht, warum. Aber in der Vollmondnacht sind die Jagdtriebe doch wesentlich stärker als sonst.“
„Wird er in unsere Falle tappen?“
„Das weiß ich nicht. Ich hoffe es.“
„Was, wenn nicht?“
„Keine Ahnung, aber es wird auf jeden Fall klappen.“
April sah Peter strahlend lächelnd an, doch Peter ließ sich nicht über ihre Anspannung und Angst hinwegtäuschen.

Mit einem Ruck drehte sich April um, sie konnte diese fröhliche Fassade nicht mehr aufrechterhalten und wollte nicht, dass Peter das mitbekam. Sie hatte deutlich gemerkt, wie unsicher er war und wollte nicht, dass er womöglich noch wegen ihr den Plan änderte.
„Ich muss jetzt los, wenn die Silberkugeln noch pünktlich eintreffen sollen.“

Ohne ein weiteres Wort ging April zielstrebig und ohne sich umzudrehen zum Ausgang.
Peter sah ihr noch nach, als sich die schweren Türen schon längst hinter ihr geschlossen hatten.

***

Im Polizeirevier war die Anspannung deutlich zu spüren. Auch wenn längst noch nicht alle von der Existenz dieses Werwolfes überzeugt waren, nahmen sie den Einsatz doch sehr ernst. Denn selbst wenn dort kein Monster wütete, so gab es doch einen Mörder, den jeder gerne gefasst hätte.
Alle hatten Silberpatronen bekommen und nicht nur Peter hatte seine Zweifel daran, dass diese Dinger funktionierten.

Noch vor Einbruch der Nacht fuhren die Polizisten erneut zum Stadtpark, nur dieses Mal waren es wesentlich mehr. In kleinen Grüppchen betraten sie den Park von verschiedenen Seiten und ohne ein Wort zu sagen bezogen alle die ihnen im Vorfeld zugewiesenen Plätze. Kein Stück des Weges, den April entlang gehen sollte, blieb unbeobachtet.
Peter und Jens hatten mit zwei weiteren Männern ihre Position genau in der Mitte des Parks eingenommen und warteten nun im Schutz eines großen Busches auf April und hoffentlich den Werwolf.

Der Landstreicher hatte inzwischen Gesellschaft bekommen. Ein Polizist in zerlumpten Kleidern hatte sich auf der Nachbarbank niedergelassen und las Zeitung, das sollte man zumindest glauben. In Wirklichkeit beobachtete er scharf seine Umgebung und merkte sich jedes kleinste Detail.

So verging die Zeit. Seit etwa einer halben Stunde war es dunkel. Doch den Vollmond konnte Peter nicht sehen, denn der wurde durch eine dickte Wolkenschicht verdeckt. Man sah im wahrsten Sinn des Wortes die Hand vor Augen nicht.
Peter war genervt. Nicht nur wegen der Dunkelheit, sondern auch wegen dem ständigen Rascheln, das neben ihm zu hören war.
„Was ist denn los?“ raunte er Jems zu.
„Alles in Ordnung. Ich liege nur etwas unbequem,“ entgegnete ihm dieser.
Eine Weile war das Rascheln noch zu hören, dann hatte Jens offenbar eine bequemere Position gefunden.

Nach vier Stunden war Peter schon kurz davor, den Einsatz abzubrechen, denn er wusste, dass sich ein Mensch nur in einen Werwolf verwandelt, wenn er den Vollmond direkt sehen kann.

Als Peter wieder auf den Weg sah, bemerkte er, dass April losgegangen war, was er gar nicht verstand, denn wenn der Werwolf sich nicht verwandeln konnte, wie sollte er sie dann angreifen?
Aber als er nach oben sah, wusste er den Grund, denn die Wolken hatten sich gelichtet und der Vollmond war vollständig zu sehen.

April ging den Weg entlang, den die im Moment unsichtbaren, weil versteckten, Polizisten säumten. Sie versuchte keine Angst zu haben, aber ihr schlotterten die Knie und sie wusste genau, dass es jeder sehen konnte. Tapfer setzte April ihren Weg fort und – erreichte unbehelligt den Ausgang des Parks, an dem sie von drei Polizisten in Empfang genommen wurde.

April war ratlos. Was war schief gegangen?
Sie beschloss den Weg noch einmal zurückzugehen, etwas langsamer.
Doch auch dieses Mal erreichte sie sicher die andere Seite.

Inzwischen zogen wieder Wolken auf und Peter beschloss nun endgültig abzubrechen. Unauffällig zogen sich die Polizisten zurück. Kurz bevor Peter den Parkausgang erreicht hatte, rief jemand hinter ihm:
„Peter, warte auf mich!“
Es war Jens. In seiner Enttäuschung hätte Peter ihn vergessen.
„Geht es dir besser?“ lachte Peter, auch wenn ihm ganz und gar nicht zu lachen zumute war.
„Etwas,“ grinste Jens zurück. „Bis morgen ist bestimmt wieder alles OK.“

Die Polizisten fuhren nach Hause, nur Peter, April und Jens beschlossen noch irgendwo etwas trinken zu gehen. Sie fanden ein kleines Lokal in der Nähe des Parks und machten es sich an einem Tisch gemütlich. Krampfhaft versuchten alle nicht darüber zu reden, was zuvor passiert war. Sie gaben sich fröhlich und lachten viel. Doch schon nach kurzer Zeit verzog Jens das Gesicht.

„Was ist denn mit dir los?“ April sah Jens sorgenvoll an.
„Ich bin entsetzlich müde. Und diese Warterei, liegend auf dem steinigen Boden – ich glaube, ich gehe nach Hause und hau mich aufs Ohr.“
Peter und April hatten Verständnis für Jens; es ging ihnen nicht anders. Sie entschlossen sich aber, noch ein paar Minuten sitzen zu bleiben.

„Es war nicht deine Schuld,“ unterbrach Peter die Stille, die nun seit fünf Minuten zwischen ihnen herrschte.
„Ich weiß, aber...“ verzweifelt suchte April nach Worten.
„Vielleicht hat er ja etwas mitbekommen, du weißt schon, den Braten gerochen.“
„Möglich,“ April zuckte resignierend mit ihren Schultern.
„Moment,“ rief Peter plötzlich, redete aber leiser weiter, als er bemerkte, dass sich ein paar der Anwesenden zu ihnen umgedreht hatte.
„Es stimmt doch, dass ein Werwolf tagsüber ein ganz normaler Mensch ist,oder?“
„Ja und?“
„Also, was ist, wenn unser Werwolf einer der Kollegen ist, oder einer ihrer Freunde oder Verwandten?“

April wurde hellhörig.
„Dann wäre er gewarnt gewesen!“
„Genau,“ nickte Peter.
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir müssen es alleine versuchen. Morgen Nacht ist unsere letzte Chance für diesen Monat.“
„Schon, aber woher weiß ich sicher, dass nicht du der Werwolf bist?“ fragte April.
„Und woher weiß ich, dass nicht du es bist?“
„Stimmt. Wir müssen es einfach wagen. Was können wir schon verlieren?“
„Unser Leben,“ antwortete Peter trocken.
April lächelte verlegen. „Du weißt, wie ich es gemeint habe.“
„Klar. Also, was machen wir?“

In den nächsten zwei Stunden steckten April und Peter die Köpfe zusammen und besprachen, wie sie vorgehen wollten.
„Sag mal, gibt es denn keinen Weg, den Wolf zu töten, aber den Menschen leben zu lassen?“ fragte Peter, dem dieser Gedanke neue Hoffnung gab.
„Ich fürchte, nein,“ meinte April, „wenn ein Mensch einmal infiziert ist, kann ihn niemand mehr heilen, ich wüsste auf jeden Fall nicht, wie.“

Enttäuscht von dieser Antwort lenkte Peter das Gespräch zurück auf ihren Plan.

***

Am nächsten Tag versuchte Peter sich so normal wie möglich zu verhalten. April war nicht mitgekommen, denn offiziell hatte sie keinen Nutzen mehr für die Polizeiarbeit.

Irgend jemand fragte, ob man denn an diesem Abend nicht noch einmal zum Park fahren und es einfach noch einmal probieren sollte.
Bevor Peter einen Ton sagen konnte, war schon Jens neben ihm und sagt mit ruhiger, sachlicher Stimme:
„Wenn der Werwolf gestern nicht auf unsere Falle hereingefallen ist, dann heute sicher auch nicht. Der traut sich heute Nacht bestimmt nicht in den Park. Schließlich steht sein Leben auf dem Spiel.“
Der Polizist sah fragend Peter an.
„Er hat recht. Der kommt heute sicher nicht,“ meinte der mit trockenem Mund.

Was, wenn Jens wirklich recht hatte?
Aber schließlich hatte eben das komplette Polizeirevier mitbekommen, dass am Abend keine Polizisten mit gefährlichen Silbergeschossen im Park sein würden. Wäre der Werwolf also unter ihnen gewesen, hätte er sich in Sicherheit wiegen müssen.

Der Gedanke gab Peter neue Zuversicht und irgendwie freute er sich sogar auf den Abend.

Der Tag verging furchtbar langsam, aber so war es immer, wenn man aufgeregt auf etwas wartete. Peter ging so früh wie möglich nach Hause. Er war stolz auf sich, dass er den geheimen Plan für sich behalten hatte, denn das war sehr schwer für ihn gewesen. Doch er hatte nicht einmal Jens gegenüber eine Andeutung gemacht. Und so fuhr er nach Haus, mit dem Wissen, dass nur April und er wussten, was am Abend geplant war.

April erwartete ihn bereits in seiner Wohnung und gemeinsam sprachen sie nochmals alles durch. Peter steckte zwei Pistolen voll mit Silberkugeln und noch einige Ersatzpatronen ein.

Etwa eine Stunde bevor es dunkel wurde fuhren die zwei zum Park. Sie parkten etwa fünf Gehminuten entfernt, um sicher zu gehen, dass sie niemand sah. Während April noch im Auto wartete, betrat Peter bereits unauffällig den Park und versteckte sich nur ein paar Meter vom Eingang entfernt, durch den April kommen würde.

Bald brach die Abenddämmerung herein und um Peter herum wurde alles dunkel. Er hätte es nie zugegeben, aber er hatte furchtbare Angst.
Peter wartete etwa zwei Stunden. Heute hatten sie Glück, denn es war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen.

Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bis April endlich den Park betrat. Unsicher sah sie sich um, konnte ihn aber nicht sehen. Peter war erleichtert, denn wenn April ihn nicht sehen konnte, obwohl sie wusste, dass er da war, dann konnte ja ein Werwolf, der nicht von seine Anwesenheit wusste ihn nicht sehen, außer er konnte in der Dunkelheit sehr gut sehen...

„Verdammt!“ flüsterte Peter.
Natürlich konnte ein Werwolf in der Dunkelheit besser sehen als ein Mensch, sogar viel besser. Weshalb sollte er sonst Nachts jagen? Das hatten sie bei ihren Überlegungen total übersehen. Was, wenn nicht einer seiner Kollegen der Werwolf war, sondern jemand anders, der die Polizisten gesehen hatte und deswegen nicht aufgetaucht war?

Aber Peter konnte daran jetzt sowieso nichts mehr ändern. Er musste noch vorsichtiger sein und sich noch leiser bewegen.

Zaghaft ging April den Weg entlang und blieb plötzlich stehen. Peter konnte nicht den Grund dafür erkennen, er hatte nicht mitbekommen, was sie gehört hatte. Eindeutig hatten im Gebüsch neben ihr Blätter geraschelt.
April sah sich nach allen Seiten um, konnte aber nichts sehen.

Aber Peter sah April, denn er war ihr gefolgt und sah nun ihr direkt ins Gesicht. Es war zu einer Grimasse der Angst verzerrt und Peter befürchtete schon, April könnte sich umdrehen und davon rennen. Das tat sie jedoch nicht, sondern setzte tapfer ihren Weg fort.

Plötzlich war er da. Peter konnte nicht sagen, wo er hergekommen war, denn alles geschah zu schnell, aber von einer Sekunde zur nächsten stand hinter April der Werwolf.
Peter keuchte erschrocken, bereute dies aber sofort, denn es war dem Monster nicht entgangen. Es drehte den Kopf in Peters Richtung und sah direkt in seine Augen.

„Jetzt ist alles aus,“ dachte Peter, doch zu seinem Erstaunen schien der Werwolf ihn nicht gesehen zu haben, denn er wandte sich wieder zu April um, die sich in genau diesem Moment umdrehte – und – ganz ruhig blieb.

April sah dem Monster direkt in die Augen. Das fiel ihr nicht sehr schwer. Sie hatte Angst, als sie nicht wusste, ob der Werwolf in der Nähe war und wenn ja, wo er war. Aber einen seiner Art zu sehen schockierte sie schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, sie war erleichtert, weil die Ungewissheit vorüber war. Und so sah sie ihn nur an und zeigte kein Zeichen von Angst.
Das verunsicherte den Werwolf, April wusste es, sie konnte es spüren.
Und sie konnte sehen, dass er es war, der Angst bekam.

Zögernd drehte er sich einmal um sich selbst, als suche er jemanden, doch er schien niemanden zu sehen, denn plötzlich drehte er sich wieder zu April um, knurrte sie wütend an und machte einen Schritt auf sie zu. Doch sie wich nicht zurück.

Peter hatte alles beobachtet und im Gegensatz zu April war er vor Angst wie erstarrt. Er sah, wie sich die Bestie umdrehte und dann April näherte. ‚April ist in Gefahr‘, hämmerte es in seinem Kopf und plötzlich spürte er eine riesige Kraft in sich und aller Angst zum Trotz trat Peter aus seinem Versteck, zielte und feuerte eine der Silberkugeln ab. Deutlich konnte er sehen, wie sich das Geschoß seinen Weg in den Körper des Monstrums bahnte. Der Werwolf drehte sich um und starrte Peter an.

„Verdammt,“ rief er, „warum wirkt es nicht?“
Doch von April konnte er keine Antwort erwarten, denn die stand genauso geschockt und ratlos da, wie Peter.
Panisch riß Peter erneut seine Waffe hoch und schoss noch dreimal. Wieder schienen die Geschosse keine Wirkung zu haben und Peter wollte schon wieder feuern, als der Werwolf plötzlich einen Schmerzenslaut ausstieß und auf seine Knie sank.
Wie in Zeitlupe fiel das Monster auf den Boden...

Wolken, die aufgezogen waren, verdunkelten die Szene im Stadtpark und doch konnten Peter und April die Verwandlung sehen, die der leblose Körper durchmachte.

„Oh Gott!“ rief April aus. Peter rang nach Fassung, April hatte sie längst verloren. Weinend flüchtete sie sich in Peters Arme und verschloss die Augen vor dem schrecklichen Anblick, der sich ihnen bot.

***

Brennendes Stechen durchzuckte den Körper des Werwolfes, als die erste Kugel traf. Bereits in diesem Moment setzte die Verwandlung der Bestie zum Menschen ein. Jens war sich dieser Tatsache bewusst und verspürte nun trotz des Schmerzes Erleichterung. Er spürte nichts mehr von der unstillbaren Gier, von der Gier zu töten.

„Bitte schieß noch einmal,“ flehte Jens still.
Er sehnte sich danach zu sterben, endlich erlöst zu werden von dem Fluch, der auf ihm lag.
Die Ereignisse der letzten Tage liefen wie ein Film vor seinem inneren Auge ab.

Er lag neben Peter im Gras und merkte, dass die Verwandlung zum Monstrum kurz bevor stand.
Er wollte sich leise wegbewegen, doch das Rascheln des Grases machte Peter aufmerksam.
„Was ist denn los?“ hörte er Peter fragen.
„Alles in Ordnung. Ich liege nur etwas unbequem.“

Kurz darauf gelang es Jens, sich zu entfernen. In einem abgelegenen Winkel des Parks vollzog sich die Verwandlung. Obwohl die bestialischen Triebe sehr stark waren, schaffte es der Werwolf, sich ihnen zu widersetzen.
Wieder zum Mensch geworden, erreichte Jens gerade noch die Anderen, als diese den Park verlassen wollten.

Kurze Zeit später im Lokal spürte Jens wieder die Verwandlung zum Tier auf sich zukommen.
Gerade noch rechtzeitig erreichte er seine Wohnung, um am nächsten Morgen zusammengekrümmt, auf dem Boden liegend, zu erwachen.

Nun stand Jens hier, vor Peter, seinem besten Freund, den er noch vor kurzem erbarmungslos zerfetzt hätte.
„Bitte schieß noch einmal,“ flehte Jens still.

Drei weitere Schüsse peitschten auf.
Plötzlich wurde sich Jens seiner Schmerzen bewusst und jaulte gepeinigt auf.
Die Welt um ihn herum schien an Substanz zu verlieren und dann sah Jens nur noch Schwärze.

Wie in Zeitlupe fiel er auf den Boden und machte seinen letzten Atemzug.

***

Drei Tage später saßen Peter und April auf einem Sofa in Peters Wohnung.
„Wie konnte das nur passieren?“ fragte Peter, noch immer fassungslos darüber, dass Jens der Werwolf gewesen war.

Sie waren noch eine Weile dagestanden und hatten anschließend einen Krankenwagen gerufen.
Offiziell hieß es nun, dass Jens der Mörder gewesen war und April nur gerettet werden konnte, indem Peter ihn erschoss.
Was sollten sie auch sonst sagen?
Wer glaubte schon an Werwölfe?

„Weißt du noch, der Werwolf, der den gesamten Süden in Angst und Schrecken versetzt hat?“ fragte April. Peter nickte.
„Nun, wir hatten ihn bekämpft und besiegt. Am nächsten Tag hatte Jens einige Kratzer am Arm. Er sagte, das wäre seine Katze gewesen... Ach, hätte ich ihm nur nicht geglaubt...“
„Es war nicht deine Schuld,“ war das Einzige, das Peter sagen konnte, denn ihm liefen genau so wie April die Tränen über das Gesicht.

„Lass uns nie wieder davon reden, OK?“ schluchzte April. Als Peter stumm mit dem Kopf nickte, kuschelte sie sich enger an ihn und lächelte das erste Mal seit drei Tagen.

 

Hallo Sahila.

Ein paar Details zu deiner Geschichte:

Völlig ahnungslos verabschiedete sie sich von ihrer Freundin und machte sich auf den Weg nach Hause.
Ahnungslos in Bezug auf was?
Sie war wirklich völlig ahnungslos...
Das wurde bereits ein paar Sätze zuvor gesagt, ist also nicht notwendig, das nochmal zu betonen.
Normalerweise machte es ihr nichts aus, alleine in der Dunkelheit zu sein, aber heute war alles anders.
Warum genau war es heute anders?
Plötzlich erstarrte sie.
Ein paar Sätze zuvor beginnt ein Satz schonmal mit "Plötzlich" - evtl Synonym wählen.
Als nächstes kam die Hilflosigkeit, begleitet von einigen Schluchzern.
Hab ich nicht verstanden - warum ist er hilflos und schluchzt? Weil er verschlafen hat? :susp:
auch wenn er sie ziemlich sympathisch und attraktiv fand.
Peter, 32 Jahre jung war ziemlich groß,
Ziemlich grob fragte Peter sie, was sie wolle.
Drei mal "ziemlich" innerhalb von fünf Sätzen sind zwei zuviel.
Ach übrigens, sag bitte ‚du‘, okay?“
Kommt mir ein bisschen schnell, diese Vertraulichkeit.

Inhaltlich war die Geschichte ganz nett. Ist halt schwer, dem Werwolf-Thema eine neue Seite abzugewinnen.
Was ich nicht ganz verstanden habe: Jens war anscheinend auch jener Werwolf, den April damals im Süden jagte? Und warum sagte sie, er sei "besiegt" (also getötet, nehme ich an) worden?

Ginny

 

Hallo Ginny-Rose,

vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge.

Ich wollte zu Beginn etwas Spannung aufbauen ... ich denke, ich habe es etwas übertrieben :Pfeif:

Bei der Wortwiederholung gebe ich dir Recht. Da muss ich mir wohl was besseres einfallen lassen. :hmm:

Kommt mir ein bisschen schnell, diese Vertraulichkeit
Leider ist mir keine andere Möglichkeit eingefallen, um die zwei sich duzen zu lassen. Das wollte ich aber auf jeden Fall, da ich fand, dass das "Sie" unpassend gewesen wäre.

Jens war nicht der Werwolf von damals. Aber Jens und April haben diesen Werwolf zusammen gejagt und dabei hat sich Jens infiziert.

Sahila

 

Jens war nicht der Werwolf von damals. Aber Jens und April haben diesen Werwolf zusammen gejagt und dabei hat sich Jens infiziert.
Ach herrje. Tut mir Leid, meine eigene Blödheit, darauf hätte ich auch selber kommen können ... :Pfeif:

 

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