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Wind
Wind
Es war früh am Morgen. Die kleine Stadt war in Morgendämmerung versunken. Die Dächer waren von der Sonne golden erleuchtet. Ein leichter Wind wehte hinunter zum Strand. Das Meer war glasklar und funkelte in den ersten Sonnenstrahlen. Im weichen Sand waren Fußspuren zu sehen. Der Strand war fast leer und lag totenstill da. Einzig die Brandung der Wellen und das Kreischen weniger Möwen war zu hören.
Plötzlich wurde die Stille durch eine Stimme durchbrochen. "Nein Yuki!" Es war die wispernde Stimme, die einem Mädchen gehörte, das zusammen mit einem Jungen in der Nähe einiger Felsen stand. "Toki..." flüsterte der Junge. Dem Mädchen liefen einige Tränen die Wangen hinunter und es senkte den Blick, der einige Zeit auf dem Jungen geruht hatte. Dieser bemerkte die Tränen und hob mit der rechten Hand den Kopf des Mädchens an, so dass Toki ihm in die Augen sehen musste. Ihre sanften braunen Augen waren mit Tränen und Schmerz gefüllt. Yuki beugte sich vor und strich mit seinen Lippen zärtlich über Tokis weiche Wange.
Das Mädchen löste sich von ihm und trat ein paar Schritte zurück. "Wieso bleibst du nicht bei mir, Yuki? Liebst du mich nicht?" Der Junge schüttelte leicht seinen Kopf und ging auf das braunhaarige Mädchen zu. "Toki, du bedeutest mir alles. Du bist wie die Luft zum Atmen für mich." Er lächelte. "Glaubst du wirklich, ich will weg?" Ein starker Wind wehte über den Strand . Er zerrte sanft an Tokis langem weißem Kleid und ihren braunen Haaren. "Er will dir sagen dass es nicht lange dauern wird." flüsterte Yuki zum Himmel blickend.
Das Mädchen lachte leise. "Es tut weh, Yuki. Ich will nicht, dass du gehst. Es ist mir egal, ob du nur eine Stunde, einen Tag oder eine ganze Woche fort bist. Es fühlt sich immer so an, als ob mein Herz zerspringt." Yuki nickte und richtete seinen Blick auf das Meer. "Ich muss los", sagte er, als er ein silbernes Licht am Ende des Horizont sah. "Aber vorher möchte ich dir noch etwas geben." Er griff in seine Tasche und holte eine Kette mit einem Anhänger hervor, der anfing silbern zu leuchten als er der braunhaarige Toki die Kette umlegte. Diese starrte mit offenem Mund auf den Kettenanhänger, der immer heller zu leuchten begann.
Yuki lächelte und erklärte: "Das ist ein Mondkristall. Er beginnt zu leuchten wenn sein Träger reine Liebe fühlt. Außerdem beschützt er ihn. Jemand muss ja auf dich aufpassen." meinte er verschmitzt und strich dem hübschen Mädchen sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Toki sah ihn mit liebevollen Augen an und zog Yuki zu sich hinunter. Zärtlich legte sie ihre Lippen auf seine und spürte seine Wärme.
Nach einer Unendlichkeit, wie es schien, lösten sich die beiden von einander. "Du musst gehen." hauchte sie ihm ins Ohr. Schnell schmiegte sie noch einmal ihre Wange an seine und genoss es in seiner Nähe zu sein und seinen Geruch einatmen zu können. Yuki drehte sich, so das sie nicht sehen konnte, wie eine einzelne Träne seine Wange hinab floss. Er schloss kurz die Augen und schneeweiße Flügel erschienen auf seinem Rücken.
Er wollte sich noch einmal umdrehen, doch er konnte es nicht. Es tat so weh. Toki Kummer zu machen war das Letzte, was er wollte und dass sie weinte, wusste er auch ohne sich umzudrehen. Schnell breitete er seine Flügel aus und flog dem Horizont entgegen. Noch lange schaute Toki ihrem Freund nach. Ihre Hände fest um den Stein geklammert weinte sie unaufhaltsam.
~EndlessRain~