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Zeichen. Eine Autobiographie

Pit

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18.02.2009
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Zeichen. Eine Autobiographie

Eine weise Frau sagte einmal, manche Gaben müsse man erst akzeptieren lernen. Es war das Wort „lernen“, das sie betonte, und sie sagte es mir, weil sie wusste, dass ich meine Gabe hasste.
Die weise Frau war meine Mutter.
Es ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen. Unmöglich zu sagen, wie alt ich war, vielleicht vier, fünf Jahre. Wir kamen Sonntags nach Hause, ich zeigte auf das Fenster des Nachbarhauses und quietschte ein fröhliches: „kaputt!“
Meine Eltern tadelten mich, weil es ja nicht kaputt war. Ich konnte sie nicht davon überzeugen, dass über dem Fenster ein Wort in der Luft schwebte, das nichts anderes als „kaputt“ bedeutete. Wie hätten sie es auch glauben können, ich konnte ja nicht mal lesen!
Und doch waren da in blasser Schrift Buchstaben gemalt, die nicht kyrillisch waren und auch keiner mir bekannten Sprache entstammten. Trotzdem wusste ich, dass diese Buchstaben einen Akt der Zerstörung beschrieben.
Zwei Tage später stieß der Nachbar seine Frau mit dem Kopf durch dieses Fenster, ich weiß nicht aus welchem Grund. Sie überlebte, was mich freute, weil sie mir immer mal wieder einen Apfel von ihrem Baum zuwarf. Und sie blieb bei ihrem Mann. Wahrscheinlich erwartete sie nichts anderes von ihrem Leben. Es waren harte Zeiten in Russland, damals.
Mein Vater erinnerte sich nicht an meine Prophezeiung. Er glaubte nie an dergleichen. Meine Mutter aber sah mich an, lange, durchdringend, wie prüfend, ohne ein Wort zu sagen. An diesen Blick erinnere ich mich noch gut, ich sollte ihn noch öfters sehen.
Mit vielleicht zehn Jahren gab sie mir den Rat, meine Prophezeiungen niemandem mehr zu erzählen, nur ihr. Ich befolgte diesen Rat. Fast jeder, der Zeuge meiner Gabe gewesen war, fragte mich, wie ich das gemacht hätte. Als wäre ich dafür verantwortlich, dass da ein Fenster zu Bruch ging, dort ein Brand ausbrach.

Ich war erst 16 geworden, als ich eines Morgens am Himmel die Buchstaben sah. Ich erschrak selber, denn so groß hatte ich sie nie zuvor gesehen. Auch konnte ich nicht einordnen, worüber sie schwebten. In jener Richtung lag Zimovishche, unser Nachbardorf, doch ich glaubte, die Buchstaben lagen weiter dahinter, über der Stadt Pripjat. Konnte das möglich sein – sah ich den Untergang einer ganzen Stadt vorher?
Ich wusste, dass mindestens zwei Tage Zeit waren. Ich rannte zu meiner Mutter und erzählte es ihr. Sie sah mich an, dann in die Richtung, in die ich zeigte. Ob wir nach Zimovishche gehen sollten, um es besser einordnen zu können, fragte ich. Sie fragte, wie groß die Buchstaben seien. Sehr groß, antwortete ich. Sie sagte, ich solle wichtige Sachen zusammenpacken. Vier Stunden später saßen wir im Zug nach Kiew. Meinen Vater zum Mitkommen zu überreden war aussichtslos. Er glaubte nicht an Hokuspokus, und eine passende Lüge fiel uns nicht ein. Wir sagten, wir würden eine Jugendfreundin dort besuchen. Sie sei Lehrerin, er solle sich keine Gedanken um die versäumte Schule machen. Als hätte sich mein Vater jemals Gedanken um meine Schulbildung gemacht.
Wir übernachteten tatsächlich bei einer Freundin, von der ich vermutete, dass sie eher Prostituierte war. Wir sahen uns Kiew an, ich war so aufgeregt, endlich eine große Stadt zu sehen. Meine Mutter fragte mich, ob ich die Buchstaben noch sehen könnte. Ich sagte nein. Ich hätte sie auch nicht wahrgenommen unter all den Dingen, die es zu sehen gab.
Tags darauf hörten wir vom Unglück, das als Tschernobyl in die Geschichte eingehen sollte. Ich spürte das erste Mal in meinem Leben mein Herz aussetzen. Meine Mutter weinte. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich unmöglich am Unglück schuld sein könne. Natürlich hatte sie nicht im Traum diesen Verdacht gehabt; ich selbst war es, der die Verantwortung dafür auf seinen eigenen schmalen Schultern gepackt sah.
Im Zuge der Evakuierung der Bevölkerung Pripjats und der angrenzenden Dörfer kam mein Vater zu uns. Der Tod stand nicht als Wort über seinem Kopf, er stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es sollte ein halbes Jahr dauern, aber er kam. Mit sechzehn wurde ich zum Erwachsenwerden gezwungen, ich stand mit meiner Mutter alleine da.
Wir hielten uns über Wasser, indem ich bereits in frühester Morgenstunde zu Fuß zu einem Bauernhof außerhalb der Stadt lief, Eier und Gemüse kaufte, soviel ich tragen konnte, und wieder zurücklief. Wir verkauften die Waren dann auf dem Markt. Es war nicht einträglich, aber wir überlebten.
Eines Tages erzählte ich meiner Mutter, dass ein Pfeiler der Markthalle einstürzen würde. Sie kannte eine Marktfrau, die unter dem Pfeiler ihren Stand hatte. Wir warnten sie, und sie glaubte mir sofort. Die Russen in der Großstadt sind empfänglich für derlei.
Als der Pfeiler einstürzte wurde ich auf einen Schlag berühmt. Die Marktfrau hatte es überall erzählt.

Ich wurde Wahrsager. Zuerst versicherte ich den Menschen, dass ich ihre Zukunft nicht sehen könne, nur manche Dinge, die kaputt gehen würden. Sie glaubten mir nicht. Sie bedrängten mich. Ich erfand Dinge, und es fiel mir immer leichter. Niemand wollte Wahrheiten hören; man verlangte nach allgemeinem, je beruhigender, umso besser. Jungen Paaren versicherte ich, dass eine Ehe unter guten Sternen stünde, und dass sie mit Kindern und Wohlstand gesegnet würden. Alten, verbrauchten Menschen prophezeite ich ein langes Leben. Ein Mann, der mir auf den ersten Blick unsympathisch war, schickte ich ernsten Gesichtes weg, mit den Worten, ich könne ihm nicht helfen. Es war ein riesen Spaß für mich, bis ich erfuhr, dass er sich am gleichen Tag erhängt hatte. So einfach war es, ein Leben zu zerstören.
Natürlich mehrte diese Geschichte nur meinen Ruhm. Ich bekam Geld und Geschenke, dass ich erst nicht wusste, was damit machen. Meine Mutter verwaltete es; fast könnte man sagen, sie wurde meine Managerin.
Wir lebten drei Jahre so, unsere Klienten wurden immer bekannter und berühmter. Wir hatten uns einen gewissen Wohlstand gesichert.

Zwei Wochen nach Ostern, wo die Luft und die Menschen schon die Erwartung des Frühlings trugen wie bunte Kleider, weckte mich meine Mutter wie üblich. Ich erschrak, als ich sie erblickte. Über ihrem Kopf waren Buchstaben, die „Tod“ bedeuteten. Ich sah es selten über den Köpfen von Menschen, und es hatte mich immer traurig gemacht.
Ich hätte ihr nichts gesagt, doch sie hatte meinen Blick gesehen. Sie griff als Reflex über ihren Kopf, als könne sie die Buchstaben von dort vertreiben, ausradieren. Dann rannte sie in ihr Zimmer, ich glaubte sie weinen zu hören.
Ich lief weg. Ich hätte es nicht ertragen können. Zu warten, bis passierte, was immer passieren würde. Zu glauben, ich sei schuld an ihrem Tod, allein weil ich ihn vorhergesehen hatte.

Ich wurde ein Wanderprediger. Mein Ruf eilte mir voraus, man erwartete mich, wo immer ich eine Pause einlegte. Ich sagte niemandem mehr seine Zukunft voraus, ich sprach statt dessen von der Zukunft ganzer Völker, der ganzen Sowjetunion, der ganzen Welt. Ich sah den Untergang der Sowjetunion voraus. Jeder Mensch mit Verstand hätte das tun können. Mir glaubten sie. Oft sperrte man mich ein wegen meiner Reden, die durch und durch dem Kommunismus widersprachen. Es war die beste Zeit für mich: hinter Gittern durfte ich meinen Mund halten, ich musste nicht Ausschau halten nach irgendwelchen Buchstaben über irgendwelchen Dingen oder Menschen. Doch ich hatte zu mächtige Anhänger, früher oder später kam ich immer frei.
Der Zusammenbruch des Ostblocks brachte mir nicht viel. Klienten, die ich längst vergessen hatte, machten großes Geld im Westen, sie nötigten mich, ihnen nachzureisen. Meine Wanderung blieb die selbe, meine Predigten ebenfalls. Ich muss mich nicht mehr vorstellen, die Welt kennt mich bereits.

Seit gestern weiß ich, dass meine Prophezeiungen ein Ende haben. Nie habe ich sie gewollt, nie habe ich gelernt sie zu akzeptieren. Nie waren sie eine Gabe für mich, immer nur ein Fluch. Seit gestern weiß ich, dass ich sie nicht mehr zu fürchten brauche.
Ich stieg gestern aus meinem Bett. Eine große Suite in einem großen Hotel in einer großen Stadt. Ich habe mir abgewöhnt, die Namen der Städte meiner Wanderschaft zu merken.
Mir verlangte nach frischer Luft, ich ging auf den Balkon. Und es war nicht die Morgensonne, die den Himmel mit blasser Farbe tränkte. Es waren Buchstaben, in der gleichen Schrift, die keine Sprache der Welt kennt, Buchstaben, die ich mein Leben lang gesehen und verstanden habe. So groß, wie ich sie nie gesehen habe. Sie sind über den ganzen Himmel geschrieben, sie überdecken mindestens dieses Land, wenn nicht den gesamten Kontinent oder die ganze Erde. Ich freue mich über die Botschaft, es ist das erste mal, dass mich meine Gabe wirklich glücklich macht.
Das war gestern. Es dauert mindestens zwei Tage.

 
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Hey Pit,
geile Geschichte. Was ich jetzt sage, klingt vielleicht komisch, ist aber so: Du hast etwas gemacht, was wenige hier machen, du hast einfach eine Geschichte erzählt. Du hast nicht bloß geschrieben, sondern erzählt. Wie viele Leute, wie du das aus dem Alltag vielleicht kennst, nur reden, und nur wenige wirklich was sagen.
Ich finde entweder bist du ein Russe oder du hast stilistisch diese russische Schwermütigkeit, aber auch Warmherzigkeit gut eingefangen, mit schlichten, aufrichtig klingenden Sätzen, ohne diese hochgestochenen Verschnörkelungen, wie man sie oft bei guten Autoren hier findet, was ihre Geschichten aber nicht unbedingt besser macht. Du bist einer der wenigen Leute, bei denen ich nicht teilweise aus Pflichtgefühl die Motivation erhalte, eine weitere Geschichte von dir zu lesen.
Es gab einige inhaltlich gute Stellen, gut von deinen Gedanken her, ein Beispiel:

Der Tod stand nicht als Wort über seinem Kopf, er stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Auch dass das große Unglück am Ende der Kindheit Tschernobyl war, hätte ich gar nicht erwartet, und fand es als Pointe gut.
Das Ende ist ziemlich cool.
Der Gesamtaufbau ist wirklich gut.
Wie soll ich sagen, der Stil passt gut zu Autobiografie. Mach dich schon mal darauf gefasst, dass du dir nachher die meisten Kritiken bezüglich des Stils einfangen wirst. Ich kann dir garantieren, dass schon der erste Kritiker nach mir dir etwas von der "Regel" "show, don't tell" vorgeigen wird. Ich finde, diese Regel wird überschätzt und gerade weil du viel "tellst", also direkt erzählst, gefällt mir deine Geschichte. Außerdem ist sie originell. Endlich mal. Für mich persönlich eine seltene, ungeschliffene Perle unter vielen hochpolierten Steinen.

Gruß
Thrombin

Ps.: Für mich ist das (fast) kein Horror, aber in Fantasy passt es noch weniger, sollte also schon hier unter Horror bleiben als beste Notlösung.

 
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keine sorge, ich fand deine geschichte auch toll. wie bereits erwähnt, ist dein stil angenehm schlicht. einfach gut zu lesen, weil man nicht andauernd das gefühl hat, einen satz nochmal lesen zu müssen, um wirklich jedes adjektiv mitzubekommen. das kommt dem bild der russischen provinz-idylle nur zu gute. ich finde auch, dass die story besser in der horror-sparte aufgehoben ist (siehe kings kurzgeschichten)
was ich aber nicht verstanden habe, ist der umstand, dass sie den vater zurückgelassen haben, nachdem der Sohn über pripjat das wort gesehen hat. warum? weil papi nichts von seiner gabe weiß? würde man ihn dann nicht trotzdem überreden, zu gehen?
außerdem - aber das ist nur meine meinung - fände ich es besser, wenn erst am ende ein riesiges wort am himmel auftaucht, das mit pribjat am anfang nimmt dem ende ein bischen den wind aus den segeln. für mich hörte es sich so an : "hoho, da ist jetzt noch ein wort in den wolken, aber noch viel größer" bitte nicht übel nehmen, war nur mein eindruck.
trotzdem danke für diese schöne geschichte. :thumbsup:

 

ich finde deine geschichte grossartig!! mir fällt auch gar nichts ein, was ich kritisieren könnte. es war endlich wieder mal etwas, was ich wirklich gern gelesen habe und nicht ständig nach unten gescrollt bin um zu schauen wieviel ich denn noch lesen muss. respect.
lg josie

 
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Natürlich bin auch ich der Meinung, dass man seinen eigenen Stil beibehalten sollte. Aber vom Palaver über die hochnäßigen User und Unwetteraufbeschwörerei bitte ich doch abzusehen.
Bei der Geschichte bleiben, nicht bei den Usern, die haben nicht zu interessieren.

Ich werde die Kommentare dementsprechend abändern, sollte der Sinn dadurch verloren gehen, kann man die eigenen Kommentare unter Berücksichtigung oben genannter Punkte natürlich erneut bearbeiten.

Trotz allem: Ein herzliches Willkommen bei uns! :)

 

Hallo Leute!

Zuerst mal Tamira Samir: ich kann diesen Vorwürfen leider überhaupt nicht folgen; ich habe ja noch keinem geantwortet, insofern habe ich auch niemanden hochnäßig oder sonstwie nennen können. Ich hoffe, da liegt ein Missverständnis meinersteits vor, dann bedanke ich mich trotz des mir unverständlichen "Trotz allem" für das herzliche Willkommen.

Ansonsten, Thrombin, Richy und Josephine: Vielen Dank für die lobenden Worte. Nein, ich bin kein Russe, wobei meine Gene schon etwas vorbelastet sind. Aber ich höre definitiv viel zu viel russische Musik! ;-)
Vielen Dank für das Lob betreffend der Erzählweise. Als Leser sind mir Erzählungen immer 1000 mal lieber als Wortjonglierereien. (Ich glaube, das Wort Wortjongliererei ist kein Beweis für Jonglierkunst :-)))
Die Regel "show don't tell" wird wie ich finde nicht unbedingt überschätzt, sondern fehlinterpretiert. Bei der reinen Erzählung, die Literaturgattung, die leider etwas aus der Mode gekommen ist, wird halt erzählt. Man darf dem Leser eben nur nicht alles vorkauen.

Das Ende ist cool? Dann warte nur ab, dauert höchstens noch einen Tag :-)))))

Das mit dem Vater, der ja nicht an dergleichen glaubt, versuche ich nochmals zu verdeutlichen, danke für den Hinweis. Das mit den Buchstaben im Himmel werde ich nur so leicht nicht ändern können. Immerhin ist der GAU eine zentrale Textstelle, die kann ich nicht einfach rauskürzen, weil das Wort im Himmel erst am Ende seine Wirkung zeigen soll.
Aber vielleicht fällt mir eine bessere Formulierung ein, die verdeutlicht, dass am Ende wohl die gesamte Welt dran glauben muss.

Josephine, da ist es ja gerade gut, dass ich die Geschichte nicht unnötig aufgeplustert habe, denn das Thema würde ja 1000 Ideen hergeben. Aber das sollen hier ja Kurzgeschichten werden, und die Ideale Länge einer Kurzgeschichte ist die, die gerade noch nicht langweilig wird. ;-)

Danke für die Kommentare!

Pit

 

Hallo Pit!

Schöne Geschichte, die eines im Besonderen auszeichnet: der rote Faden. Du ziehst das Ding durch und schaust hier und dort mal an den Wegesrand und pflückst ein kleines Blümchen, bleibst aber immer beim Wesentlichen. Vielleicht ist es das, was Thrombin meint, wenn er von Show, don't tell spricht.
Denn eigentlich beherzigst du ja die Regel.

Wie gesagt, du hast eine Idee und verfolgst sie. Und das wird im Allgemeinen mit einer spannenden Story belohnt.
Ob allerdings die Sprache, der Stil immer einfach sein muss, wage ich zu bezweifeln. Auch bestreite ich, dass etwas anspruchsvoller geschriebene Texte "Wortjonglierereien" sind. Wobei es auch das gibt, zugegeben.

Die ganze Geschichte lädt zum Spekulieren ein: Was will uns der Dichter damit sagen? Was ist die Botschaft? Insofern wäre sie vielleicht sogar bei "Philosophisches" nicht schlecht aufgehoben.

Einige kleine Korinthen, die ich kacken muss:

Und doch war da in blasser Schrift Buchstaben gemalt

waren, den es ging ja um Buchstaben.

Konnte das möglich sein – sah ich den Untergang einer ganzen Stadt bevor?

ich sah ihn vorher

Wir übernachteten tatsächlich bei einer Freundin, von der ich vermutete, dass sie eher Prostituierte war.

Kann sie nicht beides sein?

Er sollte ein halbes Jahr dauern, aber er kam.

Es sollte...

Alten verbrauchten Menschen prophezeite ich ein langes Leben.

Ein Komma zwischen Alten und verbrauchten, bitte.

So, gern gelesen und in einem Rutsch gelesen. Und das ist ja nicht das Schlechteste, nicht?

@Thrombin:

Zitat von Thrombin:
Du hast etwas gemacht, was wenige hier machen, du hast einfach eine Geschichte erzählt. Du hast nicht bloß geschrieben, sondern erzählt.

Ich finde, du würdigst damit das ganze Forum herab.
Es klingt ein wenig ... von oben herab, nicht wahr?


Schöne Grüße von dieser Seite!

 

Hallo Hannibal!

Es freut mich sehr, dass ich auch von einem "Senior" Bestätigung finde! Senior bezieht sich ja eher auf die Mitgliedszeit als auf das wahre Alter?

Ich versuche schon, Geschichten zu straffen, wobei natürlich jede Geschichte ihren Raum haben muss. Das können auch hundert Seiten sein, und trotzdem hat man das Gefühl, man wird regelrecht vom roten Faden durch die Seiten gezurrt.

Natürlich muss Stil nicht immer einfach sein. Wobei es ja niemals dagegegen spricht, einfache Sachverhalte einfach auszudrücken. Einfache Sachen kompliziert auszudrücken, grenzt manchmal an Maniriertheit. Wie sagte Anna Seghers, bei einer guten Geschichte muss ein Kind darüber staunen, ein Erwachsener sich daran freuen können. Oder so ähnlich, ich hab das nicht so gut im Kopf.
Mein Protagonist ist ein einfacher Mensch. Er sollte einen einfachen Stil haben. Thomas Mann schrieb kaum von einfachen Menschen. Er gab ihnen einen kaum einfachen Stil, und dennoch ist er der große Meister der Erzählung. Ein Stil muss einfach passen.

Was will uns der Dichter damit sagen? Dass heute eigentlich die Welt untergehen sollte.:D
Vielleicht doch erst morgen?:confused:

Nein, keine Ahnung, was hier in Philosophie an Anspruch herrscht, aber meinen Anspruch an Philosophie erfüllt diese Geschichte nun definitiv nicht!

Ähm, ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal für Korinthenfäkalien bedanken würde;). Aber du hast in allen Punkten recht, vielleicht bis auf das eher, das ist mir nicht ganz schlüssig.

Danke dir!

Pit

 

Hallo zusammen!

Wir übernachteten tatsächlich bei einer Freundin, von der ich vermutete, dass sie eher Prostituierte war.
Kann sie nicht beides sein?

In der Geschichte steht, dass sie ihrem Mann sagt sie würden bei einer Freundin schlafen, die Lehrerin ist. Sie übernachteten tatsächlich bei dieser Freundin, diese war aber eher Prostituirte (als Lehrerin).

Ich denke es könnte so stehen bleiben ;)

Also die Geschichte hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen. Eine Geschichte die man auch "weiter erzählen" kann.

Richtig Klasse

Gruß Thomas

 

Hi Pit,

Deine Erzählweise gefällt mir. Auch die Idee zu dieser Geschichte finde ich klasse und Du hast die Gabe, den Leser richtig gut mit durch die Handlung zu ziehen. Ich finde, man hätte die Geschichte auch in "Seltsam" posten können, denn Horror habe ich eigentlich nicht empfunden, aber das ist nachrangig.

Kritikpunkte fallen mir sonst keine mehr ein, meine Vorredner haben alles Wichtige schon erwähnt.

Sehr gerne gelesen,

Giraffe :)

 

Hallo Leute!

Danke, Thomas, für das Lob!

Und was trabt da durch die Steppe? Eine fröhliche Giraffe, und sie verschenkt weiteren großzügigen Lob! Danke auch Dir!

Pit

 

Hallo Pit

und ein verspätetes Willkommen :)

Ja, auch mir hat deine Vision gemundet. Ählich wie Hannibal möchte ich den roten Faden loben, den du konsequent verfolgst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es gar nicht so einfach ist, wirklich nur die wichtigsten Stationen einzuhalten. Hätte ich diese Geschichte geschrieben, wäre sie bestimmt 3-4x so lang geworden.
An manchen Stellen hätte ich mir tatsächlich auch mehr gewünscht, einfach, weil es eine spannende Sache ist, wie sich Visionen entwickeln und wie damit umgegangen wird, was daraus erwächst.
Allerdings hätte das in meinen Augen die Sprache dann nicht mehr gebracht. Für die Kürze diesess Textes finde ich deine Wahl sehr angemessen. Wesentlich länger hätte deine kg allerdings nicht sein dürfen, weil es sonst ein bisschen ins palabernde gedriftet wäre. Für mehr hätte es dann auch mehr direkte Action beudrft.
So aber ist das in sich stimmig und gefällt :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer!

Ein erneutes Dankeschön für das Willkommen und für so viel Lob.

Natürlich könnte die Idee zu einer Romanserie verwurstet werden, aber das wäre langweilig, denn dafür ist die Idee nicht neu und nicht spektakulär genug. Nein, hier war es von Anfang an klar, dass die Idee in dieser Form Straffung braucht, ohne dabei die Form der Erzählung zu vernachlässigen. Freut mich, wenn ich auch in Deinen Augen das richtige Maß finden konnte!

Was nicht heißt, dass andere Geschichten in anderer Erzählform nicht ausführlicher, schwafliger, etc. sein dürfen, um zu "wirken". Lovecraft z.B. war ja kein Freund der Straffung und des stringenten roten Fadens, aber seine Erzählungen wirken! Während seine vielen Erben ja weitgehend über das Schwafeln nicht herauskommen.

Jedenfalls danke!

Pit

 

Hallo Pit,

unter Horror sehe ich diese Geschichte nicht mal ansatzweise. Gut geschrieben ist sie allemal, allerdings erzählerisch recht distanziert. Man liest das etwas unbeteiligt runter, sehr wohl mit Interesse, aber ohne emotionale Bindung.

Bei dieser KG funktioniert das stilistisch und inhaltlich, bei einem anderen Text hätte es mich vielleicht genervt.

Das Ende kommt mit einer gewissen Zwangsläufigkeit und vermag nicht wirklich zu überraschen. Dazu muss ich aber anmerken, dass mich Pointen nur noch selten überraschen, weder in Filmen noch in Geschichten. Ich bin ein Pointen-Seher :-)

Alles in allem aber sehr gute Unterhaltung.

Rick

 

Hallo Rick!

Ja, Horror war so eine intuitive Wahl - nachdem mein Einstand hier in einer anderen Rubrik rund eine Woche ruhte, dachte ich, den heutigen Lesegewohnheiten nach wird in "Horror" schneller und mehr gelesen. Schade, dass ich recht hatte. ;)

Danke für das Prädikat "gut geschrieben". Was die Distanz sowohl des Erzählers als auch des Lesers betrifft, so will ich nicht in die Ausrede verfallen, ich hätte das genau so gewollt. Für den Inhalt wollte ich aber tatsächlich nicht näher ran, denn dann hätte ih mich wohl sehr schnell in Nebensächlichkeiten verzettelt.

Zur "Pointe" muss ich nicht viel sagen. Ich kenne eigentlich auch keine Geschichte, die allein von der Pointe gut lebt, leider zu viele, die von der Pointe gern gut leben würden. Ich hoffe, ich habe neben der Pointe dann doch eine kurzweilige Geschichte präsentiert. Deine Kritik lässt sich jedenfalls so verstehen. ;)

Und damit läuft meine Antwort auf eine Pointe hinaus, die Dich als Pointen-Seher sicher nicht überraschen kann, nämlich: Danke!


Pit

 

Hallo Pit,

nur noch ein Tüpfelchen Senf von mir zu all dem, der schon da ist: mir hat die Geschichte auch sehr gut gefallen (gegruselt hab ich mich allerdings auch nicht, aber Rubriken sind ja nun nicht das Entscheidendste). Eine Irritation gab es allerdings doch: ich mag das story telling sehr (ein allwissender Erzähler darf auch ruhig alles erzählen ;)) und das nüchtern distanzierte der Erzählung fand ich sehr passend, "Seher" haben in der Literatur und im Film oft etwas leicht Autistisches ("Ich sehe tote Menschen" ....), was auch psychologisch schlüssig ist. Allerdings wurde es mir ab der Entwicklung zum Wanderprediger etwas zu sachlich bzw. das Tempo zu hoch, zack, zack, zack. Vielleicht passend zum Verlust der Mutter, aber doch irgendwie irritierend.
Mich hat das Ende zumindest "halb" überrascht (ich bin wohl noch nicht ganz und gar Kassandra ;)) - ich hatte erwartet, dass er in den Spiegel blickt und ihm die kaputt-Hieroglyphen auf der Stirn stehen oder über ihm schweben oder Ähnliches ;)

Atmosphärisch insgesamt sehr schön!

Viele Grüße,

Sister

 

Hallo pfiffige Schwester!

Danke für den Senf, ich kontere mit etwas Ketchup! Dass ich auch dich unterhalten konnte, freut mich. Die etwas rasche Entwicklung zum Wanderprediger hat vielleicht einen hauptsächlichen Grund: ich wollte fertig werden mit der Geschichte. Naja, mir gefiel die Vorstellung, dass er seiner Eltern "entwurzelt" auch der Heimat fremd geworden ist. Vielleicht fällt mir da noch ein Satz zu sein. Viel mehr möchte ich dem allerdings nicht widmen.

Freut mich, dass die Pointe, die ja keine sein soll, sondern nur ein zwingendes Ende, wirkte.

Danke, und Grüße, Pit!

 

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