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Zes im Notausgang

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01.06.2004
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Zes im Notausgang

Zes ging, wie er es immer tat, nach seinem nächtlichen Besuch in der kleinen, lichterfüllten Bar, die sich in der dunklen Kleinstadt befand, über den schwarzen Park zum Tunnel. Er mochte ihn.
Er erinnerte ihn an sich selbst, diese Erkenntnis erschreckte ihn aber mehr, als es ihm seine Gedanken erklärten, die er sich oft machte, als er im Tunnel auf den Stufen zum Notausgang saß. Gedanken machen. Die Gedanken schweifen lassen. Er begab sich sogar immer in wirre Gedanken über das verwirrende Gedanken machen, was ihn oft in ein fast groteskes Dilemma stürzte.
Zes wusste zwar nicht, warum ihn dies derart verwirrte, aber eben diese Verwirrung machte ihm Spaß, es erfreute ihn aufgrund der Ablenkung von seinem Leben. Ja, seinem Leben. Es ähnelte eben diesem Tunnel. Dunkel. Schwarz. Manchmal mit Menschen, die immer wieder kamen, aber ihn doch nur als Durchgangsstation nutzten, ihn dabei benutzten, wie es ihnen passte, ihm dafür dankbar waren, ihn aber nicht bei ihrer weiteren Fahrt bedachten. Den Tunnel natürlich, nicht Zes. Zumindest redete er sich das immer so ein, nur um sich dann wieder in die selben Gedanken zu begeben, die er immer hatte.
Auch heute wollte er just in diesem Moment wieder darin versinken, als er eine Ratte sah, die einen kleinen Karton die Straße hinunter zog. „Perlweiß“ stand darauf. Dies gefiel Zes, es wirkte fast wie das Licht am Ende des Tunnels, nur in diesem Fall wie ein sehr kleines Licht in einem großen Tunnel, dessen großes Licht sich nur nach der Kurve befand.
Die Ratte machte Pause, dabei setzte sie sich in die Schachtel und blickte umher. Niemand außer Zes wusste, warum Ratten überhaupt umher sehen sollten, sie waren ja nur Tiere am unteren Ende der Nahrungskette. Kleine, dreckige Gestalten, die sich vom Dreck anderer ernährten. „Aber tut das nicht jeder?“, murmelte Zes leise vor sich.
Er war wieder in Gedanken versunken. Gedanken über Ratten und ihr Ziel. Es ähnelte seinem eigenen. Leben, einfach nur leben in diesem Sumpf von Menschen und Unmenschen, sich nur um sich selbst kümmernde dreckige Gestalten.
Aber was war er selbst? Als was würde er sich selbst bezeichnen? Diese Frage beschäftige ihn oft, wie so viele es taten, doch diese Frage wirkte eine magische Anziehungskraft auf ihn aus, aber ihm fehlte der Mut, sie für sich zu beantworten. Er schwänzelte immer nur um sie herum, sich ihr annähernd wie eine Stechmücke dem Licht. Das Licht war das Ziel, das es immer zu erreichen galt.
Vielleicht war es diese Metapher, die Zes davon abhielt, es zu erreichen, denn zum einen wusste er genau, dass das Licht die Mücke vernichten würde, zum anderen dachte er auch daran, dass Mücken vielleicht eher ihn selbst als Ziel, oder besser sein Blut, als Ziel hatten.
Zes als Stechmücke. War dies die Antwort?
Die Ratte fraß ihn auf.

 

Danke für die Hinweise auf Schreibfehler, die fallen mir meist gar nicht auf.
Zum ersten Satz: eigentlich war es Absicht, um das Chaos von Zes darzustellen. aber wenn ichs mir recht überlege, ist es wohl nciht ganz passen und ein zu großer Stilbruch.
der Dreck: ja, das ist Absicht. schließlich weist Zes dann sogar noch darauf hin ("Aber tut das nicht jeder?")

Und zur Frage was es ist: das beantworte ich nicht, ich will ja schließlich keine Interpretationen zu meinen eigenen Texten liefern ;)

 

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