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Zufluchtsorte zwischen Realität und Fantasie

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16.09.2004
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Zufluchtsorte zwischen Realität und Fantasie

Zuflucht

Manch ein einsamer Reiter, der nach Einbruch der Dunkelheit auf unsicheren Pfaden durch die dunklen Wälder dahin eilt – gehetzt, verängstigt, verloren in einem Labyrinth aus unerreichbaren Sehnsüchten und verblendeten Wünschen – sieht die Kerzen, die wir in unseren Fenstern aufgestellt haben, schon von Weitem zwischen den dürren Bäumen flackern. Ihm sei Zuflucht in unseren warmen Hallen gestattet.
Wir, das Gasthaus am Ende der Welt, haben immer einen Platz für geheime und vergessene Träume. Tretet ein, legt Eure Masken ab und seit für eine Nacht Ihr selbst.

Gelegentlich hatte ich schon von dem Gasthaus gehört. Immer wurde davon flüsternd, mit vorgehaltener Hand erzählt, als könnten sich bei lauterem Tonfall die Grenzen zwischen Realität und Fantasie auflösen und Erzähltes wahr werden. Das war natürlich unbegründeter Aberglaube, was aber nicht bedeutete, dass es das Gasthaus nicht gab. Es hatte womöglich einfach nur schon immer existiert - irgendwo in oder zwischen den Grenzen, und kuerzlich habe ich es tatsächlich gefunden oder vielleicht auch es mich.
Auf der Türschwelle der Raststätte zwischen der unangenehm kalten Nässe und der wohligen Wärme des Flures, zwischen Dunkelheit und gemütlichem Lichterschein, blieb ich für einen Moment unschlüssig stehen. Mir fielen zwei ausgemergelte Gestalten ins Auge, die, auf einen Wanderstock gestützt, mit letzter Kraft das Wirtshaus betraten. Im Eingangsflur wurden sie von einem alten Mann freundlich begrüßt. Er sagte: „Willkommen im Gasthaus am Ende der Welt. Ihr seid nun endlich an eurem Ziel angekommen. Geht in den Speiseraum, wir werden dafür sorgen, dass ihr wieder zu Kräften kommt!“
Beinahe wäre ich wieder umgekehrt und gegangen. Was sollte ich hier, im Gasthaus am Ende der Welt, fragte ich mich. War es denn so schlimm um mich bestellt? Sah ich etwa genauso trostlos aus wie die beiden vor mir? Doch ehe ich einen Rückzieher machen konnte, hatte der Wirt mich schon fixiert und rief mir zu: „Auch du seiest willkommen. Wir haben dich eigentlich noch nicht erwartet, aber das ist nebensächlich. Folge mir!“

Er führte mich in einen von Kerzen und Kaminfeuer erleuchteten Raum, in dem es nach verbranntem Holz und Bienenwachs roch. Nahe des knisternden Feuers wies er mir an einem runden Tisch einen Platz zu und bat mich, ihn für einen Moment zu entschuldigen.
Ich nickte mit aufgesetztem Lächeln und ließ ich ihn gehen. DIe gesamte Situation beunruhigte mich. Nervös irrte mein Blick durch den Raum.
Ich zählte über ein Duzend stumme Gestalten um mich herum. Meist saßen sie an einzelnen Tischen verstreut. Die wenige Meter zwischen ihnen, dehnten sich für sie zu unüberwindlichen Distanzen. Ich fühlte mich nicht wohl unter ihnen, ein bisschen deplaziert.
Der Mann am Tisch neben mir sah sich immerzu gehetzt um. Seine Hände hatten sich um Messer und Gabel gekrallt, als würde er auf einen Angreifer warten. Mir schien, als wäre sein eigenes Leben der Angreifer, von dem er nicht eingeholt werden und das er im schlimmsten Falle abwehren wollte.
Daneben saß eine Frau wie eine leblose Puppe auf ihrem Stuhl. Ihre dunklen Augen sahen zugleich alles und nichts. Ihr Geist schien in einer anderen Dimension gefangen zu sein, nicht in der Lage, die Realität bewusst wahrzunehmen.
Noch einen Tisch weiter hatte sich eine junge, gut gekleidete Dame soeben eine Zigarette aus einem goldenen Etui hervorgeholt und angezündet. Als ich sie anblickte, musterte sie mich kühl von oben bis unten, zog an ihrer Zigarette und atmete den blauen Dunst langsam wieder aus. Die Kälte, welche sie ausstrahlte, berührte mich augenblicklich wie ein eisiger Hauch und ließ mich schaudern.
Kurz darauf kam auch schon der Wirt zurück. In der einen Hand hatte er einen Teller dampfender Suppe und mit der anderen hielt er einen mit Bier gefüllten Krug.
„Das wird dir gut tun“, prophezeite er warmherzig. Dann sah er sich kurz um, nickte mir lächelnd zu, nahm neben dem gehetzten Gast Platz und begann ein Gespräch mit ihm. Fasziniert konnte ich mit ansehen, wie sich die angespannte Nackenmuskulatur des Gastes allmählich entspannte, seine Hände das Besteck nur noch sachte umschlossen, er schließlich aß und bald sogar ein paar Worte zu dem Gespräch beitrug.
Ich schüttelte belustigt den Kopf und probierte die Suppe. Augenblicklich wurde ich durch den Geschmack an meine Kindheit erinnert. Ich nahm noch einen Löffel und fing gegen meinen Willen an zu lächeln. Ja, wie zu Hause schmeckte es. Wie damals, als das Leben noch soviel unkomplizierter gewesen war.
Überrascht und immer noch lächelnd legte ich den Löffel neben meinen Teller und nahm einen Schluck aus dem Bierkrug. Das kühle Gebräu aktivierte weitere Erinnerungen. Erinnerungen an ein Bier, das ich bei meiner ersten Verabredung mit meiner Frau getrunken hatte. Ich fühlte mich verzaubert, als wäre die Nahrung mehr gewesen als pure Materie. Ich roch auf einmal das Parfum meiner Partnerin und sah vor meinem geistigen Auge diesen geheimnisvollen Blick, den sie mir immer zugeworfen hatte. Diesen Blick, der mir schon seit Jahren nicht mehr aufgefallen war, auch, wenn sie ihn garantiert nicht verloren hatte. Das war eines der winzigen Details, die ich mit der Zeit zu übersehen begonnen habe. Details, die früher so ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch haben entstehen lassen und die sicherlich ein Auslöser waren, warum ich mich vor so langer Zeit in meine Frau verliebt hatte.
Ich löffelte gedankenverloren meine Suppe weiter und begann wieder die Leute um mich herum zu beobachten. Der Mann neben mir hatte in rasender Geschwindigkeit aufgegessen, so als ob er bei einem japanischen Hamburgerwettessen teilnehmen würde und sich zu der rauchenden Frau gesetzt. Sie unterhielten sich angeregt, wahrscheinlich über Gott und die Welt. Immer wieder ertönte das helle Lachen der Frau, die langsam aufzutauen schien.
Eine weitere Gruppe begann sich um den Wirt zu bilden. Er hatte eine alte Gitarre hervorgeholt und darauf zu spielen begonnen. Zu den kraftvollen Klängen sang eine zierliche Frau. Erst sehr zart, aber nachdem sie von den anderen angefeuert wurde, immer lauter und selbstbewusster. Ein Mann erhob sich und forderte eine dunkelhaarige Frau zum Tanzen auf. Sie errötete leicht, dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen und sie nickte freudig.
Wann hatte ich das letzte Mal getanzt? Es musste schon Jahre hergewesen sein. Früher hatte ich meine Frau oft in Tanzlokale ausgeführt. Ich liebte ihre ausgelassene und anziehende Art sich zu bewegen. Dem hatte ich nie wiederstehen können. Aber später hatten wir keine Zeit mehr dazu gefunden, standen immer unter Stress, wie zum Beispiel durch die wöchentlichen Briefmarkentreffen bei meinem Chef und ihre Frauenabenden.
„Komm doch zu uns rüber!“, rief mir eine der Personen an dem Tisch zu.
„Und zapf dir noch ein frisches Bier! Oder hol’ dir was anderes. Fühl dich einfach wie zuhause.“, rief der Wirt hinterher.
Ich zögerte für einen Moment. Hatte schon lange nicht mehr zwei Bier getrunken. Und was sollte ich überhaupt an diesem Tisch machen? Mitsingen? Tanzen? So etwas ordnete ich normalerweise in die Schublade „Sich vor anderen Leuten peinlich machen“ ein. Aus dem Lebensabschnitt war ich raus. Schon lange. Oder nicht?
Ich stand auf, zapfte mir ein kühles Blondes und setzte mich zu der kleinen Gesellschaft dazu. Dabei musste ich wieder an meine Frau denken. Wenn sie da gewesen wäre, hätte ich sie auch zum Tanzen aufgefordert - so oft in so kurzer Zeit hatte ich schon lange nicht mehr an sie gedacht.
Es wurde noch ein sonderbarer, aber heiterer Abend. Ich hatte Spaß, war ausgelassen und habe sogar wieder getanzt. Alles Dinge, die eigentlich schon lange mein Leben verlassen hatten. Sie waren von mir mit Hilfe eines gewaltigen Tor ausgesperrt worden. Den Schlüssel dazu musste ich irgendwann verloren haben. Oder verhielt es sich so, dass diese Dinge mich aus meinem Leben ausgesperrt hatten?

Einerlei, nun sitze ich hier, noch immer im Gasthaus, vor dem knisternden Kaminfeuer und schreibe in mein kleines Notizbuch, auf das ich diese merkwürdige Begebenheit nie vergessen werde.
Die meisten Gäste sind schon gegangen oder haben sich schlafen gelegt. Keiner hat seine Maske wieder mitgenommen oder aufgesetzt, auch ich nicht. Eine friedliche Ruhe ist in das Wirtshaus eingekehrt. Nur das Klappern des Geschirrs in der Küche und das Knacken des Holzes im Feuer durchbrechen die Stille.
Das erste Mal seit langer Zeit genieße ich es wieder, einfach nur dazusitzen und vor mich hinzuträumen. Dabei wird mir bewusst, wie wichtig doch die kleinen Dinge im Leben sein können. Die geheimnisvolle Aura meiner Frau oder ein ausgelassener Abend mit Tanz und Gesang - sie könnten nicht mit meinem funkelnden Auto, meinen fünf Kreditkarten, nicht mit all dem unvorstellbar vielen Geld auf dieser Welt bezahlt werden. So ist wohl jeder, der sie aufmerksam in sich aufnimmt, an wahrem Reichtum nicht zu überbieten.

 

Hallo Tommy!

Deine Story hat mir gefallen. Sie hat Tiefe und ist schön geschrieben.
Dein Stil lässt sich angenehm lesen (ein paar Wortwiederholungen und Tippfehler sollten noch raus) und du hast einen reizenden ersten Satz ausgewählt.

Inhaltlich ist sie auch nicht schlecht, auch wenn mir die Idee vom "Haus" am Ende der Welt und dem Ort der Erinnerungen nicht neu erscheint.
Sehr gut ist, wie du diese Erinnerungen herbeiführst - mit dem Bier, dem ersten Treffen, dem Tanzen etc.
Die Beschreibung der Gäste im Gasthaus ist dir sehr gelungen.
Beklagen könnte ich vielleicht die Monotonität des Textes: Er ist sehr linear. Man merkt von Anfang an, dass dem Prot. irgendetwas fehlt, dass es ihm nicht ganz gut geht. Das wird bestätigt. Es gibt keine Überraschungen oder Wendungen.
Doch man darf sich fragen: Braucht es das dringend in dieser Geschichte? Wohl nicht. Aber wer hat schon nicht gerne Überraschungen?

Wie der erste, so ist auch der letzte Satz wunderbar.

Kleine und nette Geschichte!

mfg,

Van

 

Hi Tommy,

da hat es doch tatsächlich jemand geschafft, die romantische Ader in dem alten Salem zu wecken.
Also mir hat die Vorstellung vom alten Gasthaus am Rande der Welt gefallen. Sollte ich vielleicht auch mal hingehen... :)

Werde mal ein bisschen zitieren, was mir so aufgefallen ist:

Manch ein einsamer Reiter, der nach Einbruch der Dunkelheit auf unsicheren Pfaden durch die dunklen Wälder dahin eilt – gehetzt, verängstigt, verloren in einem Labyrinth aus unerreichbaren Sehnsüchten und verblendeten Wünschen – sieht die Kerzen, die wir in unseren Fenstern aufgestellt haben, schon von weitem zwischen den dürren Bäumen flackern.
Sehr schöne Einleitung

Treten sie ein, legen sie ihre Masken ab und seien sie für eine Nacht sie selbst.
Das müsste es wirklich geben...

blieb ich für einen Moment stehen unschlüssig stehen und beobachtete zwei ausgemergelte Gestalten,
Ich glaube, das ist zuviel

Gezwungenermaßen ließ ich ihn gehen. Nervös irrte meinen Blick durch den Raum.
mein Blick

Mir schien, als wäre sein eigenes Leben der Angreifer, von dem er nicht eingeholt werden und das er im schlimmsten Falle abwehen wollte.
:thumbsup:

„Das wird dir gut tun.“, prophezeite er warmherzig.
Der Punkt gehört weg: "Das wird dir gut tun", prophezeite...

und nahm neben dem, sich auf der Flucht vor sich selbst befindenden Gast platz
Platz

und er schließlich zu Essen begann und bald sogar ein paar Worte zu dem Gespräch betrug.
beitrug


Diesen Blick, der mir schon seit Jahren nicht mehr aufgefallen war, auch wenn sie ihn garantiert nicht verloren hatte.
Absolut spitze!!!

Ich stand auf, zapfte mir ein frisches Bier, musste dabei wieder an meine Frau denken (wenn sie da gewesen wäre, hätte ich sie zum Tanzen aufgefordert (so oft in so kurzer Zeit hatte ich schon lange nicht mehr an sie gedacht)) und setzte mich zu der kleinen Gesellschaft dazu.
Ich finde Klammern immer sehr unschön in Texten. Vorschlag: erste Klammer durch Punkt oder Semikolon ersetzen; zweite Klammer durch einen Bindestrich; nach "gedacht" einen Punkt; dann: "Ich setzte mich zu der kleinen Gesellschaft dazu." Aber, wie gesagt, nur ein Vorschlag.


Alles Dinge, die eigentlich schon lange mein Leben verlassen hatten und die ich mit einem gewaltigen Tor ausgeschlossen hatte und dessen Schlüssel ich irgendwann verloren hatte. Oder hatten diese Dinge mich aus meinem Leben ausgeschlossen?
Eigentlich ein sehr schöner Abschnitt, wenn da nicht die vielen "hatte" wären.
Habe jetzt aber auch keine Idee, wie es umzuschreiben wäre.

Wie auch immer, nun sitze ich hier, noch immer im Gasthaus, vor dem prasselnden Kaminfeuer
Auch das fiel mir unangenehm auf.

und das knacken des Holzes im Feuer durchbricht die Stille.
das Knacken


So ist wohl jeder, der sie aufmerksam in sich aufnimmt, an wahrem Reichtum nicht zu überbieten.
Der letzte Satz hat mir dann nicht sooo gut gefallen; klingt so´n bisschen Kirchenmäßig. Aber, mit Sicherheit, Geschmacksache...

Ansonsten hat es Spaß gemacht, mich für einen Moment in dein nettes Gasthaus am Ende der Welt hineinzu(ver)setzen.

Gruß! Salem

 

Hallo Tommy

Ein paar Kleinigkeiten:

„Willkommen im Gasthaus am Ende der Welt. Eure Reise hat nun endlich ein Ende

Vielleicht könntest du schreiben, dass sie am Ziel sind oder so ähnlich, um die Wiederholung zu vermeiden, die dem Klang des Namens des Gasthauses irgendwie die schöne Wirkung nimmt.

Ein paar Sätze waren so lang, dass ich ich sie zweimal lesen musste, um zu verstehen. Vielleicht könntest Du zwei daraus machen.

Eine sehr schöne Geschichte über die wichtigen Kleinigkeiten des Lebens, die es so angenehm machen. Hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:
Gerade der Anfang und auch der Absatz am Ende machen Deine nachdenklich stimmende Geschichte so lesenswert.

Liebe Grüße, Susie :)

 

Thx, euch dreien fuer das Durchlesen und die Kritik. Werde sie sobald wie moeglich umsetzen.
Wisst ihr zufaellig wie das funkt? Kann ich editieren oder muss ich die Geschichte insgesamt nochmal neu posten?

@Van Horebeke, ich persoenlich lese auch lieber Geschichten mit einer ploetzlichen Wendung. Aber das haette nicht in die Art der Geschichte reingepasst. Habe ich jedenfalls so empfunden. Leider darf man ja keine zweite ins Rennen schicken, sonst wuerde ich noch mal sowas in der Art versuchen, denn es reizt ja doch sehr.

@Salem, danke dass du dir ganz schoen viel Arbeit gemacht hast und meine Fehler rausgeschrieben hast. Sobald ich heute mal Zeit habe, werde ich sie verbessern.

@@@@ Kuerbiselfe, das Problem mit den langen Saetzen habe ich leider fast immer. Aber ich werde versuchen, die irgendwie zu zerstueckeln!!

Danke

Gruesse

Thomas

 

Zufluchtsort zwischen Realität und Fantasie

Hi Tommy,

die Einleitung deiner KG hat auch mir sehr gut gefallen, sie hat etwas mystiches, das gefällt mir. :)

Tolle Idee, ein abgelegenes Gasthaus aufzusuchen, sich verzaubern zu lassen und die Werte des Lebens neu zu entdecken.

Schöne Bilder hast du erzeugt.
Auch wenn deine KG keine Spannung aufbringt, so ist sie doch sehr angenehm zu lesen. Etwas für die Seele. ;)

Was mir nicht gefällt, ist der Titel. Ich finde ihn zu lang und er verrät zu viel.

Ist aber nur meine Meinung.

Hoffe man liest noch mehr von dir.

liebe Grüße, coleratio

 

mit dem Titel hast du wahrscheinlich recht. Leider kann ich den nich mehr ändern, oder?

 

Hallo Thommy,
die Idee deiner Geschichte gefällt mir ausgezeichnet! Endlich mal eine Geschichte, die ohne Drama, Tod oder Gewalt auskommt, sondern still zum Nachdenken über die kleinen, lebenswerten Dinge des Lebens anregt. Klasse! :thumbsup:
Auch dein Erzählstil gefällt mir im Großen und Ganzen, dass du z. B. Details wie die Gerüche erwähnst. Allerdings hakt der Text an einigen Stellen, so finde ich den erste Satz zwar sehr schön, aber zu lang und umständlich. Ich würde zwei draus machen, aber sehen andere wohl anders. Dann wechselst du rasch hintereinander in der Anrede der Gäste von "ihm" zu "sie" und dann wird in der Ich-Form erzählt.
Noch ein paar Kleinigkeiten:
"kalter Nässe des draußen vorherrschenden Nieselregens": wieder so lang und umständlich, kalte Nässe sagt genug"
"stehen unschlüssig stehen": doppelt!
"gut gekleidete Dame": bei einer historischen Geschichte hätte ich mir hier eine Beschreibung gewünscht
"er schließlich zu Essen begann": essen
"Details, die früher so ein leichtes Kribbeln haben in meinem Bauch entstehen lassen": das 'haben' an eine andere Stelle
"Sie diskutierten laut über irgendein Thema": wenn 'diskutieren' sollte man das Thema nennen, sonst reden sie eben
"dass ich immer noch zu Briefmarkentreffen zu meinem Chef": bei meinem Cher
Du kannst die Moderatorin bitten, den Titel zu ändern, das geht!
Gruß
tamara

 

Thx für die Kritik. Sobald ich Zeit habe, werde ich meien Text verbessern:-)

 

Hey Tommy,

okay, jetzt zu dir! *droh*
dein Text hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Ähnelte der Idee, die ich zuerst hatte, übrigens.
Aber ein paar Textsachen sind mir noch aufgefallen:
Erstens mal ist die Überschrift doppelt, die muss nicht noch mal direkt über dem Text stehen, weil sie im Frame ja schon angezeigt wird.

Manch ein einsamer Reiter, der nach Einbruch der Dunkelheit auf unsicheren Pfaden durch die dunklen Wälder dahin eilt – gehetzt, verängstigt, verloren in einem Labyrinth aus unerreichbaren Sehnsüchten und verblendeten Wünschen – sieht die Kerzen, die wir in unseren Fenstern aufgestellt haben, schon von WManch ein einsamer Reiter, der nach Einbruch der Dunkelheit auf unsicheren Pfaden durch die dunklen Wälder dahin eilt – gehetzt, verängstigt, verloren in einem Labyrinth aus unerreichbaren Sehnsüchten und verblendeten Wünschen – sieht die Kerzen, die wir in unseren Fenstern aufgestellt haben, schon von Weitem zwischen den dürren Bäumen flackern.
Ist, glaube ich, richtig so. Das ist ein ziemlich langer Satz, könntest du zwei draus machen.

Ihm sei Zuflucht in unseren warmen Hallen gestattet.
Warum nicht etwas Gastfreundlicheres? Das wirkt ja beinahe so, als würden nur gestresste Leute hereindürfen.

Treten sie ein, legen sie ihre Masken ab und seien sie für eine Nacht sie selbst.
Wenn das "sie" hier eine Anrede ist, wird es groß geschrieben, wenn nicht, ergibt der Satz keinen Sinn. Warum verwendest du nicht ein viel ambientigeres "Ihr" als Anrede? Wird dann aber auch groß geschrieben.

Es hatte wahrscheinlich einfach nur schon immer bestanden - irgendwo in oder zwischen den Grenzen, und ich habe es tatsächlich gefunden oder vielleicht auch es mich.
bestanden ist ein unschönes Wort für einen Ort. Vielleicht "schon immer gewesen"?
Hier solltest du noch ein Komma einfügen, weil das mit den Grenzen ja ein Einschub ist.

und beobachtete zwei ausgemergelte Gestalten, die, auf Wanderstöcken gestützt, mit letzter Kraft das Wirtshaus betraten
Gestalten, die (Einschub) etwas tun

Sah ich etwa genauso trostlos aus, wie die beiden vor mir?
Kein Komma vor Vergleichen. Kann man nicht oft genug sagen.

Der alte Mann nickte mir lächelnd zu und nahm neben dem, sich auf der Flucht vor sich selbst befindenden Gast Platz und begann ein Gespräch mit ihm.
Würde ich umformulieren, dieses endlos lange Partizip liest sich hässlich. :(

Ich konnte mit ansehen, wie sich die Körperhaltung des Gastes allmählich entspannte und er schließlich zu essen begann und bald sogar ein paar Worte zu dem Gespräch beitrug.

Immer noch lächelnd wechselte ich den Löffel gegen den Bierkrug.
Klingt etwas komisch, kannst du auch schöner formulieren.

Ich hatte ein ähnliches Bier, bei meiner ersten Verabredung mit meiner Frau getrunken.
Komma weg

Ich roch auf einmal ihr Parfum und sah vor meinem geistigen Auge diesen wundervollen Blick in ihren Augen
Dopplung von Augen. Wie kann er denn einen Blick in ihren Augen sehen?

Diesen Blick, der mir schon seit Jahren nicht mehr aufgefallen war, auch, wenn sie ihn garantiert nicht verloren hatte.
"Auffallen" ist hier doof gewählt, finde ich.

Eine Frau sang mit zarter Stimme dazu. Erst sehr zaghaft, aber nachdem sie merkte, dass ihre Stimme wundervoll war, immer lauter und selbstbewusster.
schön :)

Aber irgendwie war später immer so viel losgewesen, dass keiner von uns mehr die Zeit dazu gehabt hatte.

Wenn sie da gewesen wäre, hätte ich sie zum Tanzen aufgefordert (so oft in so kurzer Zeit hatte ich schon lange nicht mehr an sie gedacht)
Pöhse Klammer!

Egal, nun sitze ich hier, noch immer im Gasthaus, vor dem prasselnden Kaminfeuer, und schreibe in mein kleines Notizbuch, auf, dass ich diese merkwürdige Begebenheit nie vergessen werde.
Und am nächsten Morgen hat das Notitzbuch nie existiert - sowas passiert mir dauernd :heul:

Nur das Klappern des Geschirrs, welches der Wirt abwäscht, um sich auf die nächsten Besucher vorzubereiten, und das Knacken des Holzes im Feuer durchbricht die Stille.
Ein EInschub. Das "welches" hier klingt recht unschön, das kannst du besser.

as erste Mal seit langer Zeit genieße ich es wieder, einfach nur dazusitzen und vor mich hinzuträumen und mir wird bewusst, wie wichtig doch die kleinen Dinge im Leben, wie der Blick meiner Frau oder ein ausgelassener Abend mit Tanz und Bier, sein können
Wieder ein Einschub

Sie könnten nicht mit meinem neuen Auto, meinen fünf Kreditkarten, nicht mit all dem unvorstellbar vielen Geld auf dieser Welt bezahlt werden.
Ich will auch fünf Kreditkarten :heul:

So ist wohl jeder, der sie aufmerksam in sich aufnimmt, an wahrem Reichtum nicht zu überbieten.
Stimmt - weshalb ich auch immer noch arbeitslos bin :D
Dieser Satz ist mir allerdings ein bisschen zu holzhammer, zu belehrend. Du könntest ihn subtiler formulieren, etwas wie "Wenn meine Frau jetzt bei mir wäre, würde all das in diesem Moment keine Rolle mehr spielen..." oder so.

Aber mir als Träumerin hat deine Geschichte gut gefallen. Ich fürchte nur, ich bin niemals so fertig, als dass ich in das Gasthaus komme.

gruß
vita
:bounce:

 

Hey, ich belehre gerne mit dem Holzhammer. Damit es auch richtig rein geht;-)
Jetzt hab ich wirklich viel Stoff bekommen, den ich noch verbessern kann. Wenn ich nächste Woche kein Examen hätte..., naja, werd ich wohl noch irgendwie schaffen:-).

PS: Lustig, dass du ähnliche Idee hattest. Hoffentlich hab ich sie dir nicht damit zunichte gemacht!!!

Thx,

Thomas

 
Zuletzt bearbeitet:

Also mir hat der Text nicht gefallen, ich fand ihn ein wenig einfach. Aber gut, vielleicht bin ich einfach nicht für Erlösungsvorstellungen durch Aufsuchen bestimmter Orte am anderen Ende der Welt zu haben, in denen jeder sein Glück finden kann, und alle in Harmonie leben dürfen. Bin so furchtbar negativ eingestellt. Oder nicht ganz so furchtbar negativ? Interessante Frage.

Viel Erfolg mit Deinem Examen! Wenn Du damit fertig bist, hier noch ein wenig Arbeit (ich werde mir jetzt nicht die Mühe machen, sie mit vitas üblicher Riesenliste abzugleichen).

  • "und seit für eine Nacht Ihr selbst." - Vertipper: 'seid'
  • "auf der Schwelle zwischen der unangenehm kalter Nässe und der wohligen Wärme des Flures" - etwas merkwürdige, mißverständliche Konstruktion, wie mit: 'auf der Schwelle zwischen kalter Nässe und wohliger Wärme' (ohne "Flur", ohne die bestimmten Artikel)
  • "Duzend" - 'Dutzend'
  • "auf das ich diese merkwürdige Begebenheit nie vergessen werde." - 'auf dass'

 

Puh. Selten so hart geschlagen worden, mit dem moralischen Dampfhammer. Hinsetzen, mal ein Bier trinken, sich in Ruhe unterhalten, und plötzlich sieht alles viel besser aus. Wenn es mal so einfach wäre. Gut, aber immerhin erzählst Du eine halbwegs emotionale Geschichte.

Zur Umsetzung: Sehr viel Innenansichten, eigentlich eine surreale Handlung; wenn man nachschaut, was eigentlich geschieht, was sich ereignet, kommt nicht viel zusammen, schon gar nichts, was groß der Rede wert wäre. Die Gestalten werden beschrieben, das Bier erinnert an ein anderes Bier. Das mag nachdenklich sein, eines ist es aber sicher nicht: spannend. Die Geschichte plätschert dahin. Und ohne Spannung zieht sie einfach nur an mir vorbei, ich zucke am Ende die Schultern und vergesse sie wieder.

Fazit: sprachlich ok, inhaltlich dahinplätschernd. Challenge-Vorgabe umgesetzt.

Uwe
:cool:

 

Lol, kann ja nich jeder mögen;-)
Dass ich wenigstens die Umsetzung geschafft habe, ist ja schonmal was.

 

Lol, kann ja nich jeder mögen;-)

Das ist mal eine gesunde Einstellung. Würde ich mir gerne ein Scheibchen davon abschneiden, als Reserve für ganz bösartigste Kritiken.

 

Fuer ganz boese Kritiken habe ich Igor und Ivan zur Hand. Die statten sogar Hausbesuche ab und da ganz umsonst. Und die vergisst man sicher nicht und ich kann garantieren, die sorgen auch fuer Spannung!

Solange es nur gegen die Spannung in meiner Geschichte geht, habe ich da ein ganz dickes Fell, glaube ich. :Pfeif: Ich glaube, "Spannung" war keine Vorgabe oder?
Waere dies eine Vorgabe gewesen, dann haette die Geschichte wohl ganz, gang, ganz anders ausgesehen.
Natuerlich kann man jetzt lange darueber streiten, in welcher Weise Spannung in einer Geschichte vorhanden sein sollte oder nicht. Aber ich denke, das ist letztendlich nur Geschmackssache :schiel:

 

Hallo Tommy,

mir hat's ziemlich gut gefallen. Wahrscheinlich, weil Deine Geschichte ein wenig verträumt und so ruhig ist :)

Der erste Satz, ich glaube, das wurde schon eimal erwähnt, war mir persönlich etwas zu lang, so sehr er mir auch gefallen hat.

Die Idee ist sehr schön, Deine Umsetzung hat mir auch gefallen, auch wenn nicht besonders viel passiert.

Liebe Grüße,
gori

 

Thx, nagut, dann werde ich mich wohl dransezten und den ersten Satz 'auseinanderfrumeln'. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Thommy,

schön an deiner Geschichte finde ich, dass man sich fragt, ob die Erkenntnisse, die dein Prot beim Bier gewinnt, nicht zu spät für ihn kommen. Gasthof am Ende der Welt lässt ja auch eine Zwischenwelt assoziieren, das Ende des Lebens, bei dem man deinen Prot "eigentlich noch gar nicht erwartet hätte"
Da hast du eine interessante Andeutung gemacht, wie er dahin geraten sein könnte, der weitere Verlauf lässt Überdruss am Leben erahnen, auch weil ihm die kleinen Freuden abhanden gekommen sind, aber genauer erfährt man es leider nicht. So schön ich das auch für das Ende finde, für den Verlauf hätte ich gern ein paar mehr Informationen als die Erinnerungen bei Bier und Suppe.
Ich weiß allgemein nicht, ob ich die Suppe ein gaz gelungenes Bild finde, denn gerade als du von "Suppe löffeln" schriebst, kam mir "Suppe einbrocken - Suppe auslöffeln" in den Sinn. Ob das deine Absicht war, kann ich nciht sagen. Wenn würde es vielleicht als Bild eines Suizid (Suppe einbrocken) taugen, aber in der Nachwelt ist dein Prot noch nicht erwünscht und muss deshalb nach der freundlichen Hilfestelllung durch Speis und Trank sein Leben weiterleben(Suppe auslöffeln).
Regt also zu Gedanken an, aber ein bisschen mehr Hilfestellung bei den Gedanken hätte ich schon gern von dir, auch wenn es nicht alles vorgekaut werden muss. Suppe ist ja eh flüssig. ;)
Sprachlich haust du manchmal daneben und ehrlich gesagt wundert mich schon fast, dass das bisher keiner gemerkt hat. Denn zumindestens in einem Fall war es derartig offensichtlich, dass ich bei den 200 Lesern bisher unmöglich der erste sein kann. ;)
Details:

Mir schien, als wäre sein eigenes Leben der Angreifer, von dem er nicht eingeholt werden und das er im schlimmsten Falle abwehen wollte
abwehren
Ihr Geist schien in einer anderen Dimension gefangen zu sein.
Woraus schließt dein Prot das?
Ich konnte mit ansehen, wie sich die Körperhaltung des Gastes allmählich entspannte, schließlich aß und bald sogar ein paar Worte zu dem Gespräch beitrug.
Ich weiß ich bin kleinlich, aber wenn du deinen Satz noch mal liest, wirst du feststellen, dass es die Körperhaltung des Gastes ist, die schließlich isst und sich am Gespräch beteiligt. Nur frage ich mich, wie sie das macht. ;)
Das kühle Gebräu aktivierte weitere Erinnerungen aus meiner Vergangenheit.
Na, woher sonst?
Alles Dinge, die eigentlich schon lange mein Leben verlassen hatten und die ich mit einem gewaltigen Tor ausgeschlossen hatte und dessen Schlüssel ich irgendwann verloren hatte. Oder hatten diese Dinge mich aus meinem Leben ausgeschlossen?
Ein paar "hatte" darin kannst du bestimmt vermeiden.
vor dem prasselnden Kaminfeuer
ich kenne eher prasselnden Regen ;)

Da ich nicht immer prickelnde Spannung brauche, mochte ich deine Geschichte irgendwie in ihrer Ruhe. Sie ist nicht sonderlich originell und die Erkenntnisse über das Leben könntest du sicherlich noch vertiefen aber sie hat eine schöne Stimmung.

Lieben Gruß, sim

 

Hm, das nenn ich mal wirklich danebengehauen! Woher weiß man, wieviele das durchgeschaut haben?!
Thx, für die Verbesserung und darüber nachdenken!!! Über weitere Hilfestellungen werde ich mir Gedanken machen. Ab morgen hab ich dazu wieder Zeit:-). *Juhu*!!!

 

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