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Was ist witzig?

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20.12.2002
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Was ist witzig?

Hallo Leute,

Ich finde dieses Wettbewerb "kurz und gut" ganz nett. Es ist witzig und interessant zu sehen, wie jeder aus demselben Satz eine andere Geschichte spinnt.
Interessanter finde ich aber, wie es gemacht wird. Hier streben ja alle irgendwie denselben Stil an. Verschroben, doof, sinnlos, absurd ...
Dagegen spricht nichts, es sind auch viele wirklich witzige Sachen dabei, aber es ist eben auch sehr "nett"


Also ich hab mal kurz gegoogelt.


Die Ergebnisse der ersten Humorstudie von COMEDY CENTRAL und wer-kennt-wen.de verdeutlichen auch eins über den Humor der Deutschen: am liebsten lacht man hierzulande politisch korrekt. Ein Großteil der Befragten lehnt Humor auf Kosten anderer ab, ebenso eher radikalen Witz. 89% Prozent sind der Meinung, Humor solle niemandem schaden. Diese Einstellung wird auch bei der Frage nach den lustigsten Klischees deutlich. So lehnen die Deutschen mehrheitlich Spott über andere und Minderheiten im Allgemeinen ab und finden Witze über Homosexuelle, alte Menschen, Behinderte oder den Islam unangemessen.

Als grundlegende Merkmale des deutschen Humors gelten das Bestreben, Harmonie und „Gemütlichkeit“ herzustellen sowie den Staat implizit zu verteidigen oder – im Gegenteil – ihn von oben herab zu verspotten. Der englische Humor dagegen ist böse, sadistisch, anarchisch, respektlos und stellt sich mit seinem Spott nicht über die Herrschenden, die er verspottet. Es dominiert die Selbstironie. Einer der Gründe für diese Eigenschaften ist ein unterschiedliches staatsbürgerliches Verständnis. Deutsche lebten über Jahrhunderte in undemokratischen Strukturen. Ein Ausweg der deutschen Intellektuellen war die Flucht in philosophische Spekulationen und Idealvorstellungen vom Staat als moralische Instanz. Der englische Humor dagegen entwickelte sich in einer Gesellschaft, die früh demokratische Strukturen kannte und ein bürgerliches Selbstbewusstsein entwickelte. Darum war diese Öffentlichkeit nicht darauf angewiesen, zersetzenden Spott zu missbilligen. Gerade weil es gesicherte und allgemein akzeptierte Normen gab, konnte man es sich leisten, schwarz, makaber und böse zu sein. Man kann also den englischen Humor also als Ausdruck einer egalitären, demokratischen Gesellschaft deuten, den deutschen Humor als Ausdruck einer Gesellschaft, die sich ihrer politischen und kulturellen Identität ungewiss ist.

Stimmt das? Dass es hierzulande humoristisch eher harmos und politisch korrekt zugeht? Gibt es wirklich so große Unterschiede zwischen den Ländern?

Also ich hätte bei "kurz und gut" halt gern gesehen, dass einer die Gelegenheit nutzt, sich auch mal über Türken oder Schwaben oder Quinn lustig zu machen. Ein wenig politisch unkorrekt eben.

Ich hab's jetzt auch nicht wirklich "besser" gemacht ... aber trotzdem vermisse ich das.

 

So lehnen die Deutschen mehrheitlich Spott über andere und Minderheiten im Allgemeinen ab und finden Witze über Homosexuelle, alte Menschen, Behinderte oder den Islam unangemessen.
Wer sagt denn bei einer Umfrage: Ich lache gern über Schwule?
Also der Humor im kleinen Kreis ist mit Sicherheit roher, der gefürchtete Stammtisch-Humor.
Es stimmt schon, dass der offizielle deutsche Humor wirklich dieses heimelige hat. Also Dr. Eckhardt von Hirschhausen - das ist schon sehr nett. Mario Barth, Atze Schröder - die sind sehr an der Oberfläche. Mittermeyer und Dieter Nuhr - jo, die sind schon hintersinnig, aber nicht wirklich schwarzhumorig.
Und Harald Schmidt ist seit 10 Jahren tot oder im Koma, der hat das früher alles geliefert. Der hatte aber von Anfang an einen intelektuellen Anstrich, wenn man bei dem über einen Polen-Witz gelacht hat, dann hat man sich dabei nicht dreckig gefühlt, sondern es war ironisch. Er hat mal über Bettina Böttinger gesagt, sie habe mit einer Klobrille gemein, dass kein Mann sie je anfassen würde - und dafür hat er auch schon Ärger gekriegt, aber es hat ihm nie so richtig geschadet.
Während Ingo Appelt jedesmal ,wenn er so einen Spruch brachte, dann öffentlich Abbitte leisten musste. Der Appelt (der ist ja auch schon 10 Jahre über dem Zenit) hat das mal schön über Dirk Bach gesagt: Dieser kleine, dicke Mann, den alle putzig finden, der haut da immer so böse Sprüche raus, aber es nimmt ihm keiner übel.
Bei den Fernsehformaten: Stromberg ist den Leuten zu depri, nicht unbedingt böse, aber ich denke, es tut für ein deutsches Format zu weh, dieses Fremdschämen. Dittsche, mit einer ganz ähnlichen Idee, ist da schon wieder heimeliger und freundlicher.
Und bestimmte Sendungen wie Switch oder früher RTL Samstag Nacht haben, aus welchen Gründen auch immer, einen Freifahrtschein (Inas Nacht auch). Die können so geschmacklos sein, wie sie wollen. Das mit dem Obersalzberg ... Stromberg als Hitler ... das ist schon sehr böse.
Generell hab ich das Gefühl, dass man öffentlich in Deutschland gern das "Lausbübische"(Schwieger-Sohn Komiker) oder "Ich erklär euch die Welt" (Schwieger-Sohn Komiker mit Doktortitel) mag.

Also ich denke, es ist in Deutschland schon Platz für alle möglichen Humor-Arten - sogar das Kabarett mögen ja noch viele -, aber es ist hier, glaube ich, schon wichtig: Wer das macht? Was für ein Image derjenige hat. In welchem Rahmen das kommt.
Harald Schmidt und Hape Kerkeling können in Deutschland alles machen und alles sagen.
Was deutlich ist: Der Geschmack von "Volk" und "Medien" geht bei Komikern stark auseinander. Der Mario Barth füllt Fußballstadien - die Kritiker lehnen den trotzdem fast geschlossen ab. Und Stromberg wird in jedem Format gelobt - es guckt aber kaum einer.
Es ist übrigens auch so, dass man nicht sagen kann: "Wir sind ja eh Amerikaner" - die Formate, die wir aus Amerika importieren und die hier gut laufen, sind nicht die, die in Amerika funktionieren.
Bei uns laufen jeden Tag noch 6 Stunden "Dicker Mann mit viel zu schöner Frau" - so ein riesen Erfolg waren die Formate in Amerika nicht. Die amerikanischen Hit-Sitcoms wie 30 Rock laufen in Deutschland fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit.
Wenn man mal die Emmy-Liste seit 2003 anschaut: Alle lieben Raymond, Arrested Development, 30 Rock, Modern Family, The Office.
Das sind alles Serien, die in Deutschland auf einem Nischensender liefen, gar nicht liefen oder gescheitert sind. Da geht der Geschmack schon auseinander.

Two and a half men mit den Sex- und Sauf-Witzen kommt hier aber so gut an wie überall sonst auf der Welt. ;)

 

Menschen lachen, Tiere nicht. Vermutlich ist der Humor eine menschliche Eigenheit, die mit der Verbandelung des Menschen mit sozialen Systemen und Denksystemen zu tun hat: Ich lache, wenn eine Bemerkung den schwer verständlichen Vortrag eines Professors wie Blödsinn aussehen lässt. Ich lache auch, wenn in einer dämlichen Sendung im Fernsehen Leute vom Fahrrad fallen oder mit der Schnauze gegen einen Laternenpfahl knallen.

So einfach ist das sicher nicht zu erklären, wozu das gut ist, evolutionär. Wenn die Außerirdischen eines Tages zu uns kommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die keinen Humor haben. ;)

Ich glaube, Humor hat immer mit Ordnung zu tun. Manchmal auch mit Gefahr.

 

Mittermeyer und Dieter Nuhr - jo, die sind schon hintersinnig, aber nicht wirklich schwarzhumorig.
Mittermeyer ist manchmal schon sehr heftig, Nuhr nur hintersinnig.

Harald Schmidt und Hape Kerkeling können in Deutschland alles machen und alles sagen.
Das stimmt.

Wenn man mal die Emmy-Liste seit 2003 anschaut: Alle lieben Raymond, Arrested Development, 30 Rock, Modern Family, The Office.
Das sind alles Serien, die in Deutschland auf einem Nischensender liefen, gar nicht liefen oder gescheitert sind. Da geht der Geschmack schon auseinander.
Ja, aber das ist eher ein Problem der Übersetzung – Wortspiele und Hintersinniges lassen sich nicht so leicht übersetzen wie Zoten, wobei selbst da manche Beleidigungen auf der Strecke bleiben (müssen), weil die Amerikaner vaginal orientiert schimpfen, die Deutschen aber anal.

Schon gute Literatur wird nur selten kongenial übersetzt, im schnelllebigen Fernsehen geschieht das noch seltener.

 

Grundsätzlich definiert sich Humor über das Unerwartete und Plötzliche. Man reagiert mit Lachen, wenn etwas passiert oder gesagt wird, womit man nicht rechnet.
Das Problem, das du ansprichst, ist, dass sich Humor abnutzen kann. Und das passiert in meinen Augen immer mit dem, der an der Oberfläche bleibt. Irgendwann lacht man eben nicht mehr über die Torte im Gesicht eines anderen. Und dann muss eine andere Art von Albernheit erfunden werden, die irgenwann auch wieder ausgelutscht sein wird. Hier im Forum sind eben schon ewig diese Anreihungen von Absurditäten angesagt.
Kritischer Humor dagegen bleibt immer aktuell, weil ihm immer wieder neue Themen zur Verfügung stehen, weil alles komplexer ist - man lacht auch mal später, wenn man erst was verstanden hat, er zwingt zur Auseinandersetzung und beschäftigt so für länger als einen Augenblick.

 
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Grundsätzlich definiert sich Humor über das Unerwartete und Plötzliche. Man reagiert mit Lachen, wenn etwas passiert oder gesagt wird, womit man nicht rechnet.

Also Humor hat schon viel mit Timing zu tun, aber "grundsätlich etwas Unerwartetes oder Plötzliches" also das ist zu einfach. Humor lässt sich schwer definieren, und noch schwieriger reproduzieren. Das ist (vielleicht) auch gut so, man muss bedenken, was für eine ungemein mächtiger Waffe er ist.
Wer Menschen wirklich zum Lachen bringen kann, berherrscht jeden Raum, wenn dein Vortrag oder dein Text oder was auch immer wirklich witzig ist, wenn du den Prof oder Chef zum Lachen bringst... dann gewinnst du auch.
Also für mich hat guter Humor grundsätzlich etwas mit der "Wahrheit" zu tun. Eine Satire oder eine Charikatur ist grundsätzlich dann gut, wenn sie die Kernzüge einer Person oder Situation distillieren und überspitzt hervorbringen kann. Deswegen sind Klischees auch so wichtig beim Humor.

Wir leben eigentlich grundsätzlich in einer politisch korrekten Welt. Wir sind alle sozial angepasst. Wir schauen Frauen in die Augen, wir pinkeln im Sitzen, wir fahren 50, anstatt die Stiefmutter zu ermorden lächeln wir höflich, wenn der Chef was sagt, hört man zu, usw..

Ich denke abweicheder Humor in verschidenen Erdteilen rührt eben auch daher, dass wir unterschiedlich sozial angepasst sind. In US-Filmen sehe ich manchmal so Szenen, da gehen Männer zusammen nackt baden und stellen sich blöd an. Sowas soll dann ultrakomisch sein. Solche Witze, also so wie die Amis das machen, das gibt es in keinem skandinavischen Film. Glaub auch nicht in einem Deutschen.


Hier zwei kleine Clips von Eddy Murphy zum Thema Frauen/Männer. Das ist natürlich immer ein dankbares Thema für Komiker, weil sich Männer und Frauen eigentlich permanent anschwindeln, da macht es Spaß, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
So was hat Eddy halt auch schon in den 80ern gebracht, da finde ich Mario Barth einfach nur lahm verglichen damit ..

Hier erklärt er zum Beispiel wieso Männer fremd gehen, und Frauen dann auch bei ihnen bleiben und so...

[ame="http://www.youtube.com/watch?v=tA65N1MFUdY&feature=related"]YouTube - ‪Eddy Murphy RAW Best scene‬‏[/ame]

Oder zum Heiraten..

[ame="http://www.youtube.com/watch?v=SniOXFhwIZ8"]YouTube - ‪Eddie Murphy - RAW - Marriage‬‏[/ame]

Diese beiden Stand-ups von Eddy "Raw" und "Delirious" genießen in den USA legendesstautus. Ob Deutsche darüber lachen? Weiß ich nicht. Könnt ihr mir vielleicht sagen. :) Also ich kenne keine Deutsche, die so auftreten, aber gut.. gibt wahrscheinlich auch nicht so viele weiße Amis, die so auftreten.

Es gibt wahrscheinlich wirklich so Sachen, da lacht man gern als Deutscher, aber als Deutscher dann selbst so auftreten, das geht dann nicht. Vielleicht sind wir kulturellbedingt wirklich ein Stück weit auf den Humorimport angewiesen.

Hier noch ein legendärer Clip von George Carlin. Der gilt ja neben Richard Pryor in den USA eigentlich als bester Stand-up-Act ever.
Seine Themen haben halt auch sehr viel mit der "Wahrheit" zu tun...

[ame="http://www.youtube.com/watch?v=MeSSwKffj9o"]YouTube - ‪George Carlin - Religion is bullshit.‬‏[/ame]

 

Zunächst:

Humor ist, was man nicht hat, wenn man ihn definiert.(Rudolf Presber)


„Hier streben ja alle irgendwie denselben Stil an. Verschroben, doof, sinnlos, absurd ...“
Ja, viele Geschichten reichen sogar ins Fantastische. Das ist schon ein gewaltiger Schritt weg vom typisch deutschen: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ und das ist gut so.

Also ich hätte bei "kurz und gut" halt gern gesehen, dass einer die Gelegenheit nutzt, sich auch mal über Türken oder Schwaben oder Quinn lustig zu machen. Ein wenig politisch unkorrekt eben.
Türken oder andere Nachbarn – heute gibt ja nur noch Nachbarn – also über die Landesgrenze hinweg witzeln ist schon sehr ausgeleiert, weil diese Nachbarn halt schon lange da sind. Der Nachteil solcher Witzeleien ist auch, dass sie im Grunde eine Verspottung sind. Und Spott hat nix mit Humor gemein. Da müsste halt ein neuer Ansatz gefunden werden.

Neue Ansätze bietet die Serie „Little Britain“, ohne Rollstuhlfahrer, Schwule oder Dicke zu diskriminieren (nach meinem Empfinden jedenfalls), weil da kein Spott drin ist. Daran könnte man sich orientieren.
Das wäre dann allerdings ein politisch korrekter Humor. Das politisch Unkorrekte gehört für mich sowieso eher in eine Satire (was nicht bedeutet, dass diese Satire politisch sein muss).


Lieber Berg!

Menschen lachen, Tiere nicht.
Auch wenn ich jetzt ein wenig besserwisserisch rüberkomme, schreib ichs trotzdem, denn ich bin einer von denen, die Menschenrechte für Menschenaffen fordern. Diese "Tiere" liegen mir am Herzen.
Menschenaffen lachen ausgiebig und gerne (wenn man sie kitzelt).
Leichte Aggressionen entschärfen sie mit einem Lächeln. Auch wenn Lachen und Lächeln unterschiedliche Auslöser haben, kann man angesichts dieser Tatsachen eine spezielle Art (Affen-)Humor nicht von vornherein ausschließen. ;)

LG

Asterix

 

Na ja ... man muss doch ehrlich sagen: Gute Sprüche und witzig schreiben ist verdammt viel Arbeit.
Die Comedy-Typen touren ewig mit so einem Programm.
Hier auf der Seite haben wir den Humor, der schnell geht. Und das sieht man ihm auch an.
Das ist jetzt nicht "typisch deutsch" oder so, sondern ... tjo. Hier ist das halt, die Leute sind aus sich selbst heraus witzig und lassen das dann in den Text fließen.
Das ist ja auch die Idee zu "Kurz und gut": Schreib einen Text in 30 Minuten. Das ist nichts Schlimmes, aber in den Texten zu der Rubrik "Kurz und gut" spiegelt sich nicht der deutsche Humor wider oder ein Problem damit, sondern ... es sind halt Geschichten, in denen wenig Arbeit steckt.

 

Grundsätzlich definiert sich Humor über das Unerwartete und Plötzliche. Man reagiert mit Lachen, wenn etwas passiert oder gesagt wird, womit man nicht rechnet.

Also Humor hat schon viel mit Timing zu tun, aber "grundsätlich etwas Unerwartetes oder Plötzliches" also das ist zu einfach.

Das ist natürlich keine umfassende Definition. Sonst könnte man Ironie von Witz zum Beispiel nicht unterscheiden. Aber Erwartung und Timing sind schon die Grundparameter dafür. Außerdem kann ich mich leider mit dieser Erkenntnis nicht brüsten, das ist Studiumwissen, was ich hier reproduziert hab.

Humor ist, was man nicht hat, wenn man ihn definiert.(Rudolf Presber)

Das ist doch Quatsch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Comedians zum Beispiel ihren Humor bzw. wie ihr Humor funktioniert nicht definieren. Außerdem, warum sollte man nicht mehr lachen können, wenn man weiß, weswegen man lacht? Rudolf Presber in Ehren, wer auch immer er ist.

Dass jeder über etwas anderes lacht, macht eine allgemeine Definition auch so schwierig. Es ist nicht nur so, dass Engländer, Amis und Deutsche über etwas anderes lachen, auch Alter, soziale Zugehörigkeit, Bildung und sogar der Freundeskreis prägen den Humor. Also der Hintergrund ist schon sehr wichtig. Manche Sachen kennt man schon so gut, dass sie flach und nicht mehr lustig geworden sind. Über andere Sachen verbietet die Erziehung oder die Mentalität zu lachen - rassistische Witze in Deutschland werden zwar gemacht, ist aber trotzdem ein Minenfeld. Japaner lachen, wenn Comedians auf der Bühne rülpsen und furzen, weil das immer noch sehr neu für sie ist. Im Grunde kann niemand etwas für seinen Humorsinn und alle erreichen zu können ist ziemlich utopisch, aber auch gut so.

 
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Ich finde richtig geiler Humor muss wehtun, Anstandsregeln verletzen, auf Konventionen pfeifen, gegen Randgruppen überspitzen, halt das ganze politisch Korrekte mal für ein paar Minuten vergessen machen. Gerne rassistisch und sexistisch, das ist auch so ein weites Feld, da geht immer was Neues, wenn man ein bisschen kuckt.

Ein richtiger Entertainer dürfte nicht ständig nach Reaktionen schielen, voller output, gnadenlos gegen sich und natürlich gegen andere sein. Konsequent. Das ist ein Problem, dass die KG-Texte ja auch immer um Sympathie werben, dass die meisten Schreiber - ich kann mich da leider nicht ausnehmen in meiner Feigheit - wahrscheinlich die geilsten Spitzen vorm Posten wegkürzen, aus Sorge, diesem oder jenem Empfinden auf die Füße zu treten. Ein bisschen mehr Scheuklappen würden den Texten guttun.

Wenn es wehtut oder man denkt, kann ich das jetzt schreiben, das sind Zeichen, dass der Witz gut ist und man ihn unbedingt schreiben sollte. Also solche Sachen finde ich gut, kann sein, dass ich deswegen keine Freunde habe. Niels Ruf ist lustig.
Tendenziell habe ich den Eindruck, Deutschen ist der Humor nicht in die Wiege gelegt, was hier unter lustig läuft ist häufig nur peinlich. Das ist wie mit Sex und Tanzen, bei den drei Dingen fallen Verkrampfungen besonders auf. Liegt an der preußischen Matrix, die uns auf der anderen Seite reich und erfolgreich macht.

Bei Büchern oder Geschichten ist es echt selten, dass ich mal laut lachen muss. Oberflächliche Texte funktionieren nicht, weil die glauben, dass Humor keine ernste Sache ist. Die reproduzieren tantenhafte Weltbilder und verkaufen Niedlichkeitsgefühle. Starker Humor braucht Tiefe, aber diese Ernsthaftigkeit darf man dem Text natürlich nicht anmerken. Der alte Spruch: Schwierige Dinge leicht aussehen lassen, ist bei Humor vllt noch wichtiger als anderswo.

Ich habe aber auch bei KG-Texten schon öfter laut lachen müssen. Hier kann man echt geile Sachen finden. Das ist aber noch nie bei einem Text passiert, der unter Humor steht.

PS: Ich habe eine Idee! Ein Wettbewerb, in dem sich jeder mal über den Tyrannen Großer Quinn lustig machen darf! Der Gewinner bekommt ein Abendessen bei Quinn, das er selbst kochen muss. Dazu würde es natürlich nie kommen, weil er bekanntlich ein Neben-Account von JoBlack ist. Das wurde vor kurzem unter seinem Account so oder sehr ähnlich geschrieben und niemand hat darauf reagiert! Das ist nämlich eins der wenigen Dinge, für die Oberflächen taugen: Sachen verstecken.

 
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"Kurz und gut" spiegelt sich nicht der deutsche Humor wider oder ein Problem damit

Ja, da hast du wahrscheinlich Recht.

Die Comedy-Typen touren ewig mit so einem Programm.
Hier auf der Seite haben wir den Humor, der schnell geht. Und das sieht man ihm auch an.

Also ich wollte diese Typen jetzt auch nicht mit "kurz und gut" vergleichen. Glaube übrigens auch nicht, dass der deutsche Humor grundsätzlich ein "Problem" hat. Sie ist halt in manchen Dingen vielleicht etwas anders. Also ich bin ja selbst schon ziemlich Deutsch und konsumier genug deutsche Sachen.. und mit "kurz und gut" hab ich auch mein Spaß. Ich finds halt immer wieder interessant zu vergleichen. Auch was Essgewohnheiten, Musikgeschmack, Schulen, Politik usw. anbelangt..

Humor ist, was man nicht hat, wenn man ihn definiert.

Das ist so eine typische Halbwahrheit, wie häufig bei solchen Sprüchen.

Comedians können ihre Arbeit bestimmt ganz gut in Worte fassen, aber Humor hat eben auch etwas Geheinisvolles an sich. Das ist wie mit Schönheit, kann man ja auch irgendwie definieren, aber warum genau ein Mensch so wirkt, und ein anderer so ... das ist nicht immer klar.


Und Spott hat nix mit Humor gemein.

Spott ist so ein negatives Wort. Also "sich lustig machen" hat schon etwas mit Humor zu tun.
Sich über Behinderte lustig zu machen finde ich jetzt auch nicht so toll, aber über Politiker oder Könige oder Justin Bieber gelegentlich mal herzuziehen, das gehört schon auch dazu. Humor kann unterdrücken, aber sie kann auch die stärkste Waffe des kleines Mannes sein. Oder sie kann auch einfach für Entlastung sorgen. Man darf sich ja nicht mehr schlagen oder töten in der heutigen zeit, aber ein wenig sticheln, das ist schon erlaubt. Das muss glaub auch erlaubt sein, das man über manche Dinge oder Personen lachen kann, ansonsten würde man durchdrehen.

Ich glaube es ist ein gutes Zeichen für jeden Staat oder Gruppe, wenn darin viel gelacht wird. Ich denke da auch an die Republikaner in der USA zum Beispiel.
Wirklich ALLE political Comedians in der USA (Maher/Stewart/Colbert, sogar Moore arbeitet viel mit Humor) sind demokratisch/linksorienteirt.(Sogar Lettermman und Leno gelten als "links", eigentlich ganz Hollywood..)
Und ihre Gegenspieler, die Repubs, schüren Hass im Fernsehen (Beck, O'reilly, Hannity, Limbaugh) und verkaufen sich als echte News-Leute. Also das mit Jon Stewart und Fox News geht schon ewig hin und her. Und das ist keine Sideshow, das sind größten Meinungsmacher in der Business, viel größer als die "echten" News-Leute (falls es davon überhaupt noch welche gibt) .
Also da hat man echt demokratische Comedians auf der einen und republikanische Hasspredigern auf der anderen Seite. Eine große Show.
Das sagt schon viel aus, finde ich.

 

Sich über Behinderte lustig zu machen finde ich jetzt auch nicht so toll, aber über Politiker oder Könige oder Justin Bieber gelegentlich mal herzuziehen, das gehört schon auch dazu.
Mit anderen Worten: Du bevorzugst politisch korrekten Humor. :D

Ich finde, Haralds Schmidts polnischen Witze waren anfangs gut, aber mit der Zeit haben sie ihre Wirkung verloren. Sie gingen den gleichen Weg, den zuvor schon Blondinnenwitze gegangen sind –Variationen des immer gleichen Themas sind langweilig bzw. nur noch für die interessant, die sie noch nicht gehört haben.

Aber Harald Schmidt hat sich zumindest getraut, polnische Witze im Fernsehen zu bringen. Natürlich wurde er dafür im Feuilleton gescholten, aber das hat ihn nicht gestört. Und dann seine „Person“ des Monats. Wie er da die Personen des öffentlichen Lebens tagelang durch den Kakao zog fand ich klasse. Und siehe da, kaum jemand hat sich beschwert.

Das zeugt von einem Sinneswandel in diesem unseren Land, wo es früher nur zur Karnevalszeit ungestraft „böse“ Karikaturen und Witze geben durfte. Aber diese organisierte Narrenfreiheit hat etwas Gezwungenes an sich, das ich ablehne.

Erst wenn man zu jeder Zeit politisch unkorrekte Witze erzählen kann, ist dieses Land wirklich frei. Aber dafür werden wir noch ein paar Jahrhunderte in der Demokratie leben müssen – siehe England.

 

@Kasimir

Zitat:
Humor ist, was man nicht hat, wenn man ihn definiert.(Rudolf Presber)
Das ist doch Quatsch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Comedians zum Beispiel ihren Humor bzw. wie ihr Humor funktioniert nicht definieren. Außerdem, warum sollte man nicht mehr lachen können, wenn man weiß, weswegen man lacht? Rudolf Presber in Ehren, wer auch immer er ist.
Der alte Rudolf hat schon recht. Das beste Beispiel dazu ist deine Antwort und die Beiträge hier. Alles sehr informativ, aber …
Wir reden über Humor und keiner macht einen Scherz, nur ich, und den will keiner verstehen. Hätt ich bloß einen Smiley hinter gepappt. Verdammich.
Der Spruch besagt nicht, das man seinen Humor, den man (offensichtlich) während der Analyse des Selbigen nicht hat, für alle Zeit verliert. Warum auch? Das wäre ja Quatsch.

Dass jeder über etwas anderes lacht, macht eine allgemeine Definition auch so schwierig. Es ist nicht nur so, dass Engländer, Amis und Deutsche über etwas anderes lachen, auch Alter, soziale Zugehörigkeit, Bildung und sogar der Freundeskreis prägen den Humor.
Ich habe JuJu so verstanden, dass er nicht nach einer allgemeingültigen Definition sucht, sondern nach Ungleichheiten und kulturbedingten Besonderheiten mit dem abschließenden Effekt einer Horizonterweiterung in Sachen Humor.

Grundsätzlich definiert sich Humor über das Unerwartete und Plötzliche. Man reagiert mit Lachen, wenn etwas passiert oder gesagt wird, womit man nicht rechnet.
Da kann ich beipflichten. Das scheint auch mir die Basis von Humor zu sein. Und der humorige Effekt wird nochmals verstärkt, wenn die Ausgangssituation einen hohen Wiedererkennungswert hat. Dieses Wiedererkennen aber spaltet u.a. die Kulturen (oder Menschen allgemein) bereits im Humorgeschmack.
Deshalb ist es weiterhin interessant, die kulturbedingten, altersbedingten, usw. Spielarten zu ermitteln und zu vergleichen.

@JuJu

Spott ist so ein negatives Wort.
Eben. Spott ist auch für mich negativ besetzt. Er verletzt, er schadet nachhaltig, er wird aus Hass oder zumindest einer starken Abneigung dem Zielsubjekt gegenüber geboren. Spott hat mehr mit öffentlicher Abstrafung zu tun, denke ich. Spott leistet durchaus gute Dienste in der Gesellschaft, weil Gerichte gegen Spinner (hier könnte ich eine lange Liste anfügen) und penetrante Nervensägen (hier könnte ich eine noch längere Liste ansetzen) nix bewirken können.

Aber ich will den Spott nicht erdrosseln. Ich stimme dir zu, Spott ist in einer etwas gefälligeren Variante (sich lustig machen über xy) eine Spielart des Humors.

Manche Spielarten entfernen sich recht weit von der Humor-Basis (siehe oben).
So gibt es Humor, der grimmig, ordinär, zynisch oder blasphemisch gefärbt ist. Ich frage mich bei solchem Humor oft, wo da die Überraschung steckt. Meist basieren solch überzogene Texte auf bekannte Witze oder Missstände. Sonst würde sie keiner verstehen. Darüber kann ich dann nicht lachen.

Ebenso ist mir der Humor sämtlicher US Serien, wie zwei und ne halbe Portion, ein Rätsel.
Auch ältere Schinken, wie Roseanne, sind bestenfalls cool und schnodderig, aber unlustig.

Nebenbei:
Ich habe nur auf Drängen meines Psychiaters den Posten als Humor-Mod angenommen. :lol: <= Bitte den Smiley beachten. Ganz wichtig!!! Gott sei Dank hab ich den diesmal nicht vergessen.

@Kubus

Ich finde richtig geiler Humor muss wehtun, Anstandsregeln verletzen, auf Konventionen pfeifen, gegen Randgruppen überspitzen, halt das ganze politisch Korrekte mal für ein paar Minuten vergessen machen.
Teste doch mal aus, wie das ankommt.

Das Gleiche könnte man auch für andere Texte empfehlen. Manche richten sich zwar gegen Randgruppen, nur sind das immer dieselben Gruppen. Warum nicht mal Mädchenhändlern oder Drogendealern literarisch die Fresse polieren? Damit meine ich nicht, dass ein Kommissar sie am Ende hinter Gitter bringt.

Starker Humor braucht Tiefe,
Die Tiefe könnte in der Differenz zwischen (ernster) Ausgangssituation und unerwarteter Wendung oder Auslegung bemessen werden. Oder wie meinst du das?

 

@Kubus

Ich finde richtig geiler Humor muss wehtun, Anstandsregeln verletzen, auf Konventionen pfeifen, gegen Randgruppen überspitzen, halt das ganze politisch Korrekte mal für ein paar Minuten vergessen machen.

Teste doch mal aus, wie das ankommt.

Kommt eigentlich sehr gut an. Also bei mir jedenfalls. :)

[ame="http://www.youtube.com/watch?v=g34LfDisKt4"]YouTube - ‪Somuncu [best of] 2009‬‏[/ame]

 

Warum nicht mal Mädchenhändlern oder Drogendealern literarisch die Fresse polieren?

Nazis, Hells Angels, Diktatoren aus aller Herren Länder. Aber ohne dabei in "Haha, wie doof die sind, nicht so schön ganz normal wie ich" abzudriften. Vorbild etwa der Film Four Lions. Gibt es in Humor ein Thema des Monats? Hattet ihr schon "Darf man darüber lachen?"

 

Nein, Thema des Monats nicht. K&G ist ja eine Variante davon, nur eben viel besser. :D
„Darf man darüber lachen“ klingt interessant (erinnert mich an das Titelbild der Titanic, wo Merkel mit Kopfschuss zu sehen ist und die Frage „Darf man sich darüber freuen“ oder so ähnlich), ist aber von mir nicht installierbar, da die Sieger entscheiden.

Ich würde den „normalen“ Weg empfehlen. Einfach schreiben und posten. Dann sieht man an den Kritiken, oder daran, das der Text plötzlich verschwunden ist, ;), wie so was ankommt.

 

Ich finde richtig geiler Humor muss wehtun, Anstandsregeln verletzen, auf Konventionen pfeifen, gegen Randgruppen überspitzen, halt das ganze politisch Korrekte mal für ein paar Minuten vergessen machen. Gerne rassistisch und sexistisch, das ist auch so ein weites Feld, da geht immer was Neues, wenn man ein bisschen kuckt.
Ich glaube "richtig guter Humor" ist einfach gut aufgebaut. Das ist wie mit einem Krimi, da glaubt ja auch keiner, dass man den aus dem Handgelenk schreiben kann, sondern da muss man den Plot entwickeln und den Aufbau und Figuren und so weiter.
Dann geht's darum, dass man "treu" zu den Figuren ist, und sie nicht für einen Gag verrät und mit Recalls arbeitet usw. Also das ist "erzählerischer" Humor, das unterscheidet sich dann aber auch von einem "Witz" oder einem Sprachwitz.
Auch ein sehr lustiger Mensch, so wie Juju ihn beschreibt, wäre noch kein guter Humorist, sondern der müsste das auf Papier bringen, oder sich eine Nummer ausdenken und die einstudieren.
Gegen wen sich das dann richtet und ob es beißend sein muss, ist dann wieder eine andere Sache. Ein Krimi kann auch sozialkritisch sein, muss es aber nicht, das ist keine Frage der Qualtität, sondern des Sub-Genres.

Aber ich glaube: "Witzig" ist so wie überall im Schreiben. Ein paar Funken Genialität und Kreativität und ganz viel Rumgemache und Geschraube und Probiere, bis es passt.
Also nur weil ein Text garstig zu Behinderten ist, macht ihn das noch nicht komisch, so wie ein Krimi nicht spannender wird, weil's 10 Tote gibt.

Die Videos, die Juju gepostet hat, mit dem George Carlin z.B. das ist die typisch jüdische Humor-Schule (ich weiß gar nicht, ob er Jude ist), so funktionieren auch Lewis Black oder Seinfeld.
Man nimmt etwas Alltägliches und führt es Schritt für Schritt ins Absurde und denkt es konsequent zu Ende, bis es immer absurdere und grotsekere Formen annimmt. Carlin verstärkt das noch - genau wie Lewis Black - dadurch, dass er den Eindruck macht, ein intelektueller, reifer Mann zu sein, jemand der Selbstkontrolle hat, und dann bei den Pointen explodiert und ins Obszöne reingeht.
Das ist zum Beispiel die Struktur hinter einem witzigen Programm, ob er dann als Thema die Religion hat oder die konservative Regierung oder die Werbung ... das ist nicht das Entscheidende.

 

Man nimmt etwas Alltägliches und führt es Schritt für Schritt ins Absurde und denkt es konsequent zu Ende, bis es immer absurdere und grotsekere Formen annimmt. Carlin verstärkt das noch - genau wie Lewis Black - dadurch, dass er den Eindruck macht, ein intelektueller, reifer Mann zu sein, jemand der Selbstkontrolle hat, und dann bei den Pointen explodiert und ins Obszöne reingeht.

Das ist zum Beispiel die Struktur hinter einem witzigen Programm, ob er dann als Thema die Religion hat oder die konservative Regierung oder die Werbung ... das ist nicht das Entscheidende.

Das Was ist doch entscheidend: Ich habe hier vor ein paar Jahren eine Satire geschrieben, die einen Kommentar einer Moderatorin auf die Schippe nahm. Was soll ich sagen? Sie wurde gelöscht – vom Webmaster persönlich, denn die Moderatoren auf kg.de leisten schwere Arbeit kostenlos (was sicher richtig ist) und sind deswegen sakrosankt.

 

Die Struktur entscheidet darüber, ob ein Text gut ist oder nicht, und der Inhalt dann von mir aus, ob ein Text gegen irgendwelche Regeln verstößt oder nicht.

 

Die Struktur entscheidet darüber, ob ein Text gut ist oder nicht, und der Inhalt dann von mir aus, ob ein Text gegen irgendwelche Regeln verstößt oder nicht.
Die Satire war gut. Sie führte – wie du es schreibst – etwas Alttägliches (einen Kommentar eben) Schritt für Schritt ins Absurde, weil sie die Aussage des Kommentars (es sei nicht wichtig, ob eine Geschichte das Ziel erreichte, wichtig ist der Versuch, dieses Ziel erreichen zu wollen) konsequent zu Ende führte, das daraus bestand, dass ein Verleger, folgte er dieser Argumentation des Autors, ein Manuskript nie ablehnen könnte.

 

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