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Warum die Berge an manchen Stellen höher sind

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24.01.2009
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Warum die Berge an manchen Stellen höher sind

Schön hat es Martina hier, denke ich und inhaliere den Anblick der Berge, die frische Luft und das Kuhglockengebimmel. Bayrisches Alpenland wie gemalt und ich mittendrin. Man könnte gleich und hier eine Kamera aufbauen und einen Heimatfilm drehen. Frau im Dirndl trifft auf neu eingetroffenen Tierarzt, natürlich ist der Junggeselle, und gemeinsam retten sie eine Gämse, die angeschossen zurückgelassen wurde. Happy End mit rosa Herzen und im Hintergrund des Abspanns üppig blühende Geranien an den Balkonen eines Holzhauses. Ja, genau so einen Film könnte man von Martinas Terrasse aus drehen.
Meine alte Schulfreundin legt mir ihre Hand auf die Schulter und holt mich aus meiner Gedankenwelt zurück in die Realität.
„'Tschuldigung. Wollt dich nicht erschrecken“, sagt Martina und reicht mir einen Pott Kaffee.
Ich schwenke den Blick von den Bergen zum Pool. Mein Sohn Finn tobt nach stundenlanger Autofahrt seinen Hippeldrang aus. Ja, Martina hat es schön hier. Schöne heile Welt. Familie, Haus, Garten, Pool. Einer der Gründe, warum ich noch nie von fast Dänemark bis nach fast Österreich gefahren bin. Ich wollte keine Auszeit aus meinem Leben für einen Schnupperkurs im: So könnte es auch sein - Leben.
Ausreden erfand ich viele; Finn krank, ich krank, Sturmwarnung, meine Pension ausgebucht, Handwerker im Haus, Auto kaputt, ein Regenwurm hat sich ein Bein gebrochen, weiß der Fuchs.
Dabei gönne ich das alles Martina. Ich freue mich für sie. Gerade jetzt freue ich mich für sie.

„Schön, dass die Jungs sich so gut verstehen“, sagt Martina, nachdem wir die Kinder ins Bett verfrachtet haben. Sie öffnet eine Flasche Merlot, stellt Käse, Obst und Brot auf den Tisch.
„Ja“, sage ich und fühle mich gleichfalls erleichtert. Finn ist fünf, Martinas Sohn Aron acht. Ob sich der Große mit dem Kleinen abgibt, war das unbekannte x in der Reiseplanung. Ich konnte nur hoffen, die zwei würden sich vertragen und mir dadurch ein paar Momente der Ruhe bescheren.
„Aron hat nicht viele Freunde“, sagt Martina. „Ich glaube, es liegt irgendwie daran, dass er seinem Alter voraus ist.“
„Voraus?“, frage ich.
„Na ja. Er ist seinen Spielgefährten einfach überlegen. Cleverer als sie, also nicht unbedingt intelligenter, weiß Gott nicht, aber irgendwie, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, soziale Intelligenz trifft es vielleicht.“
„Das ist sicher auch hart für dich“, sage ich. Für mich wäre es jedenfalls furchtbar, wenn Finn niemanden zum Spielen fände.
„Mir tut es einfach für Aron leid. Er kann doch nichts dafür.“
„Nein“, sage ich und sehe Aron vor mir, der groß und kräftig für sein Alter ist. Vielleicht gibt er sich ja tatsächlich mit einem Fünfjährigen ab, weil er ein ausgeprägtes Sozialverhalten hat. Aber warum meiden ihn Kinder seines Alters dann? So ganz kann ich mir keinen Reim drauf machen, aber ich nicke mitfühlend.
„Lass uns über dich reden. Du bist ja zum Entspannen hier, nicht um für mich die Psychotante zu spielen. Wie geht es dir?“
„Ich bin müde“, sage ich ehrlich, weil der Wein mir gerade den Rest gibt. „Von der langen Fahrt, von der Luft, von meiner Pension, vom Alleinsein, von allem eigentlich.“
Martina legt ihre Hand auf meine. "Eine Woche nur wir beide. Wie früher."
Ich lächle. Das ihr Mann gerade auf einem Kongress weilt, war mir mehr als recht.
„Ich verwöhne dich und du redest dir den ganzen Ballast von der Seele. Guck, der Watzmann da drüben, auf den schaufeln wir all deine Sorgen und die Bergsteiger freuen sich, weil sie noch ein paar Meter höher kraxeln können.“
Ich lächle über die Idee, die Alpen wären Sorgenberge. Wie viele beschissene Leben es wohl brauchte, sie zu dieser Größe aufzutürmen?
Martina lässt meine Hand los und schenkt uns Wein nach.
Ihre Bemutterung fühlt sich gut an und erst jetzt, in diesem Moment, stelle ich fest, was für ein Wrack ich eigentlich bin. Ein bisschen Wein, ein bisschen Käse, ein paar liebe Worte und ich könnte vor Rührung losflennen.

Am nächsten Tag fahren wir mit den Kindern zur Wimbachklamm. So mit dem tosenden Wasser unter uns und nur noch Rauschen in den Ohren, da denke ich an zu Hause. An die stürmischen Tage und Nächte bei uns am Meer und an das marode Dach meiner Pension, für das ich kein Geld habe. Ich sehe mich bei Unwetter am Fenster zittern, weil ich mich vor einer Ladung herabfallender Ziegel fürchte.

Nachmittags liegen Martina und ich faul in der Sonne. Mit eiskaltem Zitronenwasser, Melone und Schokoladeneis. Wir baden in Kindheitsgeschichten und stellen fest, wie grausam wir zu manchen Verehrern aus Jugendzeiten waren. Als das Telefon klingelt, verschwindet Martina im Haus. Ich schließe die Augen und genieße die Stille. Einfach nur Ruhe, wie schön sich das anfühlt, bis die Kinder auftauchen. Ich weigere mich, die Augen zu öffnen, den Moment wieder herzugeben und doch springe ich auf, als ich Arons Stimme höre.
„Setz dich und friss Gras! Wenn du nicht frisst, gibt es drei Stockhiebe!“
Um Finns Hals liegt eine Hundeleine. Mein Sohn kauert auf dem Rasen und zupft Löwenzahnblätter. Aron steht hinter ihm, einen Knüppel durch die Luft schwingend. Er hat sich ein Bettlaken um den Körper geschlungen, während mein Sohn nackt ist.
„Du musst das Gras in echt fressen“, herrscht Aron ihn an.
„Hör sofort damit auf“, schreie ich, während ich mich auf Finn stürze. „Lass die Leine los. Hörst du! Und leg den Knüppel weg.“
Ich nehme meinen Sohn in den Arm und öffne das Halsband.
„Du musst kein Gras essen“, sage ich und streichle sein Haar.
Finn guckt mich an, als wäre ich eine Irre.
„Aber wir spielen doch nur“, sagt er schließlich.
„Und was soll das für ein Spiel sein?“, frage ich.
„Aron ist Cäsar und ich bin sein Sklave“, erklärt mein Sohn mir stolz. Mir kommt die Galle hoch. Aron grinst und Finn befreit sich aus meiner Umarmung, legt sich die Leine wieder um den Hals. Ich nehme sie ihm erneut weg. „Geh ins Haus und zieh' dir was an. Das Spiel ist zu Ende.“
„Aber warum denn?“
„Weil ich es sage. Und jetzt geh. Bitte!“
Finn steht auf, zieht einen Schmollmund und stampft bockig davon.
„Und du mein Freund“, ich versuche ganz ruhig zu sprechen, was mir nur kläglich gelingt, „du unterlässt solche Spielchen. Hast du mich verstanden!“
„Du darfst mir nichts verbieten. Du bist nicht meine Mutter“, sagt Aron.
„Ich bin nicht deine Mutter, aber ich verbiete dir, Finn zu befehlen, er solle Gras essen. Ich verbiete dir, ihn nackt an einer Leine herumzuführen und ihm Stockhiebe anzudrohen.“
Aron beginnt zu schreien, als hinge sein Leben davon ab. Martina stürzt aus dem Haus, das Telefon noch am Ohr. Verdattert trete ich einen Schritt zurück und beobachte, wie sich Arons Gesicht tiefrot färbt und irgendwie aufbläht.
„Was?“, fragt Martina, als sie bei uns ist.
„Sie wollte mich schlagen“, heult jetzt Aron und zeigt mit dem Finger auf mich.
Mir bleiben vor Entsetzen alle Worte weg, und weil ich sprachlos bin, wedle ich wie bekloppt mit den Händen.
„Das ... ich wollt' nicht. Ich würde doch nie ...“, stammle ich schließlich.
Martina mustert mich, als wäre ich ein Schwein und sie muss jetzt entscheiden, ob es fett genug zum Schlachten sei. Ich gebe mir alle Mühe, ganz dünn auszusehen.
„Wirklich nicht“, beteuere ich nochmals.
Eine Frauenstimme quäkt aus dem Telefon: „Hallo? Alles in Ordnung? Was ist da los?“ Martina würgt kurzerhand das Telefonat ab und kniet vor ihrem Sohn nieder. Aron quetscht sich ein Tränchen aus dem Auge.
„Du darfst Mama jetzt nicht anlügen. Wollte Lena dich wirklich schlagen?“ Dabei streicht sie sanft über seine Wangen.
„Bestimmt wollte sie das. Sie war total gemein.“
„Schon gut. Mama ist jetzt da. Niemand wird dich schlagen, hörst du? Ich verspreche es dir.“ Dann gibt sie Aron einen Kuss. „Du darfst dir jetzt eine Tafel Schokolade holen. Aber gib Finn davon ab.“
Kaum hat Martina den Satz beendet, stürmt Aron in Richtung Küche.
„Ich hab, … ich wollt' wirklich nicht. Ich habe ihn nicht angerührt“, setze ich erneut an, aber Martina winkt ab.
„Er macht gerade eine schwierige Phase durch. Er ist so unglaublich sensibel“, sagt sie, aber ich kann hören, wie ein Rest Unsicherheit in ihrer Stimme mitschwingt.
Sensibel ist eine hübsche Umschreibung für sadistische Spielchen, denke ich, halte es aber aus irgendeinem Grund für unklug, Martina jetzt über die Situation aufzuklären. Ich werde es ihr sagen, später, wenn die Unsicherheit aus ihrer Stimme fort ist.

„Man könnte glauben, sie sind Geschwister“, sagt Martina.
Ich lege mir eine Decke über Beine und Füße, ich friere, während Martina noch immer im T-Shirt neben mir sitzt. Die Kinder sind im Baumhaus, wir sehen die Lichter ihrer Taschenlampen durch die Fenster tanzen. Seit heute Nachmittag bin ich unter Hochspannung, wenn Finn nicht in meiner Nähe ist. Der Abend im Baumhaus war die beste Idee, die ich hatte. Von der Terrasse aus habe ich die beiden im Blick. Finn und Aron. Vor allem Aron. Ich gucke ständig auf die Uhr und hadere, weil Finn schon seit einer Stunde ins Bett gehört. Aber auch er hat Urlaub, ich will ihm nicht den Spaß verderben.
„Und? Hast du dich schon ein bisschen erholt?“, fragt mich Martina und ich greife das Stichwort dankbar auf, schließlich muss ich ihr noch von den grausamen Spielchen ihres Sohnes erzählen. Als ich meinen Bericht abgeschlossen habe, verzieht Martina das Gesicht. Ich weiß nicht, wie ich es deuten soll, ob sie mir glaubt oder ob sie es mir übel nimmt, das Thema nicht als beendet anzusehen. Schließlich lacht sie.
„Was ist daran komisch?“, frage ich.
„Kinder sind grausam. Weißt du doch.“
„Das finde ich auch nicht komisch.“
„Du hast recht.“ Martina wird ernst. „Erinnerst du dich, wie wir deine Schwester am Wäscheleinenpfosten, am Marterpfahl, angebunden haben und dann zum Baden gingen?“
Natürlich erinnere ich mich. Am Abend schlug mein Vater mir zwei Mal ins Gesicht. Eine rechts, eine links. Es war das erste und einzige Mal, dass er mich schlug. Ich schweige.
„Wir haben sie in der prallen Sonne stehen lassen“, fährt sie fort.
Ich sehe Mutter vor mir, wie sie mit Karin aus dem Krankenhaus kam. Krebsrote Haut und einen Sonnenstich, so endete es damals für meine Schwester. Karin war sechs, ich neun. Ich wollte Karin einfach nur nicht mit zum Strand nehmen, einmal nicht meine kleine Schwester am Rockzipfel haben.
„Aber wie kommt Aron auf solche Spiele?“, frage ich. Meine Beweggründe von damals kenne ich, Arons dagegen sind mir ein Rätsel.
„Vielleicht hat er es von einem anderen Kind. Vielleicht aus irgendwelchen Geschichtsbüchern, Bildern aus dem Fernsehen, was weiß denn ich. Guck dir die beiden doch an. Sie sind ein Herz und eine Seele. Warum sollte Aron Finn etwas antun?“
Ich überlege, ob ich vielleicht doch zu dünnhäutig bin. Ob ich nicht zu sehr die Übermutter spiele? Aber verdammt, es war nicht in Ordnung, was wir damals mit Karin machten und heute war es mein Sohn, der Gras fressen sollte, der an der Leine hing und über dem Aron seinen Knüppel schwang. Vielleicht würde Martina es anders sehen, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären.
„Bitte, Lena“, sagt Martina. „Du reibst dich auf. Du bist alleinerziehend, selbstständig, immer an der Kante zum finanziellen Desaster. Du kannst nicht die Welt verbessern, Kinder sind nicht immer nur niedlich.“
„Ich will die Welt nicht verbessern“, sage ich trotzig.
„Doch, das willst du. Und Hilfe kannst du auch keine annehmen.“
Wie kommt Martina jetzt darauf? Wieso sitze ich jetzt auf der Anklagebank? „Das ist nicht wahr!“
„Ach?“ Martina legt den Kopf schief und guckt mich skeptisch an. „Und warum wolltest du dann nicht, dass Karin für eine Woche in der Pension einspringt?“
„Es ist Karins Urlaub“, sage ich. „Sie braucht ihn doch auch, bei ihrem Job.“
„Sie selbst hat es angeboten. Für sie ist es in Ordnung. Verstehst du? Das Problem hat nicht Karin, sondern du.“
„Sonst noch was?“, frage ich und hoffe, wir können das Thema als beendet ansehen.
„Ja.“
„Was?“
„Geh' zur Bank und nimm eine Scheißhypothek für die Dachreparatur auf. Warte nicht, bis das Haus über deinem Kopf wegfault.“
In mir zieht sich alles zusammen. Die Kälte kriecht durch Decke und Strickjacke.
„Ich denk drüber nach“, sage ich. Zu mehr fühle ich mich nicht in der Lage. Es ist höchste Zeit Finn ins Bett zu bringen.

Den ganzen nächsten Tag verbringe ich damit, mich zurückzuhalten, meinen Sohn nicht der totalen Kontrolle auszusetzen. Martina quält mich nicht mit Vorwürfen. Aron spielt keine komischen Spiele. Am Abend fühle ich mich wirklich schon viel besser als bei meiner Ankunft. Die Kinder sind wieder im Baumhaus, aber heute schicke ich Finn doch eher ins Bett, ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, er sei nicht ganz fit.
Als ich später selbst hochkomme, ist mein Sohn noch wach. Alle Lampen im Zimmer sind angeknipst.
„Was ist denn los?“, frage ich.
„Ich habe so Angst vor dem Müller.“
„Vor welchem Müller denn?“
„Vor dem, der kleine Kinder isst.“
„Hat dir Aron von dem Müller erzählt?“
„Ja“, sagt Finn. „Der Müller hat nur ein Bein, ist aber trotzdem ganz schnell. Und er hat Glasaugen, mit denen er ganz gut gucken kann. Auch in der Nacht. Und er hat nur vier Zähne. Die sind aber von einem richtigen Löwen, gar keine Menschenzähne.“
„Das ist aber ein gruseliger Müller“, sage ich und wiege Finn sacht hin und her. „Und weißt du was? So einen Müller gibt es gar nicht. Das ist ein Märchen, was Aron dir erzählt hat.“
„So ein Märchen wie das von Hänsel und Gretel?“
„Genauso ein Märchen. Und es beginnt mit: Es war einmal.“
„Nein. Aron hat gesagt, der Müller lebt und holt sich jeden Monat ein Kind.“
Verflucht sei dieser Bengel. Kein Wunder, dass Aron keine Freunde findet.
„Da hat der Aron aber ganz kräftig geschwindelt. Glaub' mir, es gibt keinen solchen Müller. Man kann mit einem Bein auch überhaupt nicht laufen. Da fällt man nämlich um.“
„Aber er kann hopsen. So wie ein Känguru. Ganz schnell und ganz weit.“
„Das ist alles ausgedacht. Das stimmt nicht. Verstehst du? Es ist nur eine Geschichte.“
„Wirklich?“
„Ganz bestimmt“, sage ich. „Es gibt keinen Müller hier.“
„Bleibst du jetzt hier?“
„Ja. Ich passe auf uns auf. Versprochen.“
Finn kuschelt sich in seine Decke. Ich nehme seine Hand in meine, warte bis er eingeschlafen ist, lausche seinem Atem und bewache den kleinen Körper.
Gruselgeschichten gehören zu einem Sommerabend. Alles normal. Ja, genau das wird Martina sagen, wenn ich ihr von der Müllergeschichte erzähle, und genau deshalb werde ich ihr davon nichts erzählen. Am Ende zeigt ihr Finger nur wieder auf mich.

In der Küche schnipple ich den Salat, Martina bastelt Grillspieße, und wir lachen über jeden Scheiß, albern wie Teenager sind wir.
Und mitten hinein in meine gute Laune fragt Martina, ob ich es mir überlegt hätte, das mit der Hypothek. Bei dem Grundstück sei das mit der Bank ja nur eine Formalität.
„Und wenn ich die Raten nicht aufbringe?“, frage ich und meine gute Laune landet mit den Zwiebelschalen in der Schüssel für den Kompost.
„So arg?“
Ich nicke.
„Wenn du die Rate mal einen Monat nicht aufbringen kannst, zahle ich sie für dich. Zinnloser Kredit. Ich weiß, ich werde das Geld von dir zurückbekommen“, sagt Martina.
„Danke“, sage ich, und weiß, ich werde ihr Angebot nicht annehmen.
Aron rettet mich davor, das Thema weiter auszudiskutieren. „Finn hat mein Autogramm vom Neuer schwarz gemacht!“
Mein Sohn steht hinter ihm.
„Hast du das?“, frage ich ihn. Finn nickt. „Warum?“
„Weil Aron zu mir gesagt hat, ich bin ein blöder Schlappschwanz.“
Martina stöhnt, ich rolle mit den Augen.
„Wie? Schwarz gemacht?“, fragt Martina.
„Er hat es übermalt. Und jetzt sieht man die Schrift nicht mehr.“
„Oh“, sagt Martina. Zu mir sagt sie: „Das Autogramm hat er von ihm persönlich bekommen. Aron ist ein großer Bayern-Fan. Wie sein Vater.“
„Und nun?“, frage ich, irgendwie an alle in diesem Raum gerichtet.
„Finn muss mir ein neues Autogramm besorgen. Aber der Neuer muss es mir selbst geben, sonst zählt es nicht.“
Martina seufzt, ich stöhne.
„Und warum hat der Aron zu dir gesagt, dass du ein blöder Schlappschwanz bist?“, frage ich jetzt Finn.
„Weil ich immer beim Boxen verliere.“
„Ihr boxt?“ Sofort schrillen in mir die Alarmglocken.
„Playstation“, sagt Aron.
Ich atme auf. „Und wieso hast du es nicht verhindert, dass Finn das Autogramm bemalt hat?“
„Weil ich gespielt hab.“
„Allein?“, frage ich.
„Natürlich allein. Mit ihm macht das ja keinen Spaß.“
Martina holt eine Tafel Schokolade aus der Schublade und schickt die Kinder aus der Küche.
„Wir haben ein Problem“, sagt sie.
„Ich habe ein Problem. Weil ich nicht weiß, wie ich den Neuer dazu bringen soll, deinem Sohn persönlich ein Autogramm zu übergeben“, sage ich halb im Scherz, halb im Ernst.
„Du nimmst das nicht wirklich ernst, oder? Du hast ja keine Vorstellung davon, was diese Karte für Aron bedeutet.“
Nein, habe ich nicht. Aber es ist mir auch Schnuppe. Soll er doch froh sein, dass er ständig gegen den kleinen Finn gewinnt. Aber nein, der große Aron muss ihn auch noch beleidigen. Das alles sage ich nicht. Stattdessen sage ich: „Ich kann mich nur für Finn entschuldigen.“
„Das macht es für Aron nicht besser.“
„Was soll ich deiner Meinung nach tun? Eine Schokoladenfabrik ausrauben?“ Das hätte ich nicht sagen sollen, denn Martina dreht sich weg und bastelt weiter an ihren Fleischspießen. Ich schnipple, nein hacke, weiter Salat. Wir schweigen eine gute Stunde und beim Abendessen versuchen wir so zu tun, als hätte das Gespräch in der Küche nie stattgefunden.

Am nächsten Tag wandern wir mit den Kindern zu einer Alm. Finn ist von all den Kühen ganz angetan, obwohl es die bei uns im Norden ja auch gibt. Nur stehen die Kühe hier nicht hinter Zäunen und bimmeln mit ihren schweren Glocken, wenn sie umherziehen. Martina ist in der Almstube, um Buttermilch, Kaffee und belegte Brote zu kaufen. Ich sitze an einem der Tische draußen und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Jungs spielen direkt hinter mir auf der Wiese.
„Hast du Lust auf eine Mutprobe?“, höre ich Aron fragen.
„Mutprobe?“, fragt Finn.
„Das ist eine Aufgabe und wenn man die erfüllt, ist man ein Held.“
„Ja“, sagt Finn.
„Siehst du die Kuh mit den Hörnern und dem Ring in der Nase?“
„Was ist mit der?“
„Geh zu der hin und ziehe ganz kräftig an dem Ring“, sagt Aron.
Entsetzt springe ich auf: „Auf keinen Fall machst du das!“
„Aber, dann bin ich ein richtiger Held“ strahlt Finn.
„Du sollst nicht jeden Mist glauben, den Aron dir erzählt.“ Mein Puls ist auf 180, innerlich sehe ich ein Rindvieh meinen Sohn zertrampeln. Der kleine Psychopath steht mit verschränkten Armen vor mir und grinst.
„Was soll der Scheiß?“, frage ich ihn.
„Schlag mich doch, wenn du dich traust.“
Und genau das tue ich. Ich hole aus und pfeffere ihm eine.
Hinter mir klirrt Geschirr. Martina muss in diesem Moment herausgekommen sein. Sicherlich liegen da jetzt eine Menge Scherben auf dem Boden.
Ich drehe mich nicht um. Ich suche nicht Martinas Blick oder nach Worten, die um Verzeihung bitten. Ich sehe die Alpen, die Wiese, die Kühe mit ihren Glocken, ich höre den Bach plätschern, mein Sohn weicht drei Schritte von mir, Aron brüllt los.

 

Was mich ein wenig gestört hat, ist die Drumherumgeschichte mit dem Dach und der Hypothek und den Sorgen. Irgendwie erwartete ich, dass das später noch einmal eine Rolle spielen wird, tut es aber nicht.

Die Drumherum-Geschichte ist notwendig: Der Druck, der auf der Ich-Erzählerin lastet, ihre finanziellen Sorgen und Existenzängste, ist ja schließlich auch einer der Gründe, warum sie am Ende ausrastet. Das schwingt da ja alles mit, dass die Freundin ein schönes Heim hat und eine abgesicherte Existenz offensichtlich und sie selbst aber nicht. Sie braucht am Ende ein Ventil, um diesen Druck los zu werden - und wird gewalttätig. Man hat als Leser ja Verständnis dafür, weil Aron so ein Aas ist, aber das ist nicht der einzige Grund, warum sie zuschlägt. Ich find das sehr lebensnah und nachvollziehbar gemacht, in dieser ganzen Verwobenheit.

 

Hallo Fliege,

ich habe die zahlreichen Kommentare noch nicht alle durchgelesen, habe nur gesehen, dass schon viel Textarbeit geleistet wurde. Ich gehe auch nicht auf die laufende Diskussion über Empfehlungen von Geschichten ein, denn wie an anderer Stelle schon erwähnt wurde, kann der Schreiber oder die Schreiberin einer Geschichte nichts dafür, dass sie empfohlen wurde und daher will ich mich deiner Geschichte widmen und nicht der Empfehlung.

Ich finde es erst einmal sehr gut, dass du als Erzählzeit das Präsenz benutzt hast. Ich weiß nicht genau warum, aber mich beeindruckt es immer, wenn ein Text auch im Präsenz fließt, da ich das schwieriger finde, als im Präteritum zu schreiben. Das Geschehen wirkt dann aber viel unmittelbarer, was gut zu den Ereignissen deiner Geschichte passt. Ich bin da kein einziges Mal gestolpert, was mir immer sofort positiv auffällt.

Deine Protagonistin ist mir irgendwie sehr nah, auch wenn sie sicherlich auch ihre Ecken und Kanten hat. Ich war jedoch total bei ihr. Ihre Freundin ging mir gehörig auf die Nerven. Ich kann mich noch erinnern, als ein paar Mädchen, darunter auch ich, in der 5. Klasse von einer Meute Jungs echt krass gemobbt wurden und ich mich dann irgendwann meiner Mutter anvertraut habe, um das direkte Gespräch mit denen und ihren Eltern zu suchen. Tja, und die waren genauso, wie in deiner Geschichte. Alles wurde verharmlost, wenn nicht sogar abgestritten nach dem Motto "mein Kind macht sowas nicht!" und meine Mutter ist fast durchgedreht. Ich selbst habe noch kein Kind und bin dem Thema auch noch ziemlich fern, aber ich beobachte oft, wie Eltern vor so einem auffälligen Verhalten die Augen verschließen und ihre Kinder eher noch belohnen oder ablenken (wie hier mit der ständigen Schokolade), als dass sie sich damit auseinandersetzten. Und Fakt ist nunmal: Es gibt echt bösartige Kinder! Nicht jedes Kind ist niedlich. Ich betrachte das sicher nüchterner, weil ich keine Mutter bin, aber mich nervt es manchmal ganz gewaltig, wenn manche Mütter (gibt ja auch viele, die da ganz anders sind – zum Glück!) so ein Verhalten bei ihrem Kind einfach gutreden wollen.

Du siehst, deine Geschichte hat viel in mir ausgelöst und das finde ich immer gut. Unter uns :D – ich kann die Ohrfeige am Schluss sehr gut verstehen und fand es gut, dass du deine Protagonistin so weit hast gehen lassen.

Gerne gelesen!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,

als Leser hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, dazu ist schon viel gesagt worden. Aus meiner Sicht sieht frau hier schön, dass frau nicht vor ihren Problemen weglaufen kann, sondern sie mit auf die Reise nimmt. Nicht so toll finde ich den Titel und das fehlende happy end.

Meines Erachtens rockt der Titel nicht und passt auch nicht wirklich. Ich werfe unverschämt einfach drei Alternativen ein: "Sorgenberge", "Die Höhe des Watzmann" oder "Meine abgebrochene Alpenreise". Der Titel "Heimatfilm-Blues" hätte mich eher vom Lesen abgehalten. Gelesen habe ich die Geschichte, weil sie von Dir ist :) und empfohlen wurde - zu Recht :thumbsup:

Für mich könnte die Protagonistin, auch wenn sie viele Probleme hat, in diesem Urlaub erkennen, dass sie mit ihrem Sohn wichtiges viel besser gemacht hat, als ihre ehemalige Freundin. Was viel wichtiger im Leben ist als die kaputten Ziegel auf dem Dach. Das könnte sie reflektieren und damit für sich auch eine positive und sehr wichtige Erkenntnis aus der Reise ziehen. Na ja, und ich bin eben ein happy end Fan :Pfeif:

Aber auch hat er hat Urlaub
ein doppeltes "hat"

Herzliche Grüße
oheim

Nachtrag: Ich meine nicht ein neues Ende mit happy end. Das Ende ist jetzt passend und rund. Sondern dass vorher die Protagonistin zu der Erkenntnis kommt, im Vergleich zu ihrer ehemaligen Freundin hat sie alles richtig gemacht mit ihrem Sohn. Und darauf kann sie in ihrem Leben verdammt stolz sein.

 

Hallo Fliege!

Ich mag deinen Schreibstil und dass deine Texte knapp geschrieben sind, ohne überflüssiges Drumherum auskommen. Darüber brauchen wir also gar nicht zu diskutieren. Was mich im Moment ohnehin mehr interessiert, sind Plots und wie die Protagonisten innerhalb des Plots agieren.

Damit komme ich zu Lena. Ich wollte schon immer eine Geschichte über eine Frau lesen, die auf dem Spielplatz fremde Kinder verhaut, weil diese Kinder ihr eigenes Kind nicht auf die Schaukel lassen. Sowas hast du geschrieben. Finde ich hervorragend.
Aber damit auch zu meinem ersten Problem. Das hatte ich mit dem Ende. Ich las es und dachte: Ja, und weiter? Das Problem hatte hier ja sonst keiner und ich habe auch schnell herausgefunden, warum das so ist. Es ist die Frage nach dem zentralen Thema deines Textes. Die andern haben eine Geschichte über eine Freundschaft gelesen, und wie diese durch die Ohrfeige am Ende unwiderbringlich auseinanderbricht.
Ich habe hingegen die Geschichte einer überforderten Frau gelesen, und da hat mich das Ende nicht befriedigt; mit der Ohrfeige war für mich die Geschichte halt nicht am Ende angelangt. Naja, nur meine Sichtweise.

Das Baumhausproblem hast du bereits rausgeändert, Arons Gefühllosigkeit in Bezug auf die übermalte Autogrammkarte gerechtfertigt (ich würde ihm allerdings doch etwas mehr Emotionen zugestehen) - bleibt für mich noch ein Problem, dieses ebenfalls die Autogrammkartenszene, allerdings nicht Arons, sondern Finns Verhalten. Das nehme ich dir einfach nicht ab. Ein Fünfjähriger kann unmöglich derartig berechnend sein. Finn reagiert auf Arons Beleidigung nicht im Affekt (zuschlagen, zutreten, irgendwas gegen die Wand werfen; das würde ich dir abnehmen), nein, der Fünfjährige schafft es, erstmal cool nicht auf die Beleidigung zu reagieren, darüber nachzudenken, was Aron am Wichtigsten ist, dieses an sich zu bringen, einen Stift zu besorgen, und berechnend das Autogramm zu übermalen. (Dazu kommt: Wenn der Fünfjährige in dieser Situation so berechnend ist, warum benimmt er sich in den anderen Szenen dann wie ein normaler Fünfjähriger?)

Ein Lob zum Abschluss:
"Er ist seinen Spielgefährten einfach überlegen. Cleverer als sie, also nicht unbedingt intelligenter, weiß Gott nicht, aber irgendwie, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, soziale Intelligenz trifft es vielleicht." Das finde ich herrlich absurd. Eine großartige Überzeichnung von: "Mein Kind ist schlecht in der Schule, muss also hochbegabt sein."

Soviel von mir.

Grüße,
Chris

 

Na hier geht es ja rund. Lieben Dank für die zahlreichen Rückmeldungen von Euch. Ich bin fast ein bisschen erschlagen, aber schön ist es doch :)

Hallo Chutney,

und Danke für die Antwort auf meine Frage. Damit kann ich die schon mal vom Fragehaufen streichen. Fühlt sich gut an.


Hey The Incredible Holg,

Mitnichten, die Zeit war hervorragend investiert!

Da bin ich jetzt aber auch froh drum. Schlechtes Gewissen Dir gegenüber kann auch weg, wunderbar!


Liebe Lobilotte,

by the way, den Nick finde ich ja toll. Das klingt irgendwie total lieb und frech zugleich.

ich möchte mich den vielen positiven Rückmeldungen zu deiner Geschichte gerne anschließen. Die Geschichte liest sich toll und inhaltlich kann ich sie auch sehr gut nachvollziehen, ...

Nachvollziehen ist super. Das war ja mein Anliegen, mein Ziel irgendwie. Dem Leser am Ende, wenn auch nicht unbedingt Verständnis bei allen, dann doch wenigstens Toleranz für die gesellschaftliche No-Go-Handlung von Lena abzuverlangen. Und über jede Rückmeldung, die mir diese Zielvorgabe bescheinigt, freue ich mich einfach total.

Ein absolutes Highlight sind für mich die pädagogisch wirklich wertvollen Schokolade-Belohnungen der Mutter, ...

Die gab es sicher schon immer und werden auch nie vom Aussterben bedroht sein. Es ist halt so schön einfach.

Als sie am Ende so ganz allein ist, und sogar ihr Sohn - für den sie ja kämpft - zurückweicht, da musste ich schlucken. Sehr gut gemacht.

Freut mich.

Was mich ein wenig gestört hat, ist die Drumherumgeschichte mit dem Dach und der Hypothek und den Sorgen. Irgendwie erwartete ich, dass das später noch einmal eine Rolle spielen wird, tut es aber nicht.

Dazu hat Andrea H. Dir genau die Antwort gegeben, die ich jetzt auch schreiben würde. Ich weiß nicht, ob Dich das aussöhnt, aber es ist zumindest der Grund, warum das Dach für mich ab einer gewissen Stelle nicht mehr wichtig ist. Nämlich mit dem Ende. Und was soll ich über das Dach auch noch schreiben? Es wird weiter vor sich hergammeln und Lena wird früher oder später eine Entscheidung treffen müssen. Aber das dauert sicher noch etwas, bei so Typen wie Lena. Das ist für sie ein großer Schritt, sich zu verschulden und die Situation ist noch nicht akkut genug. Solange das Dach noch drauf ist, wird sie hadern.


Liebe Andy,

Die Drumherum-Geschichte ist notwendig: Der Druck, der auf der Ich-Erzählerin lastet, ihre finanziellen Sorgen und Existenzängste, ist ja schließlich auch einer der Gründe, warum sie am Ende ausrastet. Das schwingt da ja alles mit, dass die Freundin ein schönes Heim hat und eine abgesicherte Existenz offensichtlich und sie selbst aber nicht. Sie braucht am Ende ein Ventil, um diesen Druck los zu werden - und wird gewalttätig. Man hat als Leser ja Verständnis dafür, weil Aron so ein Aas ist, aber das ist nicht der einzige Grund, warum sie zuschlägt. Ich find das sehr lebensnah und nachvollziehbar gemacht, in dieser ganzen Verwobenheit.

Besser hätte ich es nicht sagen können.


Hallo Lieblingsmaria,

Also ich kenne mich als Hardcore-Madame, aber ich glaube nicht, dass ich einem kleinen Jungen eine Flanken würde. Andererseits hat der kleine Bengel ziemlich provoziert. Vermutlich hätte ich da auch jede Beziehungsregel vergessen und ihm eine links und rechts gescheuert. Okay, keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht. Ja, ich weiß, das spielt keine Rolle, sondern nur die eine einzige Frage: Hat es der Maria gefallen?

Doch, genau das spielt eine Rolle, wenn nicht sogar für mich die wichtigste. Und allein, dass Du Dich mit der Frage auseinandersetzt, ist großartig. Vor allem, weil Du gar nicht so sicher bist, es in der Situation eben nicht auch zu tun, obwohl Du doch niemals ... Da muss man die Maria erst mal hinbekommen, in so eine Unsicherheit.

Und der kleine Scheißer hat wirklich jede Prügel verdient.

Aha! Yeah!

Ich bin nur nicht ganz warm mit der Geschichte geworden. Ich weiß nicht, wahrscheinlich liegt es an dem Thema, das du gewählt hast, der mir nicht ganz gefällt, weil ich ja nur noch romantische Sülze lese und immer von gebrochenen Herzen hören möchte, ich kann das nicht wirklich beantworten.

Du bist eindeutig die emotionalste Leserin die ich kenne. Zumindest schreibst Du die emotionalsten Kommentare. Und wenn Dich dann ein Thema nicht fixt, dann kann die Maria sich noch so viel Mühe geben, sie wird die Geschichte nie wirklich gern haben können. Aber das ist bei allen Lesern ja so, nicht nur bei Dir. Insofern ist das wohl in Ordnung so.

... und dennoch bin ich zu dem grausamen Schluß gekommen, dass ich (und hier muss ich es extra betonen, weil es ja mein persönlicher Geschmack ist) diese Geschichte nicht empfohlen hätte ... und wenn ich mir die positive Resonanz (ich hoffe mal, dass ich das Wort hier richtig verwende) ansehe, dann stehe ich allein mit meiner Kritik.

Glaube ich nicht. Alle die dem Thema nichts abgewinnen können, wird es so gehen.

... und bei fast jeder Geschichte steht halt ein kleines "gern gelesen", nur bei dieser Geschichte will mir das einfach nicht gelingen. Ich finde, und das ist jetzt brutal, deine früheren Geschichten sind besser.

Weißt, ist eben so. Und wenn hier auch kein gern gelesen steht, ich freue mich immer, wenn Du was unter meine Geschichten schreibst, weil Du so frisch vom Herzen weg redest und ich steh da drauf ;).


Liebe RinaWu,

Ich finde es erst einmal sehr gut, dass du als Erzählzeit das Präsenz benutzt hast. Ich weiß nicht genau warum, aber mich beeindruckt es immer, wenn ein Text auch im Präsenz fließt, da ich das schwieriger finde, als im Präteritum zu schreiben.

Ich finde es schwieriger im Präteritum zu schreiben. So verschieden ist es. Schon allein diese PQP Rückblenden im Prät. sind ein Umstand, dem ich gern aus dem Weg gehe.

Deine Protagonistin ist mir irgendwie sehr nah, auch wenn sie sicherlich auch ihre Ecken und Kanten hat.

Das freut mich.

Ich kann mich noch erinnern, als ein paar Mädchen, darunter auch ich, in der 5. Klasse von einer Meute Jungs echt krass gemobbt wurden und ich mich dann irgendwann meiner Mutter anvertraut habe, um das direkte Gespräch mit denen und ihren Eltern zu suchen. Tja, und die waren genauso, wie in deiner Geschichte. Alles wurde verharmlost, wenn nicht sogar abgestritten nach dem Motto "mein Kind macht sowas nicht!" und meine Mutter ist fast durchgedreht.

Harte Geschichte. Ich habe hier nicht die Erfahrung einer Betroffenen, allerdings die Sprachlosigkeit über eine Mutter in meinem Umfeld. Die lässt mich auch immer nur mit dem Kopf schütteln und fragen, merkst du eigentlich irgendwann was?

Und Fakt ist nunmal: Es gibt echt bösartige Kinder! Nicht jedes Kind ist niedlich.

Heißes Eisen ;).

Unter uns :D – ich kann die Ohrfeige am Schluss sehr gut verstehen und fand es gut, dass du deine Protagonistin so weit hast gehen lassen.

Und noch ein Yeah!


Lieber oheim,

Nicht so toll finde ich den Titel und das fehlende happy end.

Titel geh ich mit, Happy End bleibt Wunschdenken ;).

Ich werfe unverschämt einfach drei Alternativen ein: "Sorgenberge", "Die Höhe des Watzmann" oder "Meine abgebrochene Alpenreise".

Das ist nicht unverschämt, das ist großartig. Die Sorgenberge haben es mir auch gleich angetan, allerdings so für sich allein, als Einzelwort sind sie jetzt auch nicht der Knaller. Ich such noch nach etwas, wo die drin vorkommen oder zumindest den Weg bereiten. In der Art: Warum die Alpen an manchen Stellen so hoch sind - oder so.

Für mich könnte die Protagonistin, auch wenn sie viele Probleme hat, in diesem Urlaub erkennen, dass sie mit ihrem Sohn wichtiges viel besser gemacht hat, als ihre ehemalige Freundin. Was viel wichtiger im Leben ist als die kaputten Ziegel auf dem Dach. Das könnte sie reflektieren und damit für sich auch eine positive und sehr wichtige Erkenntnis aus der Reise ziehen. Na ja, und ich bin eben ein happy end Fan :Pfeif:

Happy-End-Fan sind viele, weil es so schön aus dem Alltag wegführt, uns in eine bessere Welt wegträumen lässt, die wir alle nötig hätten. Aber, wenn hier ein Happy End kommen sollte, dann würde ich den Schwerpunkt der Geschichte auf etwas ganz anderes setzen, eben auf so Punkte, die Du angesprochen hast. Es wäre eine andere Geschichte, als die, die ich schreiben wollte. Und die sollen dann doch besser die Autoren schreiben, die so was schreiben wollen, deren Seele da in der Geschichte blüht.
So Gedanken, dass sie selbst die bessere Mutter ist, die gehen Lena sicher durch den Kopf, da bin ich mir sicher, dass liest der Leser auch unterschwellig mit, auch wenn ich es nicht ausformuliere. Schon allein der Vorwurf gegenüber Martina, ob sie eine Schokoladenfabrik ausrauben soll, da steckt das ja 1:1 drin. Ob man das nun ausformulieren muss oder nicht, am Ende ist die Freundschaft kaputt, dass Dach bleibt sicher noch eine Weile morsch und Lena ist kein Stück erholt. Und objektiv ändert eine ausformulierte Erkenntnis gar nichts an ihren Umständen. Es wäre ein pseudo Happy End, ein Placebo. Deshalb müsste ich die Geschichte für ein echtes Happy End auch anders aufziehen, womit wir wieder am Anfang meiner Antwort wären.

Nachtrag: Ich meine nicht ein neues Ende mit happy end. Das Ende ist jetzt passend und rund. Sondern dass vorher die Protagonistin zu der Erkenntnis kommt, im Vergleich zu ihrer ehemaligen Freundin hat sie alles richtig gemacht mit ihrem Sohn. Und darauf kann sie in ihrem Leben verdammt stolz sein.

Findest Du? Hat sie das? Kauft man ihr das ab, ohne es ebenfalls als nur muttertypisch nachzusagen? Ist dieser Übermuttertyp wirklich so optimal? Andere Leser hassen auch sie als Figur, die würden Lena so eine Erkenntnis niemals abkaufen und darin etwas Gutes finden können. Die würden das gegen sie verwenden.

So, jetzt muss ich zur Arbeit. Liebe Chris, ich antworte Dir morgen.

Aber allen tausend Dank! Das die Geschichte nicht einfach so hingenommen wird und man sich an vielen Stellen so Fragen stellt, spricht ja eigentlich nicht unbedingt für die Geschichte. Aber irgendwie ist es sau spannend.

Lieben Gruß, Fliege

 

Hallo Fliege,

ich glaube zu deiner hintergründigen Geschichte ist ziemlich alles gesagt: gut austarierte Charaktere, richtig fein :)

Nur eine Szene ist mir ein Rätsel; warum sollte ein Junge unter 10 Jahren ausgerechnet auf die Idee kommen, einen anderen Jungen nackt an der Leine zu führen und mit der Peitsche zu bedrohen... du klärst nicht auf, wie er darauf kommt...
Und was noch schlimmer ist: Kopfkino setzt bei mir ein und ich erinnere mich an einen Film von Pier Paolo Pasolini: Die 120 Tage von Sodom.

viele Grüße
Isegrims

 

„Aron ist Cäsar und ich bin sein Sklave“ …

Vieles fiele leichter, der Mensch könnte Gras fressen* und nicht nur ins Gras beißen, auch mal wieder ein Grund, mal wieder bei Dir vorbeizuschauen,

Fliege,

das aber Aron – man wird sich erinnern, die „Zunge“ (Stimme) seines mundfaulen oder stotternden, jüngeren Bruders Mose, der ja wenn schon nicht den Knüppel, so den Stab vor Gottkönig Pharao - der auch schon mal weibl. Geschlechts war wie zuerst Hatschepsut und zuletzt Kleopatra, die freilich nicht den künstlichen Königsbart trug, was Caesar sicherlich gestört hätte - schwang und niederwarf, auf dass der sich in eine Schlange verwandele zum Zeichen, dass Gott auf Seiten der versklavten Söhne Jakobs stehe, und Pharao (oder dessen Berater) es für einen billigen Trick hielt oder vielleicht auch für bloßes Spiel, eben jener Aron, der auch am Sinai mitverantwortlich fürs Goldene Kalb wird und beiwohnen muss, wie seine Leute nicht nur die Leviten gelesen bekommen, nein, dass mehr als nur Porzellan zerschlagen wird. Aber Finn ist noch kein irischer blonder Krieger oder der Wanderer der Nordmänner, da bedarf`s noch des mütterlichen Schutzes …

Dass dann noch der Müller auftaucht, der ja schon bei Max und Moritz eine fin(n)ale mörderische Rolle spielt, die ihm an sich schon vor 150 Jahren ein Mordsverfahren der Strafgerichtsbarkeit eingetragen hätte, zeigt wie mehr oder weniger unbewusst in die moderne Lebenswelt der alleinerziehenden Mutter und des überbehüteten Kindes alte Literatur durchschimmern kann.

Aber ach du lieber Schreck – schon beim ersten Satz stutz ich:

Schön hat es Martina hier, denke ich und inhaliere den Anblick der Berge, die frische Luft und das Kuhglockengebimmel in mich hinein.
Sicher, „frische Luft“ lässt sich inhalieren wie der Tabakrauch, und selbst beim Essen atmen wir (wäre peinlich, wenn wir's nicht täten), aber wie schaffen es Gesichts- und Hörsinn?

„Weil ich es sage. Und jetzt geh. Bitte.“
Selbst wenn die Stimme ruhig bleibt, klingt das „Bitte“ doch sehr entschieden , ähnlich hier mit der als Frage getarnten
Hast du mich verstanden?
Drohung …!, die ja nicht das akustische Erlebnis, sondern das verstandesmäßige Begreifen anmahnt.

Martina mustert mich, als wäre ich ein Schwein und sie muss jetzt entscheiden, ob es fett genug zum Schlachten ist.
Der Appendix klingt als Indikativ sicherlich eindrucksvoller als der Konjunktiv, der freilich besser zum vorweggenannten Schwein passte …

Hier ist wohl eine nicht-grimmsche Lautverschiebung vorbeigegangen

Marterp[f]ahl,

„… Vielleicht aus irgendwelchen Geschichtsbüchern, Bilder[n] aus dem Fernsehen, was weiß denn ich.
Die Kinder sind wieder im Baumhaus,[...]aber heute schicke ich Finn doch eher ins Bett, ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, er war nicht ganz fit.
Besser (wieder der Appendix), „er sei/wäre nicht ganz fit.“

Finn scheint überzeugt.
Das hastu doch für mich so formuliert.

Oder?

Wolltest auch mal die Geschichte mit dem Deutschlehrer in der Realschule hören, pardon, lesen. Der behauptete nämlich, allein die Sonne scheine, selbst der Mond leihe sich nur sein Licht. Und in der Tat ist das Verb „scheinen“ auf dem Weg zum „brauchen“, von dem der Volksmund ausnahmsweise mal richtig sagt, „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“. Der Grammatikduden umgeht i. d. R. die Infinitivbildung und stärkt „scheinen“ durch die Vorsilbe „er“.

Gern gelesen und Gratulation vom

Friedel


* Ach ja, „vieles fiele leichter, könnte man Gras essen“, beginnt „Freiheit und Ordnung“ von Ernst Bloch.

 

Hallo Fliege,

Es erstaunt mich selbst, aber das zweite Mal in diesem Jahr, schaue ich hier vorbei und schon wieder lese ich eine Geschichte, die deiner Feder entstammt. Die Streichlerin hat mich fasziniert und daher war ich gespannt.
Das Thema des Monats hat mich interessiert aber auf eine Geschichte wie deine, wäre ich, auch nicht nach dem Titel, so nicht gekommen. Aber das ist nur eine Bemerkung am Rande. Sprachlich gefiel mir die Geschichte, obwohl ich doch manchmal schmunzelte, bei dem Gedanken, man könne Berglandschaften inhalieren. Andererseits, warum nicht? Tief in sich aufnehmen, dabei ein Gefühl von Befreiung, die Enge, überwinden, loslassen, zu verspüren, kann man schon mit dem Gefühl verbinden, dass man beim Inhalieren erhält, wenn einem zuvor die Luft abgeschnürt war. Bei mir hat das Bild also funktioniert. Auch die Sorgenberge sind in meinen Augen ein treffendes Bild. Ein großes Lob daher für deine sprachlichen Bilder, Gefühle zu wecken.
Was mir weniger gefällt, sind die eingeschobenen Deutungen der Ich - Erzählerin zu dem Gemütszustand der Martina. Hier gefiele mir mehr ein Show than tell. Z.B. "Martina wurde ernst", woher weiß die Ich -Erzählerin das? Nur weil Martina vorher lachte und es dann nicht mehr tat, kann es nicht auch sein, dass Martinas Lachen ihrer Unsicherheit entsprang und sie diese für sich selbst überwindet, als sie an die Geschichte mit dem Streich an der kleinen Schwester erinnert. Es gibt so einige Stellen im Text, der dazu auch noch im Präsens geschrieben ist, die eine allwissende bzw. objektive Sichtweise der Erzählerin eigentlich nicht zulassen. Das würdest du durch Show than tell vermeiden.

Die Brisanz des Themas in der Geschichte wird meines Erachtens durch diese Reflektionen in der Erzählperspektive auf ein persönliches Befinden verflacht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Interpretation zum Konflikt.
Handelt es sich um so ein Mütter Konkorenz Geschehen, das auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird? Die Figur des Aron, spricht eher dagegen, aber vielleicht tut der Leser dem Kind Unrecht, weil es ja mit den Augen einer fremden Frau beschrieben wird, die ihre Freundin ohnehin nicht klar verstanden hat und dann alles so deutet wie es ihr passt.
Wird hier ein frauenverachtendes Mütterbild der Alleinerziehenden zum Feindbild stilisiert oder das der Helikoptereltern oder das der verhaltensauffälligen Kinder?
Ich weiß es nicht. Ich hätte mir da mehr Klarheit gewünscht.
Trotzdem sehr gerne gelesen und ich habe dich auch um das Gefühl der Leichtigkeit, mit denen du die Gefühle der Erzählerin beschrieben hast, beneidet. Ganz großes Lob nochmal in diese Richtung.
Liebe Grüße, GD

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,
jetzt hab ich sie endlich auch gelesen.
Da ist viel Schönes drin, deine Sprache, die leicht schnoddrige Art, wie die Protagonistin charakterisiert wird, das ist einfach gut.
Aber ich muss leider auch sagen, ich hab zwei Kritikpunkte, die mich stören. Nein, sogar drei, wenn ich bedenke, dass sie ja ursprünglich für den Wettbewerb geschrieben war. Der letzte Punkt kann allerdings auch daran liegen, dass ich einfach zu doof bin, den Zusammenhang zu verstehen. Du wirsts mir aber hoffentlich trotzdem erzählen.
Vorwegnehmend wollt ich noch sagen, dass das Kritiken sind, die sind schon von meinen Ansprüchen hoch angesetzt, keinesfalls soll es heißen, das wäre nicht toll geschrieben, oder ich hätte keinen Spaß beim Lesen gehabt. Nimms echt als meinen Geschmack.
Das eine ist Aaron (bzw die Personenzeichnungen). Also gut, der Aaron ist natürlich klasse zugespitzt, er ist so eine richtig widerliche kleine Mistkröte. Da hast du schon wunderbar widerliche Einfälle, was das Monsterkind da so alles veranstaltet. Das ist supergut ausgedacht. Aber sein Charakter ist auch ziemlich eindeutig nur scheiße. Da ist überhaupt kein bisschen Brechung drin. Kein Hinweis darauf, dass man die eine oder andere Aktion auch anders sehen könnte. So eine Zwischenebene fehlt. Klar sieht die Protagonistin als Mutter, die ihren Finn beständig vor Augen hat, das nicht oder will es nicht sehen, so hast du das auch intendiert. Aber für den Leser sollte es, finde ich, eine tiefere Ebene geben. Ja, also ich hab echt ein Problem damit, dass alle Personen, besonders aber der Aron genau das machen, was man von ihnen erwartet. Die Freundin findet eine Ausrede nach der anderen für ihr Kackkind. Der Aaron ist nur ein Psychomonster. Der Finn fällt auf alles rein. Und auch das Urteil der Prota über die heile Welt der Freundin, steht eigentlich auch von vorneherein fest. Der Hauptpunkt ist für mich aber Aaron, die Sicht der Prota auf den ein kleines bisschen mehr infrage stellen, das wärs für mich. Den Aaron mit einer Spur Weichheit oder Zweifel ausstatten, das würde die Sache für mich bei weitem perfider machen. Und ist auch der Hauptpunkt, den ich zu bedenken geben wollte.

Das zweite, was ich zu meckern hätte, ist das Ende. Irgendwie ist die für mich gar nicht fertig. Ich war echt fassungslos gerade und hab mir gesagt, das kann die Fliege doch nicht machen, wie geht es denn nun aus? Ich hab bissel nachgedacht, und bin echt unschlüssig geworden, wovon die Geschichte nun eigentlich handelt. Von dem Zerbrechen einer Freundschaft? Von Glückserwartungen und Glücksvorstellungen und ihrer Reflektion? Von dem Psychokrieg zwischen den Freundinnen? Oder dem Stellvertreterkrieg zwischen Prota und Monsterkind? Von der Situation der Hauptfigut in ihrer völligen Überforderung und dem endgültigen Knockout durch die Reaktion des Sohnes? Von der Beziehung zwischen ihr und ihrem Sohn?
Letzteres fand ich übrigens einen wahnsinnsspannenden Punkt, der mir viel zu kurz kommt. Die Hauptfigur tut ja alles, um ihr Finnchen vor dem Monster zu schützen. Und erntet dafür im Endeffekt nichts als Undank, denn Finn kriegt Angst vor ihr. Das fand ich eine Supersache.
Naja, vermutlich ist es so, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe und vielleicht einfach eine andere Erwartung an die Geschichte (von der Ausgangsbedingung) her hatte, als es von dir geplant war und von daher kam dann dieses hä, warum geht das hier nicht weiter.

Und der allerletzte Punkt, das ist aber nur am Rande. Ich seh den Zus. zum ursprünglichen Thema gar nicht mehr. Okay, spielt eigentlich ja keine Mandoline mehr, aber ich sehs einfach nicht. Falls das schon irgendwo in den Komms steht, brauchste nicht zu antworten, ich hab die dieses Mal einfach nicht vorweg gelesen. Aber ich hole das nach. Schon, weil ich einfach neugierig bin.

Was du echt toll in dem Verlauf machst, das ist der Psychokrieg zwischen den Freundinnen. Das ist so gemein und so genial beobachtet, zu welchen Zeiten und bei welchen Anlässen Martina ihre guten Ratschläge auf die Prota donnert. Das kommt so verallgemeinernd und so wenig auf die Freundin bezogen, so richtig fies nach dem Motto, ich erzähl dir mal, wies zu gehen hätte. Die doppelte Bedeutung von Ratschlag.
Das fand ich sehr fein erzählt, ebensdo wie auch den Aspekt Beziehung Prota Finn. Das ist dann zum Schluss wirklich ein einziges riesiges Desaster, um mit den Worten der Prota zu sprechen: sicherlich liegen da jetzt eine Menge Scherben.

Noch ein paar Winzigkeiten und tolle Stellen:

Schön hat es Martina hier, denke ich und inhaliere den Anblick der Berge, die frische Luft und das Kuhglockengebimmel in mich hinein.
inhalieren heißt amS schon, dass es in den Körper hineingesaugt wird. Wär also doppelmoppel. Das letzte Fettgedruckte würd ich streichen.

Man könnte gleich und hier eine Kamera aufbauen und einen Heimatfilm drehen. Frau im Dirndl trifft auf neu eingetroffenen Tierarzt, natürlich ist der Junggeselle, und gemeinsam retten sie eine Gämse, die angeschossen zurückgelassen wurde.
Klingt nach ZDF-Serie. Wunderbar, wie man hier ihren Abscheu spürt. :D

Ich wollte keine Auszeit aus meinem Leben für einen Schnupperkurs im 'So könnte es auch sein' - Leben.
Ausreden erfand ich viele: Finn krank, ich krank, Sturmwarnung, meine Pension ausgebucht, Handwerker im Haus, Auto kaputt, ein Regenwurm hat sich ein Bein gebrochen, weiß der Fuchs.
Schön.

Gerade jetzt freue ich mich für sie.
Da war ich unsicher, wie ich das zu verstehen hab. Und das gefällt mir total, das sind so die kleinen naja, Gehässigkeiten stimmt nicht, aber eben aUCH NICHT die gängige und gewünschte opfermütige Art, dass man jmd. was von Herzen gönnt, sondern dem anderen etwas deswegen gönnt, weil man dann eben auch grad mal von profitieren kann. Das charakterisiert die Prota schön und verdeutlicht auch ihre Distanz.
Echt schön.

„Aron hat nicht viele Freunde“, sagt Martina. „Ich glaube, es liegt irgendwie daran, dass er seinem Alter einfach voraus ist.“
Auwei, da hat mir schon Übles geschwant. Dir Aas kenn ich, dachte ich mir gleich. Das ist die Paradeerklärung für gestörte Kinder.

„Na ja. Er ist seinen Spielgefährten einfach überlegen. Cleverer als sie, also nicht unbedingt intelligenter, weiß Gott nicht, aber irgendwie, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, soziale Intelligenz trifft es vielleicht.“
Wie cool. Das ist jetzt die mütterliche Generalentschuldigungseloge für ein gestörtes Kind hoch fünf: Psychomonster

„Das ist sicher auch hart für dich“, sage ich. Für mich wäre es jedenfalls furchtbar, wenn Finn niemanden zum Spielen fände.
Hier geht das schon los, das sind ja echt zwei Herzchen. Das kommt ganz normal rüber und ist auch so gemeint, aber je nachdem, wie man das betont, kann man auch eine Herablassung spüren.

Ich lächle über die Idee, die Alpen wären Sorgenberge. Wie viele beschissene Leben es wohl brauchte, sie zu dieser Größe aufzutürmen?
Schön

„Setz dich und friss Gras! Wenn du es nicht frisst, gibt es drei Stockhiebe!“
Um Finns Hals liegt eine Hundeleine. Mein Sohn kauert auf dem Rasen und zupft Löwenzahnblätter. Aron steht hinter ihm, einen Knüppel durch die Luft schwingend. Er hat sich ein Bettlaken um den Körper geschlungen, während mein Sohn nackt ist.
Iiih

Martina mustert mich, als wäre ich ein Schwein und sie muss jetzt entscheiden, ob es fett genug zum Schlachten ist. Ich gebe mir alle Mühe, ganz dünn auszusehen.
:D

Den ganzen nächsten Tag verbringe ich damit, mich zurückzuhalten, meinen Sohn nicht der totalen Kontrolle auszusetzen. Martina quält mich nicht mit Vorwürfen. Aron spielt keine komischen Spiele. Am Abend fühle ich mich wirklich schon viel besser als bei meiner Ankunft. Die Kinder sind wieder im Baumhaus,aber heute schicke ich Finn doch eher ins Bett, ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, er war nicht ganz fit.
Den Absatz hier fand ich hochinteressant. Wann man die Dynamik zwischen den beiden Frauen betrachtet, ist das ja die Reaktion auf Martinas Generalratschlag, den sie der Freundin um die Ohren gedonnert hat, just nachdem die ihr die Psychomacken ihres Sohnes erzählt hat. Und statt sich zu wehren, reagiert die Prota mit dieser Fürsorge. Und dem Gefühl, dem Finn sei es nicht gut. Sie empfindet sich ja selbst als kontrollierend hier. Um dem zu entgehen, redet sie sich selbst ein, ihm ginge es schlecht. Und das in der Kontratsierung, ihr ginge es schon besser. Keine Ahnung, ob du es absichtlich gemacht hast. Aber ist auch egal, ich finde es echt toll. Und irgendwie komm ich immer mehr dazu, du solltest Horror schreiben. :) Keine Zombiebeißergeschichten. Nein, die alltägliche Fiesität, die reicht ja auch oft schon. Aus so einer Konstellation eine widerliche kleine Geschichte machen, dass sie ihrem Sohn ein bisschen schlechtes Zeug ins Essen mischt, nur um ihn dem Umgang mit dem bösartigen Aaron zu entziehen.


„Hat dir Aron von dem Müller erzählt?“
„Ja“, sagt Finn.
„Der Müller hat nur ein Bein, ist aber trotzdem ganz schnell. Und er hat Glasaugen, mit denen er ganz gut gucken kann. Auch in der Nacht. Und er hat nur vier Zähne. Die sind aber von einem richtigen Löwen, gar keine Menschenzähne.“
Mal davon abgesehen, dass der Müller echt widerlich ist, hab ich hier gedacht, die Mama erzählt was von dem Müller, weil ich durch den Zeilenumbruch an den Sprecherwechsel denken musste. Also weil der Finn halt echt nur Ja sagt und dann wechslet schon die Zeile. Also hier würd ich das unbedingt aneinandersetzen. Ich hab echt einen Moment gebraucht und gedacht, wie ist die denn jetzt drauf, das kann sie doch ihrem Buben nicht erzählen.
Davon ab, der Müller ist wie gesagt echt übel ausgedacht. Fliege, Fliege, ich sag es ja, in dir schlummert echt eine Horrormücke.

„Finn hat mein Autogramm vom Neuer schwarz gemacht“, sagt er.
:D
Gut so

Ich kann mich nur für Finn entschuldigen.“
„Das macht es für Aron nicht besser.“
„Was soll ich deiner Meinung nach tun? Eine Schokoladenfabrik ausrauben?“
Ich sags doch, Alltagshorror.
Liebe Fliege, schöne Geschichte und Glückwunsch zu der verdienten Empfehlung. Allein schon die Dynamik zwischen den beiden Frauen hätt die verdient.

Bis die Tage. Und jetzt geh ich mal Kommentare lesen.
Novak

 

Hej Fliege,

ich finde Deine Geschichte erst jetzt, freu mich für Dich wegen der Empfehlung und unterschreib die auch sofort. Mich hat die Geschichte an vielen Punkten gepackt.

Sie hat mich aber ab und an auch wieder losgelassen, wenn Du verstehst, was ich meine, erst am Ende hatte sie mich richtig am Wickel. Vorher finde ich viele Szenen nicht ganz eindeutig, da spielen Dinge hinein, die ich nicht nachvollziehen kann (diese ganze Hypothek-Diskussion, warum ist das der Martina überhaupt wichtig, soll mir das vermitteln, dass sie eine elende Stressbacke ist, die ihrer Freundin insgeheim überhaupt keine Ruhe gönnt oder hat das etwas mit der dubiosen Karin zu tun oder arbeitet der Mann von Martina vllt bei der Bank) oder Sachverhalte, deren Bedeutung innerhalb der Geschichte mir nicht klar ist (die Geschichte mit der Schwester am Marterpfahl, die Strafe des Vaters ohne dass mir klar wird, was das bewirkt hat und wie die Mutter von Finn heute dazu steht).

Ich hab deswegen den Eindruck, dass es der Geschichte gut tun würde, wenn der Konflikt schon früher eskalieren und sich daraus irgendeine Entwicklung ergeben würde. Jetzt fühlt es sich für mich so an, als würde ich bis zur Schlussszene durch Nebel waten und erst gegen Ende ganz klar sehen, mit wem ich es zu tun habe.

Was ich beim Lesen mitgeschrieben habe:

Schön hat es Martina hier, denke ich und inhaliere den Anblick der Berge, die frische Luft und das Kuhglockengebimmel in mich hinein.
"In mich hinein inhalieren" ist doppelt gemoppelt, oder?

Frau im Dirndl trifft auf neu eingetroffenen Tierarzt, natürlich ist der Junggeselle, und gemeinsam retten sie eine Gämse, die angeschossen zurückgelassen wurde. Happy End und rosa Herzen und im Hintergrund des Abspanns ein Holzhaus mit üppigen Geranien. Ja, genau so einen Film könnte man von
Warum muss das "kitschig" beschrieben werden und nicht einfach nur beschrieben werden. Hat die Protagonistin einen Hang zu Kitsch, sehnt sie sich insgeheim nach einem Partner oder fühlt sie sich einfach nicht wohl in einer dieser Umgebung? Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl auf eine schöne heile Welt? Ich versteh nicht, warum die das so sieht.

Ich schwenke den Blick von den Bergen zum Pool.
Schwenken klingt für mich schwerfällig und nach einer Kamerafahrt. Wie wär's mit "lenken"?
:hmm: Vielleicht auch nicht besser ...

„Aron hat nicht viele Freunde“, sagt Martina. „Ich glaube, es liegt irgendwie daran, dass er seinem Alter einfach voraus ist.“
Das ist toll, hier fange ich an, jemanden herzlich unsympathisch zu finden.

soziale Intelligenz trifft es vielleicht.“
Genauso schön. Nein, noch besser.

Aber warum meiden ihn Kinder seines Alters dann? So ganz kann ich mir keinen Reim drauf machen, aber
Da bräuchtest Du den Leser gar nicht so mit der Nase hinein tunken, find ich. Soll er (der Leser) sich doch erstmal allein drüber wundern.

Finn guckt mich an, als wäre ich eine Irre.
„Aber wir spielen doch nur“, sagt er schließlich.
Sagt er, obwohl er "in echt" Gras fressen sollte? Mir fehlt da wenigstens ein Tick gesunder Unmut oder eine Verunsicherung von Finn. Der ist glücklich und entspannt und so ist das für mich erstmal ein ziemlich skurriles Spiel bei dem aber im Grunde niemand zu Schaden kommt. Ganz anders wäre es, wenn Finn irgendwie zeigt, dass er sich nicht wohl fühlt, dass er Angst hat, dass er nicht weiß, wie er reagieren soll. Aber selbst nachdem die Mutter eingeschritten ist, verteidigt er sein Spiel.

„Das wollt ich nicht“, stammle ich schließlich.
Sie stammelt aber gar nicht ;)

Martina mustert mich, als wäre ich ein Schwein und sie muss jetzt entscheiden, ob es fett genug zum Schlachten ist. Ich gebe mir alle Mühe, ganz dünn auszusehen.
Damit zieht sie ihre eigene Not ins Lächerliche. Und gibt dem ganzen einen flapsigen Touch. Mir scheint das nicht zu ihrer Gefühlslage zu passen.

„Das finde ich auch nicht komisch.“
Hier verstehe ich den Bezug nicht. Wieso "auch"?

Am Abend schlug mein Vater mir rechts und links eine runter.
Eine "runterschlagen" klingt für mich unüblich. Sagt man so?

Meine Beweggründe von damals kenne ich, aber Arons sind mir ein Rätsel.
Hm-hm. Das ist schade, dass hier eine im Grunde sehr viel grausamere Tat geschildert und dann so abgehandelt wird. Es gäbe ja abertausend Tricks, wie man eine kleine Schwester für eine Weile los wird, ohne dass sie anschließend ins Krankenhaus muss.

Warum sollte Aron Finn etwas antun?“
Für mich bis hierhin immer noch ungeklärt. Was hat Aron Finn denn nun tatsächlich angetan?

Aber verdammt, es war nicht in Ordnung, was wir damals mit Karin machten
Mir ist das zu schnell abgehandelt. Haben die Ohrfeigen des Vaters etwas bewirkt? Hat sie dadurch alles verdrängt? Das wäre spannend und ist doch im Grunde das Thema der Geschichte, oder?

„Und warum wolltest du dann nicht, dass Karin für dich ein Woche die Pension übernimmt?“
Moment. Wer ist jetzt Karin?
Übrigens: Hieß es nicht, dass Martina eine heile Familie ihr eigen nennt. Wo ist denn der Papa vom Aron?

„Gehe zur Bank und nimm eine Scheißhypothek
Weil's wörtliche Rede ist, wär das nicht eher "Geh zur Bank ... "?

Den ganzen nächsten Tag verbringe ich damit, mich zurückzuhalten, meinen Sohn nicht der totalen Kontrolle auszusetzen.
Vielleicht:
Den ganzen nächsten Tag verbringe ich damit, mich zurückzuhalten, meinen Sohn (und Aron, den ohne den gib's ja kein Problem) nicht zu kontrollieren.

„Nein. Aron hat gesagt, der Müller lebt und holt sich jeden Monat ein Kind.“
Verflucht sei dieser Bengel. Kein Wunder, dass Aron keine Freunde findet.
Hier habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass sie und ihr Sohn den perfekte Gegenpart bilden, zu Martina und Aron.

Martina ist in der Almstube, um Buttermilch, Kaffee und belegte Brote zu kaufen.
Möglich wär auch: Martina kauft in der Almstube (ich habe nämlich automatisch: "Martina ißt in der Almstube ... "eingesetzt )

Hat mich sehr gefreut so einen brisanten Text von Dir zu lesen.

Gruß
Ane

 

Unglaublich, was sich da alles so zusammentut :). Habt recht vielen lieben Dank! Und weil mir schon wieder die Zeit im Nacken sitzt und weil ich auch noch mindestens eine andere Geschichte lesen und kommentieren will, werde ich wohl nicht ganz durchkommen. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag!
Vorab will ich aber mal sagen, dass da ja eine ganze Menge Bedenken zusammenkommen und die sind auch nicht gerade "Kleinkram", im Sinne von, setze ich da mal schnell ein Komma hin. Bei der Vielzahl und auch Unterschiedlichkeit habe ich gerade das Gefühl, stimmt hier überhaupt noch was? Klingt schlimmer, als es ist, aber nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich mir mit der Überarbeitung etwas Zeit lasse, all Eure Bedenken sammle, abwiege, selbst etwas Abstand gewinne und dann erst rangehe.


Hallo Chris Stone,

jetzt aber!

Was mich im Moment ohnehin mehr interessiert, sind Plots und wie die Protagonisten innerhalb des Plots agieren.

Das ist auch eine spannende Frage. Solese ich selbst auch viele Geschichten.

Damit komme ich zu Lena. Ich wollte schon immer eine Geschichte über eine Frau lesen, die auf dem Spielplatz fremde Kinder verhaut, weil diese Kinder ihr eigenes Kind nicht auf die Schaukel lassen.

Hehe. Bin gespannt.

Aber damit auch zu meinem ersten Problem. Das hatte ich mit dem Ende. Ich las es und dachte: Ja, und weiter?

Was passiert denn weiter groß? Lena kehrt in ihr Leben zurück, Martina ebenfalls und alle machen weiter wie zuvor, nur eben wird es keine Besuche mehr geben. Vorerst jedenfalls nicht. Soll man das wirklich erzählen?

Es ist die Frage nach dem zentralen Thema deines Textes. Die andern haben eine Geschichte über eine Freundschaft gelesen, und wie diese durch die Ohrfeige am Ende unwiderbringlich auseinanderbricht.

Die Frage kommt ja nun doch öfter. Da werden unendliche viele Themen angerissen (aufgemacht), sei es Erziehung, sei es Grausamkeit unter Kindern, Freundschaft, Alltagsüberforderung etc. und das spielt alles zusammen, da kann ich kein einzelnes zum Schwerpunkt machen. Also, kann man bestimmt, aber ich will es nicht. Für mich liegt der Schwerpunkt ganz klar auf meiner Prot. und was sie dazu bringt, etwas zu tun, was eigentlich nicht in ihrer Natur steckt. Was bringt Menschen dazu, eigene Grenze zu überspringen? Ich finde das spannend. Vielleicht nicht befriedigend für alle. Für mich eine Herausforderung. Viel größer, als zu sagen, Helikoptereltern machen auch nicht alles richtig, oder so.

Ich habe hingegen die Geschichte einer überforderten Frau gelesen, und da hat mich das Ende nicht befriedigt; mit der Ohrfeige war für mich die Geschichte halt nicht am Ende angelangt. Naja, nur meine Sichtweise.

Da warst Du doch schon fast mein idealer Leser. Nur wolltest Du mehr von der überforderten Frau, für mich ist sie an dieser Stelle über sich hinaus gewachsen (wenn auch nicht positiv). Klar, am Ende wird es nichts in ihrem Leben verändern, aber wenn sie am Anfang noch fest behauptet: Nie würde ich ein Kind schlagen und daran auch fest glaubt, dann weiß sie jetzt, doch, würde sie.

... dieses ebenfalls die Autogrammkartenszene, allerdings nicht Arons, sondern Finns Verhalten. Das nehme ich dir einfach nicht ab. Ein Fünfjähriger kann unmöglich derartig berechnend sein.

Upps. Das meinte ich gar nicht berechnend, eher Finns Langerweile geschuldet, weil er ja nicht mitspielen darf. Der sitzt dann halt so am Tisch, sieht die Karte, findet einen Stift und beschäftigt sich. Könnte man durch zwei Dialogzeilen klarstellen.


Ein Lob zum Abschluss:
"Er ist seinen Spielgefährten einfach überlegen. Cleverer als sie, also nicht unbedingt intelligenter, weiß Gott nicht, aber irgendwie, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, soziale Intelligenz trifft es vielleicht." Das finde ich herrlich absurd. Eine großartige Überzeichnung von: "Mein Kind ist schlecht in der Schule, muss also hochbegabt sein."

Vielen Dank auch dafür. War ja auch schon Kritikpunkt.


Hey Isegrims,

ich glaube zu deiner hintergründigen Geschichte ist ziemlich alles gesagt: gut austarierte Charaktere, richtig fein :)

Zur Kritik auch! Zeilenmäßig viel mehr, ey :D.

Nur eine Szene ist mir ein Rätsel; warum sollte ein Junge unter 10 Jahren ausgerechnet auf die Idee kommen, einen anderen Jungen nackt an der Leine zu führen und mit der Peitsche zu bedrohen... du klärst nicht auf, wie er darauf kommt...

Und noch ein neuer Punkt auf der Liste - Aber den kann ich! Sag mir mal, warum Jungen im Ferienlager einem anderen Jungen mit der Zahnbürste das A-loch massieren und dieser Junge damit überhaupt kein Problem hat, man es überhaupt erst mitbekommt, wenn der sich weigert, sich abends die Zähne zu putzen? Ich habe über 30 Ferienlager betreut und ich könnt hier Geschichten erzählen ... Und dann frag die mal, wie die auf solche Ideen kommen? Ich glaube nicht, dass auch nur eine Antwort Dich wirklich befriedigen würde.

Und was noch schlimmer ist: Kopfkino setzt bei mir ein und ich erinnere mich an einen Film von Pier Paolo Pasolini: Die 120 Tage von Sodom.

LOL - Wenigstens kann ich Dir sagen, wie ich auf die Idee kam, Kinder solche Spiele spielen zu lassen. Ich kenne zwar nicht den Film, aber eine Adaption davon als Theaterstück.

Danke auch Dir.


Lieber Friedrichard,


Ach ja, „vieles fiele leichter, könnte man Gras essen“, beginnt „Freiheit und Ordnung“ von Ernst Bloch.

Danke für das Zitat. Auch wenn Bloch es sicher ganz anders gemeint hat, aber es passt wirklich hübsch.

das aber Aron – man wird sich erinnern, ...

Ich erinnerte mich an nix, habe aber im Zuge der Geschichte ebenfalls viel über den Namen Aron lernen dürfen - nicht ganz so viel wie Du weißt, aber bisschen schlauer wurde ich auch.

Aber Finn ist noch kein irischer blonder Krieger oder der Wanderer der Nordmänner, da bedarf`s noch des mütterlichen Schutzes …

Da fand ich einfach nur den Namen gut, gebe ich zu. Aber wer weiß, jetzt wo er sich von Mama löst, stehen ihm ja noch alle Wege offen.

Dass dann noch der Müller auftaucht, der ja schon bei Max und Moritz eine fin(n)ale mörderische Rolle spielt, die ihm an sich schon vor 150 Jahren ein Mordsverfahren der Strafgerichtsbarkeit eingetragen hätte, zeigt wie mehr oder weniger unbewusst in die moderne Lebenswelt der alleinerziehenden Mutter und des überbehüteten Kindes alte Literatur durchschimmern kann.

Was Du so alles für Querverbindungen herstellst, beeindruckt mich jedes Mal neu. Ich frag mich dann immer, ob mein Unterbewusstsein nicht doch schlauer ist, als vermutet, aber wahrscheinlich ist der Gedanke zu schön, um wahr zu sein. Mit Sicherheit ist er zu schön ...

Aber ach du lieber Schreck – schon beim ersten Satz stutz ich: Sicher, „frische Luft“ lässt sich inhalieren wie der Tabakrauch, und selbst beim Essen atmen wir (wäre peinlich, wenn wir's nicht täten), aber wie schaffen es Gesichts- und Hörsinn?

Bildmalerei, nehme ich an. Funktioniert nicht bei allen, sehe ich schon, bei mir total.

Danke für die Liste, die ich mir in Kürze vornehmen werde. Heute nicht mehr, aber die Tage!

Gern gelesen und Gratulation vom

Danke!


Hallo Goldene Dame,

ach wie schön, wenn alte Bekannte unverhofft vorbeikommen. Das hat mich ja gefreut.

Die Streichlerin hat mich fasziniert ...

Und das hast Du mir so lange vorenthalten? :)

... bei dem Gedanken, man könne Berglandschaften inhalieren. Andererseits, warum nicht? Tief in sich aufnehmen, dabei ein Gefühl von Befreiung, die Enge, überwinden, loslassen, zu verspüren, kann man schon mit dem Gefühl verbinden, dass man beim Inhalieren erhält, wenn einem zuvor die Luft abgeschnürt war. Bei mir hat das Bild also funktioniert.

Das freut mich total und ich lass es auch drin und wenn es nicht bei allen funktioniert, dann ... ja, dann ist nicht super, aber ich mag es doch so.

Was mir weniger gefällt, sind die eingeschobenen Deutungen der Ich - Erzählerin zu dem Gemütszustand der Martina. Hier gefiele mir mehr ein Show than tell. Z.B. "Martina wurde ernst", woher weiß die Ich -Erzählerin das?

Mimik? Ich finde, man kann Menschen ganz gut ansehen, wenn sie Jux machen oder eben nicht. Aber dann muss ich Mimik vielleicht auch benennen, schlägst Du ja selbst vor.

Es gibt so einige Stellen im Text, der dazu auch noch im Präsens geschrieben ist, die eine allwissende bzw. objektive Sichtweise der Erzählerin eigentlich nicht zulassen.

Das muss ich mir dann mal genauer angucken.

... aber vielleicht tut der Leser dem Kind Unrecht, weil es ja mit den Augen einer fremden Frau beschrieben wird, die ihre Freundin ohnehin nicht klar verstanden hat und dann alles so deutet wie es ihr passt.

Das mit Sicherheit.

Wird hier ein frauenverachtendes Mütterbild der Alleinerziehenden zum Feindbild stilisiert oder das der Helikoptereltern oder das der verhaltensauffälligen Kinder?

Gar keines für sich genommen. Ein bisschen von allem, aber keines, was auf der Anklagebank allein rumsitzt. Ich will auch nicht anklagen/moralisieren, ich will zeigen. In seinem Zusammenspiel und die Wechselwirkung die sich daraus ergibt.

Ich weiß es nicht. Ich hätte mir da mehr Klarheit gewünscht.

Das wünschen sich ja noch mehr. Im Augenblick fällt mir dazu nichts Gescheites ein, die eine oder andere Sache zu vertiefen, ohne dass es auf die Kosten der Geschichte ginge. Vielleicht sehe ich das mit etwas Abstand viel klarer, aber im Augenblick erkenne ich darin keinen wirklichen Gewinn für meine Intention an die Geschichte. Aber wie gesagt, ich bin noch viel zu nah dran.

Trotzdem sehr gerne gelesen und ich habe dich auch um das Gefühl der Leichtigkeit, mit denen du die Gefühle der Erzählerin beschrieben hast, beneidet. Ganz großes Lob nochmal in diese Richtung.

Phu. Das ist ein wunderschönes Schlußwort. Das lese ich noch ein paar mal.

Für heute erst mal so viel. All ihr anderen schon mal Danke vorab!

Auf jeden Fall aber viele Grüße an Euch alle!
Fliege

 

Und weiter geht's :)

Liebe Novak,

vielen lieben Dank für Deine Zeit und den Kommentar.

Aber ich muss leider auch sagen, ich hab zwei Kritikpunkte, die mich stören. Nein, sogar drei, wenn ich bedenke, dass sie ja ursprünglich für den Wettbewerb geschrieben war.

Sag doch nicht leider, wenn so ist. Ich habe mich dran gewöhnt.

Aber sein Charakter ist auch ziemlich eindeutig nur scheiße. Da ist überhaupt kein bisschen Brechung drin. Kein Hinweis darauf, dass man die eine oder andere Aktion auch anders sehen könnte. So eine Zwischenebene fehlt.

Da stimme ich Dir zu. Nur habe ich im Augenblick überhaupt keinen Plan, was ich ihm Gutes andichten möchte, ohne seine Fiesheit dabei für den Leser in Frage zu stellen. Aber ich denk weiter drüber nach und vielleicht fällt der Groschen ja irgendwann. Ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass Aron durch den Bruch dann nicht mehr für den Leser als glaubhafte Figur rüberkommt (was jetzt, fies oder nicht?), dazu ist er einfach zu wichtig. Das ist gerade das Dilemma in dem ich stecke: Aron muss unterm Strich ein Fiesling bleiben - ob er da jetzt doch was Gutes hat oder nicht. Ich suche weiter nach dem Bruch, der keinen Schaden anrichtet ;). Auf der anderen Seite spielt Finn ja scheinbar ganz gern mit ihm (also ist er nicht nur fies und eklig) - klar, der Leser bekommt ja nur die Aussetzer mit. Ich sehe ein, es reicht nicht unbedingt.

Das zweite, was ich zu meckern hätte, ist das Ende. Irgendwie ist die für mich gar nicht fertig. Ich war echt fassungslos gerade und hab mir gesagt, das kann die Fliege doch nicht machen, wie geht es denn nun aus? Ich hab bissel nachgedacht, und bin echt unschlüssig geworden, wovon die Geschichte nun eigentlich handelt.

Da möchte ich Dich gern an meine Antwort an Chris Stone und die Goldene Dame verweisen. Ich will das nicht noch mal abtippen ;).

Letzteres fand ich übrigens einen wahnsinnsspannenden Punkt, der mir viel zu kurz kommt. Die Hauptfigur tut ja alles, um ihr Finnchen vor dem Monster zu schützen. Und erntet dafür im Endeffekt nichts als Undank, denn Finn kriegt Angst vor ihr. Das fand ich eine Supersache.

Ich sage mal ganz unbescheiden, ich auch :shy:.

Naja, vermutlich ist es so, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe und vielleicht einfach eine andere Erwartung an die Geschichte (von der Ausgangsbedingung) her hatte, als es von dir geplant war und von daher kam dann dieses hä, warum geht das hier nicht weiter.

Das mit Sicherheit.

Und der allerletzte Punkt, das ist aber nur am Rande. Ich seh den Zus. zum ursprünglichen Thema gar nicht mehr.

Ja, habe ich schon. Zum einen wohnen die beiden zwei letzte Ausfahrten voneinander entfernt, was jetzt nicht unbedingt befriedigend ist, aber für mich ist die Ohrfeige wirklich eine Reaktion von - ich beende das jetzt hier und jetzt. Mit der Ohrfeige wird allen Spielchen ein Ende gesetzt, das ist wie abbiegen von der Autobahn vor dem Stau. die letzte freie Ausfahrt - mal so ins bildliche übersetzt.

Was du echt toll in dem Verlauf machst, das ist der Psychokrieg zwischen den Freundinnen.

Freut mich sehr.

Danke auch für die Winzigkeiten und tollen Stellen. Ich mach mich die Tage ran, alles abzuarbeiten. Also die Kleinigkeiten, für alles andere brauch ich bisschen länger.

Sie empfindet sich ja selbst als kontrollierend hier. Um dem zu entgehen, redet sie sich selbst ein, ihm ginge es schlecht. Und das in der Kontratsierung, ihr ginge es schon besser. Keine Ahnung, ob du es absichtlich gemacht hast. Aber ist auch egal, ich finde es echt toll.

Danke dafür. Ja, man braucht eben nur eine Rechtfertigung und wenn es einem Kind nicht gut geht, ist man ja sofort in der Pflicht, und wer kann besser einschätzen, wie es dem Kind geht als seine liebende Mutter. Das sind echt spannende Psychoprozesse, die da greifen. Finde ich jedenfalls.

Und irgendwie komm ich immer mehr dazu, du solltest Horror schreiben. :)

Never :D


Hey Ane,

und auch Dir lieben Dank!

... da spielen Dinge hinein, die ich nicht nachvollziehen kann (diese ganze Hypothek-Diskussion, warum ist das der Martina überhaupt wichtig, soll mir das vermitteln, dass sie eine elende Stressbacke ist, die ihrer Freundin insgeheim überhaupt keine Ruhe gönnt oder hat das etwas mit der dubiosen Karin zu tun oder arbeitet der Mann von Martina vllt bei der Bank) oder Sachverhalte, deren Bedeutung innerhalb der Geschichte mir nicht klar ist (die Geschichte mit der Schwester am Marterpfahl, die Strafe des Vaters ohne dass mir klar wird, was das bewirkt hat und wie die Mutter von Finn heute dazu steht).

Na, da kommt ja eine ganze menge zusammen. Ich weiß nicht, ob es Dich befriedigt, aber ich pack es mal.

diese ganze Hypothek-Diskussion, warum ist das der Martina überhaupt wichtig,

Zum einen ist diese Dachsache tatoal wichtig für die Streßsituation der prot. damit sie am Ende zuschlägt. Existenzängste sind nicht zu unterschätzen und lassen uns Dinge tun, die wir unter anderen Umständen nicht getan hätten.
Was Martina betrifft, die will ja eigentlich helfen, die will ihrer Freundin ja eine Freundin sein und für sie ist die Hypothek einfach die Lösung des Problems. Mehr würde ich da gar nicht hindeuten. Man ist ja schnell mit so guten Ratschlägen.

oder hat das etwas mit der dubiosen Karin zu tun

Die dubiose Karin ist die Schwester der Prot. Das steht eigentlich ganz klar im Text.

die Geschichte mit der Schwester am Marterpfahl, die Strafe des Vaters ohne dass mir klar wird, was das bewirkt hat und wie die Mutter von Finn heute dazu steht

Es geht bei der Marterpfahlgeschichte schlicht darum, zu zeigen, dass auch die Prot kein Engel war, und dass sie aus Martinas Sicht nicht in der Position ist, über ihren Sohn zu richten, wenn sie selbst viel schlimmeres angestellt hat.
Aber ist natürlich blöd, wenn ich solche Sachen im Nachgang erkläre.

Ich hab deswegen den Eindruck, dass es der Geschichte gut tun würde, wenn der Konflikt schon früher eskalieren und sich daraus irgendeine Entwicklung ergeben würde. Jetzt fühlt es sich für mich so an, als würde ich bis zur Schlussszene durch Nebel waten und erst gegen Ende ganz klar sehen, mit wem ich es zu tun habe.

Das Ende steht für mich tatsächlich für eine Art von Befreiungsschlag. Insofern ... Aber gut, du als Leser gehst diesen Weg nicht mit mir, das muss ich wohl schlucken.

Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl auf eine schöne heile Welt? Ich versteh nicht, warum die das so sieht.

Das da.

Ganz anders wäre es, wenn Finn irgendwie zeigt, dass er sich nicht wohl fühlt, dass er Angst hat, dass er nicht weiß, wie er reagieren soll. Aber selbst nachdem die Mutter eingeschritten ist, verteidigt er sein Spiel.

Finn hat Spaß, so sind Kinder. Im geht das perfide an dem Spiel überhaupt noch gar nicht auf.

Hm-hm. Das ist schade, dass hier eine im Grunde sehr viel grausamere Tat geschildert und dann so abgehandelt wird. Es gäbe ja abertausend Tricks, wie man eine kleine Schwester für eine Weile los wird, ohne dass sie anschließend ins Krankenhaus muss.

Ist aber wichtig, dass sie ins Krankenhaus muss. Und ich glaube nicht, dass die beiden Mädels da wirklich drüber nachgedacht haben, es sozusagen vorsätzlich geplant hatten. Wenn man seine Geschwister im Schrank einsperrt, stundenlang, dann denkt man doch auch nicht an den Psychofilm, die den da fahren. was tun Geschwister sich nicht alles gegenseitig an? Friede in den Kinderzimmern, echt? In allen? Immer?
Was mich an dieser Stelle und diesen Bemerkungen eigentlich viel mehr interessiert, als die Kritik an der Geschichte ist, wieso man Kindern solche Dinge nicht zutraut oder nicht zutrauen will. Weil nicht ist, was nicht sein darf?

Für mich bis hierhin immer noch ungeklärt. Was hat Aron Finn denn nun tatsächlich angetan?

Eigentlich nichts, was ihm wirklich schadet. Aron geht ja voll mit. Aber die Deutung der Mutter, legt da eine ganz andere Sicht drüber. Es ist die Seite von der man guckt.

Übrigens: Hieß es nicht, dass Martina eine heile Familie ihr eigen nennt. Wo ist denn der Papa vom Aron?

Würde die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen, wenn der ab und an durchs Bild latschen würde?

Hier habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass sie und ihr Sohn den perfekte Gegenpart bilden, zu Martina und Aron.

Jetzt bin ich echt erleichtert :).

Hat mich sehr gefreut so einen brisanten Text von Dir zu lesen.

Und das, trotz der vielen Hänger. Danke!!! Phu.

Lieben Dank Euch! Listen werden demnächst, alles andere schwelgt in mir.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Fliege,

ich muss gestehen, ich fand dein alten Titel besser. Warum genau ist der geändert worden?

Also, sehr gute Geschichte. Du hast da so einen Erzählton, der kommt so harmlos daher, aber dann überlegt man sich, was da eben erzählt wurde eigentlich, das ist gut gemacht. Da spricht man einerseits so dieses leicht melancholische Urlaubsfeeling an, man hat sofort so dieses Klischee der Alpen vor Augen, und hinterrücks werden dir Messer reingerammt. Hat mich manchmal ein wenig an Haneke erinnert, vor allem an "Funny Games", nur nicht so krass eben, aber auch schon krass.

Man jeden in dieser Geschichte hassen, das finde ich besonders gut. Aron hast du vorzüglich getroffen, ein richtiges Arschlochkind, die Mutter, die vollkommen verblendet ist, der Sohn, der kein Rückgrat hat, die Erzählerin, die zwar selbstständig, aber auch total inskonsequent ist. Ich glaube, die beste Stelle ist, wo die beiden über die Vergangenheit reflektieren, die Szene mit der Schwester, die ist für mich absolut zentral, weil beide darauf auch zurückgreifen und sich rechtfertigen. Das verortet die Wesenheit der beiden sehr gut: Die Mutter, die sagt, Kinder sind so, wir waren auch nicht anders, also die totale Verneinung von Entwicklung, und die Erzählerin, die einen nachvollziehbaren Grund liefert, nämlich dass sie alleine sein möchte, ohne Schwester, aber dann eiskalt dieses Fesselaktion durchzieht.

Das Ende, top. Mich erinnert das Setting auch ein wenig an den Film "Das Fest", wo es um etwas ganz anderes geht, da platzt die Bombe insofern, dass ein Sohn allen Anwesenden vom Mißbrauch seines Vaters erzählt. Hier ist aber die Energie eine ähnliche, so morbide und brutal auch, kurz vor dem Explodieren. Das finde ich schon sehr gut gemacht.

Meine alte Schulfreundin legt mir ihre Hand auf die Schulter und holt mich aus meiner kitschigen Gedankenwelt zurück in die Realität. Kitschig ist zu viel, das Bild sagt an sich schon Kitsch aus, ich würde das kürzen.

Ihre Bemutterung fühlt sich gut an und erst jetzt, in diesem Moment, stelle ich fest, was für ein Wrack ich eigentlich bin.
Ich würde das noch mehr reduzieren. Ich stelle mir vor, wie sie da sitzt. Sagt sie selbst: Ich bin ein Wrack? Also, ich glaube, das ist ein Urteil, dass sich dem Leser aufdrängen sollte, das der Text oder das Erzählte als Konklusion enthalten sollte. Ist aber auch schwer bei Ich-Erzählern, und du hast hier noch diesen sehr nahen, intimen und persönlichen Ton, da kann man das machen. Also nur eine Idee!:D

Das Ende finde ich sehr gut. Genau richtig: Rausgegangen, weil alles was danach passiert, insofern erwartbar wäre, eine Weiterführung und Verlagerung, aber nichts wirklich Neues. Wirklich gute Arbeit, Fliege. Ich habe den Text sehr gerne gelesen, und du hast die Empfehlung auch vollkommen zurecht erhalten.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Fliege,

ich kann mich den bisherigen Kommentaren nur anschließen, sehr gelungene Geschichte. Du hast glaube ich genau den Grund erfasst, warum ich mich schon immer vor diesen Heimatidyllen gegruselt habe: weil ich den Verdacht nicht loswerde, dass sich da genau solche fiesen Dinge hinter der Fassade abspielen.

Man sieht das böse Ende schon sehr bald kommen, aber es gibt auch keinen Moment, wo es so aussieht, als könnte man die aufhalten. Das spielt sich ab wie eine Naturkatastrophe.

Ich kann die zwei Mütter beide irgendwo verstehen, und gleichzeitig finde ich sie schwer erträglich. Na ja, und die Kinder fallen halt nicht weit vom Stamm.
Finn ist natürlich noch sehr klein, aber trotzdem nervt sogar der auch schon so ein kleines bisschen. Er hat so eine naive Gutgläubigkeit, die er mit fünf eigentlich langsam mal ablegen könnte.
Aron ist der Höhepunkt der Geschichte. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich so eine Psychopathenkind-Figur nicht hoffnungslos überzeichnet fand. Es kommt gut raus, dass der nicht vom Teufel besessen, sondern einfach bloß furchtbar verzogen ist. Es hilft natürlich auch nichts, ihn zu schlagen, aber ich kann das trotzdem sehr gut nachfühlen ...

Das ist wirklich gut gemacht, wie das immer weiter eskaliert, und der Schluss gefällt mir auch sehr.

Sicherlich liegen da jetzt eine Menge Scherben auf dem Boden.

Ja, und zwar nicht nur vom Geschirr ... :)


Ein paar Kleinigkeiten habe ich noch entdeckt:

„Erinnerst du dich, wie wir deine Schwester am Wäscheleinenpfosten, am Marterpahl, angebunden haben und dann zum Baden gingen?“
Marterpfahl

Am Abend schlug mein Vater mir rechts und links eine runter.
Ich kenne "eine runterhauen" aber nicht "runterschlagen". Aber vielleicht ist das ein regionaler Ausdruck.

Aron rettet mich aus meinem finanziellen Desaster. Zumindest davon, weitere Gedanken daran zu verschwenden.
davor

Aron ist ein großer Bayern Fan. Wie sein Vater.“
Ich denke, da müsste ein Bindestrich dazwischen.

Ansonsten kann ich mich nur all den Plädoyers anschließen, die Geschichte wieder in den Wettbewerb zu bringen - jetzt sind schon zwei weitere Beiträge empfohlen worden, also kann man das doch nun echt nicht als unfairen Vorteil auslegen. :)

Grüße von Perdita

 

Hey Fliege

An deiner abgründigen Geschichte hat mich am meisten beeindruckt, wie du die Spannung von „Setz dich und friss Gras!“ bis zum Schluss aufrecht erhältst. Es wäre verlockend gewesen, hier zusätzliche Eskalationsstufen einzubauen und bald hättest du eine völlig überzeichnete Situation gehabt. Aber dieser Wechseln von Eskalation und Deeskalation macht die ganze Sache spannend und realistisch zugleich, und ja, eben abgründig. Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, obwohl ich das nicht genau festmachen kann. Aber ab „Friss Gras“ hattest du mich voll und ganz. Kompliment!
Der Schluss hat mich besonders beeindruckt. Der ist zwingend und ergibt sich aus dem Vorherigen und war dennoch überraschend – zumindest für mich.
Zwei, drei Dinge, die mir aufgefallen sind:

Schön hat es Martina hier, denke ich und inhaliere den Anblick der Berge, die frische Luft und das Kuhglockengebimmel in mich hinein

Das scheint mir redundant zu sein.

Ausreden erfand ich viele: Finn krank, ich krank, Sturmwarnung, meine Pension ausgebucht, Handwerker im Haus, Auto kaputt, ein Regenwurm hat sich ein Bein gebrochen, weiß der Fuchs.
Sehr schön, lustig und vielsagend (über die Prota) zugleich.

Martina mustert mich, als wäre ich ein Schwein und sie muss jetzt entscheiden, ob es fett genug zum Schlachten ist.

Bin mir nicht sicher, aber müsste das nicht auch in den Konjunktiv?

Eine sehr gute Geschichte, Fliege, die m.E. zurück in den Challenge gehört, was ich gleich noch am entsprechenden Ort schreiben werde.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hey jimmy,

Vielen Dank für Zeit und Kommentar, es war mir ein Fest!

ich muss gestehen, ich fand dein alten Titel besser. Warum genau ist der geändert worden?

Weil ihn andere weniger gut fanden und die Geschichte nur des Nick wegens gelesen haben.

Du hast da so einen Erzählton, der kommt so harmlos daher, aber dann überlegt man sich, was da eben erzählt wurde eigentlich, das ist gut gemacht. Da spricht man einerseits so dieses leicht melancholische Urlaubsfeeling an, man hat sofort so dieses Klischee der Alpen vor Augen, und hinterrücks werden dir Messer reingerammt.

Das hat mich ja echt gefreut. Ich bin ein großer Freund von denen, die das absolut perfekt beherrschen.

Ich glaube, die beste Stelle ist, wo die beiden über die Vergangenheit reflektieren, die Szene mit der Schwester, die ist für mich absolut zentral, weil beide darauf auch zurückgreifen und sich rechtfertigen. Das verortet die Wesenheit der beiden sehr gut: Die Mutter, die sagt, Kinder sind so, wir waren auch nicht anders, also die totale Verneinung von Entwicklung, und die Erzählerin, die einen nachvollziehbaren Grund liefert, nämlich dass sie alleine sein möchte, ohne Schwester, aber dann eiskalt dieses Fesselaktion durchzieht.

Und hier auch gleich wieder.

Mich erinnert das Setting auch ein wenig an den Film "Das Fest",

Toller Film! Wer den nicht kennt - gucken! Unbedingt. Allerdings habe ich lange nicht mehr an den gedacht. Ich erinnere mich noch, dass mir nach dem Kino etwas schwindlig war, wegen diesem ewigen Gewackel von der Handkamera und natürlich wegen der Story.

Hier ist aber die Energie eine ähnliche, so morbide und brutal auch, kurz vor dem Explodieren. Das finde ich schon sehr gut gemacht.

Danke dafür.

Ich würde das noch mehr reduzieren. Ich stelle mir vor, wie sie da sitzt. Sagt sie selbst: Ich bin ein Wrack? Also, ich glaube, das ist ein Urteil, dass sich dem Leser aufdrängen sollte, das der Text oder das Erzählte als Konklusion enthalten sollte. Ist aber auch schwer bei Ich-Erzählern, und du hast hier noch diesen sehr nahen, intimen und persönlichen Ton, da kann man das machen. Also nur eine Idee!:D

Bei den anderen Kürzungen bin ich ja voll mitgegangen, sind auch schon geändert, aber hier ... klar sollte der Leser es spüren und kommt sicher auch anders durch, aber da ist eben auch die Erzählerin und die denkt halt solche Sachen und ach, ich bin noch unschlüssig.

Das Ende finde ich sehr gut. Genau richtig: Rausgegangen, weil alles was danach passiert, insofern erwartbar wäre, eine Weiterführung und Verlagerung, aber nichts wirklich Neues.

Das denke ich auch, da passiert dann nix mehr. Die Frauen werden jede für sich ihr Leben weiterführen, nur muss sich Lena keine Ausreden mehr einfallen lassen, warum sie nicht kommt.

Ich habe den Text sehr gerne gelesen, ...

Oh Mann, und ich hatte solches Mitleid mit Dir, als Du geschrieben hast, Du schreibst hier 'nen Komm. Der arme jimmy, dachte ich, ist ja so gar nicht sein Thema, zwei Frauen und Kinder. Da bin ich ja mal um so mehr froh.

Nochmal Danke!


Hallo Perdita,

und auch Dir lieben Dank!

... warum ich mich schon immer vor diesen Heimatidyllen gegruselt habe: weil ich den Verdacht nicht loswerde, dass sich da genau solche fiesen Dinge hinter der Fassade abspielen.

Da passieren bestimmt noch ganz viel schlimmere Dinge. Unter manche Betten passt ganz sicher nicht mehr drunter. Nicht mal mehr Staub.

Man sieht das böse Ende schon sehr bald kommen, aber es gibt auch keinen Moment, wo es so aussieht, als könnte man die aufhalten. Das spielt sich ab wie eine Naturkatastrophe.

Klassischer Dramenaufbau geht anders, da hast Du recht.

Ich kann die zwei Mütter beide irgendwo verstehen, und gleichzeitig finde ich sie schwer erträglich. Na ja, und die Kinder fallen halt nicht weit vom Stamm.

Das ist natürlich ideal. Aber wie man die Frauen nun empfindet, ich glaube, da spielt ganz viel Subjektives mit rein und von daher sind alle Empfindungen erlaubt. Nur alle gut finden, dass wäre schräg und tödlich für die Geschichte.

Aron ist der Höhepunkt der Geschichte. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich so eine Psychopathenkind-Figur nicht hoffnungslos überzeichnet fand. Es kommt gut raus, dass der nicht vom Teufel besessen, sondern einfach bloß furchtbar verzogen ist. Es hilft natürlich auch nichts, ihn zu schlagen, aber ich kann das trotzdem sehr gut nachfühlen ...

Das hat mich total gefreut. Aber auch wieder so ein subjektives Empfinden. Aber auch, wenn es so nicht immer läuft, wenn es bei paar Leuten so funktioniert, bin ich schon ziemlich glücklich.

Ein paar Kleinigkeiten habe ich noch entdeckt:

geändert


Hey Peeperkorn,

An deiner abgründigen Geschichte hat mich am meisten beeindruckt, wie du die Spannung von „Setz dich und friss Gras!“ bis zum Schluss aufrecht erhältst.

Yeah! :)

Es wäre verlockend gewesen, hier zusätzliche Eskalationsstufen einzubauen und bald hättest du eine völlig überzeichnete Situation gehabt. Aber dieser Wechseln von Eskalation und Deeskalation macht die ganze Sache spannend und realistisch zugleich, und ja, eben abgründig.

Ist in seiner Art schon sehr geradlinig, aber ja, gibt so "Phasen der Entspannung", aber eigentlich keinen Punkt, an dem eine Wendung einsetzen könnte. Wollt ich aber auch gar nicht. Ich habe auf die ohrfeige zugeschrieben und das merkt man dem Text natürlich an.

Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, obwohl ich das nicht genau festmachen kann. Aber ab „Friss Gras“ hattest du mich voll und ganz. Kompliment!

Danke auch für die Kleinigkeiten, die habe ich jetzt auch endlich mal weggesaugt.

Ihr drei, ich war wirklich froh um Eure Kommentare, weil sie so reich an "gut" und so arm an "weniger gut" waren. Tat mir gut. Inzwischen hat ja eigentlich jede Stelle des Textes ihr Fett wegbekommen und ich wurde echt immer unsicherer. Jetzt bin ich wieder im Lot. Und irgendwann pack ich auch die Sachen an, von denen ich glaube, hier geht noch mehr, Dank der Kritik.

Habt alle ein schönes Wochenende. Nochmals Dank!
Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo Frau Fliege,

Bei deinen Geschichten geht es mir meistens so, dass ich total mitfiebere und richtig mitfühle, hat vielleicht damit zu tun, dass ich mich einerseits mit der Ich-Erzählerin identifizieren kann, aber ihr Verhalten einfach nicht nachvollziehe, z.B. wenn sie komplett über das Versagen der Freundin in Sachen Erziehungsfragen schweigt - ich habe richtig gejubelt, als sie den Spruch mit der Schokoladenfabrik rausgehauen hat.
Die meisten deiner Ich-Erzählerinnen sprechen gerade mal 10 Prozent aus, was sie eigentlich denken. Das hat einen wahnsinnig starken Effekt bei den Lesern - bei mir zumindest. Man weiß, dass sich die Prota über die Situation im Klaren ist, aber sie ändert es nicht.

Ich glaube, die Geschichte hätte mir sogar besser gefallen, wenn man auch ein paar erheiternde Momente mitbekommt - diese werden zwar behauptet, aber ich bekomme sie nicht so szenisch mit, wie jene mit der Versklavung und Mutprobe und Autogramm schwarz gemalt. Einfach um für mich nachvollziehen zu können, warum sie eigentlich nicht früher ausrastet, wo sie doch so unter Strom ist.

Mir hätte es wirklich gefallen, wenn ich Martina sympathisch gefunden hätte - das hätte es mir erschwert, mich so über sie aufzuregen. Aber so denke ich nur: Was sind das für Idioten, zuviel an Kuhhaufen-Luft inhaliert. :P

Natürlich ist es auch folgerichtig, dass sie dem Aaron einen scheuert - der erst ihren Sohn mit einer Mutprobe herausfordert und dann auch sie mit: Mach doch, wenn du dich traust. Für die Geschichte ist das sicherlich ein toller Abschluss.

Hat mir sehr gut gefallen, ich habe mich sehr unterhalten gefühlt; die Geschichte kann man noch paar mal lesen, weil sie bestimmt noch ein paar Details enthält, die ich überlesen habe.
Zurecht empfohlen.

JoBlack

 

Hallo Fliege,

nachdem ich die anderen TdM Geschichten kommentiert habe, liegt Deine Geschichte noch im Korb "Unerledigt". Dir ist sicher bekannt, dass ich Heile-Welt-Geschichten oder wenigstens Happy-end-stories mag. Davon ist nichts in Deiner Geschichte zu finden. Sie tut weh in ihrem knallharten Realismus. Und mir stehen wieder Situationen in meiner Arbeit mit Kindern vor Augen. Ich hätte gerne mal die eine oder den anderen kleinen Menschen hart angefasst - aber wird dem Kind dadurch deutlich, was es anderen Kindern antut? Und bei derart schwerwiegenden Problemlagen mit den Eltern zu reden, endet nach meiner Erfahrung auch nicht mit einem befriedigenden Ergebnis.

Ich weiß schon, warum ich den Fernseher kaum einmal einschalte und das Radio abgeschafft habe - die Welt und die Menschen werden nicht besser, je mehr Menschen "Anteil" nehmen. Wahrhaft wichtige Ereignisse (wie der Weltuntergang) werden gewiss nicht unbemerkt vorüberziehen.

Also langer Rede kurzer Sinn: Deine gut geschriebene Geschichte zeigt uns einen realistischen Ausschnitt aus dem Familienleben, der die Lesenden kaum unberührt zurücklasen wird. Und mein ganz spezifisches Unbehagen? Perdita schrieb (als ein Beispiel)

Man sieht das böse Ende schon sehr bald kommen, aber es gibt auch keinen Moment, wo es so aussieht, als könnte man die aufhalten.
Man sieht die Entwicklung voraus und steht hilflos daneben. Auch Deine Geschichte kann in derartigen Situationen nicht weiterhelfen. Höchstens: so etwas widerfährt auch anderen Menschen. Also resignieren und weitermachen? Ich hoffe, ich konnte mein Unbehagen deutlich machen.

Aber: Ihre Empfehlung hat Deine Geschichte volle Kanne zu Recht erhalten.

Liebe Grüße

Jobär

 

Sodela, endlich gelesen und Gedanken aufgeschrieben.

Boah, ich hab grad wirklich ein Backflash, Fliege.

Ich leitete bis vor fünf Jahren im Schulsport den Handballkurs für 9 - 12 Jährige, und ich bekam da genau solche verschiedene Auffassungen in Sachen Erziehungsfragen zu hören: Ein Junge war relativ gross für sein Alter, und gemäss Eltern von allen missverstanden, den musste ich - entgegen der Auffassung der Mutter - immer wieder Mal von seinem Befehlsross herunterholen, und dann der andere, etwas zu kurz geratene, aber wieselflink und braver Gefolgsmann beim Schabernack der anderen. Gut, ich war nicht die Mutter, aber in diesen neunzig Minuten verantwortlicher Betreuer, und da gings schon mal nach einem anstrengenden Berufstag an die Grenze des Erträglichen, wenn statt Handballtechnik, eher soziales Miteinander vermittelt werden musste ...

Aber nun zu deiner Geschichte. Ich fand die wirklich klasse!
Ich liebe den Einstieg, den du gemäss den Posts noch extra einmal hübsch aufpoliert hast. Ich liebe das Ende, das in seiner Konsequenz zwar logisch, dann aber doch überraschend heftig ausgefallen ist. Fast hätte ich erwartet, du lässt es so in einer nachdenklich und überstürzten Abreise enden, aber nein, - BAMM -, die sich real manifestierende Metapher des Geschirrzerschlagens, das war schon klasse gezeichnet!

Wie andere schon anmerkten, man weiss gar nicht, wen man mögen und wen man hassen soll, alle tragen da ihr Bündelchen und keiner ist unfehlbar, der Plot ist schnurgerade gezeichnet, steuert unaufgeregt auf die Katastrophe zu, ohne Zaunpfähle zu bemühen. Es gibt auch keine Komparsen, jede Person in deinem Stück spielt eine Hauptrolle, sogar die unsichtbaren Väter der beiden Racker haben da irgendwie in der Nebenhandlung (hier die Villa mit Pool, dort die Pension mit Wellengang) ihren Part. Jedenfalls schwingt da ganz viel Nebenschauplatz mit, ohne dass viel dazu gesagt wird.

Was mir an deinem Stil total gut gefällt, sind die richtig gesetzten Auslassungen. Kein "so geht der Tag zu Ende", sondern einfach der Zeitsprung "... nachdem wir die Kinder ins Bett verfrachtet haben."
Klar, ist Handwerk, aber nicht jeder beherrscht sein Instrument auch in den Pausen. ;)

Du erzeugst mit den richtigen Worten bei mir Bilder, die im Kopf weiterlaufen.

Wunderbar geschrieben, schön, dass der Text sich dir noch einmal aufgedrängt hat, denn für mich ist er eine wahre Perle unter all den jüngsten Gesellschaftsdingern hier.

Liebe Grüsse,
dot

 

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