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Alioscha

Seniors
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20.10.2002
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Alioscha

Mein Bruder sagte, der Junge heiße Alioscha. Ich selbst habe ihn nicht gefragt. Er war zehn Jahre alt, schon fast erwachsen, dachte ich damals. Ich war fünf, beinahe sechs und würde im Herbst in die Schule kommen.
Mein Bruder hieß Marcus und war drei Jahre älter als ich. Aber manchmal nahmen mich er und sein Freund Flo sogar schon zum Spielen mit, zum alten Baumhaus und an den Bach.

Alioscha hatte einen Hund. Ich weiß nicht, ob der überhaupt einen Namen hatte, denn Alioscha rief ihn immer nur „Hund“. Eigentlich ist „Rufen“ das verkehrte Wort, er schrie. Hund war riesig, aber sehr dünn. Seine Haare waren zottelig und voller Kletten. Ich glaube, er hatte eigentlich helles Fell, aber er war immer schmutzig. Ein Strick war um seinen Hals gebunden, dort, wo der kleine Mischling von der anderen Straßenseite ein rotes Halsband hatte.

Einmal begegnete ich den beiden auf der Straße, Hund und Alioscha. Hund hinkte. „Warum hinkt dein Hund?“, fragte ich. Ich weiß nicht, woher ich damals den Mut nahm, denn ich hatte Angst vor ihm.
Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. „Ich übe Messerwerfen und treffe schon auf den Meter genau. Soll ich es dir zeigen?“ Er zog ein Messer aus der Hosentasche, eins zum Klappen und schaute mich fast freundlich an.
Ich schüttelte nur den Kopf, blickte auf Hund, der sich hingesetzt hatte, um sein Hinterbein zu lecken.
„Dann nicht.“ Er zuckte gleichgültig die Schultern und ging an mir vorbei. Hund stand auf und sah mich an. Er kam vorsichtig auf mich zu, stellte die Ohren auf. Alioscha drehte sich um. „Komm sofort her!“, brüllte er, und schlug Hund, als der mit eingezogenem Schwanz bei ihm angekommen war, den Strick über die Schnauze. „Du tust ihm weh“, wollte ich sagen, aber ich konnte nicht.
Ich sah zu, wie er Hund an dem Seil hinter sich herzog und zwischen den Häusern verschwand.

Am Abend erzählte ich Marcus davon. Er sagte, ich solle nicht mit Alioscha reden, und Hund sei furchtbar böse. „Aber er hat so liebe Augen“, sagte ich.
Meinen Eltern sagte ich nicht, was ich am Nachmittag gesehen hatte.

Die Mutter von Alioscha war eine große Frau, die immer ganz bunte Kleider und Röcke trug und im Gesicht geschminkt war, wie an Fasching. Ich kann mich an ihre hohe Stimme erinnern, und daran, dass ich es nicht mochte, wenn sie lachte. Das Lachen war einfach ein schrilles Geräusch, spitz und laut. Aber ihre Augen blickten dabei nicht fröhlich. Alioscha hatte auch einen Vater, bestimmt, denn jeder Mensch hat einen Vater. Aber ich habe ihn nie gesehen. Marcus meinte, dass er vielleicht böse war und ins Gefängnis musste, aber das glaubte ich nicht. Ich war sicher, dass er nur auf einer Reise war oder im Krankenhaus, weil er sich weh getan hatte. Oder er war davongelaufen und wohnte woanders, weil er das Lachen von Alioschas Mutter auch nicht mochte.

Ein paar Wochen, nachdem ich Alioscha und Hund auf der Straße getroffen hatte, spielte ich mit Elli, meiner besten Freundin aus dem Kindergarten und ihrem Bären Momo vor der Haustüre. Elli war fast so alt wie ich, und wir wohnten beinahe nebeneinander. Momo war ein großer brauner Teddy, der mir bis zum Bauch reichte. Wir hatten ihm ein gelbes Halstuch von Elli umgebunden, mit grünen Fröschen drauf. Es passte gut zu Momos braunem Fell. Und dann war da noch Funny, die junge, schwarze Katze unseres Nachbarn. Sie lag auf dem Fußabstreifer vor dem Haus in der Sonne. Ihr Fell glänzte wunderschön. Sie sah uns beim Spielen zu, und sie schnurrte, wenn Elli oder ich sie streichelten.

Irgendwann kam Alioscha um die Ecke, mit Hund. Die Pfote von Hund war in einen Streifen Stoff eingebunden, der bestimmt einmal weiß gewesen war, denn ein Verband ist immer weiß. Er hinkte aber fast nicht mehr, und ich freute mich.

Offenbar war Alioscha an dem Tag sehr zornig, denn er fluchte laut. Hund schlich hinter ihm her, der Strick um seinen Hals war sehr eng zugezogen. Als Alioscha uns sah, blieb er stehen. Sein Gesicht verzog sich, und er ließ das Ende des Seils los, das er bis dahin in der Faust gehalten hatte. „Fass!“, brüllte er Hund an, und trat ihm mit seinen Turnschuhen in den Bauch, als er sich nicht rührte. Er zeigte auf uns und schrie erneut.
Ich konnte mich nicht bewegen, konnte nur Hund ansehen, der sich auf uns zu bewegte. Hund mit den schönen, schwarzen Augen. „Hund ist böse!“, hatte Marcus gesagt, und ich hatte ihm nicht geglaubt. Jetzt lief er auf uns zu und knurrte.

Funny flitzte an uns vorbei, ihr seidiges Fell war gesträubt und aufgeplustert.
Als Hund sie eingeholt hatte, schrie sie auf.
Endlich konnte ich mich bewegen und sah zu Elli. Sie hatte Momo an sich gedrückt und starrte zu Alioscha, mit weit aufgerissenen Augen und ohne einen Laut von sich zu geben. Ich stürzte zur Haustüre und läutete, solange, bis meine Mutter endlich die Türe aufriss.

Ich brauchte nichts zu sagen. Ich konnte auch nichts sagen.
Alioscha hatte Hund inzwischen von Funny weggezerrt, und die beiden waren weggerannt. Alles, was noch da war, war der stumme Körper von Funny.
Sie lag in einer roten Lache, und das schöne schwarze Fell war von dunklem Blut verschmiert. Ihr Ohr war eingerissen, und ihre Hinterbeine lagen seltsam verdreht auf dem Boden, als ob sie nicht zu dem Körper gehörten. Funnys Augen waren weit aufgerissen. Sie hatten eine wunderschöne, goldene Farbe, aber in dem Moment waren sie furchtbar.
Ich konnte nicht mehr hinblicken. Mutter schickte Elli und mich ins Haus. Elli hatte irgendwann wohl Momo fallengelassen, denn sie hob ihn vom Boden auf, bevor wir die Haustüre hinter uns zuzogen.

Was dann passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Ich weiß nur, dass meine Mutter am Abend sehr zornig gewesen ist und traurig.
Am nächsten Tag hat sie mich bei der Hand genommen und wir sind zu unserem Nachbarn gegangen. Dort haben wir alle zusammen Funny im Garten begraben. Ich musste immer wieder an sie denken, und wie schön es war, sie zu streicheln und ihr weiches Fell zu spüren. Der Nachbar hat geweint. Ein Erwachsener, der weint. Ich glaube, ich habe auch geweint.

Alioscha ist mit Hund und seiner Mutter etwa ein halbes Jahr später ausgezogen. Das weiß ich so genau, weil er uns, am Tag, bevor er gegangen ist, die Schneeburg kaputt gemacht hat. Daran hatten wir fast drei Tage gebaut, und ich war sehr wütend auf ihn.

Die Familie, die in das Haus neu eingezogen ist, hat ein Kaninchen, hat Elli mir erzählt. Sie hat es im Garten gesehen, als ein Junge mit ihm gespielt hat. Morgen nachmittag werden wir hingehen, um zu fragen, ob wir mitspielen dürfen.

 

Moin Maus!

Mir persönlich hat die Geschichte gut gefallen. Sie erzählt von den Ängsten eines kleinen Kindes. Stilistisch gesehen hast du dich gut der Sprache eines Kindes angepasst, man merkt richtig wer diese Geschichte erzählt. Dazu kommt noch, dass du einen leichten Satzbau gewählt hast (aber das gehört ja auch noch zum Stil :D ).

Noch eine Frage - wie kommst du auf Alioscha? Irgendwie hat der Name gewisse Ähnlichkeiten mit Alisha ;) :p :D

Liebe Grüße
Jasmin

 

Hi Maus,

Deine Geschichte ist sehr traurig. Sie hat mich wirklich berührt. Vor allem die Tiermißhandlungen (darauf reagiere ich sehr empfindlich, genau wie auf Armut und Kindesmißhandlungen) haben mir fast die Tränen in die Augen getrieben.
Ich weiß auch gar nicht, was ich noch zu Deiner Geschichte sagen soll. Auf jeden Fall ist sie stilistisch sehr gut und vom Inhalt her sehr nachdenklich.

Gelungen!

Griasle,
stephy

 

Hallo Maus,
gut geschriebende Geschichte, die mich allerdings wütend gemacht hat, da ich es furchtbar finde, wenn unschuldige Tiere gequält werden. Leider gibt es bestimmt viele Tiere, denen es wie Hund ergeht. Und Aliosha ist wahrscheinlich auch nur so, weil er es von seinen Eltern ( oder in seinem Fall Mutter) nicht anders gelernt hat.
Eine kleine Anmerkung hätte ich allerdings noch. Ich weiss nicht, ob Hund die Katze in Wirklichkeit so schnell erwischt hätte, denn Katzen sind verdammt schnell. Ich sprech da aus eigener Erfahrung, da mein Hund leider furchtbar gerne hinter Katzen herjagt, Gott sei Dank aber bisher noch keine erwischt hat, weil sie immer schneller waren.
Ansonsten starker Text, der mich beim Lesen sehr berührt hat.
LG
Blanca

 

Hallo Maus!
Mir gefällt deine Geschichte, auch wenn sie so traurig ist.
Diese Bereitschaft zur Gewalt, besonders Lebewesen, die sich nicht wehren können, ist einfach grauenhaft.
Ich denke, deine Geschichte zeigt aber auch ein bisschen, dass Kinder den Tod eines Tieres recht schnell verkraften können. Denn du machst einen Sprung von sechs Monaten, und es wird auch dannach die tote Katze nicht wieder erwähnt. (ist mir nur so aufgefallen und ich weiß nicht, ob das Absicht von dir war...)

Ich finde deine Geschichte gelungen! :)

bye und tschö

P.S. eine kleine Stelle ist mir doch aufgefallen ;) :

Einmal begegnete ich den beiden auf der Straße, Hund und Alioscha. Hund hinke
hinkte ;)

 

Hallo Alli, stephy, Blanka und moonshadow!

Vielen Dank fürs lesen und die positive Rückmeldung. Es freut mich sehr, wenn die Geschichte so gut ankommt und berühren kann.

@Ali: nein, keine Absicht ;)

@Blanka: doch, das kommt leider vor... nicht oft, aber doch...auch wenn es nciht immer so enden muss.

@moony: danke fürs Fehelerfinden :)

Ich denke, deine Geschichte zeigt aber auch ein bisschen, dass Kinder den Tod eines Tieres recht schnell verkraften können. Denn du machst einen Sprung von sechs Monaten, und es wird auch dannach die tote Katze nicht wieder erwähnt. (ist mir nur so aufgefallen und ich weiß nicht, ob das Absicht von dir war...)
- nein, das war keine Absicht. Ich denke "verkraften" ist relativ. Es fragt sich in dem Fall auch, was mehr verkraftet werden muss, der Tod des Tieres oder die Art und Weise...

schöne Grüße an Euch
Anne

 

Servus Anne!

Die Maus die schreibt wie der Hund die Katze frisst. Geschrieben aus der Sicht von Kinderaugen, wunderbar gemacht.

Es hieß zuvor mehrmals die Geschichte ist "traurig". Ich denke, die Geschichte ist das Leben selbst, wie es sich abspielt im Alltag. Der, welcher sich selbst ins Eck gedrängt fühlt, tritt auf einen noch Wehrloseren, einen Unterworfenen um ihn für sich in den Kampf zu schicken.

Was mir besonders auffiel in dieser Erzählung - ich vermisse die tröstende Hand. Die Zuwendung, das Gespräch. Die Kinder werden hineingeschickt. Also bleibt nur sich dem Morgen zuzuwenden, ohne das Heute verarbeitet zu haben. Das Mädchen lernt, besser nicht weiter hinschauen.

Das alles ist da reingepackt aus meiner Sicht und großartig erzählt.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo schnee.eule!

Ich freue mich über Deine Antwort sehr...

Was mir besonders auffiel in dieser Erzählung - ich vermisse die tröstende Hand. Die Zuwendung, das Gespräch. Die Kinder werden hineingeschickt. Also bleibt nur sich dem Morgen zuzuwenden, ohne das Heute verarbeitet zu haben. Das Mädchen lernt, besser nicht weiter hinschauen.
- ja, darüber steht nix drin in der Geschihcte... Gespräche sind sicher sehr wichtig, um aufzuarbeiten und zu begreifen...
Danke für Deine Gedanken und das Lob...

ganz liebe Grüße....
Anne

 

Hallo Maus,

Du schreibst so viele tiefgründige, gut gestaltete Geschichten...

Bei dieser Geschichte hat mich trotz allem die `Person Alioscha´ mehr berührt und interessiert als seine Umgebung. Über ihn wird nicht viel gesagt, doch die Reaktionen der anderen Personen sind wie ein Spiegel, der ihn darstellt. Warum ist er zwanghaft böse, das Fehlen eines Vaters ist kein Grund, er behandelt seinen Hund böse, und veranlaßt ihn, böse zu sein, ein Zentrum der Gewalt vergiftet eine ganze Region...

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maus,

Gewalt gegenüber wehrlosen Geschöpfen, ob nun Kinder oder Tiere betroffen sind, dieses Thema ist ein rotes Tuch für mich und geht mir ziemlich nach...

Aber eine Tatsache hat mich ebenfalls traurig gestimmt:
Nirgendwo in der Geschichte wird angedeutet, dass etwas gegen Alioschas Verhalten unternommen wird - Denn anstatt mit der Mutter zum Nachbarn zu gehen, hätte die Prot. bzw. ihre Eltern ja mal bei Alioschas Mutter vorbeischauen können, um mit der ein Wörtchen darüber reden...
Außerdem hätten sich die Eltern dafür engagieren können, dass "Hund" (der sicherlich noch andere Tiere gebissen hat) ins Tierheim oder zu einem neuen Herrchen kommt,
wo Hund wieder "lieb" wird :)
Da sind offensichtlich eingige Chancen nicht genutzt worden, und gerade das lässt mich ehrlich gesagt ein wenig wütend zurück.
Am Schluß ziehen nämlich Al&Mom&Hund einfach weg - und das alte "Problem" existiert immer noch - nur woanders halt...

PS: Hoffentlich keine eigenen Erinnerungen...

Ansonsten: Gut geschriebene Geschichte!


Liebe Grüsse,
ein trauriger
Wolf

 

Hallo Maus!
Kann mich den anderen nur anschließen! Tolle Geschichte...hätte vor Wut über Alioscha heulen können-sowie um die arme Katze und die Kinder vor allem...
Einfach super rübergebracht!

Gruß Ulrike

 

Hallo Wolto, Wolf, Joker!

Vielen Dank für das Lob und Eure Rückmeldungen... :shy:

@Wolto:

Bei dieser Geschichte hat mich trotz allem die `Person Alioscha´ mehr berührt und interessiert als seine Umgebung. Über ihn wird nicht viel gesagt, doch die Reaktionen der anderen Personen sind wie ein Spiegel, der ihn darstellt. Warum
- ja, da hast Du recht und eine sehr wichtige Frage aufgegriffen. Er ist 10 in der Geschichte, ich denke nicht, dass man ihm die "Schuld" und Verantwortung geben kann.... wie es dazu kommen konnte ist eigentlich die wichtigste Frage überhaupt, wie es dazu kommt, dss schon Kinder abgesumpft und grausam sein können...

@kleiner Wolf:

Da sind offensichtlich eingige Chancen nicht genutzt worden, und gerade das lässt mich ehrlich gesagt ein wenig wütend zurück.
-"Was dann passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Ich weiß nur, dass meine Mutter am Abend sehr zornig war und traurig." - vielleicht - vielleicht hat die Mutter in dieser Zeit mit Alioschas Mutter, der Polizei, dem Tierschutzbund geredet, nur das Kind hat das nicht mitgekommen...
Aber Du hast natürlich recht, dass man früher etwas tun sollte, nicht erst, wenn das Unglück da ist. Es stimmt schon, die Tatlosigkeit von Menschen kann furchtbar sein.

Danke, Joker...

Liebe Grüße an Euch
Anne

 

Hi Maus

Stimmt schon, dass die Person des Aljoscha die interessanteste ist... wahrscheinlich kommt er aus Tschetschenien (oder einer ähnlichen Gegend) in unsere "heile Welt", mit der er nichts anderes anfangen kann, als sie in seine bisher gewohnte zu verwandeln, Stück für Stück... wer will es ihm verdenken? Er ist fremd, ohne Halt und alleine mit seinen Chimären im Kopf...
Wir Warmduscher etwa, für die die "heile Welt" Gesetz, Normalität und Heiligtum ist?

Ich weiß, ich spiele gerade den Advocatus Diaboli, aber ich "verstehe" auch Aljoscha mit seiner zerrissenen Seele, gerade deshalb "gefällt" mir deine Geschichte, weil sie unangenehmerweise passt...
Lord

 

Hallo Maus,

eine schöne und spannende Geschichte erzählst Du.
Allerdings habe ich darin einige sprachliche Unsicherheiten entdeckt:

"Mein Bruder sagte, er heiße Alioscha."
Verwirrend. Ich dachte zuerst, der Bruder nenne sich Alioscha.

" Ich glaube, er war eigentlich hell, aber ich war mir nicht sicher."
Da steckt mir zuviel Unwissen drin. Und wenn schon, müsste es heißen: ...aber ich bin mir nicht sicher.

"Er hatte einen Strick um den Hals gebunden, dort, wo der kleine Mischling von der anderen Straßenseite ein rotes Halsband hatte. "
Wozu der Vergleich? Leser weiß, wo Hunde Halsbänder tragen.


"ich weiß nicht, woher ich damals den Mut nahm."
Da wird das Nichtwissen langsam lästig...

" um langsam mit der Zunge sein Hinterbein zu lecken."
"langsam" ist überflüssig.

"Aber ihre Augen blicken dabei nicht fröhlich."
blickten

"denn jeder Mensch hat einen Vater."
Das würde ich ganz streichen.

"Marcus meinte, dass er vielleicht so böse war, dass er ins Gefängnis musste"
Zwei Mal "dass er" in Folge - unschön!

"Ich war sicher, dass er.."
3.

"Oder er war davongelaufen und wohnte woanders, weil er das Lachen von Alioschas Mutter auch nicht mochte."
Das ist ein sehr schöner Satz. ;)


"Elli war fast so alt wie ich, und wir wohnten beinahe nebeneinander."
"Beinahe" ist hier nicht gut, da es auch ein knappes zeitliches Vefehlen ausdrückt.

"Offenbar war Alioscha an dem Tag sehr unglücklich, denn er fluchte laut."
Ich fluche, wenn ich zornig bin. Wenn ich unglücklich bin: weine ich...

"Funny flitzte an uns vorbei, ihr seidiges Fell war gestäubt und aufgeplustert. "
"gestäubt" - gibts das Wort? Wovon ist es abgeleitet?

"Endlich konnte ich mich bewegen, sah zu Elli, die Momo an sich gedrückt hatte und zu Alioscha starrte, mit weit aufgerissenen Augen und ohne einen Laut von sich zu geben."
Das ist eine sehr holpernde und verwirrende Satzkonstruktion.


"Alles, was noch da war, war der stumme Körper von Funny."
"stumme Körper"....hmmm.... leblos? reglos?


"als ob sie nicht zu der restlichen Katze gehörten."
"restliche" ist überflüssig und sehr unschön.

"Funnys Augen waren weit aufgerissen. Sie hatten eine wunderschöne, goldene Farbe, aber in dem Moment waren sie furchtbar."
furchtbar was?


"Der Nachbar hat geweint. Ein Erwachsener, der weint. Ich glaube, ich habe auch geweint."
Ich unterstelle: ein Mensch weiß auch noch nach Jahrzehnten, ob er als Kind in solch einer Sitution geweint hat. Also: "Ich habe auch geweint"


"Das weiß ich so genau, weil er uns, am Tag bevor er gegangen ist, die Schneeburg kaputtgemacht hat. Daran hatten wir fast drei Tage gebaut, und ich war sehr wütend auf ihn. "
Dieses Wissen bestätigt meine obige Unterstellung. ;)


"Die Familie, die in das Haus neu eingezogen ist, hat ein Kaninchen, hat Elli mir erzählt. Sie hat es im Garten gesehen, als ein Junge mit ihm gespielt hat. Morgen Nachmittag werden wir hingehen, um zu fragen, ob wir mitspielen dürfen."
Hier kommst Du mit den Zeiten durcheinander. DIe Geschichte liegt doch Jahre zurück. Also hattet ihr vor, am nächsten Nachmittag hinzugehen...

Gruß
Bobo

 

Hallo Lord, hallo Bobo!

Erstmal vielen Dank fürs Lesen und Eure Rückmeldung...

@Lord:

wahrscheinlich kommt er aus Tschetschenien (oder einer ähnlichen Gegend) in unsere "heile Welt", mit der er nichts anderes anfangen kann, als sie in seine bisher gewohnte zu verwandeln, Stück für Stück... wer will es ihm verdenken? Er ist fremd, ohne Halt und alleine mit seinen Chimären im Kopf..
- denkst du wegen dem Namen so? oder würdest Du auch so denken, wenn er Peter oder Hannes hieße? Ich bin mir nicht sicher...aber bist Du der Ansicht, dass dieses Kind nicht aus Deutschland oder einem "normalen" (nicht krisengebeutelten) Land kommen könne?... ich denke leider schon´, dass das möglich wäre....


@Bobo: vielen Dank für die genaue Kritik und die viele Arbeit. Ich werde Deine Anmerkungen überdenkne, und glaube, dass ich noch einiges ändern werde. Manches ist allerdings auch so gewollt, dass es naiv und unsicher klingt, da die Prot ja erst 5 ist und aus ihrer Sicht erzählt.

liebe Grüße an Euch
Anne

 

Hallo Maus!

Ich muss zugeben, ich war am Beginn der Geschichte skeptisch wegen des kindlichen Stils, in dem du sie erzählst. Aber im Laufe des Lesens wurde ich vom Text geradezu gefesselt und vor allem gegen Schluss hat mich die Geschichte dann ziemlich berührt.

Sie ist aus den Augen des Kindes erzählt und wirkt wahrscheinlich gerade deshalb so stark. Du deutest einige Aspekte an, ohne sie im Detail zu beschreiben. Etwa die Aggression von Aliosha, das schrille Lachen der Mutter, der nichtanwesende Vater. Obwohl du nur Bruchstücke schilderst, glaube ich, mir ein ziemlich genaues Bild von der Familiensituation machen zu können. Das hast du echt meisterlich hingekriegt. :)

Aja. Und das rote Halsband des kleinen Mischlingshundes .. An dieser Stelle musste ich grinsen. :D

lg
klara

 

Hallo Klara!

Vielen Dank für Deine Rückmeldung, ich freue mich sehr, dass die Bedenken, die Du am Anfang am Schluss beseitigt warne und dass die Geschichte Dich berühren konnte. Ich freue mich sehr, dass die Bruchstücke ausreichen, um zu vermitteln....

liebe Grüße
Anne

 

ja, ein posting von mir!

hi maus,

ich muss ehrlich zugeben, dass ich einen spass mit deiner geschichte hatte. die erzählperspektive hast du wirklich schön gewählt. die welt aus der betrachtung einer fünfjährigen (*huch* sorry - aus einer fast sechsjährigen :) ). (das sollte bobo unbedingt noch mal überdenken, denn diese naive sprache ist doch das leckerchen in dieser geschichte).

die geschichte hat mich anfänglichst zum schmunzeln gebracht (und du weisst, ich schmunzel nie) und im verlauf der geschichte wurde ich geschockt. eingentlich eine untat, wie kann man mich nur aus meiner schmunzelphase wecken. nun gut - du hattest ja mit deiner geschichte nicht vor, deine leser zu amüsieren. vielmehr war es deine intention, den naiven unumstösslichen glauben eines kleinen mädchen zu zeigen. das ist dir hervorragend gelungen. das ende der geschichte ist ebenfalls sehr gut gewählt. der hase zieht ein, das leben geht weiter!

bobo hat es erwähnt, und ich werde ihn bestätigen. aber dieser zeile/absatz

Was dann passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Ich weiß nur, dass meine Mutter am Abend sehr zornig war und traurig.

hast du ein echtes zeitenproblem, das du unbedingt mal kontrollieren solltest, denn es lohnt sich bei dieser geschichte, pedantisch zu sein.

ach ja, der erste satz hat mich einige minuten gekostet, ihn zu verstehen. der ist unglücklich zweideutig geschrieben.

schöne geschichte!!

bis dann

barde

 

hallo Barde!

Über Deine Reaktion habe ich mich sehr gefreut... :shy: Es freut mich, dass der Stil, diese naive Sicht Dir gefallen haben... schön, das Du schmunzeln musstest und es Dir dann vergangen ist....

"..hast du ein echtes zeitenproblem, das du unbedingt mal kontrollieren solltest, denn es lohnt sich bei dieser geschichte, pedantisch zu sein." - ja, schon.... aber wie muss es denn richtig heißen?! Auch beim letzte Satz mit dem Hasen stimmt es irgendwie immernoch nicht, aber ich steh auf der Leitung...

"ach ja, der erste satz hat mich einige minuten gekostet, ihn zu verstehen. der ist unglücklich zweideutig geschrieben." - da hast Du wohl ebenso rech, das hatte ja auch Bobo schon angesprochen. Ich überlege gerade an alternativn Formulierungen, bis jetzt bin ich aber noch ncith zufrieden....ich hoffe, da finde ich noch etwas, was mir gefällt und diesen Satz eindeutig zuordnebar macht.

@Bobo: einige Deiner Vorschläge habe ich bereits eingebaut....

liebe Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mäuschen,

,Alioscha' ist für mich ein sehr gelungener Text. Nicht nur die Art und Weise, wie du das Kind erzählen lässt, ist behutsam gemacht. Auch, dass du Alioscha - in diesem Text ,der Böse' zu den ,guten' Tieren -, der durch sein Benehmen aus einer Idylle eine tieftraurige Situation macht, kaum näher vorstellst, finde ich absolut gelungen. Zwar ist gerade Alioscha für mich der, der hier Hilfe braucht und von dem ich gerne mehr erfahren würde, aber gerade dass du ihn nicht näher skizzierst, macht Platz für Nischen bei der Interpretation. Alioscha geht weg und hinterlässt böse Erinnerungen bei dem kleinen Mädchen. Es ziehen neue Nachbarn ein, deren Junge ein Kaninchen hat. Es geht weiter...Kinder vergessen zwar, doch unter der Oberfläche bleibt die Erinnerung an Alioscha. Was der wohl jetzt macht? Und Hund?

Ein schöner Text auch, weil das, wie es weitergehen könnte, nicht vorgegeben ist.

,Morgen Nachmittag werden wir hinüber gehen, um zu fragen, ob wir mitspielen dürfen.' Das wäre mein Vorschlag zum letzten Satz, Maus. Damit sind die Zeiten klar gesetzt.


Liebe Grüße an dich - Aqua

 

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