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Brot

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26.10.2001
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Brot

Brot(editierte Version)

Brot

Klappe auf, Brot herausnehmen, essen, mein Hunger endet.
Hunger, was ist das? Jemals gefühlt, wirklich gefühlt?
Aber ich esse, das Fernsehen redet mich tot, das Gesehene rinnt durch meinen Kopf wie Durchfall... es macht mir nichts aus, weil ich es längst nicht mehr merke.
Wir haben Brot. Genug für alle. Satt lege ich mich nieder. Bauch, beim Duschen morgens kritisch bemerkt.
Bauch auch im Fernsehen... Hungerbauch. Kenia, im reichen Kenia... reich an Menschen... arm an Brot.
Afghanistan, Kurdistan, Tschetschenien, Burkina Faso... so viele Länder, zerfetzt von Krieg und Hass.
Menschen fliehen vor dem Hunger, dem Gemetzel um Bodenschätze und Macht.
Ich sitze am Computer, lasse meinen Geist frei.
Nein, die Armut wird ihn nicht einsperren... noch hungere ich nicht... um wie viel Cent werde ich mich oder meine Überzeugung demnächst meistbietend für ein Stück Brot zu Markte tragen??
Meinen Glauben verschachern?
Meine Augen verschließen, nur damit es noch für mich reicht?
Ich bin die Minderheit in der Statistik, und dennoch teile ich mein Brot gerne mit dem, der mich darum bittet.
Brot teilen... mehr als pure Geste.
Salz und Brot, die wichtigsten Reichtümer, seit Alters her... heute unmodern, nicht mehr wahrgenommen, selbstverständlich... nicht mehr als das wahrgenommen, was es wirklich immer noch ist.
Lebensspender und Kraftgeber.
Würden wir heute nochmals überleben können, so wie damals, nach dem großen Krieg?
Die Väter und Brüder irgendwo gefangen oder „gefallen“ für ein „Vater/Mutterland?“
Die Frauen mit trockenen Brüsten, stumm und hilflos der Dürre des Überlebenskampfes ausgesetzt.
Wer vermag denn heute noch zu teilen, aus tiefstem Herzen? ...die Reichen oder Wohlbestallten, die niemals unter Brücken zu schlafen hatten, die nicht am eigenen Leib erfuhren, wie wohl es tut, irgendwo willkommen zu sein, einen Teller zu den ihrigen dazugestellt zu bekommen, weil man gerade genug hat, um davon abzugeben?
Ich habe es am eigenen Leib erfahren, darum habe ich auch gelernt zu teilen.
Es löst einen Kreislauf aus, der mir die Sicherheit gibt, trotz meiner Armut niemals Not zu leiden.
Viele Dinge sind verzichtbar... nicht aber Brot und Liebe, Respekt und Wärme.

Zeitgleich Gala im Adlon.
Die Gesellschaft feiert den Fleischgewordenen Traum.
Üppige Brüste wogen ins Bild.
Verona kokett.
Dieter Bohlen triumphiert über das Leben nach dem Kabelbrand im Cockpit seines Jets.
Noch ne Schlagzeile, noch mehr Geld.
BroSis singt einen Schmusesong
In dieser Zeit haben etwa 3000 Leben ihren Weg in ein anderes Existieren angetreten, in welchem, wie die Kirche glaubhaft versichert, Milch und Honig fließen.

Nun, in der Nacht, vorm Computer, ein Stück trockenes Brot in meiner Hand.
Ich beiße hinein.
Salzig, würzig, der Gaumen verlangt nach mehr.
Noch eine Scheibe Schinken, ein Schluck Wein zum runterspülen.
Ich starre auf die sich bewegenden Finger auf der Tastatur, werde es wohl gleich ins Netz stellen, das, was meine Finger da gerade geschrieben haben... die Kritik abwartend. ( viele werden es nicht mögen, was ich da geschrieben habe, es ist bestimmt zu „zeigefingermoraltriefend“)
Ich esse mein Brot, wann immer es geht... morgen schon könnte es vorbei sein damit...
Was kann ich tun, damit niemand mehr hungert, es keinen Grund mehr gibt, so etwas zu schreiben?
Was können wir alle tun, wir, denen Hunger wie ein Fremdwort klingt?
Schreiben? Schreien? Beten? ...oder teilen lernen, hier und jetzt? ... das wäre ein Anfang.
Nein, ohne unseren Wohlstand anklagen zu wollen in den ich durch glückliche Fügung hineingeboren wurde, ich muss nicht nach Afghanistan gehen, um teilen zu lernen.
Ich kann auch hier (und hier ist es schwieriger, weil weniger offensichtlich) lernen, aus reinem Herzen, ohne "gönnerhafte Arroganz“ zu teilen. Viele jammern heutzutage auf zu hohem Niveau...
Brot!
BROT ?

 

Zumindest kann dir keiner vorwerfen, daß du dir keine Gedanken über das Elend der Welt gemacht hast. Vorwerfen kann ich dir allerdings die seichte Herangehensweise. Super-Schwarzseher Buji kann das viel besser, dramatischer und vor allem viel, viel, viel länger. Endlose nichtssagende Prophezeiungen über Gutmenschen und anderen Abschaum der Weltgeschichte.

Nun, ich habe deine schreiende Frage gelesen. Und weißt du was? Anschließend habe ich mit den Schultern gezuckt, wollte auch erst gar nicht was zu der "Geschichte" sagen. Zu sehr auf Effekte, auf Polemik und übliches BlaBla gesetzt. Schlechte, dekadente, nichtstuende Gesellschaft. Wir alle sind Scheiße und froh, daß es uns besser geht.

Ich mag die Polemik der hier vorliegenden Anklageschrift nicht. Der Widerspruch ist einfach zu groß. Denn mal ehrlich: In der Stunde, in der du das Gebrüll hier verfaßt hast, hättest du ja auch etwas Brot an Hilfsorganisationen senden können, nicht wahr?

Nun, andere werden dir auf die Schulter klopfen. Dir sagen, wir toll dein Text kritisch mit der Gesellschaft umgeht, sie anprangert. Aber letztendlich sind es leere Worte, hohle Hülsen, ein nichtstuendes Etwas.

Ich esse jetzt fett ein Steak!

Gruß,

Ponch

 

Hallo Lord!

Na, so krass wie Poncher seh ich das nicht. Kenne auch kaum Buji-Texte, mir ist Dein Text somit dramatisch und lang genug :)
Allerdings hat er in einem Punkt zumindest recht: es sind Gedanken, die sich wahrscheinlich die meisten von uns vorher schon gemacht haben, über das Leid nachgedacht...wirklich neues, in neuer Verpackung ist es nicht. MIch stört der Stil nicht - es sind einfach viele Eindrücke, durhcs Fernsehen vermittelt, kurz hinerenander. Finde, das passt recht gut.

schöne Grüße, Anne :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi loits

Ne Anklage?, voller Klischees?
Mag sein, jeder liest es anders. was ist, wenn einen gerade diese Klischees mit Brechreiz belegen?
Manchmal überholt sich das Klischee doch selbst.
Machen wir uns nix vor,wir sind Privilegiert, und ich schäme mich NICHT dafür, es zu sein! Trotzdem kam in mir die Erinnerung an solch eine Gala, an der ich mal mitwirkte hoch, und es musste halt mal raus.

Es ist für mich beim Schreiben mehr eine Lobeshymmne an ein selbstverständliches lebensmittel gewesen, denn eine Anklage... aber jeder liest es anders.
Lord:kaffee: :hmm:

 

Hallo Lord Arion,

der abgehackte Stil stört mich in diesem Fall nicht, es geht ja um wütende Gedankenfetzen. Wenn Du eine Lobeshymne auf Brot schreiben willst, mußt Du, glaube ich, das Positive stärker herausstellen. Bei dem Satz „meine Überzeugung demnächst meistbietend für ein Stück Brot zu Markte tragen?“ dachte ich jetzt wird die Abhängigkeit von freidenkenden Autoren vom Broterwerb zum Thema gemacht, doch anschließend ging es wieder um Hunger im Allgemeinen, dadurch kann man sich schlecht auf den Text einstellen.
Übrigens: Obervolta = Burkina Faso.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

@ Wolto.
Heissen Dank für Burkina Faso...es wollte mir nicht einfallen...

@ Ponch.
Ponch, hast schon recht, dass ich mir mehr Mühe geben sollte bei solchen Texten...werde ihn evt. nochmal umschreiben.
Du weisst ja, dass ich kein "Gutmensch,Schwarz/Weissmaler und Seichtling" bin...
Das wollte halt raus... naja, ich hatte schon stärkere Tage.
Kurz vorher schrieb ich "Deine Seele auf meiner Zunge"
vielleicht gefällt Dir das ja besser.

@ Paule.
Dito wie Ponch.
Ansonsten, danke für die Kritik.
Auf Euch kann man sich halt verlassen.
Lord ;)

 

Lord:
Mir gefallen Texte in dieser Art nicht so richtig, weil es wirksamer ist, den Leser auf subtile Art zu beeinflussen. Mit der Holzhammermethode vertreibst Du Dein Publikum nur und mit dieser Geschichte hast Du zu dick aufgetragen.

Ich esse jetzt fett ein Steak!
Ponch:
Du "klagst" Lord an, aber bringst dann so einen Satz? Unüberlegt und überflüssig. Damit sagst Du nur aus, dass Du weder darüber schreibst, noch sonst etwas gegen derlei Mißstände tust. Hattest Du das im Sinn?

 

Hi Mirko... Du hast schon recht, wie ich auch vorher schon sagte...ich werde sie nochmal umschreiben, kann aber noch zwei drei Tage dauern... bis dahin lasse ich sie mal stehen.
Subtileres gibts ja auch noch unter den neuen...
l.G

Lord:rolleyes:

 

Hallo Arvidbrüderchen,

diesen Satz würde ich jedoch auf jeden Fall in deiner Bearbeitung nicht canceln:

"Ich sitze am Computer, lasse meinen Geist frei.
Nein, die Armut wird ihn nicht einsperren... noch hungere ich nicht... "
Der gefällt mir nämlich verdammt gut, wenige Worte, viel drin.

@Poncher
toll, deine Kritiken werden immer :rolleyes:

"Nun, andere werden dir auf die Schulter klopfen. Dir sagen, wir toll dein Text kritisch mit der Gesellschaft umgeht, sie anprangert. Aber letztendlich sind es leere Worte, hohle Hülsen, ein nichtstuendes Etwas."

Leihst du mir mal deine Glaskugel? ;)

Gruß
lakita (die mit den hohlen Hülsen...:D)

 

So.
Für alle, die Die Kritiken bis hier her gelesen haben, diese beziehen sich auf die gelöschte(von mir editierte) 1. Fassung.

Vielleicht ist es besser, vielleicht nicht.
Es bleibt ein Versuch... wie so vieles.

Ich wünsche allen, die das nun Lesen immer ein Stück Brot im Brotkasten.

Lord:kuss:

 

Hi Lord,

da ist endlich mal wieder eine zum Lesen gekommen... ;)
Und ich muß sagen, ich finde Deinen Text ganz gut bis zu der Stelle:

Ich starre auf die sich bewegenden Finger auf der Tastatur, werde es wohl gleich ins Netz stellen, das, was meine Finger da gerade geschrieben haben... die Kritik abwartend. ( viele werden es nicht mögen, was ich da geschrieben habe, es ist bestimmt zu „zeigefingermoraltriefend“)

Irgendwie mag ich es nicht, wenn man in Geschichten, die von etwas ganz anderem handeln, plötzlich mit Computer und "Ins Netz stellen" kommt... Das ist bei mir allgemein so, ich finde, das paßt nicht richtig...
Aber ansonsten finde ich Deine Gedanken ganz interessant. Meiner Meinung nach ist das irgendwie keine richtige Geschichte, sondern es sind gesammelte Gedanken über unsere Konsumgesellschaft.
Du wirst lachen, aber zur Weihnachtszeit hab ich mir auch öfters mal die Bilder von hungernden Kindern vor Augen geführt. Dann fühle ich mich schlecht und schäme mich meines Wohlstandes.

Griasle,
stephy

 

Hallo Lord Arion!

Ich kenne die Urfassung Deines Textes zwar nicht und kann die bis zur Änderung gehende Kritik an Deinem Text daher auch nicht nachvollziehen.

So, wie ich Deinen Text gelesen habe (auch wenn ich hier noch der Junior bin, aber ich meine, der Status sollte hier wohl nichts zur Sache tun), empfinde ich sie nicht als "leere Worthülsen" oder "bla bla". Natürlich wurde das Thema, das Du hier beschreibst schon öfter aufgegriffen. Aber ich wage zu behaupten, dass das jeden Tag irgendwo in der Literatur geschieht, dass Themen "gecovert" werden - wie in der Musik eben. Es kommt nur darauf an, was man daraus macht. Und gerade Deinen Text fand ich dabei gar nicht so schlecht.

Eindringlich finde ich Deine Art zu schreiben, die vor Wut zwischen den Zähnen hervorgepressten Wortfetzen.

Schwarz-weiß-Malerei?! Hm, ich weiß nicht. Darauf würde ich mich nicht festlegen. Wenn man einen Tatbestand kritisch beleuchten will und "pro" und "contra" aufzeigt, "verkommt" das nicht immer automatisch zur "Schwarz-weiß-Malerei"??? Ich denke, schon.

Subtilere Vorgehensweise? Das sieht jeder anders. Ich halte eigentlich viel von der "Holzhammer-Methode", wie Du sie hier anwendest. Ich persönlich habe den Eindruck, dass subtile Texte zum "Drüberlesen und dann Vergessen" verleiten, während verbale Hammerschläge doch eher im Gedächtnis bleiben.

Insofern habe ich Deinen Text gern gelesen.

Liebe Grüße, AndreaK.

 

Hi Steph, Hi Andrea.
danke fürs Lesen.
Für positive Kritik bin ich natürlich immer zu haben...
Lord

 

Für negative doch auch, Lord... Wäre sonst ja unfreundlich den Kritikern gegenüber... ;)

 

Klar doch Steph...sonst würd ich ja nix dazulernen:D :D :D
Die meißten Kritiker nehmen das Kritisieren in annehmbarer Form ja auch ernst...
Lord:p :D

 

My Lord, es ist keine Kurzgeschichte, wie konntest du nur? blablabla, regelverletztung, norm nicht eingehlaten, blablabla..

offener brief, anklage oh gott! böse, ...quark.

also mir hat es gefallen, ich denke das darf, muss jeder Zeit mal wieder geschrieben werden und du hast es gut umgesetzt.

vielleicht wird der ein oder anderes sagen:"aber kennen wir doch schon alles, ist doch bekannt, ja so ist die welt eben"

Nun, ich denke, dann ist eine bewusstmachung, so wie du es vorgenommen hast, nicht verkehrt. Erinnerungen aufzufrischen schadet nicht, also mir jedenfalls nicht!
Es ist okay, in Ordnung, gelungen,...und auch ich habe noch mal drüber nachgedacht, werde es wieder tun, hindert mich zu vergessen. Genau. Du hinderst mich auch es zu vergessen!


Liebe grüsse stefan

 

hllo lord, habe mal deine alte geschichte - allerdings in der neuesten fassung ausgegraben.

geschichte? mehr gedankenblitze - nach holzhammermethode hingeschleudert. aber gerade deshalb für mich interessant, da geballt, heftig, unübersehbar.

ich finde es gut!
herzliche grüße
ernst

 

Danke... soll nochmal einer sagen, ich würde immer nur im selben Stil schreiben...
Gruß Lord

 

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