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Das Kleid der Hoffnung

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08.01.2002
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Das Kleid der Hoffnung

Das Kleid der Hoffnung


Eines Tages blickte das Herz tief in zwei sanfte braune Augen und schlug schneller.
Die Hoffnung, die sich gerade mit dem Verstand stritt, verstummte, lächelte und zog auf der Stelle ihr schönstes Kleid an.
Der Verstand, der zunächst alles nicht wahr haben wollte, staunte als er die Pracht dieses Kleides erblickte, dann lächelte auch er und begann Glücksformeln zu berechnen.

Das mit Goldfäden durchwobene Kleid der Hoffnung glitzerte im Sonnenlicht.
Die Hoffnung benötigte viel Raum. Wenn sie mit ihrem ausladenden Kleid vorbei ging, mußte der Verstand ein wenig beiseite rücken, damit das Kleid nicht zerdrückte.
Das Herz konnte seinen eigenen Schlag kaum noch hören, so laut rauschten die vielen übereinandergerafften Stoffe des Kleides, wenn die Hoffnung übermütig tanzte. Also schlug das Herz höher, damit es sich noch hören konnte.
"Ich kann mein eigenes Wort kaum noch verstehen", stöhnte der Verstand und strich unwirsch eine seiner Glücksformeln durch. "Dabei verrechne ich mich nur". Dann verließ er den Ort.
Die Hoffnung drehte sich immer schneller im Tanz und das Herz schlug immer lauter und heftiger bis beide der Erschöpfung nahe waren. Die Hoffnung fing an stark zu schwitzen. Ihre prachtvolle Robe sog den Schweiß ihres heftigen Tanzes auf und wurde immer schwerer. Der Stoff klebte an der Hoffnung und bereitete ihr Ungemach, weil es kratzte und scheuerte. Ihre Bewegungen wurden schleppender und schwerfälliger und der Schweiß, der in die seidigen rauschenden Stoffe gekrochen war, machte sie matt und lautlos.

Das Herz erschrak, weil es sein eigenes Pochen so laut hörte, als schlüge ein Hammer mit Wucht auf klirrendes Eisen.
"Hilf mir Herz, ich schaffe es nicht allein aus diesem Kleid", drängte die Hoffnung und das Herz eilte herbei, zerrte und zog an den Stoffen. Beide mühten sich, das Kleid der Hoffnung abzustreifen, aber wo auch immer sie anfingen, der Stoff gab nicht nach. Sie gaben verzweifelt auf.
Der Verstand, durch die eingetretene Stille neugierig herbeigelockt, fand Herz und Hoffnung in dieser hilflosen Lage.
"Ich glaube, ich weiß dir zu helfen, Hoffnung", bot der Verstand an, "ich kann dich befreien, nur dein Kleid, das werd ich nicht retten können." Die Hoffnung nickte stumm, als der Verstand mit einer großen Schere ihr Kleid in Stücke schnitt.
Von diesem Tag an trug die Hoffnung nur noch schlichte Kleider.

 

Mahlzeit!

Hmmm...da hätten wir also eine Allegorie. Sprachlich nix zu mäkeln, konsequent durchgehalten. Also eigentlich alles in Odrdnung, oder?

Naja, nich so ganz... Der Probleme sind m.E. mehrere:

Zum einen wird die Allegorie, die ganz zu Beginn noch trifft, so ca. ab dem dritten Absatz quasi nur noch künstlich beatmet. Es gibt da diese Regel, dass man Bilder nicht überstrapazieren sollte. Hier ist es leider über Gebühr geschehen.

Zum anderen stelle ich mir die Frage: Warum? Als eigenständige Geschichte hat dieser Text für meinen Geschmack zu wenig Substanz bzw. ist eine eigentlich unnötige Abstraktion von Dingen, die sich mit echten Menschen und ihrem Herzklopfen viel besser erzählen ließen.
Als Allegorie bzw. als Stilmittel ist es hingegen wie gesagt überstrapaziert und viel zu weit und damit dünn ausgewalzt (Zitat Bilbo Beutlin: "...wie Butter, die auf zuviel Brot verstrichen wurde.").

Insofern ist der Text für mich weder Fisch noch Fleisch. Die Leidenschaft komplett in eine solche Abstraktion zu zwängen, erscheint mir unnötig. Wenn ich was erzählen will, schreib ich ne Geschichte. Wenn ich Philosohpie machen will, schreib ich ein Essay. Wenn ich mit Bildern/Allegorien spielen will, baue ich es als Stilmittel in eines von beiden ein. Ohne das Fleisch bzw. die Klamotten einer Geschichte drumrum steht der obige Text daher leider etwas nackich in der Gegend und bibbert... ;)


"Ich kann mein eigenes Wort kaum noch verstehen", stöhnte der Verstand und strich unwirsch eine seiner Glückformeln durch. "Dabei verrechne ich mich nur". Dann verließ er den Ort.
Glücksformeln
Außerdem: Welchen Ort? Ist das Ganze jetzt eine Abstraktion, oder hat es einen konkreten Schauplatz?
Die Hoffnung fing an stark zu schwitzen. Ihre prachtvolle Robe sog den Schweiß ihres heftigen Tanzes auf und wurde immer schwerer. Der Stoff klebte an der Hoffnung und bereitete ihr Ungemach, weil es kratzte und scheuerte.
Vielleicht sollte man der Hoffnung ein Deo besorgen? Rexona oder so? :D Du siehst evtl. auch selber: Spätestens ab hier bettelt das Bild förmlich darum, in Frieden Ruhen zu dürfen. Der Biss, den die Allegorie zu Beginn noch hatte, streckt hier bereits friedlich schlummernd die Zähne in die Luft...
Von diesem Tag an, trug die Hoffnung nur noch schlichte Kleider.
Das Komma kann wech. ;)

So, genug genörgelt. Wir wissen ja, daß du Besseres vermagst! ;)

Liebe Grüsse,
Markus

 

Yeah, gibs mir Horni! :D

Ehrlich gesagt, hab ich derlei Kritik schon zu anfangs erwartet gehabt, du triffst mich zwar hart, aber nicht unvorbereitet, denn im Grunde meiner nicht grad mit Selbstbewußtsein dick ausgekleideten Seele (Achtung Allegoriealarm!) gabs schon Stimmen, die gemeint haben, ich sollte diesen Kram mal gar nicht erst posten.
Weshalb ich es dennoch gewagt habe, steht sozusagen über dir in Form all derjenigen Kritiken der Leute, die es etwas anders sahen als du (oder vielleicht waren sie auch einfach nur hilflos höflicher :D ).

Ich nehme deinen Vorwurf, zu wenig Butter und zuviel Brot verwendet zu haben sehr Ernst, weil gerade ich zu der Sorte Mensch gehöre, die "anständig" und "wenn,dann richtig" ißt, was besagt, dass ich nie an Butter sparen würde (wenn ich sie denn mal esse).

Der Text ist wirklich ein bisschen knapp geraten, dass seh ich auch so.

Deine Ansicht jedoch, dass ich hier eine Form der Leidenschaft beschrieben habe, teile ich nicht.
Für die Leidenschaft ist meiner Meinung nach nicht die Hoffnung im Zusammenwirken mit dem Herz zuständig, jedenfalls nicht bei mir. Leidenschaft hat etwas mit Imagination und mit Vertrauen zum anderen zu tun und mit Herz natürlich auch, aber weder der Verstand, noch die Hoffnung haben dabei mit rumzumachen. :teach:

Die beiden Fehler hab ich übrigens sofort getilgt, danke für's Benennen.

Und genörgelt fand ich es auch nicht, was du als Kritik geschrieben hast, deine Kritik ist durchaus eine ernst zu nehmende Sichtweise. Danke, dass du glaubst, ich könnte Besseres, das gibt ein wenig Mut. :kuss:

Liebsten Gruß
elvira

 

Yeah, gibs mir Horni!
Schon bei der Arbeit... :D
(oder vielleicht waren sie auch einfach nur hilflos höflicher :D )
Hast du ein Glück, an so einen skrupellosen Holzfäller mit tiefschwarzer Seele geraten zu sein, der Samthandschuhe nur zum Auspuffrohrpolieren benutzt! ;)
Deine Ansicht jedoch, dass ich hier eine Form der Leidenschaft beschrieben habe, teile ich nicht.

So ist das also...hmmm [Haarspalt-Mode ON]
Werfen wir doch mal einen Blick auf den Anfang der Geschichte:
Eines Tages blickte das Herz tief in zwei sanfte braune Augen und schlug schneller.
Die Hoffnung, die sich gerade mit dem Verstand stritt, verstummte, lächelte und zog auf der Stelle ihr schönstes Kleid an.
Mag ja sein, daß ich total mit dem Klammerbeutel vor den Kopf genagelt bin, aber ich deute das als dezenten Hinweis darauf, daß es hier um Verliebtsein, Schwärmen, sich Hoffnung machen, Herzklopfen(sic!), Schmetterlinge im Bauch etc. geht - also Dinge, die ich global unter dem Begriff "menschliche Gefühle, Leidenschaften und andere Katastrophen" zusammenfasse. Oder geht es in dem Text um was völlig anderes? Wenn ja, um was??? :eek1:
Für die Leidenschaft ist meiner Meinung nach nicht die Hoffnung im Zusammenwirken mit dem Herz zuständig, jedenfalls nicht bei mir. Leidenschaft hat etwas mit Imagination und mit Vertrauen zum anderen zu tun und mit Herz natürlich auch, aber weder der Verstand, noch die Hoffnung haben dabei mit rumzumachen.
Okay. Jetzt wird's philosphisch... :rolleyes:
Was präzise wolltest du eigentlich aussagen? Daß der Verstand am Ende doch immer Recht behält? Daß man vorsichtig sein sollte, was man sich erhofft? Daß das Herz mit seinem lärmigen Geklopfe oft alles andere übertönt und den Verstand beim Denken stört? (Das sind alles Sachen, die ich so rausgelesen habe...) Das Zusammenspiel bzw. Gegeneinander von Herz und Verstand, wie ich es kenne, wird hier m.E. jedenfalls nur sehr abstrakt und marginal getroffen. Die Hoffnung brezelt sich auf, weil Herzklopfen (für mich =Liebe,Leidenschaft etc.) vor der Tür steht. Am Ende kommt die kalte Dusche. Das ist für mich die Essenz des Textes in zwei Sätzen. Oder seh ich da was falsch?

Liebe (wenngleich verwirrte) Grüße,
Markus

 

ah...jetzt kommen wir deinen wirren Gedankengängen in Sachen Leidenschaft schon näher und ich fange an zu verstehen, weshalb wir auf dem besten Wege waren, im Sumpf der Mißverständnisse zu versinken.

Was bitteschön hat denn Liebe mit Leidenschaft zu tun?
Erstmal doch mal gar nichts oder?
Es gibt das Verliebtsein, welches keineswegs von mir mit Liebe verwechselt wird. Es gibt die Liebe und dann gibt es noch einen Zustand, den man einerseits dem Verliebtsein und andererseits der Liebe quasi draufsatteln könnte, aber nicht muß, nämlich die Leidenschaft. Quasi das Normalprogramm aufbrezeln und ein Deluxe-Programm draus machen, das ist für mich Leidenschaft.

Also der langen Rede kurzer Sinn: Liebe ist nicht gleich Leidenschaft, jedenfalls für mich nicht, wenn auch Liebe gepaart mit Leidenschaft nicht zu verachten wäre, während Verliebtsein in Kombination mit Leidenschaft wohl dazu angetan ist, sämtliche Sicherungen durchknallen zu lassen, aber auch das ist mal ein arschgeiles Gefühl.

mit Klarblick grüßend :)
elvira

 

@Dr.lakita lecter:

Ich glaube, wir kommen auf einen kleinen grünen Zweig!?

Wahrscheinlich liegt es u.a. daran: Wenn bei mir das Herz erstmal so ganz derbe anfängt zu klopfen, bin ich i.d.R. weder in der Stimmung noch in der Verfassung für linguistische Spitzfindigkeiten... ;)

Wahrscheinlich hab ich deshalb auch so grundlegend keinen Zugang zu dem Text - er ist mir halt irgendwie zu abstrakt, zu...achichweißauchnich...

btw: "Leidenschaft" kommt doch von "Leiden", oder? Hat "Leiden" nicht viel mit enttäuschter bzw. fehlender Hoffnung zu tun? Irgendwie hängt doch alles zusammen, finde ich... *grübel*

aber auch das ist mal ein arschgeiles Gefühl.
Frau Kollegin, ich bewundere wie stets den Scharfblick und die zutiefst wissenschaftliche Formulierungskunst, mit welchen Sie die Geheimnisse der Welt enträtseln. :D

Kollegiale Grüsse,
Dr. H. Orni Thologe
(stattl. gepr. Vögelkundler) :D

 

Servus, Elvira!

Ja, eigentlich könnte ich damit zufrieden sein, dass Dein Text so stark auf mich wirkt, aber ich wollte noch ein paar intelligente Sätze dazu schreiben. Leider hat mir die Hitze der vergangenen Wochen eine bleibende Austrocknung meines Oberstübchens beschert, und mir fällt zur Zeit absolut nix Brauchbares ein. :heul:

Vorab bemängelt:

Dann verließ er den Ort.
Tja, ob es sich um eine Abstraktion oder einen konkreten Schauplatz handelt, ist m. E. unerheblich, da der Verstand den "Ort" verließ, an dem er sich befand. Fazit: Er ist nicht mehr da, wo er eben noch war.

Im Übrigen weisen die vorherigen Beiträge sehr deutlich darauf hin, dass Männer und Frauen eine differierende Sichtweise haben können, was Liebe und/oder Leidenschaft betrifft. :D


Lieben Gruß
Antonia

 

@lakita: Die Geister, die du riefst... :D

@Antonia:
Fische sind im Wasser, weil Fische im Wasser sind, gell? ;)

Dann verließ er den Ort.
Tja, ob es sich um eine Abstraktion oder einen konkreten Schauplatz handelt, ist m. E. unerheblich, da der Verstand den "Ort" verließ, an dem er sich befand. Fazit: Er ist nicht mehr da, wo er eben noch war.
Genau da liegt ja ein Teil des Problems: Von wo geht er denn bitte wohin??? Das ergibt für mich leider von vorne bis hinten keinen Sinn. Abgesehen davon, daß der Satz auf mich sprachlich etwas unglücklich wirkt (so ziemlich alles von "Dann ging er, um sich um seinen eigenen Kram zu kümmern" bis "Dann zog er sich vornehm zurück...") hätte m.E. besser geklungen als "Dann verließ er den Ort." ... :rolleyes: Das klingt wie "Dann aß er ein Essen" oder "Dann hörte er eine Musik". Irgendwie...naja...doof halt. ;) Ich finde diese Formulierung jedenfalls nach wie vor höchst diskussionswürdig.

Grüßli,
Horni

 

Liebe Antonia,

unser aller Horni und zugleich von mir höchstgeschätzter Autor auf KG hat manchmal ja was von einem Michael Kohlhaas, er hat irgendwie Recht, aber nicht das ihm das genügte, nein, er möchte auch noch den Sieg davon tragen, welcher in diesem speziellen Falle darin bestünde, dass ich mich ergebe und den fraglichen Satz anders formuliere.

Sicherlich, liebe Antonia, sind wir alle nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen und das gilt auch für unsere Texte.
Auch ein Horni wird sich gedulden müssen, bis so eine alte Frau wie ich sich aus ihrem bequemen "sohabichesformuliert"-Sessel erhebt und auf einem harten Stuhl Platz nimmt.
So jung wie er noch ist, wird er es statistisch betrachtet sicherlich noch erleben dürfen. :D

Dir,liebe Antonia hab Dank für deine lobenden Worte.

Lieben Gruß
elvira

 

@Antonia: Ignorier mein Gelaber einfach. Manchmal find ich meine Profilneurose selber zum K... :D ;)

@lakita-Baby:

Liebste Evira,

so tue ich denn lediglich, wozu ich geheißen ward (und was mir eine innerste Verpflichtung ist), nämlich zu Klugscheißen wie's Gott verboten hat und dir - getreu deiner Bitte - stets meine unverhohlene Meinung um die Ohren zu hauen, bis sie dir zu den selben wieder rauskommt, und nun schüttest du Schmach und Unbill über meinen Worten aus. Gämain! :heul:

Dabei sind die Sessel-Tage nun leider vorbei. Ich kann nix ändern. So ist das halt, wenn man einen Pakt mit dem Teufel schließt! HARHARHAR(tm) :xxlmad: :D

Außerdem bin ich geduldig...ich dräng dich zu nix... *pfeif* :comp: :whip:

Höllisch liebe Grüße,
Der Gehörnte! :D

 

Hei Lakita, ich hatte mir ganz viele Geschichten kopiert. Heute morgen hatte ich "Das Kleid der Hoffnung". Aber kein Autor stand drauf, auch keine Spate, wo es hingehört. Tja. Ich las die ersten beiden Sätze. Und dann wusste ich wer sowas tolles schreibt. Und deswegen, kann dir jetzt auch diese Zeilen schreiben, gut das du ne Handschrift hast, du!

Liebe Grüsse Stefan

 

Lieber Stefan,

danke für dein Kompliment. *verlegenlächel*

Lieben Gruß
elvira

 

Liebe Elvira!

Wieder einmal ist es lange her, dass ich etwas von dir lese. Aber noch nie hast du mich enttäuscht. Auch diesmal nicht.

Allgemein: Du schreibst sehr zart und weich und rund, wie eine riesige Kugel aus Seide. Äh... Tut mir leid, das geht jetzt ein bisschen zu weit mit der Lyrik. Aber im Grunde hab ich da schon recht. Du schreibst sehr zartfühlend und deine Text, auch dieser, wirkt abgeschlossen und rund. Deine Texte sind sich ziemlich ähnlich, ob jetzt eine Katze vor kommt, oder nicht, obwohl dieser Text, so interpretiere ich das nun einmal wild hinein, trotzdem nicht katzenfrei ist. Könnten doch dei braunen Augen zu behginn, dem schnurrenden Monster gehören, das di Augen halb geöffnet neben dem Ofen liegt. Jedenfalls: Typisch Elvira
Ich finde es fantastisch, dass jemand der mit Computer schreibt, trotzdem eine Handschrift hat.

Objektiv: Wohl eine Allegorie. Personifizierte Gefühle bauen Beziehungen zu einander auf und entwickeln ein Eigenleben (Hier besonders die Hoffnung). Neu war, denke ich, auch der Gedanke der Unwirschen Hoffnung und des Selbstverliebten (in den eigenen Herzschlag) Herzen. In 0815 Geschichten ist die Hoffnung eher klein und lautlos, das herz irgendwie in irgendwem verliebt, der sich irgndwo aufhält. Nicht so in deiner Geschichte.
Die Abstraktion ist gegeben, da du ja weder Ort (nur formlos mit "der Ort" bezeichnet) und Zeit beschreibst.
Die Länge ist gut gelungen, obwohl sie auch kürzer hätte sein können.

Subjktiv: Von Beginn an hat mich deine Geschichte gut unterhalten und ich habe gespannt gelesen um die Pointe oder die Moral der Geschichte nicht zu verpassen. Die Moral hab ich schließlich für mich gefunden, somit war die eschichte in sich und für mich geschlossen.
Die Allegorie fand ich schön und originell. Ich weiß nicht, ich hab hier bislang nur Geschichten gelesen in denen die Hoffnung ganz winzign war und unbedingt gerettet werden sollte. Bei dir ist sie eher wie in Großes Kind.
Das einzige, das ich verbesserungswürdig finde, ist das Schwitzen der Hoffnung. Ich denke, dass diese Lösung für eine Allegorie zu persönlch und zu wenig kreativ ist. Damit kann ich leider nichts anfangen, tut mir leid. Vielleicht könnte ja für die Erschöpfung der Hoffnung eine andere Allegorie sorgen, würde für mich besser passen, obwohl ich selbst keine Ahnung habe, wie das gehen sollte.

Fazit: Schöne, originelle Allegorie über überstürzte Hoffnung, die den Verstand und das eigene Leben durch ihren wilden Tanz übertönt.


Liebe Grüße, Peter

 

Lieber Peter,

ich werde ja heute von dir mit Lob überschüttet und muß mich der Aufgabe stellen, dein Lob auch richtig würdigen zu wissen.
Ich stelle nämlich nur allzugerne Lob, peinlich berührt, zur Seite, fürchte mich vor eigenem Größenwahn und schaffe es doch glatt manchesmal zu vergessen, dass ich gelobt wurde.
Ich gelobe (wie es doch paßt dieses Wort :) ) mit deinem Lob besser umzugehen. Ach, ich gelobe es hiermit auch allen anderen, die mir noch Lob schenken wollen. Ich glaube, heute bin ich mal so mutig, es zu tun.

Dein Kompliment, dass ich eine eigene Handschrift habe, hat mich erfreut, auch, wenn ich es mit gemischten Gefühlen sehe.
Einerseits birgt eine eigene Handschrift zu haben ja das Lob, eine ausgeprägte Persönlichkeit zu sein, andererseits aber auch Eintönigkeit.
Nun ist es wohl an mir, das Beste draus zu machen, nicht wahr? :)

Deine Kritik, dass die Sache mit dem Schwitzen nicht so arg gut paßt, die nehm ich gerne an, zumal ich selbst mich auch nicht so wohl gefühlt habe.
Insoweit trifft deine Kritik recht passend zusammen mit der Horni's.
Eigentlich ist die gesamte Passage mit dem Schwitzen und dem was noch folgt, nicht ideal. Während du es auf dieses Schwitzen bringst, hat Horni es noch ein wenig anders formuliert. Beide habt ihr Recht.
Jedoch würde das jetzt bedeuten, dass ich den Text komplett umschreiben müßte und da gerate ich, wie leider so oft, immer wieder an meine Grenzen, mich von so einem Text zu trennen. Ich glaube, ich bin da doch starrer, als mir selbst lieb ist.
Nun, ich wünsche mir, dass mit der Zeit nicht nur die Qualität meiner Texte steigt, sondern auch die Fähigkeit wächst, sich von einem einmal formulierten Text lösen zu können, um ihn besser zu formulieren.

Hab Dank, lieber Peter für deine offenen Worte.

Lieben Gruß nach Wien
elvira

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Lakita!

Eine interessante und liebevoll gestaltete Geschichte die mir gut gefällt. Da ist die Hoffnung herausgeputzt, drängt sich scheinbar in den Vordergrund und versucht alles zu überstrahlen, sogar dem Herzen wird es eng und es muss höher schlagen um noch gehört zu werden. Da greift der Verstand ein und fast scheint es ihm ein wenig Genugtuung zu sein das prachtvolle Kleid der Hoffnung zu zertrennen - irgendwie hat er ja gewusst, dass es so kommen muss, nicht wahr? Aber der Verstand hat halt oft kein Herz, sodass er nicht erfühlt dass es unwichtig ist wie die Hoffnung sich kleidet, wenn sie nur weiterlebt.

Das ging mir durch den Kopf beim Lesen deiner Zeilen - einen lieben Gruß an dich - Eva

 

Danke liebe Eva,

ja die Hoffnung ist hochfahrend, sie ist ja nicht der Verstand ;) und der Verstand ist nur wissend, aber nicht die Hoffnung und ist auch nicht das Herz. Sehr richtig gesehen. Es klappt eigentlich nur ideal, wenn Herz, Verstand und Hoffnung zusammen im Team arbeiten und nicht jeder für sich allein macht.

Lieben Gruß
elvira

 

Deine Geschichte ist so süß... Ich hasse dieses Wort wirklich total, aber zu dieser Geschichte kann und darf man gar nichts anderes sagen! Sie ist sehr, sehr schön geschrieben, du hast tolle Ideen toll umgesetzt und die Wahrheit in so wunderschönes buntes Papier gepackt... :-)

Sie hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Für alle anderen "Diskutierer" (:-) ) empfehle ich "Das Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch.

Zitat:
"[...] Einmal zog einer weit hinaus, das Fürchten zu lernen. Das gelang in der eben vergangenen Zeit leichter und näher, diese Kunst ward entsetzlich beherrscht. Doch nun wird, die Urheber der Furcht abgerechnet, ein uns gemäßeres Gefühl fällig.
Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen."

Weiter schreibt Bloch:
"Seine Arbeit (die, der Hoffnung) entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt, statt ins Scheitern."

Vielleicht sollte deine Hoffnung ein schönes, nicht ganz so stürmisches Kleid anziehen, und den Verstand ein wenig um Hilfe beim Bremsen bitten...?! :-)

-Kathrin-

 

hi lakita,
... eine sehr schöne geschichte über den inneren widerspruch zwischen gefühl und verstand ... und über träume und hoffnung ... auch wenn die träume zwischen den zeilen deiner geschichte einer glücksformel bedürfen, mittels derer man sie zu bestimmen, zu definieren oder zu berechnen versucht ...
gruß chaosdiva

 

Liebe Elvira,

der philosophische Aspekt ist wunderbar in Bilder umgesetzt: Eine überschwängliche Hoffnung wird vom Verstand zur Bescheidenheit gemahnt. Haben wir alle schon auf die eine oder andere Weise erlebt.

Was nicht so ganz deutlich erkennbar ist, ist die Tatsache, daß es sich hierbei um einen erfahrungsbedingten Prozeß handelt, der oft mit dem Alter zusammenhängt: In der Jugend hüpft die Hoffnung mit der Laune des Herzens, während man im Alter einsichtiger bzw. ausgeglichener wird. (Oh weh, oh weh: Ob ich schon mal mein Testament vorbereiten sollte...?)

Eine hervorragende Geschichte, hat Freude gemacht zu lesen!
Liebe Grüße,
Emil

 

Werter Herr Emil,

von mir aus kannste auch gerne ohne jegliches Testmament versterben. :D
Immerhin hast du bereits deine gute Tat vollbracht, mir eine positive Kritik geschrieben und obendrein gibt es für kein Testament hinterlassende Tote ja noch das wundervolle Bürgerliche Gesetzbuch, indem alles auf's Beste und Familienfreundlichste geregelt ist: soweit vorhanden, werden deine Frau und die Kinder das Erbe bekommen und deine Geliebte wird konsequent leer ausgehen. :D

Ok, Spass beiseite.
Ich habe mich sehr über deine positive Kritik gefreut, aber ich muss gestehen, dass ich, nachdem es jetzt in kurzer Zeit schon die dritte arg positive Kritik ist, ein wenig peinlich berüht bin, weil meine Geschichte aus meiner Sicht so viel Lob gar nicht verdient hat.
Sie bricht, da geb ich Horni vollkommen recht, zum Ende hin sprachlich aufs Vortrefflichste ein und müsste in diesem Punkt mal frühjahrsgeputzt und somit verbessert werden.
Insoweit ist deine positive Kritik ein wirklich guter Motivationsschub es anzugehen und das danke ich dir, ohne jegliche Peinlichkeiten.
Dein Einwand, dass die Erkenntnis der Hoffnung eigentlich erst im Laufe der Jahre entsteht, ist nicht von der Hand zu weisen. Insoweit ist diese Geschichte sehr vergröbernd, ich selbst hatte es mir aber so gedacht, dass die Hoffnung hier aufgrund eines einzigen Vorfalles für immer oder auch nur eine ganze Weile "kuriert" ist.


Hallo chaosdiva (was für ein fröhlicher Nick, der mir gefällt) :)
danke auch dir herzlich für deine positive Kritik. Du hast aus der Geschichte herausgelesen, dass es um Träume und um Hoffnung geht. Ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht, ob das Vorhandensein von Hoffung auch immer das Träumen miteinbezieht.
Als ich den Text schrieb, das kann ich dir versichern, hatte ich nur diese drei Protagonisten Herz, Verstand und Hoffnung im Sinn. Insoweit danke ich dir für diese Gedankenanregung.

Hallo Wochenendrebell (auch so ein origineller Nick, klasse! :))

lieben Dank für deine positive Kritik und die klugen Zitate! Die haben mich besonders deswegen erfreut, weil du damit mittelbar mitteilst, dass dich der Text berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Tolles Gefühl, wenn so etwas einem als Schreiber gelingt.

Dein letzter Satz hat mich allerdings zunächst stutzig gemacht und dann ist mir aufgefallen, das ich etwas geschrieben habe, was man als Fehler auslegen könnte, aber dennoch von mir so gemeint gewesen ist: die Hoffnung verliert ihr Kleid, weil sie zu heftig darin tanzt und durch ihre Überschwenglichkeit verursacht ins Schwitzen kommt. Am Ende lasse ich die Hoffnung nur noch schlichte Kleider tragen, was gar nicht erforderlich wäre, denn sie müsste, nur in Zukunft nicht mehr so heftig ins Schwitzen kommen durchs Tanzen.
Ich habe aber ganz gezielt dieser Hoffnung ein schlichtes Kleid verpasst, weil ich fand, es sollte eine Art Sanktion mit ihrem unüberlegtem Handeln verbunden sein. Das ist mir selbst durch deine Bemerkung noch klarer geworden.


Lieben Gruß
lakita

 

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