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Das Ufo

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09.09.2004
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Das Ufo

Das UFO


Olli wollte mir im Park eine Stelle zeigen, wo angeblich giftige Knollenblätterpilze wuchsen. Es war einer der letzten sonnigen Tage im Frühherbst. Die Woche zuvor hatte es Bindfäden gepisst. Ergo war es die ideale Zeit zum Pilze sammeln und auf berauschend qualvolle Weise Selbstmord zu verüben.
Dito war es ein passabler Tag zum Rumgammeln, einen relaxten Nachmittag zu genießen & sich die vielleicht letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres auf den Wanst brennen zu lassen. Zumindest sollten es die letzten warmen Sonnenstrahlen für uns werden. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nutzlosen verbinden? (Natürlich nicht ohne eine dem würdigen Anlass gebührende Bedröhnung. Zu diesem Zweck hatten wir 3 Liter-Pullen Rotwein und eine angemessene Menge Gras im Gepäck.)
Vom Zentrum des Stadtviertels latschten wir die lange Ameisenstraße hoch bis zur Ecke Termitenburgstraße. Dann das kurze Ende der Termitenburgtraße runter, wo sie abrupt endete und in den Parkweg zum Wasserläuferbach mündete, der nur für Fußgänger und Radfahrer erlaubt war. Links vom Weg lagen Spielplätze, auf denen sich reichlich Bälger mit ihren tratschenden Müttern tummelten. Rechts von uns weitläufige Rasenflächen, braun getupft mit Maulwurfshügeln und Köterscheiße.
Ein kurzes Stück vor uns bemerkten wir eine schlanke, etwa 40-jährige Frau – sie sah eigentlich ganz normal aus: Bluejeans, olivgrünes Sweat-Shirt, adrette Frisur, hochhackige, elegante Schuhe –, die ständig hin- und hertänzelte, etwa 5 Meter vor, dann wieder zurück. Auf und ab kickten ihre zuckelnden Knie, in seltsam abgehackten, irgendwie grandiosen und ganz & gar nicht geschmeidigen Bewegungen. Wie der makabere Tanz eines Skeletts im Horrorfilm.
Sie trug keinen Walkman, und es war auch sonst keinerlei Begleitmusik zu hören. Und wie besessen zog sie beim Tänzeln an ihrer Zigarette, nicht etwa wie man eine Tüte raucht, in langen tiefen Zügen; sondern sie hyperventilierte den Rauch, während sie die Kippe zwischen zwei Fingerspitzen an ihren Mund hielt: Saugte ihn sich hinein. Setzte kurz ab. Pustete ihn stoßartig hinaus. Setzte schnell wieder an und zog erneut. Im Akkord. Wie eine geisteskranke Dampfmaschine. Ihre schmalen Wangen kollabierten bei jedem Zug. Flappten nach innen, gerade so, als würde die Zigarette an ihr ziehen. Ihr Mund lächelte dabei immer wieder affektiert. Schmallippig hysterisch entstellt. Ihr Teint war wächsern, fast transsparent; und der Blick ihrer Augen war leer und stumpf und trostlos. Ihre Pupillen wie winzige Schwarze Löcher.
„Schau mal, wie die unterwegs ist“, bemerkte Olli. „Auf was die wohl drauf ist?“
„Auf nix, was es zu kaufen gibt, Alter“, sagte ich. „Das sind nur ihre körpereigenen Drüsensäfte, auf denen die drauf ist. Glaub mir, ich kenn das ..., letztes Jahr, als ich so richtig gut gelaunt war, wollte ich mich mal wieder vor nen Mähdrescher stürzen, aber anstatt dem Mähdrescher haben mich die Bullen erwischt, und ich landete für drei Tage in der Klapse, zur ‚Beobachtung‘. Dort hab ich etliche Bräute gesehn, die so drauf waren. Glaub mir ich kenn den Typ.“
„Aha. Wie das wohl ist, so ne Verrückte zu pimpern?“
„Vom Allerfeinsten! Als hättest du nen kalten, toten Fisch im Bett! Es gibt nix Besseres! Glaub mir, ich hab die drei Tage in der Klapse gut genutzt, wo doch so viele von den Fotzen über Nacht in ihren Betten festgeschnallt wurden. Mann, jetzt guck dir doch bloß mal die Augen dieser Braut an. Was toteres gibt es gar nicht. Nicht in einem Körper, der noch lebendig ist.“
„Nach richtig gutem Sex ist mir heute aber gar nicht zumute“, beendete Olli das Thema lakonisch.
Der Platz, den wir auswählten, war eine von hohen Laubbäumen umsäumte Anhöhe, die erfahrungsgemäß mit weniger Köterscheiße bepflastert war als der komplette Rest des Parks. Darüber hinaus hatten wir die gesamte Anlage im Überblick, während niemand uns beim Fabrizieren eines Joints oder beim Picheln beobachten konnte – oder später, wenn wir uns ein schmackhaftes Pilzgericht genehmigen würden. Wir pflanzten uns also auf eine halbwegs trockene Parkbank. Denn wenn es erstmal geregnet hatte, dauerte es gewöhnlich einige Tage, bevor man sich auf diesen Holzbänken keinen nassen Arsch mehr holte. Und es gab nichts Blöderes als einen berauschend qualvollen Tod mit einem nassen Arsch. Der nasse Arsch war wirklich eine äußerst unwillkommene und lästige Ablenkung, wenn man sich in wilden konvulsivischen Zuckungen und Krämpfen wand.
„Apropos Arsch!“ fiel Olli dazu ein. „Ist dir schon mal die neue Bedienung im ‚Simplicissimus‘aufgefallen? Ich find, die hat den geilsten Arsch, den ich je gesehn hab.“
„Hmm, hmm.“ Ich nickte nur zustimmend. Eigentlich fand ich, dass ihr Arsch ewas zu flach im Profil und viel zu breit in der Totalen war, wollte deswegen aber keinen Disput aufkommen lassen. Olli stand nun mal mehr auf den fülligen Typ; das war für mich schon ein alter Hut. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Olli das Thema Sex gerade eben noch für erledigt erklärt hatte. Schließlich wollten wir uns ja – wie gesagt – vorerst einen relaxten Nachmittag machen.
„Neulich sitz ich im Simpli hinter der langen Theke“, fuhr Olli fort, „und seh ihr zu, wie sie das gute Stück beim Gäste-Bedienen so hin und her schlenkert. Und stell dir vor, da wächst mir so ein Mords-Rohr, dass es mir fast schon zum Hosenbund rausschwillt ...“
„Und? Was hast du gemacht?“
„Na, ich hab mir unterm Tresen tierisch einen runtergejuckelt. Ich hab so gespritzt, mir sind die ganzen Eingeweide durch die Bauchdecke rausgeplatzt. Und meine beiden Augäpfel sind dabei rausgequollen und in mein Bierglas geplumpst.“
„Und? Hat sie es gecheckt?“
„Ich glaub schon. Die übrigen Gäste haben mich schließlich die ganze Zeit über wild angefeuert. Und als ich endlich fertig war, haben sie applaudiert. Es gab standing ovations! Und nachdem ich meinen ganzen körperlichen Kram wieder dorthin zurückgestopft hatte, wo er hingehört, konnte ich sehen, wie sie mich mit ängstlichen großen Kuhaugen anglotzte; und beim Bedienen sind ihr einige Bierhumpen übergeschwappt. Ich glaub, sie war ein bisschen zittrig. Das war fast so, als wärs uns gemeinsam gekommen. Jedenfalls war Ricardo nicht da, und so hat sie sich nix zu sagen getraut.“
Ricardo war der Inhaber und Wirt des „Simplicissimus“. Ein geldgieriger, schmieriger Südländer, der grundsätzlich alle seine Bedienungen mit dem Beil zerhackte, um ihre Mösen aufzufressen. (Sein Gesicht sah selber aus wie eine überdimensionale Möse – mit einem riesigen, wild wuchernden, schwarzen Zottelbär.) Ein kiffender, koksender, Geld scheffelnder, Bedienungen zerhackender, schmieriger Südländer, der an seine Gäste aber die höchsten moralischen Ansprüche stellte, was den Konsum harter wie weicher Drogen oder das Zerhacken seiner Bedienungen (sowie das Verschnabulieren ihrer Mösen) anbelangte. Soviel Selbstdisziplin, wie er sie von seinen Gästen abverlangte, brachte er selbst nur auf, wenn es darum ging, Letztere bei der Rechnung übers Ohr zu hauen. Ein Kotzbrocken, wie er im Buche stand, dieser Ricardo, und ein guter Grund, dort regelmäßig einzukehren ...
Olli hatte die 1.Tüte fertig gebaut und zündete sie an. Währenddessen drückte ich mit meinem Daumen den Korken der 1.Weinflasche in deren Hals. Der rote Nektar spritzte ringsum auf das grüne Gras. Ich setzte die Flasche senkrecht an und ließ etwa ein Viertel des Inhalts in mich hineinblubbern. Ahhh. Der erste Schluck war doch immer der beste. Dann tauschten wir Weinflasche und Joint.
„Wenn du weiter so pichelst, müssen wir bald Nachschub holen“, sagte Olli.
Ich ging nicht näher darauf ein: „Wenn das dein letztes großes Sex-Abenteuer war“, sagte ich, „dann solltest du erst mal hören, was mir passiert ist.“
„Wieso? War dein letztes Erlebnis etwa noch deprimierender?“
„Kann man wohl sagen.“
„Erzähl!“
„Ist ne längere Geschichte.“
„Egal. Der Nachmittag ist noch lang. Die Pilze laufen uns nicht weg.“
Ich zögerte. Einerseits war mir die Angelegenheit peinlich, andererseits brannte sie mir schon seit Tagen auf der Seele. Olli wäre wohl nicht gerade meine allererste Wahl als Ansprechpartner und Beichtvater gewesen. Aber wenn alles so laufen würde, wie wir es geplant hatten, war er meine letzte Gelegenheit, diese Scheiße loszuwerden. Psycho-Müll konnte genau so ein Wermutstropfen sein wie ein nasser Arsch, wenn schön langsam die Lähmung der Lungen einsetzte und endlose Minuten dauernde Herzkrämpfe einem den Brustkorb zusammenschnürten.
„Ich hab letzte Woche meine Jugendliebe wiedergetroffen“, sagte ich schließlich – so, nun war es heraus – „die Liebe meines Lebens, falls du verstehst, was ich meine. Wir hatten uns seit siebzehn Jahren nicht mehr gesehn ...“
„Ach, du heilige Scheiße! Das hört sich aber herrlich qualvoll an!“
„Wars aber nicht. Es war deprimierend. Übrigens war sie Radikalfeministin.“
„Eine Radikalfeministin? Und die hast du vor siebzehn Jahren sausen lassen? Ja, bist du denn total belämmert? Mit der hättest du alt werden können, und das wär für dich eine viel herrlichere Qual geworden und ein viel langsameres, grausigeres Sterben als jetzt diese Knollies reinzudrücken!“
Nun, ich hatte ja gewusst, dass Olli es nicht verstehen würde.
„Ist dir schon aufgefallen, dass Olli sich auf Knolli reimt?“ fragte Olli.
„Verstehst du denn nicht, dass ich sie geliebt habe? Jeden einzelnen Fleck an ihrem Körper, jeden Zentimeter, jeden einzelnen Charakterzug, jede kleinste Eigenart?“
„Na, bestens! Umso qualvoller!“
„Eben nicht! Das waren die allergrößten Höhepunkte sexuellen Glücks, die wir zusammen hatten! Wir konnten kaum eine Minute voneinander lassen! ... Dadurch entstand für mich ein Interessenkonflikt. Eine Dilemma-Situation. Unvereinbar. Ich musste mich trennen ...“
„Na ja, was ist jetzt eigentlich letzte Woche passiert?“ Olli fragte beiläufig, machte dabei ein gelangweiltes Gesicht und begann sehnsüchtig in Richtung des kleinen Fichtenhains zu schielen, wo angeblich die Knollies wuchsen – die von der weißen Sorte mit der langsameren Wirkzeit.
Ich köpfte die 2. Weinflasche, setzte sie an.
„Wenn du jetzt soviel säufst“, sagte Olli „kriegst du nachher nur die Hälfte mit. Du solltest lieber mehr kiffen, das intensiviert und steigert die Erfahrung.“
Ich ging nicht näher darauf ein.
„Jedenfalls haben wir uns letzte Woche wiedergetroffen.“ erzählte ich weiter. „Es war zuerst wie in alten Zeiten. Ich bin schließlich mit zu ihr gegangen. Und genau wie in alten Zeiten haben wir uns gegenseitig zärtlich und wild zugleich entblättert. Dann kam der große Schock.“
„Was war los? Hat sie sich umwandeln lassen?“
„Nein. Viel schlimmer. Ihre Schläuche hingen runter bis zum Bauchnabel. Und ihre Brustwarzen erst! Früher waren es kleine rosa Knospen gewesen. Aber jetzt waren sie riesengroß und bräunlich. Eine Brustwarze machte praktisch die ganze Brust aus, weil die Warze nicht mehr klar umgrenzt war. Ein völlig fließender Übergang zwischen Warzenhaut und normaler Haut. Brrrrr. Und dann ihr Bauch: ein einziger Lappen! – Ich glaub, sie hat mittlerweile zwei- bis dreimal gekalbt. Ist in ihrer Mutterrolle völlig aufgegangen. Da war auch nix mehr mit Radikalfeminismus. – Und ihre Fotzenhaare erst! Einstmals ein lieblicher Bär. Aber jetzt mit grauen Strähnen drin und ineinander verknotet wie Ricardos Bart. Mit Klabusterbeeren, die darin baumelten wie reife Äpfel! Ich will für den Rest meines Lebens nicht erfahren, von welch stofflicher Beschaffenheit diese Klabusterbeeren waren ... Na ja, das Ende vom Lied war jedenfalls, dass wir uns gegenseitig vor unseren gealterten Körpern geekelt haben. Bin ja selber in den letzten Jahren ein ganz schöner Fettsack geworden. Ich hab mich dann angezogen, bin gegangen, und das wars.“
„War gar keine so lange Geschichte.“
„Mir kommt sie lange vor, weil sie inhaltlich schwerer für mich wiegt.“
„Häh?“
„Na ja, ich hab eben meinen Glauben verloren an die Liebe zwischen Mann und Frau ...“
„Wirst du jetzt schwul?“
„Quatsch, ich red nicht vom Ficken! Ich red vom Glauben! Das Leben erscheint mir jetzt plötzlich so sinnlos und leer ...“
„Dass es dir schon wieder lebenswert erscheint?!“
„Nun, ... ja ...“
„Na, und damit rückst du jetzt raus.“ Olli schüttelte den Kopf, krustelte in seiner Hosentasche rum und begann eine 2. Tüte zu bauen. Ich hielt mich weiter an den Rotwein.
„Soll das jetzt heißen, dass du nen Rückzieher ...“, setzte Olli an, aber weiter kam er nicht, denn im selben Moment hörten wir auf dem kleinen Pfad hinter uns das Staccato eines vertrauten Tripel-di-trappel und wandten uns gleichzeitig um.
Da kam doch tatsächlich die weggeschossene Alte von vorhin angetänzelt. Nur hatte sich etwas verändert: sie rauchte nicht mehr, und sie lächelte nicht mehr, ihr Blick war starr nach oben, gen Himmel gerichtet, und dieser Blick schien erstaunlich, ja fast beängstigend klar und wach und lebendig präsent, als wäre er aus dem Reich der Toten wiedergekehrt. Dasselbe galt für ihre mittlerweile gesunde Gesichtstönung.
„Schau an, da kommt ja unsere gute, alte Disco-Helene.“ sagte ich, eigentlich nur, um meinen ersten Schrecken und meine Verlegenheit zu überspielen.
„Und sie sucht offenbar nach Baumpilzen.“ fügte Olli hinzu. „Auf den Bäumen da oben wachsen keine Knollies, Disco-Helene!“
Die Frau erblickte uns erst jetzt, schaute uns nacheinander in die Augen. „Von wegen Baumpilze!“ sagte sie dann. Auch ihre Stimme, die wir jetzt zum 1. Mal hörten, klang erschreckend hell und klar und intelligent, und ich würde sogar sagen: ausgesprochen sexy!
Abrupt stoppte sie das Tänzeln und näherte sich unserer Bank mit eleganten, wiegenden Schritten und in fließenden Bewegungen, trotz der spitzen Stöckelschuhe auf dem holprigen Grasboden.
„Na, Jungs, was würdet ihr wohl sagen, was das dort oben ist?“ Sie deutete mit ihrem Finger auf einen bestimmten Himmelsabschnitt.
Ich blickte nach oben, suchte und fand – nichts. Nur weiße Kumulus-Wolken, angeordnet wie Schaum brechender Wellen, dahinter ozeanisch tiefe Himmelsbläue im Pastellton.
„Ich seh nix“, sagte Olli.
„Ich auch nicht“, sagte ich.
„Schaut genau hin“, sagte die frisch gebackene Sexbombe. „Genau zwischen diesen beiden Wolken. Die linke sieht aus wie ein Mund, der einen unsichtbaren Schwanz bläst, die rechte wie ein Tausendfüßer. Die kleine, silbrig glitzernde Scheibe in der Mitte dort
„Jetzt seh ichs auch“, sagte Olli.
„Ich auch“, sagte ich.
„Was ist das?“ fragte Olli.
„Weiß nicht“, sagte ich.
„Das ist kein Hubschrauber und kein Flugzeug“, sagte Olli.
„Kein Ballon, kein Zeppelin, kein Satelit und auch kein geflügelter Wirbler“, setzte ich seine Ansage fort.
„Guck mal, jetzt bewegt es sich! – Mann, hast du das gesehn?“
„Ich habs gesehn. Es ist mit einem Zick-Zack vom westlichen an den östlichen Himmel gesprungen. Mindestens achtzig Kilometer. Einfach so, wie ein Grashüpfer. Hast du dasselbe gesehn?“
„Jawohl, ich habs genau gesehn!“
„Das gibt’s nicht! Kein Ding auf dem ganzen verdammten Planeten bewegt sich so schnell! Weder zu Lande, zu Wasser und schon gar nicht in der Luft!“
„Ein Ufo! Es gibt sie also wirklich!“
„Ich war dort oben bei denen“, unterbrach die Frau unsere Betrachtungen.
„Was?“ – Das kam gleichzeitig aus unserer beider Munde.
„Ich war oben bei denen, ich hab mit ihnen gesprochen. Sie haben mich geheilt.“
„Geheilt? Ach so, na ja. Aber was sind denn das für Kerle?“ fragte ich.
„Sie nennen sich Menschen. Ihre genaue Bezeichnung ist, glaub ich, Homo sapiens. Ich war die letzten drei Tage bei ihnen. Bin grade wieder zurück. Sie haben mich vom Rot des Abends trinken lassen.“
„Ich trink lieber vom Rot des Weines“, sagte ich und setzte die Flasche an. Hinter ihrem Rücken zwinkerte Olli mir zu und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Ich holte nach dem Schlucken nochmal Luft, dann sagte ich: „Wir haben dich doch erst vor ner knappen Stunde dort unten gesehn.“
„Ich war auch nur zwanzig Minuten weg.“ sagte die Frau. „Diese Wesen stammen aus einem anderen Zeit-Kontinuum. Und sie haben eine Blase dieses Kontinuums auf ihrem Schiff erzeugt. So konnten sie überhaupt erst hierher kommen, den weiten Weg durchs All.“
„Hmm, hmm“, machten Olli und ich.
„Wie dem auch sei“, sagte sie, „ich verlass euch jetzt mal. Mir egal, was ihr glaubt. Breche auf in mein neues Leben. Nur eins noch:“ – an Olli gewandt – „da du von Baumpilzen redest. Habt ihr gewusst, dass hier im Park wilde Champignons wachsen?“
„Wilde Champignons?“ fragte Olli. „Wo denn?“
„Gleich dahinten unter dem kleinen Fichtenhain. Ich hab sie alle gepflückt und aufgegessen.“
„Uups“, machte Olli.
„‘Uups‘? Warum machst du ‚Uups‘?“
„Nichts weiter. Ich dachte nur, so ne Menge Pilze können ganz schön auf den Magen schlagen.“
„Pah, die paar Pilze! Nach all den Medikamenten, die ich hab schlucken müssen, hab ich jetzt nen Magen wie ne Wanderheuschrecke. Aber all das ist ja jetzt vorbei. Für immer.“
„Nen schönen Abend noch“, sagte ich.
„Tschau, ihr zwei Hüschen!“
Sie ging.
„Scheiße wars“, sagte Olli, „jetzt müssen wir den nächsten Regen abwarten. So schnell wachsen die nicht nach.“
„Ich lass es in mich hineinregnen“, sagte ich, köpfte die dritte Weinflasche, setzte sie an. Es machte: ork, ork, ork.
„Was machen wir denn jetzt?“
Ich überlegte, während ich weiter trank.
„Wir könnten ins Simpli gehen.“ schlug ich vor. „Vielleicht ist Ricardo nicht da, und wir könnten die neue Bedienung verhackstücken und uns ihre Möse teilen.“
Olli stampfte plötzlich mehrmals heftig mit dem Fuß auf.
„He, wasn los?“
„Ach, bloß wieder eins dieser komischen Säugetiere! Jetzt ist es platt.“
„Jetzt nenn doch die Säugetiere, überhaupt die ganzen Wirbeltiere, nicht komisch!“ belehrte ich Olli. „Sie sind die Nahrungsgrundlage für unser globales Öko-System! Ohne die gäbs unsere ganze Zivilisation nicht!“ Ich warf die leere Flasche hinter mich auf den Rasen.
„Und wenn schon. Trotzdem sind sie lästig. Wie die überall rumwuseln. Wie im Zeitraffer.“
„Lass uns abhaun“, sagte ich.
Jetzt hatten wir kein Gepäck mehr und waren viel leichter. Wir spreizten unsere hauchdünnen Flügel, ließen sie vibrieren im Abendwind und hoben ab.

09. 03

 

Hallo Old Splatterhand,

also du bist ja spätestens seit deiner Geschichte "Die Einladung", als eine Institution in der Verwendung von Fäkalsprache und dem ausladend präzisem, adjektivgeschwängertem Beschreiben von Personen und deren Verhaltensweisen anzusehen. In dieser Hinsicht bist du in diesem Forum vermutlich ein Original. Davon lebt auch diese Geschichte (und das macht sie auch fast schon wieder provokant). Bei der "Einladung" hat sich der eine oder
andere geweigert, sie zu lesen, oder sie zu kritisieren.
Ich konnte mich allerdings nicht weigern zu lesen, denn diese Geschichte hat eine dermaßen kranke Faszination auf mich ausgeübt, dass ich bis zum Schluss lesen musste. :eek1:

Zur Story muss ich sagen, dass sie, je länger man liest, irgendwie immer mehr zur Nebensache wird. Auch sonst hat sie mich eher kalt gelassen. Schon im ersten Drittel bekommt man eine leichte Ahnung, wie es ausgeht. Das Ende war zwar trotzdem noch überraschend, wurde aber dadurch etwas abgeschwächt.
Dein Stil ist überwiegend gut, aber die Stelle in der die (etwa 40-jährige) Frau beschrieben wird, war mir irgendwie zu ausführlich. Ich bin da eher sparsamer.
Fehler habe ich, mal abgesehen von dem Satellit mit nur einem "l", nicht finden können.
Ich hätte hier noch mehr schreiben können, aber die Essenz ist gesagt. Fand man die "Einladung" BÖSE, wird man diese entweder KRANK oder FÄKALISIERT finden. Fand man die "Einladung" aber GUT GETROFFEN, oder WUNDERBAR ZYNISCH, so wird man diese AUFSAUGEN.

Polarisiere bitte auch weiterhin! :gunfire:

mfg
Prozac

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Prozac,

tja, dass ich kein ausgesprochener Schöngeist bin, weiß ich selbst. Wahrscheinlich bin ich auch nicht besonders intellektuell. Und dass meine Schreibe für einen Deutschen eher untypisch ist, ist mir auch klar, wohingegen Autoren wie Bukowski oder Irvine Welsh Schriftstellergeschichte geschrieben haben und/oder weiterhin schreiben. Nicht etwa, dass ich mich mit solchen Genies vergleichen oder gar gleichstellen will; trotzdem finde ich, dass meine Texte durchaus was auszusagen haben und durchaus gesellschaftskritisch sind, wenn man zwischen den Zeilen zu lesen vermag ...

Fazit: Ich kann daher nicht verstehen, warum ich auf dieser Web-site als so ne Art PARIA gehandhabt werde. Auf meine Story "Muttersöhnchen" gabs nicht einen EINZIGEN Kommentar. Mit Rotstift-Attacken und Kritik - auch wenn sie scharf ist - kan ich gut umgehen (zumal ich eh nicht nach Lehrbuch oder Duden schreibe. Regeln und Grenzen sind zum Übertreten da, zumindest in der Schreibkunst). Nicht gut kann ich allerdings finden, wenn ich hier TOTGESCHWIEGEN werden soll. Typisch deutsche Spießigkeit ist mir ein Gräuel. Sie hier anzutreffen, hab ich eigentlich weniger erwartet. War das etwa naiv von mir?

Jedenfalls bedank ich mich herzlich bei Dir, dass ich auf Deiner Ignorierliste (noch) nicht stehe. (Sorry, bin echt leicht säuerlich, eigentlich ungerecht, wenn Du das jetzt abkriegst ...)

Gruß: Splat

PS: Wenn Du von Der Story "Die Einladung" so "krankhaft" gefesselt warst, wieso hat dann die Zeit nicht für nen kurzen comment gereicht???

 

Hallo Old Splatterhand,

ich habe deine Geschichte angefangen und bin im ersten Drittel ausgestiegen, weil mir deine Schreibe als "pseudoböse" aufgestoßen ist:

ich hab die drei Tage in der Klapse gut genutzt, wo doch so viele von den Fotzen über Nacht in ihren Betten festgeschnallt wurden

kommt vom Niveau her ganz anderes rüber als:

Willst du mich ficken? Ich würd mich ficken.
(Schweigen der Lämmer.)

Es muss einfach passen und vor allem: überzeugend rüberkommen. Das sehe ich bei dir nicht. Jeder kann kranken Mist schreiben. Wenn es schon sein muss, in die unterste Schublade zu greifen, dann sollte es dafür einen dramaturgischen SINN geben, den man direkt oder indirekt nachvollziehen kann. Es muss der Handlung und den Personen DIENLICH sein, sonst funktioniert das einfach nicht.

Checkste das, du kranker Arschficker?!!! ;)

Grüße

Dante_1

 

Das "krankhaft gefesselt" bezog sich auf 'Das UFO' und nicht auf "Die Einladung". Ist vielleicht etwas falsch formuliert gewesen.

Ich bin irgendwie leicht zwiegespalten. Wenn man die Geschichte bis zum Ende
liest, bemerkt man auf jeden Fall den gesellschaftskritischen Anklang, wie du sagst. Soviel zum Thema Katharsis. Man muss das Gesamtwerk sehen. Obwohl natürlich, auch wenn ich das niemand unterstellen will, viele die Geschichte gelesen haben, auch wenn sie Gegenteiliges behaupten.

Zu der typischen deutschen Spießigkeit kann ich nur sagen: Eigentlich muss man heutzutage alles erwarten! Aber du hast ja auch schon ein paar wenige gute Kritiken bekommen. Könnten allerdings auch Schweizer gewesen sein...
Trotzdem würde ich dir auf jedenfall empfehlen, auch weiterhin einige Geschichten hier zu veröffentlichen. Schließlich werden so nach und nach die (fiktiven) Grenzen des Geschmacks abgesteckt, und vielleicht etwas zu deinen Gunsten ausgedehnt.

Gruss
Prozac.

 
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Gegenrede:
Old Splatterhand, Du wirst nicht "ignoriert", weil irgendwelchen Spießern Deine Texte zu eklig sind. Kann ich mir nicht vorstellen.

Ich bin nach 1/4 des Textes ausgestiegen. Nicht wegen des Stils oder Fäkalsprache oder dergleichen, sondern weil ich ihn einfach langweilig fand. Bis zu der Beschreibung der Frau und dem Gespräch über sie passiert einfach überhaupt nichts, was mich irgendwie interessieren würde. Irgendwo weiter unten kommt dann irgendwas SF-mäßiges vor, das hab ich beim Überfliegen gesehen. Aber der Anfang hat mich eben nicht reingezogen.

Ein umgangssprachlich geführtes Gespräch im Park kriege ich auch manchmal mit. Aber es ist ohne Belang. Ich würde keine Geschichte darüber schreiben. Ich würde direkt in der (relevanten) Handlung beginnen. Das ist eine der Regeln für klassische Kurzgeschichten: Mitten in der Handlung beginnen. Freilich kann man sich über jede Regel hinwegsetzen, allerdings sind sie nicht unbedingt dogmatisch, sondern einfach nur sinnvoll. Es ist einfach *sinnvoll* eine Kurzgeschichte direkt mit Handlung zu beginnen, weil man dadurch eine Chance hat, mehr Leser anzuziehen bzw zu verhindern, dass die gleich weiter klicken - gerade im Internet.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, wiederhole ich es: Gegen Fäkalsprache oder Umgangssprache ist nichts einzuwenden. Aber auf langweilige Geschichten kann ich halt gut verzichten. Und da ich gewöhnlich nur Kritiken zu Geschichten schreibe, die ich komplett gelesen habe, gab es zu Deinen Storys von mir eben keinen Kommentar. Ich bin natürlich nicht repräsentativ, aber jetzt kennst Du meine Meinung. Vielleicht hilft Dir das weiter.

 
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Weia, was hab ich denn da aufgerührt?

Zuerst mal noch ein paar Worte an Prozac:
Bei Dir muss ich mich echt entschuldigen. Du hast mir nen freundlichen Comment geschickt, und ich hab stinkig geantwortet. War einfach nur schlecht drauf und hab meinen Dampf am PC abgelassen. Sorry, bin manchmal etwas impulsiv. Das wird in der Form nicht mehr vorkommen. Werd mir künftig genau überlegen, was ich in nen Beitrag schreibe, zumal ich jetzt so ne Lawine der Entrüstung ins Rollen gebracht habe. Also, sorry nochmal.


Hi Uwe Post,
wenn Du meine Schreibe nicht magst, bzw. schlicht langweilig findest, kann ich dem nix entgegensetzen. Ich weiß ja selber, wie das ist: Wenn ich nen Autor nicht lesen mag, könnte der mir das Blaue vom Himmel runtererzählen, und das würde meine Meinung nicht ändern. Also fang ich gar nicht erst damit an.
Falls ich Dir mit meinem ltzt. Beitrag persönlich auf den Schlips getreten sein sollte, so war das nicht meine Absicht. Tatsächlich wollte ich gar NIEMANDEM PERSÖNLICH auf den Schlips treten.


Ah, ah Dante,
Dein Beitrag hat mir ja am allerbesten gefallen, nennst mich doch glatt einen "kranken Arschficker". Also, 1. stehe ich nicht auf Typen, und wenn ich 2. Sex mit ner Frau habe, bevorzuge ich doch eher den konventionellen Zugang. Darüber hinaus erfreue ich mich bester Gesundheit, bin also weder krank noch ein Arschficker (obwohl ich das vielleicht auch mal ganz gern ausprobieren würde ...)

Zu Deiner Kritik: Das Thomas Harris-Zitat hab ich im Zusammenhang gar nicht verstanden. Was hab ich mit "Das Schweigen der Lämmer" am Hut?

Wann es welchen Sinn macht, in welche Schublade auch immer zu greifen, kann nur der entscheiden der einen Text als Ganzes sieht. Deshalb erlaube ich mir, diesen Teil deiner Kritik als gegenstandslos anzusehen.

Überhaupt kam mir das Ganze zu persönlich daher. (S.o.)

Ich werd jetzt natürlich den Teufel tun, und mich im Gegenzug von Dir ebenfalls mit einer Beleidigung verabschieden.

Sei deshalb freundlichst gegrüßt: Splatterhand

 

Hallo OS,

freundlichst gegrüßt
Das tat weh! :D (Übrigens war das keine erst gemeinte Beleidigung, war das nicht ganz klar :shy: ? Daher ja auch das Zeichen: ;)

Der Zusammenhang bzw. Unterschied zwischen den Zitaten ist folgender:

Bei Schweigen der Lämmer haben wir es mit einem kranken Pychopathen zu tun, der wenig gebildet ist und daher so redet.

Bei deinen Protagonisten haben wir es mit Gammlern zu tun, die in keinster Weise überzeugend rüber kommen, vor allem nicht das, was sie sagen, weil es viel zu aufgesetzt wirkt:

„Vom Allerfeinsten! Als hättest du nen kalten, toten Fisch im Bett! Es gibt nix Besseres! Glaub mir, ich hab die drei Tage in der Klapse gut genutzt, wo doch so viele von den Fotzen über Nacht in ihren Betten festgeschnallt wurden.

Stell dir diesen Satz mal in einem Film vor, vielleicht kommt er gerade aus dem Mund von Bruce Willis. Da würde jeder die Augenbraue heben, oder?


Liebe Grüße

Dante_1

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüß Dich Splatty!

Erstmal vorneweg:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dante Dich nicht beleidigen wollte, die Ironie ist doch deutlich, ausserdem wäre derartiges nun wirklich nicht sein Stil.


Und nun: Ich habe Deine Geschichte gelesen, und zwar von vorne bis nach ganz hinten.
Beweis:

Dann das kurze Ende der Termitenburgtraße runter,
Termitenburgstraße

und ein guter Grund, dort regelmäßig einzukehren ...
ich glaub, das Lehrzeichen vor den Punkten gehört raus...(mehrfach)

Die kleine, silbrig glitzernde Scheibe in der Mitte dort
Hier fehlt ein .(Punkt)

Mehr hab ich nicht gefunden, den Satelit hat Dir ja Prozac schon gemeldet.


Was Deinen Sprachstil angeht: ich bin leider kein großer Fan von Bukowski u. dergleichen, auch wenn es diesen gelingt, Leute zum Lesen zu bringen, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen würden (Das ist jetzt kein Witz, sondern eigene Erfahrung). Von daher kann ich leider auch mit Deinem Stil nicht allzuviel anfangen, aber das ist eben Geschmackssache, einem anderen mag grade das gefallen.
Allerdings solltest Du dann darauf achten, diesen Stil auch von vorne bis hinten durchzuziehen, den Figuren Worte wie "stoffliche Beschaffenheit" in den Mund zu legen macht diese mMn eher unglaubwürdig.

Wg. pseudoböse: Die Figurern erscheinen mir persönlich eigentlich überhaupt nicht als böse, würde daher auch solche Stellen wie das mit dem "Bedienungen zerhacken" weglassen. Damit würdest Du deine Charaktere einheitlicher gestalten, und sie gleichzeitig mehr an Bukowskis Figuren annähern, die doch durchaus Sympathie ziehen.

Einige Stellen könntest Du sicher noch kürzen, eben z.B. die mit der Frau, die fand auch ich eher unnötig.
Auch Teile des Gesprächs könntest Du straffen, hier z.B. das mit der Feministin, in meinetwegen: "Stell Dir vor, ich hab letzte Woche eine alte Jugendliebe getroffen, wollt sie ficken und hab gemerckt, dass sie fett geworden ist..."
Sagt das gleiche, aber halt um einiges kürzer. Ich glaub, Du wirst wissen, was ich meine.

Achja, nochwas: Deine Figuren reden manchmal so, als hätten sie die Erfahrung des Sterbens schonmal gemacht:

Und es gab nichts Blöderes als einen berauschend qualvollen Tod mit einem nassen Arsch. Der nasse Arsch war wirklich eine äußerst unwillkommene und lästige Ablenkung, wenn man sich in wilden konvulsivischen Zuckungen und Krämpfen wand.

Psycho-Müll konnte genau so ein Wermutstropfen sein wie ein nasser Arsch, wenn schön langsam die Lähmung der Lungen einsetzte und endlose Minuten dauernde Herzkrämpfe einem den Brustkorb zusammenschnürten.

Wenn du jetzt soviel säufst“, sagte Olli „kriegst du nachher nur die Hälfte mit. Du solltest lieber mehr kiffen, das intensiviert und steigert die Erfahrung.“

Das finde ich irgendwie verwirrwend, bzw. seltsam.

So, ansonsten muss ich sagen, dass mir der Gag am Ende doch ziemlich gut gefallen hat. Die Menschen als Ausserirdische - mal was anderes (glaub ich).


Und hier ist wohl auch das eigentliche Problem Deiner Geschichte versteckt:
Der Gag ist kurz, und hat mit der vorhergehenden Handlung eigentlich nix zu tun: Du hättest die Pointe auch an eine Geschichte über ein Pfadfinderlager hängen können.
Vielleicht könntest Du wenigstens in das anfängliche Gespräch den einen oder anderen Hinweis einbauen, vielleicht auch was technisches, immerhin schreibst Du hier für SF-Fans.


Nun als Fazit: Ich finde Deine Geschichte bei weitem nicht so schlimm wie andere hier, aber absolut vom Hocker gerissen hat sie mich auch nicht.

Schoenen Gruß,
Charousek

 

Hi!

Nur ganz, ganz kurz, weil ich jetzt los muss:

Charousek schrieb:

Wg. pseudoböse: Die Figurern erscheinen mir persönlich eigentlich überhaupt nicht als böse, würde daher auch solche Stellen wie das mit dem "Bedienungen zerhacken" weglassen.

Aber gerade das ist doch der Witz der Geschichte!
Man glaubt anfangs das Gespräch zweier total durchgeknallter Jugendlicher zu verfolgen und im Endeffekt sind es Außerirdische, und deren Welt wird dermaßen bizarr dargestellt, dass man sie sich eben nicht vorstellen kann. Daher finde ich diese Stelle äußerst passend.
Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine von denen, die bei nochmaligem Lesen einen völlig neuen Sinn ergeben und das finde ich toll. Auch die Beschreibungen des Kneipenbesitzers geben einen anderen Sinn, wenn man die Pointe kennt.

Für einen vollständigen Kommentar reicht die Zeit gerade leider nicht, aber ich finde die Story toll.
Uwe hätte sie besser zuende gelesen und nicht bloß angemerkt, dass da was "Sci-Fi" mäßiges am Ende zu sein scheint.

Viele Grüße

Cerberus

 

Hallo Cerberus!

Sapperlot, da hab ich doch tatsächlich was nicht kapiert...

Hab gestern nochmal drüber nachgedacht, und festgestellt, dass sich so doch einige Teile der Geschichte in anderemLicht präsentieren.

Somit ist die Stelle mit der Frau und nat. auch das mit dem "Zerhacken" bei weitem nicht so fehl am Platz, wie ich zuerst gedacht hatte.
Irgendwie haben mich diese Stellen wohl nicht ausreichend verwirrt, um später direkt auf die Lösung zu kommen.
Drüsensäfte gibt es ja theoret. auch beim Menschen, und auch frauenschlachtende Psychopathen kennt man seit American Psycho, insofern hab ich dann irgendwie den Sprung nicht mehr geschafft.

Ja, hier sind tatsächlich einige schöne Anspielungen versteckt, die ich auch beim zweiten Lesen nicht überrissen habe.
Sapperlot nochmal, so was passiert mir selten.

Aber: Unter diesen Umständen gefällt mir die Geschichte schon um einiges besser, und wenn mir nicht der Stil immer noch zuwider wäre, würde ich vielleicht sogar sagen: Interessante Idee, schön umgesetzt.:shy:

Ansonsten bleiben meine vorhergehenden Kritikpunkte bestehen. ;)

Achso, eins noch:

Man glaubt anfangs das Gespräch zweier total durchgeknallter Jugendlicher zu verfolgen

Nee Du, von Jugendlichen kann hier keine Rede sein, das scheinen von Anfang an schon eher Gammler in ihren besten Jahren zu sein:

„Ich hab letzte Woche meine Jugendliebe wiedergetroffen[...] Wir hatten uns seit siebzehn Jahren nicht mehr gesehn ...“

Bin ja selber in den letzten Jahren ein ganz schöner Fettsack geworden.

Siehste?:schiel:

Und noch eine schöne Stelle:

„Mir kommt sie lange vor, weil sie inhaltlich schwerer für mich wiegt.“
„Häh?“
Hat mir irgendwie gut gefallen...

Schoene Gruesse,
Charousek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Charousek,

auf die orthografischen- und Zeichensetzungs -fehler, die Du entdeckt hast, geh ich jetzt erstmal gar nicht ein.

Ich hab überhaupt keine Ambition, Bukowski zu imitieren, da dessen Stil so wunderbar einfach und doch so poetisch ist, dass das ein völlig hoffnungsloses (und dummes) Unterfangen wäre. Ich bestehe schon darauf, dass ich meinen ganz eigenen Stil habe.

Klar muss werden, worum es in der Story überhaupt geht: Sie handelt auf einem anderen Planeten, auf dem Gliedertiere die dominante Lebensform sind. Sie sind nicht nur ihren weiblichen Vertretern der Rasse extrem feindlich gegenüber eingestellt, sie erfreuen sich auch daran, einen extrem qualvollen Tod zu erleben, haben offensichtlich ne Art kommerzieller Wissenschaft daraus gemacht, und was unsereiner erfreut, deprimiert sie + umgekehrt ... (Ha! Schon wieder die Punkte); das Einzige, was sie mit den Menschen gemein haben - in Anbetracht einer Zivilisation auf einem ähnlichen Niveau - ist ihre unglaubliche Ignoranz und ihre völlig nihilistische Einstellung allem Andersartigem gegenüber. Darum gehts im Grunde ...

Ich hab die Story unter der Sci-Fi- Rubrik gepostet, da ich sie dort noch am besten untergebracht fand. Hab eh ein bisschen Probleme mit den Rubriken und weiß oft nicht genau, wo die eine oder andere Story reinpasst.

Gruß: Splatterhand

 

Hi Cerberus,

wie jedesmal freue ich mich über eine Deiner Kritiken, auch wenn sie verhältnismäßig kurz ist.
Die besten Kritiken, die ich in den letzten 3 Jahren aus meiner kleinen (analogen) Lesergemeinde geerntet habe, lauteten ungefähr so: "He, cool Alter, is auch ganz gut geschrieben, aber Du weißt schon, dass Du ne alte Drecksau bist ..." Seltsamerweise sind die Leute (v.a. Frauen), die sich am meisten über das Drecksaumäßige mokieren, die Ersten, die zu gieren anfangen, sobald ich was Neues geschrieben habe. Die übliche verlogene Doppelmoral also schon hier in der analogen Mikropolitik ...

Du warst wahrscheinlich der Erste, der nen tieferen Sinn oder zumindest sowas wie ne Aussage hinter einem meiner Texte entdeckt hat. Zumindest warst Du der Erste, der das in der Form geäußert hat ... Klingt jetzt pathetisch. Aber keine Angst: Ich will Dich nicht heiraten ... (Schon wieder die Punkte ...)

jedenfalls Danke für Deinen wohlwollenden comment.

Gruß. Splat

 

Hallo Splatty!

auf Deine orthografischen- und Zeichensetzungs -fehler, die Du entdeckt hast, geh ich jetzt erstmal gar nicht ein.

1. Das sind nicht meine Fehler, sondern Deine :dozey:

2. Entschuldige bitte, dass ich Deine Geschichte eingehend gelesen habe.
Zuerst hast Du Dich beschwert, dass das keiner macht, jetzt regst Du Dich auf, wenn einer dabei auf Fehler im Detail stößt und Dich darauf hinweist. Dann halt nicht.

3. Die "Punkte" sollten ein weiterer Beweis für mein eingehendes Lesen sein. Ich bin sicher der letzte, der sich über sowas ernsthaft beschweren wird.


Ich bestehe schon darauf, dass ich meinen ganz eigenen Stil habe.

Ich habe weder behauptet, du solltest Bukowski imitieren, noch habe ich dir einen Mangel an eigenem Stil unterstellt.
Aber Charles und Du haben eben gewisse Ähnlichkeiten, Du hast ihn ja selber erwähnt.
Was ich Dir gerate habe war, Deinen Stil "auch von vorne bis hinten durchzuziehen" weil Deine Figuren eben mMn an einigen Stellen plötzlich arg "sophisticated" auftreten.

Und das mit der Annäherung an Bukowski solltest Du Dir nochmal durchlesen,
hier ist nämlich nur von dessen Figuren und deren Sympathiefaktor die Rede.

Darum gehts im Grunde ...
Ja,ob Du's glaubst oder nicht, ich bin nicht so verblödet, dass ich nicht mal die zentralen Aussagen gecheckt hätte.

Trotzdem werde ich Deine Geschichten auch weiterhin lesen und kommentieren, auch wenn ich dabei das Risiko eingehe, dafür angeschnauzt zu werden.

Schoene Gruesse,
Charousek


Mit Rotstift-Attacken und Kritik - auch wenn sie scharf ist - kan ich gut umgehen
Das hattest Du mal geschrieben. Aha

 
Zuletzt bearbeitet:

He Charousek,

offenbar gibts hier dauernd Missverständnisse. - Ich hab Dich doch nicht angeschnauzt! Jedenfalls wars nicht so gemeint.

Auf Hinweise bezüglich irgendwelcher Tipp-Fehler (Das "Deine" hab ich mittlerweile verbessert, geschah im Eifer des Gefechts) werd ich nie groß eingehen. Sollte einer von uns je mal reich und berühmt werden, ist das eh Aufgabe der Korrekturleser.

Bukowski und Irvine Welsh habe ich nur erwähnt, um darauf hinzudeuten, dass das Unterschreiten der Guten-Geschmacks-Grenze schon lange eine ganz eigene Kultur entwickelt hat und nicht nur ein Stilmittel ist (wie Dante meint) nur, dass diese Kultur in Deutschland nicht besonders gepflegt wird, falls sie überhaupt auftritt.

Meine Antwort hat sich auf Deinen 1. Beitrag bezogen, den 2. hatte ich mir da noch nicht richtig durchgelesen, deshalb die Kurzfassung der Story. Dass Du ganz von alleine auf den Trichter gekommen bist, hab ich erst hinterher gecheckt.

Selbstverständlich handelt es sich bei den beiden Prot. um 2 abgewrackte, desillusionierte Typen und nicht um Jugendliche. Dass da ein gewisser intellektueller Hintergrund (stoffliche Beschaffenheit) da sein mag, erscheint mir gar nicht unglaubwürdig. Bin selber in so einer Szene groß geworden und bin noch zeitweise darin. Außerdem find ich die 2 Typen durchaus nicht unsympatisch, nur ziemlich borniert.

Jetzt weiß ich nicht mehr, was Du noch anzukreiden hattest, müsste zurückklicken und würde diesen Text dabei löschen. Jedenfalls bin ich natürlich dankbar für Dein Interesse und auch für Deine aktuelle und künftige Kritik. Müsste selber in dieser Hinsicht etwas aktiver werden, hab aber einen ziemlich harten Beruf, der mir kaum Zeit lässt, die Sachen zu lesen, die auf meinem Nachttisch liegen.

Eine Sache noch (kann ich mir jetzt nicht verkneifen): Das hattest Du mal geschrieben. Aha - Da fehlt n Punkt.


Scheiße Alter, ich wollte Dir echt nicht übers Maul fahren. Vielleicht hab ich Dante missverstanden, aber in diesem Fall hast Du mich missverstanden. Nix für ungut.

Gruß. Splat

 

Ach ja Dante,

shit, auf den Smiley hab ich gar nicht weiter geachtet, hab nach Anführungszeichen Ausschau gehalten - und keine entdeckt. Als wörtliche Rede verfasst hätte mir diese Bemerkung sofort signalisiert: Aha, Dante persifliert meinen Unterste-Schublade-Stil. So hab ichs leider für bare Münze genommen, fands zuerst sogar lustig, und erst beim 2. Nachdenken ging mir auf, dass das eigentlich ziemlich respektlos ist und ich das so nicht auf mir sitzen lassen kann. Na ja, dumm gelaufen.

Nochmal zum Schweigen der Lämmer: Das ist doch n ganz anderes Genre. Ist 1. ein Roman und 2. n reinrassiger Psycho-Thriller. Meine Prot. sind weder Psychopathen noch ungebildet. Sie sind nur ziemlich abgewrackt, desillusioniert und völlig borniert. ich kann ihre Art u. Weise zu reden auch nicht unrealistisch finden, zumal ich selber aus so ner Szene komme.

Hättste mal zuende gelesen, Alterchen.

Gruß: Splat

 

Hallo Old Splatterhand,

okay JETZT hab ich sie gelesen :) Und ich muss zugeben, ganz erscheint das Ding doch in einem etwas anderen Licht. :dozey:. Als kaputte Aliens ist die Sprache wieder okay :D, vor allem die kranken Beschreibungen, wobei ich da trotzdem etwas Gas rausnehmen würde, gerade das mit den Mösen zerhacken und Klapsen ficken finde ich - nach wie vor - zu viel des Guten.

Auch könnte man sehr normal und menschlich anfangen und das Bizarre nach und nach steigern, dann stößt es auch nicht so auf. Denn so geht man davon aus, das zwei (menschliche) Gammler einfach zu viel kranke Phantasie entwickeln, ergo der Autor, anstatt dass ihnen wirklich vom Ornanieren die Organe explodieren. Brustwarzen, Schamhaare etc. finde ich für Aliens übrigens ZU menschlich, wie wärs mit Zitzen o.ä.?

In dem Sinne, Kollege.

Dante_1

 

Grüß euch nochmal!

@ Dante!

Brustwarzen, Schamhaare etc. finde ich für Aliens übrigens ZU menschlich, wie wärs mit Zitzen o.ä.?

Mensch, das geht doch nicht!
Da weiß doch jeder gleich was Sache ist! Musst Dir mal anschauen, Splatty hat das schon ganz schön gemacht, eben irgendwie menschlich wirkend und dann doch irgendwie anders.
Ist genau der Punkt, der im Thread zu Andrès "Mein bester Freund Bob" diskutiert
wurde: Dem Leser gerade soviel Info geben, dass er nix merkt, und sich aber am Ende durch die Pointe auch nicht verarscht vorkommt, sondern sagt "Mensch, warum hab ich das nicht gleich gemerkt".
Insofern hat Splatty also wirklich eine ganz schöne Leistung gebracht, auch wenn es bei mir etwas gedauert hat, bis ich alle Punkte geschnallt habe.

@Splatty:

sie erfreuen sich auch daran, einen extrem qualvollen Tod zu erleben, haben offensichtlich ne Art kommerzieller Wissenschaft daraus gemacht

was ich hier für einen Logikfehler halte: Wenn für dieses Volk ein qualvoller Tod wünschenswert und Suizidversuche somit normal sind, warum wird dann die eine Hauptfigur nach dem versuchten Selbstmord mit dem Mähdrescher in die Klapse eingeliefert, zur Beobachtung?
Gibt in diesem Zusammenhang für mich keinen Sinn, bin daher davon ausgegangen dass sich die suizidale Veranlagung auf die beiden Prots beschränkt, daher haben mich die "so macht das Sterben ammeisten Spaß"- Passagen irritiert.


Schoene Gruesse,
Charousek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Charousek,

nur ganz kurz: Wenn man allen Individuen dieser Rasse erlaubt, jederzeit Suizid zu verüben - auch wenn das ein unbeschreibliches Vergnügen ist - , dann ist doch die Rasse ganz schnell ausgestorben! Es wird auch deutlich beschrieben, wie die beiden sich ein stilles Plätzchen suchen, um beim Saufen, Kiffen und Selbstmord-verüben nicht beobachtet zu werden! Der Suizid ist also eher sowas wie ne illegale Volksdroge, v.a. verbreitet unter so abgestürzten Typen, wie sie die beiden Prots darstellen. Z. B. ist die Herstellung von LSD oder Heroin auch ne kommerzielle Wissenschaft für sich - und Selbstmord auf Raten.

Eigentlich hab ich mir beim Schreiben dieser Geschichte gar nicht SO viel Gedanken darüber gemacht, wie jetzt, fand sie am Ende, beim nochmaligen Überfliegen, von der Logik her ziemlich schlüssig, und das find ich auch jetzt noch.

Außerdem, find ich, nimmt sich die Story selber gar nicht so ernst, will nur ein bisschen provozieren und amüsieren ...

Gruß: Splat

 

Hallo Splatty
(liebenswerte Abkürzung, die Charousek da geprägt hat. Werd ich ein bisschen weiterbenutzen, nur um dich zu ärgern :) )

Jetzt wurde schon so viel gesagt, daher nur kurz von mir:

1) Ich hab den Text bis zu Ende gelesen - gleich beim ersten Mal weil...

2) ich die Fäkalsprache nicht übertrieben fand. Genauer gesagt habe ich sie nach deiner umfangreichen Nutzung in "Die Einladung" hier sogar etwas vermisst. Nicht dass sie mir so sonderlich gut gefallen hätte, aber nachdem sich alle anfangs so darüber muckiert haben (ja, ich gebe es zu: Ich hab vorher mal kurz die ersten drei Komment. überflogen), brauchte es mE ganz schön lange, bis sich so eine Stelle im Text entdeckte.
Und dort fand ich sie nicht mal übertrieben :)

Um ehrlich zu sein, mir hat der Text sogar ausgesprochen gut gefallen. In herrlich flapsiger Manier quatschen deine beiden Prots über dies und das und jene Dinge, die sie bewegen. Ich fands amüsant, sie bei ihrem Gespräch zu belauschen. Und die Pointe am Ende (auch wenn sie auf den ersten Blick etwas aufgesetzt wirkte) brachte sogar noch mal den Extra-Erkenntniskick.

Im Übrigen bin ich schon der Meinung, dass du dich hier mit einem eigenen (wenn auch recht gewöhnungsbedürftigen) Stil auszeichnest, was man von den meisten im Forum versammelten Autoren nicht behaupten kann (auch nicht von mir :Pfeif: ). Und dies ist jetzt keine Schleimscheißerei sondern ernstgemeint.

Daher werd ich in Zukunft deine Geschichten nicht mehr ignorieren (als ob ich das je getan hätte) und fleißig kommentieren, insofern es etwas erwähnenswertes gibt ;)

mfg
Hagen

PS: Um Unklarheiten zu vermeiden und um dem geschriebenen Wort so etwas wie eine gezeichnete Mimik zu verleihen, kann man mEn gar nicht oft genug die Macht der Smilie-Liste nutzen.

 

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