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Das Verlies

Seniors
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30.08.2001
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Das Verlies

Es ist dunkel und kalt hier, in diesem Verlies tief unter der Erde. Sie haben mich hier eingesperrt. Ich war ihnen zuwider. Sie sagten mir, ich sei krank.
„Schafft ihn fort!“ hallt es noch jetzt in meinem Kopf.
Sie sagten, ich könne wieder an das Licht – wenn ich mich geändert habe.

Sie gaben mir den Schlüssel für die Tür dort vor mir. Sie gaben mir Feuer und Kerzen, damit ich den Weg nach oben erhellen kann. Sie gaben mir Brot, damit ich nicht verhungere. Sie gaben mir Wasser, damit ich nicht verdurste. Dann ließen sie mich zurück.

So saß und stand ich hier, allein mit meinen Gedanken. Fauliges Wasser tropfte von der Decke, immerfort, rann die Mauersteine hinunter, vereinigte sich auf dem lehmigen Boden zu stinkenden Pfützen.
Meine armselige Kleidung, sie konnte die Kälte nicht abwehren, die sich Totenfingern gleich mit eisigem Griff in meine Haut krallte.

Irgendwann drohte ich zu erfrieren. Dabei wollte ich leben, so gerne leben. Also dachte ich nach. Ich war hier unten alleine, sie waren da oben, weit über mir, ungezählt.
War ich nicht vielleicht doch krank? War ich es nicht gewesen, der in dieses Verlies kroch, während sie mich vergebens zu halten suchten? Hatte ich ihre Hände nicht mit Tritten zurückgestoßen, so daß ich wie ein Tier in diese Dunkelheit kriechen konnte? Nur meinem Instinkt folgend...

Ich beschloß, wieder an das Licht zu treten. Alles war besser als das hier. Aber als ich den Schlüssel dann in das rostige Schloß führen wollte, da paßte er nicht. Sie hatten mir den falschen Schlüssel gegeben. Ich versuchte es, immer und immer wieder, aber es war ein sinnloses Unterfangen.

Vielleicht gab es ja einen anderen Weg als diese Tür. Einen Ausweg, versteckt und verborgen, irgendwo in diesen Mauern um mich herum.
Es war so dunkel, daß ich nichts zu erkennen vermochte. Also griff ich nach den Streichhölzern. Aber ich trug sie nicht mehr bei mir. Sollte ich sie etwa verloren haben? Diese Unachtsamkeit erfüllte mich mit Entsetzen. Auf allen Vieren kroch ich in meinem Verlies umher, verzweifelt, betend, tastete hier, fühlte dort, bis ich sie schließlich fand. Sie waren durchnäßt. Wie sollte ich sie hier unten jemals trocknen?

Ich wurde wie rasend. Ich mußte hier raus. Ich mußte zurück, zurück an das Licht.

Ein quälender Hunger kam in mir auf. Seit Ewigkeiten hatte ich keine Nahrung mehr zu mir genommen. War völlig matt, kraftlos. Wilde Krämpfe peinigten meine Eingeweide. Ich brauchte Nahrung. Aber wie das Wasser um mich herum, so war auch das Brot verfault. Maden krochen daraus hervor. Warum nur hatte ich nicht früher gegessen?

Durst – ich hatte Durst. Ein Schluck aus der unberührten Flasche. Nur ein Schluck. Nur ein einziger Tropfen. Welch Labsal mußte das sein. Aber als ich die Flasche an meine Lippen führte, da roch ich das Gift. Das Wasser dieser Elenden war verseucht.
Angewidert goß ich den Inhalt der Flasche zu seinem stinkenden Bruder zu meinen Füßen. Dann umarmte ich mich selbst und gab mir etwas Wärme.

Es ist dunkel und kalt hier, in diesem meinem Verlies tief unter der Erde. Ich bin hier eingesperrt. Und manchmal ist mir, als hörte ich Schritte jenseits der Tür. Schritte, die von den Wänden der dunklen Gänge widerhallen. Immer wieder rast dann mein Herz, wartet auf das erlösende Geräusch eines sich drehenden Schlüssels, einer sich öffnenden Tür.
Aber dann kommt die Stille zurück.
Ich sitze hier in meinem Verlies und bin eingesperrt.

 

Hallo Rolf,

also du hast schon mal klarer geschrieben. Wat nu? Ist dein Prota nun freiwillig im Verlies, ist er krank und rafft nix mehr? Oder ist er dorthin mit vergiftetem Wasser und falschem Schlüssel hineingeworfen worden?
Und weshalb bekommt er seinen eigenen Schlüssel mit?

Also wenn du damit alles in allem einen Einblick in die Seele eines Menschen getan haben willst, dann hätte deine Geschichte wieder Sinn, weil es häufig in einem Menschen so verrückt aussehen kann. Man hat Wasser, Brot und den Schlüssel zum Licht und läßt alles verdorren und vergammeln, um sich dann am Ende selbst darüber zu bedauern.
Aber so richtig rund ist deine Geschichte mit einer solchen Deutung auch nicht, finde ich.
Da ich noch nie ein Freund von Rätselratengeschichten gewesen bin, bin ich gewiss nicht die ideale Kritikerin im Moment.
Sprachlich allerdings finde ich die Geschichte ok, wie immer flüssig und ohne Hakler formuliert.

Mal sehen, was die andren in deiner Geschichte erblicken.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Rolf,

deine Kurzgeschichte lässt einige Fragen offen. Sie gefällt mir gut, gleichzeitig muss ich Elvira aber zustimmen. Vor allem frage ich mich, warum dein Protagonist in diesem Verlies gefangen ist. Auch würde ich gerne erfahren, ob er von den Anderen in das Verlies abgeschoben wurde (was ich vermute), oder ob er es sich wirklich selbst zuzuschreiben hat. So war ich am Ende etwas enttäuscht, da ich noch mehr Hintergrundinformationen erwartet habe.

Trotzdem ... obwohl es sicherlich viele Geschichten gibt, die sich in Gefängnisssen und Verliesen spielen, hast du dem Leser die hilflose Lage deines Protagonistin, der trotz Wasser und Brot, das er hat, nichts damit anfangen kann, gut nähergebracht.

Sprachlich klasse geschrieben.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hallo Somebody,

sehr interessant in meinen Augen. Zuerst klingt es für mich nach einem aus der Gesellschaft Ausgestoßenen.
Das

"Sie sagten, ich könne wieder an das Licht – wenn ich mich geändert habe."

erinnert mich an die idiotischen Erziehungsmethoden der "Schwarzen Pädagogik" (ich glaube, so nennt man das).

Dies hier:

"Sie gaben mir den Schlüssel für die Tür dort vor mir. Sie gaben mir Feuer und Kerzen, damit ich den Weg nach oben erhellen kann. Sie gaben mir Brot, damit ich nicht verhungere. Sie gaben mir Wasser, damit ich nicht verdurste. Dann ließen sie mich zurück."

erscheint mir so, dass die anderen dem Protagonisten, der anscheinend in einer Depression steckt, nicht helfen können. In ihrer Hilflosigkeit versuchen sie ihr Möglichstes, ihm die Grundbedürfnisse zu erfüllen. Aus seinem Loch kann er sich nur selbst befreien (stimmt auch, wenn man so richtig in einer solchen Phase ist, kann einen nichts und niemand herausreißen).

Der nächste Abschnitt mit der Kälte zeigt die Einsamkeit des Protagonisten.

ZITAT: "Irgendwann drohte ich zu erfrieren. Dabei wollte ich leben, so gerne leben. Also dachte ich nach. Ich war hier unten alleine, sie waren da oben, weit über mir, ungezählt.
War ich nicht vielleicht doch krank? War ich es nicht gewesen, der in dieses Verlies kroch, während sie mich vergebens zu halten suchten? Hatte ich ihre Hände nicht mit Tritten zurückgestoßen, so daß ich wie ein Tier in diese Dunkelheit kriechen konnte? Nur meinem Instinkt folgend..."

Hier wird es ihm bewusst, dass er selbst in diese Krise (ich deute es jetzt einfach mal als solche) hinein wollte, da sich die Lösung des Problems, das die Krise verursacht hat, nur im Inneren von ihm selbst finden lässt. Deshalb hat er auch die Versuche, ihn zurückzuhalten, abgewehrt. Er folgt seinem Instinkt, der ihm anzeigt, wo er suchen muss.

Warum ist es der falsche Schlüssel? Ich kann es mir nur so vorstellen, dass er nicht den richtigen Weg wählt. Er benutzt doch etwas, was ihm nicht von seinem Instinkt geschenkt wurde, vielleicht versucht er den Weg abzukürzen? Will nicht länger in der Dunkelheit und Einsamkeit bleiben, folgt den Vorschlägen der anderen. Die richtige Lösung sieht wohl anders aus.

Die Sache mit den Zündhölzern erscheint mir als Unachtsamkeit, aber ich kann es nicht richtig ins Bild einpassen. Das verdorbene Essen könnte ich nur so deuten, dass er auf seine Bedürfnisse nicht geachtet hat, er hatte sicher schon früher mal Hunger, hat es aber ignoriert. Warum das Wasser vergiftet ist, was ja Hinterhältigkeit der anderen bedeuten würde, kann ich mir momentan auch noch nicht erklären.

"Dann umarmte ich mich selbst und gab mir etwas Wärme."

Das ist ein sehr wichtiger Satz, denke ich. Nur wer sich selbst angenommen hat, kann andere auch annehmen. Sieht so aus, als wäre der Protagonist auf dem Weg, sich selbst mögen bzw. lieben zu lernen. Er versteht es noch nicht, deshalb hofft er noch darauf, von außen befreit zu werden.

Es gibt einen sumerischen (?) Mythos, der das ähnlich behandelt. Inanna ist die Göttin des Himmels. Sie hat eine Schwester Ereshkigal, die über die Unterwelt herrschen muss. Sie tut das nicht freiwillig, wurde - ähnlich wie Persephone im griechischen Mythos - dorthin verschleppt. Nun sitzt sie unten und grollt und lässt ihren Hass an denjenigen aus, die zu ihr in die Unterwelt müssen. Auch Inanna ist einmal dazu aufgefordert. Sie bekommt aber vorher noch von ihrem Großvater, dem Naturgott Enki, zwei kleine Klagegeister mit. Die Wachen an der Pforte zur Unterwelt bemerken die Geister nicht. Sie muss nun allen Schmuck und schöne Kleider an den sieben Toren ablegen und steht schließlich nackt und schutzlos vor ihrer Schwester. Inanna muss sich vor ihr verneigen und wird schließlich tot an einem Haken aufgehängt. Ereshkigal setzt sich hin und beginnt wieder, sich selbst zu beklagen. Die beiden kleinen Geister kümmern sich nun überhaupt nicht um Inanna, sondern setzen sich zu Ereshkigal und beklagen sie auch. Sie ist daraufhin verwundert, weil man ihr immer gesagt hatte, sie solle aufhören mit dem Jammern. Nun hat sie jemanden gefunden, der ihr beisteht und sie auch beklagt, der ihren Kummer hören will und auch akzeptiert, der sieht, dass es Grund zum Klagen geben könnte. Daraufhin haben die Geister einen Wunsch frei, und sie wünschen sich natürlich, dass Inanna wieder zurückkommen kann.
Interessanterweise wird die Geschichte so gedeutet, dass Inanna und Ereshkigal zwei Seiten ein und der selben Person sind. Also die Licht- und die Schattenseite eines Menschen sozusagen.

Vielleicht bin ich ja auch auf dem Holzweg mit meiner Interpretation. Aber ich würde meinen, die Aussage ist:
Wenn du dich selbst nicht lieben kannst, wirst du niemanden finden, der das in dem Maße tut, dass du das "Loch in dir" als gefüllt empfindest.

vio

 

Einmal zu Vio,

Würde dieser text bei einer text interpretation dran kommen und du würdest ihn so interpretieren und ich müsste ihn korrigieren (okay das ist wohl doch nahezu unmöglich) ich wäre baff=)
Der text war am Anfang für mich nur eine anreihung vieler nett formulierter Sätze. Ich habe mal so rein gar nichts raus lesen können. Aber jetzt wo dus sagst...klingt echt spitze, und nebenbei find ich die Lehre die du aus der Geschichte ziehst unheimlich hilfreich fürs Leben;) Das merk ich mir*g*

ach ja zu Somebody;)
also wie gesagt von den Sätzen her, würde ich mir wünschen ich würde durchgehend so klar formulieren. Einzig und allein der Sinn der geschichte war mir (bis vio mir die Augen öffnete*g*) völlig unverständlich. trotzdem gefällt sie mir...
Gruß Simon

 

Tach zusammen...

Danke schöööön für´s Lesen und Kommentieren, für Lob und Kritik :)

Eines vorweg: die Rubrik Seltsam ist numal sowas von gar nicht mein Ding, da ich auch kein Freund von Rätselraten bei Lesestoff bin. Insofern kann ich die Einwände und offenen Fragen von Lakita, Michael und Simon gut verstehen. Ich habe gehofft, daß der Text nicht so verschlüsselt ist, daß man gar nicht herauslesen kann (es sei denn, man wirft einen Blick in die literarische Kugel), was denn gemeint sein könnte.

Umso mehr freue ich mich deshalb über vios Interpretation – die kommt der angedachten Aussage extrem nahe bzw. trifft sie stellenweise auf den Punkt :thumbsup:

Also:

Der Prot leidet unter fortgeschrittenen Depressionen und hat sich in die Einsamkeit geflüchtet. Zu Beginn herrscht noch das Gefühl des „die ganze Welt ist gegen mich“ vor. Darum auch die Pauschalierung der Umwelt: „Sie haben...“ „Sie sagten...“

Zurückgezogen in sein Verlies (was das sprichwörtliche Loch symbolisieren soll, in das man fällt) wird ihm irgendwann bewußt, daß es so nicht weitergehen kann. Er beginnt sich zu fragen, ob es tatsächlich an der pauschal verurteilten Umwelt liegt oder nicht vielleicht doch an ihm selbst, daß er in dieser verlassenen Dunkelheit lebt.

Der Schlüssel, die Streichhölzer, das Brot und das Wassser stehen für verschiedene Arten von Hilfe (und den Umgang damit), die einem in solchen Situationen angeboten werden. In aller Kürze:
1) Der Schlüssel: gut gemeinte Hilfe, die aber nicht „paßt“. Der Rückgriff auf diese Hilfe wird ihn nicht aus seinem „Gefängnis“ befreien können.
2) Die Streichhölzer: gewissermaßen eine Hilfe zur Selbsthilfe (das Licht könnte das Dunkel erhellen), die aber aus Unachtsamkeit/Unverständnis ihrer Bedeutung zunächst nicht angenommen wird – als der Prot es schließlich versuchen will, steckt er bereits zu tief in seiner Depression, als daß er noch einen klaren Blick haben könnte
3) Das Brot: symbolisiert eine Art von „direkter“ Hilfe, die etwas Positives hätte bewirken können – aber auch hier: es ist zu spät
4) Das Wasser: symbolisiert Ratschläge und Hilfe von Leuten, denen es nicht um den Prot selbst geht oder die ihm bewußt schaden wollen


geschrieben von vio
Das ist ein sehr wichtiger Satz, denke ich. Nur wer sich selbst angenommen hat, kann andere auch annehmen. Sieht so aus, als wäre der Protagonist auf dem Weg, sich selbst mögen bzw. lieben zu lernen. Er versteht es noch nicht, deshalb hofft er noch darauf, von außen befreit zu werden.

Dem kann ich eigentlich nichts weiter hinzufügen. Echt gut herausgelesen, vio. Der Prot begreift zwar langsam, wie er seinem Verlies wieder entkommen könnte, aber er verharrt in dieser gräßlichen psychischen und physischen Lethargie, die einen Depressiven häufig gefangen hält.

geschrieben von vio
Vielleicht bin ich ja auch auf dem Holzweg mit meiner Interpretation. Aber ich würde meinen, die Aussage ist:
Wenn du dich selbst nicht lieben kannst, wirst du niemanden finden, der das in dem Maße tut, dass du das "Loch in dir" als gefüllt empfindest.
Nein, da bist du gar nicht auf dem Holzweg. In letzter Konsequenz läuft es auf diese Aussage hinaus. Nochmals: :thumbsup:

Soviel zunächst einmal von mir.

Schönen Abend euch allen :)

THX
Somebody

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Somebody!

Wenn auch wieder mal ein bisserl zu spät:
Alles Gute zu Deinem Geburtstag! :anstoss:

Nicht, daß Du jetzt glaubst, ich hätte mir zu Deinem Geburtstag die kürzeste Deiner Geschichten rausgesucht – ich hab diese gewählt, weil sie eines meiner Lieblingsthemen behandelt. Die andere, wegen der ich Dir schon PMt hab, kommentier ich auf jeden Fall auch noch, die ist ja dafür länger. ;)

Trotz der Kürze hab ich mir Deine Geschichte ausgedruckt – das verleitet weniger dazu, die Kommentare gleich mitzulesen. Dann hab ich mir den halben Nachmittag Gedanken gemacht und sie immer wieder gelesen. – Daß es sich um einen Depressiven „in seinem Loch“ handelt, mußte ich ja zwangsläufig erkennen, das war nicht schwer… Aber die Details hätte ich nicht in so klare Worte fassen können, wie vio es in ihrer Kritik getan hat bzw. Du in Deinem Kommentar danach. Von Deiner Auflösung der Bilder mit dem Schlüssel, den Streichhölzern, dem Brot und dem Wasser bin ich echt begeistert. Schwierig aufzulösen sind sie aber schon – und ich bin eigentlich auch kein Freund all zu schwieriger Rätsel (Rätsel ja, aber für die Mehrheit lösbar, nicht für eine Minderheit), trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich Dir wirklich den Rat geben soll, sie leichter auflösbar zu machen. Es wäre die Frage, wie es sich dann liest…

Der Aussage kann ich natürlich auch nur zustimmen. :thumbsup:

So bleibt eigentlich nur ein Punkt, der wirklich eine Kritik ist: Ich würde sie nach „Sonstige“ verschieben. Eigentlich betrifft ein guter Teil der Geschichten in Sonstige genau dieses Thema und die damit verwandten. Denn „seltsam“ ist Deine Geschichte überhaupt nicht. Psychische Themen sind nicht seltsam, bloß weil es Menschen gibt, die solche mit Depressionen als seltsam bezeichnen: Um seltsam zu sein, sind wir viel zu viele …

Bis Du Dich entschieden hast, ob Du sie hier läßt oder nicht, überleg ich mir mal einen Text für eine Empfehlung, denn ich finde, Du hast hier wirklich verdammt viel mit wenigen Worten gesagt, und das ist wirklich verdammt schwierig. Bin beeindruckt. :)

Richtige Fehler fehlen, nur ein paar ganz kleine, sonstige Anmerkungen hab ich noch:

»Meine armselige Kleidung, sie konnte die Kälte nicht abwehren. Mit eisigem Griff krallte sie sich Totenfingern gleich in meine Haut.«
– hier ist meiner Meinung nach der Bezug von „krallte sie“ nicht ganz klar, theoretisch würd ich sagen, es bezieht sich auf die Kleidung, praktisch weiß ich natürlich, daß Du die Kälte meinst ;)

»Ich wurde wie rasend. Ich mußte hier raus. Ich mußte zurück, zurück an das Licht.«
– warum das „wie“ vor „rasend“? :shy:
– ist die Wiederholung von mußte und zurück stilistisch beabsichtigt? Wenn nicht, könntest Du z.B. statt „Ich mußte hier raus“ „Es drängte mich hier raus“, und statt dem zweiten „zurück“ einfach „wieder“ schreiben

»Seit Ewigkeiten hatte ich nicht mehr gegessen. … Warum nur hatte ich nicht früher gegessen?«
– auch hier könnte „nicht mehr gegessen“/„nicht früher gegessen“ natürlich beabsichtigt sein, wenn nicht, schlage ich „Seit Ewigkeiten hatte ich keine Nahrung mehr zu mir genommen“ vor ;)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi!

Wenn auch wieder mal ein bisserl zu spät:
Alles Gute zu Deinem Geburtstag!
Danke! :)

Es freut mich, daß du die Geschichte noch einmal ausgegraben hast und daß sie gut bei dir angekommen ist.

und ich bin eigentlich auch kein Freund all zu schwieriger Rätsel (Rätsel ja, aber für die Mehrheit lösbar, nicht für eine Minderheit), trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich Dir wirklich den Rat geben soll, sie leichter auflösbar zu machen. Es wäre die Frage, wie es sich dann liest…
Deiner Meinung bezüglich verklausulierter Geschichten stimme ich grundsätzlich zu – ich selbst lese beispielsweise keine Geschichten, für die man „Schlüssel“ braucht, um Zugang zu ihnen zu bekommen. Da laß ich mich lieber Banause schimpfen.
In diesem Fall war der Text ursprünglich mal ein Gedicht, daß ich vor Monden geschrieben habe. Ich habe es dann zu der vorliegenden Geschichte umgeschrieben und möchte in diesem speziellen Fall den bedingt vorhandenen „Rätselfaktor“ nicht eliminieren. Keine Ahnung, es scheint mir hier angebracht zu sein.

So bleibt eigentlich nur ein Punkt, der wirklich eine Kritik ist: Ich würde sie nach „Sonstige“ verschieben. Eigentlich betrifft ein guter Teil der Geschichten in Sonstige genau dieses Thema und die damit verwandten. Denn „seltsam“ ist Deine Geschichte überhaupt nicht. Psychische Themen sind nicht seltsam, bloß weil es Menschen gibt, die solche mit Depressionen als seltsam bezeichnen: Um seltsam zu sein, sind wir viel zu viele …
Volle Zustimmung. Ich habe sie auch nicht in Seltsam gepostet, weil es um Depressionen geht – inhaltlich gesehen gehört sie eh nach Alltag, jedenfalls ist das meine Beobachtung.
Seltsam habe ich nur deshalb als Rubrik genommen, weil ich diesmal nicht ganz so klar geschrieben habe. Ich weiß nicht, ob sie in Sonstige besser aufgehoben wäre. Wenn da noch jemand der Meinung ist, kann sie auch gerne dorthin verschoben werden.

Bis Du Dich entschieden hast, ob Du sie hier läßt oder nicht, überleg ich mir mal einen Text für eine Empfehlung, denn ich finde, Du hast hier wirklich verdammt viel mit wenigen Worten gesagt, und das ist wirklich verdammt schwierig. Bin beeindruckt.
Kurz und schmerzlos: Danke! :)

»Meine armselige Kleidung, sie konnte die Kälte nicht abwehren. Mit eisigem Griff krallte sie sich Totenfingern gleich in meine Haut.«
– hier ist meiner Meinung nach der Bezug von „krallte sie“ nicht ganz klar, theoretisch würd ich sagen, es bezieht sich auf die Kleidung, praktisch weiß ich natürlich, daß Du die Kälte meinst
Ups, da hast du recht. Ich schlaf noch mal eine Nacht darüber, vielleicht fällt mir eine passendere Beschreibung ein.

»Ich wurde wie rasend. Ich mußte hier raus. Ich mußte zurück, zurück an das Licht.«
– warum das „wie“ vor „rasend“?
– ist die Wiederholung von mußte und zurück stilistisch beabsichtigt? Wenn nicht, könntest Du z.B. statt „Ich mußte hier raus“ „Es drängte mich hier raus“, und statt dem zweiten „zurück“ einfach „wieder“ schreiben
Warum das „wie“ vor rasend, weiß ich jetzt nicht so genau. In dem Gedicht paßte es mMn. sehr gut, daher fällt es mir schwer, es in dem ausformulierten Text zu streichen.
Die Wiederholung war beabsichtigt.

»Seit Ewigkeiten hatte ich nicht mehr gegessen. … Warum nur hatte ich nicht früher gegessen?«
– auch hier könnte „nicht mehr gegessen“/„nicht früher gegessen“ natürlich beabsichtigt sein, wenn nicht, schlage ich „Seit Ewigkeiten hatte ich keine Nahrung mehr zu mir genommen“ vor
Stimmt, das ist mir gar nicht aufgefallen. Das werde ich noch überarbeiten, aber wahrscheinlich eher den zweiten Satz umformulieren.

Danke für´s Lesen, Kommentieren und die Anregungen :)

THX
Some

 

Lieber Somebody!

So, jetzt hab ich endlich Deine Geschichte noch einmal gelesen, wobei der zeitliche Abstand gar nicht schlecht ist. Ich finde sie natürlich immer noch ausgesprochen gut gelungen, aber auch die Symbolik wirkt jetzt nicht mehr so schwierig auf mich. Klar hab ich jetzt die Auflösung schon gekannt, aber es ist eigentlich eh ganz klar und logisch. - Es kommt wohl sehr auf die eigene Verfassung an, in der man sie liest, was einem am einen Tag schwierig erscheint, ist am andern ein Kinderspiel. So ist das ja auch mit den Löchern bzw. Verliesen, in denen wir manchmal sitzen - am andern Tag weiß man oft gar nicht mehr, wie und warum man da hineingekommen ist... ;)

Nur der eine Satz gefällt mir jetzt auch noch nicht so richtig:
"Meine armselige Kleidung, sie konnte die Kälte nicht abwehren, wie sie sich Totenfingern gleich mit eisigem Griff in meine Haut krallte."
- würde aus "wie sie sich" einfach nur "die sich" machen

Alles Liebe,
Susi :)

 

Tach zusammen!

Reichlich späte Antwort, sorry...

@ Susi

Es kommt wohl sehr auf die eigene Verfassung an, in der man sie liest, was einem am einen Tag schwierig erscheint, ist am andern ein Kinderspiel.
Ja, manchmal ist das so.

Freut mich sehr, daß dir Geschichte immer noch gefällt.

Deinen Verbesserungsvorschlag übernehme ich gleich noch, hast recht, klingt geschmeidiger. Danke!

@ Jynx
Was soll ich viele Worte machen? Danke auch dir ganz herzlich!

Liebe Grüße
Some

 

Hallo Somebody!

Wodurch bin ich nur aufmerksam geworden auf diese Geschichte? Weiß nicht, in jedem Fall war es vor ein paar Tagen, habe angelesen und wieder abgebrochen, um zu warten, bis ich mehr Zeit habe, sie zu genießen.
Rein vom sprachlichen her, war das genau die richtige Entscheidung, ich weiß, ich werde mir das Stück ganz sicher noch mal vornehmen, um es dann eventuell auch laut zu lesen.

Vielleicht hast du es schon bemerkt, dass ich ein Freund solcher Geschichten bin, in denen man in die Sätze eintauchen möchte, in die Wendungen, Formulierungen. Man ist versucht, die Sätze laut zu sprechen, ja sogar zu singen, sie haben etwas von einem Gedicht. So hätte vielleicht Poe geschrieben in der heutigen Zeit.

Womit ich mich nicht recht anfreunden kann ist der Umstand, dass ich raten muss, was gemeint ist. Aber das steht zurück hinter der Lust, diese Geschichte zu lesen.

Hat mir Klasse gefallen, und bei der Deutung bin ich ganz woanders gelandet.

Viele Grüße von hier!
(Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr geschwärmt :) )

 

Tach Hanniball,

oh Mann, was soll ich denn dazu noch sagen? Danke!

Du hast nicht zu sehr geschwärmt... als Autor des G´schichterls darf ich dir das versichern. :)
Das sind Worte, die ich im Moment gut gebrauchen kann.

Übrigens war die Geschichte ehemals ein Gedicht von mir, vielleicht daher die etwas andere „Schreibe“ – ich hab nur ganz zu Anfang unter Horror mal eine gepostet, bei der ich Wert auf eine stärker „poetische“ Sprache gelegt habe.

Womit ich mich nicht recht anfreunden kann ist der Umstand, dass ich raten muss, was gemeint ist.
Geht mir auch immer so. Meinen Namen wirst du deshalb auch so bald nicht wieder unter „Seltsam“ finden.

Also, auch dir nochmals vielen Dank für´s Lesen und Kommentieren!

Wir lesen uns,
Some

 

Hi Somebody,

schade das ich deine tolle Kg so spät gefunden habe und schon alles gesagt wurde.
Und dabei interpretiere ich doch so gerne :(
Doch besser als Vio hätte es wohl niemand machen können.

Auch ich liebe diese Art Geschichten. Dunkel, Geheimnisvoll und doch so klar.

Klasse!!!!!

lieben Gruß, coleratio

 

Hi Coleratio,

auch dir vielen Dank für die äußerst positive Beurteilung der Geschichte :)

schade das ich deine tolle Kg so spät gefunden habe und schon alles gesagt wurde.
Und dabei interpretiere ich doch so gerne
Ich wäre gespannt, was du daraus gelesen hättest. Aber letztlich freut es mich, daß du sie überhaupt „gefunden“ hast.

Doch besser als Vio hätte es wohl niemand machen können.
Das kann ich nur unterstreichen.

Dunkel, Geheimnisvoll
Wenn meine Geschichten solche „Empfindungen“ auslösen, freut mich das besonders.

Nochmals: Danke!

Viele Grüße,
Some

 

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