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Der Einzelgänger

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09.09.2013
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Der Einzelgänger

Meine Nase brannte in der Kälte. Doch das hinderte mich nicht, Professor Achenstein weiterzusuchen. Die letzten Tage war ich keinem Menschen begegnet, und noch immer hatte ich keine Spur entdeckt, keinen Fußabdruck, kein Haarbüschel, keinen Kleiderfetzen, keinen gelben Fleck im Schnee, keine sonstige Ausscheidung, und meine Finger und Zehen waren steif. Es war sinnlos, im Schnee weiter zu wühlen. Ich drehte mein Gesicht aus dem beißenden Wind und zog den Schal hoch, der an der Daunenjacke festgenäht war.

Auf einmal dröhnte es von irgendwoher, drückte schmerzhaft auf meine Ohren und erschreckte mich. Nie zuvor hatte ich ein derart unangenehmes Geräusch wahrgenommen. Ein leises Surren oder Dröhnen, das mit einem Crescendo begann, in ein Decrescendo überging und Kopfschmerzen verursachte. Das Geräusch war nicht laut, aber eindringlich. Ich hob die Arme und drückte auf die Ohrenwärmer, hielt die Ohren zu, verharrte auf der Stelle, blickte um mich, erkannte weder Mensch oder Tier noch motorbetriebenes Gerät oder Roboter. Auch über mir sah ich nur Himmel und Wolken, keinen Hubschrauber, kein Flugzeug, keine Drohne.

Ich war zum Hören verurteilt, konnte die Ohren ja nicht wie die Augen verschließen. Die Schallquelle ließ sich trotz aller Bemühung nicht ausfindig machen. Was ich hörte, war kein Pfeifen eines Windes, eher ein Ton aus einem kaputten Jagdhorn.

Auch keine Lawine oder Felsbrocken fielen in der Nähe nieder. Das Surren schien von hinter den Bergen zu kommen. Einmal ertönte es von Süden, dann wieder von Norden oder Nordwest. Auf einmal wurde es still, so ruhig, als hätte es dieses Dröhnen nie gegeben. Das war einerseits angenehm, andererseits blieb es ein Rätsel, das mir in der Einsamkeit der Berge Sorgen bereitete.

Mit Unbehagen setzte ich meinen Weg fort. Doch von jetzt an tauchte dieses merkwürdige Dröhnen in unregelmäßigen Abständen auf. Jedes Mal schwoll es langsam an, um nach etwa einer Minute wieder abzuklingen. Wollte mich jemand mit diesem akustischen Signal zur Umkehr bewegen?

Seit zwei Wochen erklomm ich Berghänge des Dorenogebirges auf über dreitausend Metern Höhe und suchte nach dem verschollenen Professor Achenstein. Er galt bereits als tot, aber ich glaubte nicht daran. Auch in den kältesten und unwirtlichsten Bedingungen hätte er – so wie nur ich ihn kannte – eine Möglichkeit des Überlebens gefunden. Davon war ich überzeugt, denn als einziger hatte ich ihm bei seinen Reden bis zum Ende zugehört und in einem Projekt mit ihm zusammengearbeitet. Meiner Meinung nach unterschätzten alle anderen den Professor. Man hielt ihn für weltfremd, eigensinnig und unsportlich. Seine engsten Kollegen schimpften ihn sogar als kühl oder empathielos. Darüber hinaus wuchs in mir der Eindruck, dass sich einige Kollegen über sein Fortbleiben freuten: ein Konkurrent weniger, und die freigewordene Stelle könnten sie mit einem ihrer Zöglinge besetzen. Aber noch gab es mich und meinen Glauben an die Kampfkraft und den Überlebenswillen Professor Achensteins. Nur mich hatte er von seinen Theorien und Fähigkeiten überzeugen können, da ich für Unerwartetes offen bin und sei es noch so abwegig.

Professor Achenstein hatte vor zehn Jahren die Dorenoberge besucht und von dort ein graugrünes, pflanzenähnliches Wesen mitgebracht, das einer Flechte glich. Zunächst war es ihm nicht gelungen, das zarte Geschöpf zum Wachsen zu bringen. Mehrere Monate hatte er sich mit verschiedenen Nährböden, Belüftungen und Temperaturen abgemüht. Halb verwelkt blieb das Gewächs in der Petrischale liegen.

»Wirf das absonderliche Zeug endlich weg«, fauchte ihn ein Kollege an. »Du verschwendest damit nur deine Zeit und die Gelder des Instituts.«

Doch Professor Achenstein gab nicht auf. Er nahm an wissenschaftlichen Konferenzen über Themen teil, die man für unwichtig hielt, wie ›Das geheime Leben des Oxantos brevis in der Tiefsee‹ oder ›Die unentdeckten Sinne der niedersten Pflanzen im Wandel der Zeit‹ in Ozeanien, Südamerika und anderen entlegenen Orten. Niemand kümmerte sich um seine Abwesenheit oder seine Forschungsprojekte. Die Konferenzen, die er besuchte, waren nicht einmal im Netz veröffentlicht. Und Professor Achenstein redete nicht darüber, auch wohl deshalb, weil ihn niemand darauf ansprach. Er kapselte sich immer mehr von der Welt der Kollegen ab. Verwandte hatte er nicht mehr. Ich selbst war noch ein junger, unerfahrener Student und kümmerte mich nicht besonders um die privaten Belange des alten Mannes. Nur die Merkmale seiner kuriosen Kreaturen, die er ab und zu von seinen Reisen mitbrachte, hatten mich fasziniert. Deshalb hatte ich bei ihm zwei Praktika absolviert und sprang auch später bei ihm ein, wenn er Hilfe brauchte.

Das bisher unbeschriebene Gewächs hatte er inzwischen ›Dorena achensteina‹ getauft, und er ging mit dem Wesen so zärtlich wie mit einer Geliebten um, die er vielleicht nie hatte. Ich nannte das komische Krautwesen von da an Achenkraut, denn ich brauchte für mich einen anschaulicheren und einprägsameren Namen.

Nach vielen Versuchen in einem speziellen Kälteraum und nur mit einer Beschallung von mittleren akustischen Frequenzen und variierender Lautstärke brachte er das Achenkraut schließlich zum Wachsen. Wie ein Verrückter stürmte er damals vom Kühlraum ins Büro und pfiff ein Lied.

Außer mir bemerkte niemand seinen Erfolg. Man hielt die Arbeiten und die Interessen Professor Achensteins für überflüssig und sprach aus Höflichkeit mit ihm. Doch der Professor und ich beobachteten später, wie sich auf der Oberfläche des Achenkrauts becherförmige Auswüchse bildeten und sich abkapselten. Das Achenkraut teilte und vermehrte sich. Der Professor jubelte kurz, war aber anschließend wieder wortkarg. Junges Achenkraut wuchs neben dem alten und bildete einen Rasen.

Doch Professor Achenstein wollte mehr als nur die Vermehrung seines Exoten. Nach drei weiteren Jahren – als er von einer seiner Konferenzen zurückgekehrt war – identifizierte er in seinem Labor aus dem Achenkraut eine Substanz, mit der er in einer Lösung Energie erzeugen konnte. Es war sehr wenig Strom, lächerlich wenig, aber immerhin ein Anfang. Der Zeiger des Amperemeters schlug im Mikroampere-Bereich aus und das nur in einer Umgebung von unter null Grad Celsius. Die Kollegen und Studenten machten deshalb Witze. Nur ich staunte über die Entdeckung und wunderte mich, dass Professor Achenstein mit einer Substanz aus einer derart merkwürdigen Quelle überhaupt Energie erzeugen konnte. Und vor allem darüber, wie er es während seiner Experimente in dem kühlen Gewächshaus und bei den unangenehmen akustischen Frequenzen aushalten konnte. Ein normales menschliches Gehirn könne bei solchen Temperaturen und Geräuschen gar nicht mehr richtig arbeiten.

Doch bald bildete das Achenkraut keine Ausstülpungen mehr, um sich zu teilen. Vom Rand her vergilbte der Rasen. Schließlich starben die letzten Exemplare. Graue Blättchen zerbröselten zwischen den Fingern des Professors.

Der Verlust seines Krauts war offensichtlich der Grund, warum sich Professor Achenstein auf die weite Reise begeben hatte. Er besuchte keine Konferenz und bestand mit Nachdruck darauf, allein zu reisen. Ich ahnte, dass er ein Geheimnis verbarg. Denn sein Reiseziel hatte er auch mir nur vage mitgeteilt. Es war eine Region des Dorenogebirges, eine noch unerforschte Gegend. Dort gäbe es nur Schnee, Eis, Felsen und Todesgefahren, hatten mir die wenigen Besucher berichtet. Doch Professor Achenstein hatte mich noch auf eine andere Gegend hingewiesen.

Ich zog meinen Schal enger um den Hals, während ich den nächsten Gipfel erklomm. Der Rucksack drückte mich, als wäre er schwerer geworden. Mit Nachdruck schlug ich die Spikes meiner Schuhe in den gefrorenen Boden, um nicht zu fallen. Schneeflocken bohrten sich in mein Gesicht und ich kniff abwechselnd ein Auge zu.

Hinter dem Berg, der in der Karte unter einem Namen eingetragen war, den Professor Achenstein nur mir mitgeteilt hatte, wirkte die Farbe des Tals graugrün. Dieses Tal erschien auf meiner App in der Satellitenansicht so verschwommen, dass sich kein Weg, der hinunterführte, erkennen ließ, obwohl der Berggipfel keinen langen Schatten warf. Auch die Täler zwischen den Bergen dahinter waren nicht klar aufgezeichnet.

Mein Kopf erhitzte sich beim Hinuntersteigen. Ich schien mich einem Gebiet mit einem eigenartigen Klima zu nähern. Jedenfalls wurde es wärmer, der Wind ließ nach, und die Sonne blendete mich so stark, dass ich meine Sonnenbrille aufsetzen musste, aber trotzdem die Umrisse der schneebedeckten Felsen nicht klar erkennen konnte. Sollte ich mich den steilen Abhang hinunter ins Tal trauen? Die Farbe, die ich so in der freien Natur noch nie gesehen hatte, ein Flimmern von grau nach grün, als würden sich Blätter drehen, ließ mir keine Ruhe. Ich spürte, dass der Professor in der Nähe verschwunden sein musste und im Tal möglicherweise das Achenkraut wuchs, so dass ich jetzt auf gar keinen Fall umdrehen durfte. Aber noch waren meine Schlussfolgerungen nur ein Verdacht.

Nachdem ich mich mit Proteinriegeln aus dem Rucksack gestärkt hatte, suchte ich weiter nach Spuren des Professors. Vergebens. Meine Bemühungen raubten mir nur Energie, die ich zum Klettern benötigte. In der Sonne waren die Fußspuren vielleicht geschmolzen, und der Neuschnee hatte die Reste überdeckt. Oder hatte Professor Achenstein einen anderen Weg genommen? Wenigstens waren die aufdringlichen und schmerzhaften Geräusche des vorigen Tages nicht mehr aufgetreten.

Ich lockerte meinen Schal und schlug die Ohrenwärmer nach oben um. Angenehme Wärme strich über mein Gesicht. Vorsichtig kletterte ich weiter nach unten. Der Abhang war so steil, steinig und rutschig, dass ich mühevoll mit einem Fuß festen Halt suchen musste, bevor ich das Knie beugen und den anderen Fuß weiter nach unten setzten konnte. Meine Oberschenkelmuskeln zitterten bald vor Anstrengung.

Etwa fünfzig Schritte weiter unten erkannte ich das schmale Tal, das sich unter mir erstreckte, endlich deutlicher. Es verengte sich nach Süden hin und ein blauer Nebel verhinderte dort die weitere Sicht. Die anderen Seiten waren vollständig von steilen, schneebedeckten Berghängen begrenzt. Das Schimmern in der Talsohle erinnerte mich inzwischen an eine zähflüssige Masse. Meine Vermutung erhärtete sich, als ich dort mit dem Fernrohr in dem schwammigen Rasen die merkwürdigen, pflanzenähnlichen Strukturen des Achenkrauts zu erkennen glaubte. Hier musste der Professor also gewesen sein – und ich war fast sicher, dass er in diese Gegend zurückgekehrt ist. Vor Aufregung atmete ich wie nach einem Boxtraining.

Nochmals griff ich nach dem Fernrohr, suchte im Tal nach Ausgängen, musste jedoch ernüchtert feststellen, dass das Tal eine Schlucht bildete. Im Süden verdichtete sich der blaue Nebel so sehr, dass ich nicht weit hindurchsehen konnte. Hinter diesem Nebel vermutete ich, mehr zu erfahren, und hoffte dort auf Aufklärung des Verschwindens des Professors.

Plötzlich gab ein Stein unter meinem rechten Fuß nach. Ich drehte mich augenblicklich zum Hang hin, bevor ich fiel. Ein kurzer Schmerz durchfuhr mich, als ich mich mit den Händen abstützte, der glücklicherweise aber gleich nachließ. Dann rutschte ich auf Schnee und Eis das letzte Stück des Hangs hinunter, so dass mir schwindelig wurde. Die dicke Kleidung schützte mich vor Prellungen.

Ich blieb auf dem weichen, graugrünen Gewächs liegen, das die Talenge dicht überwucherte. An der Oberseite wuchsen die becherförmigen Auswüchse, die sich auch im Gewächshaus gebildet hatten. Es war tatsächlich das Achenkraut, nur kam es mir hier wuchtiger vor. Es entzückte mich, es in freier Natur zu sehen, und es erschien mir, als duldete es kein anderes Lebewesen neben sich. Ich war auf dem richtigen Weg, klopfte in den Schnee und war mir sicher, den Professor bald zu finden. Doch hoffentlich nicht als Leiche. Ich musste dringendst weiter. Der Schwindel verschwand, der von den Drehungen während des Sturzes herrührte.

Noch auf dem Boden liegend blickte ich mich um. An den Steilhängen erkannte ich keine Schneisen oder Spalten, die man als Wege hätte benutzen können. Aber um den Rückweg wollte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Zu gegebener Zeit würde mir eine Lösung einfallen. Ohne Professor Achenstein gefunden zu haben, würde ich niemals umkehren.

Ehe ich mich aufrichten konnte, dröhnte es in meinen Ohren. Ich zuckte zusammen. Das Geräusch, von dem ich bereits gehofft hatte, es würde mich niemals wieder heimsuchen, ertönte von Neuem. Ich drehte meinen Kopf, als ließe sich das Dröhnen und Surren dadurch abwehren. Der Schalldruck kam jedoch von allen Seiten. Ich zog die Ohrenwärmer dicht über die Ohren, während ich mich erhob. Gleich fühlte ich mich etwas besser. Ich trat einen Schritt nach vorne. Aber das Geräusch dröhnte lauter, intensiver und schmerzhafter. Ich blieb stehen. Das Dröhnen ließ augenblicklich etwas nach. Jemand oder etwas wollte also mein Fortkommen verhindern. Ich machte zwei Schritte zurück. Das Geräusch nahm ab. Wieder ein Schritt nach vorne und es dröhnte von Neuem in meinen Ohren.

Der unangenehme Reiz musste einen Gedanken in meinem Kopf induziert haben: Waren es vielleicht die merkwürdigen Gewächse, die Achenkräuter, die solche akustischen Frequenzen aussandten? Hatte Professor Achenstein möglicherweise gar keine Schallquelle in seinem Gewächshaus eingebaut? Hatte er uns verschwiegen, dass die Gewächse Geräusche verursachen konnten? Was hatte er uns noch alles verheimlicht? Je mehr ich nachdachte, desto mehr zwangen mich diese Fragen, den Mysterien so schnell wie möglich auf den Grund zu kommen. Ich begriff, wie nahe ich an der Antwort auf die Rätsel war. Wären die Gewächse überhaupt Pflanzen, Pilze oder Tiere, fragte ich mich. Oder gar Lebewesen einer anderen Welt?

Ich drückte die Ohrenwärmer so eng es ging an den Kopf und stürzte los, ohne weiter nachzudenken. Rücksichtslos trampelte ich über die seltsamen Gewächse. Rannte, so schnell ich konnte. Der Boden gab bei jedem Schritt etwas nach. Ich rannte das Tal hinunter zum Nebel, der meiner Ansicht nach den einzig möglichen Ausgang verdeckte, und stürmte dahin, wo ich hoffte, dem Angriff der Schallwellen zu entrinnen. Meine Lunge schmerzte beim Luftholen. Das Surren kam aus allen Richtungen.

Erst im Nebeldunst kam mein volles Bewusstsein zurück. Die Luft war feucht. Ich blickte in Finsternis. Aber das Geräusch hatte endlich nachgelassen, und ich hob zunächst erleichtert den Kopf, blieb stehen und schnappte nach Atem. Ich nahm einen ungewohnten Duft nach Waldpilzen wahr. Doch um mich blieb es finster, auch, nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Ich wagte ein paar Schritte zur Seite, wo ich die Felswand vermutete, um mich von dort ins Tageslicht zu tasten. Ich versuchte verzweifelt, die Wand zu finden. Mit ausgestreckten Händen trat ich weiter nach vorne. Auch nach weiteren Schritten spürte ich keinen Widerstand. Wieder erschauderte ich, denn ich musste einsehen, dass keine Wand vorhanden war, obwohl ich nur ein paar Schritte aus der Schlucht in den blauen Nebel gerannt war. Ich wich zurück, von wo ich glaubte, gekommen zu sein, wollte aus dem Nebel. Aber der Nebel blieb, er schien mit mir zu wandern. Ich begann zu schwitzen, lief weiter, die Hände immer nach vorne gestreckt. Keine Felswand. Der Pilzgeruch nahm zu. Und dann ertönte wieder dieses Geräusch. Diesmal intensiver, lauter, aufdringlicher – als wollte mich jemand damit angreifen und töten. Es lärmte und dröhnte so sehr in meinem Kopf, dass ich glaubte, die Wellen würden Schädelknochen und Gehirn sprengen.

Dann verlor ich das Bewusstsein.

Als ich erwachte, juckten meine Augen, mir war schwindelig und ich benötigte ein paar Minuten, um mich zu orientieren. Es roch wie in einem kühlen Wald. Ich lag auf einer Matratze in einem Raum mit hellen Wänden ohne Fenster. Meine Jacke lag am Boden. Mattes Licht fiel von der Decke. Ich suchte nach meinem Rucksack; er war verschwunden. Ein Schock durchfuhr mich: Ich müsste hier verhungern oder verdursten? Doch nach ein paar Augenblicken erhob ich mich, da ich keinerlei nennenswerte Schmerzen spürte. Eine Tür, die ich bisher nicht bemerkt hatte, da sie sich farblich nicht von der Wand abhob, öffnete sich langsam nach innen und verbog sich. Sie schien aus einer gummiartigen Masse zu bestehen.

Langsam erschien der Schatten einer Gestalt. Ich hielt die Luft an, trat einen Schritt zurück, ballte die Faust. Aber im nächsten Augenblick atmete ich erleichtert aus und ließ die Arme sinken. In einem langen, hellbraunen Mantel stand Professor Achenstein vor mir. Ein langer, grauer Bart verdeckte den Mund. Ernst und vorwurfsvoll blickte er mich an und begrüßte mich abweisend.

»Ich freue mich nicht, dass du hierhergekommen bist«, begann er. »Zuerst wollte ich dich zur Umkehr zwingen, ohne dir mein Reich zu zeigen. Aber du hast meiner Abwehr widerstanden. Zudem wurde mir klar, dass du zurückkommen würdest. So habe ich mich anders entschieden.« Achenstein trat näher an mich heran, starrte mich mit tiefliegenden Augen an.

Meine Worte brachte ich nur schwer heraus. »Alle … außer mir denken, Sie wären tot. Deshalb suchte ich nach Ihnen – denn ich glaubte nicht an Ihren Tod«, rechtfertigte ich mich. »Zudem kam mir der Gedanke, dass Sie in Gefahr sein könnten … in Lebensgefahr!«

Die Miene des Professors entspannte sich. Er lächelte ein bisschen. »Deine Sorge um mich spricht für dich. Deswegen und als gelehriger Schüler hast du eine Belohnung verdient. Ich werde dir zeigen, wie ich den Menschen mit meinen Arbeiten helfen will.«

Ich zweifelte, ob ich Professor Achenstein so vor mir hatte, wie ich ihn kannte. Die Stirn war in Falten gerollt und von den Backen blätterten Hautschuppen ab. Seine grünen Augen blitzten. Mit tiefer, monotoner Stimme forderte er mich auf, ihm zu folgen. Ich spürte, dass er keine Fragen von mir hören wollte. So schloss ich mich ihm an. Was blieb mir anderes übrig?

Es kam mir vor, als befänden wir uns unter der Erde in einer Art Bunker oder Höhle. Ich folgte dem Professor durch zwei enge Gänge. Im schummrigen Licht bewegte sich Achenstein vor mir wie ein Gespenst. Die langen, grauen Haare fielen weit über die Schultern. Der dünne Mantel schleifte beinahe am Boden.

Schließlich blieb er vor einer Tür stehen, die wie Holz knackte, während er sie mit einer speziellen Hebe- und Schiebetechnik öffnete. Ein Waldgeruch, wie ich ihn von vorher kannte, und warme Luft strömten mir entgegen.

»Komm herein!«, sagte er in befehlendem Ton. »Ich werde dir meine Arbeiten zeigen. Noch nie hatte ich hier Besuch. Du bist der erste, dem ich meine Geheimnisse anvertraue. Bedenke jedoch, dass ich dafür sorgen kann, dass mein Wissen nicht in die Außenwelt gelangt.« Er blickte mich streng an.

Kurz befürchtete ich, dass ich diesen Ort nicht lebend verlassen würde. Aber einen Mord traute ich Professor Achenstein trotz seiner äußeren Veränderung nicht zu. Ich trat nach ihm in den Raum.

Was ich sah, überwältigte mich. Ich fühlte mich in einen Urwald, in einen dichten, blaugrünen Dschungel versetzt. Staunend blickte ich in trübem Licht um mich. Aber es waren keine Pflanzen, wie ich sie kannte. Es handelte sich um Gewächse, die am ehesten Pilzen und Flechten glichen. Aber sie wirkten synthetisch. Sie erinnerten mich an Kunstwerke, die aus der Fantasie geschaffen waren. Am Boden schlängelten sich dunkle, gummiartige Zweige, aus denen graugrüne Stiele hochwuchsen. Ich getraute mich nicht zu gehen, um nicht auf sie zu treten. Von der Decke baumelten braunblaue Fäden wie Girlanden. Links und rechts zeigten graugrüne, gewellte Blattformen auf mich, als wollten sie mir einen Weg zeigen. Eines der Gewächse, das halbverdeckt in einem dichten Gewirr gedieh, strahlte Licht aus. Ich dachte zunächst an Glühwürmchen, doch es war eine mir unbekannte Lichtquelle, denn es leuchtete aus blattähnlichen Gebilden.

Die Größe des Raums ließ sich wegen des Bewuchses, der sich in alle Richtungen hin weit ausdehnte, nicht abschätzen. Aber der Raum schien unendlich groß. Wenn es Wände gab, so waren sie komplett mit Gewächsen überwuchert. In dieser Märchenwelt erkannte ich keine mir bekannte Struktur. Als ich mich beruhigt hatte, drehte ich mich zu Professor Achenstein. »Was ist das alles? Wo sind wir?«, fragte ich ihn.

Der Professor lächelte mit Augen, die weit in die Ferne gerichtet waren. »Diese Welt habe ich entdeckt. Es sind Lebensformen, die wahrscheinlich sonst nirgends auf der Erde vorkommen. Alles, was du siehst, ist mein Reich geworden.«

Ein Gedanke schoss mir plötzlich durch den Kopf, und ich fragte: »Sie waren nicht auf Konferenzen, sondern hier?«

Er lachte. Diabolisch. »So ist es. Und nur Du kennst das Geheimnis, weil du mir glaubtest, hast du mich gefunden. Aber setzen wir uns.« Er zeigte auf zwei quaderförmige Gebilde, die dem kunststoffähnlichen Material der Lebewesen in diesem Raum glichen.

Wir setzten uns. Vor Staunen fehlten mir Worte. Der Professor erzählte: »Ich verstecke mich vor der Unvernunft der Menschen. Das meiste dieser Natur fand ich so vor, wie es sich uns offenbart, und darin konnte ich mir mit meinem Wissen eine eigene Welt aufbauen. Außer dir werde ich keinem Menschen mein Zuhause zeigen.«

Ich bedankte mich für sein Vertrauen – inzwischen hatte meine Neugier jedes Bedenken verdrängt –, und er fuhr fort: »Ein Gewächs aus diesem Raum, das auch im Freien wachsen kann, hatte ich zu euch gebracht. Ich wollte den Menschen damit einen neuen Weg zeigen.« Er machte eine kurze Atempause und fuhr mit leiserer Stimme fort: »Aber die Menschen waren zu unvernünftig, das Potential meines Geschenks zu erkennen. Sie weigerten sich, die Geheimnisse zu erkennen, die die Erde noch vor ihnen verbirgt. Über kleine Zahlen und winzige Effekte lachen sie, erkennen nicht den Anfang einer Entdeckung.«

Mit diesen Worten griff er unter seinen Sitz und reichte mir eine brotartige, grüne Masse. »Iss davon!«, bat er.

Ich wartete, bis der Professor etwas von seinem Klumpen in den Mund genommen hatte und daran kaute. Als er schluckte, war ich beruhigt. Zwischen meinen Fingern gab der Fladen wie Gummi nach. Bedachtsam biss ich ein Stück ab. Der Geschmack erinnerte mich an Möhren und im Mund fühlte sich die Masse nicht befremdlich an.

»Das ist meine Ernährung. Sie enthält alle lebenswichtigen Stoffe«, erklärte mir der Professor. Da ich Hunger hatte, verschlang ich den ganzen Kloß. Als auch er den letzten Bissen genommen hatte, erhob er sich, nahm aus einer Nische zwei Gefäße mit einer Flüssigkeit und reichte mir eines davon. Es enthielt süßliches Wasser, und ich leerte den Becher in einem Zug.

Nachdem der Professor ebenfalls getrunken hatte, pfiff er eine leise, melancholische Melodie.

Plötzlich dröhnte es im Raum. Der Professor begann zu lachen. Es war das Dröhnen, wie ich es draußen erlebt hatte.

»Sie bereiten sich synchron auf die Teilung vor. Bei diesen Wesen gibt es keine Geschlechter. Aber sie müssen sich gegenseitig stimulieren«, erklärte er mit lauter Stimme. Dann pfiff er eine andere Melodie. Sofort war es still im Raum. »Ich kann sie steuern«, bemerkte er nur. Mein Staunen ignorierte er mit Schweigen.

»Was planen Sie weiter?«, erkundigte ich mich schließlich.

»Diese Geschöpfe, die ich entdeckt habe, ziehen ihre Energie aus anorganischer Materie, aus dem Boden, aus dem Felsen, aus Steinen. Das möchte ich erforschen und die Ergebnisse den Menschen zur Verfügung stellen. Leider sind meine Möglichkeiten hier unten, wie du siehst, sehr beschränkt.«

»Ich kann helfen, wenn Sie nach Hause kommen«, warf ich sofort ein.

»Nein, nein«, entgegnete er vehement. »Die Menschen werden meine Ideen und Experimente in diesem Anfangsstadium nicht akzeptieren. Zudem lebe ich für sie bereits nicht mehr. Das kommt mir zugute, denn ich will noch nicht zurückkehren.«

»Ich bin überzeugt, Sie können die Kollegen mit den Lebewesen in diesem Raum von den neuen, faszinierenden Möglichkeiten, die Ihnen vorschweben, begeistern.«

Der Professor sprang auf, holte tief Luft und schrie: »Niemals, ich habe in dem Umfeld, in dem ich arbeiten musste, nur Schlimmes erlebt. Man hat mich beleidigt, ignoriert und beschimpft! Die Menschen werden die sensible Natur der geheimen Welt in Gier nach schnellem Gewinn zerstören.« Bei den letzten Worten wandte er sich von mir ab.

Ich erkannte, dass ich ihn nicht überreden konnte, mit mir zu kommen, und entgegnete, so ruhig ich konnte: »So werde ich hierbleiben und Ihnen helfen.«

»Nein, auf gar keinen Fall.« Er drehte sich langsam um und blickte mich väterlich an. »Hier ist kein Leben für dich … und ich brauche keine Hilfe.«

Ich kämpfte mit einer Antwort und schwieg daher, bis er fortfuhr.

»Ich bitte dich nur, diesen Ort geheim zu halten.« Er strich mit einer Hand über den Bart. »Du musst mir gehorchen. Du wirst zurückkehren. Notfalls habe ich Methoden, dich dazu zu zwingen. Ich erlaube dir sogar, von meiner Entdeckung zu berichten.«

Wie Professor Achenstein wünschte, habe ich ihn verlassen, bin zurückgekehrt und möchte mit meinem Bericht erreichen, dass die Menschen seine Arbeiten schätzen werden, wenn er jemals zurückkehren sollte. Den Ort habe ich in meiner Geschichte entsprechend seinem Wunsch nicht preisgegeben, denn das Versteck befindet sich nicht im Dorenogebirge, – und ich erinnere mich nicht mehr an den Weg.

 
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Hallo @Fugusan

Bist ja schon was länger dabei, da muss ich nicht extra erwähnen, dass alles, was folgt, nur meine eigenen Ansichten sind, oder? Let's go, ich schreib einfach mal während dem ersten Lesen auf, was mir so einfällt (es kann also sein, dass gewisse Fragen, die ich stelle, später im Text geklärt werden):

Die letzten Tage war ich keinem Menschen begegnet, und noch immer hatte ich keine Spuren entdeckt, keine Fußabdrücke, keine Haare, keine Kleiderfetzen, keine gelben Flecke im Schnee, keine sonstigen Ausscheidungen, und meine Finger und Zehen waren steif.
Keine Haare? Da muss jemand sehr gute Augen haben, um Haare in einem Schneefeld entdecken zu können. Aus dem Unterstrichenen würde ich einen eigenen Satz machen, da die Info nicht wirklich zum vorherigen Satz gehört.

Plötzlich dröhnte es von irgendwoher und jagte mir einen Schrecken ein.
Finde ich etwas plump formuliert, vor allem wegen dem Wort 'plötzlich', dass mir allgemein nicht wirklich gut gefällt. Vielleicht kannst Du die Passage etwas eindringlicher gestalten? Auch das Geräusch etwas näher beschreiben, denn es lässt den oder die Prot(a) ja sogar die Hände auf die Ohren legen. Warum er/sie das macht, kommt aber nicht wirklich bei mir an.

blickte um mich, erblickte weder ein Mensch oder Tier noch ein Motorgerät oder Roboter. Auch über mir sah ich nur Himmel und Wolken, kein Hubschrauber, kein Flugzeug, keine Drohne.
Hier habe ich mich schon etwas gewundert, wie es Dinge wie Motorgeräte, Roboter, Hubschrauber und Flugzeuge und Drohnen in einen Text geschafft haben, der mit Fantasy getaggt ist. Ich habe da keine solchen technischen Gerätschaften erwartet. Und was ist denn ein 'Motorgerät'? Was soll ich mir darunter vorstellen? Die Wortwiederholung von 'blickte' und 'erblickte' würde ich zudem versuchen auszumerzen.

Nie zuvor hatte ich ein derart unangenehmes Geräusch wahrgenommen. Ein leises Surren oder Dröhnen, das mit einem Crescendo begann, in ein Decrescendo überging und Kopfschmerzen verursachte.
Würde ich nach oben nehmen, dorthin, wo das Geräusch zum ersten Mal auftaucht.

Auch keine Lawine prasselte in der Nähe nieder.
Das passt für mich nicht. Zuvor wird das Geräusch als Surren oder Brummen beschrieben, eine Lawine brummt oder surrt nicht, das klingt eher nach einer Maschine, einer Drohne o.ä., finde ich. Auch 'Prasseln' ist das falsche Wort. Regen prasselt. Eine Lawine würde eher ins Tal donnern, da brauchst Du ein Wort mit mehr Wucht, denke ich. Aber der Vergleich passt dann natürlich immer noch nicht.

Auch in den kältesten und unwirtlichsten Bedingungen hätte er eine Möglichkeit des Überlebens gefunden.
Hier verschenkst Du Potential, Achenstein näher zu charakterisieren. Der Satz oben bleibt eine Behauptung, darauf wird nicht näher eingangen, und ich erfahre somit nicht, was Achenstein überhaupt gemacht hat, was seine Theorien waren, wieso er ein Überlebenskünstler ist. Ich war jedenfalls gespannt darauf und dann etwas enttäuscht, das da nicht etwas mehr Fleisch dran war, aber vielleicht kommt das ja später noch.

Nur mich hatte er von seinen Theorien und Fähigkeiten überzeugen können, da ich für Unglaubliches offen bin und sei es noch so abwegig.
'Für Unglaubliches offen' klingt irgendwie nicht ganz richtig, die Formulierung wirkt etwas seltsam auf mich. Es soll ja bedeuten, dass er wohl ausserhalb der Norm denkt, vielleicht auch irgendwie Richtung Esoterik, ich würde das etwas spezifizieren, um ein genaueres Bild zu zeichnen, unglaublich kann ja vieles sein.

Doch zunächst war es ihm nicht gelungen, das zarte Geschöpf zum Wachsen zu bringen.
'Doch' ist hier nur Füllwort. Könntest Du streichen. Ich würde den Text auch noch bisschen nach solchen Wörtern abklappern, da findest Du bestimmt noch so ein paar. Ausserdem wirkt der Stil leicht angestaubt, aber ich denke, dass ist extra.

»Wirf das absonderliche Zeug endlich weg«, fauchte ihn ein Kollege an. »Du verschwendest damit nur deine Zeit und die Gelder des Instituts.«
Wieso faucht der Kollege ihn direkt an? Mögen sich die beiden nicht? Oder hat der Kollege irgendwie Angst vor dieser Flechte, die Achenstein mitgebracht hat? Zumindest liest es sich in die Richtung.

Das bisher unbeschriebene Gewächs hatte er inzwischen ›Dorena achensteina‹ getauft, und er ging mit dem Wesen so zärtlich wie mit einer Geliebten um.
Ich weiss nicht, so zärtlich wie mit einer Geliebten? Man kann mit einer Pflanze sicher zärtlich umgehen, sich liebevoll um sie kümmern, aber gleich so, wie man das mit einem Menschen machen würde? Naja, wirkt etwas drüber auf mich. Würde ich vielleicht abschwächen. Oder soll es zeigen, dass Achenstein einsam ist? Ausserdem ist der Vergleich 'so zärtlich wie mit einer Geliebten' etwas platt und verbraucht.

Er nahm an wissenschaftlichen Konferenzen über Themen teil, die man für unwichtig hielt, wie ›Das geheime Leben des Oxantos brevis in der Tiefsee‹ oder ›Die unentdeckten Sinne der niedersten Pflanzen im Wandel der Zeiten‹ in Ozeanien, Südamerika und anderen entlegenen Orten.
Na, hier machst Du das gut, finde ich. Hier gehst Du näher darauf ein, was denn die unwichtigen Themen sind und charakterisierst Achenstein dadurch, sowas hätte ich mir schon früher gewünscht.

Ich nannte das komische Krautwesen von da an Achenkraut, denn ich brauchte für mich einen anschaulicheren und einprägsameren Namen.
Ist Achenkraut nicht einfach die "eingedeutschte" Variante der wissenschaftlichen Bezeichnung? :D

Nach vielen Versuchen in einem speziellen Kälteraum und nur mit einer Beschallung von mittleren akustischen Frequenzen und variierender Lautstärke brachte er das Achenkraut schließlich zum Wachsen.
Hätte ich genauer beschrieben, um es glaubhafter zu machen. Was sind mittlere Frequenzen? Wieviel Variation gab es in der Lautstärke? Vielleicht klingen meine Fragen so, als wäre es dann zu detailliert, wenn Du das genauer ausführst, aber Achenstein scheint ja einen Durchbruch zu haben, auch wenn das niemand ausser dem Prot wahrzunehmen scheint. Da er sich jedoch als Einziger dafür interessiert, wäre es mMn angemessen, das genauer zu erläutern.

Wie ein Verrückter hüpfte er damals vom Kühlraum ins Büro und pfiff ein Lied.
An solchen Stellen vielleicht mehr zeigen. Wie sieht dass denn aus, wenn er wie ein Verrückter ins Büro hüpft? Ich habe das Gefühl, du tellst sehr viel, aber ist sicher auch eine Stilfrage. Vielleicht willst Du das ja genau so und bei umfangreichen Fantasywelten kommt man sicher auch nicht darum herum. Aber mein Eindruck ist hier, dass es nicht wirklich darum geht, eine andere Welt zu etablieren, denn Infos dazu kommen nur spärlich und dann auch Dinge, die sich nicht von unserer bekannten Umgebung unterscheiden.

Man hielt die Arbeiten und die Interessen Professor Achensteins schon lange für unbedeutend, einfach und unwichtig.
Könntest Du komplett streichen, den Satz. Wie Andere den Professor sehen, ist gut durch die Zeilen gekommen, da wirkt das hier wie eine Wiederholung.

Nach drei weiteren Jahren – als er von einer seiner Konferenzen zurückgekehrt war – identifizierte er in seinem Labor aus dem Achenkraut eine Substanz, mit der er in einer Lösung Energie erzeugen konnte.
Er identifizierte etwas aus dem Achenkraut? Vielleicht identifiziert er einen gewissen Stoff, eine Chemikalie, im Achenkraut, aber was Du sagen möchtest, ist dass er diese danach aus dem Achenkraut extrahiert hat, oder? Bin mir nicht sicher, ob 'extrahieren' der korrekte Begriff ist, müsstest Du mal Dr. Google fragen.

Der Zeiger des Amperemeters schlug im Mikroampere-Bereich aus
Vielleicht einfach schreiben 'der Zeiger des Meters', weil es wird ja im selben Satz klar, dass dieses Meter die Ampere misst.

Ein normales menschliches Gehirn könne bei solchen Temperaturen und Geräuschen gar nicht mehr richtig arbeiten, dachte ich.
'Dachte ich' streichen, weil es klar ist, das dies die Gedanken des Prots sind.

Graue Blättchen zerbröselten zwischen den Fingern des Professors.
Ich habe kein so klares Bild von diesem Achenkraut bisher. Zuerst wird es als eine Art Rasen beschrieben, und hier zerbröseln dann plötzlich Blätter zwischen den Fingern des Professors. Ein Rasen mit Blätterwerk? Kann ich mir nicht so recht vorstellen, muss ich zugeben. Auch die Ausstülpungen, die Auswüchse, da tappe ich eher im Dunkeln mit meiner Fantasie.

Dort gäbe es nur Schnee, Eis, Felsen und Langeweile, hatten mir die wenigen Besucher berichtet.
Klingt wenig eindringlich, wenig gefährlich, vor allem wegen der Langeweile, die schwächt alles vorhergehende deutlich ab. Wieso nicht was in die Richtung 'dort gäbe es nur ewige Schneefelder, Eis so weit das Auge reicht, karge Felsen ragten wie uralte Zähne daraus hervor. Dort hole man sich nur den Tod.' Ist natürlich lediglich ein Beispiel, um meine Worte zu untermalen, vielleicht etwas adjektivlastig, aber ich denke, Du siehst, was ich an der Stelle meine.

Der Rucksack drückte auf die Wirbelsäule, als wäre er schwerer geworden.
Entweder weiss da jemand nicht, wie man einen Rucksack ordentlich packt oder das ist ein sehr komischer Rucksack ;) Der sollte ja nicht auf die Wirbelsäule drücken. Ein schwerer Rucksack zerrt doch eher an den Schultern oder so, drückt auf die Schultern.

Mit Nachdruck schlug ich die Spikes meiner Schuhe ins Eis, um nicht zu fallen.
Das hat mich überrascht. Er klettert also eine Eiswand hoch? Ich war immer noch auf der Schneebene, auf der er nach Anhaltspunkten vom vermissten Achenstein gesucht hat.

Schneeflocken bohrten sich in mein Gesicht und ich kniff abwechselnd ein Auge zu.
Schneeflocken 'bohren' sich ins Gesicht? Sind die spitz oder so? Gefroren? Ich finde das Wort unzutreffend.

Hinter dem Berg, der in der Karte unter einem Namen eingetragen war, den Professor Achenstein nur mir mitgeteilt hatte, wirkte die Farbe des Tals graugrün.
Was war das denn für ein Name, den der Professor nur ihm, dem Prot, mitgeteilt hatte? Wieso hältst Du damit hinter dem Berg? :D Hätte mich interessiert.

Sollte ich mich in das seltsame, graugrüne Tal trauen?
An solchen Stellen wirkt der Prot etwas gar naiv auf mich. Er sieht ja die Möglichkeit, dass der Professor genau hier, in diesem seltsamen Tal verschwunden ist, wieso also fragt er sich das? Was sieht er für Gefahren? Das Achenkraut ist doch harmlos, oder? Wenn nicht, ist das bei mir aber bis hierhin nicht angekommen.

Aufgeben wäre nur Feigheit gewesen und das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein, schlug in Freude um.
Würde ich streichen. Aufgeben ist nur Feigheit, ok, ja, sagt jetzt nicht viel aus, ist naheliegend. Dann 'das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein, schlug in Freude über', was soll das bedeuten? Ist der denn nicht sowieso schon aufgeregt, dass er einem Geheimnis näher zu kommen scheint? Was fühlte er denn vorher, wie drückt sich dieses Gefühl aus, auf der richtigen Fährte zu sein? Wirkt seltsam auf mich, diese Formulierung.

suchte ich weiter nach Spuren des Professors und schob Schnee zu[r] Seite.
Anmerkung: Etwas zur Seite schiebe, mit 'r'. Hier habe ich mich gewundert, dass er sich immer noch im Schnee befindet, dass er dort weiter wühlt, weil er ist ja bereits ein Stück runtergestiegen, es ist spürbar wärmer geworden, ich dachte eigentlich, er sei schon auf dem grün-grauen Rasenteppich des Achenkrauts. Da musste ich mich neu orientieren.

Meine Bemühungen raubten nur Energie, die ich zum Klettern benötigte.
Für mein Empfinden fehlt da ein Wort im Satz. 'Meine Bemühungen raubten [mir] nur Energie ...' Ist sicherlich Geschmackssache. Ich finde zu starke Verkürzungen einfach nicht so schön zu lesen.

In der Sonne waren die Fußspuren vielleicht geschmolzen, und der Neuschnee hatte die Reste überdeckt.
Es geht hier um die Fussspuren des Professors, wenn ich das richtig interpretiere. Aber warum sucht er denn nach Fussspuren? Sind die nicht schon lange verweht, oder geht dort kein Wind, in diesen Bergen? Wie lange ist der Professor bereits verschwunden? Also ich denke, selbst nach ein paar Stunden wird es schwierig, da noch Fussspuren zu entdecken.

Angenehme Wärme strich über mein Gesicht.
Sag ich doch, es ist schon viel wärmer. Wegen solchen Aussagen lese ich es so, als befände er sich unterhalb der Schneegrenze. Ausserdem: Die Wärme strich über sein Gesicht? Bedeutet das, der Himmel ist bewölkt, das nur vereinzelt Sonnenstrahlen sein Gesicht treffen? Irgendwie habe ich das Gefühl, es gibt da noch so einige Widersprüche/Unklarheiten im Text, aber vielleicht ist es auch nur meine Lesart.

Der Abhang war so steil und rutschig, dass ich mühevoll mit einem Fuß festen Halt suchen musste, bevor ich das Knie beugen und den anderen Fuß weiter nach unten setzten konnte.
Er hat doch Spikes an den Schuhen, die sollten ihm den Abstieg, auch wenn das ein relativ steiler Hang ist, erleichtern? Ich bin jedenfalls auch schon mit normalen Bergschuhen, ohne Steigeisen, durch eine Schneewand, auch wenn ich mir damit im Nachhinein etwas lebensmüde vorgekommen bin :hmm:

Das graugrüne Schimmern in der Talsohle erinnerte mich inzwischen an einen See, doch ohne Wasser, sondern eher mit einer zähen Masse gefüllt.
Könnte man schöner und knapper formulieren. 'Der graugrüne Schimmer erinnerte mich an einen zähflüssigen See' o. ä. Wo sich das Schimmern befindet, ist sowieso klar, hast Du oft genug erwähnt, auch bin ich mir unsicher, ob Du die Farbe des Achenkrauts hier noch einmal erwähnen musst, das kam auch schon ein paar Mal vor.

mit dem Fernrohr in dem schwammigen Rasen die merkwürdigen, pflanzenähnlichen Strukturen des Achenkrauts zu erkennen glaubte, die der Wind leicht nach Süden knickte.
Na, siehste, es geht doch ein Wind. Wenn der schon im Tal stark genug ist, dass das Achenkraut darin nach Süden knickt, ist der doch bestimmt oben am Berg noch um eingies stärker, nicht?

Nochmals griff ich nach dem Fernrohr, suchte im Tal nach Ausgängen, musste jedoch ernüchtert feststellen, dass das Tal eine Art Krater bildete.
Also das mit dem Krater passt so gar nicht zu dem Bild des Tals, dass ich bisher bekommen habe. Es verengt sich doch nach Süden hin? Da habe ich mir eher ein langes, schmales Tal vorgestellt, nicht ein kraterartiges. Ein Krater stelle ich mir eher von rundlicher Form vor, weil ein Krater bildet sich doch, wenn z.B. Gestein aus dem Weltall eingeschlagen ist. Ich weiss das nicht genau, glaube aber, dass sich ein Meteorit beim Eintritt in die Atmosphäre verformen kann und dann eher diese abgerundete Form bekommt, aufgrund der Hitze? Vielleicht täusche ich mich. Aber für mich passte die Stelle nicht, weil eben mein Bild vom Tal vorher ein ganz anderes war.

Ein kurzer Schmerz durchfuhr meine Schultern, als ich mich mit den Händen abstützte, der glücklicherweise aber gleich nachließ.
Wieso nur die Schultern? Hat er nicht auch Schmerzen in den Händen? Steine, die sich in die Haut bohren? Denn offenbar ist er ja jetzt in steinigem Gelände unterwegs.

Die dicke Kleidung schützte mich vor Prellungen und Brüchen.
Was ist das für eine Art Kleidung, die sogar vor Brüchen schützt? Da fehlt mir Spezifikation. Das muss ja eine ganz besondere Bekleidung sein. Eine Art Anzug vielleicht?

Ich blieb auf dem weichen, graugrünen Gewächs liegen, das die Talenge dicht überwucherte. Ich hatte es nun direkt vor meinen Augen.
Hier wieder die Farbe des Achenkrauts, Du bringst die zu exzessiv, einmal am Anfang, wo das Kraut zum ersten Mal vorkommt, würde reichen. Der zweite Satz in diesem Zitat ist redundant, er liegt ja auf dem Kraut, natürlich hat er es da direkt vor seinen Augen.

An der Oberseite baumelten becherförmige Auswüchse. Es war tatsächlich das Achenkraut, nur kam es mir hier wuchtiger vor.
Das die Auswüchse 'becherförmig' sind, hätte ich bereits früher gebracht, habe mich ja weiter oben beschwert, dass ich mir das Kraut nicht so recht vorstellen kann. Wenn Du solche Details erst hier bringst, um einiges später, habe ich mir als Leser bereits mein eigenes Bild gemacht und muss das dann immer wieder nachjustieren, anpassen.

Der Schwindel, der von den Drehungen während des Sturzes herrührte, verschwand.
Achso, ihm ist beim Abstieg schwindlig geworden, habe ich gar nicht so recht mitbekommen ;)

Neben und hinter mir befanden sich Steilhänge, auf denen sich Schneemassen türmten und so bedrohlich wirkten, als wollten sie auf mich stürzen.
Wie können diese mit Schneemassen bedeckten Steilhänge auch neben ihm sein, wenn er sich bereits unter der Schneegrenze befindet? Er ist doch bereits in schneefreies Gelände vorgedrungen.

Ich erkannte keine Einschnitte oder Spalten, die man als Wege hätte benützen können.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man dazu nicht 'Einschnitte' sagt, sondern sowas wie (Fels-)Schneisen oder so (vielleicht steigt er auch über einen Grat ab?). Aber nicht 'Einschnitte'. Man schneidet eine Bratwurst ein, und das nennt man dann Einschnitte, zumindest mMn. Entweder nach einem treffenderen Wort suchen, oder das mit den Einschnitten streichen. Spalten hingegen sind ja passend, weiss aber nicht, ob man typischerweise durch Spalten absteigt? Wahrscheinlich je nach Berg, bin da zu wenig erfahren. Aber der Text müsste das an der Stelle halt glaubhaft(er) rüberbringen.

Ehe ich mich aufrichten konnte, dröhnte es in meinen Ohren. Ich zuckte zusammen. Das Geräusch, von dem ich bereits gehofft hatte, es würde mich niemals wieder heimsuchen, ertönte von Neuem. Ich drehte meinen Kopf, als ließe sich das Dröhnen und Surren dadurch abwehren.
Könntest Du direkt streichen, weil's eh klar ist, um welches Geräusch es sich handelt. Die Gegend scheint sowieso recht geräuscharm zu sein, nicht einmal der Wind heult da oder so :p

Ich machte zwei Schritte nach rückwärts.
Ich machte zwei Schritte zurück, alles andere klingt imo seltsam.

Hatte er uns verschwiegen, dass die Gewächse schreien konnten?
Wieso assoziiert er das Brummen und Surren des Krauts direkt mit Schreien? Das klingt doch überhaupt nicht so, zumindest habe ich einen viel anderen Eindruck davon bekommen: Crescendo und Decrescendo, also ein An- und Abschwellen, nicht ein Schreien.

Je mehr ich nachdachte, desto mehr zwangen mich diese Fragen, den Mysterien so schnell wie möglich auf die Spur zu kommen.
Mmmh, auf der Spur dieser Mysterien ist er ja bereits, also will er ihnen eher auf den Grund kommen, nicht?

Wären die Gewächse überhaupt Pflanzen, Pilze oder Tiere, fragte ich mich erneut.
Vorschlag: 'Sind diese Gewächse überhaupt Pflanzen, Pilze oder Tiere?, fragte ich mich erneut.' Wieso erneut? Vorher waren das für ihn doch immer Pflanzen, keine Pilze oder Tiere? Das kommt hier zum ersten Mal vor, dass es sich auch um etwas anderes handeln könnte, und das hat mich dehalb verwirrt. EDIT: Ok, ja, er hat es zuvor als Krautwesen bezeichnet, ist mir entgangen, sry.

In meiner Verzweiflung und Ungeduld drückte ich die Ohrenwärmer so eng es ging an den Kopf und stürzte los, ohne weiter nachzudenken.
Würde ich streichen, weil es nur Behauptung ist. Dass er sich die Ohrenwärmer an den Kopf presst und scheinbar kopflos durchs Tal stürzt, zeigt doch viel schöner, wie er sich fühlt.

Trat rücksichtslos über die seltsamen Gewächse, trampelte sie nieder.
Vielleicht etwas verknappen, weil hier geht's ja hektisch zu und her, deshalb fände ich sowas wie 'Rücksichtslos trampelte ich über die seltsamen Gewächse' besser.

Wie ein Wahnsinniger stürmte ich das Tal hinunter zum Nebel,
Der Professor hüpfte auch schon wie ein Wahnsinniger ins Büro. Ich finde sowieso, die Redewendung ist sehr ausgelutscht, einmal geht das noch, aber sie gleich zweimal in einem Text zu bemühen, ist mir dann doch zuviel.

in einer Entfernung von noch etwa zweihundert Schritten
Der kann das aber sehr genau abschätzen, in dieser hektischen Situation.

Das Surren verfolgte mich.
Befindet sich das Surren nicht um ihn herum? Vorher kam das doch aus allen Richtungen.

Ich nahm darauf keine Rücksicht.
Naja, logo, oder? Würde ich unbedingt streichen.

Mir blieb keine Zeit für Furcht oder Beobachtungen, und so rannte ich in den blauen Nebel.
Streichen. Wenn ihm keine Zeit dafür bleibt, wieso wird es dann überhaupt erwähnt? Es zögert nur hinaus, bremst.

Erst im Nebeldunst kam mein volles Bewusstsein zurück und ich erschrak, da ich meine Umgebung nicht mehr sehen konnte.
Direkt damit weiterzumachen, wäre besser, finde ich. Wieso erschrickt er sich an der Stelle? Der muss doch erwartet haben, im Nebeldunst weniger Sicht zu haben? Klar, offenbar ist es im Nebel so dunkel wie die Nacht, also der verschluckt alles Sonnenlicht und der Prot war er nicht bei vollem Bewusstsein. Aber wie fühlt er sich da? Irgendwas muss das doch in ihm auslösen? Kommt mir leider zu kurz. Abgesehen davon, dass 'sein Herz zittert', was ich auch keine wirklich gelungene Formulierung finde, passiert da eigentlich erstmal gar nix mit ihm. Dann sehe ich auch noch einen Widerspruch: Im Tal geht ja ein ziemlich starker Wind, der das Achenkraut umknicken lässt, aber der Nebel bleibt da einfach stehen? Der wird nicht vom Wind verweht, aufgewirbelt, wasweissich?

Es roch mit einem ungewohnten Nebenduft nach Waldpilzen.
Nebenduft? Also ich weiss nicht, das kann man doch eleganter lösen. Nach was roch denn der Hauptduft? ;)

Ich versuchte jedoch verzweifelt, die Wand zu finden.
Noch einmal ein Beispiel für ein unnötiges Füllwort. Kannst Du getrost streichen.

Vorsichtig trat ich mit ausgestreckten Händen weiter nach vorne. Auch nach weiteren Schritten spürte ich keinen Widerstand.
Der geht aber ganz schön vorsichtig vor, in seiner Verzweiflung? :p

Aber der Nebel blieb, der dunkle, unheimliche Nebel schien mit mir zu wandern.
Das du hier den Nebel direkt als unheimlich beschreibst, ist mMn der falsche Weg. Du müsstest das über seine Gefühle transportieren, wie sich dieser Nebel anfühlt, damit ich mir das als Leser selbst denke.

Diesmal intensiver, lauter, aufdringlicher – als wollte es mich angreifen und töten.
Das Geräusch will ihn also angreifen und töten. Nein, das passt für mich nicht. Wie kann ihn das Geräusch angreifen? Indem es so laut anschwillt, das seine Trommelfelle platzen und ihn dies somit tötet? Es klingt einfach sehr plump, so wie es da steht. Danach bringst Du ja was dazu, aber auch das passt meiner Meinung nach etwas nicht:

Es lärmte und dröhnte so sehr in meinem Kopf, dass ich glaubte, die Wellen würden Schädelknochen und Gehirn sprengen.
Das diese Wellen drohen, die Schädelknochen und das Gehirn zu sprengen, liest sich für mich etwas theatralisch, überzogen.

Ja, ich glaube, ich bin ungefähr in die Hälfte deiner Geschichte vorgedrungen. Ich muss Dir leider sagen, dass ich hier aufhöre (zumindest zu kommentieren), weil die Schreibe auf mich noch nicht überzeugend wirkt. Für mich passt da leider vieles noch nicht zusammen. Schon vom Aufbau her, dann gewisse Stilsachen, das eher träge Vorankommen der Story, dass ich gewisse Dinge immer wieder nachjustieren muss, weil ich keine klaren Bilder aus dem Text bekomme. Ich hoffe, meine Anmerkungen oben zeigen deutlicher, was ich damit meine. Vielleicht hilft Dir das ein oder andere ja etwas. Bisschen gespannt bin ich aber trotzdem, wie das Ganze ausgeht, ich werd also wohl noch fertiglesen, aber ohne weiter zu kommentieren.

Viele Grüsse,
d-m

 


für das Kommentieren hast du die sehr viel Mühe gegeben und Zeit genommen. Besten Dank dafür.
Ich bin Deine Hinweise, Vorschläge und Kritiken jetzt Schritt für Schritt durchgegangen. Das meiste habe ich übernommen, bei manchem bin ich noch unschlüssig, wie und ob ich es ändern werde. Jedenfals sind viele Deiner Gedanken sehr hilfreich, vor allem die Hinweise auf die Geräusche, Füllwörter, angemessenere Wortwahlen und -wiederholungen und du hast Erfahrung im Gerbirge.
Die Geschichte ist sehr lang und ich verstehe, dass du nicht bis zum Ende kommentieren konntest. Die Länge hat mich auch zunächst abgehalten, sie hochzuladen. Ich werde versuchen, sie noch an einigen Stellen zu kürzen.

Hier habe ich mich schon etwas gewundert, wie es Dinge wie Motorgeräte, Roboter, Hubschrauber und Flugzeuge und Drohnen in einen Text geschafft haben, der mit Fantasy getaggt ist.

Nach meinem Verständnis ist Fantasy zeitlos. Ich habe jedoch lange mit mir gerungen, der Geschichte einen Science Fiction Tag zu geben. Schließlich habe ich mich dagegen entschieden, weil wenig Wissenschaft vorkommt.

Würde ich nach oben nehmen, dorthin, wo das Geräusch zum ersten Mal auftaucht.
Einverstanden.

'Für Unglaubliches offen' klingt irgendwie nicht ganz richtig, die Formulierung wirkt etwas seltsam auf mich.
Ist jetzt "Unerwartetes"

Klingt wenig eindringlich, wenig gefährlich, vor allem wegen der Langeweile, die schwächt alles vorhergehende deutlich ab. Wieso nicht was in die Richtung 'dort gäbe es nur ewige Schneefelder, Eis so weit das Auge reicht, karge Felsen ragten wie uralte Zähne daraus hervor. Dort hole man sich nur den Tod.' Ist natürlich lediglich ein Beispiel, um meine Worte zu untermalen, vielleicht etwas adjektivlastig, aber ich denke, Du siehst, was ich an der Stelle meine.
Ich stimme zu; werde ich ändern, in Richtung Todesgefahren.

Das hat mich überrascht. Er klettert also eine Eiswand hoch? Ich war immer noch auf der Schneebene, auf der er nach Anhaltspunkten vom vermissten Achenstein gesucht hat.
Vielleicht nehme ich anstelle von "Eis" "in den gefrorenen Boden".

Würde ich streichen. Aufgeben ist nur Feigheit, ok, ja, sagt jetzt nicht viel aus, ist naheliegend. Dann 'das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein, schlug in Freude über', was soll das bedeuten? Ist der denn nicht sowieso schon aufgeregt, dass er einem Geheimnis näher zu kommen scheint? Was fühlte er denn vorher, wie drückt sich dieses Gefühl aus, auf der richtigen Fährte zu sein? Wirkt seltsam auf mich, diese Formulierung.
Ist gestrichen.

Anmerkung: Etwas zur Seite schiebe, mit 'r'. Hier habe ich mich gewundert, dass er sich immer noch im Schnee befindet, dass er dort weiter wühlt, weil er ist ja bereits ein Stück runtergestiegen, es ist spürbar wärmer geworden, ich dachte eigentlich, er sei schon auf dem grün-grauen Rasenteppich des Achenkrauts. Da musste ich mich neu orientieren.
Verstehe. Schnee ist zu Schneematsch geworden.

Das die Auswüchse 'becherförmig' sind, hätte ich bereits früher gebracht, habe mich ja weiter oben beschwert, dass ich mir das Kraut nicht so recht vorstellen kann. Wenn Du solche Details erst hier bringst, um einiges später, habe ich mir als Leser bereits mein eigenes Bild gemacht und muss das dann immer wieder nachjustieren, anpassen.
Einverstanden. Wird geändert.

Könnte man schöner und knapper formulieren. 'Der graugrüne Schimmer erinnerte mich an einen zähflüssigen See' o. ä. Wo sich das Schimmern befindet, ist sowieso klar, hast Du oft genug erwähnt, auch bin ich mir unsicher, ob Du die Farbe des Achenkrauts hier noch einmal erwähnen musst, das kam auch schon ein paar Mal vor.
Danke, hab' ich so übernommen, wie vorgeschlagen.

Vielleicht etwas verknappen, weil hier geht's ja hektisch zu und her, deshalb fände ich sowas wie 'Rücksichtslos trampelte ich über die seltsamen Gewächse' besser.
Dein Vorschlag ist tatsächlich besser.

Ich habe jetzt schon manches im Word-Dokument dank Deiner Empfehlungen geändert (nicht alles habe ich hier aufgeführt). (Leider ist die Geschichte dadurch noch nicht kürzer geworden.) Deine Hinweise haben mir sehr geholfen und die Geschichte mit Sicherheit verbessert.

Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugusan,

Deine Geschichte hat was angenehm altmodisches, was mich ein bisschen an Lovecraft erinnert. Das Tal wiederum weckt bei mir Erinnerungen an das mystische Shangri La, das im oberen Himalaya zwischen eisigen Gipfeln liegen soll. 1937 verfilmte Frank Capra den Roman ‚Lost Horizon‘ von James Hilton, der 1933 entstand, unter dem gleichen Namen.

Der Professor Achenstein entspricht dem Prototyp des genialen, in seine Ideen verbissenen Genies, der, von seinen Kollegen verspottet, unbeirrt weiter forscht, und schließlich Erfolg hat. Sein namenloser Praktikant (?) glaubt an ihn und sucht ihn, als er verschwindet, unverdrossen sogar in äußerst unwirtlicher Umgebung im verschneiten Hochgebirge in 3000 (!) Meter Höhe.
Wenn man das schluckt, fällt es einem nicht schwer, den Text bis zu Ende zu lesen. Die Story ist ziemlich lang, aber bis auf ein paar Holprigkeiten gut geschrieben, Fugusan.

Meine Nase brannte in der Kälte. Doch das hinderte mich nicht, Professor Achenstein weiterzusuchen. Die letzten Tage war ich keinem Menschen begegnet, und noch immer hatte ich keine Spuren entdeckt, keine Fußabdrücke, keine Haare, keine Kleiderfetzen, keine gelben Flecke im Schnee, keine sonstigen Ausscheidungen, und meine Finger und Zehen waren steif. Es war sinnlos, im Schnee weiter zu wühlen. Ich drehte mein Gesicht aus dem beißenden Wind und zog den Schal hoch, der an der Daunenjacke festgenäht war.
Guter Anfang. Besonders
Ich drehte mein Gesicht aus dem beißenden Wind
blickte um mich, erkannte weder ein Mensch oder Tier noch ein motorbetriebenes Gerät oder Roboter. Auch über mir sah ich nur Himmel und Wolken, kein Hubschrauber, kein Flugzeug, keine Drohne.
Sollte es nicht besser keinen Hubschrauber heißen?
Man hielt ihn für weltfremd, eigensinnig und unsportlich. Seine engsten Kollegen schimpften ihn sogar als kühl oder empathielos.
Ein entfernter Verwandter von Phileas Fogg?
Nach vielen Versuchen in einem speziellen Kälteraum und nur mit einer Beschallung von mittleren akustischen Frequenzen und variierender Lautstärke brachte er das Achenkraut schließlich zum Wachsen
interessant und originell, finde ich.
suchte ich weiter nach Spuren des Professors und schob Schneematsch zur Seite. Vergebens.
Klingt merkwürdig. Schneematsch zur Seite schieben, um Fußspuren zu finden?
Eine Tür, die ich bisher nicht bemerkt hatte, da sie sich farblich nicht von der Wand abhob, öffnete sich langsam nach innen und verbog sich. Sie schien aus einer gummiartigen Masse zu bestehen.
Gefällt mir. Guter Stoff für's Kopfkino...
Es handelte sich um Gewächse, die am ehesten Pilzen und Flechten glichen. Aber auch das waren es nicht.
?
An der Oberseite baumelten die becherförmige Auswüchse,
Wenn etwas baumelt, dann doch eher von oben herab?
Am Boden schlängelten sich dunkle, gummiartige Zweige, aus denen graugrüne Stiele hochwuchsen. Ich getraute mich nicht zu gehen, um nicht auf sie zu treten. Von der Decke baumelten braunblaue Fäden wie Girlanden. Links und rechts zeigten graugrüne, gewellte Blattformen auf mich, als wollten sie mir einen Weg zeigen. Eines der Gewächse, das halbverdeckt in einem dichten Gewirr gedieh, strahlte Licht aus. Ich dachte zunächst an Glühwürmchen, doch es war eine mir unbekannt Lichtquelle, denn es leuchtete aus blattähnlichen Gebilden.
Ebenso: sehr schönes Kopfkino.
Ein bißchen kürzen hier und da wäre vielleicht angesagt, aber trotzdem: gern gelesen, Fugusan.
Schöne Grüße
Harry

 

Hallo @harrytherobot,

ich freue mich sehr über Deinen Kommentar und, dass die Geschichte positiv auf Dich gewirkt hat. Alle Änderungsvorschläge habe ich übernommen. Ein paar Worte konnte ich wieder kürzen (z. B. die Stelle mit dem Schneematsch. Das ist mir auch zu matschig geworden). Leider hat Professor Achenstein keine Verwandten mehr und ich konnte niemanden von Ihnen kennenlernen. Er ist bisher nicht aufgetaucht und seine Welt liegt noch verborgen.

Viele Grüße
Fugu

 

Hallo @Fugusan

Wie schon gesagt, fand ich deine Geschichte spannend. Ich habe zuerst geschaut, wie lange sie ist. Sie ist lang. Zuerst hatte ich nur Zeit, um wenig hineinzulesen. Als ich mit mehr Zeit noch einmal anfing, war sie aber leicht in einem Stück zu lesen. Man weiss schnell, dass von einer Suche erzählt wird. Die ganze Geschichte hat einen surrealen Zug, finde ich. Der Schluss passt und schliesst die Geschichte effektiv ab.

Was mir auch gefiel, war, dass die Geschichte gut erkennbare Teile hat: Der erste Teil greift das Thema Suche auf, schildert die Gegend und führt das sonderbare Geräusch ein, das später noch eine Rolle spielen wird.
Danach folgt in einem zweiten Teil eine Rückblende, die zeigt, wer der Suchende und wer der Gesuchte ist. Dabei wird auch ein sonderbares Gewächs erwähnt, um das es immer wieder gehen wird.
In einem dritten Teil sehen wir erneut den Suchenden im Gebirge, der von dem Geräusch bei seinem Vorwärtskommen behindert wird, aber doch auf ein geheimnisvolles Tal stösst, in das er abzusteigen versucht. Er stürzt und fällt in das Tal. Unten angekommen sieht er viele der besagten Gewächse und wird durch das sonderbare Geräusch bewusstlos.
Im vierten Teil erwacht er in einem Raum wieder und trifft auf den Gesuchten. Dieser will aber nicht gerettet werden und schickt seinen Studenten zurück, der daraufhin von dem Verbleib des gesuchten Professors berichtet, ohne den Aufenthaltsort zu verraten.
In das Ganze spielt auch noch, dass der Professor sich unverstanden fühlt, nicht gewürdigt vorkommt, und dass der Student und junge Assistent in ihm so eine Art Vaterfigur sieht, er für ihn also mehr als nur ein Professor ist.

Am Anfang hast du auffallend viele Aussagen drin, die sagen, was er nicht sieht, nicht findet, nicht hört, nicht kann, was etwas nicht ist, nicht macht, nicht, nicht, nicht ...

Wieso lässt du den Suchenden in das grüne Tal stürzen? Geschieht das so, damit er plötzlich erkennt, dass in dem Tal das Kraut des Professors wächst? Er könnte doch auch ohne Sturz absteigen und dabei allmählich erkennen, dass er den Herkunftsort der Pflanzen gefunden hat.

Vor längerer Zeit habe ich einmal angemerkt, dass du dazu neigst, Sätze bzw. Verben zu überladen. Das machst du in dieser neuen Geschichte nicht mehr. Trotzdem beschreibst du noch immer viele Einzelheiten. Das ist gut.

Sieht so aus, als würdest du mit einem recht freien Erzähler experimentieren, einem Erzähler, der am Anfang seinen Namen nennt und am Schluss sich auch getraut, direkt mit dem Leser zu sprechen. Aber vielleicht nennt "Hubert Hug: der Einzelgänger" nicht den Erzähler deiner Geschichte sondern den Namen und die Geschichte eines anderen Autors, der dich zu deiner Geschichte anregte.

Fugusan, ich habe deine Geschichte gerne gelesen und mich darüber gefreut.
Gruss teoma

 

Hallo Fugusan, in seinem Kommentar schreibt harrytherobot, dass der Text angenehm altmodisch auf ihn wirkt und bei dem Punkt möchte ich einhaken.

So mancher Text, der vor 50 oder 100 Jahren geschrieben und seinerzeit als literarisch einwandfrei oder sogar als Meisterwerk wahrgenommen wurde, wirkt heute merkwürdig naiv. Nehmen wir »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe als Beispiel, erschienen 1719 oder »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde« von Jules Verne (1864). Wir können das heute lesen mit dem Wissen, dass diese Romane vor langer Zeit geschrieben wurden und deshalb fällt uns die Naivität nicht negaiv auf.

Aber heute ist nun einmal heute und nicht 1719 oder 1864. Und wenn eine Geschichte so wirkt, als hätte es in den letzten 200 Jahren keine kulturelle Entwicklung gegeben, dann sollte man da genauer raufschauen.

Ich greife zwei Punkte heraus:

Weitschweifigkeit

Während der Erzähler in Daniel Defoes »Robinson Crusoe« es sich leisten konnte, sich vor Beginn des Abenteuers dem Leser vorzustellen, würde man das heute nicht mehr akzeptieren. Für das heutige Lesevergnügen wäre ein so weitschweifiger Anfang inakzeptabel, würde als zu langatmig empfunden werden. Und Weitschweifigkeit ist ein Merkmal Deiner Geschichte. Statt konkret in die Situation zu gehen, wandert Deine Erzählung in der Zeit rückwärts und beschreibt Geschehnisse der Vergangenheit. Weitschweifigkeit wirkt auf den modernen Leser von Romanen unangenehm, noch fataler ist sie in einer Kurzgeschichte. Als Faustregel könnte man formulieren: Je kürzer eine Geschichte ist, desto seltener sollte sie aus der konkreten Situation abschweifen. (Wie bei allen Faustregeln gibt es Ausnahmen, aber die können wir hier vernachlässigen.)

Ich behaupte, dass das nicht nur eine Frage der persönlichen Vorlieben ist, sondern mit der veränderten Wahrnehmung des modernen Lesers zu tun hat. (Die gleiche Tendenz zur knapperen Erzählweise findest Du im Film.)

Emotionalität und Fühligkeit

Dein Protagonist schildert seine Erlebnisse sehr emotional und fühlig: Er beschreibt seinen Schrecken, beschreibt Angenehmes, Unangenehmes, eine brennende Nase, steife Finger und Zehen, schmerzhaftes Dröhnen in den Ohren, Kopfschmerzen, Unbehagen, ein drückender Rucksack, die blendende Sonne usw.

Diese Beschreibungen geben dem Ganzen eine etwas unzeitgemäße Form. Moderner wäre es, nicht in Gefühls- und Empfindungsbeschreibungen zu schwelgen, sondern viel schlichter zu beschreiben, was der Protagonist tut. Wenn sich der Wanderer gegen die Kälte die Hände reibt, wird der Leser schon so empathisch sein, zu verstehen, dass der Mann friert.

Empfehlungen: Meine Empfehlung ist, sparsamer mit erklärenden Rückblenden zu sein, sparsamer auch mit Gefühls- und Empfindungsbeschreibungen. Geh stärker in die konkrete Situation und schildere die so prägnant wie möglich.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hm, als gewesener Azubi (damals noch „Lehrling“ geheißen) in einem MPI musste mich ja die Geschichte „anziehen“,

lieber Fugu,

und Du hast mich tatsächlich bei der „Stange“ gehalten, wie der Volksmund so treffend meint und was mir besonders auffällt, Du fällst nicht auf die in Bürokratien entstandene pluralistsiche Formel, ob man Kinder habe, herein, die ich nur korrekt mit „ja“ beantworten kann, wenn ich Enkel einbeziehe. Aber ach, der geglückte Satz

Die letzten Tage war ich keinem Menschen begegnet, ...
kippt allsogleich in den mainstream der (physikalisch unberechtigten) Pluralisierung
und noch immer hatte ich keine Spuren entdeckt, keine Fußabdrücke, keine Haare, keine Kleiderfetzen, keine gelben Flecke im Schnee, keine sonstigen Ausscheidungen, und meine Finger und Zehen waren steif.

um in einem Dilemma aus Ein- und Mehrzahl, mask. & fem. zu enden

..., hielt die Ohren zu, verharrte auf der Stelle, blickte um mich, erkannte weder ein Mensch oder Tier noch ein motorbetriebenes Gerät oder Roboter.

(einfachste Lösung: „ein“ grundsätzlich streichen! Mein Vorschlag:

… verharrte auf der Stelle, blickte um mich, erkannte weder … Mensch oder Tier noch ... motorbetriebenes Gerät oder Roboter.

Wollte mich jemand mit diesem akustischen Signal zum Umkehren bewegen?

Warum diese Art der Substantivierung, wenn ein „zur Umkehr bewegen“ a) kürzer und b) eleganter ist?

Und immer wieder unnötig schwache Klammern

Professor Achenstein hatte vor zehn Jahren die Dorenoberge besucht und von dort ein graugrünes, pflanzenähnliches Wesen, das einer Flechte glich, mitgebracht.
„mitgebracht“ kannstu gefahrlos VOR den Relativsatz setzen (und sparst immerhin ein Komma!), den wohl auch der unbedarfteste Leser korrekt zuordnen kann ...

Hat sich vielleicht rumgesprochen dass ich auf dem Kreuzzug „rettet das Ausrufezeichen!“ bin … Auch da droht eine Art Artensterben …

hier zB

»Komm herein«, sagte er in befehlendem Ton.

›Das geheime Leben des Oxantos brevis in der Tiefsee‹ oder ›Die unentdeckten Sinne der niedersten Pflanzen im Wandel der Zeiten‹ in Ozeanien, …
Ich glaube nicht, dass Prof. A. dem „Zeitgeist“ frönt und weiß, dass es physikalisch nur eine Zeit gibt, allein die Gegenwart – alles andere auf dem Zeitstrahl spielt, der mit jedem Schritt kürzer wird und als „Geschichte“ (eine umgelautete substantivierte Form des Partizips „geschehen“) weiterhin im Rücken besteht.

Besser: „Im Wandel der Zeit“

Und dann die Katastrophe der schreibenden Zunft schlechthin

Jedenfalls wurde es wärmer, der Wind lies nach, und …
lesen und lassen zu velwechsern …

Hier

die Sonne blendete mich so stark, dass ich meine Sonnenbrille aufsetzten musste, aber …
kommstu selber drauf

Es entzückte mich, es in freier Natur zu sehen, und es erschien mir, als dulde es kein anderes Lebewesen neben sich.
Warum Konj. I (bevorzugt bei indirekter Rede), wenn für „dulden“ Prät. und Konj. II zusammenfallen, das „als“ aber wie ein „als ob“ den Konj. II mitschwingen lässt?

Ah, bisher hastu „Befindlichkeiten“ der Art

Ich befand mich auf dem richtigen Weg, klopfte in den Schnee und war mir sicher, den Professor bald zu finden.
vermeiden können. Da wird ein vermeintlich höheres Sprachbewusstsein vorgegaukelt, wo in Wirklichkeit ein schlichtes „sein“ - (!Ich war auf dem richtigen Weg …!), von dessen Substantivierung ganze Philosophien leben und die Psychologie der Befindlichkeiten mit dem Staubtuch mit einem Griff weggewischt werden ...

Der Schwindel, der von den Drehungen während des Sturzes herrührte, verschwand.
(versuch mal selbst, die schwache Klammer wegzukriegen)

Hier geht der Schönklang mit Dear durch

An den Steilhängen erkannte ich keine Schneisen oder Spalten, die man als Wege hätte benützen können.

(gut, zwo Um,lautungen bleiben bestehen, aber zwischen „hätte“ & „können“ genügt ein „benutzen“ ...

Das Surren kann aus allen Richtungen.
Da fehlt was … ein kommen ...vllt?

..., nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten.
gewöhnt

»Alle … außer mir denken, Sie seien tot. Deshalb suchte ich nach Ihnen – denn ich glaubte nicht an Ihren Tod«, rechtfertigte ich mich.
Traustu Dich nicht, statt der indirekten Rede im Konj. II zu schreiben?

Die langenKOMMA grauen Haare fielen weit über die Schultern.
Wie in der Mathematik kannstu hier ind "Aufzählung" eine Gegenprobe bzgl. der Kommasetzung mit „und“ wagen, und Du wirst sehen,
"Die langen und grauen Haare …"
nehmen durch Komma oder + keinen Schaden ...

dto. hier

Was ich sah, überwältigte mich. Ich fühlte mich in einen Urwald, in einen dichten blaugrünen Dschungel versetzt.
Gelegentlich klappts doch
Links und rechts zeigten graugrüne, gewellte Blattformen auf mich, als …

Ein Gedanke schoss mir plötzlich durch den Kopf, und ich fragte: »Sie waren nicht auf Konferenzen, sondern hier?«
Komma weg!

Noch ne schwache Klammer.

Sie weigerten sich, die Geheimnisse, die die Erde noch vor ihnen verbirgt, zu erkennen.
Kriegste selber weg ...

»Iss davon«, bat er.
Ein !

soll ein letztes Zeichen setzen, das mir durchaus gefallen hat,

meint der Graubart

Friedel

 

Hallo @Achillus,

besten Dank für's Lesen und Kommentieren. Ich schätze es sehr, Deine Gedanken zum Aufbau und Kritik zu bekommen, die mich immer zu intensiven Gedanken und Verbesserungen anregen: hier vor allem, wie ich die Rückblenden verändere, den Text straffe und die Gefühle anders beschreibe.
Ich möchte anmerken, dass ich keinen Anspruch auf "moderne" Sprache habe. Ich möchte so schreiben, dass ich verstanden werde.

Viele Grüße
Fugu


Hallo @Friedrichard,

schön, wieder von Dir zu lesen. Einerseits ist es gutes Gefühl, wenn Deine scharfen Augen und Sinne über den Text gegangen sind, anderseits ist es schlimm, was man selbst alles übersieht und wie blind man gegen den eigenen Text wird. Ausrufezeichen habe ich gerne gesetzt, Konjunktiv II finde ich an den von Dir entdeckten Stellen passender und auch das andere habe ich alles gerne übernommen - bis auf eines: das Komma zwischen den Haupsätzen, die durch "und" verbunden sind. Da ist beides möglich (siehe Zitat unten).

Aus on-line Duden: https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Kommasetzung-zwischen-vollständigen-Hauptsätzen

Bei der Verbindung aus zwei vollständigen Hauptsätzen, die durch und, oder, entweder – oder, weder – noch oder beziehungsweise verknüpft sind, ist die Kommasetzung freigestellt. Es liegt also im Ermessen des Schreibenden, ob er sich für ein Komma entscheidet oder nicht. Sie war wie vom Erdboden verschwunden[,] und er blieb ratlos zurück. Entweder du teilst es ihm morgen selbst mit[,] oder du beauftragst einen Kollegen. Er fährt mit dem Auto zur Arbeit[,] beziehungsweise seine Frau fährt ihn. Ein Komma empfiehlt sich vor allem dann, wenn man die Gliederung eines solchen Gefüges hervorheben will, oder auch, wenn die Sätze besonders lang sind.
In der Geschichte Geronimo von @Achillus habe ich bereits gesehen, dass Du die Variante ohne Komma bevorzugst. Editoren, die über meine Texte gehen, drücken mir meist an solchen Stellen ein Komma rein.

Auf jeden Fall nochmals "dankeschön" für's Aufspüren der Fehler und[,] dass Du bei der langen Geschichte bis zum Ende durchgehalten hast. Dein leises Lob und die Erinnerungen an Deine Zeit am MPI freuen mich besonders.

Viele Grüße
Fugu

 

Hallo @teoma,

hat mich riesig gefreut, Deinen Kommentar zu lesen. Ich habe deshalb und, weil du mehr zum Hintergrund zu wissen scheinst, mit der Antwort gewartet.
Endlich finde ich Muse, Dir zu antworten.

Wieso lässt du den Suchenden in das grüne Tal stürzen? Geschieht das so, damit er plötzlich erkennt, dass in dem Tal das Kraut des Professors wächst? Er könnte doch auch ohne Sturz absteigen und dabei allmählich erkennen, dass er den Herkunftsort der Pflanzen gefunden hat.
der Typ stürzt und rutscht, damit die Handlung schneller geht, und dass man die Steilheit und die Konzentrationsschwäche besser wahrnimmt. Auch wird ein schwieriger Rückweg angedeutet.
Vor längerer Zeit habe ich einmal angemerkt, dass du dazu neigst, Sätze bzw. Verben zu überladen. Das machst du in dieser neuen Geschichte nicht mehr. Trotzdem beschreibst du noch immer viele Einzelheiten. Das ist gut.
Diese Erkenntnis habe ich mitunter auch Dir zu verdanken.

Leider habe ich so eine Pflanze wie das Achenkraut nicht gefunden. Man könnte sich aber vorstellen, die Pigmente des Photosyntheseapparates einer Pflanzenzelle in eine sogenannte Farbstoffsolarzelle einzubauen, um mit Sonnenlicht Energie zu erzeugen. Leider sind die Effizienzen (bisher) noch so gering, dass die Idee belächelt wird. Zudem sind die Pigment-Moleküle nicht besonders stabil. Die Pigmente in den Blättern unserer Laubbäume z. B. müssen ja nur ein Jahr halten. Der nächste, naheliegende Schritt, wäre vielleicht eine Flechte aus dem Gebirge. Denn im Kalten sind die Pigmente stabiler und die Effizienz der Lichtenergieumandlung höher. Ob Geräusche helfen, weiss ich nicht. Vielleicht können Schallwellen bestimmte Pigmente auch zum Elektronentransfer von natürlichen Pigmentsystemen anregen. Sollte man testen. Leider bin ich bald zu alt dafür. Die Geräusche in einer Stadt könnte man sinnvollerweise dazu verwenden. Gleichzeitig sollten sie absorbiert werden ... und die Stadt leiser machen. Aber jetzt habe ich genug gesponnen.
Bis bald wieder.
Beste Grüsse und Dir ein schönes Wochenende,
Fugu

 

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