Was ist neu

Der Eisvogel

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08.01.2002
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Der Eisvogel

„Na? Dein Rambo wieder von Feindfahrt zurück?“
Überrascht drehe ich mich um. Hinter mir Udo mit diesem lauernden Blick.
„Wie kommst du da drauf?“
„Hab ihn vorgestern hier gesehen.“
Diese gönnerhafte Tonlage.
„Hier, im Dorf?“
„Klar, wo denn sonst? Hat er sich bei dir noch nicht gemeldet? Hat offenbar 'ne andere.“
„Du täuschst dich. Sein Handy ist aus. Also ist er im Einsatz.“
Muss Oma Sievers ausgerechnet hier beim Bäcker in Zeitlupe ihre Münzen abzählen?
„Ist direkt hier vorbei mit seiner Audigurke. Frag mich immer, wie lange er mit der noch rumkarrt.“
„Das ist doch seine Sache, was er fährt.“
Dieses ewige „ich hab das größere Auto“-Getrommel hier im Dorf.
„Der kriegt doch als Elitesoldat reichlich Knete, was muss er denn da mit diesem Wrack rumgurken?“
„Dafür riskiert er auch laufend sein Leben, was man von dir Bademeister nicht behaupten kann.“
„Jetzt mal nicht so pampig die Dame - hat ihn keiner gezwungen, zum KSK zu gehen.“
Wie immer Udo im Angriffsmodus und ich lern‘ es nie, latsche regelmäßig auf seine Tretminen. Was war mit Armin?
„Mit den ganzen Gefahrenzulagen wär mindestens ein Porsche oder’n AMG drin.“
„Kannst du mal 'ne andere Platte auflegen?“
„Würd mich echt interessieren, ob die alle vom KSK so piefig sind.“
„Und wenn? Was wär da dran falsch?“
Neid kann beflügeln. Aber wenn er lähmt, kippt er um in Missgunst á la Udo.
„Das sag ich dir: Diese Eliteheinis kriegen doch alle das Maul nicht auf. Nie ein Wort über ihre Einsätze. Weil es keine gibt, sag ich dir. Und wenn, dann sind die alle in die Hose gegangen. So isses.“
Ist er tatsächlich seit vorgestern aus Afghanistan zurück?


Die Rollläden sind runter, aber sein Wagen steht da. Auf der Türschwelle ein Kochtopf. Bestimmt von seiner Mutter. Linsensuppe mit Würstchen. Klingel abgestellt. Wird er böse, wenn ich klopfe?
Sein jämmerlicher Anblick erscheckt mich. Armin, der Hüne mit dem kraftstrotzenden Oberkörper, der sonst wie eine Festung wirkt, steht vor mir mit hängenden Schultern.
„Ach, du.“
Er weicht ein Stück ins Haus zurück, aber nicht, um mich reinzulassen.
„Du hast den Topf noch nicht ..., ist Linsensuppe drin.“
„Mach ich nachher.“
Er blickt an mir vorbei, verloren.
„Soll ich sie dir schnell warmmachen? Oder Brötchen? Hab grad welche gekauft.“
„Lass mal. Würd gern allein sein.“
„Dachte nur, weil ...“
Verflixt, was sag ich denn jetzt?
„Schaltest du dein Handy ein? Es ist noch aus.“
Eisige Luftwirbel.
„Ich melde mich.“
„Brauchst du irgendwas?“
„Laura! Bitte!“
Eiswand.
Er ist noch gar nicht hier. Auf dem Nachhauseweg wird mir klar, was mich so entsetzt hat: Es war nicht die Kraftlosigkeit, die sich wie eine böse Krankheit über seinen Körper ausgebreitet hatte. Es waren seine Augen. Diese blitzgescheiten Fuchsaugen, die einen voller Aufmerksamkeit anblicken und durchdringen können, waren verschleiert.


Wenn einer ihn da rausholen kann, dann Ronny. Wie lange ich benötigt habe, um zu begreifen: Enge Kameraden, deren rüder Ton untereinander täuscht. Sie sind viel mehr als nur beste Freunde.
„Ronny? Sag, kommst du grad mit Armin aus einem Einsatz? Es geht ihm nicht gut.“
„Was macht er?“
„Verkriecht sich. Rollläden runter, Klingel, Handy aus, isst vermutlich nichts, sieht übernächtigt aus.“
„Das muss er mit sich ausmachen. Lass ihm einfach Zeit. Das wird schon.“
„Er wirkt, als sei er in sich selbst verschwunden. Man muss ihm doch helfen!“
„Nur, wenn er es zulässt. Uns wird nach jedem Einsatz psychologische Hilfe angeboten. Armin lehnt regelmäßig ab.“
„Was mach ich denn jetzt?“
„Ich versuch ihn zu einer Motorradtour zu überreden. Das macht den Kopf frei. Ich hol‘ für Samstag zwei Kameraden dazu.“
„Bitte tu das. Kann ich mit?“
„Na, klar, um zehn Uhr bei Armin.“


Ich bin aufgeregt. Es ist besser, wenn ich heute nicht die Erste bin. Als ich eintreffe, sind sie schon da. Armin steht mit dem Rücken zu mir an seinem Motorrad, vor ihm die drei. Sie fachsimpeln.
„Tach“, rufe ich vernehmbar.
„Moin“, sagt Ronny und die anderen beiden heben die Hand zum Gruß, nur Armin dreht sich nicht um.
„Karsten und Tom kennst du? Oder soll ich euch miteinander bekannt machen?“
„Nee, wir kennen uns“, sagt Karsten und ich nicke.
Sie sind beide in Armins Team und könnten gegensätzlicher nicht sein. Wegen seines graumelierten Kinnbartes und den tief eingegrabenen Stirnfalten wirkt Karsten gesetzt und älter, als er ist. Während Tom mit seinem sommersprossigen Lausbubengesicht und seinen witzigen Sprüchen für deutlich jünger gehalten wird. Diese Sorte Mann, die noch mit 30 an der Kinokasse den Ausweis vorlegen muss.
„Geht gleich los",sagt Ronny, "wir prüfen nur kurz unsere Headsets und müssen Karsten noch hinzukoppeln.“
Ich nicke, lasse Armin nicht aus den Augen. Der dreht sich um. Seine Miene ist düster. Er hebt nur kurz die Hand zum Gruß.
Meine Wangen glühen. Was mache ich hier?
"Hier", Ronny drückt mir einen Helm in die Hände, "dann kannst du mit Armin mitfahren."
„Mach du das bitte“, sagt Armin, „würd gern allein ...“
Meine Schläfen pochen, ich schäme mich und weiß nicht warum. Was sag ich?
„Ich will mich nicht aufdrängen oder so“, stottere ich. Himmel, wieso kann ich nicht souverän klingen?
„Ich geh wieder nach Hause.“
„Nix da, du kommst auf jeden Fall mit“, sagt Ronny, „du steigst bei mir auf.“
Mein Blick wandert zu Armin, der bereits auf seinem Motorrad sitzt. Ich erhasche eine Sekunde lang seine harten Gesichtszüge. Dann setzt er den Helm auf und das Visier fällt.
Bloß das nicht, ermahne ich mich und stemme mich gegen die Tränen.
„Das wird schon“, raunt Ronny, „hab Geduld. Soll ich dir erklären, wie das mit der Funkverbindung geht?“
Ich muss die unterdrückten Tränen wegräuspern, bevor ich antworten kann, „ich weiß wie‘ s geht.“
„Sicher? Schau, wenn du hier seitlich drauf drückst, dann sind wir mit allen verbunden. Und sollten wir zu weit auseinanderfahren, dass die Verbindung unterbricht, musste nix tun. Sobald wir wieder im Funkbereich sind, können uns alle automatisch hören.“
„Alles klar“, sage ich mit belegter Stimme.
Armin, Karsten und Tom haben ihre Maschinen gestartet.

„Halt dich gut fest, nicht dass du mir gleich vom Sitz kegelst. Wär‘ ja schade um meinen teuren Helm“, sagt Ronny verschmitzt.
Wir beide grinsen uns an. Wie befreiend das ist.
Die anderen sind bereits ein Stück entfernt, ich höre ihre Motorräder schwach.
Als ich hinter Ronny Platz nehme, der Helm mich abschirmt und beschützt, fühle ich mich erleichtert.
Kaum fahren wir, fängt Ronny zu reden an, vom guten Wetter, wo wir einkehren werden, und ich weiß nicht was. Es ist so offensichtlich, dass er mich ablenken will.
„Sach mal, du redest ja ohne Punkt und Komma“, beschwert sich Tom.
„Wieso?“, fragt Ronny, „hast du etwa was Wichtiges beizutragen?“
„Denke schon: Rennleitung gleich hinter der Kurve nach dem Ortsausgang.“
„Oh“, sagt Ronny nur und geht mit seiner Geschwindigkeit runter.
„Die drei haben wir ratzfatz eingeholt“, nimmt Ronny das Gespräch wieder auf, „Armin sehe ich bereits, der kommt ja eh nie aussem Knick mit seiner alten BMW.“
„Kannst froh sein, Laura“, hör ich Toms Stimme, „dass du nicht mit Armin fährst. Dann hätten wir nämlich eine Zweitagestour zum Gasthof einplanen müssen.“
Alle lachen, ich könnte schwören, dass Armin drunter ist.
„Was lästert ihr immer über meine zuverlässige Maschine?“
„Wenn ich an meiner so viel rumschrauben würde“, kontert Karsten, „wie du an deiner R80 ...“
„Meine Gummikuh ist unverwüstlich“, erwidert Armin gut aufgelegt.
„Ich seh dich laufend Teile erneuern“, kontert Karsten, „na, was ist denn alles nicht eingetragen?“
„Im Gegensatz zu dir fahr ich viel. Du hast ja noch nach Jahren sämtliche Gummifäden auf'm Profil.“
Alle lachen.
Dann fragt Tom: „Woran erkennt man einen guten Motorradfahrer?“
„An den abgeschliffenen Kniepolstern“, antworten alle im Chor.


Im Gasthaus platzieren sich Ronny, Karsten und Tom so an den Tisch, dass ich automatisch neben Armin sitze. Ob sie das extra so eingerichtet haben?

„War 'ne schöne Strecke, die du ausgesucht hast, Karsten“, sagt Armin gelöst, „am besten fand ich das letzte Stück durch den Wald. Habt ihr gesehen, dass der im Vergleich noch ziemlich intakt aussah?“
„Stimmt“, sagt Karsten, „die Baumkronen waren nicht so brutal kahl.“
„Hör ich richtig?“, lästert Tom dazwischen, „guckt ihr zufällig auch mal auf die Straße, wenn ihr unterwegs seid oder nur in die Baumkronen?“

„Erzählt mir was über Afghanistan. Wie ist es dort?“, frage ich in die Runde.
Die Männer blicken ernst und schweigen und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich diese unüberlegte Frage gestellt habe. Doch Karsten sagt:
„Staubig und heiß, du hast deine Klamotten längst durchgeschwitzt, da hast du sie noch gar nicht richtig an.“
„Auf Patrouille schleifst du gewichtsmäßig mehr Wasser als Munition mit“, sagt Tom.
„In den ersten Tagen nach der Rückkehr aus dem Einsatz wirst du nervös, wenn hier die Straßen leer sind“, erklärt Karsten, „du scannst ununterbrochen die Umgebung, suchst nach Anzeichen für Sprengfallen, komischen Gegenständen am Straßenrand, Straßenbauarbeiten, Brücken, alles ist verdächtig. Das braucht 'ne Weile, bis man das ablegt.“
„Falls du dich wunderst, wenn Armin stur in der Straßenmitte fährt“, grinst Ronny, „oder flucht, dass sein Audi wie ein Go-Kart flitzt, dann kannst du davon ausgehen, dass er in Afghanistan was deutlich Größeres und Schwereres unterm Hintern hatte.“
„Genau“, pflichtet Tom bei und lacht verschmitzt, „am besten fährst du mit ihm zur Eingewöhnung nur Feldwege und gesperrte Straßen, die länger als 30 Jahre nicht saniert wurden, mit mindestens einem Schlagloch pro Meter. Wenn er vor keinem Stoppschild anhält und hupend an Rotampeln vorbeibrettert, weißt du, er fühlt sich im Einsatz.“
„Falls du mit Tom einkaufen gehst“, hält Armin dagegen und schmunzelt, „dann erklär ihm behutsam, dass der Preis auf der Zigarettenschachtel nicht der Stangenpreis ist, sowie dass er keine Süßigkeiten mehr braucht, um sie an die Kinder zu verteilen.“
Armin hat beiläufig meine Hand genommen und streift mit dem Daumen zärtlich über die Innenseite. Dann beugt er sich zu mir und küsst mich auf die Wange.
„Auf dem Rückweg würd' ich dir gern etwas zeigen.“
Ich nicke. In mir breitet sich wohlige Wärme aus. Das Eis ist geschmolzen.
„Ihr seid uns nicht böse, wenn wir ohne euch zurückfahren?“, fragt er seine Kameraden.


Als ich hinter Armin sitze, meine Arme fest um ihn gelegt habe, ist mir schwindelig vor Glück.
„Wir sind gleich da“, sagt er, biegt in einen Feldweg ein, den wir fahren, bis vor uns Grasland liegt.
„Wir müssen ein Stückchen zu Fuß, komm.“ Armin reicht mir seine Hand. Schweigend stapfen wir durch das Gras, dessen Untergrund mir zunehmend weicher vorkommt.
„Merkst du das?“, Armin ist stehengeblieben, geht leicht in die Knie, wippt und unter uns federt es auf und ab.
„Ist das Moorboden?“, frage ich erschrocken.
„Keine Angst, der trägt uns. Komm.“

Dann stehen wir vor einem See, der wie ein schwarzer Obsidian in der Sonne glänzt. Er ist teils umsäumt von Schilfinseln. An der Stelle, zu der mich Armin führt, wachsen bis zum Rand Gräser in unterschiedlicher Höhe. Der Untergrund fühlt sich bei jedem Schritt an, als ginge man über weiche Schaumstoffpolster.
Ich befürchte, nass zu werden. Aber meine Schuhe bleiben trocken.

Armin führt mich zu einem Platz, auf dem die erhabenen Grasstauden deutlich flacher und breiter gewachsen sind. Sie sehen aus wie grüne Kissen. Wir setzen uns, blicken schweigend auf den dunklen in der Sonne glitzernden See. Die Luft ist erfüllt vom Sirren emsiger Insekten, ab und zu knispert der Wind in den Grashalmen.

„Ich sitze oft hier, um nachzudenken.“
Armin schweigt, sein Blick schweift über den See. Als er meinen fragenden Blick bemerkt, sagt er:
„Was die Einsätze mit mir machen. Ob ich das Richtige tue. Wie alles weitergehen soll.“
Armin ist wieder verstummt.
„Unheimlich dieser Moorsee, allein hätt‘ ich hier Angst.“
Armin schaut mich erstaunt an.
„Musste nicht haben. Halt mal eine Hand da rein, wie weich dieses Wasser ist.“
Ich tauche meine Hand in das Nass und bin überrascht, wie fein und seicht es sich anfühlt.
„Manchmal flattert hier ein Eisvogel rum, um nach kleinen Fischen zu tauchen. Super scheu ist der. Anfänglich immer weg, wenn er mich sah. Jetzt haben wir uns aneinander gewöhnt. Faszinierend wie dieser kleine Kerl todesmutig mit dem Schnabel voran mit Vollspeed in den See taucht.“
Fürsorglich streift er eine Haarsträhne weg, die mir ins Gesicht geweht ist.
„Ich liebe diesen Ort, er ist zum Sterben schön.“
„Denkst du etwa ans ...?“
„Unsinn. Aber wenn ich die Wahl hätte, wär das hier der richtige Ort und nicht in der staubigen Hitze Afghanistans.“
Armin legt einen Arm um meine Hüfte und rückt näher an mich heran. Zarte Duftfäden seines sandelholzigen Aftershaves ziehen vorbei, ich möchte am liebsten in ihn hineinkriechen, mich in seinen Geruch einhüllen.
„Es tut mir leid, dass ich so abweisend war. Glaub mir, das hat nichts mit dir zu tun.“
„Ich weiß“, lüge ich und drehe mich zu Armin um. Unsere Augen begegnen sich. Er weicht meinen nicht aus, blickt mich klar und entschuldigend an.
„Ich kann mir vorstellen, dass es ...“
„Psst“, Armin hat meinen Kopf mit beiden Händen sanft zu sich herangezogen, „lass uns darüber nicht mehr reden“, flüstert er so dicht vor meinem Gesicht, dass ich erst seinen Atem spüre und dann seine Lippen zart auf meinem Mund. Ich atme schneller. Alles in mir strebt zu ihm hin. Nie war ich vernarrter, verliebter in den Geruch eines Mannes. Was folgt, ist ein hungriger Kuss. Armin zieht mich an sich. Seine Zunge verschmilzt mit meiner und aus der ungestümen Gier wird ein Spiel, ein lustvolles Necken, eine innige Euphorie. Wir lösen uns, ich schnappe ein paar Augenblicke nach Luft.
„Bist etwas aus der Übung“, schmunzelt Armin. Ich kenne seine Mimik, eine verwegene Mischung aus jungenhaftem Verliebtsein mit einem Quäntchen Siegerpose.
„Erwartest du von mir, dass ich regelmäßig trainiere?“, necke ich ihn.
Ich recke mich ein Stückchen zu ihm hoch, ziehe ihn am T-Shirt zu mir herunter und Armin beugt bereitwillig seinen Kopf, um mich erneut zu küssen. Als uns nur noch Zentimeter trennen, verharrt er, dreht den Kopf zur Seite, lauscht.
„Hörst du das auch?“, fragt er besorgt, „Hier fahren Panzer!“
Armins Blick schweift angestrengt suchend umher.
„Ich hör nichts.“
„Komm!“, er packt meinen Arm, zieht mich unsanft hoch, „schnell! Du bist hier nicht sicher.“

Ich laufe mit ihm, bin aber so verwirrt, dass ich bei jeder Unebenheit zu straucheln drohe. Armin fängt mich mit seinen kraftvollen Armen auf, zerrt mich unerbittlich mit sich. Ich spüre seine sich steigernde Unruhe. Seine Gesichtszüge sind schmerzverzerrt und in seinem Blick liegt etwas, das ich nie zuvor bei Armin gesehen habe: Angst.

Den Feldweg rast er so schnell mit seiner Maschine entlang, dass mir bange wird, obwohl er ein versierter Biker ist. Ich wage nicht, ihn anzusprechen. Hochkonzentriert bewegt er die BMW über die unebenen Wegstücke. Doch dann wird er langsamer und sagt:
„War wohl nur ein Trecker. Musst keine Angst mehr haben.“
Ich bin verdutzt und sprachlos.
„Ich fahr dich nach Hause.“
„Wir müssen Ronnys Helm zurückgeben“, sage ich.
„Bring ich ihm vorbei.“
„Kommst du danach zu mir? Ich mach uns Abendbrot.“
„Nein, lass mal. Möchte heute Abend allein sein.“
Wie rasch sich Glück verflüchtigt. Vor meiner Wohnung nimmt Armin den Helm nicht ab, sondern winkt mit seiner behandschuhten Hand kurz zum Abschied.
Die Stufen zur Wohnungstür stolpere ich mit tränenverschleierten Augen hoch.


„Ist Armin bei dir?“, fragt Ronny.
„Nein.“
„Hast du eine Idee, wo er sein könnte? Zu Haus ist er nicht.“
„Bei seiner Mutter?“
„Nee, schon gecheckt.“
„Was ist denn passiert?“
Ich höre ihn tief einatmen.
„Armin war vorhin bei uns, den Helm zurückbringen. Ich war draußen am Grillen. Carmen lädt ihn zum Abendbrot ein.“
„Zum Grillen?“
„Keine Ahnung, was in Carmen gefahren ist. Sie weiß doch, dass Armin ..., und erst ging es auch gut. Er hat mit dem Lütten Fußball gespielt. Plötzlich knallt es vom Feld her. Du weißt, diese Schussanlagen, die die Bauern gegen die Vögel einsetzen. Armin sofort bäuchlings auf den Boden, versucht nach seiner Waffe zu greifen, wird panisch, weil er natürlich keine hat, er ist ja nicht im Einsatz.“
„Oh Gott.“
„Dann ist er ganz durchgedreht: ‚mach das Feuer aus, sofort, mach endlich das Feuer aus‘, sie verbrennen‘. Raus aus dem Haus, mit übertourter Maschine davon.“
In meinem Kopf wirbeln die Gedanken herum.
"Ich will ihn auf jeden Fall finden", sagt Ronny.
„Wir waren an einem kleinen See, den er liebt.“

Ich stehe bereits draußen, als Ronny vorfährt. Er langt nach dem zweiten Helm und dann fährt er deutlich schneller als am Vormittag. Ich spüre, wie angespannt sein Körper ist.
„Diese Sache mit den Grillgerüchen“, sage ich, „was ist damals bei euch im Einsatz vorgefallen, dass er da so abdreht?“
Ronny antwortet nicht. Hat er meine Frage nicht gehört? Oder konzentriert er sich auf die Straße? Doch dann knackst es im Helm:
„Das willst du nicht wissen, was damals passiert ist. Und bitte frag nie Armin danach.“
„Was ich nicht verstehe: es sind doch nur Erinnerungen, nix Reales. Dagegen kann er sich doch wehren.“
„Nein, exakt das kann er nicht. Das Gehirn signalisiert dir minutenlang, dass es echt ist, was du da grad erlebst.“
Ich versuche, mir das vorzustellen. Vergeblich. Wie kann etwas vergangen sein und doch real wie im Jetzt wirken?
„Woher weißt du das?“
„Ein Kamerad, den es erwischt hat, hat es mir mal so erklärt.“
„Da vorn links, der Feldweg, da müssen wir rein.“

Ronny fährt langsamer, um den Schlaglöchern auszuweichen. Er hält an, als vor uns der Weg endet, weil nur noch Gras wächst.
„Das ist mir zu gefährlich zu zweit, wenn die Maschine wegrutscht.“
Wir steigen ab und Ronny untersucht den Weg vor uns, stutzt:
„Siehst die Spur? Der ist mit der Maschine weitergefahren.“

Und dann spurtet er los. Ich versuche, ihm zu folgen, aber Ronny ist durchtrainiert und mir um Längen voraus. Als ich am See eintreffe, höre ich ihn brüllen:
„Mann! Armin!“
Armin sitzt mit gesenktem Kopf direkt am Saum des Sees. Aus seinen Haaren laufen feine Rinnsale den Hals und Nacken entlang, die wassergetränkte Jeans klebt an seinen Beinen, alles tropft an ihm.
In meinen Ohren wummert mein Herz. Ich sinke neben ihm auf die Knie auf eine gepolsterte Grassode, spüre, wie das Wasser darunter schwappt. Armin sitzt unbeweglich, hat den Blick gesenkt. Bevor mich mein Mitgefühl flutet, greife ich rasch nach seiner Hand. Sie fühlt sich fremd an, unnatürlich kalt.
„Dachte, ich schaff es“, sagt Armin unvermittelt, „hätt‘ nur schneller sein müssen. Bin mit Vollspeed rein, damit mich die Maschine runterzieht.“
Seine Augen schweifen suchend über den See.

„Wisst ihr, was mich abgehalten hat? Darauf kommt ihr nicht. Der Eisvogel. Das Wasser war schon über mir, die BMW zog gut runter, da seh ich, wie er dicht über dem See fliegt. Flattert und schlägt mit seinen tiefblauen Flügeln aufgeregt auf der Stelle über mir. Im Wasser bricht sich das Blau wie bei einem Kaleidoskop in tausend blinkende Scherben. So was hab ich noch nie gesehen. Ich verlier ihn aus den Augen. Denke noch, schade, dieses faszinierende Blau. Plötzlich ist er wieder da, direkt vor mir. Als würde er nach mir sehen. Unfassbar. Das ist nur Zufall, der will nur Fische fangen. Er verschwindet, ist aber sofort wieder da. Vor meinem Gesicht. Da wusste ich: Der will, dass ich rauskomme.“
„Sieht ganz so aus“, sagt Ronny.
„Verrückt, nich?“, lächelt Armin matt, „ein Eisvogelkerlchen.“
Armin zittert. Es ist nicht die ihn frierende Nässe, es bricht aus seinem Innern heraus. Ich würd ihn gern umarmen.
„Bist zum Glück durchtrainiert“, sagt Ronny in einer anerkennenden Tonlage, als ginge es um die Beurteilung einer Sportübung. „Aus einem Moorloch kommt man nicht so schnell wieder raus.“
„Musste kämpfen. Meine Hose hatte sich obendrein verhakt.“
„Facit omnia voluntas!“, sagt Ronny und fängt meinen fragenden Blick auf.
„Der Wille entscheidet!“, erklärt er, „Wahlspruch des KSK.“
„Stimmt“, sagt Armin leise, „der Wille entscheidet.“


Wir schweigen. Das trockene harte Gras raschelt im Wind. Eine unendlich wirkende Ruhe breitet sich aus. Dieser Moment, wenn die Zeit stillsteht und es immer so bleiben könnte. Die untergehende Sonne wirft einen schwachen orangenen Streifen auf den schwarzen See. Plötzlich hören wir ein heiseres „Quarrack“ und unsere Köpfe schnellen in die Richtung, aus der es kommt.
„War das ein Frosch?“, frage ich, „ich seh aber keinen.“
„Ich auch nicht“, sagt Ronny und prustet los „das war bestimmt die Seekröte, die mal kurz anfragt, wann du deinen Schrott aus ihrem Wohnzimmer abholst, Armin. Du parkst da ja nicht gerade legal.“
„Wird nicht einfach“, sagt Armin, „auf jeden Fall, werd' ich mir ein neues Motorrad zulegen.“
„Na, Glückwunsch, kannste endlich auch mal vorne mitfahren“, grinst Ronny.
Armin blickt auf, ich sehe sein durch die Dämmerung weichgezeichnetes Lächeln und muss hörbar schniefen.
„Nana“, Ronny, geht in die Hocke und umarmt mich, „nicht weinen. Alles ist gut.“
„Kamerad! Das ist immer noch meine Dame“, sagt Armin.
„Da wär ich nicht drauf gekommen“, grinst Ronny und löst sich von mir.
Armin grinst ebenfalls, kräuselt seine Lippen zu einem kitschigen Kussmund, drückt mir einen schnalzenden Kuss auf die Wange.
„Wenn ich dich jetzt umarme, wirst du wie ich patschnass“, sagt er, „muss mich zu Hause erst mal abtrocknen.“
„Hör ich da ’zu Hause‘? Gutes Stichwort“, sagt Ronny, „bringst du Laura zurück, kommst dann wieder? Ich jogge dir entgegen. Training macht ja immer Sinn.“
Armin rappelt sich auf, zieht mich hoch. Die Grassoden unter uns wippen merklich, ohne Moorwasser durchzulassen.
„Schlüssel steckt“, sagt Ronny.


Auf der Fahrt sagt Armin: „Jetzt wirst du doch nass, so fest wie du mich umarmst. Schläfst du heute Nacht bei mir? Ich würd mich freuen.“
„Klar, mach ich“, sage ich schnell. Und dann verliere ich unumkehrbar den Kampf mit meinen Tränen. Aber das kann Armin zum Glück nicht sehen.

 
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Hey @lakita

Angesichts deiner Geschichte wechsle ich doch gleich den Avatar. Ich konnte das Kerlchen letzten November ein paar Tage lang aus nächster Nähe beobachten und fotografieren - gut getarnt, sodass er mich gar nicht bemerkt hat.
Diesbezüglich ist mir noch die Idee gekommen, dass da noch ungenutztes Potential in diesem Vogel steckt. Wenn er sich auf einen Ast setzt, gibt es eine kritische Phase von etwa einer halben Minute. In dieser Zeit agiert der Vogel sehr vorsichtig, prüft die Umgebung, ist sehr störanfällig. Erst nach einer gewissen Zeit fühlt er sich sicher. Da gibt es eine Parallele zu Armin, der ja auch sagt, dass er Zeit braucht. So könntest du den Vogel symbolisch noch enger an ihn binden.

Ich verstehe, was du meinst. Es hätte aus deiner Sicht das Mittel der wörtlichen Rede, um den Plot zu transportieren, nicht verwendet werden dürfen, allenfalls höchst sparsam. Das hieße, die gesamte Geschichte neu zu schreiben.
Ich finde die Geschichte und den Plot gut und es lohnt sich vielleicht, daran weiterzuschrauben, ohne ganz neu anzusetzen. Allerdings habe ich den Text und vor allem die Dialoge zuweilen schon auch erklärend und vor allem etwas zu ausbuchstabiert wahrgenommen. Ich denke, das ist auch eine Gefahr bei gut recherchierten Texten. Da will man oft möglichst viel an Info unterbringen. Bei diesem Text fand ich das allerdings nicht so dramatisch, ich denke, es ist eher das Ausbuchstabieren, das die Dialoge manchmal etwas zäh macht. Ich glaube aber, dass du mit Kürzen noch einiges ändern kannst. Allgemein gesprochen sind deine Dialoge oftmals etwas brav in dem Sinne, dass alle möglichen Missverständnisse geblockt werden. Stellt jemand eine Frage, wird sie beantwortet. Äussert jemand ein Stichwort ("Es ist hier zum Sterben schön"), wird es subito aufgegriffen ("Denkst du ans Sterben?"). Zweitens werden in den Dialogen ab und zu Dinge verhandelt, die für die Thematik des Textes nicht zentral sind, zum Beispiel, wer wen wann wo abholt. Das käme vielleicht besser im Fliesstext unter. Ich versuche, diese allgemeinen Punkte an einigen Beispielen festzumachen. Bei fast allen Beispielen finde ich deine Variante nicht wirklich "schlimm". Ich denke, es ist eher die Menge, die den Gesamteindruck ausmacht.
Als Vorlage würde ich mich an der ersten Szene am See inkl. Beschreibung des Eisvogels orientieren. Die fand ich am besten, was die Dosierung von Dialog und Beschreibung/Stimmung anbelangt.
Auch wenn jetzt viel Manöverkritik folgt (ich hoffe, die ist konstruktiv), habe ich den Text gerne gelesen.

Der kriegt als Elitesoldat für die Auslandseinsätze reichlich Knete
Das ist sehr präzise. Würde der Typ im Laden das so sagen? Würde er nicht einfach sagen: Als Elitesoldat kriegt der doch reichlich Knete?
Dafür riskiert er auch laufend sein Leben, was man von dir als Bademeister ja nicht unbedingt behaupten kann.
Fände ich eleganter: Was man von Bademeistern nicht behaupten kann. Das erfordert ein kleines bisschen mehr Transfer vom Leser und wirkt dann weniger als Info.
Hoho, jetzt mal nicht so pampig die Dame. Hat ihn keiner gezwungen, zum KSK zu gehen.
Würde ich streichen, macht den Dialog spritziger.
Mit den ganzen Gefahren- und Auslandszulagen wär mindestens ein Porsche oder’n AMG drin.
Wiederum sehr präzise. Einfach nur Gefahrenzulagen fände ich plausibler aus dem Mund einer Person, die vermutlich nicht sehr viel über diesen Beruf weiss.
„Soll ich sie dir schnell warmmachen? Du hast sicher Hunger?“
„Nein, hab ich nicht.“

„Oder lieber Brötchen? Hab grad welche gekauft.“
„Lass mal. Würd gern allein sein. Weißt ja, benötige meine Zeit.“
Ja, klar. Dachte nur, weil ...“
Verflixt, was sag ich denn jetzt?
Das ist so ein Beispiel für: Frage gestellt, Frage beantwortet und ein Beispiel für viel Dialog mit wenig Brisanz.
Ich hab Ronnys Nummer. Wenn einer ihn da rausholen kann, dann er. Wie lange ich benötigt habe, um zu begreifen: Enge Kameraden, deren rüder Ton untereinander täuscht. Sie sind viel mehr als nur beste Freunde.
Infos kommen in Nebensätzen oft besser unter. Ich hab die Nummer von Ronny, einer von Armins Kameraden, deren rüder Ton darüber hinwegtäuscht, dass sie mehr als nur beste Freunde sind. Hier wird das sehr geradlinig entwickelt.
„Hab Geduld, mehr kannst du nicht für ihn tun.“
Aber man muss ihm doch helfen können.“
„Nur, wenn er es zulässt.
Uns wird nach jedem Einsatz psychologische Hilfe angeboten. Armin lehnt regelmäßig ab, hält es für überflüssigen Zirkus.
Vielleicht auch so eine Tendenz (die ich selbst auch habe). Man lässt die Protagonisten nur einen Gedanken aussprechen und den nächsten dann erst wieder nach einem Sprechwechsel.
„Aber, wenn er sich so abkapselt, geht's ihm doch nicht gut.“
„Das muss er mit sich ausmachen, Laura. Du kannst ihn ja nicht hintragen oder gar zu etwas zwingen. Er muss wollen, verstehst du?“
„Was mach ich denn jetzt?“
Das Gestrichene kommt bereits bestens zum Ausdruck. Ein Beispiel für das Ausbuchstabieren.
„Na, klar. Wir treffen uns um 10 Uhr bei Armin.“
Danke Ronny.“
„Gern geschehen. Bis Samstag, Laura.“
Beispiel für Dialog zu wenig Relevantem.
„Karsten und Tom kennst du? Oder soll ich euch miteinander bekannt machen?“
„Nee, wir kennen uns“, sagt Karsten und ich nicke. Ich kenne die beiden von einer Motorradtour im letzten Sommer.
Auch hier würde ich verknappen.
Mir ist zum Heulen. Bloß das nicht, ermahne ich mich und stemme mich gegen die Tränen, die aus mir raus wollen.
Der zweite Satz impliziert den ersten und er ist auch eleganter.
„Ok, dann los. Halt dich gut fest, nicht dass du mir, wenn ich ein bisschen aufdrehe, gleich vom Sitz kegelst. Wär‘ ja schade um meinen teuren Helm“, sagt Ronny verschmitzt.
Überpräzise.
„Wir sind gleich da“, sagt er, biegt in einen Feldweg ein, den wir fahren, bis vor uns Grasland liegt.
„Wir müssen ein Stückchen zu Fuß, komm.“ Armin reicht mir seine Hand. Schweigend stapfen wir durch das Gras, dessen Untergrund mir zunehmend weicher vorkommt.
„Merkst du das?“, Armin ist stehengeblieben, geht leicht in die Knie, wippt und unter uns federt es auf und ab.
„Ist das Moorboden?“, frage ich erschrocken.
„Keine Angst, das trägt uns. Komm.“ Dann stehen wir vor einem See, der wie ein schwarzer Obsidian in der Sonne glänzt. Er ist teils umsäumt von Schilfinseln. An der Stelle, zu der mich Armin führt, wachsen bis zum Rand Gräser in unterschiedlicher Höhe. Der Untergrund fühlt sich bei jedem Schritt an, als ginge man über weiche Schaumstoffpolster.
Ich befürchte, nass zu werden. Aber meine Schuhe bleiben trocken. Armin führt mich zu einem Platz, auf dem die erhabenen Grasstauden deutlich flacher und breiter gewachsen sind. Sie sehen aus wie grüne Kissen. Wir setzen uns, blicken schweigend auf den dunklen in der Sonne glitzernden See. Die Luft ist erfüllt vom Sirren emsiger Insekten, ab und zu knispert der Wind in den Grashalmen. „Ich sitze oft hier, um nachzudenken.“
Fand ich eine tolle Passage.
„Ich sitze oft hier, um nachzudenken.“
„Und über was?“
Armin schweigt, sein Blick schweift über den See. Als er meinen fragenden Blick entdeckt, sagt er:
„Was die Einsätze mit mir machen. Ob ich das Richtige tue. Wie alles weitergehen soll.“
„Du tust das Richtige. Da bin ich mir sicher. Nur, was meinst du mit, wie alles weitergehen soll?“
Armin ist verstummt, ich möchte ihn am liebsten fragen, warum, aber ich traue mich nicht.
„Dieser Moorsee ist unheimlich, so schwarz. Allein hätt' ich hier Angst.“
Armin schaut mich erstaunt an.
Musste nicht haben.“ Fürsorglich streift er eine Haarsträhne weg, die mir ins Gesicht geweht ist.
„Es ist so eine Grabesstille hier.“
„Ich liebe diesen Ort, er ist zum Sterben schön.“
„Denkst du ans Sterben?
Alle Stichworte werden sauber aufgegriffen und verarbeitet. Das macht den Dialog etwas statisch.
„Ich hör nichts. Woher sollen die auch kommen? Ist ja keine Kaserne in der Nähe.“
„Komm!“, er packt meinen Arm, zieht mich unsanft hoch, „sofort hier weg. Schnell! Du bist hier nicht sicher.“
Keine Erklärungen an dieser Stelle!
„Keine Ahnung. Ich will ihn auf jeden Fall finden.“
„Wir waren vorhin an einem kleinen See, er sagte, er sei oft dort, um nachzudenken.“
„Welcher See, wo ist der?“
„Ich weiß nicht, wie der heißt, die Strecke dahin erinnere ich aber.“
„Ich hol dich sofort ab und du zeigst mir den Weg.“
Wieder sehr sauber aufgedröselt. Viel Dialog für wenig relevanten Inhalt. (Ich meine das nicht abwertend, wenn ich von "wenig relevant" spreche. Damit ist nur das Verhältnis zum eigentlichen Thema des Textes gemeint.)
„Wisst ihr, was mich abgehalten hat? Darauf kommt ihr nicht. Der Eisvogel. Das Wasser war schon über mir, die BMW zog gut runter, da seh ich, wie er dicht über dem See fliegt. Flattert und schlägt mit seinen tiefblauen Flügeln aufgeregt auf der Stelle. Im Wasser bricht sich das Blau wie bei einem Kaleidoskop in tausend blinkende Scherben. Sowas hab ich noch nie gesehen. Ich verlier ihn aus den Augen. Denke noch, schade, dieses faszinierende Blau. Plötzlich ist er wieder da, direkt vor mir. Als würde er nach mir sehen. Unfassbar. Das ist nur Zufall, denk ich, der will nur Fische fangen. Er verschwindet, ist aber sofort wieder da. Unmittelbar vor meinem Gesicht. Da wusste ich: Der will, dass ich rauskomme.“
Schön!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Lieber @Peeperkorn,

tausend Dank für deine konstruktive Kritik und auch dir danke ich herzlich für die Zeit, die du mir geschenkt hast, um meine Geschichte besser zu machen. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Vorweg, falls hie und da ich nicht en detail auf etwas eingehen sollte. Ich habe alle deine Kritikpunkte nachvollziehen können, sie also verstanden, was, so finde ich, ja schon mal der erste Schritt zur Erkenntnis ist, zur eigenen natürlich und der zweite Schritt ist dann die Korrektur. Deswegen kommt meine Antwort auf deine Vorschläge erst jetzt, denn ich habe sie sogleich umgesetzt. Auch noch beim Rest und überhaupt drüber geschaut, ob ich da noch was zusätzlich ändern kann.
Brauchst es auf jeden Fall nicht alles nochmals zu lesen, mir geht es nur darum, dir mitzuteilen, dass deine Vorschläge auf fruchtbaren Boden fielen. So meinte ich es.
Im einzelnen:

Angesichts deiner Geschichte wechsle ich doch gleich den Avatar. Ich konnte das Kerlchen letzten November ein paar Tage lang aus nächster Nähe beobachten und fotografieren - gut getarnt, sodass er mich gar nicht bemerkt hat.
Ist es nicht ein ausnehmend schöner Vogel? Ich bin immer wieder überrascht, wie zeitlos modern die Natur die Farben für die Tiere und Pflanzen gewählt haben. Dieses Blau haut einen fast um, so schön. Respekt, dass es dir gelungen ist, ihn zu fotografieren. Schon allein, ihn mal wo zu sehen, ist schon ein Highlight. Ich hatte nur ein einziges Mal dieses Glück während ich an einem kleinen Flusslauf vorbeijoggte. Er setzte sich auf einen Ast, der über das Wasser ragte. Ich bin dann jedes Mal wieder an dieser Stelle vorbei gelaufen und meist fast gestolpert, weil ich immer nach dem Eisvogel geschaut habe, aber das Glück, ihn zu entdecken, hatte ich nie wieder.
Wenn er sich auf einen Ast setzt, gibt es eine kritische Phase von etwa einer halben Minute. In dieser Zeit agiert der Vogel sehr vorsichtig, prüft die Umgebung, ist sehr störanfällig. Erst nach einer gewissen Zeit fühlt er sich sicher.
Hab ich auch in Filmen gesehen, dass es so ist. Gehörte ja zu meiner Recherche, mir anzuschauen, wie sich so ein Vogel verhält.
Da gibt es eine Parallele zu Armin, der ja auch sagt, dass er Zeit braucht. So könntest du den Vogel symbolisch noch enger an ihn binden.
Oh ja, sehr clever erkannt. Aber eine Idee, an welcher Stelle ich den Vogel noch mehr einbinden könnte, ist mir, es kann ja eigentlich nur um die Seeszene gehen, nicht eingefallen. Oder hattest du es so gar nicht gemeint?

Mir hat auch die Bezeichnung Eisvogel, speziell im Titel gefallen, weil Armin eigentlich zu Laura eisig ist und trotzdem ist er so anziehend für sie. Immerhin gibt es jede Menge Lauras, die sich solch ein Verhalten, auch wenn es letztendlich eine Erkrankung ist, für die der Mensch nichts kann, nicht gefallenlassen würden.

Allerdings habe ich den Text und vor allem die Dialoge zuweilen schon auch erklärend und vor allem etwas zu ausbuchstabiert wahrgenommen. Ich denke, das ist auch eine Gefahr bei gut recherchierten Texten. Da will man oft möglichst viel an Info unterbringen
Das verstehe ich gut und ich habe auch langsam genügend Abstand zur Geschichte, um sie unter diesem Aspekt kritischer zu betrachten. Es ist schlimm, manchmal tritt schon beim zweiten Drüberlesen alles zutage, manchmal bleiben die Augen monatelang vor den doch eigentlich deutlich vor einem liegenden Mängeln verschlossen. Ich habe da keine Maßeinheit, nach der ich sagen könnte: ich lasse jede an sich fertige Geschichte erst mal drei Monate liegen und dann erst öffnen sich meine eignen Kritikeraugen.

Als Vorlage würde ich mich an der ersten Szene am See inkl. Beschreibung des Eisvogels orientieren. Die fand ich am besten, was die Dosierung von Dialog und Beschreibung/Stimmung anbelangt.
Alles klar. Aber z.B. die Szene im Gasthof, dort wird ja z.B. nur gesprochen, da weiß ich nicht, ob es dort Sinn machen würde, Beschreibung einzufügen, das zieht nur den Text in die Länge, aber bringt die Story nicht voran.
Auch wenn jetzt viel Manöverkritik folgt (ich hoffe, die ist konstruktiv), habe ich den Text gerne gelesen.
Das freut mich und deine sog. Manöverkritik hat mir zwar noch einen Batzen Arbeit verursacht, aber das hab ich gern getan.
Das ist sehr präzise. Würde der Typ im Laden das so sagen? Würde er nicht einfach sagen: Als Elitesoldat kriegt der doch reichlich Knete?
Hab ich geändert.
Fände ich eleganter: Was man von Bademeistern nicht behaupten kann. Das erfordert ein kleines bisschen mehr Transfer vom Leser und wirkt dann weniger als Info.
Ich hab es geändert.
Würde ich streichen, macht den Dialog spritziger.
Nee, da hab ich nur ein bisschen weggestrichen.
Wiederum sehr präzise. Einfach nur Gefahrenzulagen fände ich plausibler aus dem Mund einer Person, die vermutlich nicht sehr viel über diesen Beruf weiss.
Klar, hab ich gekürzt.
Das ist so ein Beispiel für: Frage gestellt, Frage beantwortet und ein Beispiel für viel Dialog mit wenig Brisanz.
Hab sie gestrafft, die Szene.
Infos kommen in Nebensätzen oft besser unter. Ich hab die Nummer von Ronny, einer von Armins Kameraden, deren rüder Ton darüber hinwegtäuscht, dass sie mehr als nur beste Freunde sind. Hier wird das sehr geradlinig entwickelt.
Hier bin ich mal stur geblieben, weil ich meine Art, es darzustellen, mir intensiver vorkommt. Ja, es ist brav gradllinig an dieser Stelle.
Der Punkt ist der und vielleicht ist es auch insgesamt noch nicht intensiv genug formuliert, dass die Soldaten in ihren Autobiografien immer wieder betonen, wie sehr ihnen die anderen Kameraden im Einsatz ans Herz wachsen.
Ihnen fehlen oft die Vokabeln dafür, um diese Intensität zu beschreiben, vielleicht weil es auch keinen echten Begriff dafür gibt. Das Wort Kameraden ist durch die Weltkriege leicht braun konnotiert, leider.
Aber wenn ich mehrfach lese, dass diese Kameraden mehr als Freunde sind, teils sind es ja ihre Lebensretter, und mehr als Familie sind, ja dann fehlt da der Begriff.
Oftmals, das ist das Fatale an diesen Auslandseinsätzen gewesen, sind Soldaten gleich nach ihrer Rückkehr nach Hause sofort ! wieder in den Einsatz gegangen, weil ihnen diese Verbundenheit und dieses Verstehen untereinander in der Heimat völlig fehlte.

Vielleicht ist das, was ich jetzt dort stehen habe, noch lange nicht die richtige Wortwahl für das, was ich ausdrücken möchte. Allerdings habe ich das Problem, dass ich es ja durch den Filter Lauras schicken muss, sie berichtet ja, was sie empfindet. Schwierig.

Vielleicht auch so eine Tendenz (die ich selbst auch habe). Man lässt die Protagonisten nur einen Gedanken aussprechen und den nächsten dann erst wieder nach einem Sprechwechsel.
Ach, du hast ja so Recht. Ich komme mir grad wie eine Dilettantin vor, ich weiß doch all diese Dinge und beachte sie so wenig. Peinlich auch.
Das Gestrichene kommt bereits bestens zum Ausdruck. Ein Beispiel für das Ausbuchstabieren.
Jo, die Szene hab ich geändert und viel gestrichen. Und wenn man das liest, versteht man gar nicht, was dort weggefallen ist. Lach, ein Zeichen dafür, dass dort zu viel stand.
Beispiel für Dialog zu wenig Relevantem.
Hab ich weggelassen.
Auch hier würde ich verknappen.
erledigt
Der zweite Satz impliziert den ersten und er ist auch eleganter
Ja, Tomaten auf den Augen. Gestrichen.
Überpräzise.
Eliminiert.
Fand ich eine tolle Passage.
Dankeschön.
Keine Erklärungen an dieser Stelle!
Doch! Ich hab zwar was weggenommen, aber mir ist wichtig, dass Armin hier nur an Lauras Sicherheit denkt. Das hat insoweit eine innere Logik als in Afghanistan Panzer fast ausschließlich Gerätschaften waren, die die Soldaten im Einsatz hatten. Also ja das Gegenteil von Gefahr im eigentlichen Sinne. Doch dass Armin jetzt Panzer hört, löst bei ihm die Furcht aus, dass er sich mit Laura im Gefecht befindet. Davor will er sie schützen.

Wieder sehr sauber aufgedröselt. Viel Dialog für wenig relevanten Inhalt. (Ich meine das nicht abwertend, wenn ich von "wenig relevant" spreche. Damit ist nur das Verhältnis zum eigentlichen Thema des Textes gemeint.)
Hab ich geändert und hoffentlich nicht verschlimmbessert.

Hach, lieber Peeperkorn, durch deine hilfreiche Kritik ist nochmals einiges aus der Geschichte herausgekehrt worden, was ihr sicherlich gutgetan hat. Lieben Dank für all deine Mühe!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita

Eine Story über PTBS… Das ist schon mal eine interessante Ausgangsbasis. Gerade weil dieses Thema so aktuell ist und es angesichts unserer beunruhigenden Weltlage auch bleiben wird.

Vorab: Du weißt ja, dass ich erst mit dem Schreiben begonnen habe. Ich fühle mich deshalb fast ein wenig unwohl, wenn ich jetzt den Finger in gewisse Formulierungen lege und mäkeln muss. Wo ich doch selbst noch so unerfahren bin.

Also, auch wenn ich hier vielleicht was dummes von mir gebe:

Die Geschichte zerfällt für mich in zwei Teile. Der erste liest sich für mich anstrengend und zu distanziert.

Im zweiten Teil nimmst du dagegen ordentlich Fahrt auf. Da spüre ich dann wieder deine schönen poetischen Beschreibungen, nachdenklichen Betrachtungen und feine Erzählweise.

Ich kann nicht genau benennen, warum das am Anfang fehlt. Möglicherweise wolltest du das so. Aber ich kam damit weniger zurecht.

Mal der Reihe nach:

Den Einstieg finde ich erst mal gut. Man wird in die Situation geworfen. Prot schön charakterisiert, Konflikt angelegt. Zeit und Ort sind auch klar.

Also das passt!

Aber dann wird es problematisch für mich. Ich weiß jetzt, dass es um PTBS geht. Bei so einem schweren Thema bin ich gerne dicht an den Protagonisten dran.

Ich werde aber durch deine sprachliche Gestaltung immer rausgeworfen. Versteh mich nicht falsch, du schreibst hervorragend. Gerade deine blumigen Beschreibungen mag ich sehr.

Aber hier würde für meinen Geschmack ein reduzierter, kälterer Stil mehr Stimmung rein bringen.

Ein paar Beispiele:

Sein jämmerlicher Anblick schlägt mir in den Magen.
Ich würde schreiben: Sein jämmerlicher Anblick erschreckt mich. Kurz und bündig.

Wenn einer ihn da rausholen kann
Wenn in einer rausholen kann.

„Alles klar“, sage ich mit immer noch belegter Stimme.
Sage ich mit belegter Stimme.

Einfach nochmal drüber gehen, und überflüssiges radikal streichen.

Ist ja vielleicht mein persönlicher Lesegeschmack, da ich ja vom Schreiben noch nicht viel Ahnung habe.

„Auf Patrouille schleifst du gewichtsmäßig mehr Wasser als Munition mit“, sagt Tom.
„In den ersten Tagen nach der Rückkehr aus dem Einsatz wirst du nervös, wenn hier die Straßen leer sind“, erklärt Karsten, „du scannst ununterbrochen die Umgebung, suchst nach Anzeichen für Sprengfallen, komischen Gegenständen am Straßenrand, Straßenbauarbeiten, Brücken, alles ist verdächtig. Das braucht 'ne Weile, bis man das ablegt.“
Das ist sehr stark. Sehr gut beobachtet, diese Traumatisierungen und die Folgen im Alltagsleben. Hier passt der Stil auch wieder.

Dann stehen wir vor einem See, der wie ein schwarzer Obsidian in der Sonne glänzt. Er ist teils umsäumt von Schilfinseln. An der Stelle, zu der mich Armin führt, wachsen bis zum Rand Gräser in unterschiedlicher Höhe. Der Untergrund fühlt sich bei jedem Schritt an, als ginge man über weiche Schaumstoffpolster.
Und hier bin ich wieder hin und weg. Diese Naturbeschreibungen kannst du einfach. Und das wirkt auch enorm, weil du es als eine Art ,,Märchenwald‘‘ anlegst, in der Armin einen Rückzugsort hat.

Armin ist wieder verstummt und ich getraue mich nicht, ihn zu fragen.
,,getraue‘‘ liest sich auch merkwürdig für mich. Davon abgesehen könnte man das hier auch knapper halten:

,,Wir sagen beide nichts‘‘ Oder etwas in der Art. Um die Distanz zwischen den beiden noch mehr zu verdeutlichen.

Ich laufe mit ihm, bin aber so verwirrt, dass ich bei jeder Unebenheit zu straucheln drohe. Armin fängt mich mit seinen kraftvollen Armen auf, zerrt mich unerbittlich mit sich. Seine Unruhe steigert sich. Seine Gesichtszüge sind schmerzverzerrt und in seinem Blick liegt etwas, das ich nie zuvor bei Armin gesehen habe: Angst.
Ab hier beginnt der stärkste Teil. Jetzt bringst du auch mehr Tempo und Dynamik rein und stilistische Stolperer lese ich fast keine mehr.

Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Vielleicht weil es jetzt mehr Richtung Höhepunkt strebt.

In jedem Fall hat mir das Lesen an diesem Teil deutlich mehr Spaß gemacht.

Flattert und schlägt mit seinen tiefblauen Flügeln aufgeregt auf der Stelle über mir. Im Wasser bricht sich das Blau wie bei einem Kaleidoskop in tausend blinkende Scherben.
Hier ist auch wieder so ein schöner Absatz. Ich finde es auch gelungen, dass du den Vogel als Parallele zu Armin aufbaust.

Und am Ende wird Armin durch diese Art Seelenverwandter gerettet. Das ist schon stark beschrieben!

Das offene Ende finde ich auch gut. Laura verzweifelt weiterhin, aber es gibt einen Silberstreif. Armins Eispanzer bekommt kleine Risse.

Soweit mein Eindruck. Von jemandem der selbst noch viel schlechteres schreibt…

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo @Rainbow Runner,

ich bedanke mich ganz herzlich für dein ausführliches und hilfreiches Feedback.

Vorweg möchte ich dir noch offtopic etwas sagen, weil es mir ein Bedürfnis ist. Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass sehr sehr viele Neuzugänge mit einer Anspruchs- und Erwartungshaltung hier auftauchen, die mich persönlich etwas verärgert.
Da steht dann mit einer mir unerfindlichen Selbstverständlichkeit in den Profilen die Forderung, dass wir hier bei den WK ihnen Feedback zu ihren Geschichten geben sollen. Und bei mir läuft dann immer so ein Gedanke gegen eine Wand, der fordert: "Und? Wollt ihr nur nehmen oder auch geben?"
Wenn wir alle nur unsere Geschichten hier reinstellen würden, um Kritiken mitzunehmen, ohne selbst welche für andere Geschichten zu schreiben, so muss doch jedem einleuchten, dass wir hier dann nach drei Wochen einpacken könnten, das wär dann nur noch eine Leseseite hier.
Du hast es auf angenehme Weise verstanden, dich hier sogleich mit sehr viel Eigenbeteiligung einzubringen und das finde ich erwähnenswert positiv und hoffe, dass dir viele Nachahmer folgen werden.

Und nun nochmals zu dir: Ich finde nicht, dass du deine Fähigkeiten so tief stapeln solltest.

Zum einen ist es so, dass gerade das Wunderbare hier bei uns WK ist, dass wir von so vielen unterschiedlichen Usern ein Feedback erhalten können. Und genau diese Mischung ist das Wertvolle. Du wirst es vielleicht noch deutlicher erleben, aber es ist faszinierend, wie unterschiedlich Meinungen und Ansichten sein können. Ich bin trotz all meiner Jahre hier immer noch manches Mal sehr überrascht wie breigefächert die Meinungen und Einschätzungen ausfallen. Ich lerne jedes Mal neu dazu und das ist gut so.

Deswegen ist es zum einen völlig egal, auf welchem exakten Schreibniveau du dich befindest, deine Kritik, dein Feedback ist für uns alle wertvoll und wichtig.
Zum anderen habe ich noch deine Geschichte in Erinnerung und fand sie durchaus nicht anfängerhaft. Du kannst schreiben und vor allen Dingen, bist du bereit, zu lernen und damit hast du schon gewonnen. Also ich nehme deine Ansichten und dein Feedback genauso ernst und wichtig, wie das all der anderen. Dies vorweg.

Dass dir der erste Teil meiner Geschichte zu anstrengend und distanziert erscheint, kann ich nachvollziehen und trotzdem wüsste ich nicht, was ich noch ändern könnte.

Ich habe in diesem Teil schon eine Menge rausgestrichen, soeben wieder noch ein bisschen. Aber ich bin mir sicher, das macht es nicht leichter zu lesen und auch nicht näher dran an dem Protagonisten.
Die Geschichte ist ja ausschließlich aus der Sicht Lauras geschrieben. Was sie empfindet, was sie sieht und hört, nur das steht hier. Und sie erlebt Armin anfänglich als höchst spröde, abweisend, stur und hat Angst, dass er ihr ganz entgleitet. Ich wollte sie aber auch nicht zu einem jammerndem Weibchen machen. Ich hatte in den vorangegangenen Fassungen viel mehr Stellen, in denen sie weint. Davon habe ich mich getrennt.

Ich ahne aber, was du meinst: Laura wirkt, obwohl sie diejenige ist, aus deren Mund sozusagen alles stammt, eher charakterlich blass. Ich wollte sie einerseits nicht charakterlich überfrachten, denn die Hauptperson bleibt Armin, aber vielleicht ist sie mir doch zu wenig plastisch geworden. Ich vemute jedenfalls, dass dich das stören könnte beim ersten Teil.

Eine Story über PTBS… Das ist schon mal eine interessante Ausgangsbasis. Gerade weil dieses Thema so aktuell ist und es angesichts unserer beunruhigenden Weltlage auch bleiben wird.
Wobei ich an keiner Stelle PTBS sage und auch im Laufe meiner Recherchen immer vorsichtiger mit dieser Diagnose geworden bin. Ich bin ja kein Arzt und/oder Psychologe. Und vielleicht ist nicht jedes Trauma ein PTBS-Fall, deswegen erwähne ich dazu auch nicht mehr.
Vorab: Du weißt ja, dass ich erst mit dem Schreiben begonnen habe. Ich fühle mich deshalb fast ein wenig unwohl, wenn ich jetzt den Finger in gewisse Formulierungen lege und mäkeln muss. Wo ich doch selbst noch so unerfahren bin.
Dazu hab ich ja oben schon was gesagt, aber hier nochmals: Wenn ich, als ich neu hier auftauchte, schon so gut wie du geschrieben hätte, wäre ich jetzt noch viel weiter. Du bist schon recht gut!
Die Geschichte zerfällt für mich in zwei Teile. Der erste liest sich für mich anstrengend und zu distanziert.
Ja, das nehme ich sehr ernst und habe dazu weiter oben versucht, zu antworten.

Den Einstieg finde ich erst mal gut. Man wird in die Situation geworfen. Prot schön charakterisiert, Konflikt angelegt. Zeit und Ort sind auch klar.
Ah gut, für mich fast wie eine Absolution, denn jemand wollte sogar, dass dieser erste Abschnitt ganz wegfällt. Aber dann hätte ich größte Probleme gehabt, den Einstieg woanders unterzubringen, ohne dass er wie drangepappt wirkt.
Aber dann wird es problematisch für mich. Ich weiß jetzt, dass es um PTBS geht. Bei so einem schweren Thema bin ich gerne dicht an den Protagonisten dran. Ich werde aber durch deine sprachliche Gestaltung immer rausgeworfen. Versteh mich nicht falsch, du schreibst hervorragend. Gerade deine blumigen Beschreibungen mag ich sehr.
Ich meine zu verstehen, was du meinst. Der Dialog ist ja teils sehr karg, aber all das, was letztendlich nur Geschwätigkeit war, habe ich völlig zurecht eliminiert. Dieser Anfang sollte sich nicht anbiedern, das Spröde, wenn du es auch als spröde sehen solltest, sollte die Distanz zwischen Laura und Armin untersstreichen. Man wird irgendwann selbst sprachlos, wenn man so abgewiesen wird, auch wenn man ahnt, dass der Abweisende es gar nicht so meint. Man kommt ja doch so oder so nicht an ihn heran. Das ist Kälte pur. Das waren meine Gedanken dazu.
ABER, wenn ein Autor einem Leser erklären muss, was er da lesen soll oder gelesen hat, dann ist was mit dem Autor faul, nicht mit dem Leser. :Pfeif: Den Schuh zieh ich mir also an.
Aber hier würde für meinen Geschmack ein reduzierter, kälterer Stil mehr Stimmung rein bringen
Ich habe noch mehr eingekürzt da oben. Wird dir aber gewiss noch nicht ausreichen, denke ich.
Ich würde schreiben: Sein jämmerlicher Anblick erschreckt mich. Kurz und bündig.
Hab ich geändert. Ist sog. Floskelalarm in Kombination mit Betriebsblindheit. In den Magen schlagen ist sowas von ausgelutscht und ich überseh das auch noch. Peinlich.
Wenn in einer rausholen kann.
Nein, von dem "da" vermag ich mich noch nicht zu trennen.
Sage ich mit belegter Stimme.
Hier schwanke ich noch. Du meinst, ich soll dem Leser durchaus zutrauen, dass er noch weiß, dass Laura ja eigentlich die Tränen in den Augen schon standen und sie nun davon immer noch nicht befreit ist? Dann könnte ich dir folgen.

Einfach nochmal drüber gehen, und überflüssiges radikal streichen.
Du wirst lachen, aber ich habe in den letzten Tagen immer wieder mir die Geschichte laut vorgelesen und hie und da gestrichen, geändert. So jetzt auch nach deinen Vorschlägen.
Und durchaus für möglich halte ich, dass ich in drei Tagen nochmals was entdecke, was weg kann.
Ist ja vielleicht mein persönlicher Lesegeschmack, da ich ja vom Schreiben noch nicht viel Ahnung habe.
Doch hast du und dein Gefühl für Sprache, Ausdruck on top. Das zusammen zählt.

Das ist sehr stark. Sehr gut beobachtet, diese Traumatisierungen und die Folgen im Alltagsleben. Hier passt der Stil auch wieder.
Dankeschön.
Und hier bin ich wieder hin und weg. Diese Naturbeschreibungen kannst du einfach. Und das wirkt auch enorm, weil du es als eine Art ,,Märchenwald‘‘ anlegst, in der Armin einen Rückzugsort hat.
Dankeschön.
,,getraue‘‘ liest sich auch merkwürdig für mich. Davon abgesehen könnte man das hier auch knapper halten:
Geändert.
,,Wir sagen beide nichts‘‘ Oder etwas in der Art. Um die Distanz zwischen den beiden noch mehr zu verdeutlichen.
Ja, geändert.
Hier ist auch wieder so ein schöner Absatz. Ich finde es auch gelungen, dass du den Vogel als Parallele zu Armin aufbaust.
Danke, das beruhigt mich. Ich hatte total Angst, dass mir genau das um die Ohren fliegt, weil viel zu weit hergeholt. Bin glücklich, dass das bisher nicht passiert ist.
Und am Ende wird Armin durch diese Art Seelenverwandter gerettet. Das ist schon stark beschrieben!
Genau, so hatte ich es gedacht. Der freie Vogel, der scheu und somit hochgradig verletzlich zu sein scheint und beide tauchen sie ins Wasser, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven heraus. Und ich habe mit dem Namen Eisvogel gespielt. Armin ist ein Eisklotz anfänglich.
Das offene Ende finde ich auch gut. Laura verzweifelt weiterhin, aber es gibt einen Silberstreif. Armins Eispanzer bekommt kleine Risse.
Dankeschön. Ich wollte es hier auch nicht zu einem süssen Happyend bringen, denn eine Traumatisierung löst sich nicht mal eben durch drei Küsse und Sonnenschein an einem See wieder in Wohlgefallen auf.
Es soll klar sein, dass zwar das Eis gebrochen, geschmolzen ist, aber Laura auch noch zusammen mit Armin harte Tage bevorstehen werden.
Aber dass Laura grad am Ende verzweifelt ist eher so nicht zu verstehen. Sie weint aus Erleichterung. Ich glaube, das können Frauen eher nachvollziehen. Ich kann jedoch sehr gut mit deiner Deutung des Endes leben. Man(n) darf es so betrachten.


Lieber Rainbow Runner (schöner Nick übrigens), nochmals ganz lieben Dank für deine große Mühe und all die Hinweise und Verbesserungsvorschläge, die mir nützlich waren.

Und danke für die Zeit, die du mir geschenkt hast.


Lieben Gruß

lakita

 

Moin @lakita

distanziert - kam mir in den Sinn. Darauf gehe ich gleich ein. Aber Achtung Spoiler, es folgt kein Magenschlag. Ich fand deine Herangehensweise gut.

Gespannt las ich die Kommentare, immer interessant, wenn es hoch und her geht. Henry K hatte seinen aber schon gelöscht. Hab also nur eine Seite mitbekommen, noch kenne ich Deine Originalversion der Geschichte.

Warum distanziert? Achillus hat dies in seinem Kommetar schon sehr gut dargelegt. Ich stimme ihm absolut zu, mit Ausnahme der "Wahnsinnstaten". Dokumentation, Skriptartig, linear, brav, emotionslos, erwartbar, es fehlt etwas: die Geschichte und deren Menschen leben nicht, sie wird abgespult. Es wirkt distanziert. Als würde man sie aus einer Entfernung beobachten. Man sieht vieles, bildet sich eine Meinung, und doch weiß man nicht, was wirklich passiert. Nein, das ist kein Magenschlag. Weder ist sie langweilig, schlecht, unrealistisch noch klischeehaft. Auch wenn ich zum Thema PTBS nicht viel Wissen dazu habe.

Eine Wahnsinnstat braucht die Geschichte nicht und fände ich hier fehl am Platz. Schlussendlich ist eine Wahnsinnstat nichts anderes als eine andere Form von "Sex Sells", zieht (fast) immer. Aber meiner subjektiven Meinung nach, hast du kein AIDA drin, also Attention, Interest, Desire, Action. Ja, ist ein Begriff aus dem Marketing, absolut relevant auch für Geschichten und die Wahnsinnstat zählt zur Attention. Was ist die Attention in Deiner Geschichte?

Ich glaube nicht, dass Du die Geschichte neu schreiben musst, um dies zu erreichen. Nur anders anordnen vielleicht. Warum es nicht beim kleinen See starten lassen? Sie findet Achim dort vor. Wo Achim seine Insel des Friedens hat und sich die Frage stellt, findet er allgemein seinen Frieden oder nicht? Aber hey, das sind nur laute Gedanken aus meinem Kopf. Ich spiele nur und das heißt auch, dass ich sie gerne gelesen habe.

Und... ich mag die Ruhe in Deiner Geschichte.

Beste Grüße
Kroko

 

Hallo @Kroko,

vielen Dank, dass du meine Geschichte gelesen und dir dazu Gedanken gemacht und mir ein Feedback gegeben hast.

distanziert - kam mir in den Sinn.
Das ist eine Empfindung, die ich dir nicht ausreden werde. Du empfindest diese Geschichte so. Mir geht es da anders.
Aber Achtung Spoiler, es folgt kein Magenschlag. Ich fand deine Herangehensweise gut.
Nein, ein Magenschlag ist sicherlich etwas anderes, hab ich mir auch nicht so übersetzt. Dass du die Herangehensweise gut findest, freut mich. Danke. Im Verlaufe deiner Kritik ist das dann aber nicht mehr der Fall, so scheint mir.
noch kenne ich Deine Originalversion der Geschichte.
Also die 1. Fassung sozusagen? Vielleicht kennst du auch die jetzige Version, in der sehr sehr viel schon rausgeflogen ist. Aber ich gehe davon aus, dass dein Feedback sich nun auf die 1. Version bezieht.
. Dokumentation, Skriptartig, linear, brav, emotionslos, erwartbar, es fehlt etwas: die Geschichte und deren Menschen leben nicht, sie wird abgespult. Es wirkt distanziert.
Wenn du es so siehtst, dein gutes Recht. Ich bewerte meine Geschichte anders.
. Nein, das ist kein Magenschlag. Weder ist sie langweilig, schlecht, unrealistisch noch klischeehaft.
Jo, aber sie ist nur eine Dokumentation, sie ist skriptartig, linear, brav, emotionslos, erwartbar, ihr fehlt etwas, die Menschen leben nicht, sie wird abgespult, wirkt distanziert. Da frag ich mich jedoch, wieso sie dann auf einmal nicht langweilig sein soll und nicht klischeehaft und nicht unrealistisch. So richtig klar finde ich deine Ansagen nicht, wie du siehst.
Eine Wahnsinnstat braucht die Geschichte nicht und fände ich hier fehl am Platz. Schlussendlich ist eine Wahnsinnstat nichts anderes als eine andere Form von "Sex Sells", zieht (fast) immer.
Denn sie ist ja für dich auch noch on top bezüglich des Verhaltens des Protagonisten unrealistisch. Wieso nennst du einen Selbstmordversuch eigentlich Wahnsinnstat? Derjenige ist nicht wahnsinnig, der sich umbringen möchte. Aber ok, ich will jetzt nicht eine neue Diskussionsbaustelle hier eröffnen. Verstehen kann ich, wenn du den Selbstmordversuch für den billigen Versuch eines Autoren hältst, hier Effektheischerei zu begehen, damit der Leser am Ball bleibt. Kannste gerne so sehen, ich tu es nicht. Die Selbstmordrate von Soldaten, die im Kriegseinsatz waren ist erschreckend hoch.

Aber meiner subjektiven Meinung nach, hast du kein AIDA drin, also Attention, Interest, Desire, Action
Interessant, was alles in dieser Geschichte nicht vorhanden ist. Demnach müsste ich sie, wenn ich mich komplett nach deiner Kritik richten würde, einfach in die Tonne treten und neu anfangen. ABER
Ich glaube nicht, dass Du die Geschichte neu schreiben musst, um dies zu erreichen.
dann schreibst du das hier? Wenn sie so unterirdisch für dich ist, wieso soll ich dann durch Umstellen einzelner Absätze sie retten können? Das hat dann keine innere Logik, was du da schreibst.
Ich spiele nur und das heißt auch, dass ich sie gerne gelesen habe.
Das versteh ich gut, eine Geschichte, die von Anfang bis Ende so viele Mängel enthält, ist gewiss ein gutes Lehrstück, wie man es nicht machen sollte und schon deswegen interessant zu lesen und manch ein Leser fühlt sich dann dabei auch wohl.
Und... ich mag die Ruhe in Deiner Geschichte.
Wirklich? Das ist doch jetzt ein Widerspruch zu AIDA.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita

Herzlichen Dank für deine lieben Worte!

Du hast es auf angenehme Weise verstanden, dich hier sogleich mit sehr viel Eigenbeteiligung einzubringen und das finde ich erwähnenswert positiv und hoffe, dass dir viele Nachahmer folgen werden.
Ich habe schon vor meiner Anmeldung hier stumm mit gelesen. Das Prinzip des Geben und Nehmen habe ich gleich verstanden.

Auch, dass man dadurch am meisten lernt.

Dazu hab ich ja oben schon was gesagt, aber hier nochmals: Wenn ich, als ich neu hier auftauchte, schon so gut wie du geschrieben hätte, wäre ich jetzt noch viel weiter. Du bist schon recht gut!
Das macht mich jetzt verlegen. Vielen Dank! Oft führt mir Bruder Zweifel die Feder. Etwas, dass wohl viele Schreibend kennen. Man liest wahnsinnig gute Kurzgeschichten und Romane und das eigene Schaffen wirkt dagegen erbärmlich… Aber man muss eben im Trainig bleiben.

Hier schwanke ich noch. Du meinst, ich soll dem Leser durchaus zutrauen, dass er noch weiß, dass Laura ja eigentlich die Tränen in den Augen schon standen und sie nun davon immer noch nicht befreit ist? Dann könnte ich dir folgen.
Genau, so dachte ich es. Mir als Leser war das klar.

Schönes Wochenende
Rainbow Runner

 

Hallo @Rainbow Runner ,

lieben Dank, dass du dich nochmals meldest.

Das macht mich jetzt verlegen. Vielen Dank! Oft führt mir Bruder Zweifel die Feder. Etwas, dass wohl viele Schreibend kennen. Man liest wahnsinnig gute Kurzgeschichten und Romane und das eigene Schaffen wirkt dagegen erbärmlich… Aber man muss eben im Trainig bleiben.
Ach, das kenne ich und ganz bestimmt sehr viele hier auch. Diese Zweifel sind gut, sie eignen sich als Motor zum Weiterentwickeln und das Lob, das man von anderen erhält ist der Treibstoff dazu.
Genau, so dachte ich es. Mir als Leser war das klar.
Soeben erledigt. Danke!


Lieben Gruß

lakita

 

Moin @lakita,

hmmm, irgendwie haben wir aneinander vorbei geredet. Sorry, ich hab wohl ungenau formuliert.

Also die 1. Fassung sozusagen? Vielleicht kennst du auch die jetzige Version, in der sehr sehr viel schon rausgeflogen ist. Aber ich gehe davon aus, dass dein Feedback sich nun auf die 1. Version bezieht.

Ich kenne nur die jetzige Version. Also, wo du schon vieles entfernt hast.

. Dokumentation, Skriptartig, linear, brav, emotionslos, erwartbar, es fehlt etwas: die Geschichte und deren Menschen leben nicht, sie wird abgespult. Es wirkt distanziert.
Wenn du es so siehtst, dein gutes Recht. Ich bewerte meine Geschichte anders.
Ist nur meine Wahrnehmung der Geschichte. Andere Leser werden eine andere Wahrnehmung haben und aus der Summe der Rückmeldungen entdeckt der Autor vielleicht einen neuen Blickwinkeln.

Meine Bewertung ist, dass ich Deine Geschichte gerne gelesen habe. Denn das Thema hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Ich fand die Herangehensweise gut, dass es im Freundeskreis war, und eben nicht die aufsehenerregende Geiselnahme in einem Kaffee. Deshalb ist die Geschichte auch nicht langweilig.

Jo, aber sie ist nur eine Dokumentation, sie ist skriptartig, linear, brav, emotionslos, erwartbar, ihr fehlt etwas, die Menschen leben nicht, sie wird abgespult, wirkt distanziert. Da frag ich mich jedoch, wieso sie dann auf einmal nicht langweilig sein soll und nicht klischeehaft und nicht unrealistisch. So richtig klar finde ich deine Ansagen nicht, wie du siehst.

Klischeehaft und unrealistisch haben mit den obigen Punkten wenig zu tun. Zu unrealistisch schrieb ich schon, dass mir da das entsprechende Wissen fehlt. Was ich gemeint habe, ist, dass ich mir dies schon so vorstellen kann, alias ich es realistisch einschätze, wie du es geschrieben hast. Damit wäre hoffentlich auch der Punkt klischeehaft weg vom Tisch.

Denn sie ist ja für dich auch noch on top bezüglich des Verhaltens des Protagonisten unrealistisch. Wieso nennst du einen Selbstmordversuch eigentlich Wahnsinnstat? Derjenige ist nicht wahnsinnig, der sich umbringen möchte. Aber ok, ich will jetzt nicht eine neue Diskussionsbaustelle hier eröffnen. Verstehen kann ich, wenn du den Selbstmordversuch für den billigen Versuch eines Autoren hältst, hier Effektheischerei zu begehen, damit der Leser am Ball bleibt. Kannste gerne so sehen, ich tu es nicht. Die Selbstmordrate von Soldaten, die im Kriegseinsatz waren ist erschreckend hoch.
Hier reden wir aneinander vorbei. Mit Wahnsinnstat bezog ich mich auf den Kommentar von Achillus und nicht auf deine Geschichte.

In deiner Geschichte ist der Selbstmordversuch eine Konsequenz / Wirkung aus der Situation heraus. Weder verstehe ich dies als Effekthascherei noch als Wahnsinnstat. Ich fand auch, dass du die Geschichte gut aufgebaut hast, es war eben realistisch für mich.

Ich frage mich echt, wie wir beide meinen vorherigen Kommentar so unterschiedlich verstanden haben. Egal, ich hoffe, konnte es aufklären.

Schlussendlich wollte ich nur sagen, dass mich Deine Geschichte berührt hat, ich das Setting gut fand, aber etwas hat noch gefehlt. Bei der Beschreibung des etwas, ist mir dies wohl vollkommen misslungen. Sorry, die Aufregung war nicht meine Absicht.

Beste Grüße
Kroko

 

Gut, dass du es versuchst, klarer zu fassen @Kroko,

denn wir haben uns tatsächlich nicht auf einer Verständnisebene befunden. Kann ja mal vorkommen.

hmmm, irgendwie haben wir aneinander vorbei geredet. Sorry, ich hab wohl ungenau formuliert.
Jo, klassisches Aneinandervorbeireden.
Ich kenne nur die jetzige Version. Also, wo du schon vieles entfernt hast.
Gut.
Meine Bewertung ist, dass ich Deine Geschichte gerne gelesen habe. Denn das Thema hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Ich fand die Herangehensweise gut, dass es im Freundeskreis war, und eben nicht die aufsehenerregende Geiselnahme in einem Kaffee. Deshalb ist die Geschichte auch nicht langweilig.
Berührt und nachdenklich gemacht, ist gut. Freut mich sehr, wenn eine Geschichte, trotz ihrer Mängel, dies dennoch erreicht.
Hier reden wir aneinander vorbei. Mit Wahnsinnstat bezog ich mich auf den Kommentar von Achillus und nicht auf deine Geschichte.
Aua. Ja, da hab ich völlig falsch gelesen. Echt, auf diese Spur wäre ich von allein nicht gelangt.
In deiner Geschichte ist der Selbstmordversuch eine Konsequenz / Wirkung aus der Situation heraus. Weder verstehe ich dies als Effekthascherei noch als Wahnsinnstat. Ich fand auch, dass du die Geschichte gut aufgebaut hast, es war eben realistisch für mich.
Beruhigt bin.
ch frage mich echt, wie wir beide meinen vorherigen Kommentar so unterschiedlich verstanden haben. Egal, ich hoffe, konnte es aufklären.
Ich frage mich das eher nicht, weil es nichts Ungewöhnliches ist, dass sich Männer und Frauen unterschiedlich über ein und denselben Gegenstand äussern. Sollte ich als jemand mit fortgeschrittenem Alter eigentlich besser wissen, aber das ist mein Part, dass es mir nicht gelungen ist. :Pfeif:
Sorry, die Aufregung war nicht meine Absicht.
Alles gut!

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lakita

Ist schon viel gesagt worden zu deiner Geschichte, spannende Thematik auf jeden Fall. Gelesen habe ich die anderen Kommentare aber nicht alle, nur ein paar überflogen. Ich glaube, zum Inhalt an sich wurde schon recht viel gesagt, wenn ich das richtig gesehen habe. Ich beschränke mich deshalb auf ein paar Textzitate, bei denen ich noch Potential sehe. Insgesamt kann ich aber sagen, dass die Geschichte für mich funktioniert hat. Ich kenne mich, zum Glück!, nicht aus mit posttraumatischen Belastungsstörungen (wie der Ausdruck schon klingt ...) und nahm Armins Verhalten mit meinem laienhaften Verständnis davon meist recht authentisch und nachvollziehbar wahr. Mit der gewählten Perspektive ist das vielleicht nicht ganz einfach, aber ich hätte gerne (noch) mehr darüber erfahren, was wirklich in Armin drin abgeht, vielleicht könnte das einer seiner Kameraden erläutern, der vielleicht mal was ähnliches durchgemacht hat, Laura ist ja auch sonst recht neugierig ;-) Zumindest ich hätte nachgefragt, wie sich denn so eine PTSD konrekt(er) anfühlt, damit ich auch ein besseres Gefühl dafür bekomme, wie man auf einen Menschen in dieser Situation zugehen könnte ... Jemand hat die Distanz in der Geschichte angesprochen, ich finde diese sehr passend, weil Armin ja eben auch auf Distanz geht, weil er nicht mehr richtig in sein gewohntes Leben hineinfindet, ihm vielleicht plötzlich vieles fremd vorkommt. Die Geschichte hat eine gute Länge, finde ich, und keine Längen.

Ein paar Vorschläge meinerseits, das meiste ist reine Geschmacksfrage, vielleicht kannst Du mit dem ein oder anderen trotzdem etwas anfangen:

„Ist direkt hier vorbei mit seiner ollen Audigurke. Frag mich immer, wie lange er mit der noch rumkarrt.“
Würde ich streichen. Ich weiss nicht genau wieso, aber für mich klingt ein Ausdruck wie 'oll' immer bisschen grossmütterlich ... :drool:

Dieses ewige „ich hab das größere Auto“-Getrommel hier im Dorf. Armin wurde oft unterschätzt, weil er das nicht mitmachte.
Ich denke, dass wird auch so aus dem Text klar. Sie reden ja darüber, dass Armin eben keine dicke Karre fährt, da ist klar, dass er sich nicht nach dem Tenor im Dorf richtet.

Neid kann beflügeln, dann ist er gut. Aber wenn er lähmt, kippt er um in Missgunst á la Udo.
Auch hier würde ich streichen. 'Dann ist er gut' erachte ich als zu erklärend, würde es für sich allein stehen lassen, dann wirkt es stärker, denke ich.

Sein jämmerlicher Anblick erscheckt mich. Armin, der Hüne mit dem kraftstrotzenden Oberkörper, der sonst wie eine Festung wirkt, steht vor mir mit hängenden Schultern.
Du beschreibst seinen jämmerlichen Anblick später, nach dem Dialog, noch ausführlicher, mir fehlte hier aber etwas. Ich dachte mir an der Stelle: Nur weil er die Schultern mal hängen lässt, wirkt er gleich jämmerlich? Ist natürlich nur meine Lesart.

Eisige Luftwirbel.
„Ich melde mich.“
„Brauchst du irgendwas?“
„Laura! Bitte!“
Eiswand.
Finde ich ein wenig wiederholend, ich verstehe, glaube ich, schon, dass Du damit das Bild von Armin, seiner psychischen Verfassung, verstärken willst, für mich klappt das aber nicht wirklich, es zieht mich eher bisschen aus dem Text. Seine Reaktionen zeigen die Eiswand eigentlich deutlich genug. Vielleicht auch hier ein wenig entschlacken? Was denkst Du? Auch habe ich mich gefragt: Woher kommen die eisigen Luftwirbel (genau)? Beschreibt das seine Stimme? Wie nimmt sie diese Wirbel wahr? Du merkst, ich bekomme an der Stelle nicht so richtig Bild bzw. kann es nicht deutlich nachvollziehen.

„Das muss er mit sich ausmachen. Lass ihm einfach Zeit.“
Seine Erwiederung ist ziemlich kühl. Gefällt mir aber, ich hätte etwas mitfühlenderes erwartet. Aber es passt sehr gut, denn Ronny kann ja sehr viel besser nachvollziehen, wie sich Armin fühlt, deshalb lese ich hier zwischen den Zeilen auch sowas wie: Mach dir keine Sorgen, das gehört halt dazu.

„Bitte tu das. Kann ich mit?“
„Na, klar, um 10 Uhr bei Armin.“
Klingt, als hätte er in der Zwischenzeit Armin bereits kontaktiert und das mit ihm ausgehandelt. Vielleicht die Angabe einer genauen Uhrzeit weglassen? "Sonntagmorgen bei Armin. Ich schreib dir vorher noch." -> Irgendwie sowas?

Bloß das nicht, ermahne ich mich und stemme mich gegen die Tränen, die aus mir raus wollen.
Finde ich eine schöne Beschreibung, die man (oder zumindest ich) noch nicht oft gelesen hat, also dass 'sich gegen die Tränen stemmen', gefällt mir. Das Satzende würde ich jedoch wieder kürzen: Klar, die Tränen wollen aus ihr raus, was sonst? :-)

Armin taut dann während der Motorradfahrt auf, beteiligt sich an den Gesprächen, wirkt gelöst. Ich finde, das geht etwas zu schnell, für seine zuvor so abweisende Haltung und sein In-Sich-Gekehrtsein (gibt's das Wort? :D). Mir ist schon klar, während des Fahrens kommt er auf andere Gedanken, kann sich ablenken, aber sind diese mMn doch recht krassen Stimmungsschwankungen dem PTSD geschuldet? Ich hätte mir eher vorgestellt, dass er erst kurzangebunden ist und nur so bruchstückhaft was zur Unterhaltung beiträgt, bevor er dann zunehmend auftaut, aber wie Du siehst: Ich kenne mich mit posttraumatischen Belastungsstörungen Null aus und schildere hier rein meine Wahrnehmung.

dass er in Afghanistan was deutlich Größeres und Schweres unterm Hintern hatte.“
Schwereres?

„Erzählt mir was über Afghanistan. Wie ist es dort?“
Hier fand ich es etwas schade, dass die Männer nicht genauer von diesem Land berichten. Bestimmt haben sie viel mitbekommen, nicht nur Elend und Krieg und Tod und haben da vertieftes Insiderwissen. Es geht ja im nachfolgenden Dialog nur darum, was mit ihnen geschieht, wenn sie zurückkehren. Klar, das ist auch spannend, für sich genommen, aber an der Stelle fehlt mir etwas.

„Ist das Moorboden?“, frage ich erschrocken.
„Keine Angst, das trägt uns. Komm.“
Grammatikalisch korrekt wäre: der trägt uns. Aber da es gesprochene Sprache ist, mag das wohl passen.

Dann stehen wir vor einem See, der wie ein schwarzer Obsidian in der Sonne glänzt.
Ein Obsidian ist immer schwarz, oder nicht?

Als er meinen fragenden Blick entdeckt, sagt er:
Mmmh, den Blick entdecken, ich weiss nicht. Vielleicht bemerkt er ihren Blick eher?

Seine Unruhe steigert sich. Seine Gesichtszüge sind schmerzverzerrt und in seinem Blick liegt etwas
Zweimal Satzbeginn 'Seine'. Vielleicht versuchen zu variieren?

Die Stufen zur Wohnungstür steige ich mit tränengetränkten Augen, die mir die Sicht verschleiern, hoch.
Etwas verhackter Satz, weil das 'hoch' am Ende so allein nach dem Komma steht. Würde versuchen, es etwas umzuschreiben. Vorschlag: Ich steige die Stufen zur Wohnungstür hoch. Meine tränengetränkten Augen verschleiern mir die Sicht. Kürzer: Ich stolpere mit tränenverschleiertem Blick die Stufen zur Wohnungstür hoch.

„Das ist mir zu gefährlich zu zweit, wenn die Maschine wegrutscht.“
Da fehlt ein Komma, denke ich. Nach 'gefährlich'?

Armin sitzt unbeweglich, hat den Blick gesenkt. Ein armer Tropf hockt da. Bevor mich mein Mitgefühl flutet, greife ich rasch nach seiner Hand.
Armer Tropf: Das ist mir ein wenig zu niedlich ausgedrückt in einer solchen Situation. Etwas bemutternd vielleicht. Ausserdem merkt man als Leser auch so sehr gut, was sie für ihn empfindet in diesem Moment.

Im Wasser bricht sich das Blau wie bei einem Kaleidoskop in tausend blinkende Scherben.
Auch im Moorwasser? In diesem brackigen, schwarzen Wasser? Okay, ist recht abstrakt, wie er die Begegnung mit dem Eisvogel beschreibt, es passt wohl schon, bei mir regten sich aber Fragen wie diese. Insgesamt finde ich die Szene aber recht anschaulich beschrieben, mit einer gewissen Schönheit, wenn ich das mal so nennen darf.

„Der Wille entscheidet!“, erklärt er, „Wahlspruch des KSK.“
Ja, auch das ist klar, woher dieser Spruch kommt. Streichen, wenn Du mich fragst.

„Kamerad, du solltest dir langsam mal Hilfe besorgen!“, sagt Ronny.
Auch hier, ich habe es zuvor schon angesprochen, das klingt nicht wirklich mitfühlend, so ein wenig lapidar, sagt er das wirklich so? Vielleicht etwas ernster: "Armin, such dir Hilfe, so kann es doch nicht weitergehen!" Naja, ist wie so vieles nur mein Eindruck an der Stelle.

Plötzlich hören wir ein heiseres „Quarrack“ und unsere Gesichter schnellen in die Richtung, aus der es kommt.
Die Gesichter, die in diese Richtung schnellen, wirken auf mich schief, also für mich liest es sich so, als würden das wirklich nur ihre Gesichter machen, aber im Grunde genommen drehen sie ja die Köpfe in die entsprechende Richtung, also würde ich das auch so schreiben.

Danke für die Geschichte.

Viele Grüsse,
d-m

[EDIT:] Hatte den Kommentar leider etwas hastig geschrieben, habe paar Dinge korrigiert.

 

Lieber @deserted-monkey ,

wow, vielen lieben Dank für dein Feedback und all deine konstruktiven Vorschläge. Bin total beeindruckt, was du noch alles rausgesucht hast und du wirst sehen, ich habe fast alles auch so wie du betrachten und erkennen können.
Hab schon 85% eingepflegt in die Geschichte, bei einigen Teilen muss ich noch mehr Konzentration an den Start bringen, die fehlt mir grad schon ein wenig zur fortgeschrittenen Stunde, man wird nicht jünger. Den Rest gehe ich morgen nochmals durch.

Ist schon viel gesagt worden zu deiner Geschichte, spannende Thematik auf jeden Fall.
Ja, diese Geschichte ist wirklich schon sehr von euch allen beachtet worden und danke für dein Lob wegen der spannenden Thematik.
Insgesamt kann ich aber sagen, dass die Geschichte für mich funktioniert hat.
Dankeschön.
Ich kenne mich, zum Glück!, nicht aus mit posttraumatischen Belastungsstörungen (wie der Ausdruck schon klingt ...)
Ich vorher auch nicht. Und ich habe in meinem Text auch die Bezeichnung vermieden. Je mehr ich dazu lese, desto weniger vermag ich laienhaft solch ein Verhalten von Armin für eine klassische PTBS zu erachten. Es liegt gewiss eine traumatische Erfahrung vor, aber die Frage ist, wie sie behandelt werden kann. Ich fürchte manchmal, dass die Bezeichnung PTBS etwas lax von vielen Leuten (so auch anfänglich von mir ) für alles Mögliche verwendet wird, was ein Mensch an Traumata erleben kann. Manche Traumata heilen von selbst, da braucht der Mensch einfach seine Zeit, um es zu verarbeiten. Manche Traumata verfolgen die Menschen trotz intensiver pychologischer Traumabehandlung noch Jahrzehnte danach. Es gibt wie immer kein Schema, auch wenn wir alle immer so gerne alles über einen Kamm scheren wollen. Ich will damit sagen, ich halte Traumata und PTBS für hochkomplex.

und nahm Armins Verhalten mit meinem laienhaften Verständnis davon meist recht authentisch und nachvollziehbar wahr.
Danke.
aber ich hätte gerne (noch) mehr darüber erfahren, was wirklich in Armin drin abgeht,
Das hab ich mir verschlossen, indem ich Laura als diejenige erwählt habe, mit deren Augen es gesehen wird. Ich überlege, weil dieses Thema so hochkomplex ist, ob ich nicht irgendwann nochmals aus der Sicht eines Soldaten schreiben werde. Noch hat es bei mir nicht plotmäßig gefunkt, aber meist kommt das mit der Zeit urplötzlich. Das Thema selbst wäre es jedenfalls wert.
wie sich denn so eine PTSD konrekt(er) anfühlt, damit ich auch ein besseres Gefühl dafür bekomme, wie man auf einen Menschen in dieser Situation zugehen könnte ...
Also ich hab dazu ja im Text selbst durch Ronny mitteilen lassen, dass es sich in dem Moment, wo derjenige solche Situationen nochmals durchlebt, es für ihn echt wirkt, er ist an dem fraglichen Ort und durchleidet die damalige Situation als geschähe sie nochmals und merkt nicht, dass er fehlgeleitet wurde. Das Gehirn spielt sozusagen verrückt. Das stell ich mir echt furchtbar vor.
, weil Armin ja eben auch auf Distanz geht, weil er nicht mehr richtig in sein gewohntes Leben hineinfindet, ihm vielleicht plötzlich vieles fremd vorkommt.
Das freut mich sehr, dass du das so herausgelesen hast.
Die Geschichte hat eine gute Länge, finde ich, und keine Längen.
Oh danke!
Ein paar Vorschläge meinerseits, das meiste ist reine Geschmacksfrage, vielleicht kannst Du mit dem ein oder anderen trotzdem etwas anfangen:
Und wie!!!
Würde ich streichen. Ich weiss nicht genau wieso, aber für mich klingt ein Ausdruck wie 'oll' immer bisschen grossmütterlich ... :drool:
erledigt
Ich denke, dass wird auch so aus dem Text klar. Sie reden ja darüber, dass Armin eben keine dicke Karre fährt, da ist klar, dass er sich nicht nach dem Tenor im Dorf richtet.
erledigt
Auch hier würde ich streichen. 'Dann ist er gut' erachte ich als zu erklärend, würde es für sich allein stehen lassen, dann wirkt es stärker, denke ich.
erledigt
Du beschreibst seinen jämmerlichen Anblick später, nach dem Dialog, noch ausführlicher, mir fehlte hier aber etwas. Ich dachte mir an der Stelle: Nur weil er die Schultern mal hängen lässt, wirkt er gleich jämmerlich? Ist natürlich nur meine Lesart.
Hier muss ich nochmals was Besseres suchen. Sehe ich sofort ein, was du da schreibst. Brauche aber einen günstigen sozusagen zündenden Moment hierfür. Verbessere ich noch.
Finde ich ein wenig wiederholend, ich verstehe, glaube ich, schon, dass Du damit das Bild von Armin, seiner psychischen Verfassung, verstärken willst, für mich klappt das aber nicht wirklich, es zieht mich eher bisschen aus dem Text. Seine Reaktionen zeigen die Eiswand eigentlich deutlich genug. Vielleicht auch hier ein wenig entschlacken? Was denkst Du? Auch habe ich mich gefragt: Woher kommen die eisigen Luftwirbel (genau)? Beschreibt das seine Stimme? Wie nimmt sie diese Wirbel wahr? Du merkst, ich bekomme an der Stelle nicht so richtig Bild bzw. kann es nicht deutlich nachvollziehen.
Will ich eigentlich so stehenlassen, weil es ja ihre Gedanken sind, aber wenn ich den Text mir nochmals laut vorlese, werde ich besonderes Augenmerk bzw.Ohrenmerk draufhalten. Verstehe durchaus was du meinst.
Seine Erwiederung ist ziemlich kühl. Gefällt mir aber, ich hätte etwas mitfühlenderes erwartet. Aber es passt sehr gut, denn Ronny kann ja sehr viel besser nachvollziehen, wie sich Armin fühlt, deshalb lese ich hier zwischen den Zeilen auch sowas wie: Mach dir keine Sorgen, das gehört halt dazu.
Also Ronny und Armin und die anderen sind Kameraden. Das sind alles Elitesoldaten, die zunächst einmal untereinander einen Ton pflegen, der fast schon wie eine Geheimsprache wirkt, die Kühle, in der ein superherzlicher Kern steckt, den sie aber anders zeigen, zumindestens nicht sprachlich. Wenn dich dein Kamerad aus der Schusslinie zieht und sich dabei selbst in Lebensgefahr bringt, dann ist das Ausdruck tiefster Verbundenheit, da muss dann verbal nicht noch nachgepackt werden. Verstehst du, wie ich es meine? Die Kameraden müssen nicht herzliche Worte finden, sie zeigen es durch ihre Taten. Das führt aber dazu, dass sie nach aussen für Zivilisten ziemlich kaltschnäuzig wirken.
Klingt, als hätte er in der Zwischenzeit Armin bereits kontaktiert und das mit ihm ausgehandelt. Vielleicht die Angabe einer genauen Uhrzeit weglassen? "Sonntagmorgen bei Armin. Ich schreib dir vorher noch." -> Irgendwie sowas?
Auch so eine Stelle, die ich mir noch ansehen und ändern werde. Danke für deine hilfreichen Hinweise, bin selbst damit noch nicht zufrieden.
Finde ich eine schöne Beschreibung, die man (oder zumindest ich) noch nicht oft gelesen hat, also dass 'sich gegen die Tränen stemmen', gefällt mir. Das Satzende würde ich jedoch wieder kürzen: Klar, die Tränen wollen aus ihr raus, was sonst? :-)
Oh danke, hab wie von dir vorgeschlagen, den Rest gekillt.
Mir ist schon klar, während des Fahrens kommt er auf andere Gedanken, kann sich ablenken, aber sind diese mMn doch recht krassen Stimmungsschwankungen dem PTSD geschuldet? Ich hätte mir eher vorgestellt, dass er erst kurzangebunden ist und nur so bruchstückhaft was zur Unterhaltung beiträgt, bevor er dann zunehmend auftaut, aber wie Du siehst: Ich kenne mich mit posttraumatischen Belastungsstörungen Null aus und schildere hier rein meine Wahrnehmung.
Das ist ja das Problem einer jeden psychischen Erkrankung. Ich habe z.B. Tunnelangst (jedenfalls, soweit es lange Tunnel anbelangt) Wenn die so freiflottierend in mich reinfährt, dann erkennst du mich nicht wieder, weil ich ein flatterndes Hemd bin, das denkt, es muss sofort sterben. Davor und danach und das braucht nicht viele Minuten dazwischen wäre ich wieder in meinem normalen Lebensmodus und du wüsstest noch nicht einmal, dass ich bei Tunnelfahrten durchdrehe. Ich will damit sagen, dass viele psychologische Probleme nicht wie ein gebrochenes Bein daher kommen. Du erlebst sie aus Aussenstehender nicht als Dauerzustand, sondern wirst dich eher fragen, was denn nun eigentlich los ist, weil der Mensch so gesund wirkt. Man selbst allerdings weiß genau, auf welchem dünnen Eis man steht. Es gibt also, das will ich grad mit vielen Worten mitteilen, irgendwie kein richtiges oder falsches Verhalten. Armin kann eben noch ernst und abweisend sein und ein paar Minuten später erlebt er auf dem Motorrad eine Art Befreiung, die aber, wie man im Verlauf der Geschichte sieht, brüchig und nicht tragfähig ist.
Schwereres?
Oh danke!!! Typischer Rechtschreibfehler.
Hier fand ich es etwas schade, dass die Männer nicht genauer von diesem Land berichten. Bestimmt haben sie viel mitbekommen, nicht nur Elend und Krieg und Tod und haben da vertieftes Insiderwissen. Es geht ja im nachfolgenden Dialog nur darum, was mit ihnen geschieht, wenn sie zurückkehren. Klar, das ist auch spannend, für sich genommen, aber an der Stelle fehlt mir etwas.
Darüber denke ich gerne nach. Ich wollte eigentlich andeuten, dass sie nicht gerne über Details reden und sie sind ja grad aus dem Einsatz zurück, da geht es ihnen noch so wie sie es da beschreiben. Dass Afghanistan landschaftlich ein schönes Land ist, so hab ich es jedenfalls desöfteren gelesen, dafür haben sie eigentlich noch nicht den Kopf frei genug. Ist nur schwierig das darzustellen. Ich überleg mal, ob ich das noch anders darstellen kann.

Grammatikalisch korrekt wäre: der trägt uns. Aber da es gesprochene Sprache ist, mag das wohl passen.
Geändert!
Ein Obsidian ist immer schwarz, oder nicht?
Tja, bis Woltochinon sich dazu äußerte und mitteilte, dass es auch blaue Obsidiane gibt, dachte ich das auch. Aber so ist es auch gut, denn es weiß ja nicht jeder, was ein Obsidian ist, deswegen ist schwarz dann eine gute Hilfe.
Mmmh, den Blick entdecken, ich weiss nicht. Vielleicht bemerkt er ihren Blick eher?
Geändert.
Zweimal Satzbeginn 'Seine'. Vielleicht versuchen zu variieren?
Hab es umformuliert.
Etwas verhackter Satz, weil das 'hoch' am Ende so allein nach dem Komma steht. Würde versuchen, es etwas umzuschreiben. Vorschlag: Ich steige die Stufen zur Wohnungstür hoch. Meine tränengetränkten Augen verschleiern mir die Sicht. Kürzer: Ich stolpere mit tränenverschleiertem Blick die Stufen zur Wohnungstür hoch.
Hab ich auch geändert.
Da fehlt ein Komma, denke ich. Nach 'gefährlich'?
Da würde ich nie mit dir streiten, weil ich diese Feinheiten nicht beherrsche, folglich geändert.

Armer Tropf: Das ist mir ein wenig zu niedlich ausgedrückt in einer solchen Situation. Etwas bemutternd vielleicht. Ausserdem merkt man als Leser auch so sehr gut, was sie für ihn empfindet in diesem Moment.
Gestrichen.
Auch im Moorwasser? In diesem brackigen, schwarzen Wasser? Okay, ist recht abstrakt, wie er die Begegnung mit dem Eisvogel beschreibt, es passt wohl schon, bei mir regten sich aber Fragen wie diese. Insgesamt finde ich die Szene aber recht anschaulich beschrieben, mit einer gewissen Schönheit, wenn ich das mal so nennen darf.
Da muss ich wohl noch an anderer Stelle ran, guter Einwand. Es ist Mooruntergrund, aber das Wasser selbst ist nicht brackig, es ist klar und weich. Hab so einen kleinen See selbst mal in Meck-Vo aufgesucht gehabt. Mal sehen, wo ich es unterbringe, dass das Wasser klar ist. Der Untergrund ist nur pechschwarz und deswegen wirkt alles schwarz.
Ja, auch das ist klar, woher dieser Spruch kommt. Streichen, wenn Du mich fragst.
Hier widersprech ich. Ich hab es vorher auch nicht gewusst, dass Facit ... der Wahlspruch des KSK ist.
Auch hier, ich habe es zuvor schon angesprochen, das klingt nicht wirklich mitfühlend, so ein wenig lapidar, sagt er das wirklich so? Vielleicht etwas ernster: "Armin, such dir Hilfe, so kann es doch nicht weitergehen!" Naja, ist wie so vieles nur mein Eindruck an der Stelle.
Ich hab mir die Stelle angeschaut und bin zu dem Schluss gekommen, dass Ronny am besten gar nichts sagt. Er ändert ja nichts und alle Beteiligten wissen ja, was passiert ist und das es so nicht bleiben kann. Ich glaube, das ist besser, wenn da gar nichts steht.
Die Gesichter, die in diese Richtung schnellen, wirken auf mich schief,
Stimmt, sehr ungenau von mir. Hab ich geändert.

Lieber desert-monkey nimm bitte meinen großen Dank für dein großes Zeitgeschenk und deine ganzen Korrekturvorschläge von mir entgegen und hab einen schönen Sonntag

lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita

Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Es hat mich sehr gefreut, dass Du mit so vielen meiner Anmerkungen etwas anfangen konntest! Allerdings muss ich mich an einer Stelle noch kurz korrigieren, da hatte ich ein wenig Tomaten auf den Augen, hier:

„Das ist mir zu gefährlich zu zweit, wenn die Maschine wegrutscht.“
Da fehlt ein Komma, denke ich. Nach 'gefährlich'?
Ich habe das irgendwie vollkommen quer gelesen, da ist nichts falsch bzw. es wird kein Komma benötigt. Habe das 'zu zweit' als 'zu weit' gelesen ... Naja, macht keinerlei Sinn, es so zu lesen :D Kein Plan, war wohl zu wenig aufmerksam.

Wollte ich Dir nur noch kurz mitteilen (und mich für die ausführliche Antwort bedanken).

Beste Grüsse,
d-m

 

Hallo @deserted-monkey ,

danke, dass du dich nochmals meldest. Ok, dann hau ich dieses Komma schnell wieder raus. Nicht, dass wir hier @Friedrichard unnötig Arbeit bereiten. :Pfeif: :D
Alles gut!
Alle deine Vorschläge hab ich auch noch nicht umgesetzt, kommt aber noch, muss nur den idealen Moment, in welchem ich lauter neue Formulierungen auf den Lippen habe, abwarten.

Danke nochmals und
lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, lakita!

An sich eine schöne Geschichte, inhaltlich bzw. sprachlich ist sie mir leider noch zu überladen. Anbei, wie ich den Text durchstreichen würde. Ich finde die Sprache adjektivlastig und die Erzählerin übererzählend, weniger ist hier finde ich viel mehr, wenn das runtergedörrt wird, wirken die Szenen viel stärker, finde ich.

Thema PTBS: Meine persönliche Meinung Fluch und Segen. Segen, weil es natürlich spannend ist. Fluch, weil man einfach schon wahnsinnig viel darüber gehört, gesehen und gelesen hat, und es sau schwierig ist, da etwas Neues ins Thema mit reinzubringen. Dass ich einen Text wirklich großartig finden würde, müsste er für mich da einen neuen, mir unbekannten Aspekt reinbringen. Ich hab z. B. mal einen Beitrag darüber gesehen, wie Pferdetherapie super effektiv bei Kriegs-PTBS hilft. Währenddessen ist ein Therapiepferd gestorben, das ein Patient lange als Partner hatte auf dem Hof. Das war wirklich ergreifend, wie die Geschichte des Veteranen mit dem Sterben des Pferds - das man gesehen hat im Film - verschmolzen ist, sich da etwas spürbar vermischt hat. Das kam ohne Erzählerstimme aus, die Szene war meiner Erinnerung nach ewig, aber sie war mächtig.
Hier hast du die Komponente Motorradfahren, für mich schon gut und authentisch beschrieben, aber vielleicht einfach nicht ganz etwas sehr Neues.
Jetzt kommt ein böser Kommentar. Nimm es mir bitte nicht krumm. Ich hab manchmal das Gefühl, dass die ganze PTBS-Geschichte in Prosa/Film unglaublich anziehend auf Frauen wirkt. Es gibt diese Studie von Google, die sich mit den sexuellen Vorlieben von Mann und Frau beschäftigt hat, aufgrund Milliarden von Suchanfragen. Herausgekommen ist unterm Strich, dass für Frauen die am weitesten verbreitetste Sexphantasie, die sie in Fiktion konsumieren möchten, folgende ist: Das schwache, tollpatschige Mädchen zähmt das vor Kraft strotzende männliche Monster. Die Schöne und das Biest, letztendlich. Ich fand diese Storyline auch hier im Text, und würde vorschlagen, das womöglich etwas runterzufahren. Da ist irgendetwas an der Figur des kaputten Soldaten, des starken Manns, der ein Häufchen Elend ist, das glaube ich auf Frauen/weibliche Leser ziemlich sexy wirkt. Ich hab das in dem Text irgendwo auch gespürt, dass deine Prot ihn einfach hot findet, aber ich habe nicht wirklich verstanden, wieso, außer, dass er eben so ein durchtrainierter Soldat ist, der aber gleichzeitig ganz verletztlich und zart ist. Ich würde da runterfahren, ich persönlich, auch im Schwelgen des Verliebtseins, das muss für mich nicht in diesen Text, ich finde, das braucht es an der Stelle nicht, man merkt auch runtergekürzt, dass sie ihn liebt und da Emotionen im Spiel sind, aber lass da den Leser selbst mehr herausfinden und zwischen den Zeilen lesen und trage weniger dick auf, wäre mein konstruktiver Vorschlag.

Textarbeit (leider keine Zeit, all meine Streichungen zu kommentieren, falls du Nachfragen hast, gerne, dann antworte ich noch mal :) ). Also, nimm dir, was du brauchst, nimm das auch nur an, wenn es dich weiterbringt, ich persönlich würde hier stark kürzen, weil ich finde, dass der Text dadurch klarer und schöner wird - für mich sind vieles Redundanzen und Dinge, die man gar nicht sagen muss im Text, aber trotzdem mitbekommt als Leser, der Text ordnet sich ja als Kurzprosa ein und nicht als Romanbeginn, da denke ich mir, wieso nicht noch mehr runterkürzen, aber ich bin da auch hart.
Aber hab immer im Kopf, dass ich eine Stimme aus Millionen bin.

Ich würde direkt hier in den Text starten, den Text davor kicken:

Wenn einer ihn da rausholen kann, dann Ronny. Wie lange ich benötigt habe, um zu begreifen: Enge Kameraden, deren rüder Ton untereinander täuscht. Sie sind viel mehr als nur beste Freunde.
„Ronny? Sag, kommst du grad mit Armin aus einem Einsatz? Es geht ihm nicht gut.“
„Was macht er?“
„Verkriecht sich. Rollläden runter, Klingel, Handy aus, isst vermutlich nichts, sieht übernächtigt aus.
„Das muss er mit sich ausmachen. Lass ihm einfach Zeit. Das wird schon.
Er wirkt als sei er in sich selbst verschwunden. Man muss ihm doch helfen.“
Nur, wenn er es zulässt. Uns wird nach jedem Einsatz psychologische Hilfe angeboten. Armin lehnt regelmäßig ab.“
„Was mach ich denn jetzt?“
Ich versuch, ihn zu einer Motorradtour zu überreden. Das macht den Kopf frei. Ich hol‘ für Samstag zwei Kameraden dazu.“
Bitte tu das. Kann ich mit?“
„Na, klar, um 10 Uhr bei Armin.“
Ich finde, deine Dialoge sind noch etwas zu überfrachtet. So viel Infos braucht es nicht. Reduzierter klingt es für mich authentisch! Ich finde viele Sätze deiner Dialoge sind auch redundant. Z.B. Nur, wenn er es zulässt. Uns wird nach jedem Einsatz psychologische Hilfe angeboten. Armin lehnt regelmäßig ab.“ - Selbstverständlich kann das nur geschehen, wenn er es zulässt - denn Armin lehnt es regelmäßig ab! Also, den ersten Satz braucht es nicht, im letzten drückst du das viel geschickter und passiver aus, dass Armin es nicht zulässt: Armin lehnt es regelmäßig ab.
Oder: Er wirkt als sei er in sich selbst verschwunden. Man muss ihm doch helfen. Hier würde ich den ersten kicken. Weil: Natürlich wirkt er, als ob etwas gar nicht stimmen würde, denn man muss ihn helfen! Also aus dem letzten Satz versteht man den ersten gleichzeitig mit, ihn braucht es gar nicht, es wirkt deswegen für mich überfrachtet an der Stelle und ich würde es streichen. Nur der letzte Satz - geschmeidiger Dialog.

Ich bin aufgeregt. Es ist besser, wenn ich heute nicht die Erste bin. Als ich eintreffe, sind sie schon da. Armin steht mit dem Rücken zu mir an seinem Motorrad, vor ihm die drei. Sie fachsimpeln.
„Tach“, rufe ich vernehmbar.
„Moin“, sagt Ronny und die anderen beiden heben die Hand zum Gruß, nur Armin dreht sich nicht um.
„Karsten und Tom kennst du? Oder soll ich euch miteinander bekannt machen?
„Nee, wir kennen uns“, sagt Karsten und ich nicke.
Sie sind beide in Armins Team und könnten gegensätzlicher nicht sein. Wegen seines graumelierten Kinnbartes und den tief eingegrabenen Stirnfalten wirkt Karsten gesetzt und älter, als er ist. Während Tom mit seinem sommersprossigen Lausbubengesicht und seinen witzigen Sprüchen für deutlich jünger gehalten wird. Diese Sorte Mann, die noch mit 30 an der Kinokasse den Ausweis vorlegen muss.
„Geht gleich los",sagt Ronny, "wir prüfen nur kurz unsere Headsets und müssen Karsten noch hinzukoppeln.“
Ich nicke, lasse
Armin nicht aus den Augen. Der dreht sich um. Seine Miene ist düster. Er hebt nur kurz die Hand zum Gruß.
Meine Wangen glühen. Was mache ich hier?
"Hier", Ronny drückt mir einen Helm in die Hände, "dann kannst du mit Armin mitfahren."
„Mach du das bitte“, sagt Armin [sagt:] „würd gern allein ...“
Meine Schläfen pochen, ich schäme mich und weiß nicht warum. Was sag ich?
„Ich will mich nicht aufdrängen oder so“, stottere ich. Himmel, wieso kann ich nicht souverän klingen?

„Ich geh wieder nach Hause“[, sage ich.]
„Nix da, du kommst auf jeden Fall mit“, sagt Ronny, „du steigst bei mir auf.“
Mein Blick wandert zu Armin, der bereits auf seinem Motorrad sitzt. Ich erhasche eine Sekunde lang seine harten Gesichtszüge. Dann setzt er den Helm auf und das Visier fällt.
Bloß das nicht, ermahne ich mich und stemme mich gegen die Tränen.
„Das wird schon“,
raunt Ronny [raunt:] „hab Geduld. Soll ich dir erklären, wie das mit der Funkverbindung geht?“
Ich muss die unterdrückten Tränen wegräuspern, bevor ich antworten kann, „ich weiß wie‘ s geht.“
„Sicher? Schau, wenn du hier seitlich drauf drückst, dann sind wir mit allen verbunden. Und sollten wir zu weit auseinanderfahren, dass die Verbindung unterbricht, musste nix tun. Sobald wir wieder im Funkbereich sind, können uns alle automatisch hören.“
„Alles klar“, sage ich mit belegter Stimme.
Armin, Karsten und Tom haben ihre Maschinen gestartet.

„Halt dich gut fest, nicht dass du mir gleich vom Sitz kegelst. Wär‘ ja schade um meinen teuren Helm“, sagt Ronny verschmitzt.
Wir beide grinsen uns an. Wie befreiend das ist.
Die anderen sind bereits ein Stück entfernt, ich höre ihre Motorräder schwach.
Als ich hinter Ronny Platz nehme, der Helm mich abschirmt und beschützt, fühle ich mich erleichtert.
Kaum fahren wir, fängt Ronny zu reden an, vom guten Wetter, wo wir einkehren werden, und ich weiß nicht was. Es ist so offensichtlich, dass er mich ablenken will.
„Sach mal, du redest ja ohne Punkt und Komma“, beschwert sich Tom.
„Wieso?“, fragt Ronny, „hast du etwa was Wichtiges beizutragen?“
„Denke schon: Rennleitung gleich hinter der Kurve nach dem Ortsausgang.“
„Oh“, sagt Ronny nur und geht mit seiner Geschwindigkeit runter.
„Die drei haben wir ratzfatz eingeholt“, nimmt Ronny das Gespräch wieder auf, „Armin sehe ich bereits, der kommt ja eh nie aussem Knick mit seiner alten BMW.“
„Kannst froh sein, Laura“, hör ich Toms Stimme, „dass du nicht mit Armin fährst. Dann hätten wir nämlich eine Zweitagestour zum Gasthof einplanen müssen.“
Alle lachen, ich könnte schwören, dass Armin drunter ist.
„Was lästert ihr immer über meine zuverlässige Maschine?“
„Wenn ich an meiner so viel rumschrauben würde“, kontert Karsten, „wie du an deiner R80 ...“
„Meine Gummikuh ist unverwüstlich“, erwidert Armin gut aufgelegt.
„Ich seh dich laufend Teile erneuern“, kontert Karsten, „na, was ist denn alles nicht eingetragen?“
„Im Gegensatz zu dir fahr ich viel. Du hast ja noch nach Jahren sämtliche Gummifäden auf'm Profil.“
Alle lachen.

Dann fragt Tom: „Woran erkennt man einen guten Motorradfahrer?“
„An den abgeschliffenen Kniepolstern“, antworten alle im Chor.
Anmerkung: Wir beide grinsen uns an. Wie befreiend das ist. Letzter Satz ist finde ich redundant! Sie grinsen sich an - da merkt man als Leser die Befreiung, das muss nicht noch zusätzlich gesagt werden, finde ich!

„War 'ne schöne Strecke, die du ausgesucht hast, Karsten“, sagt Armin gelöst, „am besten fand ich das letzte Stück durch den Wald. Habt ihr gesehen, dass der im Vergleich noch ziemlich intakt aussah?“
„Stimmt“, sagt Karsten, „die Baumkronen waren nicht so brutal kahl.“
„Hör ich richtig?“, lästert Tom dazwischen, „guckt ihr zufällig auch mal auf die Straße, wenn ihr unterwegs seid oder nur in die Baumkronen?“


„Erzählt mir was über Afghanistan. Wie ist es dort?“, frage ich in die Runde.
Die Männer blicken ernst und schweigen und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich diese unüberlegte Frage gestellt habe. Doch Karsten sagt:
„Staubig und heiß, du hast deine Klamotten längst durchgeschwitzt, da hast du sie noch gar nicht richtig an.“
„Auf Patrouille schleifst du gewichtsmäßig mehr Wasser als Munition mit“, sagt Tom.
„In den ersten Tagen nach der Rückkehr aus dem Einsatz wirst du nervös, wenn hier die Straßen leer sind“, erklärt Karsten, „du scannst ununterbrochen die Umgebung, suchst nach Anzeichen für Sprengfallen, komischen Gegenständen am Straßenrand, Straßenbauarbeiten, Brücken, alles ist verdächtig. Das braucht 'ne Weile, bis man das ablegt.“
„Falls du dich wunderst, wenn Armin stur in der Straßenmitte fährt“, grinst Ronny, „[wenn Armin] oder flucht, dass sein Audi wie ein Go-Kart flitzt, dann kannst du davon ausgehen, dass er in Afghanistan was deutlich Größeres und Schwereres unterm Hintern hatte.“
„Genau“, pflichtet Tom bei und lacht verschmitzt, „am besten fährst du mit ihm zur Eingewöhnung nur Feldwege und gesperrte Straßen, die länger als 30 Jahre nicht saniert wurden, mit mindestens einem Schlagloch pro Meter. Wenn er vor keinem Stoppschild anhält und hupend an Rotampeln vorbeibrettert, weißt du, er fühlt sich im Einsatz.“
„Falls du mit Tom einkaufen gehst“, hält Armin dagegen und schmunzelt, „dann erklär ihm behutsam, dass der Preis auf der Zigarettenschachtel nicht der Stangenpreis ist, sowie dass er keine Süßigkeiten mehr braucht, um sie an die Kinder zu verteilen.“
Armin hat beiläufig meine Hand genommen und streift mit dem Daumen zärtlich über die Innenseite. Dann beugt er sich zu mir und küsst mich auf die Wange.
„Auf dem Rückweg würd' ich dir gern etwas zeigen.“
Ich nicke. In mir breitet sich wohlige Wärme aus. Das Eis ist geschmolzen.
„Ihr seid uns nicht böse, wenn wir ohne euch zurückfahren?“, fragt er seine Kameraden.

Hab hier die klassischen, sehr sehr bekannten PTBS-Teile auch mal gestrichen. Ich finde, die kennt man einfach, tausend mal gehört! Würde es runterfahren, dann wirkt es weiterhin gut.

Noch ein Punkt, als Erklärung meiner Streichungen, damit sie nicht falsch rüberkommen:
„Erzählt mir was über Afghanistan. Wie ist es dort?“, frage ich in die Runde.
Die Männer blicken ernst und schweigen und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich diese unüberlegte Frage gestellt habe. Doch Karsten sagt:
„Staubig und heiß, du hast deine Klamotten längst durchgeschwitzt, da hast du sie noch gar nicht richtig an.“

Ist es nicht offensichtlich, dass sie sich ärgert, diese Frage gestellt zu haben, an der Reaktion der Männer (Die Männer blicken ernst und schweigen). Also ich finde, dieser Teilsatz ist redundant, weil man durch die Reaktion der Männer, ihr Blicken und Schweigen, als Leser schlussfolgert: Ah, das war jetzt eine dumme Frage. Dann das Stichwort "Afghanistan", da versteht man gleich, das geht um Krieg, Veteranen, und da sticht sie jetzt ungeschickt ins Wespennest.

Als ich hinter Armin sitze, meine Arme fest um ihn gelegt habe, ist mir schwindelig vor Glück.
„Wir sind gleich da“, sagt er, biegt in einen Feldweg ein, den wir fahren, bis vor uns Grasland liegt.
„Wir müssen ein Stückchen zu Fuß, komm.“ Armin reicht mir seine Hand. Schweigend stapfen wir durch das Gras, dessen Untergrund mir zunehmend weicher vorkommt.
„Merkst du das?“, Armin ist stehengeblieben, geht leicht in die Knie, wippt und unter uns federt es auf und ab.
„Ist das Moorboden?“, frage ich erschrocken.
„Keine Angst, der trägt uns. Komm.“


Dann stehen wir vor einem See, der wie ein schwarzer Obsidian in der Sonne glänzt. Er ist teils umsäumt von Schilfinseln. An der Stelle, zu der mich Armin führt, wachsen bis zum Rand Gräser in unterschiedlicher Höhe. Der Untergrund fühlt sich bei jedem Schritt an, als ginge man über weiche Schaumstoffpolster.
Ich befürchte, nass zu werden. Aber meine Schuhe bleiben trocken.


Armin führt mich zu einem Platz, auf dem die erhabenen Grasstauden deutlich flacher und breiter gewachsen sind. Sie sehen aus wie grüne Kissen.
Wir setzen uns, blicken schweigend auf den dunklen in der Sonne glitzernden See. Die Luft ist erfüllt vom Sirren emsiger Insekten, ab und zu knispert der Wind in den Grashalmen.


„Ich sitze oft hier, um nachzudenken.“
Armin schweigt, sein Blick schweift über den See. Als er meinen fragenden Blick bemerkt, sagt er:
„Was die Einsätze mit mir machen. Ob ich das Richtige tue. Wie alles weitergehen soll.
Armin ist wieder verstummt.
„Unheimlich dieser Moorsee, allein hätt‘ ich hier Angst.“
Armin schaut mich erstaunt an.
„Musste nicht haben. Halt mal eine Hand da rein, wie weich dieses Wasser ist.“
Ich tauche meine Hand in das Nass und bin überrascht, wie fein und seicht es sich anfühlt.
„Manchmal flattert hier ein Eisvogel rum, um nach kleinen Fischen zu tauchen. Super scheu ist der. Anfänglich immer weg, wenn er mich sah. Jetzt haben wir uns aneinander gewöhnt. Faszinierend wie dieser kleine Kerl todesmutig mit dem Schnabel voran mit Vollspeed in den See taucht.
Fürsorglich streift er eine Haarsträhne weg, die mir ins Gesicht geweht ist.
„Ich liebe diesen Ort, er ist zum Sterben schön.“
„Denkst du etwa ans ...?“
Unsinn. Aber wenn ich die Wahl hätte, wär das hier der richtige Ort und nicht in der [die] staubigen Hitze Afghanistans.“
Armin legt einen Arm um meine Hüfte und rückt näher an mich heran. Zarte Duftfäden seines sandelholzigen Aftershaves ziehen vorbei, ich möchte am liebsten in ihn hineinkriechen, mich in seinen Geruch einhüllen.
„Es tut mir leid, dass ich so abweisend war. Glaub mir, das hat nichts mit dir zu tun.
„Ich weiß“, lüge [sage] ich und drehe mich zu Armin um. Unsere Augen begegnen sich. Er weicht meinen nicht aus, blickt mich klar und entschuldigend an.
„Ich kann mir vorstellen, dass es ...“
„Psst“, Armin hat meinen Kopf mit beiden Händen sanft zu sich herangezogen, „lass uns darüber nicht mehr reden“, flüstert er so dicht vor meinem Gesicht, dass ich erst seinen Atem spüre und dann seine Lippen zart auf meinem Mund. Ich atme schneller. Alles in mir strebt zu ihm hin. Nie war ich vernarrter, verliebter in den Geruch eines Mannes. Was folgt, ist ein hungriger Kuss. Armin zieht mich an sich. Seine Zunge verschmilzt mit meiner und aus der ungestümen Gier wird ein Spiel, ein lustvolles Necken, eine innige Euphorie. Wir lösen uns, ich schnappe ein paar Augenblicke nach Luft.
„Bist etwas aus der Übung“, schmunzelt Armin. Ich kenne seine Mimik, eine verwegene Mischung aus jungenhaftem Verliebtsein [und] mit einem Quäntchen Siegerpose.
„Erwartest du von mir, dass ich regelmäßig trainiere?“, necke ich ihn.
Ich recke mich ein Stückchen zu ihm hoch, ziehe ihn am T-Shirt zu mir herunter und
Armin beugt bereitwillig seinen Kopf, um mich erneut zu küssen. Als uns nur noch Zentimeter trennen, verharrt er, dreht [er] den Kopf zur Seite, lauscht.
„Hörst du das auch?“, fragt er besorgt, „Hier fahren Panzer!“
Armins Blick schweift angestrengt suchend umher.
„Ich hör nichts.“
„Komm!“, er packt meinen Arm, zieht mich unsanft hoch, „schnell! Du bist hier nicht sicher.“
Fürsorglich streift er eine Haarsträhne weg, die mir ins Gesicht geweht ist. Ich finde: Wer eine Haarsträhne der Partnerin wegstreift, die ihr ins Gesicht geweht ist, macht das immer fürsorglich. Das meine ich mit adjektivlastig - das Adjektiv braucht es an der Stelle nicht, meine Meinung!
Ich finde aber, auch beispielhaft diese Stelle - das würde ich komplett streichen. Für mich ist das, entschuldige meine harten Worte, aber klischeehafte Romantik - natürlich streift er eine Haarsträhne weg, während sie am See sitzen. Ohne den Satz finde ich, wirkt deine Geschichte frischer, ehrlicher und echter. Aber vllt ist das auch nur meine "männliche" Sichtweise. Ich kann mir vorstellen, dass es da draußen Leser und Leserinnen gibt, die das auserzählt womöglich anspricht. Ich frage mich einfach an der Stelle: Warum braucht es diese Romantik hier? Worum geht dieser Text überhaupt? Wieso muss sie so maßlos und jugendlich in ihn verliebt sein? Wieso kann sie ihn nicht einfach, ich sage mal, "erwachsen" lieben, oder auch nur freundschaftlich oder schwesterlich, wieso braucht es diese sexuell-romantische Komponente, gerade in Verbindung dann zu seiner psychotischen Erkrankung? Ich werfe dir da nichts vor, ich weiß ja, dass du es nur lieb meinst und du mit den besten Intentionen vorangehst, das meine ich ernst, ich meine diese Kritik einfach rein konstruktiv. Aber vllt bin ich einfach die falsche Zielgruppe!

Ich laufe mit ihm, bin aber so verwirrt, dass ich bei jeder Unebenheit zu straucheln drohe. Armin fängt mich mit seinen kraftvollen Armen auf, zerrt mich unerbittlich mit sich. Ich spüre seine sich steigernde Unruhe. Seine Gesichtszüge sind schmerzverzerrt[.] und in seinem Blick liegt etwas, das ich nie zuvor bei Armin gesehen habe: Angst.


Den Feldweg rast er so schnell mit seiner Maschine entlang, dass mir bange wird, obwohl er ein versierter Biker ist. Ich wage nicht, ihn anzusprechen. Hochkonzentriert bewegt er die BMW über die unebenen Wegstücke. Doch dann wird er langsamer und sagt [er]:
„War wohl nur ein Trecker. Musst keine Angst mehr haben.
Ich bin verdutzt und sprachlos.
„Ich fahr dich nach Hause.“

„Wir müssen Ronnys Helm zurückgeben“, sage ich.
„Bring ich ihm vorbei.“
„Kommst du danach zu mir? Ich mach uns Abendbrot.“
Nein, lass mal. Möchte heute Abend allein sein.“
Wie rasch sich Glück verflüchtigt. Vor meiner Wohnung nimmt Armin den Helm nicht ab, sondern winkt [Armin] mit seiner behandschuhten Hand kurz zum Abschied. [Er nimmt den Helm nicht ab.]
Die Stufen zur Wohnungstür stolpere ich mit tränenverschleierten Augen hoch.

(Der Rest meiner Überarbeitungsvorschläge ist leider verloren gegangen)

Anmerkung - zum Beispiel:
„War wohl nur ein Trecker. Musst keine Angst mehr haben.“
Ich bin verdutzt und sprachlos.
„Ich fahr dich nach Hause.“
Der zweite Satz Musst keine Angst mehr haben. ist doch völlig redundant! In War wohl nur ein Trecker. steckt bereits, dass sie keine Angst mehr haben braucht: Denn es war nur ein Trekker. Deswegen würde ich es kürzen. Dass sie im Anschluss verdutzt und sprachlos ist, ist eine zweifache Redundanz: Wer verdutzt ist, ist gleichzeitig sprachlos. Eins von beiden reicht. Aber: Man versteht auch ohne, dass es die Erzählerin erwähnt, dass sie an der Stelle verdutzt ist. Deswegen würde ich es komplett streichen.

Also, meine zwei Kritikpunkte sind, dass ich runterkürzen würde, auf die Essenz des Textes. Ich würde das Liebesmotiv hinterfragen und womöglich dem einfach nicht so viel Raum geben. Grundsätzlich, und ich meine es nicht böse und will dir den Wind selbstverständlich nicht aus den Segeln nehmen, aber das PTBS-Thema ist für mich persönlich einfach stark auserzählt, und da müsste, dass ich den Text sehr stark fände, noch etwas Eigenes passieren. So mag ich den Text, wenn du ihn kürzen würdest, aber mir würde etwas fehlen, dass ich ihn hervorragend fände. Ich würde die PTBS auch nicht so konkret thematisieren im Text, sondern einfach passieren lassen. Show don't tell. Er muss nicht sagen, dass er Panzer sieht, es kann einfach angerissen werden, dass er in Afghanistan war, und dann verhält er sich super paranoid, und am Verhalten der Erzählerin und seiner Kollegen kann man das auf jeden Fall schlussfolgern, was Sache ist.
Meine ehrliche Meinung! Die selbstverstädlich rein konstruktiv gemeint ist - du bist eine gute Autorin, und in diesem Text steckt ein guter Text, auch wenn hier jetzt von mir viel Rotstift und eine gewisse grundsätzliche Kritik am Thema zu finden ist.

Viele Grüße
zigga

Edit: Habe meine Streichvorschläge noch mal eingetragen, weil es gestern die Formatierung zerschossen hat.

 

[Nachtrag: Scheiße, es hat mir in der Formatierung meine Streichungen zerschossen ;( @Webmaster Ist da was zu machen? Nach Abschicken ist alles durchgestrichen, war vor Abschicken nicht so (bzw. halt die Streichkandidaten lediglich)]
Hatte mich schon über die massiven Striche extrem gewundert!

Ist jetzt off topic: Ich hatte gestern auch n Problem hier: Beim Einstellen eines Textes (Kopie aus der Textverarbeitung wie immer) wurden mir mehr als die Hälfte aller Leerstellen entfernt, die ich daher manuell einzeln erneut einfügen musste:

Aus
Ich schreibe dir das zur Info
wurde
Ichschreibe dirdas zurInfo.

 

Seit März versuch ich nach Grimmelshausen, Schiller und Mann (Golo) durch Ricarda Huch, eine weibliche Stimme zum „Dreißigjährigen“ Krieg zu lesen und komm nur mühselig „vorwärts“, ohne zu wissen, warum. Huch ist „ausgebildete“ Historikerin (wie Mann und Schiller) und was sind schon 900 Seiten, geschrieben von gleich wessen Hand, da tut ein „erholsamer“ Abstecher in die Gegenwart ganz gut,

liebe @lakita,

Schadenfreudegesicht.
Nix falsch, aber warum nicht schlicht „Häme“ im Gesicht?

Hier

„Jetzt mal nicht so pampig die Dame.
würd ich am Ende ein Komma oder doch besser einen Gedankenstrich setzen … & abschließend vllt. ein Ausrufezeichen ...¿

„Soll ich sie dir schnell warmmachen? Oder Brötchen? Hab grad welche gekauft.“
eigentlich ein verkürztes „gerade

„Er wirkt[,] als sei er in sich selbst verschwunden. Man muss ihm doch helfen[!]

hier:
Wegen seines graumelierten Kinnbartes und den tief eingegrabenen Stirnfalten wirkt Karsten gesetzt und älter, als er ist.
Klappts doch ...

hier

„Ich versuch, ihn zu einer Motorradtour zu überreden.
zerschlägt das Komma das komplexe Prädikat „zu überreden versuchen".
Weg mit ihm!

„Na, klar, um 10 Uhr bei Armin.“
Zahlen bis zwölf (danach wirds langweilig) besser ausschreiben ...

„Armin war vorhin bei uns, den Helm zurückbringen. Ich war draußen am Grillen. Carmen lädt ihn zum Abendbrot ein.“

Sowas hab ich noch nie gesehen.
Besser „so was“, weil „eigentlich“ ein verkürztes „so etwas“

hier

„Der Wille entscheidet!“, erklärt er, „Wahlspruch des KSK.“
„Stimmt“, sagt Armin leise, „der Wille entscheidet“.
solltestu den entlaufenden Punkt einfangen wie eine Zeile zuvor …

„Wenn ich dich jetzt umarme, wirst du wie ich patschnass“, sagt er, „muss mich zu Hause erstmal abtrocknen.“
erst mal, an sich ein verkürztes erst einmal ...

Wie dem auch wird, gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber @zigga,


zunächst hab lieben Dank dafür, dass du mir ein Feedback zu meiner Geschichte gibst und, auch wenn mir weite Teile deiner Auffassungen nicht zusagen und du davon ausgehen konntest, dass dies der Fall sein wird, du es dennoch offenherzig und mutig getan hast. Ich weiß deine Ehrlichkeit sehr zu schätzen und danke dir besonders auch dafür.

Dass dir das Thema PTBS ziemlich ausgelutscht vorkommt, vermag ich so spontan nicht nachzuvollziehen, weil es für mich anders ist und sich für mich auch grundsätzlich anders anfühlt. Darüber kann ich jedoch nicht mit dir streiten, weil es sind ja einerseits deine Empfindungen, dass dieses Thema schon eine Art Abnutzungseffekt in literarischer Hinsicht erfahren hat und andererseits kann ich nicht behaupten, einen kompletten Überblick über die derzeitige Literatur und ihre Themen zu haben. Da hast du mir ganz gewiss etwas voraus und das wiederum vermag ich zu akzeptieren.

Grundsätzlich gibt es ja diese Traumata schon sehr lange, aber was für mich persönlich ein völlig neuer Aspekt gewesen ist, sind die durch diese Erkrankung geschlagenen Soldaten unserer Bundeswehr.
Ich habe genau diese Tatsachen, die ganz besonders durch den fatalen Afghanistaneinsatz zu Tage getreten sind, stets völlig ignoriert, weil erstens haben wir Frieden, so meine Ansicht und zweitens, was soll das da in Afghanistan, was haben wir da zu suchen und damit war das alles für mich abgeschlossen. Und noch vor nicht so geringer Zeit hätte ich einem Soldaten, der aus diesen Afghanistaneinsätzen mit PTBS belastet zurückkommt, zwar nicht entgegengeschleudert "selbst Schuld", aber auf jeden Fall deutlich gemacht, dass er schön blöd war, sich das anzutun. In der Nachschau betrachtet, war das eine ziemlich verpeilte, weil hoch ignorante Sicht.
Für mich war also das Thema Soldat und PTBS und was das mit ihm und seine Umgebung macht, brandneu sozusagen. Übrigens möchte ich betonen, dass ich mich sehr gehütet habe, innerhalb der Geschichte von einer PTBS zu sprechen, ich bin auch mittlerweile der Auffassung, dass diese Diagnose oft allzu schnell und leichtfertig gestellt wird.

Deine Kritik, dass ich mit dieser Einschätzung gründlich falsch liege, tut mir zwar insoweit weh, weil du mir sozusagen meinen Darling killen möchtest, aber dazu sind wir hier nun mal auf WK, um hart zur Sache zu gehen. Alles gut und akzeptiert.
Im Grunde genommen mahnst du an, aus dem grundsätzlichen Thema PTBS etwas Neues, noch nicht Dagewesenes zu schaffen. Das hieße diese Geschichte beiseite zu schieben und eine neue zu schreiben. Aus deiner Sicht betrachtet, absolut nachvollziehbar.

Diese Sache mit der Therapie durch den Einsatz von Pferden ist mir übrigens bekannt, es ist in dem beeindruckenden Film "Stiller Kamerad" eingefangen worden und war ziemlich berührend. Ich hatte allerdings nicht vor, schon so einen weiten Schritt zu gehen und aus der Sicht des betroffenen Soldaten zu schreiben, was mir eine Nummer zu groß und zu heftig nah dran gewesen wäre, weswegen ich mich für die Sichtweise Lauras entschied.
Das zu meiner Motivation, um die es ja auch in deiner Kritik geht.

Es mag durchaus so sein, dass du da völlig über den Dingen stehst und ich jetzt den Fehler begehe, dir etwas zu unterstellen, dann bitte ich höflich schon jetzt um Verzeihung. Aber bei mir kommt an, dass dir grundsätzlich Männer suspekt sind, die in unserer Gesellschaft wie Helden wirken oder gar noch so auftreten.
Ginge mir im Prinzip genauso.

In meinen Recherchen ist mir aber klar geworden, dass es tatsächlich solche Männer gibt (und garantiert auch Frauen, ich denke da an die Beschreibungen der Ärztin Heike Groos "Ein schöner Tag zum Sterben"), die ihr Leben als Soldat riskieren und, im Rundumschlag betrachtet, kann man davon ausgehen, dass alle Einsatzkräfte, die in Afghanistan ausserhalb ihrer Camps agierten, darunter fallen.
Ein Beweis dafür, dass es so ist, würde jetzt hier meine Antwortlänge erheblich sprengen, ich hoffe, du vertraust mir insoweit und glaubst mir, dass ich das richtig wiedergebe.
Und natürlich können wir jetzt darüber streiten, was den Begriff Helden überhaupt ausmacht und ob es ihn überhaupt gibt, den Helden.
Aber für mich sind Helden all diejenigen Menschen, die über sich hinauswachsen und Leib und Leben für andere Menschen einsetzen, wie z.B. der Feuerwehrmann, der Polizist, der THWler, der Soldat, der Bombenräumer und so viele andere.
Ob das nun politisch, moralisch oder sonstwie korrekt ist, was ein Held da macht, steht für mich auf einem anderen Blatt.

Ich habe mir bisher null Gedanken darum gemacht, was es bedeutet, als Soldat in einem Einsatz zu sein oder deutlicher gesagt, im Krieg zu sein.
Wozu auch? Wir befanden uns ja bisher in einer großen( illusorischen ) Friedensphase.
Und erst recht habe ich mir nie Gedanken dazu gemacht, was es bedeutet infolge eines Kriegseinsatzes verletzt zu werden.
Für mich ist also das Erleben und Erleiden von Traumata ein neues Thema, mag es auch für dich ein ausgetretenes sein.
Helden verächtlich zu machen, indem man ihnen ihre Leistungen abspricht, wäre für mich so als würde ich das Krankenhaus niederbrennen, in dem ich irgendwann mal operiert werden muss. Aber bitte nicht missverstehen, ich unterstelle dir keine Verächtlichmachung.

Jetzt zu deinen Aussagen im Konkreten:

An sich eine schöne Geschichte, inhaltlich bzw. sprachlich ist sie mir leider noch zu überladen.
Das Fazit ist irgendwie schon, dass diese Story dich auf keiner Ebene überzeugt. Aber ok, gleich als ersten Satz zu schreiben"DAS war wohl nix" :D ist dann auch wieder nicht so dein Stil.
Anbei, wie ich den Text durchstreichen würde.
Das ist sehr hilfreich, weil ich dann wunderbar vergleichen kann, wo ich auch noch etwas kürzen könnte oder wo ich es lasse. Schade, dass die Technik gestern Nacht dir dazwischengegrätscht ist. Und auf jeden Fall großes DANKE für die ganze Mühe.
Ich finde die Sprache noch etwas Adjektivlastig
Schau ich mir gern nochmals unter dieser Prämisse an.
die Erzählerin ein wenig übererzählend,
Guck ich mir auch noch intensiver an.
Thema PTBS: Meine persönliche Meinung Fluch und Segen. Segen, weil es natürlich spannend ist. Fluch, weil man einfach schon wahnsinnig viel darüber gehört, gesehen und gelesen hat, und es sau schwierig ist, da etwas Neues ins Thema mit reinzubringen.
Zum Glück bist du der Erste, der dies so sieht. Sonst müsste ich mich tatsächlich fragen, wo ich in den letzten Jahren eigentlich meinen Kopf hatte.
Ich hab manchmal das Gefühl, dass die ganze PTBS-Geschichte unglaublich anziehend auf Frauen wirkt.
Wow, wow, wow da wäre ich an deiner Stelle kritischer, zumal du ja in Bezug auf die PTBS auch weißt, welche Auswirkungen sie hat. Diejenigen Frauen, die bei meinen Recherchen als die Partnerinnen von Soldaten mit PTBS ebenfalls zu Wort kamen, waren allesamt hochgradig verzweifelt und ließen mehr als nur deutlich durchblicken, dass sie ihren ursprünglichen Partner nicht wiedererkannt haben, weil er sich so drastisch verändert hatte und deuteten an, dass sie irgendwann nicht mehr hätten weitermachen können.
Die Frau, die solch eine Erkrankung für anziehend hält, hat ganz massiv andere Probleme.

Ich hab mal eine interessante Theorie gehört. Dass es für Frauen nur eine einzige Sexphantasie gibt: Das schwache, tollpatschige Mädchen zähmt das vor Kraft strotzende männliche Monster. Ich fand diese Storyline auch hier im Text, und würde vorschlagen, das womöglich etwas runterzufahren.
Was für ein Bullshit!
Zum einen haben Frauen grundsätzlich nicht nur eine einzige Sexphantasie. Und Tollpatschigkeit würde keine Frau zu denjenigen Eigenschaften zählen, die sie bei sich für erotisch und somit attraktiv hielte. Puh ... wo bekommt man so einen Unsinn zu lesen oder hören?
Und ich bitte dich, das meinst du nicht ernst, dass Frauen Monster lieben könnten?
Was sind das alles für seltsame Theorien?

Was sicherlich eine Phantasie von einigen Frauen sein dürfte, ist diese Sehnsucht nach einem starken Mann. Wobei auch da wieder die Frage im Raum steht, was genau denn die jeweilige Frau unter einem starken Mann versteht. Für manch eine mag es vermutlich tatsächlich nur der muskelbepackte Typ sein, weil er dann optisch das hergibt, was sich die Frau in ihren Kreisen so unter einem gutaussehenden Mann vorstellt. Das wird es durchaus geben.
Aber ansonsten wäre Stärke nicht die äusserlich sichtbare, sondern viel mehr die innere, also charakterliche. Und auch da gibt es nicht nur festgezurrte Schemata für uns Frauen. Das würde aber jetzt zu weit führen, wenn ich das noch vertiefte.

Dass du das Empfinden hast, dieses Mädchen zähmt Monster-Konstrukt befände sich auch in meiner Geschichte, nehm ich dir mal nicht übel, einfach, weil ich dich bisher ganz anders und viel besonnener kennengelernt habe und ebenfalls auch als soliden Denker. Alles gut! Aber bei einem mir fremden Kritiker würde ich das mindestens als Beleidigungsversuch taxieren.

Da ist irgendetwas am kaputten Soldaten, am starken Mann, der ein Häufchen Elend ist, das glaube ich auf Frauen ziemlich sexy wirkt. Ich hab das in dem Text irgendwo auch gespürt, dass sie ihn einfach hot findet, aber ich habe nicht wirklich verstanden, wieso, außer, dass er eben so ein durchtrainierter Soldat ist, der aber gleichzeitig ganz verletztlich und zart ist.
Was ist das bloß für eine Brille, durch die du siehst? So erlebe ich dich sonst nicht als Kritiker. Und ich kann dir auch insoweit nicht folgen, weil ich diese Geschichte nicht so angelegt habe.

Laura liebt Armin und erlebt die Wechselbäder zwischen Distanz und Nähe, ohne darauf Einfluss nehmen zu können. Das ist die eine Seite, die ich darstellen wollte. Mein Fokus liegt also auf ihren Empfindungen.
Sie ist diesen seinen Schwankungen ausgeliefert, weil sie ahnt und teils weiß, dass er durch seine Auslandseinsätze aus der Bahn geworfen wurde.
Wäre das nicht ihre Erkenntnis, würde sie solch ein Verhalten doch schlicht damit konnotieren, dass sie sich zurückzieht, vielleicht wütend oder verärgert oder auch vielleicht in trauriger Enttäuschung. Wäre Armin nicht so angeschlagen oder gar krank, würde sie ihm den Laufpass geben.
Aber das geht nicht. Sie ist mehr oder weniger gezwungen, das zu tun, was eine Frau tut, die sieht, dass es jemandem schlecht ergeht: Sie versucht zu helfen. In ihrem speziellen Fall natürlich nicht als neutrale Helferin, sondern das Ziel, Armin zur Heilung zu verhelfen, birgt auch sogleich das Ziel, dass ihr Geliebter wieder vollständig bei ihr und mit ihr ist.

Ich habe den Eindruck, du packst in deine Kritik mehr Frust hinein, als es der Sache selbst dienlich ist, weil es mir so vorkommt, als würdest du deinen Fokus besonders auf ein bestimmtes Männer- und Frauenbild legen, das dir ganz gründlich quer liegt.
Das darf dir ja auch gern querliegen, aber dafür bietet meine Geschichte nicht die richtigen Vokabeln. Ich hoffe, du kannst das nachvollziehen?

Wie soll sich eine Person denn deiner Meinung nach verhalten, die jemanden liebt, der aber offensichtlich wegen einer psychischen Erkrankung diese Liebe, die früher aber vorhanden war, nicht erwidern kann?
Aus meiner Sicht verhält sich Laura völlig nachvollziehbar. Ich denke, dass ich ihre Verweiflung und Hilflosigkeit gut genug dargestellt habe. Was noch?

Ich möchte dich keineswegs verletzten, aber mir kommt es so vor als wärst du fast so etwas wie mein gleich zu Beginn der Geschichte auftauchender Udo, den ich übrigens sehr bewusst dort an den Anfang gesetzt habe, weil er für mich stellvertretend für all die Männer steht, die mit Neid auf Männer wie Armin reagieren. Ein durchaus nachvollziehbarer Neid übrigens. Ich will damit andeuten, dass ich vermute, dass deine Kritik deutlich mehr mit dir zu tun als mit meiner Geschichte.

Ich würde da runterfahren, ich persönlich, auch im Schwelgen des Verliebtseins, das muss für mich nicht in diesen Text,
Nein, sie schwelgt nicht im Verliebtsein. Sie ist glücklich, dass er sich ihr wieder zuwendet. Und wieso sollte sie sich da nicht über Gebühr freuen und glücklich fühlen?

Also, meine zwei Kritikpunkte sind, dass ich runterkürzen würde, auf die Essenz des Textes.
Wir haben beide sehr wahrscheinlich völlig unterschiedliche Auffassungen von der Essenz des Textes.
Ich würde das Liebesmotiv hinterfragen und womöglich dem einfach nicht so viel Raum geben.
Die ganze Geschichte ist aus der Sicht Lauras geschrieben. Es geht um ihre Situation und ihre Gefühle, jeweils ausgelöst durch Armins Verhalten. Sie steht dadurch genauso intensiv im Fokus wie er.

Lieber zigga, ich hoffe, du konntest meine Standpunkte wenigstens ein bisschen verstehen.

Auf jeden Fall danke ich dir herzlich für die Zeit, die du meiner Geschichte gewidmet und mir somit geschenkt hast.


Lieben Gruß

lakita

 

Lieber @Friedrichard ,

was sind schon 900 Seiten, geschrieben von gleich wessen Hand
Holla die Waldfee! 900 ? Respekt! Das stellt für manch einen Leser ein Fünfjahresleseprogramm dar.:shy:

Hab herzlichen Dank für dein Korrekturlesen und auf Auflesen all der Flusen, die noch in dem Text drinsteckten. Selbstredend hab ich alles in Ordnung gebracht.

Nix falsch, aber warum nicht schlicht „Häme“ im Gesicht?
Nach längerem Hinsehen hab ich es ganz getilgt, weil ja die wörtliche Rede schon darauf hinweist, dass er schadenfroh und hämisch ist.


„Soll ich sie dir schnell warmmachen? Oder Brötchen? Hab grad welche gekauft.“
eigentlich ein verkürztes „gerade

Dies hab ich gelassen, weil es ja wörtliche Rede ist, da spricht man oft verkürzt und es klingt so authentischer für mich.


Lieben Dank, lieber Friedrichard, für die Zeit, die du mir geschenkt hast, ich weiß das sehr zu schätzen und im Nachhinein betrachtet, ist es gut, dass das Buch, das du gerade liest, 900 Seiten hat. :D

Lieben Gruß

lakita

 

Hey lakita,

Ich hab manchmal das Gefühl, dass die ganze PTBS-Geschichte unglaublich anziehend auf Frauen wirkt.
Wow, wow, wow da wäre ich an deiner Stelle kritischer, zumal du ja in Bezug auf die PTBS auch weißt, welche Auswirkungen sie hat. Diejenigen Frauen, die bei meinen Recherchen als die Partnerinnen von Soldaten mit PTBS ebenfalls zu Wort kamen, waren allesamt hochgradig verzweifelt und ließen mehr als nur deutlich durchblicken, dass sie ihren ursprünglichen Partner nicht wiedererkannt haben, weil er sich so drastisch verändert hatte und deuteten an, dass sie irgendwann nicht mehr hätten weitermachen können.
Da hat dich mein Kommentar auf den falschen Fuß erwischt! Ich empfinde es wie du, die Partnerinnen haben ein schweres Päckchen zu tragen, mit Sicherheit. Aber genau das meinte ich in meiner Rückmeldung! Ich habe mich gefragt, wieso es in deiner Geschichte nicht mehr Verzweiflung der Parnterin, nicht mehr Entfremdung gibt, sondern wieso ein Lovestory-Plot so viel Raum bekommt, wieso sie knutschen und von großen Gefühlen erzählen müssen. Das kaufe ich an der Stelle einfach weniger ab, und hätte mir mehr von dem, wie du es jetzt beschrieben hast, gewünscht.

Die Frau, die solch eine Erkrankung für anziehend hält, hat ganz massiv andere Probleme.
Das meinte ich nicht - ich meinte mit
PTBS-Geschichte
tatsächlich PTBS in Geschichten. In einer Beziehung in der Realität ist das selbstverständlich sehr schwierig - aber in Geschichten dafür umso spannender. Also du hast mich hier missverstanden, ich meinte meine Rückmeldung bezogen auf Prosa/Film, dass dort das Schöne und das Biest beliebt ist.

Ich hab mal eine interessante Theorie gehört. Dass es für Frauen nur eine einzige Sexphantasie gibt: Das schwache, tollpatschige Mädchen zähmt das vor Kraft strotzende männliche Monster. Ich fand diese Storyline auch hier im Text, und würde vorschlagen, das womöglich etwas runterzufahren.
Was für ein Bullshit!
Zum einen haben Frauen grundsätzlich nicht nur eine einzige Sexphantasie. Und Tollpatschigkeit würde keine Frau zu denjenigen Eigenschaften zählen, die sie bei sich für erotisch und somit attraktiv hielte. Puh ... wo bekommt man so einen Unsinn zu lesen oder hören?
Und ich bitte dich, das meinst du nicht ernst, dass Frauen Monster lieben könnten?
Was sind das alles für seltsame Theorien?
Ist tatsächlich eine Google-Studie gewesen zum Thema, was finden Frauen anziehend und was Männer. "Eine einzige", habe das verändert, das war der Uhrzeit geschuldet schlecht ausgedrückt. Es war der verbreitetste/beliebteste Plot bei Frauen

Dass du das Empfinden hast, dieses Mädchen zähmt Monster-Konstrukt befände sich auch in meiner Geschichte, nehm ich dir mal nicht übel, einfach, weil ich dich bisher ganz anders und viel besonnener kennengelernt habe und ebenfalls auch als soliden Denker. Alles gut! Aber bei einem mir fremden Kritiker würde ich das mindestens als Beleidigungsversuch taxieren.
Lakita, dich hat der Kommentar auf dem falschen Fuß erwischt. Selbst, wenn das in deinem Plot vorkäme, fände ich es nicht verwerflich oder gar schlecht. Das Schöne und das Biest ist doch ein Klassiker, eine große Erzählung. Mein Vorschlag war, hier einfach herunterzufahren, mir kam die Erzählerin sehr verliebt vor, und ich dachte, das ist vom Plot her wohl interessant für uns Leser, aber ich hätte hier ein wenig mehr Realismus geschätzt, so wie du selbst schreibst, die Frauen sind natürlich in einer super schwierigen Lage, ich habe meinen höchsten Respekt davor, aber von dieser schwierigen Lage hätte ich gerne mehr Gewicht gehabt in der Story, und weniger, dass ihr Bauch kribbelt und er ihr durch die Haare fährt und wie sie sich küssen. Ich bleibe dabei, ich persönlich finde, der Text würde profitieren, wenn du diesen Romance-Anteil herunterfahren würdest.

Da ist irgendetwas am kaputten Soldaten, am starken Mann, der ein Häufchen Elend ist, das glaube ich auf Frauen ziemlich sexy wirkt. Ich hab das in dem Text irgendwo auch gespürt, dass sie ihn einfach hot findet, aber ich habe nicht wirklich verstanden, wieso, außer, dass er eben so ein durchtrainierter Soldat ist, der aber gleichzeitig ganz verletztlich und zart ist.
Was ist das bloß für eine Brille, durch die du siehst? So erlebe ich dich sonst nicht als Kritiker. Und ich kann dir auch insoweit nicht folgen, weil ich diese Geschichte nicht so angelegt habe.
Ja, also noch mal, das war nicht darauf bezogen, dass Frauen per se das für sich als Partner gut fänden, sondern dass das als Literaturerlebnis interessant zu konsumieren ist. Ja, ich hab das unscharf formuliert, mea culpa

Ich habe den Eindruck, du packst in deine Kritik mehr Frust hinein, als es der Sache selbst dienlich ist, weil es mir so vorkommt, als würdest du deinen Fokus besonders auf ein bestimmtes Männer- und Frauenbild legen, das dir ganz gründlich quer liegt.
Das darf dir ja auch gern querliegen, aber dafür bietet meine Geschichte nicht die richtigen Vokabeln. Ich hoffe, du kannst das nachvollziehen?
Gar nicht so gemeint gewesen! Echt nicht! :D Lies bitte meine Kritik noch mal in einer Woche, ich meine es nicht böse, wir haben hier ungeschickt aneinander vorbei geschrieben.

Ich möchte dich keineswegs verletzten, aber mir kommt es so vor als wärst du fast so etwas wie mein gleich zu Beginn der Geschichte auftauchender Udo, den ich übrigens sehr bewusst dort an den Anfang gesetzt habe, weil er für mich stellvertretend für all die Männer steht, die mit Neid auf Männer wie Armin reagieren. Ein durchaus nachvollziehbarer Neid übrigens. Ich will damit andeuten, dass ich vermute, dass deine Kritik deutlich mehr mit dir zu tun als mit meiner Geschichte.

Lakita, du bist pissed, verstehe ich, du hast ein paar meiner Punkte falsch verstanden, ich hab sie schlecht formuliert, geschenkt. Ich mag dich nach wie vor und ich würde deine Texte, wie auch bei allen anderen hier, nicht im Jähzorn kommentieren oder mutwillig schlechtreden. Davon habe ich nichts. Du hast hier einen völlig anderen zigga vor Augen, der den Komm verfasst hat, als es tatsächlich war. Vielleicht etwas übernächtigt habe ich mich stellenweise ungünstig ausgedrückt, ich habe den Komm aktualisiert, aber wir sind hier in einem Autorenforum und geben uns gegenseitiges Feedback, das ist mein Anliegen. Ich bin weder neidisch auf irgendwen noch sauer auf irgendetwas. Gegen Soldaten habe ich nichts, bin mit einigen befreundet und hätte mir das in einem anderen Lebenslauf selbst vorstellen können. Es ist mein ehrliches Feedback, wie ich persönlich den Text sehe, wie ich mit ihm arbeiten würde, deswegen sind wir doch hier, nicht? Klar, kann einen als Autor das anfressen, aber ich möchte bitte mal die Kirche im Dorf lassen.

Beste Grüße
zigga

 

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