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Der Fall der Fälle

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16.03.2015
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Der Fall der Fälle

Ich stelle den Innenspiegel ein, betrachte dabei prüfend mein Gesicht. Dunkle Ringe unter den Augen zeugen von schlaflosen Nächten. Die Traurigkeit ist noch die gleiche. Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht stärker. Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte.

... Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich ’ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn, Ludomir. Und ich konnte mich immer auf dich verlassen ...“
Ich nickte. Was blieb mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug. Diese eine, schnelle Sache, ohne mit jemandem teilen zu müssen. Die Zeit läuft ab. Sonst hätte ich nicht so sehr darum gekämpft.
Dann verfinsterte sich Jaroslaws Blick, während seine fleischige Hand an seiner Kehle entlangfuhr. „Wenn es schief geht, mein Freund, dann ...“
Dieser Job noch, dann höre ich auf.
Der Arzt gab meinem Jungen noch drei Monate. Maximal - wenn er kein Spenderorgan bekommen würde. Ich informierte mich, sprach mit vielen Leuten. Man wies mich ab. Ich bettelte, flehte sie an. Sie ließen sich nicht erweichen. Dann ging ich die Sache anders an. Ich ergründete das System, begab mich in die Höhle des Löwen. Dem Ersten zahlte ich Zweitausend. Der Nächste verlangte noch mehr. Es kostete all mein Geld, bis ich überhaupt die richtige Person fand, die Einfluss auf die Warteliste hat. Ich schlug vor, das Geld in Raten abzustottern. Keine Chance. Ich musste mir was einfallen lassen.

Krumme Dinger auf eigene Rechnung sind auf Dauer keine Alternative.
Ich kann froh sein, nicht schon damals aufgeflogen zu sein, als ich bei der Sparkassen-Nummer einen Teil der Beute abgezweigt hatte. Geld, das ich für den angeblichen Wunderheiler brauchte. Das Geld, das ich mir anschließend mit Unterstützung durch Iwan zurückholte, um es in andere, konventionelle Behandlungen zu stecken. Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie der Arzt flehend und mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Boden kauert. Iwan hätte ihn nicht so sehr rannehmen dürfen. Im Grunde tat mir der junge Arzt leid; er hatte Familie und machte auf irgendeiner Art auch nur seine Arbeit.
Derselbe Iwan musste später für viele Jahre in den Bau. Ich war es, der den Bullen den entscheidenden Tipp bei der Kindesentführung mit dem bösen Ausgang gegeben hatte. Der Brutalo hatte es verdient. Die Belohnung verlängerte Bogdans Leben um weitere, wertvolle Monate. Die Uhr tickt.
Jaroslaw hatte nie Verdacht geschöpft. Länger könnte ich mich aber nicht mehr auf mein Glück verlassen. Irgendwann würde ich dafür teuer bezahlen müssen. Jaroslaw ist immer wie ein Vater für mich, ich vertraue ihm. Aber wenn er nur von der kleinsten Sache Wind bekäme, wäre ich erledigt.
Dann witterte ich die rettende Chance, als mir Plötschke von dem Job erzählte, den er wegen eines Augenleidens nicht ausführen konnte.

Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde. Dass wir Drachen steigen lassen, ins Stadion gehen, Bigos kochen würden. Was immer er mochte. Er zuckte noch nicht mal mit der Hand. Zuhause habe ich mich auf sein kaltes Bett gesetzt und geheult. Habe mir die Fotos von seinem ersten Tag im Kindergarten angeschaut - die letzten Aufnahmen einer glücklichen Familie. Wer hätte ahnen können, wie krank Bogdan tatsächlich ist, dass seine Mutter so plötzlich von uns ging? Dann habe ich seinen Lieblingspulli genommen und daran gerochen. Der Pulli, der ihm viel zu klein geworden war, an dem schon lange nicht mehr Bogdans Duft haftete.
Lange habe ich überlegt, ob ich das Richtige tue.
Auf einen Zettel habe ich Jaroslaw schließlich geschrieben, wem er das Geld geben sollte.
Nur für den Fall der Fälle ...

Meine Nägel krallen sich ins Lenkrad. Die Adern treten hervor. Jaroslaw hatte Unrecht. Ich muss mir nicht einreden, den Kerl zu hassen, damit es einfacher ist. Eigentlich ist mir egal, was er getan hat. Ich tue es nur für meinen Jungen, mein Gottesgeschenk.
Mit einer Hand wische ich mir eine Träne aus dem Auge, schaue nach links, dann nach rechts. In sieben Minuten kommt er. Der Mann, den ich nicht wirklich kenne. Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. Jung, sportlich, gesund. Gäbe sicher einen guten Organspender ab.

In Gedanken gehe ich wieder die Abläufe durch. Wie der Benz mit den getönten Scheiben anrauscht. Wie es klingt, wenn die Räder über den Gullideckel rollen. Wie sich das Abblendlicht im Tor der Tiefgarage widerspiegelt, bevor es geräuschlos hochgleitet. Wie kurz darauf das gedämpfte Licht in seinem Laden aufflackert.
Wie die geschmackvollen Sachen im Schaufenster angestrahlt werden. Dekomaterialien, Wohnaccessoires; Dinge, die jede Wohnung ausschmücken und in ein behagliches Heim verwandeln. Etwas, wofür ich keine Verwendung habe, an dem ich mich nicht erfreuen kann.
Dann mein Moment.
Die entscheidende Sekunde abwarten, wenn er fröhlich pfeifend von innen aufschließt, die Tür bis zum Anschlag aufmacht und sie offenstehen lässt.

Noch fünf Minuten. Von links müsste jetzt der Schulbus vorbeifahren. Vollbesetzt mit Kindern der Reichen aus dem Süden der Stadt. Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen. Mit ihrem Geld könnten sie sich alles leisten, jede Behandlung bezahlen, mühelos die Ärzte bestechen. Ich tippe mit den Fingern aufs Lenkrad, werfe einen Blick in den Innenspiegel. Sehe, wie mein Mundwinkel zuckt. Wo bleibt der Bus?
Es darf nichts schiefgehen. Keine Zeugen, kein Kollateralschaden. Wieder denke ich an Bogdan. Ob er jemals zur Schule gehen wird? Ich schüttle den Kopf und versuche, die inneren Bilder zu vertreiben, die Gedanken an das Krankenhaus, die Apparate und die Schläuche.
Es will mir nicht gelingen. Noch immer sehe ich den schlaffen Körper vor mir. Bogdans traurige Augen.

In drei Minuten kommt er. Der Mann, der mir nichts angetan hat. Ich öffne das Handschuhfach, lege meinen Rosenkranz hinein, greife nach den Lederhandschuhen und dem Strumpf. Ich will keine Fingerabdrücke hinterlassen und mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen.
Ich bin gut vorbereitet. Das Nummernschild ist gestohlen, drei Blöcke weiter werde ich auf ein Motorrad umsteigen und zum Ufer am Stadtrand fahren. Werde die Waffe im Fluss versenken. Den Strumpf und die Handschuhe in den Müll werfen, der zwei Stunden später abgeholt wird. Den Rest lege ich zu Fuß zurück. Mische mich unter die Besucher des Zoos.
Da hat es Bogdan früher so gut gefallen. Das Ticket habe ich schon. Niemand wird da nach mir suchen. Ich will dabei sein, wenn Bogdan nach der OP wieder aufwacht. Ich will erleben, wie Bogdan mich anlächelt. Wie sehr ich mich danach sehne.
Tagelang habe ich diese Gegend beobachtet. Am Ende den passenden Zeitrahmen und den richtigen Moment gefunden. Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren Dackelmischling ausführt, wann der bärtige Frührentner das Schlafzimmerfenster öffnet und heimlich eine erste Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten und des Milchmannes. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt. Es ist der perfekte Plan.

Das Licht im Hausflur geht an. Jeden Augenblick wird die Frau mit dem Hund herauskommen. Durch den feinmaschigen Strumpf erkenne ich ein blondes Mädchen. Müsste es nicht in der Schule sein? Ist mir was entgangen? Mit weit geöffneten Augen schaue ich ihr hinterher, bis sie schließlich mit dem Hund um die Ecke schlendert. Lass dir Zeit, möchte ich ihr am liebsten noch hinterherrufen. Sie ist in Sicherheit. Erleichtert atme ich auf.

Der silberne SLK. Er ist pünktlich, auf den Mann ist Verlass. Ich lehne mich zurück, ziehe meinen Kopf ein. Schnell stecke ich noch den Kreuzanhänger meiner Kette unter das T-Shirt. Das Auto wird langsamer, schleicht über den hervorstehenden Rand des Gullideckels. „Klack, klack“. Das gewohnte Geräusch. Das Tor der Tiefgarage fährt hoch. Ein Quietschen. Egal. Nichts Besonderes. Jetzt nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Ich kurble das Seitenfenster herunter und brauche zwei Anläufe, um meinen Golf zu starten. Atme fest aus. Lege den ersten Gang ein und spiele mit Gas und Kupplung. Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal. Während ich versuche, meine verkrampften Schultern zu lockern, rollt das Auto ein Stück den Hang herunter. Schnell trete ich auf die Bremse. Glück gehabt! Ich merke, wie der Schweiß in meine Augen läuft. Jetzt nichts falsch machen, alle Sinne kontrollieren! Beim Wegfahren auf den Wagen vor mir achten.
Erneut greife ich ins Handschuhfach und hole diesmal das kalte Eisen heraus. Plötschke hat mir die Sauer P6 genauestens erklärt. Er hat mir empfohlen, nicht alle acht Patronen auf einmal abzufeuern. Noch mindestens eine sollte ich aufbewahren für einen finalen Schuss. Falls notwendig, aus kurzer Entfernung die Sache endgültig beenden. Aussteigen, von Angesicht zu Angesicht abdrücken. Ich hoffe, soweit kommt es nicht.
Im Wald, direkt am stark frequentierten Autobahnkreuz, habe ich einige Magazine leergeschossen und dabei immer die Patronen mitgezählt. Ich fühle mich in der Lage, mit den letzten acht Kugeln das nahe und kaum bewegliche Ziel mehrmals zu treffen. Innerhalb kurzer Zeit den tödlichen Schuss abzugeben und zu verschwinden.
Der Schalldämpfer ist schnell aufgeschraubt. So kann man zwar kaum zielen, das ist aus dieser Nähe aber nicht wichtig. Viel wichtiger ist es, dass der Mündungsknall minimiert wird.
Die Pistole liegt gut in der Hand und sollte mir eigentlich Sicherheit schenken.
Innen geht das gedämpfte Licht an. Ein paar Augenblicke noch, und ich bin wieder weg. Genauso geräuschlos und unerkannt, wie ich gekommen bin. Habe es hinter mir. Bogdan wird gesund.
Ich lege meinen Arm auf die Autotür, stütze die Hand mit der Waffe darauf ab. Richte den Lauf auf die Tür. Gleich öffnet er zum letzten Mal seinen Laden. Der Mann, den ich nicht kenne, der mir nichts angetan hat, den ich gleich töten werde.
Meine Hand zittert, der Strumpf scheuert leicht an meinen Wimpern. Heißer Atem lähmt jeden rebellierenden Gedanken, jeden Zweifel. Ich muss im richtigen Moment abdrücken. Ein Leben für das andere.
Wie in Zeitlupe öffnet sich die Tür. Nur einen kleinen Spalt breit. Mein Finger bleibt gekrümmt, ich kneife die Augen zusammen. Die Tür bewegt sich nicht weiter. Lächelnd bleibt er im Rahmen stehen, tritt nicht heraus. Meine Hand wird noch feuchter, mein Atem stockt. Er dreht sich leicht zur Seite. Ich muss es jetzt tun. Solange er noch in meinem Schussfeld ist. Es gibt kein Zurück.
Ich zögere. Nun beugt er sich ganz langsam herunter.
Ich hasse ihn! Jetzt!
Dann sehe ich einen kleinen Jungen. Zu spät ...
Mein Finger hat bereits abgedrückt. Das Geschoss freigegeben.
Ein unterdrückter Knall, ein kräftiger Rückstoß. Dann ein kurzer, stummer Aufschrei. Ein dumpfes Geräusch, als der Körper zu Boden sackt. Blut strömt auf den Bürgersteig.
Die nächsten sechs Schuss gebe ich automatisch ab, unnachgiebig, gewissenlos. Ich nehme eine letzte Bewegung wahr, höre ein letztes Aufstöhnen, bevor der Körper in einer Blutlache liegen bleibt.
Absolute Stille.

Regungslos steht der Junge am Türrahmen. Stumm. Keine Reaktion. Ich kenne diesen apathischen Blick, die ähnlich traurigen Augen. Mir wird übel, ich bekomme kaum Luft. Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und übergebe mich.
Was habe ich getan?
Ich würge den Wagen ab, er macht einen Satz nach vorne. Zuerst ein stumpfes Geräusch, als zwei Stoßstangen gegeneinander treffen. Dann halte ich mir die Ohren zu, als die Alarmanlage des vorderen Autos anspringt. Leidige Erinnerungen an das Tönen der Krankenhausapparate.
Ich müsste längst weg sein. Geräuschlos, unerkannt.
Aus dem Augenwinkel sehe ich noch den Frührentner aus dem Fenster gaffen, während ich nur stumm die Waffe betrachte. Das laute Dröhnen hat die Idylle in ein Tollhaus verwandelt. Ich sehe, wie Haustüren aufgerissen werden. Leute eilen heraus und schauen neugierig herüber. Ich höre Rufe. Zwei Autos halten an. Man zeigt in meine Richtung, ein Mann spricht in sein Handy. Zwei andere stehen neben dem bewegungslosen Körper und halten sich stumm die Hände vor die offenen Münder.
Eine Frau greift endlich nach dem kleinen Jungen, der noch immer mit stumpfem Blick einfach nur dasteht. Der Junge, der Hilfe braucht. Der Junge, der alleine ist.
Ich lasse den Kopf hängen und heule. Brülle aus Wut, wimmere vor Angst. Lache vor Glück. Mein Job ist getan, Bogdan gerettet.
Eine Patrone steckt noch im Magazin.
Für den Fall der Fälle.

 

Hallo weltenläufer,

danke für die Erklärung des SoC’s.
Und ich hatte tatsächlich die ganze Zeit gegrübelt, wie das mit einem „System-on-a-Chip“ zusammenhängen könnte ... ;)


Hallo Chris Stone,

die Frage, warum ein Neuling nur zwei Patronen in seiner Pistole hat bzw. bekommt, gilt natürlich der Tragik der Geschichte. Ganz klar. Wirkt so möglicherweise etwas konstruiert - aber „konstruiert“ bedeutet ja u.a. auch „erfunden“, und das ist die ganze Geschichte schließlich.

Ich hätte ansonsten eine ellenlange Erklärung einbauen müssen, die im Lesefluss wahrscheinlich eher gestört hätte, da man zu sehr über die Sinnhaftigkeit nachdenken müsste.

Folgende Überlegungen hatte ich hierzu:
a) Auftragskiller Herr Plötschke hat vorher mit Ludomir auf einem abgelegenen Schrottplatz ausreichend schießen geübt und sagt anschließend: „Ludomir, du wirst zwar nie an meine Schießkünste rankommen, aber du machst das schon ganz hervorragend. Ich würde es mit einem einzigen, gezielten Schuss erledigen. Aber ich bin so großzügig und gebe dir zwei Patronen mit.“
b) Herr Plötschke übergibt die Pistole mit einem vollen Magazin. Ludomir ist aber noch sehr unsicher und über übt vorher nochmals heimlich im Wald, wobei er vier Schüsse abgibt. Es bleibt keine Zeit mehr, um neue Kugeln zu besorgen, da er die Tat an dem Tag ausführen muss. Bei der Tat trifft er dann mit einem einzigen Schuss und ihm ist bewusst, dass er noch einen übrig hat.
c) Herr Plötschke gibt Ludomir die Pistole und sechs einzelne Kugeln. Kurz vor der Tat will Ludomir die Munition ins Magazin stecken und stellt fest, dass der unter einem Augenleiden laborierende Plötschke ihm versehentlich vier falsche Patronen mitgegeben hat.
d) Das Magazin ist von Anfang an voll, Ludomir benötigt aber fünf Schuss, um den Mann zur Strecke zu bringen. Eine Patrone bleibt am Ende übrig.

Mal schauen, welche Version es in den „Director’s Cut“ schafft :lol:

Im Ernst: Ich möchte ggf. noch andere Kommentare dazu abwarten und sehen, wie hierzu der Tenor ist, ob es in der aktuellen Fassung zu konstruiert bzw. störend wirkt.

Danke für deine Nachfrage.

Euch beiden ein schönes Wochenende und

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

Du wolltest noch weiteres Feedback bzgl. der zwei Kugeln.

Ich hatte das in meinen früheren Kommentaren nicht angesprochen, weil es mir beim Lesen schlichtweg nicht so richtig aufgefallen ist; ich war viel zu fasziniert von den Folgen, die sich daraus ergeben. Jetzt, wo die Frage einmal im Raum steht, komme ich allerdings auch nicht mehr drumherum und empfinde das als echtes Logikproblem. Der Geist ist aus der Flasche und kriecht nicht wieder rein.

Vielleicht noch eine weitere mögliche Erklärung: Sind nicht Patronen auch u.U. zurückverfolgbar? (Vielleicht mal Krizzle fragen, die hat Kriminalisten in der Familie.) Dann könnte Plötschke versucht haben, das Risiko zu minimieren, dass Lubomir mit intakten, weil nicht abgefeuerten Patronen geschnappt bzw. aufgefunden wird. Nur so eine Idee.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo GoMusic!

Abwarten und in Ruhe darüber nachdenken ist meiner Meinung nach immer das beste.

Zu den Patronen: Möglichkeit b ist mir beim darüber Nachdenken auch in den Sinn gekommen. (Ich hatte mich in meinem Komm weiter oben ja auch unpassend ausgedrückt: Deine Motivation war mir klar, es ging mir um Plötschkes.)

Ich will dich auch gar nicht nerven, aber wenn mir ein Text im Kopf herumgeht, muss ich meine Gedanken loswerden, nur dann kann ich schließlich abschalten und mich in Ruhe anderen Dingen widmen.

Also noch ein paar Ergänzungen:

In ein Magazin passen mehr als 6 Patronen, 12 oder 15, glaube ich. Revolver gibt's 6- oder 8-schüssig.

Und wenn man jemandem eine Kugel in den Leib schießt, heißt das ja noch lange nicht, dass er stirbt. Man muss schon die richtige Stelle treffen. (Ich habe mal über einen Mann gelesen, der versuchte, sich umzubringen. Er hat sich 5 Kugeln aus seinem Revolver ins Hirn gejagt und noch eine in die Brust. Er lebte immer noch. Scheiße gelaufen.)
=> Auch dieser Punkt hat Relevanz für deine Geschichte. Dein Protagonist kann nicht wissen, ob das Opfer wirklich tot ist. (Umgefallen, blutend und still reicht nicht.) Damit kann er auch nicht wissen, ob er sein Geld bekommt. Und damit macht es absolut keinen Sinn, wenn er sich am Ende selbst tötet.

"aber „konstruiert“ bedeutet ja u.a. auch „erfunden“, und das ist die ganze Geschichte schließlich."
=> Nein, das akzeptiere ich nicht. Mit der Logik könnten am Ende deiner Geschichte auch Außerirdische auftauchen, die deinen Protagonisten in einen polkatanzenden Marzipankeks verwandeln.
=> Krimis leben von ihrer Glaubwürdigkeit. (Und sind verdammt schwer zu schreiben, ich weiß.)

So, nun widme ich mich anderen Dingen.

Grüße,
Chris

 

Hallo Holg, The Incredible Holg

danke für dein Feedback und dass du den Kontakt hergestellt hast zur "Spezialisten",

nämlich zu dir, liebe Krizzle,

wie du mir in einer PN dankenswerterweise beratend zur Seite gestanden hast und auch meinst, mit der durchgeführten Textänderung auf der sicheren Seite zu sein

und natürlich auch vielen Dank für deine Hartnäckigkeit bzgl. des Nachhakens, Chris Stone, wodurch der Stein erst gar nicht ins Rollen gekommen wäre und für deinen Ratschlag, in Ruhe darüber nachzudenken, was ich auch befolgt habe :)


Worum ging es überhaupt?
Es erschien unglaubwürdig, dass er nur zwei Patronen im Magazin hatte.

Der Text wurde dahingehend geändert, dass er ein volles Magazin hat, mehrmals abfeuert, am Ende eine Patrone im Magazin übrig bleibt und er ziemlich sicher ist, dass das Opfer nicht überlebt hat.
Er hat vorher mit der Waffe geübt.
Der Fluchtplan ist detaillierter, er benutzt auch Handschuhe (hier habe ich mich doch eines Besseren belehren lassen und deinen Hinweis aufgegriffen, liebe bernadette).

Euch Allen noch einen schönen Adventabend und einen guten Start in die neue Woche.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey GoMusic,

ich mochte die Geschichte wirklich gern lesen. Das liest sich flüssig weg, ist spannend, dieser innere Zwist, gefällt mir richtig gut. Hab mich nur gefragt, warum es ein wieder mal ein Ludomir und Jaroslaw sein muss, Leute die Bigos kochen. Warum essen die Kriminellen nie Eisbein oder Bockwurst, heißen Matthias oder Wolfgang oder Peter? Egal. Hat ja am Ende nichts mit deiner Geschichte zu tun.

Ich kann gar nichts Kritisches beitragen. Das Ende macht unglaublich traurig. Weil gar nichts gewonnen ist. Vielleicht bekommt das Kind ein Organ, vielleicht auch nicht. Vielleicht wird es gesund, vielleicht stößt sein Körper das Organ auch wieder ab und es wird trotzdem sterben. In jedem Fall wird es ohne Eltern all das durchmachen. Leben oder sterben und nur die Krankenschwestern sind da, um die Hand zu halten. Denn Papa ist auch weg, egal ob jetzt durch die letzte Kugel oder im Knast. Nicht da jedenfalls. Am Ende haben alle verloren in deiner Geschichte. Und selbst wenn ihm die Flucht gelungen wäre, selbst wenn das Kind gesund werden würde, ein Happy End könnte es nie geben. Moralisch ginge das nicht. Mord, aus welchen Beweggründen auch immer, bleibt Mord. Und wir Leser können das Opfer genau so wenig hassen, wie dein Prot.

Ich mochte die Wiederholungen sehr gern:

Der Mann, den ich nicht kenne, der mir nichts angetan hat, den ich gleich töten werde.

Das tut richtig weh. Und es verdeutlicht natürlich auch das Dilemma, in dem sich dein Prot. befindet. Dass er am Ende trotzdem abdrückt, so in der letzten Minute, hat mich tatsächlich überrascht. Aber ja, wenn er die Situation oft genug durchgespielt hat, dann greift vielleicht auch ein Automatismus. Wahrscheinlich sogar. Insofern fand ich das ganze psychologisch auch gut aufgearbeitet. Ich hab ihm die Tat abgenommen, dass ist viel, was der Text da leistet. Respekt dafür!

Sehr, sehr schön!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo GoMusic,

ich schreib später noch mal was zur Geschichte, die ich gern gelesen habe, aber zunächst mal ein paar Gedanken zum Thema Feuerkampf. Ich verstehe schon, dass Du das aus der Perspektive des Autors beschreibst, dem es um die Story und nicht um Waffensachkunde geht, aber vielleicht helfen Dir meine Hinweise trotzdem.

Niemand, der ein bisschen was von Waffen versteht, zieht mit acht Kugeln in den Kampf oder zu einem "Job". Zu dieser Patronen-Geschichte, die Chris so lustig kommentiert hat, muss man einfach wissen, dass 50 Patronen im Kaliber 9mm (Sig Sauer P6) nicht mal zehn Euro kosten. (Wenn man Schüttmunition kauft, ist es noch billiger.)

Darüber hinaus führen Profis stets mehrere geladene Magazine mit sich. Es wäre eine ziemlich dumme Sache, wenn es beim ersten, zweiten oder dritten Schuss eine Funktionsstörung der Waffe gäbe, die ein Magazinwechsel erfordert und der Killer dann beginnt, die Patronen aus dem Magazin zu puhlen. Macht niemand.

Dass jemand, der lediglich Probeschüsse abgefeuert hat, eine Pistole "beherrscht" und innerhalb weniger Sekunden mehrfach zielsicher trifft, wirft einige Fragen auf. Ich habe etliche Leute ihre ersten Schüsse abfeuern sehen, und unter denen war niemand "zielsicher". Vielleicht findest Du eine Formulierung, die unter Waffenkennern nicht sofort Stirnrunzeln auslöst.

Abschließend ein paar Hinweise zum Schalldämpfer. Ist natürlich immer eine coole Sache, so ein bisschen James Bond, aber in der Situation, die Du beschreibst, vielleicht nicht so sinnvoll, wie es scheint.

Mit Standard-Munition beträgt der Schallpegel eines schallgedämpften 9mm-Schusses auf 10 Meter um 120 Dezibel, ist also so laut wie ein Presslufthammer, eine Kettensäge oder ein Donnerschlag. Ungedämpft sind es ca. 140 Dezibel. Das ist zwar ein erheblicher Unterschied, aber auch ein gedämpfter Schuss ist noch sehr laut. Hinzu kommt, dass der erste Schuss mit Schalldämpfer deutlich lauter ausfällt und die eigentliche Dämpfung erst ab Schuss zwei und drei einsetzt. (Deshalb sollte der Schalldämpfer vor dem ersten Schuss präpariert werden.)

Den Vorteil dieser Dämpfung erkauft sich der Schütze mit dem Nachteil schlechteren Handlings und vor allem mit der Tatsache, dass man mit einem vorgeschraubten Schalldämpfer nicht zielen kann. Ich habe bei meinen ersten Schüssen mit einer schallgedämpften Pistole nicht schlecht gestaunt, als ich bemerkte, dass man Kimme und Korn nicht mehr sehen kann.

Lass den Schalldämpfer ruhig drin, aber sei Dir bewusst, dass der nur wenig Sinn macht. Der Rückstoß wird durch einen Schalldämpfer übrigens ebenso gemindert, wie der Mündungsknall.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege,

vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar, über den ich mich sehr, sehr gefreut habe. :)

Am Ende haben alle verloren ... ein Happy End könnte es nie geben
Ja, das ist wahr. Und es tut tatsächlich weh. Schön, dass es bei dir so rüber kam.

Insofern fand ich das ganze psychologisch auch gut aufgearbeitet. Ich hab ihm die Tat abgenommen, das ist viel, was der Text da leistet. Respekt dafür! Sehr, sehr schön!
Was kann ich dazu sagen? Vielen lieben Dank nur. Ich schwebe!

Hab mich nur gefragt, warum es ein wieder mal ein Ludomir und Jaroslaw sein muss,
Nur ganz nebenbei spielen die deutschen Bedeutungen der Namen eine Rolle in der Geschichte. Sie verstärken ein wenig den Charakter der Prots.
Jaroslaw, der „Vater der Familie“ / Bandenboss: „kühner, starker Slawe“
Ludomir, der Killer wider Willen: „der berühmte Friedliche“
Bogdan, im Text durch Ludomir „sein Gottesgeschenk“ genannt: „Gottesgeschenk“

Das nur als kleine Randnotiz. Mit Matthias, Wolfgang oder Peter oder anderen Namen wäre das nicht so einfach gewesen. :shy:
Und "Plötschke" (der Profikiller) habe ich kurz vorher auf dem Transporter eines Handwerkers gelesen. Da wusste ich: Der versteht sein Handwerk :thumbsup:

Einen schönen Tag noch und

Liebe Grüße,
GoMusic

EDIT:
Hey Achillus,
danke schon Mal im Voraus.
So, jetzt muss ich ins Stadion ... :)

 

Hallo Achillus,

danke für deinen ausführlichen Kommentar zur "Technik".

Ich verstehe schon, dass Du das aus der Perspektive des Autors beschreibst, dem es um die Story und nicht um Waffensachkunde geht, aber vielleicht helfen Dir meine Hinweise trotzdem.
Es ist immer ein kleines Wagnis, komplizierte Abläufe so komprimiert oder vereinfacht darzustellen bzw. für den Plot der Geschichte passend zu schreiben, dass es „technisch“ noch einigermaßen passt. Selbst wenn man den kriminaltechnischen Ablauf genau so beschreibt, wie man es selbst im TV gesehen hat, heißt es nicht, dass es einer fachmännischen Prüfung standhält.
Das ist mir durchaus bewusst. Ich bin dir sehr dankbar für deine Hinweise und ich habe versucht, Offensichtliches leicht verständlich mit in die Story einzubauen.

Dass jemand, der lediglich Probeschüsse abgefeuert hat, eine Pistole "beherrscht" und innerhalb weniger Sekunden mehrfach zielsicher trifft, wirft einige Fragen auf.
Sehe ich ein. Er hat jetzt noch mehr geübt und es kommt der Hinweis, dass das Ziel sehr nahe und fast bewegungslos ist.
Lass den Schalldämpfer ruhig drin, aber sei Dir bewusst, dass der nur wenig Sinn macht.
Der Schalldämpfer bleibt drauf, da ihm die Lautstärke sehr wichtig ist. Habe das mit dem schlechteren Zielen mit eingebaut.

Hinzu kommt, dass der erste Schuss mit Schalldämpfer deutlich lauter ausfällt und die eigentliche Dämpfung erst ab Schuss zwei und drei einsetzt. (Deshalb sollte der Schalldämpfer vor dem ersten Schuss präpariert werden.)
Okay. Ich denke aber, das geht jetzt schon allzu sehr ins Detail und muss nicht unbedingt erwähnt werden.

Darüber hinaus führen Profis stets mehrere geladene Magazine mit sich.
Hat er jetzt auch, leider aber alle bis auf eines schon leer geschossen. :hmm:

Ich habe in einem Absatz einige kleine Sachen untergebracht und hoffe, hier den Lesefluss beibehalten zu können und dennoch technisch korrekter zu werden:

Erneut greife ich ins Handschuhfach und hole diesmal das kalte Eisen heraus. Plötschke hat mir die Sauer P6 genauestens erklärt. Er hat mir empfohlen, nicht alle acht Patronen auf einmal abzufeuern. Noch mindestens eine sollte ich aufzubewahren für einen finalen Schuss. Falls notwendig, aus kurzer Entfernung die Sache endgültig beenden. Aussteigen, im Angesicht zu Angesicht abdrücken. Ich hoffe, soweit kommt es nicht.
Im Wald habe ich einige Magazine leergeschossen und dabei immer die Patronen mitgezählt. Ich fühle mich in der Lage, mit den letzten acht Kugeln das nahe und kaum bewegliche Ziel mehrmals zu treffen. Innerhalb kurzer Zeit den tödlichen Schuss abzugeben und zu verschwinden.
Der Schalldämpfer ist schnell aufgeschraubt. So kann man zwar kaum zielen, das ist aus dieser Nähe aber nicht wichtig. Viel wichtiger ist es, dass der Mündungsknall minimiert wird.

Die Pistole liegt gut in der Hand und sollte mir eigentlich Sicherheit schenken.

Vielen Dank nochmals und vielleicht machen die Änderungen den Ablauf ja etwas detaillierter, ohne zu weit in die Tiefe zu gehen.

Schönen Tag noch und

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic, meine Kommentare beziehen sich auf die Version vom 16.12.

Plot

Dass das Plotthema schon reichlich beackert wurde, haben Dir schon andere Kommentatoren gesagt. Erst vor ein oder zwei Wochen lief ein Krimi im TV, bei dem sich ein bis dahin rechtschaffender Mann aus dem Grund, die OP seines Kindes zu finanzieren, an einem Banküberfall beteiligte, der dann natürlich schief ging.

Ich empfehle gern, bekannte oder klassische Themen aufzugreifen, weil man an solchen Vorlagen gut die eigenen schriftstellerischen Fähigkeiten entwickeln kann. Allerdings ist das von Dir gewählte Thema in dieser Spezifik schon hart an der Grenze, stellt beinahe ein Genre-Stereotyp dar und kommt dem Leser so bekannt vor, wie die Rache des Mannes, der als Kind missbraucht wurde oder die Verwandlung des braven Bürgers zum Gangster, nachdem er eine verhängnisvolle Krebsdiagnose erhalten hat und der nun seiner Familie etwas Geld hinterlassen möchte.

Für zukünftige Geschichten solltest Du nach weniger gängigen Handlungsmustern suchen, denke ich, denn dass Du ein Thema gut umsetzen kannst, hast Du ja mit dieser Geschichte gezeigt. Jetzt darf es ruhig etwas innovativer werden.

Der Anfang

Du weißt ja, was man über die ersten Sätze einer Geschichte sagt. Es heißt, gerade der Beginn muss hundertprozentig sitzen.

Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht stärker.
Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte.

Das ist als Anfang okay, aber ich denke, Du kannst es besser. Gut gefällt mir, dass man die Verfassung des Protagonisten sehr schnell versteht. Weniger gut ist, dass die Verfassung auf sehr konventionelle Weise beschrieben wird (kalter Schweiß und Herzpochen), dass ein verschwommenes Bild (vage erinnere ich mich) dem Anfang die Prägnanz raubt und dass der Start insgesamt wenig Überraschungspotenzial besitzt.

Mal ein Beispiel des Genres:

Ein paar Jahre später fand sich Joe Coughlin auf einem Schlepper im Golf von Mexiko wieder. Seine Füße steckten in einem Block Zement. Zwölf bewaffnete Kerle warteten darauf, dass sie endlich weit genug draußen waren, um ihn über Bord werfen zu können, während Joe dem Tuckern des Motors lauschte, den Blick auf das schäumende Kielwasser gerichtet.

So beginnt die Gangstergeschichte In der Nacht von Dennis Lehane, und dieser Anfang – eine Vorschau - lässt den Leser nicht mehr los, denn man fragt sich die ganze Zeit, wie das Desaster wohl enden wird. In diesem Sinne könntest Du den Anfang Deiner Geschichte noch mal unter die Lupe nehmen und Dich fragen, ob es der beste Anfang ist, den Du schreiben kannst.

Umsetzung – Zeiten

Den folgenden Absatz finde ich hochproblematisch.

Ich bin gut vorbereitet. Das Nummernschild ist gestohlen, drei Blöcke weiter steige ich auf ein Motorrad um und fahre zum Ufer am Stadtrand. Versenke die Waffe im Fluss. Werfe den Strumpf und die Handschuhe in den Müll, der zwei Stunden später abgeholt wird. Den Rest lege ich zu Fuß zurück. Mische mich unter die Besucher des Zoos. Da hat es Bogdan früher so gut gefallen. Das Ticket habe ich schon. Niemand wird da nach mir suchen. Ich will dabei sein, wenn Bogdan nach der OP wieder aufwacht. Ich will erleben, wie Bogdan mich anlächelt. Wie sehr ich mich danach sehne.

Du schaust dabei eigentlich in eine imaginierte Zukunft, aber weil Du schreibst: drei Blöcke weiter steige ich auf ein Motorrad um und fahre zum Ufer am Stadtrand ... habe ich es als Beschreibung der tatsächlichen Ereignisse gelesen und war irritiert, dass die ganze Aktion jetzt schon vorbei sein soll und dann nochmal irritiert, als die Aktion dann wirklich ablief. Ich finde, das geht nicht. Eine schnelle Lösung wäre zu schreiben: Das Nummernschild ist gestohlen, drei Blöcke weiter werde ich auf ein Motorrad umsteigen und zum Ufer am Stadtrand fahren.

Ja, das mit dem Hin- und Herspringen zwischen den grammatischen Zeitformen und den narrativen Zeitebenen ist auch insgesamt eine heikle Sache. Ideal finde ich das nicht, weil es mehr Verwirrung stiftet, als dem Text gut tut. Du hast eine Vergangenheitsebene drin (ich hielt Bogdans Hand), eine Vorvergangenheitsebene (Wer hätte ahnen können, wie krank Bogdan tatsächlich ist, dass seine Mutter so plötzlich von uns ging?), eine Gegenwart (Ich kralle meine Hände ins Lenkrad), eine imaginierte Zukunft (Die entscheidende Sekunde, wenn er fröhlich pfeifend von innen aufschließt, die Tür bis zum Anschlag aufmacht und sie offen stehen lässt.) Diese Zeitformen und –ebenen wirbeln für meinen Geschmack zu sehr durcheinander.

Sprache und Beschreibungen

Da gibt es sicher noch einiges zu verbessern, aber insgesamt hat mir Deine Erzählsprache gut gefallen. Ich finde Du wirfst ein bisschen zu sehr mit den drei Auslassungszeichen um Dich, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Den emotionalen Konflikt hast Du plastisch beschrieben und auch das Chaos unmittelbar nach dem Mord.

Prämisse, Psychologie, Philosophie

Was mir allerdings nicht so ganz einleuchtet, ist das zugrunde liegende Menschenbild, von dem die Geschichte ausgeht. Natürlich findet man für jede Wahnsinnstat ein Beispiel. Doch das sagt dann über das Mensch-Sein eben nur aus, dass es alle möglichen Abweichungen von der Normalität gibt.

In diese Sparte müsste man auch Deine Geschichte einordnen, denn dass ein Mensch einen anderen, ihm unbekannten Menschen tötet, um Geld für die OP seines Kindes aufzutreiben, ist sicher eine drastische Abweichung von der Normalität, und im Grunde ist es auch nicht plausibel.

Wenn Du zeigen möchtest, wie weit ein normaler Mann gehen würde, um seinen Sohn zu retten, dann ist das sicher ein spannender Ausgangspunkt für eine Geschichte. Aber wenn Deine Antwort lautet: Bis zum Auftragsmord, dann gehst Du zu weit. Ich würde das sicher nicht tun. Ich kenne auch niemanden, dem ich das zutrauen würde. Wie steht´s mit Dir?

Damit will ich sagen, jemand, der so handelt, hat wahrscheinlich eine relevante Vorgeschichte. Du deutest an, dass sich der Protagonist bereits in kriminellen Kreisen bewegt. Um die Motivation von ihm plausibler zu machen, müsstest Du zeigen, dass er bereits vor seinem Entschluss zum Mord moralisch korrumpiert wurde. Vielleicht lässt sich das durch ein paar Nebensätze andeuten.

Gute Geschichten zeigen meiner Ansicht nach, dass normale Menschen zu den ungewöhnlichsten Taten fähig sind, wenn die Macht der Umstände und die psychologische Verfassung sie dazu zwingen. Und für Mord gelten besondere Kriterien. Das ist etwas anderes, als ein Bruch oder ein Tankstellenüberfall.

Fazit: Eine spannende Geschichte, packende Action, anschaulich beschrieben. Beim Motiv des Protagonisten habe ich Zweifel. Trotzdem gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Hallo GoMusic,

vielleicht wurde es ja schon angemerkt:

Etwas, wofür ich keine Verwendung habe, an das ich mich nicht erfreuen kann.
Mein Gefühl sagt mir, das sollte dem heißen.

Stellenweise musste ich zweimal lesen, weil Gegenwart und der Blick des Prot auf die von ihm geplante Zukunft nicht immer leicht zu unterscheiden waren.

Man kann nichts Gutes tun, indem man etwas Böses anpackt. Man kann alles genau durchplanen und es bleibt dennoch ein unerwartetes Ereignis. Das sind so Allgemeinsätze, die mir bei Deiner Geschichte einfallen. Insofern ist der Ablauf bei aller Spannung, die Du aufbaust, ziemlich vorhersehbar.

Eines hat mich gestört. Die Namen und einige andere Kleinigkeiten legen den Schluss nahe, dass die Geschichte in Osteuropa spielt. Meinst Du, solche Fälle kommen bei uns nicht vor? Vielleicht nicht so deutlich gezeichnet, aber unsere 'Welt' ist nicht heiler als andere Landstriche.

Nicht gerade eine Weihnachtsgeschichte, aber das Thema hast Du voll getroffen.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo jobär,

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar. ;)

Stellenweise musste ich zweimal lesen, weil Gegenwart und der Blick des Prot auf die von ihm geplante Zukunft nicht immer leicht zu unterscheiden waren.
Ja, das wurde an anderer Stelle auch schon gesagt. Habe nun die geplante Zukunft, also das gedankliche Durchgehen des Fluchtplans, entsprechend geändert.

Man kann nichts Gutes tun, indem man etwas Böses anpackt.
Du sagst es. Genau das ist das Dilemma, die Aussage der Geschichte.

Insofern ist der Ablauf bei aller Spannung, die Du aufbaust, ziemlich vorhersehbar.
Ja, schon. Krimi: Gib dem Schurken ‘ne Knarre und du weißt sofort, was er damit tun wird.
Obwohl der ein oder andere Kommentator doch überrascht war, dass er am Ende tatsächlich abdrückt …

Die Namen und einige andere Kleinigkeiten legen den Schluss nahe, dass die Geschichte in Osteuropa spielt.
Es spielt in Deutschland. Die slawischen Namen haben eine Bedeutung, was aber für die Geschichte nicht relevant sein soll. (Im Kommentar #47 weiter oben sind die Namen erläutert, falls du nachschauen möchtest).
In einer älteren Fassung habe ich explizit einen „Bonzen-Stadtteil“ einer Ruhrgebietsmetropole genannt. Aber weil dieser eher exotisch anmutende Name vielen nach Ausland klang und zu sehr der Erklärung bedurft hätte, sollte es dann doch kein Regionalkrimi werden und er fiel der Schere zum Opfer. :hmm:

Hallo Achillus,

Dir möchte ich auch schon einmal vorab Danke sagen.
Deine Hinweise bzgl. Anfang und relevante Vorgeschichte sind sehr gut. Ich werde überlegen, wie ich diese nutzen und umsetzen kann.
(Das mit der Zeit / Zukunft / Fluchtplan habe ich schon Mal übernommen.)

Ich melde mich später nochmals, da es doch schon eine größere Überarbeitung werden könnte, für die ich Zeit benötige.

Euch beiden einen schönen Tag noch und

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Lieber gomusic,
deine Geschichte hab ich gerne gelesen. Sie ist spannend. Was mir gefällt, das ist der Blick auf den menschlichen Auftragskiller, der Sympathie beim Leser weckt. Les ich einfach gerne sowas.
Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen.
Ein bisschen Tippgefehlere und bissel Geschmackssache. Du guckst, was du brauchen kannst.

Etwas, wofür ich keine Verwendung habe, an das ich mich nicht erfreuen kann.
Muss dem heißen.

Ich will keine Fingerabdrücke hinterlassen und mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen, falls doch etwas schief geht.
Winzigkeit, aber das Fette könntest du weglassen. Es reißt ein bisschen raus und ist eh selbstverständlich.

Das Nummernschild ist gestohlen, drei Blöcke weiter werde ich auf ein Motorrad umsteigen und fahre zum Ufer am Stadtrand.
Grammatikalisch sehr ungünstig, wenn du den Satz mit einem Futur beginnst und dann im selben Satz innerhalb der Aufzählung die Zeit wechselst und ins Präsens gehst.
Würd schreiben: umsteigen und zum Ufer am Stadtrand fahren.

Werde die Waffe im Fluss versenken. Den Strumpf und die Handschuhe werfe ich in den Müll, der zwei Stunden später abgeholt wird. Den Rest werde ich zu Fuß zurücklegen.
MIr ist auch in der Folge nicht klar, warum du dauernd zwischen Futur und Präsens wechselst. Ich empfinde das als ausgesprochen unruhig rhythmisch gesehen. Der Gewinn ist mir nicht klar.
Das erste Futor ist okay, danach würde ich mich gar nicht mit Zeitgebammel aufhalten, sondern auf die Tätigkeit gehen und lediglich aufzählen: Den Strumpf und die Handschuhe in den Müll werfen, der zwei Stunden später abgeholt wird. Den Rest laufe/gehe/lege ich zu Fuß (zurück).
Er spricht ja hier von der Überlegtheit und Detailliertheit seines Plans. Das benötigt keine Unruhe, ich würd da viel stärker auf den Aufzählungscharakter gehen. Und erst zum Schluss ins Präsens gehen, weil es auch der Endpunkt
seiner Aktionen ist.

Noch mindestens eine sollte ich aufzubewahren für einen finalen Schuss.
aufbewahren

Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt,
Süßen fand ich hier komisch. Wie ein Fremdkörper in seiner Betrachtung. Ich hätte es als Exaktheit verstanden, wenn er die Hunderasse oder irgendwas anderes halt, was seine genaue Beobachtungsgabe charakterisiert. Aber hat man in so einer Phase der Planung als Killer tatsächlich einen Blick für süße Mischlinge? Und wenn es schon aufweicht - weg von der Exaktheit, du so ein bisschen Alltagsmensch spüren lassen willst, was ich auch nachvollziehen könnte, dann find ich "süß" aber auch furchtbar allgemein.

Das Ende ist herb. Hast du finde ich gut zurecht"konstruiert". Es wirkt nämlich nicht so. Und gerade dass es ein Kind, ein Junge ist, das war eine echt gute Idee. Logisch, dass er da in Gedanken an Bogdan gerät und der Leser gleich mit und dass alle Planung nun nichts mehr nützt.

So und jetzt bin ich fertig und wünsch dir noch viel Spaß beim Wettbewerb.
Und überhaupt ein paar schöne Feiertage.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Achillus,

du hast dich sehr intensiv mit meiner Geschichte auseinandergesetzt. Dafür vielen, lieben Dank. :)

Am Rande muss ich einfach auch Mal sagen, dass mir - als ein großer Freund von Ordnung und Struktur - dein „Kommentar-Schema“ sehr gut gefällt. :thumbsup:

Du schaust dabei eigentlich in eine imaginierte Zukunft, aber weil Du schreibst: drei Blöcke weiter steige ich auf ein Motorrad um und fahre zum Ufer am Stadtrand ... habe ich es als Beschreibung der tatsächlichen Ereignisse gelesen und war irritiert, dass die ganze Aktion jetzt schon vorbei sein soll und dann nochmal irritiert, als die Aktion dann wirklich ablief.
Ja, es kommen viele unterschiedliche Zeiten vor. Das hat Novak weiter unten auch gesagt. Ich habe es geändert.

Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht stärker.
Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte.
Das ist als Anfang okay, aber ich denke, Du kannst es besser. Gut gefällt mir, dass man die Verfassung des Protagonisten sehr schnell versteht. Weniger gut ist, dass die Verfassung auf sehr konventionelle Weise beschrieben wird (kalter Schweiß und Herzpochen), dass ein verschwommenes Bild (vage erinnere ich mich) dem Anfang die Prägnanz raubt und dass der Start insgesamt wenig Überraschungspotenzial besitzt.
Stimme dir zu, dass der Anfang sehr wichtig ist. Ob ich es besser kann, muss man sehen. Ich arbeite dran, schaffe es aber kurzfristig nicht mehr. (Wollte dir jetzt aber schon Mal zu den anderen Punkten antworten.)
Das genannte Beispiel von Dennis Lehane gefällt mir sehr gut. Für einen Roman und eine Geschichte, die nicht aus der Ich-Sicht des Prot geschrieben ist, gibt es kaum einen besseren Anfang, finde ich.

Ein „verschwommenes Bild“ (die Erinnerung an die Worte) war so schon gewollt. Nur, dass es die Prägnanz raubt (war mir gar nicht bewusst) oder der Start nur wenig Überraschungen bietet, war natürlich nicht gewollt.
Ich arbeite dran ...

EDIT 20.12.: Ich habe den Anfang etwas erweitert. (Die mickrigen drei Sätze haben mich schon immer gestört. :))
Ich stelle den Innenspiegel ein, betrachte dabei prüfend mein Gesicht. Dunkle Ringe unter den Augen zeugen von schlaflosen Nächten. Die Traurigkeit ist noch die gleiche. Ich bin mir nicht sicher, wie ich ihm anschließend gegenübertreten werde, ob ich jemals wieder lachen kann. Hiernach werde ich nicht mehr der Alte sein.
Ich spüre, wie kalter Schweiß

Da gibt es sicher noch einiges zu verbessern, aber insgesamt hat mir Deine Erzählsprache gut gefallen. Ich finde Du wirfst ein bisschen zu sehr mit den drei Auslassungszeichen um Dich, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Den emotionalen Konflikt hast Du plastisch beschrieben und auch das Chaos unmittelbar nach dem Mord.
Freut mich, dass es dir insgesamt gefallen hat.

Du deutest an, dass sich der Protagonist bereits in kriminellen Kreisen bewegt. Um die Motivation von ihm plausibler zu machen, müsstest Du zeigen, dass er bereits vor seinem Entschluss zum Mord moralisch korrumpiert wurde. Vielleicht lässt sich das durch ein paar Nebensätze andeuten.
Es ist nicht so leicht. Der Leser soll ja etwas Sympathie für den Prot entwickeln, da würde eine zu raue, fiese Vergangenheit vielleicht genau das Gegenteil bewirken.
Ich habe deshalb Mal versucht, aus seinen alten (Un)Taten das Gute herauszustellen.

Keine Chance. Ich musste mir was einfallen lassen.
Krumme Dinger auf eigene Rechnung sind auf Dauer keine Alternative.
Ich kann froh sein, nicht schon damals aufgeflogen zu sein, als ich bei der Sparkassen-Nummer einen Teil der Beute abgezweigt hatte. Geld, das ich für den angeblichen Wunderheiler brauchte. Das Geld, das ich mir anschließend mit Unterstützung durch Charlie zurückholte, um es in andere, konventionelle Behandlungen zu stecken. Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie der Arzt flehend und mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Boden kauert. Charlie hätte ihn nicht so sehr rannehmen dürfen. Im Grunde tat mir der junge Arzt Leid; er hatte Familie und machte auf irgendeiner Art auch nur seine Arbeit.
Derselbe Charlie musste später für viele Jahre in den Bau. Ich war es, der den Bullen den entscheidenden Tipp bei der Kindesentführung mit dem bösen Ausgang gegeben hatte. Der Brutalo hatte es verdient. Die Belohnung verlängerte Bogdans Leben um weitere, wertvolle Monate. Die Uhr tickt.
Jaroslaw hatte nie Verdacht geschöpft. Länger könnte ich mich aber nicht mehr auf mein Glück verlassen. Irgendwann würde ich dafür teuer bezahlen müssen. Jaroslaw ist immer wie ein Vater für mich, ich vertraue ihm. Aber wenn er nur von der kleinsten Sache Wind bekäme, wäre ich erledigt.
Dann witterte ich die rettende Chance
, als mir Plötschke von dem Job erzählte, den er wegen eines Augenleidens nicht ausführen konnte.

Vielleicht hält die erweiterte Vorgeschichte ja deinem kritischen Auge stand.:hmm:

Fazit: Eine spannende Geschichte, packende Action, anschaulich beschrieben. Beim Motiv des Protagonisten habe ich Zweifel. Trotzdem gern gelesen.
Für zukünftige Geschichten solltest Du nach weniger gängigen Handlungsmustern suchen, denke ich, denn dass Du ein Thema gut umsetzen kannst, hast Du ja mit dieser Geschichte gezeigt. Jetzt darf es ruhig etwas innovativer werden.
Das hört sich gut an.
So machst du mir Mut, eine weitere Krimigeschichte mit einem etwas anderen, ausgefalleneren Plot zu schreiben.

Vielen Dank nochmals für deine Mühe.

Einen schönen Tag noch und

Liebe Grüße,
GoMusic


Liebe Novak,

Vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar.

Grammatikfehler korrigiert.
Das fett geschriebene gestrichen und versucht, das Zeitgebammel zu umschiffen.

deine Geschichte hab ich gerne gelesen. Sie ist spannend. Was mir gefällt, das ist der Blick auf den menschlichen Auftragskiller, der Sympathie beim Leser weckt. Les ich einfach gerne sowas.
Das freut mich sehr.
Ich habe den Absatz mit den bisherigen Taten des Prot erweitert. Siehe auch oben/fett markiert.
Hoffe, er ist so noch immer sympathisch oder vielleicht sogar noch sympathischer geworden?

Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt,
Süßen fand ich hier komisch. Wie ein Fremdkörper in seiner Betrachtung. Ich hätte es als Exaktheit verstanden, wenn er die Hunderasse oder irgendwas anderes halt, was seine genaue Beobachtungsgabe charakterisiert.
Ja, du hast Recht, habe ich gestrichen. Ich wollte damit auch Exaktheit hervorheben. Aber das mit der speziellen Hunderasse gefällt mir besser. Es ist nun ein Dackelmischling.

Das Ende ist herb. Hast du finde ich gut zurecht"konstruiert". Es wirkt nämlich nicht so.
Da bin ich froh, das zu hören. :)

Und gerade dass es ein Kind, ein Junge ist, das war eine echt gute Idee. Logisch, dass er da in Gedanken an Bogdan gerät und der Leser gleich mit und dass alle Planung nun nichts mehr nützt.
Genau. So wollte ich es auch rüberbringen.

Wünsche dir einen schönen Tag noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic

ich habe deine Geschichte nach einigen Überarbeitungen erneut gelesen und muss sagen, dass sie jetzt noch eine ganze Spur besser, rasanter und prägnanter geworden ist.
Superding :)

Noch drei kleine Stellen, die du vielleicht noch ändern könntest:

Hiernach werde ich nicht mehr der Alte sein.
hiernach klingt komisch, besser vielleicht doch das einfachere: danach :)

Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und übergebe mich.
ich würde schon mutiger: "kotze" schreiben oder: befreie mich von den mageninhalten ...

Aus dem Augenwinkel sehe ich noch den Frührentner aus dem Fenster gaffen
mit dem frührentner konnte ich mich zuvor schon nicht anfreunden, der kennt den schließlich nicht und weiß gar nicht, ob er einer ist...

liebe Grüße
und komm gut ins neue Jahr :)
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

Vielen Dank für das Lob.

Ohne euch, liebe Wortkrieger, hätte sich die Geschichte von der ersten Version bis jetzt zur finalen Abgabeversion nicht so entwickeln können. Über 20 Kommentatoren (Wahnsinn!) haben mir mit ihren wertvollen Beiträgen dabei geholfen. Es hat Spaß gemacht! Schade, dass die Challenge vorbei ist.
Aber: Nach der Challenge ist vor der Challenge :-)

Ich möchte allen nochmals recht herzlich danken und wünsche euch einen guten Rutsch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

ich bin baff, was für gute Texte dieser Wettbewerb hervorgebracht hat. Da wird mir die Abstimmung verdammt schwer fallen.
Deine Geschichte hat mir gefallen. Sie war spannend und zugleich mit Herz.

Der Sympathieträger war dieses Mal der Täter und nicht das Opfer und das funktioniert, weil du nicht nur gut geschrieben hast, sondern weil eben die Empathie für seinen Jungen mitschwingt.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und zwar deshalb, weil ich mit deinem Protagonisten habe mitfiebern können, dass alles gut geht.
Du baust das sehr gut auf, dass man spätestens ab der Mitte der Geschichte das starke Gefühl bekommt, dass da was schief gehen könnte. Das fühlt man immer deutlicher und gerät als Leser immer tiefer hinein.

Gut gemacht.

Anfangs haben mich die Namen ein wenig irritiert, ich war vermutlich unaufmerksam, weil ich nach nochmaligem Lesen damit dann keine Probleme mehr hatte.
Aber ich glaube, du könntest was weglassen.
Folgende Namen tauchen in deiner Geschichte auf:
Jaroslaw
Ludomir
Iwan
Bogdans
Plötschke

Jaroslaw, Iwan und Bogdans müssen sein.

Allerdings könntest du Ludomir weglassen, weil dein Erzähler ja nur ein einziges Mal so genannt wird, ansonsten ja nicht und insoweit bringt der Name nichts.
Und wieso muss ausgerechnet noch dieser Plötschke da mit rein? Jaroslaw hat diesen Job zu vergeben, weil ein anderer es nicht tun kann. Dazu benötigst du keinen Namen.

Aber egal, das ist nun eher eine Frage der künstlerischen Freiheit, ob oder ob nicht. Da will ich dir auch nicht wirklich reinreden.

Bei folgenden beiden Punkten aber schon:

Ich kralle meine Hände ins Lenkrad.
Nee, so ein Lenkrad gibt es einfach nicht.
Es sind die Nägel oder Fingerkuppen.

im Angesicht zu Angesicht abdrücken
Ich würde "von" Angesicht zu Angesicht schreiben.
Im Angesicht des Todes, aber von Angesicht zu Angesicht.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

Freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. ;)

Ja, ich wollte mal die Rollen Mal etwas vertauschen. Schön, dass mir das in deinen Augen gelungen ist.

Deine beiden Änderungsvorschläge habe ich gerne übernommen.

Zu den Namen:
Im Hintergrund spielen die deutschen Bedeutungen der slawischen Namen eine kleine Nebenrolle. Nicht, dass es essentiell für die Story wäre, aber mir persönlich gefiel es gut.

Der mit dem Gewissen kämpfende Täter „Ludomir“: „Der berühmte Friedliche“
Der skrupellose Bandenchef „Jaroslaw“: „Kühner, starker Slawe“
Der Sohn "Bogdan", im Text auch „sein Gottesgeschenk“ genannt: „Gottesgeschenk“
"Iwan", der Killer soll natürlich an „Iwan, den Schrecklichen“ erinnern

Und „Plötschke“ passt so gar nicht in das Schema, deswegen gerade aber am meisten. Einfach ein Name, den ich auf einem Handwerkerfahrzeug gelesen hatte. Nach dem Motto „Plötschke versteht sein Handwerk“.
Das nur Mal so am Rande. ;)

Vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar.

Wünsche dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic

Lieber spät als nie, und so löse ich mal besser mein Versprechen ein.

Das Ding hat Fahrt, der Killer kommt menschlich rüber, einmal durch seine Rolle als sich um seinen Sohn kümmernder Vater, aber auch an kleinen Details, wie da, wo er die christlichen Symbole verdeckt, so als könne dadurch Gott sein verwerfliches Tun nicht sehen. (Maultaschen-Prinzip) ;)

Das TdM nimmt natürlich einen Grossteil des erwarteten Endes vorweg, aber der Weg ist das Ziel und den hast du schon toll hingeschrieben. Es kommt nie Langeweile auf und am Ende wird dem Protagonisten mit dem Sohn des Opfers der Spiegel vorgehalten. Was rechtfertigt den gewaltsamen Tod eines Menschen. Ganz grosses Kino, habe ich sehr gerne gelesen.

Danke für den Lesespass,
Gruss dot

[OT] P.S. Scheisse, GoMusic, ich glaube wir müssen uns bezüglich CopyR unterhalten. Ich hatte zu keiner Zeit deine Geschichte vor Augen, aber anscheinend dachten wir beim Schreiben in die gleiche Richtung. :D[/OT]

 

Hallo dot,

schön, dass du meine Story noch mal rausgekramt hast. :thumbsup:

Das Ding hat Fahrt, der Killer kommt menschlich rüber, einmal durch seine Rolle als sich um seinen Sohn kümmernder Vater, aber auch an kleinen Details, wie da, wo er die christlichen Symbole verdeckt, so als könne dadurch Gott sein verwerfliches Tun nicht sehen. (Maultaschen-Prinzip)
Danke für diese Einschätzung.

Danke für den Lesespass
Ich danke dir, dass du sie gelesen und kommentiert hast und freue mich sehr, dass sie dir gefallen hat.

Man liest sich :D

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @GoMusic ,

bin deiner Empfehlung mal gefolgt. Sind ja tatsächlich recht ähnlich die Geschichten (wenngleich dein Prota nicht so eiskalt wie meiner ist ;)).

Da die Geschichte ja schon ne Ecke älter ist, geb ich mal nur ein sehr knappes Feedback: War spannend und hat Spaß gemacht zu lesen. Lustigerweise ist mein einziger Kritikpunkt, dass mir ein paar Adjektive fehlen. :lol: Keine Ahnung warum, aber irgendwie helfen die Viecher mir bei der Verbildlichung von Szenen.

Beste Grüße!

 

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