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Der letzte Test

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23.07.2003
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Der letzte Test

Das Ende

Mit letzter Kraft zerre ich meinen zerfetzten Leib an die Oberfläche. Unter mir höre ich tatsächlich noch Schreie meiner Kameraden. Ich wälze mich auf den Rücken, und starre in den strahlend blauen Himmel. Meine Beine sind gefühllos, und Blut sickert aus Wunden, die niemals heilen werden.
Wieder Schreie! Aber sie sind mir egal – Wir haben versagt und sind gestorben…! Der Krieg wird ohne uns auskommen. Die Sanitäter rennen zu mir und sehen dass es aus ist. Der Horizont erscheint mir ferner denn je.

Kurz vor dem Ende

Ich werfe einen kurzen Blick auf die Anzeige meines Sturmgewehrs; Vierundzwanzig Kugeln sind übrig, nicht genug um lebend zu entkommen. Nicht mal genug, um kämpfend unterzugehen, denke ich und renne schneller. Der Gestank nach Exkrementen und Verwesung überlagert nicht meinen Angstschweiß, der mir aus allen Poren strömt. Er vermischt sich mit meinem Blut und hinterlässt eine Spur, die den Muties lohnende Beute verspricht. Sie sind so dicht hinter uns, dass es eigentlich keine Rolle mehr spielt. John geht zu Boden und hechelt nach Luft wie ein verdammter Straßenköter. In diesem Moment hasse ich ihn. Er fleht uns an zu warten, aber niemand beachtet ihn. Er ist tot! Er weiß es, und wir wissen es. Wir hören wie die Mutieschweine John zerfleischen, und sehen unsere eigene Zukunft.
Mike, Henry und Richard sind die letzten; außer mir selbst. Sie sind schwer verwundet, aber sie geben nicht auf, genau wie ich es nicht tue. Wir glauben nicht entkommen zu können, aber wir versuchen es. Entkommen…! Wann wurden wir die Gejagten? Es sollte so nicht sein…!

Plötzlich sind sie vor uns. Einfach durch die Decke gebrochen, denke ich voller Verwunderung und eröffne das Feuer. Mike wird der Kopf abgerissen, bevor er auch nur einen Schuss abgeben kann. Das Blut spritzt aus seinem Hals, und Henry kreischt wie am Spieß. Mein Magazin ist leer geschossen. Vier habe ich erwischt, sie liegen tot in ihrem verdammten Blut, die blassen Gesichter ausdruckslos. Wenn sie wenigstens Schmerzen hätten! Aber Sie sind nichts weiter als gezüchtete Wesen. Keine Menschen, keine Tiere, nur Kreaturen! Aber stimmt das auch - ich weiß es nicht!? Eine scharfe Klinge trifft mich am Rücken, und eine Sekunde später bohrt sie sich tief in meine Schulter.

Was machen die anderen? Leben die beiden? Ich gebe nicht auf und kämpfe mir eine Passage frei, gerade breit genug um durchzuschlüpfen. Etwas trifft mich am Rücken, und ein dumpfer Schmerz breitet sich wellenförmig aus. Wirre Bilder kreisen in meinem Kopf. Der Tod?

Trotz des kalten Neonlichts in diesem Gang, sehe ich nichts anderes als Schwärze. Ich stütze mich gegen die feuchte Betonwand, und hinterlasse eine schmierige Blutspur. Ich merke dass, ich immer noch das Gewehr in der Hand halte, und lasse es lachend fallen.
Hinter mir höre ich immer noch Schreie; oder sind sie in meinem Kopf, oder vielleicht sind es gar keine Schreie sondern…! Ich schlage mir zweimal kräftig ins Gesicht, und die Umgebung nimmt kurzzeitig wieder klare Konturen an. Wieso habe ich mich auf diesen Wahnsinn eingelassen? Ich hätte den Dienst quittieren können. Ein Leben ohne den Kampf und das ganze Elend.
Taumelnd geht es weiter.

Ich sehe das Tageslicht und kann es kaum fassen. Keine fünfzig Meter entfernt ist die Leiter, die raus aus diesem Irrsinn führt. Ich schaue zurück, und sehe wie die Meute sich nähert, langsam, aber nicht langsam genug, fürchte ich. Kurz bevor ich die erste Sprosse ergreifen kann, werde ich von einem Speer durchbohrt. Ich trete mit dem Bein aus, und klettere ins Licht. Sie folgen mir nicht. Vielleicht wissen sie, dass es unnötig ist. Ob noch jemand von den anderen lebt? Ich kümmere mich nicht darum und klettere weiter. Wenn ich sterbe, dann unter freiem Himmel.

Kurz nach dem Start

Die Stimmung ist gut, und wir alle sind zuversichtlich, den finalen Test erfolgreich abzuschließen. Miller erzählt ununterbrochen Witze und nervt so ziemlich jeden.

Die ersten Opfer tauchen aus den Gängen links und rechts von uns auf. Wir lachen und mähen sie nieder. Leichter als Hasen abballern. Wir fühlen uns gut und unbesiegbar, wir sind die Zukunft der Förderation. Miller erzählt weiter, irgendwas von einer fetten Hure in Tulsa.

Die nächste Attacke ist härter, aber noch machen wir uns keine großen Gedanken.

Sieben von uns sind tot. Ich hab einen von ihnen selbst erschossen, die Schweine hatten Millers Arme abgerissen. Er wird keine Witze mehr erzählen.
Ich hole tief Luft und gebe den Befehl weiter zumarschieren. Ein Rückschlag, der sich sehr negativ für uns auswirken wird, befürchte ich. Aber keine Gruppe hat es jemals völlig ohne Verluste geschafft. Sieben tot, acht übrig. Und der Weg ist noch weit.

Unmittelbar vor dem Start

Ich bin stolz als der Major uns persönlich Glück wünscht, und jedem meiner vierzehn Männer die Hand schüttelt. Mir klopft er auf die Schulter wie einem alten Bekannten und gibt den Befehl zum Abstieg in die Kanalisation. Ich überprüfe die Ausrüstung meiner Jungs, und gebe erste Anweisungen. Sollte ein Kinderspiel werden.

Wir werden endlich an die Front kommen, und gegen den wahren Feind kämpfen, anstatt hirnlose Genmuties abzuschlachten. Nur gezüchtet um der Armee mit ihrem Tod zu dienen. Ich verachte diesen Abschaum. Es wird mir eine Freude sein, sie allesamt zum Teufel zu schicken.

Ich sehe ein letztes Mal zum Horizont und bin froh Soldat zu sein. Ich bin froh in den Kampf geschickt zu werden.

 

Zum Gruss,

keine Ahnung ob die Geschichte hier in die Rubrik passt!? Ich glaube ich hab da auch ziemlichen Mist geschrieben, falls zu schlecht, einfach löschen! :)

Ich bin mir sicher, das auch noch Fehler drin sind, obwohl ich die Geschichte sehr oft durchgelesen hab. Also schon mal vorneweg - Sorry!!

Mfg Odin

 

Hallo Odin!

Die Idee eines Krieges gegen genmutierte Armeen mag vielleicht nicht besonders originell oder einfallsreich sein, trotzdem gefällt mir "Der letzte Test" recht gut, und ich finde die Rubrik "Science Fiction" passend für deine Kurzgeschichte. Das Kriegsszenario beschreibst du dabei anschaulich und spannend.

Bemerkenswert finde ich den Aufbau – du beginnst mit dem Ende und hörst auf mit dem Start. Dabei kommt sehr gut die Veränderung deines Protagonisten zur Geltung: Erst ist er erfüllt mit Stolz, froh, an die Front zu können, um gegen die "Genmuties" zu kämpfen, am Ende / im ersten Absatz ist er dann verletzt, hört die Schreie seiner Kameraden – so hat er sich den Ausgang wohl sicherlich nicht vorgestellt.

Insgesamt eine nette Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Ein paar Fehler sind noch drin (Kommasetzung!), die halten sich aber in Grenzen.

Der Horizont erscheint mir ferner den je.
denn
Wann wurden wir die gejagten?
Gejagten

Eventuell könnte man die Geschichte noch etwas erweitern, es wäre interessant, die Hintergründe zu erfahren. Wie kam es zu den genmutierten Wesen? Was löste den Krieg aus? Usw.
Aber ich denke, es kam dir in erster Linie um die Sichtweise deines Protagonisten über den Krieg an, oder?

Viele Grüße,

Michael :)

 

:-))) Fehlerkorrektur
Bin mir bei einigen Sachen auch nicht so sicher, kann jedenfalls die Regeln nicht benennen. Ich arbeite auch noch nach der alten Rechtschreibung.


"Der Horizont erscheint mir ferner den je."
denn

"Nicht mal genug um kämpfend"
genug, um

"Der Gestank nach Exkrementen und Verwesung überlagert nicht meinen Angstschweiß, der mir aus allen Poren strömt. Er vermischt sich mit meinem Blut "
Könnte ein Sinnfehler sein. "Er" bezieht sich auf den Gestank?

"Sie sind schwer verwundet aber, sie geben nicht auf"
das Komma sollte vor "aber" stehen

"Mike wird der Kopf abgerissen, bevor er auch nur einen Schuss abgeben kann. Das Blut spritzt aus seinem kopflosen Hals"
"kopfloser Hals" ist falsch. Hals allein reicht aus, da der Kopf schon im vorherigen Satz gegangen ist.

"Aber stimmt das auch - ich weiß nichts mehr!?"
Das "nichts" erscheint mir komisch. Vielleicht "ich weiß es nicht!?"?

"Eine scharfe Klinge trifft mich am Rücken, und eine Sekunde später bohrt sie sich tief in meine Schulter. Was machen die anderen? Leben die beiden? Ich gebe nicht auf und kämpfe mir eine Passage frei, gerade breit genug um durchzuschlüpfen."
Die Fragen, "Was machen die Anderen? Leben die beiden?" passen aus meiner Sicht nicht an diese Stelle, da der Erzähler sich in einem Kampfesrausch befindet. Macht man sich dann Gedanken um andere? Paßt es nicht eher zur Sterbeszene?

"Ich merke dass ich immer noch"
merke, dass

"vielleicht sind es gar keine Schreie sondern…was weiß ich!"
"...was weiß ich!" würde ich weglassen. Wegen der Unsicherheit schlägt sich der Prot ja im folgenden Satz ins Gesicht.

"langsam genug fürchte ich"
genug, fürchte

"wissen sie dass es unnötig"
sie, dass

"Ob noch jemand von den anderen lebt?"
Die Frage ist an der Stelle nicht richtig, oder? Er hat genug damit zu tun, sich selbst zu retten. Ich würde es zur Todesszene verschieben.

"gebe den Befehl weiter zumarschieren."
Könnte ein Rechtschreibfehler sein. In einer Kampfsituation marschiert auch nicht, man rückt vor oder etwas anderes.

"klopft er auf die Schulter wie einem"
Schulter, wie

"Bekannten, und gibt den Befehl"
Das Komma vor "und" könnte falsch sein.

"Nur gezüchtet um der Armee mit ihrem Tod zu dienen."
(glaube) gezüchtet, um
Ich würde einbauen, daß die zu Trainingszwecken oder zur Bewährung der Soldaten, Nachweis ihrer Fähigkeiten, gezüchtet wurden. Gezüchtet um mit dem Tod zu dienen, klingt irgendwie falsch.

"Mal zum Horizont, und bin froh"
Komma vor "und" könnte falsch sein.

 

Hallo Odin,

auch von mir nur (fast) nur positives: unter der klassischen (fast schon antiken) Space-Marine-Story, die meiner Meinung nach sehr atmosphärisch, spannend und "dreckig" umgesetzt ist, schlägt ja das Herz einer gut getroffenen Charakter-Studie in einem interessanten Gewand. Auch wenn der Protagonist selbst reichlich klischeehaft ist, wird sein sich ändernde Verfassung gut getroffen, trotz der Kürze der Geschichte.
Fazit: alte Idee gut umgesetzt und angenehm zu lesen.

Gruß

SilentSoul

 

Hallo Odin

Auch von mir Respekt :thumbsup:

Was diese Geschichte vor allen Dingen lesenswert macht, ist ihr äußerst geschickter Aufbau. Sie von hintenherum abzuwickeln ist ein simples aber in diesem Fall geniales Mittel.

In "normaler" Reihenfolge wäre eine eher mäßig spannende Story herausgekommen, wenn auch mit gelungener Wortwahl und gutem Stil.

Doch die Vorhersehbarkeit des Plots lässt dankbar die von dir vorgenommene Umstellung zu. Der Leser konzentriert sich bei der Lektüre nicht auf das (ohnehin althergebrachte) Ende, sondern viel eher auf die Unterschiede im Tonfall des Erzählers zwischen den einzelnen Passagen.

So können wir rückwirkend nachvollziehen, wie aus einem selbstsicheren und fast schon überheblichen Spezialsoldat ein seelisches und körperliches Wrack wird

Eine gute Charakterstudie und eine hervoragendes Beispiel, wie sehr doch die Form des Textes(gibts da ne bessere Beschreibung für? :confused: ) über seine Fesslungskraft entscheidet.

Sehr schön

mfg
Hagen

 

Zum Gruss,

also ich muss sagen, ich bin völlig baff das euch die Geschichte gefallen hat. Damit hätte ich im Traum nicht gerechnet daher freue ich mich umso mehr!! :) :)

Die Fehler hab ich soweit behoben, und danke für die Mühe die ihr euch gemacht habt.

@Michael

Also mir ging es wirklich um die Sichtweise dieses einen Soldaten. Ich hatte Angst zu viele Fakten über den Krieg einzubauen. Das hätte die Geschichte unnötig in die Länge gezogen, dachte ich.

@ScoutSD

Vielen Dank nochmal für die Mühe die du dir gemacht hast, habe so gut wie alles übernommen :D

@SilentSoul

unter der klassischen (fast schon antiken) Space-Marine-Story, die meiner Meinung nach sehr atmosphärisch, spannend und "dreckig" umgesetzt ist, schlägt ja das Herz einer gut getroffenen Charakter-Studie in einem interessanten Gewand.
:bounce:

@Hagen

Die Idee die Geschichte verkehrt herum zu erzählen kam mir ganz spontan, und ich hatte schon befürchtet: Dumme Idee, mach es nicht!
Jetzt bin ich froh, dass ich es doch auf diese Art geschrieben hab! :)

Also nochmal vielen Dank euch allen!

Mfg Peter

 

ich kann mich nur SilentSouls Meinung anschließen. Auch das die Geschichte mit dem Ende anfängt finde ich interessant. Wie gesagt: Altes Motiv, sehr gut umgesetzt :)

 

Zum Gruss malleolus,

hab schon gar nicht mehr mit weiteren Antworten gerechnet.
Super das auch dir der text gefallen hat, freut mich wirklich!!

:)


Mfg Odin

 

sei auch du gegrüßt, odin :) (sorry, ich hab vergessen, gleich das erste Mal zu grüßen. Wie unhöflich von mir!)

was mir besonders gefallen hat, war die dichte Atmosphäre und die direkte Sichtweise aus den Augen des Soldaten.
Hintergründe kannst du ja in vielleicht in einer anderen Geschichte bringen, die sich indirekt auf diese bezieht (oder in der dieser "Test", um den es hier geht, noch aus einer anderen Sichtweise geschildert wird)

 

(sorry, ich hab vergessen, gleich das erste Mal zu grüßen. Wie unhöflich von mir!)

Es sei dir vergeben ;)

Hm, also ich glaube ich lasse die Geschichte so wie sie ist. Die Idee ist nicht schlecht das ganze noch aus einer anderen Perspektive zu erzählen, aber im Moment fehlt mir leider die Motivaton :hmm:

Mfg Peter

 

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