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Der letzte Test
Das Ende
Mit letzter Kraft zerre ich meinen zerfetzten Leib an die Oberfläche. Unter mir höre ich tatsächlich noch Schreie meiner Kameraden. Ich wälze mich auf den Rücken, und starre in den strahlend blauen Himmel. Meine Beine sind gefühllos, und Blut sickert aus Wunden, die niemals heilen werden.
Wieder Schreie! Aber sie sind mir egal – Wir haben versagt und sind gestorben…! Der Krieg wird ohne uns auskommen. Die Sanitäter rennen zu mir und sehen dass es aus ist. Der Horizont erscheint mir ferner denn je.
Kurz vor dem Ende
Ich werfe einen kurzen Blick auf die Anzeige meines Sturmgewehrs; Vierundzwanzig Kugeln sind übrig, nicht genug um lebend zu entkommen. Nicht mal genug, um kämpfend unterzugehen, denke ich und renne schneller. Der Gestank nach Exkrementen und Verwesung überlagert nicht meinen Angstschweiß, der mir aus allen Poren strömt. Er vermischt sich mit meinem Blut und hinterlässt eine Spur, die den Muties lohnende Beute verspricht. Sie sind so dicht hinter uns, dass es eigentlich keine Rolle mehr spielt. John geht zu Boden und hechelt nach Luft wie ein verdammter Straßenköter. In diesem Moment hasse ich ihn. Er fleht uns an zu warten, aber niemand beachtet ihn. Er ist tot! Er weiß es, und wir wissen es. Wir hören wie die Mutieschweine John zerfleischen, und sehen unsere eigene Zukunft.
Mike, Henry und Richard sind die letzten; außer mir selbst. Sie sind schwer verwundet, aber sie geben nicht auf, genau wie ich es nicht tue. Wir glauben nicht entkommen zu können, aber wir versuchen es. Entkommen…! Wann wurden wir die Gejagten? Es sollte so nicht sein…!
Plötzlich sind sie vor uns. Einfach durch die Decke gebrochen, denke ich voller Verwunderung und eröffne das Feuer. Mike wird der Kopf abgerissen, bevor er auch nur einen Schuss abgeben kann. Das Blut spritzt aus seinem Hals, und Henry kreischt wie am Spieß. Mein Magazin ist leer geschossen. Vier habe ich erwischt, sie liegen tot in ihrem verdammten Blut, die blassen Gesichter ausdruckslos. Wenn sie wenigstens Schmerzen hätten! Aber Sie sind nichts weiter als gezüchtete Wesen. Keine Menschen, keine Tiere, nur Kreaturen! Aber stimmt das auch - ich weiß es nicht!? Eine scharfe Klinge trifft mich am Rücken, und eine Sekunde später bohrt sie sich tief in meine Schulter.
Was machen die anderen? Leben die beiden? Ich gebe nicht auf und kämpfe mir eine Passage frei, gerade breit genug um durchzuschlüpfen. Etwas trifft mich am Rücken, und ein dumpfer Schmerz breitet sich wellenförmig aus. Wirre Bilder kreisen in meinem Kopf. Der Tod?
Trotz des kalten Neonlichts in diesem Gang, sehe ich nichts anderes als Schwärze. Ich stütze mich gegen die feuchte Betonwand, und hinterlasse eine schmierige Blutspur. Ich merke dass, ich immer noch das Gewehr in der Hand halte, und lasse es lachend fallen.
Hinter mir höre ich immer noch Schreie; oder sind sie in meinem Kopf, oder vielleicht sind es gar keine Schreie sondern…! Ich schlage mir zweimal kräftig ins Gesicht, und die Umgebung nimmt kurzzeitig wieder klare Konturen an. Wieso habe ich mich auf diesen Wahnsinn eingelassen? Ich hätte den Dienst quittieren können. Ein Leben ohne den Kampf und das ganze Elend.
Taumelnd geht es weiter.
Ich sehe das Tageslicht und kann es kaum fassen. Keine fünfzig Meter entfernt ist die Leiter, die raus aus diesem Irrsinn führt. Ich schaue zurück, und sehe wie die Meute sich nähert, langsam, aber nicht langsam genug, fürchte ich. Kurz bevor ich die erste Sprosse ergreifen kann, werde ich von einem Speer durchbohrt. Ich trete mit dem Bein aus, und klettere ins Licht. Sie folgen mir nicht. Vielleicht wissen sie, dass es unnötig ist. Ob noch jemand von den anderen lebt? Ich kümmere mich nicht darum und klettere weiter. Wenn ich sterbe, dann unter freiem Himmel.
Kurz nach dem Start
Die Stimmung ist gut, und wir alle sind zuversichtlich, den finalen Test erfolgreich abzuschließen. Miller erzählt ununterbrochen Witze und nervt so ziemlich jeden.
Die ersten Opfer tauchen aus den Gängen links und rechts von uns auf. Wir lachen und mähen sie nieder. Leichter als Hasen abballern. Wir fühlen uns gut und unbesiegbar, wir sind die Zukunft der Förderation. Miller erzählt weiter, irgendwas von einer fetten Hure in Tulsa.
Die nächste Attacke ist härter, aber noch machen wir uns keine großen Gedanken.
Sieben von uns sind tot. Ich hab einen von ihnen selbst erschossen, die Schweine hatten Millers Arme abgerissen. Er wird keine Witze mehr erzählen.
Ich hole tief Luft und gebe den Befehl weiter zumarschieren. Ein Rückschlag, der sich sehr negativ für uns auswirken wird, befürchte ich. Aber keine Gruppe hat es jemals völlig ohne Verluste geschafft. Sieben tot, acht übrig. Und der Weg ist noch weit.
Unmittelbar vor dem Start
Ich bin stolz als der Major uns persönlich Glück wünscht, und jedem meiner vierzehn Männer die Hand schüttelt. Mir klopft er auf die Schulter wie einem alten Bekannten und gibt den Befehl zum Abstieg in die Kanalisation. Ich überprüfe die Ausrüstung meiner Jungs, und gebe erste Anweisungen. Sollte ein Kinderspiel werden.
Wir werden endlich an die Front kommen, und gegen den wahren Feind kämpfen, anstatt hirnlose Genmuties abzuschlachten. Nur gezüchtet um der Armee mit ihrem Tod zu dienen. Ich verachte diesen Abschaum. Es wird mir eine Freude sein, sie allesamt zum Teufel zu schicken.
Ich sehe ein letztes Mal zum Horizont und bin froh Soldat zu sein. Ich bin froh in den Kampf geschickt zu werden.