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Der Zeidler

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30.07.2023
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Der Zeidler

Es war Anfang Dezember. Kalt und nass.

Die Tage waren kurz und die kleine Familie eilte vom Adventsgottesdienst auf kürzestem Weg heimwärts, um vor Anbruch der Dunkelheit den Schutz und die Wärme ihres Zuhauses zu erreichen.

Trotz ihres dicht gewebten Mantelumhanges fror Berthe. Ihre Füße schienen sich vom langen Stehen in der kalten Kirche in Eisklumpen verwandelt zu haben. Auch Clemens, ihr Mann, spürte seine Zehen fast nicht mehr und schritt kräftig aus, um warm zu werden.

Die rundliche, kleine Frau trug ihre gemeinsame Tochter auf dem Arm und folgte ihrem Mann dicht auf. Seine hohe, drahtige Gestalt schirmte Mutter und Kind ein wenig vom beißenden Wind ab. So hasteten sie schweigend den Weg entlang.

Ihr Hof lag außerhalb des Ortes. Am Waldrand. Denn hier begann Clemens' Reich. Das Reich des Zeidlers.

Er kannte den Wald wie kein anderer, denn ihm oblag die Wildbienenwirtschaft und Schwarmpflege und seine Zeidlerei war eine der wenigen, die es in der Gegend gab.

Jedes Frühjahr richtete Clemens in von ihm bestimmten Bäumen die hölzernen Kästen, Klotzbeuten genannt, für die wilden Bienen ein, hegte und mehrte die Schwärme und sammelte später in schwindelerregender Höhe die goldgelben Erträge seiner emsigen Arbeiter ein.

Honig. Himmlische Süße. Rar und teuer.

Es war ein ehrbares Handwerk, das viel Geschick und noch mehr Mut erforderte. Seine Zunft trug an Festtagen eine eigene, grüne Tracht mit langer Zipfelmütze, die heute allerdings unter seinem warmen Wintermantel verborgen blieb.

Und wie alle Zeidler, war er zum Tragen einer Waffe berechtigt, denn die Arbeit in den weglosen Tiefen der Wälder war durchaus nicht ungefährlich. Nicht nur der Bienenstachel wegen. Es gab Bären und Wölfe und auch menschliche Diebe und Wegelagerer. Clemens besaß daher als einer der wenigen Bürger des Ortes eine schwere Armbrust, die er sorgsam pflegte. Und er vermochte ausgezeichnet damit umzugehen.

Die Ernte in diesem Spätsommer war üppig gewesen. Das hatte sein Gutes, denn im September war ihre Tochter zur Welt gekommen und nun mussten drei Menschen im Hause satt werden.

An Martini hatte Clemens wie jedes Jahr seine Abgaben an den Grundherrn und Waldbesitzer geleistet. Sechs Maß Honig und eine festgelegte Menge Bienenwachs für den Kerzenzieher der Burg. Aber alles, was ihnen danach blieb, konnten sie nun verkaufen. Und davon, und von dem, was sie den Sommer über im Garten anbauten, ließ es sich recht gut leben.

Sie erreichten im letzten Tageslicht ihr Heim. Drinnen war es stockdunkel und sie mussten die Tür offen lassen, bis Clemens das Küchenfeuer in Gang gebracht hatte und sie etwas sehen konnten. Er warf rasch ein paar trockene Kienäpfel in die letzte Glut und blies behutsam hinein. Nur Augenblicke später züngelten erste Flämmchen auf, erhellten den niedrigen Raum und Berthe konnte endlich die Tür verriegeln. Und sperrte die winterliche Dunkelheit und Kälte aus.

Während Clemens sich weiter um das Feuer kümmerte, legte Berthe ihre Tochter vorsichtig in die Hängewiege, die an Seilen von einem Deckenbalken hing, geschützt vor Ratten und Ungeziefer. Das Kind schlief tief und fest und bevor das Feuer nicht wieder ordentlich brannte, war es besser, sie in dem Bündel warmer Decken und Felle zu lassen, in dem Berthe sie getragen hatte, denn noch war es auch hier drinnen nicht behaglich.

Dann trat sie selber ans Feuer, stopfte ein paar lose, aschblonde Strähnen zurück unter ihre Haube und wärmte ihre klammen Finger. Ihr Mann legte Holz nach, nickte dann zur Wiege hinüber und flüsterte:

„Die einzige, die nicht gefroren hat, was?"

Berthe nickte und erwiderte sein Lächeln.

Mit seiner großen, leicht krummen Nase, dem mausbraunen, krausen Haar und einem struppigen Bart, war er wahrlich kein attraktiver Mann. Doch bei diesem breiten, verschmitzten Lächeln wurde ihr sofort wärmer.

Sie waren jetzt anderthalb Jahre verheiratet und heute konnte sie kaum noch glauben, dass sie sich anfangs vor diesem Mann gefürchtet hatte.

Aber sie hatte ihn ja auch nicht gekannt und vor der Hochzeit nur einmal gesehen. Ihr Vater hatte ihr nur erzählt, dass der Mann, der sie bekommen sollte, sechs Jahre älter war als sie, draußen am Wald wohnte und Witwer war.

Doch es gab auch andere Stimmen im Ort.

Stimmen, die munkelten, der Mann ziehe das Unglück an und hätte seine erste, wunderschöne Frau ins Verderben gestürzt.

Wahrscheinlich nur deshalb war eine Verbindung mit ihr, der damals gerade sechzehnjährigen, eher unscheinbaren Tochter eines armen Tagelöhners, überhaupt zustande gekommen.

Berthe hatte von jeher hart arbeiten müssen. Das war sie gewohnt und das tat sie auch in seinem Haus. Sie bestellte das kleine Feld und den Garten, versorgte die Hühner und Ziegen, kochte und putzte. Und auch bei seiner Arbeit mit den Bienen hatte sie geholfen und dabei den Wald ganz neu kennengelernt. Nicht düster und bedrohlich, sondern voll von Leben und verwunschenem Zauber.

Und sie hatte nicht einen einzigen Tag hungern müssen, seit sie bei ihm war. Sie besaß jetzt ein zweites, gutes Kleid für die Kirche, eigene Stiefel und einen neuen, warmen Wintermantel.

Aber was das Beste war: Er hatte sie nie geschlagen.

Und jetzt hatten sie das Kind. Ein rosiges, gesundes Mädchen.

Berthe hatte zuerst befürchtet, dass ihr Mann enttäuscht sein würde, weil es kein Junge war. Aber wenn dem so war, hatte er es nicht gezeigt.

Er hatte ihr das Kind nach der Geburt, die sie mithilfe einer Nachbarin überstanden hatte, abgenommen, es mit Tränen in den Augen geküsst und gesagt:

„Willkommen, Johanne."

Je länger sie ihn kannte, um so mehr fühlte sie sich wirklich und wahrhaftig zu ihm hingezogen. Manchmal war ihr danach, ihn zu umarmen und zu küssen, aber sie wagte es nicht.

Denn auf ihm schien noch immer der Schatten einer ihr unerklärlichen Traurigkeit zu liegen. Er war ein eher schweigsamer Mann, aber herzensgut und freundlich. Sie lachten auch manchmal. Aber bisweilen saß er da, starrte ins Feuer und hing dunklen Gedanken nach. Und Berthe vermutete, dass er in solchen Momenten an seine verstorbene Frau dachte.

Heute Abend war er gesprächiger und gelöster als sonst. Sie unterhielten sich leise über den Klatsch und Tratsch aus dem Ort, der in der Kirche die Runde gemacht hatten, während Berthe ihren Kessel an den eisernen Haken über der Feuerstelle hängte und den Rest Linsensuppe erwärmte. Weil Sonntag war, holte ihr Mann noch ein paar Streifen getrocknetes Kaninchenfleisch aus ihrem Vorrat. Dann saßen sie zusammen auf der Bank am Feuer, tranken vom Selbstgebrauten und aßen, bis sich Johanne bemerkbar machte.

Berthe wollte aufstehen, doch Clemens war schneller, hob das Kind aus seinem Körbchen und setzte sich mit ihm auf dem Arm wieder zu seiner Frau.

Das Mädchen gluckste munter und die jungen Eltern betrachteten es hingerissen, noch immer voller Staunen über dies vollkommene, kleine Wesen.

Berthe steckte sich ein Stück des zähen Fleisches in den Mund fragte kauend:

„Wenn es ein Junge gewesen wäre. Wie hättest Du ihn genannt?"

Mit Bestürzung sah sie, dass diese Frage schlagartig alle Fröhlichkeit aus Clemens' Miene weichen ließ. Er sah zur Seite und ächzte.

„Oh, verzeih! Ich wollte nicht ...", begann sie stotternd und verwirrt von seiner Reaktion.

„Schon gut. Es ist nichts", unterbrach er sie leise.

Johanne begann zu greinen.

„Sicher hat sie Hunger", murmelte Berthe und nahm ihm das Kind ab.

Sie öffnete die Schnüre ihres Kleides und legte ihre Tochter an.

Im Haus war es noch immer kalt und sie begann mit derart halb entblößter Brust zu frösteln.

Da griff Clemens hinter sich nach der Decke ihres Lagers, rückte dicht an Berthe heran und warf die Wolldecke um sich und seine Frau herum, sodass sie alle drei darunter saßen und sich gegenseitig wärmten.

Berthe war einmal mehr tief gerührt von Clemens' liebevoller Achtsamkeit. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Vater jemals etwas in der Art für ihre Mutter getan hatte. Und wieder war ihr danach, ihm zu sagen, wie glücklich er sie machte. Doch er wich ihrem Blick aus und sie schwiegen eine Weile.

Es war still im Haus. Nur das leise Schmatzen des Säuglings war zu hören.

Und in die Stille hinein, seufzte Clemens mit einem Male tief und sagte:

„Caspar."

Überrascht blickte sie auf.

Er sah ihr ganz kurz in die Augen und sprach dann weiter:

„Der kleine Junge, den Mechthild geboren hat. Ich wollte ihn Caspar taufen lassen. Doch dann hörte sie nicht auf zu bluten und nichts half! Und ich war wie von Sinnen! Und als ich dann später nach dem Kind sah... Ich habe sie beide verloren in dieser Nacht."

Berthe war voller Mitgefühl. Ihr erster Impuls war, seine Hand zu ergreifen, doch sie wagte nur, ihn kurz am Arm zu berühren.

„Das tut mir so leid. Ich wusste nicht, dass ihr ein Kind hattet", hauchte sie, „Sie... sie soll sehr schön gewesen sein, Deine Frau."

Er lächelte bitter und sagte:

„Ja. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Schwarzes Haar. So glänzend wie ein Elsterngefieder. Große, dunkle Rehaugen. Makellose Haut und ein Schwanenhals. Sie war so schön, dass ich alles um mich vergaß, wenn ich sie nur ansah. Viele wollten sie freien und ihr Vater trieb den Preis in die Höhe. Aber ich war wie besessen. Obwohl sie mich stets ansah, als wäre ich aus irgendeinem dunklen Loch gekrochen. Schulden habe ich gemacht. Und mich mit meinen Eltern überworfen. Aber am Ende bekam ich den Zuschlag ihres Vaters. Ich hatte sie gewonnen. Und ich war sicher, dass meine Liebe sie erreichen würde und sie mir am Ende zugetan sein würde."

Er nahm einen Schluck Bier und schüttelte traurig den Kopf.

„Aber sie hat mich gehasst. Vom ersten Tage an. Sie hat einen anderen gewollt. Sie hat alles hier gehasst. Mich. Und den Wald. Und die Arbeit. Und die Bienen. Einfach alles. Nur den Honig nicht. Den hat sie geliebt."

Er lachte freudlos.

„Dann wurde sie schwanger und ich dachte, vielleicht wird jetzt alles gut. Aber sie hat auch mein Kind nicht gewollt. Sie wurde dick und vergrämt und alles, was sie bei Laune hielt, war, Honig zu essen. Doch ich hatte Schulden zu bezahlen und wurde wütend, wenn ich einen Topf aus dem Vorrat holte und herausfand, dass er halb leer war."

Er schlug die Hände vor sein Gesicht und stöhnte.

„Wir waren beide unglücklich. Und ich habe sie nicht retten können. Sie nicht. Und meinen Sohn auch nicht. Und er war nicht einmal getauft!"

Clemens brach ab.

„Hast Du ihn im Wald begraben?"

Berthe wusste nicht wirklich zu sagen, was sie zu dieser Frage trieb, aber es war wohl das, was sie als junge Mutter am meisten bewegte.

Und es war, als hätte Clemens all die Zeit nur auf diese Frage gewartet.

„Erinnerst Du an die große, alte Eiche? Auf dem Hügel über dem Bach? Hinter dem sumpfigen Stück? Ein bisschen weiter östlich?", sprudelte aus ihm heraus.

Sie nickte.

„An den Kiefern vorbei. Wo wir die Pfifferlinge gesammelt haben."

Er nickte und ein kurzes Lächeln erhellte sein Gesicht.

„Genau. Dort."

„Das ist ein schöner Platz."

„Aber es ist keine geweihte Erde!", erwiderte er bedrückt und sah sie an.

Und als sie den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen erkannte, wusste sie mit einem Mal, dass es das war, was ihn quälte.

„Hast Du ein Kreuz aufgestellt?", fragte sie.

Er zögerte und sagte dann:

„Ich hab' überlegt ..."

„Clemens Zeidler", erwiderte sie da streng, „Wir werden zusammen dort hingehen und ein Kreuz aufstellen. Mit seinem Namen drauf. Und wir werden geweihtes Wasser aus der Kirche holen und es mit dorthin nehmen."

Er starrte sie mit offenem Mund an.

„Du meinst, wir können das tun?"

Sie nickte vehement und zog die Brauen zusammen.

Er wusste, dass sie stur sein konnte, wenn sie von etwas überzeugt war. Wie neulich, als sie wollte, dass er noch vor dem Winter das Stalldach ausbesserte.

Und dieses Mal war er dankbar für ihre Entschlossenheit.

Im Winter ruhte die Feldarbeit und auch die Imkerei und Clemens machte sich mit Feuereifer am nächsten Tag daran, ein kleines Kreuz zu bauen. Er schnitzte den Namen des kleinen Jungen hinein und Berthe hatte den Eindruck, dass ihn schon die Arbeit an diesem Werkstück gut tat und zur Ruhe kommen ließ.

Sie selber bereitete ein kleines Tongefäß vor, indem sie es sorgfältig reinigte und mit einer dünnen Schicht Wachs ausgoss. So würde Flüssigkeit nicht vom Ton aufgesaugt werden.

Am nächsten Sonntag machten sie sich daran, den zweiten Teil ihres Planes umzusetzen.

Clemens nahm kostbares Bienenwachs aus ihrem Vorrat mit zur Kirche und sie warteten nach der Messe, bis sie alleine mit dem Pfarrer im Gotteshaus zurückblieben.

Der Zeidler selber trat dann vor den Pfarrer, um diesem das Wachs als Spende für eine Altarkerze zu überreichen, während Berthe, mit Johanne in einem Tragetuch vor der Brust, bereits dem Ausgang zuschlenderte.

Kurz vergewisserte sie sich, dass der Geistliche noch im Gespräch mit ihrem Mann vertieft war, dann zog sie rasch das kleine Töpfchen aus ihrem Ärmel und füllte es am Weihwasserbecken. Randvoll.

Dann verließ sie rasch die Kirche und erst draußen auf den Stufen verschloss sie das Gefäß mit einem Stück glatten Leders und einer festen Schnur.

Ihr schlug das Herz fast schmerzhaft bis zum Halse und ihre Finger zitterten.

Sie wusste nicht genau, ob das, was sie tat, wirklich verboten war. Aber gutheißen würde der Pfarrer ihr Vorhaben mit Sicherheit nicht.

„Es ist wichtig für Clemens", dachte sie entschieden und biss die Zähne zusammen, „Und für Caspar. Und für Mechthild und mich auch."

Ihr Mann folgte ihr gleich darauf hinaus und sah sie fragend an.

Sie nickte verstohlen. Und beide, vor Aufregung ein wenig atemlos, vermochten sich ein komplizenhaftes Grinsen nicht zu verbeißen.

Am nächsten Tag machten sie sich gleich beim ersten Tageslicht auf den Weg. Heute war es Clemens, der sich Johanne im Tragetuch umgehängt hatte, denn hier im unwegsamen Wald war er sicherer unterwegs als Berthe, die mit ihren kurzen Beinen manchmal selber nur mühsam voran kam.

Der Tag war klar und kühl. Die Sonne kam heraus und beide genossen das karge Winterlicht, das zwischen den kahlen Bäumen auf sie herab schien.

Lange waren sie unterwegs und kamen schließlich gegen Mittag an ihr Ziel.

Sie befreiten die mit Steinen befestigte Grabstelle von Laub und Zweigen und der Zeidler trieb das angespitzte Holzkreuz in die Erde. Danach holte Berthe das Töpfchen hervor und löste die Schnur. Es war noch immer fast voll, stellte sie erleichtert fest.

„Willst Du?", fragte sie leise.

Er schüttelte den Kopf und küsste ihre Tochter auf die Stirn.

„Bitte, Berthe ... Mach Du es", antwortete er rau.

Berthe suchte ein besonders schön gefärbtes Blatt vom Boden auf, tauchte es in das Gefäß und besprengte das kleine Kindergrab andächtig mit dem geweihten Wasser.

Es erschien ihr allzu anmaßend, Worte dazu zu sprechen wie ein Priester. Aber sie betete im Stillen ein Vaterunser und es fühlte sich gut und richtig an.

Danach stellte sie sich neben Clemens und wagte es heute, einfach seine Hand zu ergreifen.

Er drückte die ihre sanft und ihr Herz schien ihr überzulaufen vor Glück.

Eine Weile standen sie dort still nebeneinander, bis Johanne schließlich anfing zu quengeln.

Während sie die Tochter stillte, suchte ihr Mann noch einige hübsche Blätter, Beerenzweige und Eicheln zusammen und stellte alles in dem jetzt leeren Gefäß als Schmuck neben das Kreuz.

„Soll ich Dich noch ein wenig allein lassen?", fragte seine Frau schüchtern.

Da drehte er sich zu ihr um und sagte:

„Nein. Es ist gut. Dank Dir, ist es gut. Lass uns nach Hause gehen."

Sie kehrten zum Haus zurück, Hand in Hand. Und als sie gerade aus dem Wald traten und den Weg durch ihren Garten erreichten, begann es zu schneien.

Lautlos fielen dicke Flocken auf die brachliegenden Beete um sie herum. Bald würde alles unter einer dicken, weißen Decke verborgen liegen.

„Der erste Schnee des Winters!", sagte Clemens schmunzelnd, „Du weißt, was das bedeutet?"

Fragend sah sie zu ihm auf.

„Heute backen wir Honigkuchen!"

„Und davon bringen wir morgen welche zu Deinen Eltern."

„Frau! Was sonst noch?", fragte er gut gelaunt, baute sich in gespielter Entrüstung vor ihr auf und stemmte die Fäuste in die Seiten.

Sie lächelte und erwiderte:

„Eins noch. An Mechthilds Grab gehen wir auch und erzählen ihr von heute. Und dann ist alles, wie es sein soll."

Da nahm er ihr Gesicht in seine großen Hände und küsste sie. Heftig und voller Hingabe. Ganz genau so, wie sie es sich seit Monaten erträumt hatte.

„Du machst mich heil", sagte er endlich bestimmt, „Ich liebe Dich, Zeidlerin."

„Und ich liebe Dich, Honigmann."

 

Super schön! Ein richtig anrührendes Gemälde vom "einfachen" Leben in früheren Zeiten! (Das eben gar nicht so einfach war.) Sogar ein paar Tränen musste ich wegwischen. Irgendwie regelerecht ein kleines Stück Geschichte, das du zum Leben erweckt hast. Danke!

 

Jetzt musste ich beim Lesen Deines lieben Kommentars fast weinen. Als Neuling war ich wirklich unsicher, ob mein Geschreibsel überhaupt hierher passt. Vielen Dank für Dein Lob und das herzliche Willkommen!

 

Dein Erstling hierorts entführt uns in eine längst vergangen geglaubte Zeit, wobei der Titel, eben „der Zeidler“ – entwickelt aus ahd. „zidalari“und mhd. „zidelære“ [„zidal“/ „zidel“ Honig, in der literarischen Sprache setzt sich spätestens im 19. Jh. der „Imker“ durch] -, wobei mir natürlich die historisierende Seite besonders gefällt, wenn in der Weihnachtszeit Anklänge an eine schöne Legende aus dem Altertum erinnern, die wiederum auf dem noch älteren, ägyptischen Horus-Mythos fußt, der „christlich“ aufgearbeitet mit dem Kind in der Krippe und den römischen Besatzungstruppen an und über den Rhein gefunden hat,

liebe @custor13,

aber was knapp und doch informativ beginnt

Es war Anfang Dezember. Kalt und nass. ...
wird durch eine Flut von Adjektiven (knapp am Rand der Diagnos Adjektivitis)
Die Tage waren kurz und die kleine Familie eilte vom Adventsgottesdienst auf kürzestem Weg heimwärts, um …
aufgeweicht mit einem Höhepunkt eines Hinweises kleinbürgerlichen Glückes
Die rundliche, kleine Frau trug ihre gemeinsame Tochter auf dem Arm und ...
wo eigentlich ein Pflegekind oder das Kind einer anderen Frau/eines anderen Kerls wahre Christlichkeit zeigte, und den die Flut an Adjektiven.
… dicht, … hohe, drahtige, spürbar, beißenden, schweigend … usw. usf.

Ich bin sicher, dass Dear dergleichen Spar- oder besser Enthaltsamkeit gelingen wird.

Hier

Ihr Hof lag außerhalb des Ortes, am Waldrand.
Ist die Frage: Warum das Komma? Auch innerhalb des Satzes „Ihr Hof lag am Waldrand außerhalb des Ortes“, ist kein Komma angesagt ...

Clemens besaß daher als einer der wenigen Bürger des Ortes eine schwere Armbrust, die er sorgsam pflegte.
Ein Hinweis auf den Raum der Erzählung ...

Hier

Dann trat sie selber ans Feuer, stopfte ein paar lose, aschblonde Strähnen zurück unter ihre Haube und wärmte ihre klammen Finger. Ihr Mann legte Holz nach, nickte dann zur Wiege hinüber und flüsterte:
kommt es zu einer Flut an Possessivpronomen: Wäre es nicht allein erwähnenswert wenn sie eine fremd Haube, die Finger des Mannes und ein Fremder das Holz auflegte?

Und hier die Frage

Stimmen, die munkelten, der Mann ziehe das Unglück an und hätte seine erste, wunderschöne Frau ins Verderben gestürzt.
Warum der Wechsel von Kon. I, (indirekter Rede wie beim „ziehe“) zum zweifelnden Konjunktiv II („hätte gestürzt“), der wahr sein kann oder eben nicht (selbst ein bisschen „wahr“ ist halb gelogen oder erfunden usw.)? Ich seh den Konj. II als eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung zwischen den Werten „0“ (gibts nicht, Lüge) und „1“ gibt’s, ist real – und der „0,5“, kann, muss aber nicht wahr/real sein.

Und auch bei seiner Arbeit mit den Bienen hatte sie geholfen und dabei den Wald ganz neu kennen gelernt.
kennenlernen - immer zusammen

„Willkommen, Johanne."
Das kannstu nicht wissen –
hierorts ist das Ausrufezeichen im Gegensatz zum Fragezeichen eine bedrohte Art, die ich nun auch bei Dear ein bissken vermisse ...

Aber bisweilen, saß er da, starrte ins Feuer und hing dunklen Gedanken nach.
Warum das erste Komma? Weg mit ihm!

Sie unterhielten sich leise über den Klatsch und Tratsch aus dem Ort, der in der Kirche die Runde gemacht hatten, während Berthe ihren Kessel an …
warum ein pluralisiertes haben?

Dann saßen sie zusammen auf der Bank am Feuer, tranken vom Selbstgebrautem und aßen, bis sich Johanne bemerkbar machte.
„vom Selbstgebrauten“

Das Mädchen gluckste munter und die jungen Eltern betrachteten es hingerissen, noch immer voller Staunen über dies vollkommeneKOMMA! kleine Wesen.
(ohne Komma verstärkte das Adjektiv „vollkommen“ nur die Winzigkeit des kleinen …
nicht die Winzigkeit, sondern das Wesen ist vollkommen

„Wie hättest Du ihn eigentlich genannt, wenn es ein Junge gewesen wäre?"
Bin nur ich itzo verwirrt?
Ich würd’s neutral mit „es“ versuchen ... fürs Kind

„Oh, verzeih! Ich wollte nicht...", begann sie stotternd und …
Zwischen „nicht“ und den drei Punkten bitte eine Leerstelle einsetzen, direkt am Wort signalisieren und behaupten die ..., dass dort wenigstens ein Buchstabe fehle – wo ich nichts dergleichen vermuten darf ...

Haus war es noch immer kalt und sie begann, mit derart halb entblößter Brust, zu frösteln.
die Frage ist, warum Kommasetzung ...?

„Das tut mir so leid. Ich wusste nicht, dass Ihr ein Kind hattet", hauchte sie, „Sie... sie soll sehr schön gewesen sein, Deine Frau."
Warum hier die Anrede-Höflichkeit?, die ja buchstäblich auf den (Adels-)Höfen entstand mit dem - weiß Gott, wo ich ihn aufgegabelt hab, Kabale und Liebe ist es nicht, aber kommt nahe dran - "Ihro Gnaden dero Sohn" ...

Und es schien auch fast, als hätte Clemens darauf gewartet.
Dieses „scheinen“ ist ein Modalverb (es ist ja weder von Sonne, Mond oder einem Laternenlicht die Rede) und erfordert darum ein Vollverb. Mein Lehrer an der Realschule erzählte immer die Geschichte, dass nur die Sonne „scheine“ und selbst der Mond sein Licht nur geliehen habe. Was natürlich stimmt. Üblicherweise reicht ein „zu sein scheint“

..., indem sie es sorgfältig reinigte und mit einer dünnen Schicht Wachs ausgoss. So würde Flüssigkeit nicht vom Ton aufgesaugt werden.
Warum Konjunktiv bei einem naturgesetzlich potentiell auftauchenden Ereignis?

Heute war es Clemens, der sich Johanne im Tragetuch umgehängt hatte, denn hier im unwegsamen Wald war er sicherer unterwegs als Berthe, die mit ihren kurzen Beinen manchmal selber nur mühsam voran kam.
vorankam

… still nebeneinander, bis Johanne schließlich anfing, zu quengeln.
Warum am Ende das Komma?“
"Zu quengeln anfangen“ bildet ein komplexes Prädikat.
Weg mit dem letzten Komma!,

behauptet der

Friedel,

der mit einem herzlich willkommen hierorts schließt!

 

Lieber @Friedrichard, ganz herzlichen Dank für Deine Zeit und Deine Mühe! Das hat mir viel zu denken (und zu berichtigen ?‍♀️ ) gegeben.

 

Hallo @custor13,

herzlich willkommen.
Was mir an deiner Geschichte sofort auffällt, sind die vielen Absätze. Du solltest da unbedingt mal drüber gehen. Passiert mir auch, wenn ich einen Text übertrage.
Deine Geschichte erinnert mich ein wenig an die Liebesromane, die es früher (ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt) in Frauenzeitschriften gab.

Die Tage waren kurz und die kleine Familie eilte vom Adventsgottesdienst auf kürzestem Weg heimwärts, um vor Anbruch der Dunkelheit Schutz und Wärme ihres Zuhauses zu erreichen.
Müsste es nicht heißen: um vor Anbruch der Dunkelheit, den Schutz und die Wärme ihres Zuhause zu erreichen.
Wobei, ich denke, wenn sie nach Hause eilen, impliziert das schon, dass sie den kürzesten Weg nehmen.

Auch Clemens, ihr Mann, spürte seine Zehen fast nicht mehr und schritt kräftig aus, um warm zu werden.
Wenn er seine Zehen fast nicht mehr spürt, dann sind sie ja schon
abgefroren. Vorschlag: auch Clemens, ihr Mann, spürte den Schmerz an seinen Zehen und schritt kräftig aus, um warm zu werden.
Seine hohe, drahtige Gestalt schirmte Mutter und Kind spürbar vom beißenden Wind ab.
Eine drahtige Gestalt kann nicht viel abschirmen! Seine hohe, stämmige Gestalt …
So hasteten sie schweigend den Weg entlang.
Vorschlag: Schweigend hasteten sie den Weg entlang.
Friedl hat dich ja schon darauf aufmerksam gemacht, dass du viele Adjektive benutzt und meiner Meinung nach auch zu viele Füllwörter.
Jedes Frühjahr richtete Clemens in von ihm bestimmten Bäumen die hölzernen Kästen, Klotzbeuten genannt, für die wilden Bienen ein, hegte und mehrte die Schwärme und sammelte später in schwindelerregender Höhe die goldgelben Erträge seiner emsigen Arbeiter ein.
Schön :)
Die Ernte in diesem Spätsommer war üppig gewesen. Und das war auch gut so. Denn seit ein paar Wochen waren sie nun zu dritt. Im September war ihre Tochter Johanne geboren worden.
Zuviel
Das Kind schlief tief und fest und bevor das Feuer nicht wieder ordentlich brannte, war es besser, sie in dem Bündel warmer Decken und Felle zu lassen, in dem Berthe sie getragen hatte, denn noch war es auch hier drinnen nicht behaglich.

Dann trat sie selber ans Feuer, stopfte ein paar lose, aschblonde Strähnen zurück unter ihre Haube und wärmte ihre klammen Finger. Ihr Mann legte Holz nach, nickte dann zur Wiege hinüber und flüsterte:

Mit seiner großen, leicht krummen Nase, dem mausbraunen, krausen Haar und einem struppigen Bart, war er wahrlich kein attraktiver Mann.

Berthe hatte von jeher hart arbeiten müssen. Das war sie gewohnt und das tat sie auch in seinem Haus. Sie bestellte das kleine Feld und den Garten, versorgte die Hühner und Ziegen, kochte und putzte. Und auch bei seiner Arbeit mit den Bienen hatte sie geholfen und dabei den Wald ganz neu kennengelernt. Nicht düster und bedrohlich, sondern voll von Leben und verwunschenem Zauber. Und sie hatte nicht einen einzigen Tag hungern müssen, seit sie bei ihm war. Sie besaß jetzt ein zweites, gutes Kleid für die Kirche, eigene Stiefel und einen neuen, warmen Wintermantel. Aber was das Beste war: Er hatte sie nie geschlagen. Und jetzt hatten sie das Kind. Ein rosiges, gesundes Mädchen. Berthe hatte zuerst befürchtet, dass ihr Mann enttäuscht sein würde, weil es kein Junge war. Aber wenn dem so war, hatte er es nicht gezeigt. Er hatte ihr das Kind nach der Geburt, die sie mithilfe einer Nachbarin überstanden hatte, abgenommen, es mit Tränen in den Augen geküsst und gesagt:

;)
Sie erreichten im letzten Tageslicht ihr Heim. Drinnen war es stockdunkel und sie mussten die Tür (erst) offen lassen, bis Clemens das Küchenfeuer (wieder) in Gang gebracht hatte und sie etwas sehen konnten.

Nur Augenblicke später züngelten erste Flämmchen auf, erhellten den niedrigen Raum und Berthe konnte (endlich) die Tür (schließen und )verriegeln. (Und) sperrte so die winterliche Dunkelheit und Kälte aus.
Es ist schon klar, dass sie zuerst schließt.;)
Dann trat sie (selber) ans Feuer, stopfte ein paar lose, aschblonde Strähnen zurück unter ihre Haube und wärmte ihre klammen Finger. Ihr Mann legte Holz nach, nickte dann zur Wiege hinüber und flüsterte:
Redundant
Vorschlag: Dann trat sie ans Feuer, stopfte ein paar lose, aschblonde Strähnen zurück unter die Haube und wärmte ihre klammen Finger. Clemens legte Holz nach …
Sie waren (gut) anderthalb Jahre verheiratet und heute konnte sie kaum (noch) glauben, dass sie sich anfangs vor diesem Mann gefürchtet hatte.

Berthe hatte von jeher hart arbeiten müssen. Das war sie gewohnt und das tat sie auch in seinem Haus. Sie bestellte das kleine Feld und den Garten, versorgte die Hühner und Ziegen, kochte und putzte. Und auch bei seiner Arbeit mit den Bienen hatte sie geholfen und dabei den Wald ganz neu kennengelernt. Nicht düster und bedrohlich, sondern voll von Leben und verwunschenem Zauber.
Ich finde Deine Beschreibungen von dem Leben dieser kleinen Familie in dieser alten Zeit sehr schön. Nur, der verwunschene Zauber, finde ich passt nicht. ( Ist mir zu fantastisch.)
Berthe hatte von jeher hart arbeiten müssen. Das war sie gewohnt und das tat sie auch in seinem Haus. Sie bestellte das kleine Feld und den Garten, versorgte die Hühner und Ziegen, kochte und putzte. Und auch bei seiner Arbeit mit den Bienen hatte sie geholfen und dabei den Wald ganz neu kennengelernt. Nicht düster und bedrohlich, sondern voll von Leben und verwunschenem Zauber. Und sie hatte nicht einen einzigen Tag hungern müssen, seit sie bei ihm war. Sie besaß jetzt ein zweites, gutes Kleid für die Kirche, eigene Stiefel und einen neuen, warmen Wintermantel. Aber was das Beste war: Er hatte sie nie geschlagen. Und jetzt hatten sie das Kind. Ein rosiges, gesundes Mädchen. Berthe hatte zuerst befürchtet, dass ihr Mann enttäuscht sein würde, weil es kein Junge war. Aber wenn dem so war, hatte er es nicht gezeigt. Er hatte ihr das Kind nach der Geburt, die sie mithilfe einer Nachbarin überstanden hatte, abgenommen, es mit Tränen in den Augen geküsst und gesagt:
An dieser Stelle muss ich aufhören.
Es wäre gut, wenn Du Deinen Text einmal nach Wiederholungen durchsehen würdest. an der einen oder anderen Stelle Füllwort und Adjektiv streichen.
Ich habe Deinen Text gerne gelesen. Vor allem Deine Beschreibungen haben mich mitgenommen und ich denke, er findet es seine Liebhaber.

Ich wünsche Dir noch viel Freude hier im Forum.
Gruß CoK

 

Auch Dir, lieber CoK, ganz herzlichen Dank für die Mühe, die Du Dir mit meinem Geschreibsel gemacht hast! Toll! Wieder viele Ansätze zur Verbesserung. Und viele Denkanstöße. Wahrscheinlich bin ich mit meinem Geschichtenerzählen nicht wirklich richtig hier bei Euch Profis. Umso dankbarer bin ich für Eure Augenöffner. :)

 

Liebe @custor13 ,

ich bin absolut kein Profi und gebe Dir nur weiter, was ich hier gelernt habe.
Es ist nicht schön, wenn man eine Geschichte geschrieben hat und andere Autoren machen einen darauf aufmerksam, dass vieles bislang nicht ganz passt. Aber nur so kommt man weiter.
Vielleicht schaust Du Dir einfach mal ein paar Texte an und liest die Kommentare darunter.
Es ist auch nicht so, dass Du alles annehmen musst, was ich ändern würde.
Es ist Deine Geschichte.

Wenn Dir das Schreiben Spaß macht und Du Dich verbessern möchtest, dann bist Du hier genau richtig.

Liebe Grüße CoK

 

Hallo custor13,

und willkommen hier.
Ich habe den Eindruck, dass du den Text gerne anpassen/korrigieren möchtest und gebe dir noch ein paar Hinweise.

(Zu den vielen unnützen Leerzeilen wurde schon etwas gesagt.)

und schritt kräftig aus, um warm zu werden.
Macht man nicht eher kleine Schritte, bei denen die Gliedmaßen nah beisammen bleiben, wenn man friert?

Seine hohe, drahtige Gestalt schirmte Mutter und Kind spürbar vom beißenden Wind ab.
Erstens müsste die Mutter mit dem Kind auf den Armen genau so kräftig ausschreiten, um nah bei ihm und abgeschirmt zu sein (was ich mir nicht vorstellen kann), zweitens: Wie soll ein drahtiger Körper "spürbar abschirmen" können? Ein breiter, korpulenter Körper eher.

Honig. Himmlische Süße, die rar und teuer war. Es war
Du hast im Text oft das Wort "war". Eines könntest du hier streichen:
Honig. Himmlische Süße, rar und teuer. Es war

legte Berthe ihre Tochter vorsichtig in die Hängewiege, die an Seilen von einem Deckenbalken hing, geschützt vor Ratten und Ungeziefer.
Es gibt doch auch fliegendes Ungeziefer.

Doch bei diesem breiten, verschmitzten Lächeln, (KEIN KOMMA) wurde ihr sofort wärmer.

Stimmen, die munkelten, der Mann ziehe das Unglück an und hätte seine erste, wunderschöne Frau ins Verderben gestürzt.
Spannend.

Hoffe, du konntest etwas gebrauchen.
Ich schaue nach einer Überarbeitung gerne noch mal vorbei.

Schönes Wochenende und liebe Grüße,
GoMusic

 

Nicht erschrecken,

liebe @CoK,

und wir kennen uns jetzt lang genug, dass Du weißt, dass ich Dear nix böses will, aber welche Funktion soll hier das Komma

Müsste es nicht heißen: um vor Anbruch der Dunkelheit, den Schutz und die Wärme ihres Zuhause zu erreichen.
haben - außer vllt., wie ich's vom Theater kenne, eine Atem- oder Sprechpause einzulegen?,

fragt sich der Friedel,

bevor er ein schönes Wochenende wünscht!

 

Lieber Friedel,

und wir kennen uns jetzt lang genug, dass Du weißt, dass ich Dear nix böses will, aber welche Funktion soll hier das Komma
Ich werde die Frage an mein Rechtschreibprogramm weitergeben.:drool:
(Hat keine Funktion:crying:)

Lieben Dank, ich weiß ja, dass Du besser bist wie jedes Schreibprogramm.
Wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende.
Liebe Grüße CoK

 

@GoMusic Herzlichen Dank für Deine Zeit und Mühe! Einiges habe ich schon korrigiert/umgesetzt. Es ist echt erstaunlich, was an Fehlern noch drinsteckt, obwohl ich den Text so oft durchgesehen habe. ?‍♀️ LG, custor13

 

Hi @custor13 ,

ich finde die Umstände und die Atmosphäre gar nicht so schlecht gezeichnet. Thema und Problematik dahinter gefallen mir auch ganz gut. Etwas mehr Biss könnte der Text für meinen Geschmack aber haben. Du entschärfst die Konflikte immer gleich, wenn sie auftreten. Anfangs dachte ich noch: Das geht mir alles etwas zu harmonisch zu, aber wer weiß, vielleicht tun sich doch noch Abgründe auf, die die Persönlichkeit des Zeidlers gefährlich machen (aus Absicht oder Schicksal). Das war dann aber nicht so ...
Dabei finde ich nicht, dass solche Abgründe sein müssen. Es liegt schon genug im Text drin, was es für diese Leute zu verarbeiten gibt. Aber du zeigst es nicht so richtig als etwas, was verarbeitet werden muss, (fast) jedes Problem, das aufkommt, läuft dann auch schon auf seine Lösung zu.

Ein Faktor, der dazu beiträgt, dass sich dieser Eindruck einstellt, ist sicherlich, dass du ziemlich viel erklärst. Es wäre wahrscheinlich schon einiges erreicht, wenn du einige Erklärungen rausnehmen würdest.

Ich hab mir beim Lesen so ein paar Zitate rauskopiert, die ich mal kommentiere:

Ihre Füße schienen sich vom langen Stehen in der kalten Kirche in Eisklumpen verwandelt zu haben.
Wohl besser ohne "scheinen": Ihre Füße verwandelten sich ... in Eisklumpen (oder auch hatten sich verwandelt, wenn dir die Abgeschlossenheit wichtig ist). Zwar stimmt es nicht, dass sie sich in Einklumpen verwandelt haben, deswegen erscheint das Scheinen zunächst berechtigt. Aber genau genommen stimmt es auch nicht, dass es so schien: Sie meint nicht wirklich, dass ihre Füße jetzt Eisklumpen sind. Also weg! Tät ich sagen, auch wenn es der redlichen Frau grundätzlich gut ansteht, keine Unwahrheiten zu denken.

Hier--

Die rundliche, kleine Frau trug ihre gemeinsame Tochter auf dem Arm und folgte ihrem Mann dicht auf. Seine hohe, drahtige Gestalt
-- find ich die Doppelung in der Struktur nicht so toll. Zweimal zwei Adjektive zur Beschreibung der Figuren. (Nebenbei: Dass die drahtige Gestalt die Frau abschirmt, kommt mir letztlich unproblematisch vor, auch wenn das zweimal in den Kommentaren angesprochen worden ist und der Punkt natürlich auch etwas für sich hat. -- Eine zweite Überlegung: Im konkreten Fall ist es doch fraglich, ob er mit der Winterjacke wirklich drahtig aussieht oder doch nur hoch. Man würde sicher nichts vermissen, wenn du drahtig streichst.)

Hier--

die hölzernen Kästen, Klotzbeuten genannt,
-- wäre es eine Überlegung wert, die Erklärung einfach zu streichen. Wenn das dann nicht taugt und du das gesagt kriegst, kannst du sie ja wieder einfügen. Es ist eine Sache der Stimmung: Die beiden erklären sich das Wort bestimmt nicht, wenn du es tust, fällt man kurz raus.

Hier--

Aber was das Beste war: Er hatte sie nie geschlagen.
-- fänd ich eindeutig besser: Er schlug sie nie.

Das wiederum --

Er war ein eher schweigsamer Mann, aber herzensgut und freundlich.
-- hat man an der Stelle nun wirklich schon mitbekommen. Das muss weg (sag ich mal).

Gut find ich die verzögerte Antwort:

Und in die Stille hinein, seufzte Clemens mit einem Male tief und sagte: „Caspar."
(wobei aber das Komma nach der adverbialen Bestimmung wie immer weg muss. Es gibt noch ein paar mehr solche im Text.)

Wiederum stimmungsvoller fänd ich es aber auch hier, wenn die Benennung der Reaktion --

Überrascht blickte sie auf.
-- wegfiele. (Ich würd versuchen, das ganz weg zunehmen. Ein Kompromiss wäre: Sie blickte auf.) Adjektive, die eine Stimmung benennen, haben oft eher eine abschwächende als eine intensivierende Wirkung.

-- genauso - oder noch schlimmer - hier:

Berthe war voller Mitgefühl.
Da tät ich wiederum sagen: Das muss unbedingt weg.

Und auch hier --

„Ja. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Schwarzes Haar. So glänzend wie ein Elsterngefieder.
-- wäre es stärker ohne die voll ausgesprochene Bewertung (schönste Frau). Man kriegt das an der Beschreibung schon mit, dass ihm die Frau gefallen hat.

Gut wiederum find ich an sich das hier:

„Aber sie hat mich gehasst. Vom ersten Tage an. Sie hat einen anderen gewollt. Sie hat alles hier gehasst.
Glaubwürdig in den Zeitumständen. Und ein schöner Kontrast, der sich da zeigt zwischen dem, was man dem Zeidler nachredet und dem, wie es tatsächlich gewesen ist.

Weniger gut find ich dagegen das hier:

Berthe wusste nicht wirklich zu sagen, was sie zu dieser Frage trieb, aber es war wohl das, was sie als junge Mutter am meisten bewegte. Und es war, als hätte Clemens all die Zeit nur auf diese Frage gewartet.
Das ist mir zu viel zufällige Fügung. Sie weiß nicht, warum sie fragt, aber wie sich zeigt, passt die Frage genau - damit ist die Gefahr verbunden, dass es so klingt wie: (Autor:) Ich finde es ja selbst merkwürdig, dass sie diese Frage stellt, aber ich möchte gerne dass sie sie stellt, damit ich danach sagen kann, Clemens habe darauf gewartet. Für mich jedenfalls klingt es ein bisschen so.

Während bisher mehr für's Verdichten gesprochen habe, geht mir hier sogar auch mal was zu schnell:

„Clemens Zeidler", erwiderte sie da streng, „Wir werden zusammen dort hingehen und ein Kreuz aufstellen.
Find ich -- zwar nicht direkt unglaubwürdig, dass sie den Entschluss so schnell parat hat, aber trotzdem fehlt mir der Weg dahin. Nicht, weil es sein muss, aber weil es schöner wäre, wenn die Frau daran arbeitet, das wirklich auszusprechen.

Das Ende ist etwas süßlich, aber passt ja zum Setting :)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @erdbeerschorsch, das waren gleich mehrere Offenbarungen und ich danke Dir sehr! Für jemanden wie mich, der eher aus dem Bauch heraus schreibt, sind Deine "Ursache-Wirkung" Erklärungen sehr, sehr aufschlussreich. Zu schnelle Konfliktlösung, zu viel Erklärungen, Adjektive, die Stimmungen beschreiben. Dankeschön! Ich lese den Text für mich immer laut, um den Fluss zu prüfen und es sind genau diese Stellen, wo ich dann selber ins Stolpern komme und nicht sagen kann, was genau mich stört. Großartig, wie Du das alles identifizieren und benennen kannst! Herzlichen Dank! Das wird alles verarbeitet, wenn die Zeit nicht so knapp ist, wie grad im Moment.
Dies war übrigens mal ein Beitrag für so eine Weihnachtsgeschichten-Challenge. Daher das süßliche Ende. Gefiel mir aber auch so. :)
Liebe Grüße, custor13

 

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