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Die Nacht

tim

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31.10.2004
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Die Nacht

Die Nacht

Das erste was er an diesem Morgen fühlte, war die Kälte. Danach setzte das brennen auf den Unterarmen ein, das ihn immer wieder an früher erinnerte. Zu zweit in einem Bett zu schlafen hatte natürlich gewisse Vorteile, aber ihm wurde immer die Bettdecke weggezogen, ohne Rücksicht.

Sie hatte das gleiche Gefühl, doch ihr war das nicht neu. Sie fror dauernd, vor allem wenn sie allein war. Denn was sie brauchte, das war die Wärme, die von Lebewesen ausging. Instinktiv drehte sie sich nach rechts, sah ihren Freund nicht neben ihr liegen. Was zurück blieb war ein Abdruck, der erahnen ließ das er neben ihr gelegen hatte.

Er konnte nicht aufstehen. Er konnte sich nicht mal umdrehen, so sehr fror er. Er griff neben sich und spürte keine Kraft am anderen Ende der Decke. Wusste daß er allein war, deckte sich wieder zu. Ihm wurde warm, doch er verlangte innerlich eine Entschädigung.

An der Zimmertür hing ein Zettel. "Danke für die Schöne Nacht, musste früh zur Arbeit. Ich melde mich." Wut kroch in ihr hoch. Sie unterdrückte das Gefühl jedoch, es war ja nicht das erste mal. Die ersten Schritte an diesem Tag führten sie ins Bad.

Er kam mit nassen Haaren wieder ins Schlafzimmer. Sein Frühstück stand neben dem Bett, seine Freundin lag darin. Beide lächelten. Er fühlte sich nun emtschädigt, gar belohnt. Sein Zeitfgefühl verschwand, zwei Stunden vergingen ohne das er es merkte.

Sie schaute auf die Uhr. Halb zwölf. Nur nichts überstürzen, es waren noch 3 Stunden Zeit. Sie hatte ihren Teil immerhin schon vorbereitet.

Es war nun Zeit zu gehen. In drei Stunden war er verabredet. Vorher musste er noch einige Besorgungen machen.

Halb eins. SMS. "Hey Du! Ich bin schon in der Stadt um alles einzukaufen. Freu mich schon..." Sie mochte es nicht, so genannt zu werden. Doch das war jetzt egal. Die zwei Flaschen wurden kalt gestellt.

Dreizehn Euro bitte. Er bezahlte bereitwillig. Die beste Marke musste es sein. Sie war gerade gut genug, denn der billige Wodka schmeckt nach Benzin.

Halb zwei. Sie würden sich erst hier treffen und dann später losgehen. Sie schaute aus dem Fenster in den Himmel. Bewölkt, mit rissen, durch die Sonnenlicht drang. Sie hatte ein seltsames Déja-vu. Es wurde zeit sich zu schminken.

Er bahnte sich seinen Weg durch die Fußgängerzone, mit gewohnt großen, sicheren Schritten. Am Auto angekommen schaute er nach oben. Die Wolken machten ihm Angst. Zerrissen wie seine Haut waren sie, quer und längs zerschnitten. Er stieg ein und fuhr. Immer nach Süden.

Halb drei. Es klingelte, sie machte auf. Da stand er vor ihr, groß, hellhäutig, seine Hände hielten eine Flasche mit klarer Flüssigkeit. "Hi... ich hab schon gewartet. Komm rein" Nun, sie war nicht überrascht. Weder positiv, noch negativ. Wer weiß, vielleicht werden sie ja noch Spaß haben. Er sah die blassen Linien auf ihren Armen, danach kurz in ihre braunen Augen.

In ihrem Zimmer kamen sie ins Gespräch. Als sie vor etwa einem Monat telefonierten, haben sie sich auch gut unterhalten und auch jetzt, nachdem sie sich das erste mal wirklich gesehen hatten, klappte es auf Anhieb. Von Musik über Politik bis zu Sex wurde alles behandelt. Es war viertel nach Sechs als sie aus dem Haus gingen, mit drei Flaschen und Plastikbechern im Rucksack.

Sie saßen auf einer Treppe irgendwo in der Innenstadt. Wenig Leute kamen hier jemals vorbei, besonders um diese Zeit nicht mehr. Sie fingen an zu mischen: Wodka-Blutorange mit Cola.

Sie saßen nur da und tranken den ersten Becher. Er sah wieder in den Himmel. Es wurde dunkel, das Licht zwischen den Wolken war jetzt dunkelrot. Ds Gespräch ging weiter, wurde auf gewisse Rasierklingen gelenkt, scheinbar eine Gemeinsamkeit. Der nächste Becher. "Ach du hast auch mal?" Er schob wortlos seinen Ärmel hoch. Auf dem blaßblauen Arm erkannte sie rötliche Linien. Sie verzerrte das Gesicht, fühlte mit ihm. Und das merkte er. Noch ein Becher. Es begann zu regnen. Erst leicht, dann ein starker Schauer, weswegen sie sich unterstellen mussten. Hier, im Zugang zu einem Innenhof, wurde weitergetrunken. Sie saßen nebeneinander an der Wand. Sie redeten, machten Witze, lachten. Für diese Zeit vergaßen sie alles. Jeder Ärger, jede Freude wurde vergessen oder verdrängt. Nur noch er, sie und die Flaschen. Und noch ein Becher. Sie merkte langsam, das sie nicht mehr klar denken konnte. Sie lehte sich an ihn an und schloss die Augen. Beide spürten ein seltsames Gefühl der Erfüllung aufsteigen, das sie in ihrem Leben noch nie gespürt hatten. Er lachte laut, sie kicherte. Ein Fußgänger kam vorbei und schüttelte den Kopf. Er legte seinen Arm um sie. Keiner von beiden fror jetzt. Ihr war warm, sie hatte ihn. Ihm war warm, er hatte sie.
Und keiner von beiden redete noch.
Also die Sonne aufging, war sie die erste die sich erhob. Sie weckte ihn mehr oder weniger sanft. "Was haben wir hier gemacht?", fragte sie. "Wir saßen die ganze Nacht hier!"
Er schaute ihr zufrieden in die Augen. "Sieh dir den Himmel an..." Der Himmel war durchweg blau., frei von Wolken. Die Narben waren verheilt.
Sie lächelte zurück.

danke für jegliche kritik, kommentare, etc ;)
mfg tim

 

Hallo Tim,

erst Mal: Herzlich Willkommen auf KG.de!

Zuerst Textzeugs:

Danach setzte das brennen auf den Unterarmen ein, das ihn immer wieder an früher erinnerte.

das Brennen

Was zurück blieb war ein Abdruck, der erahnen ließ das er neben ihr gelegen hatte.

Was zurück blieb, war ein Abdruck, der erahnen ließ, das er neben ihr gelegen hatte.

Sein Zeitfgefühl verschwand, zwei Stunden vergingen ohne das er es merkte.

Zeitgefühl


Nur nichts überstürzen, es waren noch 3 Stunden Zeit.

Zahlen bis zwölf immer ausschreiben.

Dreizehn Euro bitte. Er bezahlte bereitwillig. Die beste Marke musste es sein. Sie war gerade gut genug, denn der billige Wodka schmeckt nach Benzin.

Die beiden trinken zwei Flaschen Wodka? (Du schreibst weiter vorne, dass sie zwei Flaschen kalt stellen). Nicht schlecht, nicht schlecht... ;)

Bewölkt, mit rissen, durch die Sonnenlicht drang.

mit Rissen
Ich finde Risse ist hier nicht das richtige Wort. Mir fällt aber auch kein besseres ein.

Es wurde zeit sich zu schminken.

Zeit

Sie lehte sich an ihn an und schloss die Augen.

Hier würde ich ein "an" streichen. Satz funktioniert auch, wenn du schreibst. Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen.
Die Wiederholung klingt unschön.

Ok, nun zur Geschichte:

Ich fand die Idee sehr gut. Eine Geschichte aus zwei Perspektiven finde ich immer sehr interessant. War sicherlich nicht einfach zu schreiben?
Du zeichnest das Bild zweier einsamer Menschen, die an der selben Krankheit leiden und versuchen sich nun gegenseitig zu heilen. Was ja am Ende zu funktionieren scheint.

Was mir nicht so gut gefallen hat war, dass deine Prot. keine Namen hatten. Man muss sich dadurch sehr stark auf den Text konzentrieren, um zu verstehen um wen es jetzt wieder geht.
Zudem finde ich es unpersönlich.

Ich persönlich hätte es außerdem interessant gefunden etwas über die Vergangenheit der Prot. zu erfahren. Vielleicht könntest du die Beiden miteinander sprechen lassen und sie dabei erwähnen lassen, was sie zum Ritzen bewogen hat.
Ist sicherlich kein Muss, fände ich aber sehr schön.

Grundsätzlich finde ich, dass in deiner Geschichte im Allgemeinen zu wenig wörtliche Reden vorkommen. Das würde deinen Text sehr viel lebendiger machen.

Das Ende fand ich eigentlich auch gut, obwohl ich es irgendwie unpassend fand, dass sie mittels Alkohol aus ihrer Krankheit und Vergangenheit fliehen wollen. Denkst du wirklich das funktioniert - und hält sogar am nächsten Morgen noch an??

Ansonsten eine schöne Geschichte.

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo tim,

Willkommen auf kg.de !

Leider muss ich dir sagen, dass mir deine Geschichte nicht sehr zugesagt hat.

Das mag zum einen daran liegen, dass ich den Handlungsweisen der Charaktere nichts gutes abgewinnen. Noch weniger kann ich verstehen, wie und warum man sich selbst verletzen kann/muss. Du siehst schon, die Handlung trifft also nicht wirklich meinem Geschmack.
Andererseits finde ich den Titel völlig unpassend. Er sollte mMn etwas mehr zum Inhalt des Textes aussagen. "Die Nacht" klingt wenig originell, und gab es sicherlich schon bei der ein oder anderen Kurzgeschichte.
Schließlich wäre da noch deine Wortwahl bzw. deine Verkettung von Sätzen. Für meinen Geschmack sind es leider einfach zuviele Hypotaxen. Nach einiger Zeit stört das schon gewaltig beim Lesen. Ein Beispiel :

Halb eins. SMS. "Hey Du! Ich bin schon in der Stadt um alles einzukaufen. Freu mich schon..." Sie mochte es nicht, so genannt zu werden. Doch das war jetzt egal. Die zwei Flaschen wurden kalt gestellt.

Dreizehn Euro bitte. Er bezahlte bereitwillig. Die beste Marke musste es sein. Sie war gerade gut genug, denn der billige Wodka schmeckt nach Benzin.


Und wenn es egal ist, wäre es doch auch nicht erwähnenswert. Insgesamt stört das den Lesefluß ungemein.

Bella's Vorschlag (Vorliebe ;) ), viel wörtliche Rede zur Lebendigkeit des Textes einzubauen, kann ich hingegen nur bedingt zustimmen. Mit den wenigen Dialogen hast du in deiner Geschichte schon auf das richtige Pferd gesetzt. Viel mehr geht da gar nicht.

Vielleicht kannst du deinen Text noch einmal überarbeiten.
Ich würde mich freuen.

Liebe Grüße

moonaY

 

Bella,

Hmm drei flaschen wodka warens nicht. er bezahlt nur den wodka, das mädchen den saft und die cola. drei flaschen. aber das liegt wohl an mir, das du es so verstehst ;)
nun, es sind meine ersten gehversuche, wenn ich ehrlich bin die erste geschichte überhaupt die ich wirklich zuende geschrieben habe. deshalb bitte ich um nachsicht :)

allerdings fand ich deine kritig recht konstruktiv und sie hat mich ermutigt weiter zu machen, ich danke dir also.

 

moonaY,

Noch weniger kann ich verstehen, warum man sich selbst verletzen.
das ist vielleicht nicht deine welt, aber es gibt tatsächlich menschen die so etwas machen, so verrückt das klingen mag ;)
ok, der titel ist wirklich nicht originell, vor allem zu allgemein. mit titelfindung hab ich es nicht so.
alles in allem spielt der individuelle geschmack in solchen angelegenheiten eine große rolle, das die geschichte nicht deinen nerv trifft kann ich dir nicht verdenken.
in diesem sinne danke für deine kritik.

 

Hallo tim,

Ich muss mir selbst eingestehen, dass ich in meiner Kritik zu sehr meinen eigenen Geschmack in den Mittelpunkt gesetzt hatte. Objektiv gesehen gibt es trotzdem wenige sprachliche Mängel, die du mit Übung und Schreiben von weiteren Kurzgeschichten ausmerzen wirst. So möchte ich es persönlich auch.
Es tut mir also leid, dich durch meine harte Kritik in deinen Anfängen als Geschichtenschreiber zu sehr verwirrt zu haben. Aber ist es nicht so, dass kritische Anmerkungen hilfreicher sind als bloßes Lob ?

Liebe Grüße,
moonaY :)

 

moonaY,
ich darf mich selbst zitieren:

danke für jegliche kritik, kommentare, etc
ich lasse mir von sowas nicht den mut nehmen, im gegenteil. ich arbeite schon an der nächsten, dank deiner und bellas kritik weiss ich was ich besser machen kann und werde.
danke also.
mfg tim

 

Dann kann ich dir auch gleich raten, zukünftig deine Anmerkungen zur Geschichte in einen seperaten Beitrag zu machen. Das ist hier sehr gebräuchlich. :)

 

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