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Die Propheten des Paläogen

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16.10.2014
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Die Propheten des Paläogen

Leif erwachte.
Er brauchte eine Sekunde, um sich daran zu erinnern, wo er war. Dann kam es ihm wieder. Wenn ihr Vorhaben glückte, könnte er bald an einem anderen Ort aufwachen. Und in einer anderen Zeit.
Er öffnete die Augen. Zheng stand schon mit übergeworfener Robe im Zelt und setzte sich die Krone auf. Eigentlich handelte es sich dabei um einen Haarreif, aus dem drei lange Federn herausragten. Das Ding sah lächerlich aus, aber Zheng schien es gerne zu tragen.
„Morgen!“, wurde Leif von seinem Kollegen begrüßt. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“
Leif rieb sich die Augen und stemmte sich aus seinem Schlaflager.
„Nein … aber muss ein besonderer Tag sein, wenn du schon vor mir wach bist.“
Leif schlief schlecht, seit sie gestrandet waren. Vielleicht kam sein Körper nicht damit klar, dass die Tage dieser Ära um eine halbe Stunde kürzer waren.
„Was ist denn nun heute für ein Tag?“
„Heute ist der Tag, an dem wir eigentlich ankommen sollten.“
„Stimmt! Dann kann der Brocken jetzt also jederzeit auftauchen … Verdammt!“
„Genau. Und zwar bis spätestens in etwa drei Monaten. Die Uhr tickt!“
Wäre alles nach Plan verlaufen, würden sie jetzt einfach für eine Weile um die Erde kreisen und warten, bis sie ein paar schöne Aufnahmen hätten machen können, während die Bord-KI ihnen seichte Unterhaltung in die Schläfenimplantate streamte. Apropos Bord-KI.
„Wo ist ADA?“, fragte Leif.
„Die ist vorhin schon nach draußen geschwebt, um ein paar Dichtungsringe für die Chronos zurechtzuschweißen. Sie wollte ihren Laser nicht im Zelt benutzen.“
„Auch besser so … ah, sie kommt zurück!“
Ein großes, rundes Ding drückte die Eingangsplane beiseite und blieb vor Zheng in der Luft stehen.
„Guten Morgen!“, sagte ADA. „Die Obere Schamanin möchte zu euch. Ich dachte, ich komm lieber mit zum Dolmetschen.“
Ein schmuckbehangener Reptilienkopf mit kleinen schwarzen Augen bahnte sich seinen Weg durch die Eingangsspalte.
„Hallo, Schamanin! Tretet ein!“
Die Schamanin kam herein, verneigte sich bis zum Boden und griff mit einer ihrer Klauen in den Umhängebeutel, der unter einem Vorhang aus Halsketten baumelte. Zheng kniff schon die Augen zu. Die Schamanin warf ihm eine ganze Hand voll von diesem türkisenen Pulver ins Gesicht, dann eine Ladung auf Leif und eine gegen ADAs Gehäuse.
„Wir müssen denen mal sagen, dass wir lieber eine andere Form der Ehrerbietung hätten“, sagte Zheng, während er sich das Zeug aus dem Gesicht wischte.
Die Schamanin gab ein Gemurmel aus Zisch- und Knacklauten von sich.
ADA, die mittlerweile den Großteil der Hisskrrr-Sprache entschlüsselt hatte, übersetzte:
„Gepriesen sei Zrrak! Ich wünsche den Propheten einen wundervollen Tag! Bitte erlaubt mir, Euch eine Dienerin zur Seite zu stellen. Es ist meine beste Novizin!“
Sie zischte etwas zu den Wachen vor dem Zelt. Eine Artgenossin kroch herein, so tief verneigt, dass sie vom Kinn bis zum Oberkörper auf dem Boden rutschte. Sie hielt vor Zhengs Füßen. Ihr Eidechsenschwanz zitterte vor Aufregung.
„Hallo … freut mich!“, grüßte Zheng, „Äh, wie heißt du denn?“ ADA übersetzte in die Sprache der Hisskrrr.
Das junge Weibchen flüsterte einen Namen, der eine menschliche Zunge verknotet hätte. Er klang aber so ähnlich wie Saskia.
„Okay, Saskia … Dann willst du uns also helfen?“
Die Schamanin sprach:
„Die Propheten mögen wissen, dass es ihnen im Namen unserer Hohepriesterin an nichts fehlen wird! Eigentlich ist es der Auftrag meiner Novizin, die heiligen Weisheiten auf frischen Schriftrollen für die Nachwelt zu übertragen. Doch selbst die niedersten Arbeiten stehen über allem anderen, wenn sie den Propheten zum Wohl gereichen!“
„Äh … wie nett! Na, dann mal vielen Dank! Du kannst jetzt übrigens wieder hochkommen!“
Saskia richtete sich auf. Sie reichte Zheng nicht einmal bis zum Bauchnabel. Zheng griff in den Beutel mit türkisenem Staub, den man ihnen geschenkt hatte, und warf den Staub im Bogen quer über die Schamanin und Saskia. Der Staub verfing sich im Federflaum auf dem Rücken des Jungtieres und ließ ihn türkis glitzern.
Eine Spionin, dachte Leif. Meinetwegen. Das arme Ding wird sich nur langweilen.
Zum Frühstück gab es wieder das Fleisch, das an Hähnchen erinnerte. Danach wurden sie zusammen mit der Schamanin in Sänften zum Sumpf getragen. Die bronzenen Helme der Leibwächter glänzten in der Sonne mit ADAs Solarpanelen um die Wette. Saskia trippelte hintendrein. Sie kamen am Palmenwald mit den Zelten der Arbeiter vorbei, oder Untertanen, wie sie Leif sarkastisch nannte. Direkt nebenan war eine Gruppe von Stämmen in den Boden gerammt, aus denen monströse Stacheln ragten. Unglückselige Hisskrrr waren an die Stämme gefesselt, so dass sich die Stacheln in ihre Leiber bohrten. Geronnenes Blut klebte am Holz. Manche der Echsenschwänze zuckten, andere hingen nur noch schlaff herab. Davor prangte eine Holztafel mit Schriftzeichen der Hisskrrr-Sprache: Frevler.
„Die hängen da allein wegen uns“, raunte Leif.
Zheng schaute betreten, zuckte aber mit den Achseln. „Das war nicht unsere Idee! Wir haben nie verlangt, dass sie sich gegenseitig foltern oder aufspießen!“
„Aber du hast ihnen erzählt, dass sie in den ewigen Abgrund der Nacht geworfen werden, wenn sie nicht tun, was wir sagen!“
„Hättest du denn eine bessere Idee?! Wir sind immerhin in einer Notlage! Außerdem sagte die Schamanin, dass sie das eh mit jedem machen, der nicht dem Willen von Zrrak gehorcht.“
„Die da werden nur gefoltert, weil sie nicht schnell genug gespurt haben! Außerdem hätten wir sie vielleicht auch ohne Drohung um Hilfe bitten können!“
„Ich weiß, ich finde es ja auch abartig! Aber stell dir mal vor, die würden den Respekt vor uns verlieren. Dann können wir unsere Startrampe alleine bauen oder werden am Ende noch selber aufgespießt! Denk dran: Nur wenn sie uns fürchten, helfen sie uns!“
Sie erreichten die Absturzstelle. Die Arbeiter kamen allmählich voran: Der Rumpf der Chronos ragte jetzt schon fast vollständig aus dem Morast. Hunderte Echsenhände schafften von früh bis spät Steine heran, die sie unter die Unterseite steckten, bis eine Rampe gewachsen war.
Die Sänften wurden unter einem Baldachin abgestellt, von wo aus die „Propheten“ das Treiben überwachen konnten. Die Schamanin leistete ihnen Gesellschaft, und die Wachen bildeten einen Ring um die Gruppe. ADA sprach: „Wenn es jetzt nichts mehr zu dolmetschen gibt, mache ich mit den Reparaturen weiter.“
„Nö. Kannst loslegen.“
Sie schwebte bis zur Deckenluke der Chronos, entriegelte sie mit einem ihrer Roboterarme und verschwand im Inneren. Saskia kam mit einem Fächer aus großen Federn angeflitzt und verjagte damit die Moskitos. Gute Idee! Leif wunderte sich ohnehin, dass sie sich noch nicht durch einen der Mückenstiche mit Fieber angesteckt hatten. Ob sich das Immunsystem des Menschen noch an die Erreger aus grauer Vorzeit erinnerte? Oder war all das hier schon ein Fiebertraum? Leif schloss die Augen und erinnerte sich an den Tag ihrer Ankunft.


„Scheiße! Wie konnte das passieren?!“ brüllte Leif, nachdem sie sich aus der Rettungskapsel befreit hatten. Nicht gerade eine „Ein kleiner Schritt für mich“-Rede, aber passend.
Der Fallschirm hing wie ein achtlos dahingeworfenes Handtuch in den Baumkronen.
ADA antwortete: „Der Krissof-Parameter war um 1,287 hoch minus 10 Femto-Farnsworth zu hoch. Wir sind dadurch zu früh und zu dicht an der Erde herausgekommen.“
„Wie viel zu früh?“
„37 Tage.“
Zheng rief nur „Kacke, Kacke! So eine riesengroße Kacke!“
Er ließ sich auf einen umgekippten Baumstamm fallen und schleuderte einen Stein in einen Farnbüschel.
Leif sah sich um. Sie waren auf einer bewaldeten Anhöhe heruntergekommen. Ein Dschungel erstreckte sich bis zu einer Hügelkette am Horizont. Die Sonne stand hoch am Himmel und es war schwül. In der Ferne musste es einen Waldbrand geben, denn dort stieg eine Rauchsäule auf.
Warum hatte er nicht einfach „Nein“ gesagt!
Scheiß auf „Du bist unser Gesicht! Du warst der Teamchef der ersten bemannten Zeitreise der Menschheit! Du hast der Welt die 3D-Satellitenbilder vom Bau der Cheops-Pyramide präsentiert! Du
musst einfach auf Mission zwei dabei sein!“
Dabei wären sie schon beim ersten Mal fast draufgegangen, als die E-R-Brücke instabil wurde. Und die reichte nur ein paar tausend Jahre zurück. Zufällig war es einem Supercomputer kurz danach gelungen, den Einschlag des Chicxulub-Meteoriten bis auf wenige Monate genau zu datieren.
Diesmal werden wir Ihnen Livebilder vom Ende der Dinosaurier zeigen! Wir schicken unser Team zum Weltuntergang und zurück!
Oder auch nicht. 66 Millionen Jahre. Die längste E-R-Brücke durch die Raumzeit, die je generiert wurde. Und fürs Prestige gleich wieder bemannt. Der reinste Irrsinn!
Leif fasste sich erst an die Schürfwunde an der Wange, dann an sein Schläfenimplantat.
„ADA, mein N-Imp muss kaputt sein! Ich höre deinen Datenstrom nicht.“
„Meins auch … So eine Kacke!“, fluchte Zheng.
„Den Transmitter konnte ich leider nicht retten. Wir müssen uns also verbal verständigen. Aber ich konnte meine gesamte Bord-KI hier ins Modul laden!“
Sie tippte sich mit einem ihrer Greifarme gegen das Gehäuse.
„Und weißt du auch, wo die Chronos runtergekommen ist?“
„Der letzten Flugbahnaufzeichnung nach zu urteilen in etwa 45 Kilometern in dieser Richtung.“
ADA zeigte zum Horizont.
„Wir müssen dort hin. Das ist unsere einzige Chance!“
Zheng sah ihn an.
„Unsere einzige Chance? Und was sollen wir machen, wenn wir da sind?“
„Mit etwas Glück ist der Kondensator noch intakt. Dann können wir eine neue E-R-Brücke erzeugen.“
„Auf der Erde? Bist du wahnsinnig?!“
„Natürlich nicht. Wir müssen zurück ins All. Es ist genug Reservetreibstoff für eine Notlandung in den Tanks, also könnten wir ...“
„Für eine kontrollierte Landung! Nicht, wenn das Ding einfach vom Himmel fällt! Oder glaubst du, das wartet da in Startposition auf uns?!“
„Vielleicht war der Autopilot noch lange genug aktiv für eine saubere Landung. Außerdem würde eine Rettungsmission zuerst die Fähre suchen.“
Zheng machte eine verächtliche Handbewegung.
„Wie sollen die uns finden? Die wissen doch nicht mal, wo und wann wir rausgekommen sind!“
Da hatte er leider recht. Außerdem wäre es für das Konsortium wirtschaftlicher, diesen Fauxpas einfach kleinzureden.
Leif sah Zheng fest in die Augen.
„Es ist trotzdem unsere einzige Möglichkeit, zurück ins 22. Jahrhundert zu kommen! Außerdem sind unsere Vorräte dort. Oder willst du Käfer essen?“
„Werden wir ja wohl erstmal müssen … 45 Kilometer sind weit. Wenn wir das überhaupt überleben. Das ist das verfluchte Mesozoikum!“
ADA erklärte: „Ich habe eben den Selbstcheck meines Außeneinsatzmoduls beendet: Alle Systeme sind intakt! Ich kann also navigieren und Pflanzen und Pilze auf ihre Bekömmlichkeit hin analysieren. Und meine Laserwerkzeuge kann ich zur Abwehr bedrohlicher Fauna einsetzen. Bis zu einem gewissen Grad, jedenfalls.“
Bedrohliche Fauna,“ kommentierte Zheng. „Du meinst, wenn der T-Rex ein Baby ist. Aber okay, es bleibt ja sonst nix übrig.“
Die erste Begegnung zwischen Homo sapiens und einem lebenden Dinosaurier war enttäuschend undramatisch.
Die Chrononauten waren stundenlang durch Dschungeldickicht gewandert. Ab und zu hatte es im Gebüsch geraschelt, und hin und wieder huschten Vögel durch die Wipfel. Es hätte auch ein Dschungel in moderner Zeit sein können. Nur die Vögel sahen etwas merkwürdig aus.
Dann stießen sie auf eine große Lichtung.
„Halt!“, rief ADA. „Ich sehe auf meinem Infrarotscan Großwild direkt vor uns!“
Der Waldrand schräg gegenüber begann zu rascheln und zu knacken. Blätter zitterten. Leif und Zheng hielten die Luft an. Ein Hadrosaurus trat ans Licht.
„Sieh mal!“, flüsterte Leif. Er hatte Angst, obwohl sein innerer Zehnjähriger Freudensprünge vollführte. Ein echter Dino!
Der Koloss hob seinen Kopf und röhrte wie ein Nebelhorn. Ein weiterer Artgenosse kam zum Vorschein. Dann noch einer. Und noch einer.
„Das ist eine ganze Herde! Wir müssen warten, bis sie weg sind. Nicht, dass einer dumm danebentritt, wenn wir an ihm vorbeilaufen!“, sagte Zheng.
Die Saurier dachten nicht daran, weiterzuziehen. Sie lagen in der Sonne oder mampften an ein paar Palmfarnen.
Leif hätte diese Tiere bis zum Abend bestaunen können, aber Zheng war sichtlich angespannt. Irgendwann sagte er: „Pflanzenfresser hin oder her, so nah dran ist riskant. Lass uns einen anderen Weg suchen!“
Sie entschieden sich für eine Route nahe eines felsigen Hügels. Im Weggehen drehte sich Leif nochmal zur Herde um.
„Schau mal, der eine da! Sieht aus, als habe er einen Speer in der Wade stecken!“
„Ja,“ meinte Zheng. „Ist wohl auf einen langen Ast gefallen oder so.“
Die Sonne warf schon lange Schatten, doch es war immer noch warm. Die Gestrandeten machten Rast in einer Erdmulde. Vielleicht lag es am ungewohnten Sauerstoffgehalt der Luft, vielleicht an der Anstrengung, aber ihnen war etwas schwummrig zumute. Erst jetzt spürten sie den Durst in ihren Kehlen. ADA scannte die Umgebung nach Wasservorkommen, schaufelte sich mit einem ihrer Greifwerkzeuge etwas Sand in die Zufuhröffnung ihres Allzweckdruckers, schmolz den Sand zu einer Karaffe und schwebte damit zu einem nahegelegenen Bach. Als sie wiederkam, hatte sie das Wasser bereits in ihrem Erhitzer abgekocht.
Nachdem Leif ein paar Schlucke genommen hatte, fragte er:
„Wo sind wir eigentlich? Geografisch, meine ich?“
„Nordamerikanischer Kontinent. Auf dem Gebiet des späteren Colorado“, antwortete ADA.
„Das heißt, diese Hügel hier werden mal die Rockys?“
„Ganz genau!“
Leif reichte die Karaffe an Zheng, doch plötzlich stockte er. Er starrte in die Ferne.
„Was ist?“
„Da hinten, auf dem Vorsprung, das sieht wie eine Ruine aus!“
„Diese Felsanomalie weist in der Tat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Architektur auf, kann aber keine sein“, erklärte ADA.
„Sicher? Weil für mich sieht das auch wie ein Gebäude aus!“, meinte Zheng.
„Unrealistisch. Die Wahrscheinlichkeit, in dieser Ära auf künstliche Strukturen zu treffen, ist praktisch null.“
„ADA, jetzt komm mal weg von deinen Statistiken. Ich weiß, was ich sehe. Das ist eine Burg!“


Endlich standen sie davor. Selbst wenn sie noch Puste gehabt hätten, wären sie sprachlos gewesen.
ADA hatte noch im Tal auf Leifs Geheiß hin Bilder mit Zoom gemacht und sie auf ihrem Display gezeigt. Trotz ihrer Erschöpfung waren die Männer sofort den Hang hinaufgestiegen.
Eine kreisrunde Mauer aus Naturstein ragte vor ihnen auf. Durch einen Torbogen konnte man im Innenbereich ein kleineres, sechseckiges Gemäuer sehen, dessen Kuppel im Abendrot glühte.
Zheng fand als erster die Worte wieder: „Vielleicht waren das Leute von einer späteren Zeitmission, die aber weiter als wir zurückgereist sind.“
Er flüsterte, als würde er sonst einen Drachen wecken.
„Wenn ja, dann sind sie vor Kurzem noch hier gewesen. Der Weg sieht ausgetreten aus. Siehst du hier irgendwelche Lebenszeichen, ADA?“
ADA flog einen großen Bogen um den Bau und kehrte wieder zu den Männern zurück.
„Laut dem Infrarotscan sind wir alleine.“
Das innere Gebäude hatte eine rechteckige Öffnung, die wie ein Eingang aussah. Dahinter Dunkelheit.
„Sollen wir reingehen?“, fragte Zheng.
Die Männer mussten sich ducken, um hindurch zu passen. Danach wurde die Decke wieder höher. ADA ließ den Kegel ihres Scheinwerfers an den Wänden entlanggleiten. Ringsum waren Schriftzeichen eingraviert. Alle paar Meter wurde der Text durch ein buntes Wandrelief unterbrochen. An der hinteren Wand, direkt gegenüber dem Eingang, stand eine Statue mit ausgebreiteten Flügeln und dem Kopf eines Flugsauriers. Vor dem Sockel des Idols stand ein steinernes Becken, dessen Abflussrinne Spuren einer dunklen, getrockneten Flüssigkeit enthielt.
„Ist das ein Altar?“
„Sieht fast so aus. Vielleicht ist das so was wie ein Tempel“, bemerkte Zheng. „Und hier: Die Figuren in den Reliefbildern sehen aus wie die kleinen Saurier, von denen die Vögel abstammen. Nur mit weniger Federn und einem runderen Kopf!“ In der Tat. Manche trugen Gewänder, andere hielten etwas, das wie ein Zauberstab aussah.
Leif raunte: „Was wäre, wenn das hier keine Menschen waren? Was, wenn es vor uns schon einmal intelligentes Leben auf der Erde gegeben hat?“
„Wie wahrscheinlich ist das denn bitte?“, protestierte Zheng.
„Wie wahrscheinlich ist es, dass Schimpansen von den Bäumen klettern, ihr Fell verlieren und kurz darauf Mondraketen bauen?“
„Wieso wissen wir dann nichts von denen?! Die müssten doch Spuren hinterlassen haben!“
„Wenn sie wie wir Megatonnen an Giftstoffen in die Umwelt geblasen und in großem Stil die Bodenschätze geplündert hätten. Aber vielleicht haben sie es nur bis in die Bronze- oder Steinzeit geschafft. Über 60 Jahrmillionen lassen ganze Berge zerfallen. Und Menschengemachtes erst recht… oder von wem auch immer Gemachtes. Selbst die Pyramiden werden nach ein paar Millionen Jahren nur noch Geröllhalden sein.“
„Saurierskelette und Muschelschalen sind nicht so stabil wie Berge, und man findet sie trotzdem.“
Leif strich mit den Fingern an den Reliefs entlang.
„Das meiste findet man eben nicht. Jedes Fossil, das wir ausgraben, ist wie ein Lottogewinn. Es gibt davon nur so viele, weil es auch sehr viele Organismen gibt. Irgendwelche Gebäude oder Artefakte sind viel seltener. ADA, kann dein Algorithmus diese Zeichen entschlüsseln?“
„Ich kann es versuchen.“
Sie brauchte eine Weile. Dann erklärte sie:
„Hier steht: Am Anfang gab es nur Dunkelheit beziehungsweise Nacht. Darin flog ein Wesen. Offenbar das auf dem Bild darüber.“ Die Darstellung zeigte einen stilisierten Flugsaurier. Darüber wiederum ein auffälliges rotes Schriftzeichen. „Das steht wohl für eine Art höchstes Wesen … Eines Tages entdeckte das Wesen in der ewigen Nacht ein Irrlicht und verliebte sich darin. Doch das Irrlicht wollte nichts von dem Gott wissen. Also sang der Gott einen Liebesgesang in die Dunkelheit. Daraufhin entstanden die Sterne. Das Irrlicht war beeindruckt und wuchs ein Stück. Der Gott sang einen noch schöneren Liebesgesang, daraufhin entstand der Mond. Das Irrlicht wurde noch etwas größer. Dann baute der Gott ein Nest, das war die Erde. Da wurde das Irrlicht so groß und hell, dass es zur Sonne wurde. Der Gott und die Sonne zeugten viele Nachkommen, die fortan im Erdnest lebten. Irgendwann verließ der Gott die Sonne, die alleine die Wesen auf der Erde wärmte. Und wie aus Eiern in einem Nest neue Wesen schlüpfen, so wird auch aus den Wesen der Erde etwas Schöneres und Erhabeneres hervorgehen. Aber nur, wenn die Wesen reif sind. Eines Tages wird der Gott wiederkehren und mit seinem Auge auf die Erde herabsehen. Wenn er sieht, dass seine Kinder reif sind, wird er einen neuen Gesang anstimmen und alle Lebewesen werden mit ihm vereint und von da an in einem Zustand leben, den man mit Paradies oder Himmel übersetzen könnte. Doch wer nicht reif ist, wird aus dem Nest gestoßen, hinein in die ewige Nacht.“
Plötzlich drang von draußen ein Geräusch herein. Es klang wie das Gekoller eines Truthahns, nur kürzer und aggressiver. Die Chrononauten rissen die Köpfe herum. Es schien kein Abendrot mehr durch die Türöffnung, sondern blaues Dämmerlicht.
„Was war das?“
Das Getrappel vieler Füße war zu hören. Orangener Fackelschein verdrängte die Dämmerung. Schatten tanzten vor dem Eingang.
„Verdammt! Was ...“
Zwei Gestalten drängten sich durch den Eingang, gefolgt von weiteren. Sie waren klein, geduckt und eindeutig nicht menschlich. In ihren Klauen hielten sie Lanzen, eines von ihnen hatte eine Fackel. Sie ähnelten den Fabelwesen, die auf den Reliefs dargestellt waren, doch diese hier atmeten. Draußen warteten noch mehr. Die Männer wichen immer weiter zurück, bis ihre Rücken gegen die Wand stießen.
Auch die Wesen schienen verstört, sie zischten und fauchten untereinander, starrten die Eindringlinge aber unentwegt an. Schließlich pirschten sie näher, die gesenkten Lanzenspitzen kamen gefährlich nahe.
Da sauste ein heller, roter Punkt vor den Wesen über den Boden und über ihre Lanzen. Die Spitzen der Lanzen fielen klirrend zu Boden, und die Wesen schauten verdutzt auf die abgeschnittenen Stäbe mit einem Scheibchen Glut am Vorderende. ADA hatte ihr Laserwerkzeug eingesetzt.
„Super, ADA!“, rief Zheng. „Und jetzt halte voll drauf!“
„Halt! Das sind zu viele!“, rief Leif, „Keinesfalls noch wütender machen!“
Doch dafür war es wohl schon zu spät. Immer mehr bewaffnete Wesen schoben sich in das Gewölbe. Manche trugen Armbrüste. Da durchflutete rotes Licht den Raum. Die Männer erschraken, und die Echsen warfen sich auf den Boden als wäre Fliegeralarm. An der Decke loderte ein flammendes Symbol, geformt aus blutroter Glut. Es war das Schriftzeichen für den obersten Gott. Ein Lichtkegel ströhmte aus ADAs Projektor zur Decke.
„Jawoll, ADA!“, wisperte Zheng.
Die Echsen waren wie hypnotisiert.
ADA wechselte das Schriftzeichen.
„Was machst du jetzt?“, fragte Leif.
„Ich vermittle ihnen eine Botschaft, angelehnt an den Text von der Wand und in der selben Schrift! Ich schreibe: Von Gott – urteilen, wer ins Paradies – Gott nicht böse, wenn Hilfe.“
Die Echsen tuschelten in animalischen Lauten. Keine wagte es, sich zu rühren.
Zheng lachte. „Und jetzt noch eine fotorealistische Animation! Die Sonne in Nahaufnahme oder sowas!“
Der Raum wirkte taghell, als ADA das Video eines fast schon kitschig anmutenden Bergmassives generierte und dahinter eine übergroße Sonnenkugel aufgehen ließ. Sie versah die Sonne mit Lichtbögen und Plasmaauswürfen, die keine vorindustrielle Zivilisation je zu Gesicht bekommen hatte. Die Sonne wanderte zum höchsten Punkt der Kuppeldecke und loderte dort wie ein ungebändigter Gott. Dazu spielte ADAs Soundbox ein Grollen ab, donnernd und vibrierend wie die Stimme des Allmächtigen, die die Gebote vom Berg herab verkündet. ADA beendete die Show mit einem Lichtblitz, der den gesamten Raum ausfüllte. Dann war es wieder dunkel. Und still.
„Du hast sie! Du hast sie!“, frohlockte Zheng.
Leif staunte, dass ihre Bord-KI zu so viel Drama fähig war.
Von da an waren sie Propheten.


Seitdem hatte sich viel getan.
Sie wussten jetzt, dass der oberste Gott Zrrak hieß und ab und zu auch mal Appetit auf ein Tieropfer hatte.
Das Röhren eines der Triceratopse holte Leif ins Jetzt zurück.
Durch den Körpereinsatz dieser Tiere war es den Hisskrrr vor Kurzem gelungen, die Chronos aus dem tiefen Morast an eine seichtere Stelle zu ziehen, bis es das Gelände nicht weiter zuließ. Seitdem standen die Tiere in einem mächtigen Pferch nicht weit von der Absturzstelle und kauten den ganzen Tag gelangweilt auf Zweigen. Der Hisskrrr-Name für Triceratops war Kchruu. Die Nackenschilde über ihren gehörnten Gesichtern leuchteten bunt wie prähistorische Pfauenräder.
Saskia sprang an Leifs Seite und fragte ihn, ob er etwas essen wollte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel.
„Nein, danke. Im Moment nicht“, antwortete Leif.
Also probierte sie es bei Zheng.
„Nein, Saskia. Immer noch nicht. Habe ich doch vorhin schon gesagt.“
Das junge Weibchen wollte aber unbedingt seine Dienstbarkeit unter Beweis stellen.
Schließlich sagte Zheng: „Dann geh doch … geh zurück zu unserem Zelt und feg den Sand aus.“
Saskia wippte zweimal mit dem Kopf und huschte davon.
Wenn die alte Schamanin sie tatsächlich als Spionin einsetzt, dann so geschickt, dass Saskia es selbst nicht merkt, dachte Leif.
Es war Nachmittag, als ADA aus der Fähre zum Baldachin hinunterschwebte.
„Und? Kommst du voran?“, fragte Zheng.
„Also“, sprach ADA, „die ventralen Triebwerke haben zu viel Schlamm abgekriegt, die bekomme ich nicht sauber. Aber wenn die Rampe hoch genug ist, können wir immer noch mit den restlichen Triebwerken senkrecht starten.“
„Gut, dann also mehr Steine drunter legen. Was noch?“
„Antigrav-Kammer 2 ist irreparabel. Aber die 1 und die 3 gehen noch.“
„Dann haben wir keine Reserve. Wird für einen Flug aber reichen.“
„Den Haarriss in der inneren Ummantelung allerdings...“ ADA simulierte einen sorgenvollen Tonfall, „konnte ich nicht vollständig schließen. Wenn ich den nicht großflächig mit einer Eisen-Molybdän-Legierung versiegele, wird die Hülle durch die Scherkräfte in der E-R-Brücke brechen. Molybdän kann ich aus der defekten Antigrav-Kammer herausschmelzen, aber wir haben nicht mehr genug frei verfügbares Eisen.“
„Hmm. Vielleicht können die Hisskrrr welches beschaffen.“
„Naja. Ich habe bisher kein Eisen im Gebrauch der Hisskrrr entdeckt. Außer ...“ ADA zeigte auf die rechte Hand der Oberen Schamanin. „... ihrem Siegelring. Er besteht laut meinem Scan zu 61 Prozent aus Eisen.“
Die Alte war eingeschlafen. Ihr Reptilienkopf war nach hinten über die Lehne gekippt, und ihr Maul klaffte weit offen, so dass man die vielen spitzen Zähnchen hätte zählen können. Mit jedem Atemzug zischte sie wie ein undichtes Fahrradventil.
„Fragen wir sie mal, woher sie den Ring hat.“
Zheng wackelte an der Schulter der Echsenfrau. Das Zischen hörte auf, ihr Kopf kam aus der Versenkung hervor. Sie gab ein Fauchen von sich, bis sie sah, wer zu ihr sprach. Zheng stellte seine Frage, ADA übersetzte.
Die Schamanin sprach: „Das meiste Eisen, das sich im Land der Hisskrrr befindet, kommt aus den Ländern der nördlichen Reiche, vor allem aus dem Reich Zaszouuch.“
„Wie weit ist das weg? Oder besser: Wie schnell können wir welches von dort bekommen?“
Saskia kam den Weg entlanggerannt und stoppte vor Zheng.
„Oh mein Prophet! Ich ...“
Diesmal versteckte Zheng seine Ungeduld nicht.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du zum Zelt sollst! Jetzt warte bitte, bis ich mich fertig unterhalten habe!“
Das Echsenmädchen schwieg, aber sein linker Fuß wippte nervös auf und ab.
„Wenn wir eine Karawane heute losschicken und wir das Metall sofort mitnehmen würden“, erklärte die Schamanin, „wäre es in ungefähr fünfzehn Tagen hier.“
„Dann schickt bitte eure Händler noch heute los!“
Die Schamanin machte einen rollenden Guturallaut.
„Das geht nicht so einfach. Das Reich Zaszouuch ist bevölkert von Ketzern und Ungläubigen. Das sind unsere Erzfeinde seit Generationen. Allein die Hohepriesterin kann darüber verfügen, wer wann einen Gesandten dorthin schicken darf.“
„Könnt ihr nicht einen Eilboten zur Hohepriesterin schicken? Ihr macht das doch ständig!“
Wieder der rollende Laut.
„Unter uns: Sie betrachtet Euch mit Argwohn. Solange Zrrak noch im Himmel war, war sie die unangefochtene Herrscherin aller Gläubigen. Aber jetzt kommt ihr auf die Erde und alle Gläubigen verneigen sich nun vor Euch statt vor ihr. Und außerdem hat sie Euch noch nicht einmal gesehen. Bitte verzeiht, wenn ich es so offen sage, aber sie kann nicht wissen, ob wir nicht einem Schwindel aufsitzen.“
„Und wenn wir zu ihr gehen?“
Saskias Fuß wippte immer heftiger. Sie unternahm einen neuen Versuch, den Mund zu öffnen.
„Verdammt, Saskia!“, entfuhr es Zheng. „Ich sagte: Nicht jetzt!“,
„Möglich,“ sagte die Schamanin. „Ich weiß aber nicht, ob sie Euch empfangen würde. Und ich würde an Eurer Stelle nicht ohne Einladung an ihr Tor klopfen. Das ist ein gut gemeinter Rat ...“
Zheng legte das Kinn auf seine Faust.
„Wir müssen sie irgendwie dazu bringen, uns zuzuhören! Wir haben nicht viel Zeit! Vielleicht, wenn wir … Herrgott Saskia! Jetzt reicht's mir aber! Was willst du denn verdammt nochmal?!“
Saskia senkte ihr Haupt und murmelte: „Verzeiht tausend mal, mein Prophet! Aber ich soll Euch dringend rufen. Der General der Hohepriesterin ist hier. Er will Euch zu ihrem Palast bringen!“


Der Platz vor dem Zelt der Chrononauten sah vor lauter aufrecht stehender Lanzen aus wie ein Nagelbrett. Zwei Triceratopse, behangen mit weiten Kettenharnischen, ragten aus dem Soldatentrupp heraus wie Berge. Auf ihren Nackenschilden prangten Bronzeplatten mit dem Wappen der Hohepriesterin.
Der General stand mit seiner Leibwache vor dem Zelt. In seinen roten Schwanzfedern, die alle männlichen Hisskrrr zierten, waren Reihen goldener Ringe eingeflochten. Er ließ aus einem Schriftstück verkünden, dass die Hohepriesterin sich selbst ein Bild von den Propheten machen mochte und sie sie darum einlud, sich mit ihnen von Antlitz zu Antlitz am Hof in ihrer Residenzstadt Sokkrru über die Botschaften von Zrrak auszutauschen.
Zheng nahm Leif zur Seite.
„Leif, das kommt wie bestellt! Wir gehen mit und fragen sie, ob sie uns Eisen organisieren kann!“
Leif schürzte die Lippen. „Und du meinst, das wird sie uns geben? Einfach so? Wenn sie nicht überhaupt etwas ganz anderes vorhat. Anscheinend sind wir ihr ja nicht sehr geheuer!“
„ADA wird natürlich dabei sein, allein schon fürs Übersetzen. Wenn die Priesterin uns Ärger macht, bekommt sie es mit dem Laser zu tun. Ist zudem eine gute 'Verhandlungsbasis'.“
„Würde für uns wahrscheinlich auch nicht gut ausgehen.“
„Dann bieten wir eben eine Gegenleistung an. Ich meine, wir müssen die nicht zwingend einhalten, weil … naja, die haben nun mal nicht mehr lange!“
„Oh Mann … Und an was denkst du?“
„Keine Ahnung … Irgendwas mit ewigem Paradies oder sowas. Aber sieh zu, dass wir das Metall schnell bekommen!“
Leif sah rüber zu den Echsengesichtern, die sie voller Erwartung anblickten.
„Okay. Ich schätze, viel mehr Optionen haben wir nicht!“
Sie entschieden sich, dass einer zurückbleiben sollte, um die Absturzstelle zu überwachen. Die Wahl fiel auf Zheng, da er das größere Ingenieurswissen hatte. Einen Dolmetscher bräuchte er kaum, da er die meiste Zeit den Hisskrrr beim Steineunterlegen zuschauen würde. Zheng schlug vor, dass auch Saskia mit nach Sokkrru reisen sollte, „weil sie bestimmt einen guten Draht zur Hohepriesterin“ hätte. In Wahrheit ging sie ihm aber wohl einfach auf die Nerven.
Am nächsten Morgen wurden die beiden Triceratopse mit frischen Vorräten bepackt. Auf ihren breiten Rücken waren jeweils mehrere Sitzpolster mit einem kleinen Baldachinen darüber festgeschnallt. Auf dem einen Kchruu würde der General mit seiner Leibwache platznehmen, der Rücken des anderen war für Leif, ADA und Saskia reserviert. Strickleitern hingen herab, über die die Passagiere zusteigen konnten.
Als sie sich von Zheng und der Schamanin verabschiedeten, sagte Letztere:
„Ich bete für unsere Propheten für eine angenehme und sichere Reise, und dass sie die Hohepriesterin im Namen meines Ordens honorieren mögen!“
ADA fuhr hoch und hielt vor den Gesichtern der beiden Männer.
„Ich habe euch neulich versprochen“, sagte sie, „dass ich euch die Daten in eure N-Imps lade, wenn ich geschätzte 85% der Alltagssprache der Hisskrrr decodiert habe. Ich habe soeben honorieren entschlüsselt. Damit sind die 85% voll! Haltet bitte kurz still!“
ADA fuhr aus einer ihrer Öffnungen ein Kabel heraus, das sich erst mit Leifs, dann mit Zhengs Schläfenimplantat verband. Die Hisskrrr sahen gebannt zu.
„Ihr solltet ab jetzt das meiste Gesprochene verstehen können. Selber zu sprechen könnt ihr auch versuchen, aber die Mehrzahl der Laute ist für menschliche Stimmorgane ungeeignet.“
Die Soldaten hatten zwei riesige Armbrüste auf Holzwägen bei sich, die von den Triceratopsen gezogen wurden.
„Wofür sind die denn?“, fragte Leif.
„Natürlich um uns gegen den bösartigen Rrrerroch zur Wehr setzen zu können“, erklärte der General.
Rrrerroch war keines der Worte, die ADA schon entschlüsselt hatte, aber Leif hatte eine Vorahnung. Dann zogen sie los.
Es ging in die Wildnis. Und davon gab es reichlich.


Der urzeitliche Frühling ließ die Wälder ringsum in allen Farben schillern. Ein fruchtiges Aroma lag in der Luft und alles brummte und vibrierte. Die Reise führte sie durch blühende Flussauen und malerische Felsschluchten. Leif fragte sich, wie viele Welten die Erdoberfläche schon beherbergt hatte, ehe sie alle vom Sand der Zeit abgeschliffen worden waren. Ab und an sahen sie langhälsige Pflanzenfresser oder Triceratopsherden in der Ferne dahintraben, und einzelne Flugsaurier zogen hoch oben ihre Bahnen. Doch sonst bekamen sie die großen Saurier kaum zu Gesicht. Entweder verteilten sie sich über ein großes Areal, oder die Hisskrrr wussten ihnen geschickt aus dem Weg zu gehen.
„Zoom bitte ran und mach Aufnahmen!“, sagte Leif zu ADA.
„Das tue ich schon die ganze Zeit!“, antwortete sie.
Hier und da verrieten Rauchsäulen, wo Dörfer der Hisskrrr lagen. An einigen von ihnen machte der Trupp Rast, natürlich nicht ohne reichlich mit türkisenem Staub beworfen zu werden. Am vierten Tag erschienen hühnenhafte Umrisse am Horizont. Beim Näherkommen entpuppten sie sich als riesige Statuen, drei an der Zahl und so hoch wie der Felshang, aus dem sie herausgehauen worden waren. Sie zeigten Fantasiewesen, doch ihre verwitterten Gesichter trugen die Züge von Hisskrrr. Rechts und links davon ragten Reihen mächtiger Säulen aus dem Urwald, hoch wie Türme und hell wie Alabaster. Sie mussten einst das Dach eines monumentalen Bauwerks getragen haben. Nichts Vergleichbares hatte Leif bisher bei den Hisskrrr gesehen. Er fragte, ob sie näher an den Ruinen vorbeiwandern könnten.
„Das sind die Drei Hexenmeister, wir gehen da nicht hin“, erklärte Saskia. „Als die Erde jung war, konnten sie es nicht abwarten, bis Zrrak sie mit zu sich in den Himmel nimmt. Darum wuchsen sie durch dämonischen Zauber immer höher, um selbst den Himmel zu erreichen. Zur Strafe verwandelte Zrrak sie in Stein. Seitdem ist der Ort verflucht.“ Leif staunte, aber schmunzelte zugleich in sich hinein. Sicher kein Zauber, sondern eine untergegangene Hochkultur der Hisskrrr hatte diese Wunderwerke errichtet. Wenn die wüssten, wozu sie fähig wären, wenn sie ihr dunkles Zeitalter überwinden würden. Aber dazu würde es nicht kommen. Es herrschte unausgesprochene Einigkeit unter den Chrononauten, dass sie die Hisskrrr in süßem Unwissen über ihr Schicksal belassen würden. Manchmal musste Leif den Drang bekämpfen, es einfach herauszuschreien.

Am sechsten Tag wurden die Dörfer häufiger, die Hütten zahlreicher und schließlich durchquerten sie das Stadttor von Sokkrru. Zwischen mehrstöckigen Lehmgebäuden und zahlreichen Tempeln waren die Straßen randvoll von Hisskrrr. Anscheinend war gerade Markttag. Leif und ADA verhüllten sich bis auf kleine Sehschlitze mit Leintüchern, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ihnen kamen andere Triceratopse entgegen, die Fuhrwerke groß wie Häuser zogen, vollbeladen mit gefällten Bäumen oder dem Saatgut für ganze Felder. Nachdem der Trupp sich durch die Menge bugsiert hatte, standen sie vor dem Palast. Seine Mauern überragten alles andere. Ihre Täfelung aus orangegelben Kacheln leuchtete in der Nachmittagssonne. Über dem gewaltigen Tor saß etwas. Etwas Großes. Es blickte aus kleinen, starren Augen auf die Straßen hinab und schien sich nicht entscheiden zu können, ob es mit seinem riesigen Storchenschnabel einen der Neuankömmlinge einfach aus dem Sattel picken sollte. Der feuerrote Kamm auf seinem Kopf verlieh ihm etwas Dämonenhaftes. Es stieß einen Ruf aus wie die Hupe eines Güterzugs und breitete seine ledrigen Schwingen aus. Ihr Schatten verdunkelte den Vorplatz. Leif wurde es einen Moment lang mulmig, bis er erkannte, dass der ausgewachsene Quetzalcoatlus dort oben gefangen war. Die unteren Ränder seiner Flügel waren mit metallenen Ringen behangen, wie große Piercings. Jeder Ring musste schwer sein wie ein Sack Blei und hielt eine Kette, die in den Mauerblöcken verankert war. Der König des Himmels war an die Erde gefesselt und musste sein Dasein als Mischung aus Wappentier und Wachhund fristen. Man öffnete ihnen das Tor.


Ihre Schritte hallten durch den Thronsaal. Sogleich wurden sie von fünf Wachen mit vorgehaltenen Lanzen begrüßt, bis der General den Siegelring der Schamanin präsentierte. Das einzige Licht im Saal leuchtete aus nur wenigen Feuerschalen, deren Flammen die Dunkelheit kaum vertreiben konnten. In der Mitte des Saals war ein kreisrunder Wassergraben eingelassen, der einen hohen Sockel umschloss. Es war kühl und roch modrig. Auf dem Sockel stand der Thron, und auf dem Thron hockte eine plumpe Gestalt. Sie war grau und zerfurcht wie ein moosbewachsener Schotterhaufen. Ihr Kopfschmuck war noch lächerlicher als Zhengs Krone, und ihre Augen waren entweder so winzig, dass man sie nur aus der Nähe erkennen konnte oder sie waren schlichtweg nicht vorhanden. Die Gruppe überquerte den Wassergraben über einen Steg, der vor den Thronsockel führte. Der General und Saskia verneigten sich tief. Leif machte es ihnen nach. ADA ließ sich einmal kurz nach unten sacken.
„Unser aller Heilsbringerin!“, sprach der General, „Ich grüße Euch und trete beiseite, um den Gesandten von Zrrak das Wort zu überlassen!“
Als sich Leif und ADA aus ihren Leintüchern befreiten, glitzerten zwei winzige Punkte im Gesicht der Hohepriesterin. Sie hatte also doch Augen.
„Seid auch von uns gegrüßt!“, übersetzte ADA Leifs Worte, „Wir wurden von Zrrak auf die Erde geschickt, um auszukundschaften, ob die Hisskrrr schon reif genug für den Himmel sind. Allerdings ist unser Himmelswagen zu Bruch gegangen. Wir erbitten Eure Hilfe, um ihn wieder in Stand zu setzen. Die Zeit drängt, denn Zrrak wartet schon ungeduldig auf uns.“
Die Hohepriesterin schwieg, als wäre sie tatsächlich ein Haufen Schotter. Langsam öffnete sich ihr Mund. Es ertönte eine Stimme, die wie das Aneinanderreiben von Schieferplatten klang.
„Ich segne Euch. Ich habe schon viel von euch gehört. Aber habt ihr je bewiesen, dass ihr wirklich von Zrrak geschickt wurdet?“
ADA führte ihre Show mit den Projektionen und dem Laser auf. Die Hohepriesterin schwieg.
„Und wie beweist ihr, dass ihr in Wahrheit nicht vom Krrrkrrks geschickt werdet, dem großen Verleugner, oder von einem seiner dämonischen Diener?“
„Eure Obere Schamanin bürgt für uns.“
„Soso, tut sie das? Wie genau soll ich euch überhaupt helfen?“
„Wir brauchen Eisen. Mindestens einen Korb voll.“
„Das ist viel. Soviel bringen die Händler vielleicht im Lauf von zwei, drei Monden durch diese Stadt. Wenn ihr mir Zeit gebt, werde ich alles davon konfiszieren lassen.“
Drei Monate! Das wäre höchstwahrscheinlich ihr Todesurteil.
„Das ist großzügig, werte Heilsbringerin, aber dauert doch ein wenig lange! Gäbe es nicht eine Möglichkeit, es von woanders herzuschaffen?“
„Ich werde alles tun, um Zrrak zur Hilfe zu eilen. Doch bin ich selbst keine Göttin. Zrrak möge mir in seiner endlosen Nachsicht zugestehen, dass ich gewisse Grenzen habe.“
„Bitte, werte Heilsbringerin! Könnt Ihr nicht vielleicht ...“
„Ich tue es, so schnell ich kann, und das sind zwei oder drei Monate! Gelobt sei Zrrak!“, schnarrte sie, schloss die Augen und wurde wieder zu einem Steinhaufen.
Leif hörte Zhengs Worte: Wenn sie aufhören, uns zu fürchten, helfen sie uns nicht mehr!
Er rief: „Ihr fordert den Groll von Zrrak heraus! Wenn ihr ihm nicht helfen wollt, wird er dafür sorgen, dass die Hisskrrr drei Generationen lang schlecht jagen und schlecht ernten werden! Euer Reich wird zerfallen und Eure Feinde das Land verwüsten! Über Jahre!“
Noch beim Reden fiel ihm ein, dass das ein rosiges Schicksal wäre verglichen mit dem, was ihnen tatsächlich blühte.
So oder so, die Hohepriesterin blieb stumm.
Sie muss uralt sein, die fürchtet sich nicht mehr vor der Zukunft, dachte Leif.
„Hohepriesterin! Wenn wir wirklich im Dienste von Zrrak stehen, und Ihr helft uns, dann wird er Euch mit Macht und Reichtümern überhäufen, und Eure Feinde werden vor Euch niederknien und Euch ihre Waffen zu Füßen legen!“
Die Augen kamen wieder zum Vorschein.
„Und wenn ihr doch vom Krrrkrrks kommt? Ich möchte einen Grund hören, jetzt gleich, warum ich euch nicht in ein tiefes Loch werfen lassen sollte!“
Die Alte war definitiv eine Herausforderung. Leif sagte: „Wäre der nicht auch dankbar, wenn ihm geholfen wird? Würde der Euch nicht auch mit Reichtum überhäufen?“
Leif pokerte. So genau kannte er die Mythologie der Hisskrrr nämlich gar nicht.
Die Hohepriesterin züngelte zwei Mal und blickte dann für lange Sekunden ins Leere. Dann sprach sie:
„Gut, gut. Ich werde Eisen beschaffen lassen. Unsere blasphemischen Nachbarn aus dem Reich Zaszouuch, die behaupten, man müsse Zrrak mittags Tiere aus vom Land opfern und abends welche aus dem Wasser statt umgekehrt, hat endlos viel Eisen. Ich werde zusehen, dass noch in den kommenden Tagen welches von dort geholt wird.“
„Vielen herzlichen Dank!“, sagte Leif und lächelte.
„Aber jetzt seid ihr für drei Tage meine Ehrengäste, das verlangt der Brauch. Das Eisen werde ich euch zu eurem Himmelswagen schicken, sobald mein Heer zurück ist.“
Ihr Heer?
Leif wollte etwas sagen, schluckte es aber herunter. Sie bekamen Eisen, das allein zählte!
Man bewarf sich mit Türkisstaub, und die Audienz war zu Ende.


Drei Tage lang wurden Delikatessen aufgetischt, berauschende Säfte getrunken und Tiere geopfert, die Leif nicht zuordnen konnte, weil vielleicht noch kein Mensch je ihre Knochen gefunden hatte. Leif wollte die Hohepriesterin nicht beleidigen und das Eisen war sowieso noch etliche Tage unterwegs, also gab er sich dem Fest hin.
Was soll's? Wenn der Brocken jetzt kommt, könnten wir sowieso nichts mehr machen.
Nach Sonnenuntergang des dritten Tages - das letzte Tieropfer war gerade seinen Lebenssaft losgeworden - begann das Abschiedsbankett im Innenhof des Palastes. Eine riesige Beinkeule wurde von Sklaven über einem Feuer gedreht, und Saiteninstrumente klimperten Tonfolgen, die auf Hisskrrr-Ohren offenbar verzückend wirkten.
Leif und ADA hatten es sich auf einer Ehrentribüne bequem gemacht. Auch Saskia durfte als Leifs persönliche Dienerin neben ihnen platznehmen, obwohl sie nur eine Novizin war. Die Hohepriesterin saß auf einer etwas niedrigeren Tribüne und regte sich nicht.
Angeschwipst vom süßen Saft sah Leif zum Sternenhimmel. Aus Gewohnheit suchte er den Orion, doch die Sterne standen völlig anders als in jener Zeit, in der Homo sapiens Tiere und Sagengestalten ins Firmament projizieren würde. Nur der Mond zeigte sein altbekanntes Gesicht. Wenigstens auf dich ist Verlass, dachte Leif. Eine Motte setzte sich auf seine Hand. Er musste an eine alte Science-Fiction-Geschichte denken, in der auch ein paar Abenteurer in die Saurierzeit reisten, dort aber nichts berühren durften, weil sich sonst der Lauf der Geschichte ändern würde. Einer zertrat versehentlich einen Schmetterling, und bei ihrer Rückkehr war ihr demokratisches Land plötzlich ein faschistischer Albtraum. In der Realität war das nicht möglich. Jede Zeitreise war wie alle Ereignisse fest mit der Raumzeit verwoben und würde den Lauf der Dinge nicht ändern, sondern ihn überhaupt erst in die gewohnten Bahnen lenken. Die Motte flatterte in den Nachthimmel hinauf.
Die Musik änderte sich, als die Saiteninstrumente von Trommeln abgelöst wurden. Eine Gruppe Sklaven vollführte einen rituellen Tanz um das Feuer. Saskias Fuß wippte im Takt. Leif, inzwischen gut angeheitert, meinte scherzhaft:
„Wollen wir auch mitmachen?“
Die Ironie ging bei der Übersetzung unter. Saskia sah ihn entgeistert an.
„Aber mein Prophet! Das ist ein Ritualtanz. Außerdem bin ich Novizin! Wir dürfen nicht tanzen!“
„Schon gut, das war doch nur ein Scherz. Aber wieso dürft ihr euch nicht amüsieren?“
„Wisst Ihr das denn nicht, mein Prophet? Erst wenn alle Hisskrrr sich auf die Weitergabe von Zrraks Worten an die Nachwelt konzentrieren, statt auf schnelles Glück, wird er uns zu sich nehmen. Und für eine Frau des Glaubens gilt das noch dreimal mehr!“
Leif biss sich auf die Lippe. Er sagte:
„Also … das ist ja nobel. Aber mal angenommen, also rein hypothetisch … für die Nachwelt wären die Worte nicht wichtig … also nicht ganz so wichtig, meine ich natürlich ...“
„Mein Prophet! Ihr wisst doch am besten, dass es nichts Wichtigeres als die heiligen Weisheiten gibt!“
„Ja, ja … klar. Ist auch so. Aber was, wenn es trotzdem nicht so schlimm wäre, wenn du zwischen dem Um-die-Nachwelt-Kümmern hin und wieder an dich selbst denkst? Bevor es, sagen wir, zu spät ist?“
„Aber mein Prophet! Wollt Ihr mich prüfen?!“
Leif hob beschwichtigend die Hand.
„Hey, es war ja nur eine Frage! Ich bin sicher, du machst das Richtige!“
Er überlegte, wenigstens sie mit der Chronos zu retten, aber die dritte Antigrav-Kammer funktionierte nicht. Der Gravitationsgradient im Wurmloch würde jeden ungeschützten Organismus in Fetzen reißen. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Kelch und beschloss, für diesen Abend nichts mehr zu sagen.


Auf dem Rückweg war Leif gelassener. Sie würden Eisen bekommen, und die Hohepriesterin hatte sie nicht einkerkern lassen. Er genoss das warme Wetter und die schöne Landschaft. Sie durchquerten eine Felsklamm, die er schon vom Hinweg kannte. Die Felswände zu beiden Seiten und das dichte Grün über ihnen wirkten auf Leif, als hätte es ihn abermals in eine fremde Welt verschlagen, diesmal in eine aus einem Märchenbuch. Sie näherten sich dem Ausgang. Dahinter würden sie auf eine große Ebene mit herrlichem Ausblick kommen. Die Triceratopse kämpften ein wenig mit dem abschüssigen Schotterweg, als Geräusche in die Klamm hineindrangen. Krachende und schmatzende Geräusche. Die Triceratopse wurden nervös. Die Geräusche stoppten, und ein gewaltiger Rumpf verdunkelte den Ausgang des Hohlwegs. Gierige Augen schauten aus einem kantigen Schädel auf die Reisenden herab. Vor der Brust baumelten zwei Stummelarme, jeder bewehrt mit zwei Klauen.
„Ruhig! Ganz ruhig!“, zischte der General, der auf dem vorderen Triceratops saß. „Ein einzelner Rrrerroch würde es nie wagen, zwei Kchruu und einen Trupp Soldaten anzugreifen!“
Ein Stück hinter dem T-Rex bewegte sich ein Schatten, und ein zweites Tier stierte in die Klamm.
Die habe ich mir ganz anders vorgestellt!, dachte die letzte Ecke von Leifs rationalem Verstand, bevor dieser von einer Adrenalinwelle weggespült wurde.
Der Triceratops des Generals röhrte und senkte die Hörner zur Abwehr. Gleichzeitig versuchte das Tier, nach hinten auszuweichen. Das ging nicht gut mit dem Armbrustwagen im Schlepptau. Die dicken Beine kamen ins Schlittern. Das verstand der T-Rex offenbar als Attacke. Er senkte den Kopf, riss sein entsetzliches Maul auf und brüllte. Leifs Zwerchfell auf dem hinteren Triceratops vibrierte. Eingekeilt zwischen Wagen und T-Rex verlor der vordere Triceratops die Nerven. Er griff an. Er preschte mit dem polternden Wagen mitsamt den Soldaten darauf vorwärts, raus aus der Klamm und auf das Raubtier zu. Der T-Rex wich zurück, doch der Triceratops erwischte ihn mit einem seiner Hörner am Bein. Die Bestie taumelte. Der Triceratops hielt nun auf T-Rex Nummer zwei zu. Die Rufe des Generals, der sich an den Sattel klammerte, gingen im Getöse unter. Der Reiter des hinteren Triceratopses trieb sein Tier mit der Klingenpeitsche vorwärts, hinaus aus der Klamm. Leif erstarrte. Die Sättel wurden durchgeschüttelt, Leif und Saskia konnten sich festhalten, nur ADA nicht. Sie war ausgerechnet jetzt im Stand-by. Wie eine zu heftig gestoßene Billardkugel kullerte sie aus dem Sattel und den Rücken des Sauriers hinunter. Auch sie befanden sich jetzt auf der Ebene, dem Silbertablett für die Tyrannosaurier. Hinten vom Wagen hörte Leif einen Soldaten „Entsichern!“ rufen. Es machte Tschack!. Etwas pfiff über Leifs Haupt durch die Luft. Der zweite T-Rex, der gerade seine Reißzähne in den Triceratops des Generals rammen wollte, zuckte zusammen. Der Pfeil aus der Riesenarmbrust! Der T-Rex stieß ein Winseln aus, das solch einer Killermaschine unwürdig war. Mit gekrümmtem Schwanz humpelte das Untier davon. Eben erst erkannte Leif, dass die Armbrüste zu allen Seiten schwenkbar waren. Plötzlich ein Donnergrollen. Ein Schatten. Leifs Herz blieb fast stehen. Der erste T-Rex hatte sich wieder aufgerappelt und griff Leifs Reittier an. Leif warf die Arme vors Gesicht, als könnten sie das stärkste Gebiss der Kreidezeit abwehren.
Wieder machte es Tschack!, dann Plopf!. Leif sah die Sonne wieder, als die Bestie einfach zur Seite kippte. Der Boden erzitterte beim Aufprall. Blut quoll aus einem Loch im Hals. Diesmal waren es die Schützen des anderen Armbrustwagens, die die Situation gerettet hatten. Leifs Puls raste wie ein Stanzmaschine, und Saskia hyperventilierte.
„Wo ist ADA?“, entfuhr es Leif.
„Hier!“, ertönte ADAs Stimme hinter ihm. Sie schwebte in den Sattel zurück.
„Geht's dir gut?“, fragte Leif, so als hätte sie tatsächlich ein Bewusstsein anstelle einer täuschend echten Simulation davon.
„Ja, bis auf ein paar Schrammen.“
Leif starrte auf den Kadaver. Ihm kam, dass nicht der T-Rex der Herrscher der Urzeit war, oh nein. So winzig die Hisskrrr in dieser Welt voller Giganten waren, triumphierten sie durch ihre Schläue und Gerissenheit. Waren sie am Ende klüger und ausdauernder als die Menschen? Vielleicht hätten sie es irgendwann bis zu einer Ära der Erleuchtung geschafft. Vielleicht hätten sie eine weisere Zivilisation erschaffen als die der Menschheit. Vielleicht hätten sie das erreicht, was …
Die Soldaten beruhigten sich nicht. Leif sah auf und erkannte, warum. Einen Steinwurf entfernt war der Boden übersäht mit Körpern. Das Festmahl, das die Tyrannosaurier angelockt hatte. Ein Feld voll toter Hisskrrr, verrenkt und zerfleddert, manche mit abgebrochenen Lanzen oder Schwertern im Leib. Ein Teil von ihnen trug die Helme und Panzer des Heeres der Hohepriesterin, der Rest trug andere Ausrüstung.
Der Triceratops mit dem General trabte heran.
„Die Bastarde von Zaszouuch!“, rief der General. „Sie sind in unser Land eingedrungen!“
Er warf Leif und ADA einen finsteren Blick zu.
„Sieht aus, als wollten sie sich ihr Eisen zurückholen ...“
Er sprach es nicht aus, aber Leif wusste, was er meinte:
Das ist nur euretwegen!
„Los! Weiter! Und haltet Ausschau! Diese verfluchten Gotteslästerer sind vielleicht noch in der Nähe!“
Leif schluckte einen dicken Klos herunter. Als ihm kam, wohin die Spur des Eisens die Angreifer führen musste, bildete sich ein noch größerer Klos in seinem Hals.
Sie begegneten dem Heer von Zaszouuch nicht, aber sie sahen ihre Spuren. Einige der Siedlungen, bei denen sie auf dem Hinweg Gastfreundschaft genossen hatten, waren nur noch ausgebrannte Ruinen. Der Trupp legte einen Gewaltmarsch hin, so dass sie die Absturzstelle einen Abend eher als geplant erreichten. Kurz davor sahen sie bunte Wimpel aus einem nahegelegenen Waldstück herauslugen. Das Feldlager der Zaszouuch. Das Heer hatte den Sumpf mit der Chronos wohl nur deswegen noch nicht eingenommen, weil die Obere Schamanin in Windeseile ihre eigenen Soldaten zusammengetrommelt hatte.


„Verdammt! Da seid ihr ja!“, rief Zheng. „Hier ist die Scheiße am Überkochen!“
„Hallo Zheng, ich freue mich auch, dich zu sehen … Ja. Großer Mist. Wegen uns gibt’s jetzt Krieg. Ist das Eisen gekommen?“
„M-hm. Gestern früh. Auch genug davon. Kurz darauf tauchten die Zaszouuch auf. Aber das ist nur das Eine. Diese Trottel haben auf einer Seite der Fähre mehr Steine drunter geschoben als auf der anderen. Jetzt ist das Ding in Schräglage!“
„Verdammt! Kann man noch was machen?“
„Ja, auf der anderen Seite auch mehr Steine drunter legen, und zwar schleunigst! Die Fähre kann jeden Moment abrutschen! Dann war alles umsonst! Aber keiner von denen macht noch was, weil sich alle auf den Krieg vorbereiten!“
„Auch die Arbeiter?“
„Ja. Die sollen die Rückendeckung für die Soldaten machen. Das Einzige, was ich tun konnte, war auf meine göttliche Autorität zu pochen. Aber die meinten nur, dass sie das ja noch nach der Schlacht tun könnten!“
„Jetzt geht’s ums nackte Überleben ...“, murmelte Leif.
„Wenn alles gut geht und die Chronos wieder gerade liegt, sind wir dann wenigstens startklar?“
„Noch lange nicht!“
Sie wurden zusammen mit dem General ins Zeremonienzelt der Oberen Schamanin gerufen. Nach der obligatorischen Ehrerbietung kam der General gleich zur Sache:
„Huldvolle Schamanin, war die Delegation des Feindes schon hier?“
„Noch nicht“, sprach die alte Hisskrrr, die wie selbstverständlich in einer Wanne voller Schlamm badete, der nach Kräutern duftete.
„Unsere Späher behalten das Lager der Zaszouuch pausenlos im Auge. General, ich wünsche, dass Ihr die Verhandlung mit dem feindlichen Heerführer leitet, da sich sonst kein anderer Mann Eures Standes in Reichweite befindet.“
Der General deutete eine Verneigung an.
„Jawohl, huldvolle Schamanin. Gleichzeitig bitte ich um die Befehlsgewalt über Euer Heer, zumindest bis nach der Auseinandersetzung.“
Sie gewährte sie ihm.
Wie die Chrononauten erfuhren, war es selbst unter bis aufs Blut verfeindeten Hisskrrr-Stämmen Sitte, dass vor einer anstehenden Schlacht jede Seite eine Delegation schickte, um ein letztes Friedensangebot aushandeln zu können. Und sei es nur der Form halber.
Der General zeigte auf die Chrononauten.
„Könnten nicht unsere … erhabenen Propheten den Feind mit den Zeichen von Zrrak einschüchtern?“
Die Schamanin wiegelte ab. „Ja, wenn die Propheten das wünschen. Aber die Zaszouuch haben von ihnen gehört und halten sie für Dämonen, die es zu bekämpfen gilt. Besser, wenn die Propheten zwar in der Nähe bleiben, aber sonst erst einmal zurückhaltend sind.“
Ein Horn ertönte.
Die Schamanin rief: „Das ist die Delegation von Zaszouuch! Schnell, rubbelt mich ab!“
Sie stieg aus der Wanne, und sofort eilten zwei Dienerinnen herbei.


Die Nacht war schon hereingebrochen, als der General der Hohepriesterin und der der Zaszouuch sich nahe einer Felssäule unweit des Sumpfes trafen. Jeder hatte einen mannstarken Trupp Soldaten hinter sich. Die Chrononauten, die Schamanin, zwei ihrer Dienerinnen und Saskia saßen auf Sänften ein Stück abseits.
Das Licht aus der Feuerschale ließ die Gesichter der zwei Generäle in mattem Rot leuchten.
Sie diskutierten lebhaft, aber nicht lautstark. Die Chrononauten saßen zu weit weg, um viel mitzubekommen, aber die wenigen Wortfetzen klangen floskelhaft.
Wenn die anderen Eisen haben, sind ihre Waffen sicher den von unseren überlegen, kam es Leif in den Sinn. Es wird ein neues Gemetzel geben. Und das in den letzten Tagen ihrer Existenz! Und was die Zaszouuch mit den Dämonen aus der Zukunft anstellen würden, war eine ganz andere Frage ...
Der General der Zaszouuch wirkte bald gelangweilt, dann machte er eine Geste, die das Hisskrrr-Äquivalent von Augenverdrehen war. Es dauerte nicht lange, da stand der feindliche General auf, ließ sich einen Eimer voller Sand reichen, und schüttete ihn über das Feuer. Jetzt gab es nur noch die Nacht und die wenigen Fackeln der Soldaten.
Die Schamanin schnarrte. Es klang nicht zuversichtlich.
Die gegnerischen Soldaten machten sich zum Abmarsch bereit. Der General der Hohepriesterin lief zur Schamanin.
„Da ist nichts zu machen, die sind sich ihres Sieges sicher. Wahrscheinlich werden die uns gleich morgen früh überrennen.“
Die Schamanin senkte den Kopf und fauchte in sich hinein. Schließlich sprach sie:
„Dann haben wir nur noch einen Ausweg: Die Sterne gleich hier um Beistand zu bitten!“
Sie kramte eine Ampulle hervor und schluckte den Inhalt in einem Zug. Sie stieß auf, legte all ihren Schmuck ab und stieg dann von der Sänfte. Sie stellte sich breitbeinig unter den sternklaren Himmel und gab ihren Dienerinnen einen Befehl. Diese streuten sogleich mit einem Pulver zwei Kreise um ihre Herrin. Das Pulver wurde angezündet und glomm in einem geisterhaften Violett. Die Schamanin verfiel in ein monotones Brummen, wobei sie ihren Kopf gen Himmel reckte und ihn dabei hin und her wog. Plötzlich stockte sie. Ihre Hand schnellte nach oben und sie zeigte zum Firmament.
„Da! Da ist ein neuer Stern am Himmel!“
Alle starrten erst zu ihr, dann nach oben. Sogar die feindlichen Soldaten, die noch in Hörweite waren, hielten inne.
ADA richtete ihr Okular auf die Stelle am Himmel, auf die die Schamanin zeigte.
„Da ist ein erdnahes Objekt. Die relative Helligkeit ist noch zu schwach für das menschliche Auge, aber wohl nicht für das der Hisskrrr. Durchmesser circa 14 Kilometer. Es kommt näher.“
Da war er. Der Brocken. Größer als der Mount Everest. 60 mal schneller als der Schall.
„Kannst du den Einschlagszeitpunkt berechnen?“, fragte Leif.
„Schon geschehen. Das Objekt wird in circa fünf Tagen und neun Stunden die Erdbahn kreuzen.“
Zheng vergrub sein Gesicht in beiden Händen.
„Das war's!“, heulte er, „Wir sterben! Die Fähre ist nicht aufgerichtet und diese Biester bringen sich gegenseitig um! Wir kommen nicht mehr weg!“
Die Hisskrrr von beiden Seiten hatten sich jetzt um die Schamanin zusammengerottet und suchten den Himmel ab. Es herrschte Unruhe.
Leif beobachtete sie. Dann stand er auf und wandte sich an ADA:
„ADA, gib mir bitte ein Spotlight, folge mir und übersetze alles, was ich sage, mit einer donnernden Stimme! Gleichzeitig projizierst du mit deinem Laser das Zeichen von Zrrak an die Felssäule. Schön groß!“
„In Ordnung!“
Sie warf einen Lichtkreis auf Leif. Am Felsen erschien das Zeichen.
Zheng sah auf. „Was machst du …?“
„Ich riskier was.“
Leif schritt mit ausgebreiteten Armen auf die Menge zu und sprach:
„Das ist das Auge von Zrrak!“
Die Hisskrrr wichen kollektiv zurück, als sie die Lichtgestalt erblickten.
ADAs Stimme klang wie die eines Donnergottes.
„Es kommt, um zu sehen, ob die Hisskrrr reif sind für eine neue Zeit!“
Ein Getuschel machte sich unter den Hisskrrr breit, vielen stand aber nur der Mund offen.
Leif blieb in ihrer Mitte stehen, zeigte zum Himmel und rief:
„Wenn er sieht, dass auf der Erde Frieden herrscht und alle Waffen beiseite gelegt werden, wird Zrrak erfreut sein. Dann wird er fragen, wo seine Propheten sind. Er wird uns zu sich rufen. Wenn er dann auch sieht, dass alle Hisskrrr, egal, was sie im Herzen tragen oder an welche Rituale sie glauben, seinen Propheten beim Aufstieg in den Himmel geholfen haben, dann wird er die gesamte Welt in sein Reich aufnehmen! Hass, Tod und Krieg werden auf immer verschwinden! Alles wird erfüllt sein von Liebe und ewigem Frieden! Niemand muss mehr Hunger oder Krankheit erleiden.“ Leifs Blick wanderte durch die Reihen der Hisskrrr. Dann verkündete er: „Ihr alle werdet ewig leben!“
Er verschränkte die Arme und schwieg. Alle schwiegen mit ihm, aber nur kurz. Dann brach ein Stimmgewirr aus, erst innerhalb der beiden Gruppen, dann zwischeneinander. Jeder Argwohn war vergessen.
Zheng kam angerannt und klopfte Leif auf die Schulter.
„Das war genial! Jetzt helfen sie uns vielleicht doch! Ich könnte dich küssen!“
Leif bemerkte nur:
„Bald wird die Luft kochen. Erdbeben und Flutwellen werden über die Kontinente rollen. Es wird glühende Felsen regnen. Aber bis dahin sind sie wenigstens glücklich.“


Schon am nächsten Tag war die Schieflage der Chronos behoben. Jetzt, wo alle Hisskrrr einschließlich dem Heer der Zaszouuch zusammenhalfen, wuchs die Rampe im Stundentakt. Auch zweifelte der ehemalige Feind nicht länger an der Göttlichkeit der Propheten, seit der Stern erschienen war. Berittene Boten verbreiteten die Kunde im gesamten Umland. Andere Hisskrrr von Nah und Fern eilten herbei und brachten ihre Essensvorräte mit, damit sich jeder daran laben konnte. Wer gerade Pause machte, stand bei den Propheten Schlange, um sich einen persönlichen Segen abzuholen. Der wurde natürlich stets großzügig vergeben. Meistens aber ohne Dolmetscher, da ADA permanent mit dem Einschmelzen des Eisens und der Versiegelung des Risses beschäftigt war. Von jedem einzelnen Hisskrrr schien ein inneres Leuchten auszugehen.
Dann endlich stand die Zeitfähre steil genug, um mit den verbliebenen Triebwerken ausreichend Schub zu erzeugen. Was die Steinrampe nicht an Halt bot, übernahmen große Baumstämme als seitliche Stützen. Eine wackelige Konstruktion, aber sie mussten jetzt starten.
Der letzte Sonnenaufgang des Erdmittelalters sendete seine ersten Strahlen über die Hügel, als der große Abschied kam. Musik und Freudengesänge klangen durch den Palmenwald.
„So, unsere lieben Freunde!“, verkündete Zheng, „Vielen, vielen Dank, dass ihr unseren Himmelswagen wieder flugtauglich gemacht habt! Zrrak wird euch schon bald unendlich dafür belohnen. Aber nun müssen wir euch leider verlassen. Unser Wagen wird Feuer spucken, wenn wir emporsteigen. Darum müsst ihr euch jetzt in Sicherheit begeben. Geht bis zu dem Waldrand dort hinten und wartet, bis wir in den Himmel aufgestiegen sind. Es war uns eine große Ehre! Gepriesen sei Zrrak!“
Die Menge skandierte den Namen Zrraks, während sie zurückwich. Saskia hüpfte den anderen hinterer. Trommeln schlugen, wild und ausgelassen.
Zheng sagte zu Leif: „So, aber jetzt nix wie weg! ADA, wie lange noch bis zum Einschlag?“
„T minus zwei Stunden und sechs Minuten.“
Leif sah zu dem neuen Stern, der jetzt auch für Menschenaugen gut sichtbar war. Ein fetter Lichtpunkt über dem Horizont, heller als der Morgenstern.
„Einen Moment noch“, sagte er.
„Was ist denn jetzt schon wieder? Hier herrscht gleich die Hölle!“
Leif lief mit ADA im Schlepptau hinter Saskia her, bis er sie eingeholt hatte. Er sprach:
„Saskia, du darfst jetzt mit den anderen feiern und tanzen.“
Saskia legte ihren Kopf schräg und sagte:
„Gut, aber … wieso? Wisst Ihr denn nicht mehr, dass ich nicht tanzen darf?“
„Das weiß ich. Aber das gilt nicht mehr. Alle Regeln gelten nicht mehr. Tu jetzt einfach, was dir gefällt. Tanz, wenn du dich nach Tanzen fühlst! Oder mach sonst was, was du liebst. Jetzt gleich!“
„Aber mein Prophet ...“
„Zrrak erlaubt es dir!“
Saskia sah ihn einen Moment lang verdutzt an, dann erhellte sich ihr Gesicht.
„Mit großem Vergnügen, mein Prophet!“
Leif verabschiedete sich, und das Echsenmädchen sprang dorthin, wo die Musik herkam.
Sie stiegen in die Fähre und verriegelten die Luke. ADAs Außeneinsatzmodul dockte an das Interface des Bordcomputers an. Die Armaturen blinkten auf, und ADA war wieder Eins mit der Chronos.
„Systemcheck positiv. Seid ihr startklar?“, fragte sie. „Gut! Ich zünde!“
Es wurde laut, und die beiden Männer wurden in die Sitze gedrückt.
Das Morgenrot, das durch den Sichtschirm hereinschien, wurde allmählich wieder dunkler. Dann war die Nacht zurück.
ADAs Stimme ertönte aus dem Bordlautsprecher: „T minus 55 Minuten. Wir können unsere ursprüngliche Mission also noch erfüllen!“
Zheng nickte.
„Gut! Dann schlag einen geostätionären Kurs mit Blick auf den Golf von Mexico ein. Von da können wir alles sehen! Zoom so nah ran wie möglich und schick schon mal die Drohnen runter für die Nahaufnahmen!“
Leif stierte ins Leere. Dann sagte er:
„ADA, bitte verwirf das Letzte. Ich möchte es eigentlich nicht von Nahem sehen.“
Zheng sah mit offenem Mund zu seinem Kollegen.
„Wieso denn?“, rief er.
„Zheng, bitte … ich finde das einfach … respektlos.“
Zheng runzelte die Stirn.
„Hrmpf. Hast ja recht. Dann keine Drohnen. Aber ich werde es mir ja wenigstens von Weitem ansehen!“
Leif antwortete nicht.
Auf dem Sichtschirm wurde die Erde eingeblendet, blau und leuchtend.
Irgendwann sagte ADA:
„So, jetzt ist T bei minus 30 Sekunden!“
Zheng blickte zum Sichtschirm, Leif starrte auf seine Stiefel.
„T minus fünf! Vier! Drei! …“
Im letzten Moment warf Leif doch einen Blick auf den Schirm. Ein heller Punkt flammte auf. Es war, als würde die Erde einen neuen Stern gebären. Ohne ein Wort zu sagen sahen sie zu, wie der weiße Punkt allmählich zu einem orangenen Fleck wurde.
„Jetzt werden sie uns hassen,“ murmelte Leif.
„So, nun beginne ich mit den Aufzeichnungen der unmittelbaren Auswirkungen“, erklärte ADA.
„Bring uns bitte einfach nur nach Hause!“, verlangte Leif.
„Na gut, wie ihr wollt. Ich lade jetzt den E-R-Kondensator. Ich habe die Werte gegenüber der Hinreise korrigiert, also drückt die Daumen, dass wir diesmal besser navigieren!“
Während die Männer in die Antigrav-Kammern stiegen, sagte Zheng:
„Sieh's mal so. Du hast uns das Leben gerettet und ihnen dabei nochmal eine schöne Zeit beschert.“
Leif nickte. „Ja. Immerhin. Ich hoffe, Saskia hatte noch einmal Spaß am Leben. Ich hoffe, sie hatten alle noch einmal Spaß!“
Sie schlossen die Kammern. Wenn sie sie wieder öffnen würden, würde all das nur ein ferner Traum sein.

 

Hallo @MorningDew,

macht Spaß, irgendwo zwischen Sonntagnachmittag-Film und Perry Rhodan. Wenn Raumschiffe und Dinosaurier aufeinandertreffen, jubiliert der innere Zwölfjährige, genau wie an der einen Stelle beim Prot. Ich denke an zahlreiche, alte und neue Referenzpunkte, von Caprona bis 65, was eigenes gegeben mit deutschen Namen, bisschen upgedated mit Erwähnung von KI, recht klassischer Plot-Verlauf mit Schlacht als Höhepunkt, fertig und fein.

Was mir ein bisschen aufstößt: Irgendwie ist das ja auch schon ganz schön zynisch. Komm, genieß das Leben noch mal, wer weiß, vielleicht geht morgen die Welt unter. Und das passiert dann halt auch. Da sinnieren sie dann in ihrer Zeitkapsel so locker flockig drüber: „Spätestens jetzt hassen sie uns.“ Haha. Weil’s so weit weg ist, sind wir in der Lage, den Untergang von Pompeji schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen. Gäbe es tatsächlich die Möglichkeit, dort durch die antiken Straßen zu gehen und Menschen kennenzulernen, egal wie oberflächlich, wäre das wahrscheinlich nicht mehr so easy wegzustecken.

„Unser Wagen wird Feuer spucken, wenn wir emporsteigen, also geht mal lieber bis dahinten zum Waldrand. Auf Wiedersehen!“
(da hinten) Das’ auch so: Was soll’s, scheiß auf euch. Durch mehr Bindung würde da mehr passieren emotional, denke ich. Mal Die Zeitmaschine als Beispiel, in der sich der Prot in ein Mädchen aus der fernen Zukunft verliebt.

Vielleicht gehe ich zu tief für das, was deine Geschichte ist und machen will, oder ich nehme etwas zu ernst, das bewusst pulpy daherkommt (wobei, zeitgenössisch wurde Die Zeitmaschine glaube ich auch so wahrgenommen). Aber Humor und Leichtfüßigkeit können auch Spannung killen, und spannend ist das hier ja auf jeden Fall und soll es auch sein.

Mal die erste Stelle, an der mit das aufgefallen ist: Der lockere Ton zieht gut rein, aber beim Part mit den aufgespießten Hrrrkss wirkt er zum ersten Mal deplatziert. Wie es beschrieben wird, habe ich dieser prähistorischen Gesellschaft Version einer Kreuzigungsszenerie vor Augen. Der Umgang mit dem qualvollen Hinrichtungstod trivialisiert das.

Zweites Beispiel:

Leif warf die Arme vors Gesicht, was weder gegen das stärkste Gebiss der Kreidezeit noch gegen den stinkenden Atem geholfen hätte.
Der T-Rex greift an. Das packt, aber in dem Moment, in dem des Prots Ur-Angst bedient wird, lebendig gefressen zu werden, heißt es: Der Tyranno stinkt aus dem Hals. Da lockert sich der Griff des Packens an der falschen Stelle, ich würde damit bis nach dem Angriff warten.

Ich habe versucht, auf meine göttliche Autorität zu pochen, aber die meinten nur, dass sie das ja noch nach der Schlacht tun könnten!“
Und hier dachte ich auch, ja, das ist ganz witzig, aber er redet davon, in ein paar Tagen den Einschlag mitzuerleben, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. Also quasi das Ende der damals bekannten Welt. Weiß nicht.

Das zweithäufigste Problem, das ich hatte: Die Leute reimen sich mitunter etwas zu schnell zusammen, was Sache ist. Da hilft der Autor spürbar nach.

Das ist keine Burg, das ist ein Tempel!“, bemerkte Zheng
Leif raunte: „Scheinbar gab es vor den Menschen schon einmal intelligentes Leben auf der Erde.“
Es waren dieselben Fabelwesen, die auf den Reliefs dargestellt waren, doch diese hier atmeten.
Die Schamanin sprach: „Alles Eisen, das sich im Land der Hisskrrr befindet,

Das sind alles so Stellen, da ist mir wahlweise die Auffassungsgabe der Figuren zu rasant und/oder ich habe das Gefühl, diese wenden sich direkt an mich als Leser, damit ich mitkomme.

Das sind die beiden größten Punkte, die mir aber diese mitreißende SF-Abenteuergeschichte nicht verleiden, sondern mich denken lassen: Vielleicht wäre da noch mehr drin gewesen.


Diesmal werden wir Ihnen Livebilder vom Ende der Dinosaurier zeigen!
Da kam mir das erste Mal 65 in den Sinn.

Das ist das verfickte Mesozoikum!“
Dass die Prots an diversen Stellen reden wie Teenagerjungs, würde ich als Lektor glaube ich auch anmarkern.

Das Staunen wurde zur Langeweile.
Da fehlen mir ein oder zwei Zwischenschritte. Dinosaurier sind schon ein ziemlicher Hammer. Denke ich mal.

ein Irrlicht und verliebte sich in es.
darin

Leif staunte, dass ihre Bord-KI zu so viel Drama fähig war.
Von da an waren sie Propheten.
Hat mich an C-3PO und die Ewoks erinnert. Gibt aber sicherlich auch reale Vorbilder, dass eine weiter entwickelte Zivilisation als göttlich wahrgenommen wird oder sich zu Ausbeutungszwecken als solches verkauft.

Das junge Ding
Die Bezeichnung hat irgendwie so einen vorgestrigen Beigeschmack.

Das Echsenmädchen schwieg, aber ihr linker Fuß
sein

würde an Eurer Stelle
eurer

Anscheinend sind wir ja ihre schlimmste Konkurrenz!“
„Mit Argwohn“ heißt es zuvor, „schlimmste Konkurrenz“ ist da eine Schlussfolgerung, das ist mir auch wieder zu viel zu schnell.

Öffnungen ein Kabel heraus, dass sich erst mit Leifs,
das

Das sind die Drei Hexenmeister, wir gehen da nicht hin (…) Man öffnete ihnen das Tor.
drei … Das ist Riesenabsatz, aus dem ich zwei, vielleicht drei machen würde.

Die Alte war definitiv eine Herausforderung. Leif sagte:
„Wäre der nicht auch dankbar, wenn ihm geholfen wird? Würde der Euch nicht auch mit Reichtum überhäufen?“
Umbruch unnötig.

Wisst Ihr dass denn nicht,
das

Gierige Augen schauten aus einem kantigen Schädel auf die Reisenden herab. Vor der Brust baumelten zwei Stummelarme, jeder bewehrt mit zwei Klauen.
Den T-Rex finde ich sehr schön eingeführt und angekündigt. Man hätte auch schreiben können „Der T-Rex beobachtete die Gruppe durch die Bäume …“, da ist das hier natürlich Klassen besser.

und ein Zweites Tier
z

Gleichzeitig versuchte das Tier nach hinten auszuweichen
, nach

Eben erst erkannte Leif, das die Armbrüste
dass

Die Schamanin rief: „Das ist die Delegation von Zaszouuch! Schnell, rubbelt mich ab!“
Hier musste ich am meisten lachen. Ist glaube ich unfreiwillig. Aber sehr witzig.


Viele Grüße
JC

 

Hallo @Proof !

Danke fürs Lesen und die Kritik!
Japp, habe lange mit mir gehadert, in welchem Ton ich die Story erzählen soll. Dachte zwischendrin sogar an eine pechschwarze Komödie, wo die Prots den Echsen ihre letzten Tage so richtig vermiesen aber sich am Ende gegenseitig auf die Schultern klopfen, was für Wohltäter sie doch wären. Wollte aber keine Farce draus machen, und hab mich dann für einen ersten Spin mit ein paar lockeren Stellen entschieden. Hab diese nur vielleicht ungünstig platziert ...

Was mir ein bisschen aufstößt: Irgendwie ist das ja auch schon ganz schön zynisch. Komm, genieß das Leben noch mal, wer weiß, vielleicht geht morgen die Welt unter. Und das passiert dann halt auch. Da sinnieren sie dann in ihrer Zeitkapsel so locker flockig drüber: „Spätestens jetzt hassen sie uns.“ Haha. Weil’s so weit weg ist, sind wir in der Lage, den Untergang von Pompeji schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen. Gäbe es tatsächlich die Möglichkeit, dort durch die antiken Straßen zu gehen und Menschen kennenzulernen, egal wie oberflächlich, wäre das wahrscheinlich nicht mehr so easy wegzustecken.
Naja, das Leben ist ja oft genug zynisch :shy:
Das "Jetzt hassen sie uns" von Leif war aber nicht als Pointe oder Zynismus gedacht. Kam das so an? Der eine Prot (Zheng) ist in der Tat eher zynisch und vielleicht ein wenig psychopathisch, dem sind die Echsen sch***egal, außer, sie nutzen ihm. Der andere Prot (Leif) hat eine menschlichere Ader, er geht auch auf Tuchfühlung mit der prähistorischen Kultur. Aber auch er muss sich letztlich selber retten, darum ist er hin- und hergerissen zwischen "Echsen ausnutzen" und Schadensminimierung. Ihm geht das Schicksal der Echsen nahe und auch, dass sie ihn dann hassen.

Was soll’s, scheiß auf euch. Durch mehr Bindung würde da mehr passieren emotional, denke ich.
Ich habe versucht, auf meine göttliche Autorität zu pochen, aber die meinten nur, dass sie das ja noch nach der Schlacht tun könnten!“
Und hier dachte ich auch, ja, das ist ganz witzig, aber er redet davon, in ein paar Tagen den Einschlag mitzuerleben, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. Also quasi das Ende der damals bekannten Welt. Weiß nicht.
Sind beides Zitate von Zheng, der nur an sich denkt. Ist auch der mit der "Teenager"-Sprache, soll auf seine antisoziale Ader hindeuten. Vielleicht schwäche ich das noch ab. Das mit der göttlichen Autorität war auch nicht als Pointe gedacht, er hat nur sonst nichts, womit er Druck aufbauen hätte können.

Das zweithäufigste Problem, das ich hatte: Die Leute reimen sich mitunter etwas zu schnell zusammen, was Sache ist. Da hilft der Autor spürbar nach.
Damit habe ich auch gehadert. Vieles habe ich gestrafft, weil die Geschichte ohnehin schon sehr lang geraten ist und ich den Eindruck habe, zu lange Texte schrecken in diesem Forum eher ab. Dadurch ist mir manches wohl etwas holzhammermäßig geraten.
Aber hast recht, ich schaue mal, wie ich das subtiler rüberbringen kann. Vielleicht wie "Das könnte ein Tempel sein" statt "Das ist ein Tempel".

Das sind die beiden größten Punkte, die mir aber diese mitreißende SF-Abenteuergeschichte nicht verleiden, sondern mich denken lassen: Vielleicht wäre da noch mehr drin gewesen.
Dafür vielen Dank! :D
Da kam mir das erste Mal 65 in den Sinn.
Auf den Film habe ich so hingefiebert und war dann so enttäuscht! Bin ein kleiner Wissenschaftsnerd und mag realistische Darstellungen, das hat die Macher des Films aber nicht die Bohne interessiert. Möchte hierbei anmerken, dass ich für mein Geschichtlein darum erstmal ordentlich recherchiert habe :teach: Ich hoffe, man merks an der einen oder anderen Stelle ...
Das Staunen wurde zur Langeweile.
Da fehlen mir ein oder zwei Zwischenschritte. Dinosaurier sind schon ein ziemlicher Hammer. Denke ich mal.
Ja, stimmt. Ändere ich.

ein Irrlicht und verliebte sich in es.
darin
Ah, danke! Egal, wie ich diesen Satz formuliert habe, er klang irgendwie immer schief.

Hat mich an C-3PO und die Ewoks erinnert. Gibt aber sicherlich auch reale Vorbilder, dass eine weiter entwickelte Zivilisation als göttlich wahrgenommen wird oder sich zu Ausbeutungszwecken als solches verkauft.
Denke da an die Cargo-Kulte in der Südsee nach dem Zweiten Weltkrieg.

würde an Eurer Stelle
eurer
Ist absichtlich groß, soll die altmodische Höflichkeitsanrede sein. Oder wird das trotzdem klein geschrieben?

Anscheinend sind wir ja ihre schlimmste Konkurrenz!“
„Mit Argwohn“ heißt es zuvor, „schlimmste Konkurrenz“ ist da eine Schlussfolgerung, das ist mir auch wieder zu viel zu schnell.
Werde ich auch abmildern, die Stelle.

Das sind die Drei Hexenmeister, wir gehen da nicht hin (…) Man öffnete ihnen das Tor.
drei … Das ist Riesenabsatz, aus dem ich zwei, vielleicht drei machen würde.
"Drei" soll zum Eigennamen gehören. Den Absatz werde ich in kleinere Happen aufteilen.

Den T-Rex finde ich sehr schön eingeführt und angekündigt. Man hätte auch schreiben können „Der T-Rex beobachtete die Gruppe durch die Bäume …“, da ist das hier natürlich Klassen besser.
Nochmal danke! Hätte ich fast geändert, die Stelle, gut, dass ich sie gelassen habe!

Hier musste ich am meisten lachen. Ist glaube ich unfreiwillig. Aber sehr witzig.
Auch danke, ist aber durchaus gewollt witzig ;) Wenn auch vielleicht wieder unpassend. Ich habe das Gefühl, dass nicht rüberkommt, wann etwas eine Pointe sein soll und wann etwas ernst gemeint ist. Weiter oben hast du ernsthafte Stellen zu meiner Überraschung ja als Witze aufgefasst. Könnte aber auch an meinem Humor liegen, sowas passiert mir auch im Alltag gerne mal ... Trotzdem interessante Sichtweise!
Aber jetzt gehe ich erstmal diese peinlichen Das/dass-Fehler ausmerzen usw.

Guten Rutsch!
MD

 

Moin @MorningDew,

zum Glück las ich weiter, denn Deine Idee fand ich richtig gut und habe es gern gelesen.

@Proof erwähnte das zynische schon. Ich stimme ihm da zu.

Leif und Zheng agieren zu lässig in der Situation. Als wüssten sie schon, das sie entkommen werden. Das nimmt Spannung raus. Es war klar, dass es klappen würde. Die Geschichte hat so bisschen was von einem Bericht, liest sich immer gleich. Variiere das Tempo anhand der Sätze.

Aber nun zum eigentlichen Punkt:

Uuuooooh, uuuooooh!
Leif baute das Hornsignal in einen bizarren Traum ein, bevor die Realität in seine Hirnwindungen zurückkroch. Ihm fiel ein, dass sein Traum weniger bizarr war als die Situation, in die er hineinerwachte.
Da war ich mir nicht sicher, ob ich Deine Geschichte wirklich lesen sollte. Es liest sich wie ein verklauseltes und verwirrendes Vorwort, welches mir sagt, dass gleich eine "bizarre" Geschichte folgt. Mehr sagt dieser Absatz nicht aus. Die Geschichte beginnt dann mit dem zweiten Absatz und ist schon massiv besser. Der Leser hat ja noch keine Vorstellung, wie Deine Geschichte ist. Mit uuuooooh, Hirnwindungen und bizarr stellt sich mir schon das Fragezeichen, ob ich weiterlesen soll oder nicht.

Der Anfang sollte einen Leser packen. Auf der Übersichtseite sieht man nur die ersten paar Sätzen und deine Geschichte muss mit uuuoooohh den Leser überzeugen, sie anzuklicken, durchzulesen und dann einen Kommentar abzugeben. Das geht besser ;).

Den interessant war es schon. Gerne gelesen.

Beste Grüße
Kroko

 

Moin, @Kroko !
Dir auch danke fürs Lesen!

zum Glück las ich weiter, denn Deine Idee fand ich richtig gut und habe es gern gelesen.
Nochmal danke! :D Freut mich!

@Proof erwähnte das zynische schon. Ich stimme ihm da zu.
Habe die Dialoge (besonders Zhengs Anteile) jetzt etwas überarbeitet, auch im Hinblick auf das, was @Proof schon angemerkt hatte. Ernstere Ausdrucksweise, weniger Fäkalsprache (außer an Stellen, wo auch ein gestandener Mann "Scheiße" rufen würde). Klingt jetzt hoffentlich weniger salopp. Das zynische Ende habe ich belassen, aber man merkt den Prots jetzt mehr an, dass es ihnen nahe geht.

Die Geschichte hat so bisschen was von einem Bericht, liest sich immer gleich. Variiere das Tempo anhand der Sätze.
Danke für den Hinweis, daran arbeite ich.

Der Anfang sollte einen Leser packen. Auf der Übersichtseite sieht man nur die ersten paar Sätzen und deine Geschichte muss mit uuuoooohh den Leser überzeugen, sie anzuklicken, durchzulesen und dann einen Kommentar abzugeben.
Hab den ersten Satz komplett geändert.

Guten Rutsch!
MD

 

Oder wird das trotzdem klein geschrieben?
„Umgekehrt heißt dies aber auch: In der wörtlichen Rede (etwa in Erzählungen oder Romanen) werden du und die anderen genannten Wörter nie großgeschrieben, da ja hier der Autor nicht den Leser anredet“ - gerade von Duden.de rübergeholt. Guten Rutsch!

 

Hi @Proof ,

Ah, ich weiß, was du meinst. Aber ich glaube, da verwechselst du was: Das "Euer" an dieser Stelle ist wie gesagt die Höflichkeitsanrede, ("Höflichkeitsplural" nenn ich das jetzt mal), bei der man auch "Ihr/Euer" zu einer Einzelperson sagen würde (à la "Eure Hoheit"). In moderner Form würden sich die Figuren hier siezen. Ist an der Stelle zugegeben etwas undurchsichtig, da mit "Euer" tatsächlich mehr als eine Person gemeint ist.

VG
MD

 

Ah. Ich hatte tatsächlich erst geschrieben, das erinnere mich immer so an Eure königliche Hoheit, aber das ist auch gemeint. Verwechslungsgefahr wegen Plural, jo. Wichtig dann, dass die Tante immer so spricht, hab nicht mehr genau auf dem Schirm, wie oft die noch vorkommt. Aber dann passt es.

 

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