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Die Rücktrittsversicherung

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Die Rücktrittsversicherung

„Sie können sicher sein, dass die Leihmutter das Kind nie sehen wird. Sofort nach der Geburt wird es von einer Schwester versorgt und aus dem Kreißsaal in die Babystation gebracht. Der Samenspender ist sowieso kein Thema.“
Dr. Friese blickte ernst, der Sache angemessen, das musste man ihm zugute halten.
„Was für Rechte haben wir, wenn das Kind nicht die Eigenschaften hat, die ich mit meiner Frau nun zusammenstelle?“
Das wirkte sehr gefühllos und ich bemerkte an Anna-Sophies Seitenblick, dass sie nie so eine Frage gestellt hätte.
Dr. Friese lehnte sich in seinen weißen Lederstuhl zurück schlug die Beine übereinander.
„Herr Stegler, wir bieten hier einen Allround-Service, den Sie in anderen Instituten nicht finden. Das zeichnet uns auch aus. Sie können eine Rücktrittsversicherung abschließen, für den Fall, dass Ihr Wunschkind nicht Ihren Anforderungen gerecht wird. Und genau dafür haben wir ein Angebot für Sie als Kunden, das sich in drei Bausteine gliedert. Je nach Ansprüchen und“, dann kam eine kurze Pause, in der er beide Hände vom Schreibtisch hob, „natürlich auch abhängig von den finanziellen Mitteln, die Sie einsetzen wollen.“
Anna-Sophie rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her und räusperte sich. „Sie würden ein Kind wieder zurücknehmen?“
„Selbstverständlich, Frau Stegler. Natürlich nur, wenn diese Versicherung abgeschlossen worden ist.“
„Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich meine … was machen Sie denn dann mit dem Kind?“
„Das können Sie beruhigt uns überlassen. Wir finden gute Eltern, keine Sorge.“
„Mein Gott, Anna, wenn wir schon soviel für das Wunschkind zahlen, möchte ich auch bekommen, was ich ausgewählt habe. Mich interessieren diese Bausteine schon.“
Ich wusste, dass uns nach diesem Besuch eine größere Diskussion ins Haus stünde. Dr. Friese nippte an seinem Kaffee, bevor er uns Antwort gab.
„Baustein eins deckt als Allerwichtigstes schon einmal das gewählte Geschlecht und als zweites eine vom Kinderarzt attestierte erbliche Krankheit des Kleinkindes ab - bis vier Wochen nach der Geburt.“
„Was bedeutet das konkret?“ Anna-Sophies Stimme nahm an Höhe zu.
Ich nahm ihre Hand und drückte sie.
„Also wenn zum Beispiel trotz aller Voruntersuchungen Trisomie 21 oder eine Bluterkrankheit festgestellt wird. Insgesamt können wir bis zu fünfhundert Erbkrankheiten testen. Baustein zwei gilt für die ersten sechs Monate. Dieser beinhaltet komplett Baustein eins und darüber hinaus folgende Kriterien: Der Wachstumsverlauf und die altersüblichen Reaktionen des Kindes entsprechen nicht dem Durchschnitt. Selbstverständlich werden diese Untersuchungen auch alle von einem unabhängigen Kinderarzt durchgeführt.“
„Also ich finde, das ist doch ...“
Dr. Friese unterbrach Anna-Sophie. „Frau Stegler, lassen Sie mich kurz alle drei Stufen erklären, dann kann ich umfassend auf Ihre Fragen eingehen.“
Ihre Hand wurde in meiner feucht. Das kannte ich nicht an ihr. Sie zog sie zurück und streifte damit mehrfach über die Jeans.
„Die dritte Stufe umfasst die Zeit bis Ende des dritten Lebensjahres. Bis dahin können Sie in Ruhe erkunden, ob das Kind eine gute Auffassungsgabe hat. Die Haar- und Augenfarbe hat sich gefestigt und das Naturell des Kindes ist ersichtlich.“
Anna-Sophies Stimme zitterte leicht. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass jemand ein Kind wieder zurückgibt, nur weil die Haarfarbe nicht stimmt? Und auch schon nach einer Woche, wenn man es ins Herz geschlossen hat, nur weil es eine Krankheit hat?“
Sie war kurz davor, richtig loszulegen. Nun konnte ich aber nicht anders, ich musste noch Öl ins Feuer gießen. Wir hatten uns geschworen, immer die Wahrheit zu sagen.
„Jetzt mal ehrlich, Anna. Willst du ein Kind mit feuerroten Haaren? Oder eines, was schielt oder eine Hasenscharte hat? Ich möchte ein Mädchen mit blonden Locken und blauen Augen, so wie du als kleines Mädchen ausgesehen hast.“
Anna-Sophie schnellte aus dem Sessel und baute sich vor mir auf.
„Ja, und was sagst du, wenn ich lieber einen Jungen mit dunklen Haaren hätte? Ich will doch kein Mädchen, das bis an ihr Lebensende als dumme Blondine angesehen wird!“
„Frau Stegler, bitte setzen Sie sich doch wieder. Das werden wir doch alles klären können, nehme ich an. Wollen Sie ein Glas Wasser?“
Anna-Sophie wollte einen Jungen! Himmel, wieso hatten wir nie darüber gesprochen, wie sich jeder sein Wunschkind vorstellt? Mir war klar, dass sie sich auch ein blondes Mädchen wünscht. Eines mit blauen Augen und vielleicht auch noch Sommersprossen.
Wenn wir jeweils eine blonde Mutter und einen blonden Vater aus dem Karteikasten aussuchen, die beide blaue Augen haben, müsste das doch klappen, dachte ich mir. Mir schwirrten noch Worte wie dominant und rezessiv aus dem Biologieunterricht durch den Kopf, aber das brachte mich jetzt auch nicht weiter.
„Wir sollten uns schon einig sein, Schatz.“
„Ich möchte einen Jungen. Der Rest ist mir egal.“
„Und ich ein Mädchen. Blond.“
„Liebe Frau Stegler, lieber Herr Stegler, das ist doch alles kein Problem.“
Ich verstand ihn erst einmal nicht.
„Sie wären nicht die ersten Kunden, die unsere Dienste ein zweites Mal in Anspruch nehmen.“
„Über ein zweites Kind habe ich noch nie nachgedacht, oder du, Anna?“
Ich fragte mal lieber nach. Noch so einen Ausbruch brauchten wir hier nicht.
„Herr Dr. Friese, ich denke, meine Frau und ich werden uns über die Optik und das Geschlecht unseres Kindes schon einig werden. Können wir die Karteikästen mit nach Hause nehmen, damit wir sie in Ruhe ansehen können?“
„Nein, das tut mir leid. Aber wir haben hier extra eine Lounge eingerichtet, wo Sie sich, solange Sie wollen, aufhalten und die einzelnen in Frage kommenden Personen sondieren können. Zudem stehen wir zu jeder Zeit für Fragen zur Verfügung.
Ich strich Anna-Sophie leicht die linke Schulter entlang und verweilte mit der Hand dann an der rechten. Sie lehnte sich leicht nach hinten. Das gab mir Mut für meine nächste Frage.
„Mich würde jetzt noch interessieren, wie denn die Gebühren der einzelnen Bausteine berechnet werden.“
Sie rückte mit ihrem Po bis auf die vordere Sitzkante des Sessels und mein Arm rutschte kurz ins Leere.
„Baustein eins: 30.000, Baustein zwei: 10.000, Baustein drei: 10.000.
Das macht, wenn Sie alle drei in Anspruch nehmen ...“
„50.000 Euro, das ist schnell berechnet, Herr Dr. Friese. Eine stolze Summe zu den 35.000 Euro, die uns das Kind für die Beschaffung schon kostet.“ Ich lächelte ihn an.
„Herr Stegler, ich bitte Sie! 50.000 Euro ist vielleicht ein Drittel von dem, was ein Kind bis zum Abschluss seiner Ausbildung braucht. Und wie gesagt, diese Rücktrittsversicherung ist doch kein Muss! Wenn Sie sich überraschen lassen, wie das Kind aussehen wird, welches Geschlecht es hat, ob es eher ruhig oder quirlig ist – dann brauchen Sie diese Versicherung doch nicht.“
„Genau. Wir brauchen die nicht.“ Anna-Sophie hatte sich entschieden, fasste nach meiner Hand und drückte sie. Ich drückte fester zurück.
„Ich will mir das offenhalten.“ Ich sah sie herausfordernd an. Sie zog energisch ihre Hand aus meiner.
„Ich schlage vor, dass ich Ihnen die Lounge zeige. Dann haben Sie Zeit, sich in Ruhe unsere Angebote anzusehen. Sie können natürlich so oft kommen, wie Sie möchten, wenn Sie sich nicht an einem Tag entscheiden können. Aber bitte melden Sie sich vorher immer an.“

Auf dem Flur zur Lounge gingen wir an einer Fotogalerie von Kindern vorbei, die alle glücklich zu sein schienen. Eines war im Ballettsaal mit Tüllkleid auf Zehenspitzen, das nächste grinste über einen schwarzen Flügel hinweg in die Kamera, das darauffolgende sah man mit strahlendem Blick in der Küche Kuchen backen. Ein weiteres bastelte an einer Märklin-Bahn, die schon richtige Ausstellungsdimensionen hatte. So ging es mit einigen anderen Kindern weiter, die Fußball spielten, angelten, stolz die Gitarre in die Kamera hielten und anscheinend hatte jedes Spaß an dem, was es gerade machte.

Es roch nach Kaffee und der Ausblick aus dem Zimmer war großartig. Man sah in die Weite über die Felder. Direkt hinter dem Institut schloss sich ein großer Kinderspielplatz mit einigen Klettergerüsten aus Holz und Tauen an. Dort tummelten sich vier oder fünf Kinder und schienen ganz vergnügt zu sein.
Anna-Sophie stand vor einem großen Panoramafenster und blickte auf diese Szenerie.
„Anna-Sophie, wir müssen mal Tacheles miteinander reden. Wie wichtig ist dir tatsächlich, dass wir einen Jungen bekommen?“
„Alex, das ist mir wirklich so egal. Das Kind sollte gesund sein, das hofft doch jede Mutter, aber alles andere ...“
„Ja, aber siehst du: Wir haben die Möglichkeit, das zu beeinflussen. Wenn wir nun Baustein eins in Anspruch nehmen, können wir das Geschlecht und eine Erbkrankheit ausschließen. Sollen wir das buchen?“
„Ist es nicht gerade die Pflicht der Eltern, die Kinder so anzunehmen, wie sie kommen?“
„Ja, Anna, wenn sie einfach nach dem Vögeln kommen, schon. Aber wenn ich bezahle, habe ich mehr Ansprüche.“
„Alex, ich kenne dich anscheinend noch nicht gut genug, obwohl wir schon neun Jahre verheiratet sind.“
„Was willst du mir damit sagen?“
„Dass ich gerade ein Problem damit habe, wie unsere Moralvorstellungen auseinanderdriften.“
„Anna, wir nehmen hier und jetzt richtig Geld in die Hand für einen Traum von dir. Vergiss das bitte nicht. Ich kann ohne Kinder leben. Du wolltest unbedingt welche.
„Aber ich möchte doch keine schlechte Mutter sein, die aussortiert.“
Ich musste jetzt eine Struktur in die Situation bringen, bevor sie sich völlig auflöste. Angriff ist die beste Verteidigung. Also los.
„Anna, entweder einigen wir uns jetzt auf meine bescheidenen Wünsche mit dem blonden Mädchen mit blauen Augen, oder ... wir trennen uns.“
Alex! Was? Trennen?“
„Ja.“
Scheiße. War ich von Sinnen? Was hatte ich gerade gesagt? Ich würde doch nie meine Ehe wegen eines Kindes aufs Spiel setzen. Wieso sagte ich so etwas?
„Du Arschloch!“ Anna-Sophie sah mich mit aller Verachtung, die sie in ihrem Schock noch aufbringen konnte, an.
Sie schnappte ihre Handtasche und floh aus der Lounge.
Ich könnte mich links und rechts ohrfeigen. Die Kaffeemaschine bereitete mir einen Milchkaffee zu, den ich sehr nachdenklich trank.
Dr. Friese steckte den Kopf durch die Tür.
„Ihre Gattin ist gegangen?“
„Ja.“
„Keine Sorge, die Frauen müssen sich erst an manche Gedanken gewöhnen. Erfahrungsgemäß kommen sie alle wieder.“
Ich wollte ein bisschen frische Luft schnappen. Er schlug mir vor, dass wir durch den Flur in den Garten hinaus gehen könnten. Mit einer ausladenden Armbewegung zeigte ich auf die Galerie der vielen Kinderfotos. „Sind das alles Kinder von zufriedenen Eltern, die in Ihrem Institut vermittelt worden sind?“
„Ja und nein. Es sind Kinder aus dem Institut, die vermittelt worden sind. Aber zufrieden waren die Eltern mit den Kindern nicht.“
„Und?“
„Ja, das sind alles Rücktrittsfälle.“
„Darf ich fragen, wie Sie die Eltern für diese armen Kinder finden?“
„Ja, gerne. Alle diese Kinder, die abgelehnt wurden, sind in einer Familie untergekommen.“
„In einer? Wie viele Kinder sind das denn?“
„Mittlerweile sind siebzehn Kinder nicht angenommen worden. Elf, weil sie das falsche Geschlecht hatten. Zwei, weil sie nicht blond waren, einer, weil er nicht dunkle Haare hatte. Zwei, weil sie entwicklungsverzögert sind. Eines hat das Down-Syndrom.“
„Hut ab vor diesen Eltern. Puhh.“
Ich kann mir das nicht einmal vorstellen, diese Verantwortung zu übernehmen, und dann gibt es welche, die machen das tatsächlich.
Ich ging mit Friese zum Ausgang. Eines interessierte mich dann zum Schluss doch noch.
„Herr Dr. Friese, haben Sie auch Kinder?“
„Ja.“ Ein liebevolles Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Darf ich auch fragen, wie viele?“
„Siebzehn.“

 
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Diese Geschichte wurde von einem Autor geschrieben, der hier im Forum angemeldet ist, es für diese Geschichte aber bevorzugt hat, eine Maske zu tragen.
Der Text kann, wie jeder andere Text im Forum, kommentiert werden, nach zehn Tagen wird die Identität des Autors enthüllt.

Als Kritiker kann man bis dahin Vermutungen über die Identität des Autors anstellen. Damit man anderen mit einem schlüssigen Rateversuch nicht den Spaß raubt, sind Spekulationen und Vermutungen bitte in Spoiler-Tags zu setzen.
Beispiel

Ich vermute, dass der Autor der Geschichte Rumpelstilzchen ist. Der schreibt doch auch immer von güldenem Haar und benutzt so viele Ausrufezeichen!
Die eckigen Klammern setzt ihr mit der Tastenkombination Alt-gr+8 bzw. Alt-gr+9.
Da dies jedoch kein Ratespiel ist, sind Beiträge ohne Textarbeit, also reine „Vermutungen“, nicht erwünscht.

Viel Spaß beim Kommentieren und Raten!

---
Alles weitere rund um den Maskenball findet ihr hier.

 

Liebe/r xyz,

grundsätzlich finde ich das Thema deiner Geschichte sehr interessant und auch vorstellbar: Junges Paar, das selber keine Kinder bekommen kann, beschließt, eine Leihmutter und einen Samenspender zu finden. Warum beides, wird nicht klar. Aber das ist ja auch nicht das Thema.
Um zu gewährleisten, dass die Eltern auch genau das Kind, das sie sich wünschen, erhalten, können sie eine Rücktrittsversicherung abschließen, genau wie bei einer Reisebuchung. Allerdings bezieht sich dieser Rücktritt dann auf die Zeit vor der Reise, die Rücktrittsversicherung in dieser Geschichte bezieht sich auf die Zeit nach der Geburt – bis hin zu einem halben Jahr. Ich kann dieses Konstrukt von seiner Logik her nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen, z.B. lässt sich doch das Geschlecht schon lange vor der Geburt feststellen, ebenso mögliche Erbkrankheiten. Das scheint mir nicht ganz schlüssig.

Die Geschichte ist flüssig und in einer klaren Sprache geschrieben. Der Konflikt zwischen den beiden wird deutlich, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie nicht schon vorher intensiver über ihren Kinderwunsch gesprochen haben. Dass sich ihre unterschiedlichen Auffassungen erst in der hier beschriebenen Situation herausstellen, finde ich fragwürdig.

Zum Schluss:
Der Arzt nimmt also alle zurückgegebenen Kinder auf. Welches Licht wirft dieses Tun auf ihn: Er ist ein guter und kinderliebender Mensch, aber halt auch ein geldgeiler, denn die Rücktrittsversicherung lässt sich das Institut sehr teuer bezahlen (und der Dr. Friese scheint ja ein wichtiges Mitglied, wenn nicht der Chef zu sein). So ganz nachvollziehen kann ich diese Personenzeichnung nicht. Und auch nicht, welche Bedeutung der Schluss haben soll.

Wie schon gesagt, finde ich den Ansatz der Geschichte sehr interessant, die inhaltliche Ausführung nicht immer nachvollziehbar, die sprachliche Gestaltung ist souverän.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Dr. Friese lehnte sich in seinen weißen Lederstuhl zurückK schlug die Beine übereinander.
Komma oder ‚und’

Das zeichnet uns auch aus. Sie können eine Rücktrittsversicherung abschließen, für den Fall, dass Ihr Wunschkind nicht Ihren Anforderungen gerecht wird.
… entspricht

Ich meineK … was machen Sie denn dann mit dem Kind?“

Dr. Friese nippte an seinem Kaffee, bevor er uns (eine) Antwort gab.

„AlsoK wenn zum Beispiel trotz aller Voruntersuchungen Trisomie 21 oder eine Bluterkrankheit festgestellt wird.
Und auch schon nach einer Woche, wenn man es ins Herz geschlossen hat, nur weil es eine Krankheit hat?“
Das ist natürlich wörtliche Rede. Aber hier stimmt irgendwie der Zusammenhang nicht.

Mir war klar, dass sie sich auch ein blondes Mädchen wünscht(e).
Meinst du nicht eher: ‚Ich hatte gedacht, dass …“

Ich strich Anna-Sophie leicht die linke Schulter entlang und verweilte mit der Hand dann an der rechten. Sie lehnte sich leicht nach hinten.

Er schlug mir vor, dass wir durch den Flur in den Garten hinaus gehen könnten.
hinausgehen

Ich ging (ich) mit Friese zum Ausgang.
Interessanter Ausgangsgedanke und durchaus denkbar, dass Eltern nach möglichst großer Sicherheit suchen, damit sie genau das Kind bekommen, was sie sich wünschen. Passt sehr gut zur Diskussion über die Genmanipulation von Embryonen.
Den Text habe ich gerne gelesen, weil er zum Nachdenken anregt über das, was möglich und ethisch vertretbar ist.

Liebe Grüße
barnhelm

Wer könnte das sein? Zuerst habe ich gedacht, das könnte ein Text von jobär sein. Auch Tell ist mMn möglich, es ist eine Thematik, die ich ihr auch zutraue.

 
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Sie schnappte ihre Handtasche und floh aus der Lounge.
Ich könnte mich links und rechts ohrfeigen. Die Kaffeemaschine bereitete mir einen Milchkaffee zu, den ich sehr nachdenklich trank.
Anstatt seiner Frau hinterherzueilen? Mann, was für ein Arschloch! :D

Tja, liebe Maske, du gönnst uns da einen ziemlich ernüchternden, bitterbösen Einblick in eine Ehe und gleichzeitig in eine Zukunft, die in Wahrheit vermutlich schon längst begonnen hat.
Kinder werden von den Eltern weniger als Erfüllung des eigenen Lebensglücks gesehen, sondern vielmehr als eine Art Statussymbol, das man sich nach Katalog zusammenstellen kann wie die Extraausstattung der Familienlimousine. Insofern hat sich die Geschichte den Tag Satire allemal verdient, finde ich.
Aufgrund des überraschenden (berührend schönen)Twists zum Ende könnte man das beinahe als klassische Pointengeschichte bezeichnen, allerdings griffe das zu kurz, weil man nach dem Ende nicht einfach „Ach so!“, sagen kann und die Augen verdreht, sondern die ganze Story plötzlich anders sehen kann, und vor allem über die Rolle des Dr. Friese noch einmal nachzudenken beginnt.
Ist der einfach ein schlauer Philanthrop, der nicht nur anderen Elternpaaren ihren Kinderwunsch zu erfüllen hilft, sondern sich gleichzeitig seinen eigenen? Und sich diesen Luxus einer Großfamilie auf eine sehr pfiffige Art finanziert?
Ich fand‘s auch interessant, wie du mir als Leser sozusagen noch im letzten Augenblick eine Idendifikationsfigur gibst. Der erst so nüchtern und geschäftstüchtig wirkende Dr. Friese wird plötzlich ungemein sympathisch, wirklich mit dem allerletzten Satz.
Eigentlich will ich das ja fast als Happyend bezeichnen, vor allem im Vergleich zu den Gedanken, die mir während des Lesens über das Schicksal der zurückgegebenen Kinder (der Retourware quasi) durch den Kopf gegangen sind.


Also für mich ist das eine wirklich gelungene Kurzgeschichte: Eine gekonnte Mischung aus Dystopie und Realsatire, mit einem originellen Plot und ausreichender Figurencharakterisierung, der Stil ist angenehm unprätentiös, und, was ich sowieso gern mag, sehr dialoglastig.

offshore

Ich kann nicht sagen, dass mich der Stil an eine/n bestimmte/n Autorin/Autor erinnert, allerdings habe ich irgendwie das Gefühl (ohne dass ich das jetzt begründen könnte), dass es sich um eine Autorin (und Mutter?) handelt, die sich erstmals in der Erzählperspektive aus Sicht eines Mannes versucht.

 

Hallo xy

Da ich mich zur Zeit mit biopolitischen Fragen auseinandersetze, interessiert mich die Thematik dieses Textes sehr, ich gehe aber auch vorbelastet und mit etwas erhöhten Erwartungen in die Lektüre.

Ich finde den Text solide geschrieben, sehr gut lesbar.

Die Umsetzung des Themas kann mich leider nicht überzeugen. Das ist mir zu direkt, es wird alles ausdiskutiert, es gibt kaum etwas zwischen den Zeilen. Insgesamt kommt der Inhalt für mich zu plump daher. Wir haben eine sehr ausführliche Erklärung des Programms, Stufe für Stufe, Detail für Detail mit einem anschliessenden Disput/Konflikt, der wiederum sehr abstrakt und erklärend verläuft. Das hat mich emotional nicht gepackt.

Zudem kann ich mir, ehrlich gesagt, gar nicht so richtig vorstellen, wie das Programm genau funktioniert. Wieso z.B. adoptiert ein Paar nicht einfach ein Kind mit dem entsprechenden Geschlecht und ohne Erbkrankheit (Stufe 1) statt 30000 Euro zu bezahlen, um mal zu schauen, was rauskommt und es dann zurückzugeben? Also für mich geht das alles nicht wirklich auf. Viel spannender fände ich gezielte Eingriffe am Erbmaterial der biologischen Eltern – obwohl man sich das (mittlerweile) viel einfacher vorstellt, als es in Wirklichkeit ist.

Das wirkte sehr gefühllos und ich bemerkte an Anna-Sophies Seitenblick, dass sie nie so eine Frage gestellt hätte.
Nun konnte ich aber nicht anders, ich musste noch Öl ins Feuer gießen.

Der Erzähler ist tatsächlich gefühllos und rational und kommentiert das auch noch. Wieso? Ist er in der Lage, das alles so zu reflektieren? Da wird dem Leser zudem einiges vorgekaut.

Ich möchte ein Mädchen mit blonden Locken und blauen Augen, so wie du als kleines Mädchen ausgesehen hast.
Ich will doch kein Mädchen, das bis an ihr Lebensende als dumme Blondine angesehen wird!“

Ich hoffe, es soll mit diesen Klischees gespielt werden. Das gelingt in meinen Augen aber nicht so ganz.

Anna-Sophie wollte einen Jungen! Himmel, wieso haben wir nie darüber gesprochen, wie sich jeder sein Wunschkind vorstellt?

Ja, das frage ich mich auch. Scheint mir sehr unplausibel zu sein.

„Alex, ich kenne dich scheinbar noch nicht gut genug, obwohl wir schon neun Jahre verheiratet sind.“
„Was willst du mir damit sagen?“
„Das ich grade ein Problem damit habe, wie unsere Moralvorstellungen auseinanderdriften.“

Ein sehr erklärender Dialog.

Ich kenne mich hier noch zu wenig aus, um mitraten zu können, aber wie gesagt, ich finde das Thema spannend und ich wollte den Text gerne kommentieren.

Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maskenball(wer auch immer dahintersteckt),

die Thematik ist fester Bestandteil von Science Fiction, sowohl was Menschen als auch Tiere betrifft. Als Satire ist sie fast schon überholt, da die Eingriffe in das menschliche Erbgut schon eine Weile praktiziert werden.

Dass sich in Grenzsituationen Charaktere enthüllen, bleibt auf jedenfall zeitlos spannend! Und das ist sicherlich in Dialogen gut zu zeigen. Nur meine ich, die könnten pointierter ausfallen, so richtig als Schlagabtausch, ohne begleitende Gesten.

Der Schluss ist sehr ambivalent. Da ein Satiriker aber immer ein verkappter Moralist ist, kann der geschäftstüchtige Dr. Friese nur als Nutznießer jeder Entscheidung seiner Kunden verstanden werden, aber bestimmt ist er kein heimlicher Menschenfreund. Vielleicht freut er sich ja sehr auf die zurückgegebenen Kinder, hat er damit doch erstklassiges Material zu weiteren Laborversuchen.:D

Gruß wieselmaus

 

Hallo Maskenball,

eine Satire ist das absolut! Fast schon auf dem Weg zur Realsatire, was die Sache noch bösartiger macht. Und wenn ich schon bei dem Thema Satire bin, dann möchte ich sagen, dass es noch heftiger hätte zugehen dürfen.
Genau an dieser Stelle setzt auch meine Kritik an.
So interessant und richtig und sozialkritisch dieses Thema gewählt ist, also den Plot finde ich von daher fraglos gut, so unzufrieden bin ich mit der Umsetzung.
Entweder man macht daraus eine feiste, fiese, bösartige Satire, was bedeutet, dass man völlig überspannte Eltern vorfindet, die völlig überzogene Wünsche haben und die hier noch feilschen und diesem "Züchter" erweiterte Konditionen abverlangen. So kann man z.B. darauf hinweisen, dass man ja bereits für normale Sachen oft genug eine dreijährige Garantie bekommt, da müssten dann schon bei einem Menschenkind mindestens 5 Jahre drin sein oder sie fragen, ob man nicht noch eine weitere Versicherung abschließen kann, z.B. wenn das Kind später sich doch als schlechter Schüler , faules Kind etc. erweist, oder ein Sonderrücktrittsrecht, wenn das Kind später Drogen nimmt, uneheliche Kinder zeugt, straffällig wird und so weiter. Man hätte den Bogen weiter spannen können, das darf gerade die Satire.
ODER es hätte feinsinniger, viel leichtfüssiger sein müssen. Die zukünftigen Eltern hätten sich als die Gutmenschen präsentieren müssen, die aber unter der Haut rassistisch sind und ausschließlich auf ihren Status als Eltern mit einem gelungenem Kind bedacht. Du hättest sie feinst entlarven können unter ihrer perfekten Sozialhaut.

Die Geschichte ist mir ein wenig zu grob geschnitzt. Das will ich damit sagen. Du vergibst gute Chancen.

So verhält es sich auch mit dem Ende. Klar, wenn man ein harmoniesüchtiger Happy End Forderer ist, dann ist das ein wirklich gelungenes Ende, ein sehr versöhnliches. Aber wie wäre es mit der brutalen Variante. Die Bedürfnisse der Menschen sind oftmals grausam. Wie wäre es, wenn so ein Rücktritts- Kind später an einen Kannibalen geht (es wird vermutlich demnächst einer aus dem Knast entlassen) an einen Pädophilen, das Kind als Haussklave fungiert, als Jungmädchen oder Jüngelchen im Puff unterkommt und so weiter. Das hätte dir die Satire möglich gemacht, hier mit dem blutigen Zeigefinger auf all die menschenverachtenden Bedürfnisse der Menschen zu deuten. Du könntest es noch nacharbeiten.

Gelesen, weil dein Schreibstil flüssig und schörkellos klar ist, habe ich deine Geschichte trotzdem gern. Sie flutschte so durch, sozusagen.
Aber wir wären ja nicht bei den Wortkriegern, wenn es nicht immer was zu meckern gäbe, nich? :D

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Maskierte(r),

endlich wieder einmal eine Maskenballgeschichte :) Das freut mich besonders, denn es ist schon länger her, dass sich jemand versteckt hat.

Wahrscheinlich gibt es bald nichts mehr, gegen (oder für) das man sich nicht versichern kann.
Auf die Optik kommt es bei manchen Paaren an, und ein Wunder, dass nicht noch die Blutgruppe stimmen muss.

Von daher kann ich lakita nur zustimmen: Man hätte etwas mehr übertreiben können, da sind doch Tür und Tor für allerlei skurille Sachen möglich. Vielleicht auch, dass man sich innerhalb vom Institut unter den Mitarbeitern um die Rückgabekinder streitet, immerhin haben sie eine gute Mitgift.

Aber davon abgesehen, dass die Satire nicht ganz ausgereizt worden ist, war die Geschichten sehr gut zu lesen. Keine Stolperer, mit erfreulich wenig bis keinen Fehlern (barnhelm hat ja schon was gefunden). Das Thema ist auch spannend, denn Kinderkriegen - und besonders, wenn es nicht auf die normale Art funktioniert - ist für Zaungäste entweder interessant oder auch befremdlich, jedenfalls der Rede wert.

Das Paar hat ja scheinbar auch einige Kommunikationsprobleme - aber vielleicht geht es in manchen Ehen tatsächlich so zu? :D
Die Satire muss ja ein paar Dinge schräg erzählen, sonst wäre sie ja keine, also hinterfrage ich hier jetzt nicht so genau Handlungsweisen.

Ich habe sie gerne gelesen. Meine Vermutung ...

... war erst lakita, weil die es doch immer so mit dem Thema Satire hat und jetzt mal wissen wollte, ob sie das auch kann. Naja, ihr Kommentar kann ja auch bewusst ein Ablenkungsmanöver sein. Ansonsten finde ich es grade schwierig, weil die Vielschreiber ihren eigenen Stil haben und ob der so anders sein könnte? weltenläufer, bist du das vielleicht, um den Maskenball wieder in Schwung zu bringen? Das Thema Kleinkind ist bei dir ja auch sehr aktuell :D

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Maske,


Ich frage mich, welche Anforderungen ich an den Text stellen soll. Für eine Gesellschaftskritik finde ich ihn, ehrlich gesagt, zu lahm. Er gibt eher den kritischen common sense in dieser Thematik wieder, geht aber nicht weiter. Die Idee mit der Rücktrittsversicherung ist eigentlich interessant, für mich trägt sie aber nicht alleine den Plot.
Diese Diskussion über Junge oder Mädchen, die finde ich in dieser Konstellation, als den Stein des Anstosses an den Haaren herbeigezogen. Hat das Paar echt noch nie darüber gesprochen, was es denn sein soll?
Auch dass Kinder wegen der Haarfarbe aussortiert werden, ist das, wovor wir uns als Gesellschaft in der Zukunft fürchten sollen? Ne, also ich verstehe schon. Aber ist das wirklich die literarisch geeignete Allegorie (oder heißt das Parabel? :confused:) für die Zustände, die hier kritisch im Fokus stehen sollen? Irgendwie ist das so harmlos.

Auch diese Paarbeziehung ... Die erklären einander die ganze Zeit alles und das ist total offensichtlich, dass sie zu dem Leser sprechen.

„Anna, entweder einigen wir uns jetzt auf meine bescheidenen Wünsche mit dem blonden Mädchen mit blauen Augen, oder ... wir trennen uns.“

Ich denke, es soll eine Überspitzung sein und die Absurdität betonen. Dann wirkt es aber hölzern.
Wenn es aber die "natürliche" Reaktion sein soll, worauf dann doch das nachträgliche Zurückrudern des Typen hindeutet, dann ist es eine sehr unglaubhafte Reaktion.
Und überhaupt. Reden Menschen echt so miteinander?

„Alex, ich kenne dich anscheinend noch nicht gut genug, obwohl wir schon neun Jahre verheiratet sind.“
„Was willst du mir damit sagen?“
„Dass ich gerade ein Problem damit habe, wie unsere Moralvorstellungen auseinanderdriften.“
„Anna, wir nehmen hier und jetzt richtig Geld in die Hand für einen Traum von dir. Vergiss das bitte nicht. Ich kann ohne Kinder leben. Du wolltest unbedingt welche.
„Aber ich möchte doch keine schlechte Mutter sein, die aussortiert.“

Mir kommen die Figuren vor, wie Stichwortgeber. Diese Konversation ist so direkt. Damit wirklich jeder ganz genau weiß, um was es da geht. Die Figuren sind nicht echt. Tut mir leid, ich kann das nicht anders sagen.

Das Ende, die Idee, finde ich irgendwie süß. Passt für mich nicht so recht mit der Figur das Arztes zusammen, aber man erfährt ja nicht wirklich viel von dem. Überhaupt erfährt man nicht viel von den Figuren, leider fehlen ihnen die individuellen Merkmale. Ich glaube, man muss auch bei Satire die Figuren fühlen können. Sie müssen dem Thema eine Prägung geben, damit der Leser inhaltlich mitgehen kann. Das hat mir hier leider gefehlt. Und ich bin wirklich mit den besten Absichten an die Geschichte rangegangen.
Ich würde hier echt noch einiges in die Figuren investieren. Und entweder Dinge unausgesprochen lassen oder wenn, dann Dinge aussprechen lassen, die so überzogen sind, dass man irgendwie als Leser schockiert ist.
Liebe Grüße
randundband

 

Liebe Wortkrieger,

einmal werden wir noch wach, dann wissen wir, wer sich hinter diesem Text verbirgt. Noch darf kommentiert und geraten werden. Nachher sagen hab ichs doch gewusst güldet nich! :p

Morgen Abend wird sich die Maske lüften ...

 
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Hallo Maske,
jetzt kommt noch ein Tipp und eine Bemerkung. Ich finde das Thema Deiner Geschichte sehr spannend und aktuell. Es ist auch flüssig und verständlich geschrieben. Die Dialoge, die Argumente und die Situation sind nachvollziehbar. Das mit der Rücktrittsversicherung halte ich für eine gelungene Idee. Leider sind alle Merkmale, um die es in der Geschichte geht, Haar-, Augenfarbe und Körperformen, trivial und nur äusserlich, beinahe langweilig. Die Eltern wollen doch sicher ein intelligentes Kind? Naheliegender ware es zu diskutieren, ob man lieber einen Physik- oder Literaturnobelpreisträger hätte. Soll man den extremen Leistungsträger, einen Powersteuerzahler, der Gesellschaft beisteuern? Ist Sex oder sonstiger Erfolg wichtiger? Könnte man Glücksgefühle und Zufriedenheit in das Kind einbauen? Lässt man Aggressionen zu? und welche? In einem weiteren Zusammenhang: Der Mitentdecker der DNA-Doppelhelix, James Watson, schlug vor, seine DNA zu sequenzieren, sein Genom ware doch interessant und spannend. Das zusammen gäbe für die Rücktrittsversicherung viel und noch viel mehr Raum in der Thematik. Ich kann mir zudem vorstellen, dass die Versicherung schnell pleite wäre.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass das von Fliege stammt. Es wäre auch möglich, dass sich die Eltern eine riesige Fliege, einen Mensch mit Flügeln, einen Engel eben, als Kind wünschten.

Viele Grüsse
Fugu

 

Mit Abstand zur Geschichte und Bauchgefühl ist es mir nun eingefallen, wer die Geschichte geschrieben hat.

jobär

 

Hey Maskenball,

wie die Zeit aber auch rennt. Kaum habe ich den Text auf meiner Leseliste, schon sind 10 Tage wieder um. Erst mal, Hut ab davor, sich an eine Satire zu wagen, haben wir ja selten genug. Thema finde ich Klasse. Dass man hier noch ein paar Spitzen drauflegen kann, wurde bereits gesagt. Im Großen und Ganzen fand ich den Text ziemlich gelungen. Auf jeden Fall habe ich den verqueren Zeitgeist darin gespürt und belächelt, und das ist schon mal viel, was der Text da kann.

Dr. Friese lehnte sich in seinen weißen Lederstuhl zurück schlug die Beine übereinander.

Ich vermisse ein Komma oder ein "und".

„Ich will mir das offenhalten.“ Ich sah sie herausfordernd an. Sie zog energisch ihre Hand aus meiner.

Sagt wer? Anna nehme ich an. Deshalb würde ich der Erzählerreaktion auch einen Zeilenumbruch gönnen.

Das Ende fand ich absehbar. Ich hätte es auch gut gefunden, wenn nicht der Doktor die Kinder adoptiert, sondern sie als "Gebrauchtware" für billiger weggehen, an die Eltern, die nicht so viel Geld aufbringen können. Ich mein, auch für ein zweijähriges Kind, finden sich bestimmt noch kinderlose Eltern. Und das Geschäft mit den "Wunschkindern" ist teuer und ein ziemlich ertragreiches Geschäft. Und ich hätte da schon gern den Geschäftsmann und nicht nicht den moralisch korrekten Doktor ;).

Und ja, ich habe mich auch gefragt, warum er so optisch orientiert ist, wo doch in den heutigen Zeiten alles auf Erfolg ausgerichtet ist. Intelligenz sollte unbedingt noch mit aufgenommen werden.

Schön mal wieder eine Satire zu lesen!

Beste Grüße, Fliege

Könnte bernadette sein. Aber auch jemand ganz anderes :D

 

Hallo Maskenball, ich fasse mich kurz, der Geschichte fehlt die Würze. Das Salz in der Suppe, könnte man sagen. Das Thema ist geeignet, um daraus eine wirklich witzige Story zu schreiben. Hier lese ich von einem ziemlich normalen Ehepaar, das sich ein Kind wünscht, doch sich nicht einig ist, welches Geschlecht es haben soll. Und es geht ausschließlich um Äußerlichkeiten, nicht um Intelligenz.
Spannender wäre es, die künftigen Eltern würden sich über den Beruf des Kindes streiten, in dem sie es später sehen wollen. Oft wünschen sich Eltern ein Kind, um ihre versäumten Möglichkeiten, in dem Kind verwirklicht zu sehen. Der Vater wollte Schauspieler werden, die Mutter eine berühmte Architektin, zum Beispiel. Oder umgekehrt. Hier könnte ein spannender Konflikt ausgetragen werden.

Trotzdem, ein gutes Thema für Gedanken zum Thema Kinderwunsch.

Liebe Grüße!
Amelie

 
Zuletzt bearbeitet:

randundband schrieb:
Hallo. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine misslungene Maskenball-Geschichte und an deinen vernichtenden Kommentar. Ne, ne, das war keine schöne Erfahrung. Hab da nicht so toll geschlafen die eine Nacht.

... und dann kam die Revanche :D

Aber erstmal ein Dankeschön an alle Kommentatoren, die sich die Zeit genommen haben, diese Geschichte zu kommentieren. Ich liebe diese Maskenballgeschichten und ich liebe es besonders, unter der Maske zu sein.
Das kann ich jedem wärmstens empfehlen. Erst einmal braucht man zehn Tage lang keine Kommentare schreiben und kann mehrere Meinungen in Ruhe sammeln, da ist echt Druck weg, probiert es aus!
Des weiteren wird man wirklich neutral bewertet. Das ist mir fast noch wichtiger an der Sache.
Jedenfalls habe ich mich über jeden Kommentar sehr gefreut, danke :gelb:

Die liebe Fliege hat mich erraten! Das gibt nur für uns zwei eine Flasche Champus auf meine Kosten in Wien.

Nun zu euren Aussagen.

Grundsätzlich las ich aus den Kommentaren heraus, dass die Versicherung mit all den Auswirkungen überspitzter sein könnte und auch die Versicherungsleistungen mehr in Richtung Intelligenz, Lebensgestaltung etc. gehen könnten. Das war in meiner Dreijahresstufe natürlich so nicht richtig nachvollziehbar. Da müsste es noch Stufe 4 und 5 geben (ich hatte anfangs 7 Stufen, dann merkte ich aber schnell, dass das für den Leser ermüdend werden würde, aber da spitzte sich das mehr zu).
Da werde ich auf jeden Fall nachlegen, nicht mit der Anzahl der Stufen, aber mit den Inhalten der drei vorhandenen. Mir haben da ein paar Ideen von euch sehr gut gefallen.

Manche empfanden die Dialoge zwischen dem Ehepaar nicht nachvollziehbar. Nun ja, das habe ich schon extra so geschrieben, denn mein Verständnis von Satire ist auch, dass Menschen untereinander nicht in üblicher Form miteinander umgehen. Bei Kritiken (wie z.B. @Pepperkorn) hatte ich bei manchen herausgegriffenen Details das Gefühl, der Text wird nicht als Satire wahrgenommen und als Alltagsgeschichte mit den da zu erwartenden Handlungsweisen kommentiert.

barnhelm schrieb:
Dass sich ihre unterschiedlichen Auffassungen erst in der hier beschriebenen Situation herausstellen, finde ich fragwürdig.

Vielleicht sollte ich den tag Gesellschaft herausnehmen und nur Satire lassen?

Trotz dessen werde ich den einen oder anderen Dialog, die mehrfach als verbesserungswürdig zitiert wurden, nochmal genau prüfen und bei einem bin ich mir auch schon sicher, dass ich ihn ändere.

Ich empfand das Ende nie als Happy-End, sondern nur entlarvend (hehe, wie passend) für die Eltern. Normalerweise muss ich als Anbieter einer Dienstleistung oder eines Artikels doch hinter meinen Produkten stehen und nehme die Ausschussware doch nicht selbst in Gebrauch. Bildlich gesehen: Wenn einer eine Bluse in den Kleiderladen zurückbringt, weil ein offensichtlicher Webfeher zu sehen ist, zieht der Verkäufer das Teil auch nicht an, wenn er im Verkauf steht.

Nun noch einzeln:

@barnhelm

Danke für deine Fehlersuche. Einiges habe ich sofort verbessert, aber mit zwei Kommas bin ich nicht einverstanden, die du mir zusätzlich unterjubeln willst. (online wird das von mir geändert, wenn die KG unter meinem Nick steht)

die inhaltliche Ausführung nicht immer nachvollziehbar,
Da kümmere ich mich noch drum, das ist aber eine größere Baustelle.

ernst offshore

Anstatt seiner Frau hinterherzueilen? Mann, was für ein Arschloch!
Naja, manchmal wissen auch Männer nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen/können.

Aufgrund des überraschenden (berührend schönen)Twists zum Ende könnte man das beinahe als klassische Pointengeschichte bezeichnen, allerdings griffe das zu kurz, weil man nach dem Ende nicht einfach „Ach so!“, sagen kann und die Augen verdreht, sondern die ganze Story plötzlich anders sehen kann, und vor allem über die Rolle des Dr. Friese noch einmal nachzudenken beginnt.

Das freut mich, dass du das so siehst mit Herrn Dr. Friese, das war meine Intention.

Peeperkorn

Das ist mir zu direkt, es wird alles ausdiskutiert, es gibt kaum etwas zwischen den Zeilen. Insgesamt kommt der Inhalt für mich zu plump daher. Wir haben eine sehr ausführliche Erklärung des Programms, Stufe für Stufe, Detail für Detail mit einem anschliessenden Disput/Konflikt, der wiederum sehr abstrakt und erklärend verläuft. Das hat mich emotional nicht gepackt.

Klingt das jetzt komisch, wenn ich sage, dass mich Satiren nie emotional packen? Ich habe da als Leser eine andere Herangehensweise. Eine Satire ist für mich wie eine Karikatur in Worten. Die packen mich auch nie emotional, die finde ich halt entweder witzig, clever, intelligent oder sonstwas. Kommt ja auch auf das Thema an. Durch die Überspitzung - die bei mir noch schärfer werden muss, das habe ich begriffen - kann ich die Personen gar nicht so richtig als menschliche Identifikationsfiguren wahrnehmen, denen ich solche Emotionen gebe, dass ich mich da packen ließe. Das sind in dem Moment Darsteller, die ich auch als solche bewusst fühle.
Wo ich dir recht gebe ist bei der Umschreibung plump. Das könnte feiner, hintergründiger sein. Mal sehen, in wieweit ich das schaffe, da schleife ich dran.

Wieso z.B. adoptiert ein Paar nicht einfach ein Kind mit dem entsprechenden Geschlecht und ohne Erbkrankheit (Stufe 1) statt 30000 Euro zu bezahlen, um mal zu schauen, was rauskommt und es dann zurückzugeben?
Hast du in Deutschland schon einmal versucht, ein Neugeborenes zu adoptieren? Ich vermute nicht. Ich kenne in meinem Freundes- und Bekanntenkreis vier Familien mit adoptieren Kindern. Alle wollten natürlich Babies. Nur eine Familie hat es zu einem vier Monate jungen Kind geschafft - weil er in der Heimatstadt mit seinem Prof. Dr. der Psychologie vieeeel Vitamin B hatte (btw: das Kind war dann aber trotz fachlich versiertem Papa - oder vielleicht auch deswegen - drei Jahre im Internat, weil es daheim nicht mehr ging ;) ). Bei den anderen drei Familien war das Jüngste dann 1 1/4 Jahre alt. Wenn man weiß, was in der Zeit davor alles schief gehen kann ...

Viel spannender fände ich gezielte Eingriffe am Erbmaterial der biologischen Eltern
ich kam auf die Idee vom Plot, als ich mir vor ein paar Wochen ein neues Smartphone gekauft habe und mir der Verkäufer eine Versicherung dafür andrehen wollte. Gehts noch? dachte ich. Ich pass auf das Teil auf, für jeden Quark gibt es mittlerweile schon Versicherungen. Wer letztendlich daran verdient, wissen wir ja.

@wieselmaus

Als Satire ist sie fast schon überholt, da die Eingriffe in das menschliche Erbgut schon eine Weile praktiziert werden.
Der Fokus lag ja auf der Versicherung.

Da ein Satiriker aber immer ein verkappter Moralist ist, kann der geschäftstüchtige Dr. Friese nur als Nutznießer jeder Entscheidung seiner Kunden verstanden werden, aber bestimmt ist er kein heimlicher Menschenfreund. Vielleicht freut er sich ja sehr auf die zurückgegebenen Kinder, hat er damit doch erstklassiges Material zu weiteren Laborversuchen.

Auch ein schöner Ansatz.

@lakita

Aber wie wäre es mit der brutalen Variante. Die Bedürfnisse der Menschen sind oftmals grausam. Wie wäre es, wenn so ein Rücktritts- Kind später an einen Kannibalen geht (es wird vermutlich demnächst einer aus dem Knast entlassen) an einen Pädophilen, das Kind als Haussklave fungiert, als Jungmädchen oder Jüngelchen im Puff unterkommt und so weiter.

Mein Spoiler:

Meine Vermutung ... war erst lakita, weil die es doch immer so mit dem Thema Satire hat und jetzt mal wissen wollte, ob sie das auch kann.

lakita, und wie du das könntest :thumbsup:
Kannibalen, Puff, Haussklave, DAS sind Ideen :lol: - du hast noch die Außerirdischen vergessen.
Ich bin ernsthaft am Überlegen, diese Variante einzubauen.

Die Geschichte ist mir ein wenig zu grob geschnitzt. Das will ich damit sagen. Du vergibst gute Chancen.
Du bläst ins gleiche Horn wie Pepperkorn . Okay, überredet, ich verfeinere.

Und deine nächste KG ist eine Satire! Versprochen?


bernadette

endlich wieder einmal eine Maskenballgeschichte Das freut mich besonders, denn es ist schon länger her, dass sich jemand versteckt hat.
Ja, und ich konnte mir nicht verkneifen, die auch noch selbst zu kommentieren. Aber Fliege, diese kleine, unscheinbare Mücke, hat es trotzdem geschnallt :cry:

randundband

Ich hab' mich schief gelacht, randundband, als ich den Kommentar unter deiner neuen KG zu deiner alten Maskenballgeschichte gelesen habe - und prompt kommt die Retourkutsche:

Ich frage mich, welche Anforderungen ich an den Text stellen soll. Für eine Gesellschaftskritik finde ich ihn, ehrlich gesagt, zu lahm. Er gibt eher den kritischen common sense in dieser Thematik wieder, geht aber nicht weiter. Die Idee mit der Rücktrittsversicherung ist eigentlich interessant, für mich trägt sie aber nicht alleine den Plot.
Also den tag Gesellschaft weg? Damit habe ich kein Problem.
Aber ist das wirklich die literarisch geeignete Allegorie (oder heißt das Parabel? ) für die Zustände, die hier kritisch im Fokus stehen sollen? Irgendwie ist das so harmlos.
Ja, weg vom süßen Paprika zum Chili.

Ich denke, es soll eine Überspitzung sein und die Absurdität betonen. Dann wirkt es aber hölzern.
Hatte ich oben schon erwähnt, dass ich da nochmal rangehe. Hölzern ist natürlich blöd.
Die Figuren sind nicht echt. Tut mir leid, ich kann das nicht anders sagen.
Sollen sie auch nicht sein. (siehe Pepperkorn)
. Überhaupt erfährt man nicht viel von den Figuren, leider fehlen ihnen die individuellen Merkmale. Ich glaube, man muss auch bei Satire die Figuren fühlen können. Sie müssen dem Thema eine Prägung geben, damit der Leser inhaltlich mitgehen kann.
Das ist für mich eine wichtige Frage, die ich gerne allgemein an alle stellen will. Ich sehe das eben etwas anders. Die Personen können für mich schablonenhaft sein, aber dann muss ich wahrscheinlich einfach noch mehr übertreiben.


randundband schrieb:
Hab da nicht so toll geschlafen die eine Nacht
Bisher dachte bisher immer noch, dass mein schlechter Schlaf die letzten zwei Tage an der Erkältung lag, aber wenn ich es mir genau überlege, könnte es auch dein Kommentar gewesen sein ;)

@Fugusan

Die Eltern wollen doch sicher ein intelligentes Kind? Naheliegender ware es zu diskutieren, ob man lieber einen Physik- oder Literaturnobelpreisträger hätte. Soll man den extremen Leistungsträger, einen Powersteuerzahler, der Gesellschaft beisteuern? Ist Sex oder sonstiger Erfolg wichtiger? Könnte man Glücksgefühle und Zufriedenheit in das Kind einbauen? Lässt man Aggressionen zu?
Soweit sind meine Gedanken im Zusammenhang mit der Versicherung nicht gegangen, weil ich dachte, man bräuchte Merkmale, die auch im Kleinkindalter eindeutig feststellbar sind. Oder die Versicherung muss bis zum 25. Lebensjahr gehen, damit man evtl. feststellen kann, dass sich da ein Literaturnobelpreisträger entwickeln könnte? Verstehst du, ich brauche da einen abgeschlosseneren Rahmen, sonst kauft keiner die Versicherung.
Aber ich werde ja die Inhalte ändern, vielleicht sagen sie dir nach der Bearbeitung mehr zu.
Der Mitentdecker der DNA-Doppelhelix, James Watson, schlug vor, seine DNA zu sequenzieren, sein Genom ware doch interessant und spannend. Das zusammen gäbe für die Rücktrittsversicherung viel und noch viel mehr Raum in der Thematik. Ich kann mir zudem vorstellen, dass die Versicherung schnell pleite wäre.
Mal sehen, ob ich diese Recherchen auf mich nehme :Pfeif:

Fliege

nun ja, ich habe ja jetzt schon zweimal erwähnt, dass du ... trotzdem jetzt mal an direkter Stelle einen herzlichen Glückwunsch.

Das Ende fand ich absehbar. Ich hätte es auch gut gefunden, wenn nicht der Doktor die Kinder adoptiert, sondern sie als "Gebrauchtware" für billiger weggehen, an die Eltern, die nicht so viel Geld aufbringen können. Ich mein, auch für ein zweijähriges Kind, finden sich bestimmt noch kinderlose Eltern. Und das Geschäft mit den "Wunschkindern" ist teuer und ein ziemlich ertragreiches Geschäft. Und ich hätte da schon gern den Geschäftsmann und nicht nicht den moralisch korrekten Doktor
lakita sagt es, du sagst es, andere sind mit dem Happy-End-Doktor auch nicht so ganz zufrieden.

Wenn die Geschichte bitterböse werden soll, muss der Doktor die Kinder verhökern, das ist klar.
Dann sind wir mal gespannt, was da noch rauskommt.

AmelieS

Hallo Maskenball, ich fasse mich kurz, der Geschichte fehlt die Würze. Das Salz in der Suppe, könnte man sagen. Das Thema ist geeignet, um daraus eine wirklich witzige Story zu schreiben.

Ich schrieb weiter oben vom Chili statt Paprika. Das ist ja ähnlich. Ob ich eigentlich eine witzige Story schreiben wollte? Da bin ich mir nicht so sicher. Ich werde jedenfalls versuchen, sie so umzuschreiben, dass einem im besten Falle das Lachen im Halse stecken bleibt.


Euch allen einen herzlichen Dank für die Freude, die ihr mir unter der Maske gemacht habt.

Liebe Grüße an Alle
bernadette
(die zwar drei Stunden zu früh ist, aber zu meiner Demaskierungszeit bin ich leider nicht zu Hause)

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette

Klingt das jetzt komisch, wenn ich sage, dass mich Satiren nie emotional packen?

Nein. Das habe ich mir nach meinem Komm auch gedacht. Ich hätte den tag "Satire" stärker berücksichtigen sollen. Nehme ich also zurück. Ja, vielleicht einfach "Gesellschaft" weg. Und dann noch etwas stärker draufhauen. :)

Hast du in Deutschland schon einmal versucht, ein Neugeborenes zu adoptieren?

Nein. Aber ich habe mir gedacht, dass in einer Gesellschaft, wie du sie hier darstellst, sich auch die Bedingungen der Adoption anders darstellen würden. Das wäre doch so, wie wenn ich eine Science Fiction Geschichte schreibe und dort besiedeln die Menschen den Merkur und wenn man mich fragt, weshalb nicht den Mars (plausibler), ich darauf antworte, das sei fast unmöglich, heutzutage. :)

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Liebe bernadette, kurz bevor du dich geoutet hast, hab ich einen Kommentar zu deiner Geschichte versemmelt. Gelöscht aus lauter Dussligkeit mit allem Drum und Dran. Eagl, aber dann war mir jedenfalls die Lust vergangen, es noch einmal neu zu probieren.

Zwei Sachen wollt ich aber noch schnell sagen, bevor du ans Überarbeiten gehst.
Eine Sache fand ich ganz unglaubwürdig. Das ist, dass die sich nicht vorher über die Kindseigenschaften ausgetauscht haben.
Die sind doch extra dazu zu Dr Friese gekommen, wie du den Mann gleich am Anfang sagen lässt. Und da kriegen die sich ernsthaft in die Haare, weil er blond und sie dunkel will und auch nie das Geschlecht vorher belabert hätten? Das kann ich echt nicht glauben. Und das war bei mir der Hauptpunkt, über den ich mich geärgert hab, denn vor so einem ungaubwürdigen Hintergrund wirkt dann der ganze Konflikt zwischen ihnen gestellt.
Es wäre ja nur eine Kleinigkeit, es müsste nur ein Grund gefunden werden, warum sie nicht darüber sprechen konnten. Seine Zeitnot im Job oder sonstwas. Oder sie haben es, das aber nicht richtig - und dann bricht der Konflikt auf.

Mir fiel übrigens auf, dass das ganze Drumrum ja Stoff für etliche Satiren oder so abgibt. Schon mit welch zynischer Sachlichkeit der Friese über die Leihmütter redet und die Samenspender. Bei den Leihmüttern wirds nur deutlicher.
Kinder kriegen für fremde Leute als Geschäftsartikel. Her mit den Frauen mit gebärfreudigem Becken und gutem Gesundheitszutand. Und klar, dass die meisten Leihmütter sich aus finanziellen Gründen dazu entscheiden, weil sie arm sind.
Oder überhaupt das Kinderkriegen nach Maß. Da wird so ein armes Baby ja zum Statussymbol.

Das Ende hab ich übrigens mehr so als Gag gesehen, da hab ich mich immer gefragt, was das eigentlich mit dem Rest, also mit deiner doch ernsthaften Satireabsicht zu tun hat.

Ich fand den Text cool und flüssig geschreiben, wenn ich auch wie alle anderen die Kritik gehabt hätte, dass du mal bisschen noch überspitzen solltest.
Wichtig finde ich beim Satireschreiben oder Lesen auch noch, dass bei einer Satire ja wirklich nicht der Hauptpunkt auf der charakterlichen Ausarbeitung liegen kann oder wird. Satiren kritisieren gesellschaftliche Missstände. Da liegt der Fokus auf was ganz anderem.
Dass deiner auf auf den Rücktrittsversicherungen lag, das war schon klar, dennoch ging es auch mir so, dass es ruhig noch eine Nummer stärker hätte überzogen sein können.
Aber das machst du schon.

So - mehr schreib ich nicht, ist immerhin jetzt schon das zweite Mal.
Übrigens hätte ich dich auch geraten. Ich weiß, kann jeder sagen, aber ich meins ernst. Ich hätts nicht am Thema oder Schreibstil erkannt, weil ich mir eh so sicher war, dass du es bist, als ich den Text das erste Mal sah und dann auch las. Du hast kürzlich mal, als jemand sagte, nur neue User sollten sich an den Maskenball machen, den Maskenball so doll betont, das konntst jetzt nur du sein. :kuss:
Und davon konnt mich auch kein Ablenkungsmanöver nicht ablenken.
Viel Spaß heut Abend.
Novak

 

bernadette

also auf dich wär ich nun wirklich nicht gekommen.

Freut mich, wenn du meine Ideen eventuell verwenden magst. Dafür sind sie da.
Es wird immer so gern (meist immer im falschen Zusammenhang) Tucholsky's "Satire darf alles" zitiert.
Hier aber passt es. Du darfst so extrem im Thema werden, wie es noch aushaltbar ist.

Nur Mut!

Und deine nächste KG ist eine Satire! Versprochen?
Nö. :D

Herzliche Grüße

lakita

 

Hallo,

Ich schreibe nur etwas zu einigen Punkten, die mir spontan auffielen.

+
Die unklare Perspektive am Anfang machte gleich zu Beginn neugierig. Das Thema entwickelt sich in seiner Grundstruktur interessant.
Mich hat die Geschichte dann zunächst mitgezogen, ich fand sie anständig zu lesen und schaffte auch das Ende.

-

er Sache angemessen, das musste man ihm zugute halten.
Diese Wertung am Anfang empfinde ich als etwas plump.

Im Verlauf der Geschichte stört mich ebenso, die ausufernde Beschreibung des Inhalts und Ansichten der Personen. Es bleibt letztlich nichts spannend und der eigenen Deutung überlassen. Dadurch kommt leider auch bei mir Langeweile auf. Vielleicht lohnt sich hier ein Nacharbeiten.

LG
G

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,

ich finde den Maskenball als Idee so toll, aber irgendwie erwischen mich die Geschichten immer auf dem falschen Fuß. Ich glaube, ich habe es noch nie geschafft, eine von denen zu kommentieren, während sie tatsächlich "maskiert" waren, obwohl ich sie meistens gleich gelesen habe. Und wenn ich das hinkriegte, wäre ich wahrscheinlich trotzdem nie in der Lage, zu erraten, wer hinter der Maske steckt. Ich hatte bei dieser Geschichte zwar so ein Gefühl, dass es eine Autorin sein würde - aber das ist eine fünzigprozentige Chance, richtig zu liegen, zählt also definitiv nicht als geniale Eingebung. :)

Na ja, kommentieren wollte ich trotzdem, unabhängig vom Raten, aber dann stellte sich raus, dass es mir sehr schwer fiel, zu formulieren, was mich an der Geschichte eigentlich stört, und ich musste das erst mal ausbrüten.

Die Idee finde ich sehr spannend, und die Art, wie die Geschichte aufgebaut ist, gefällt mir auch. Man merkt zwar, dass der Dialog ziemlich viel Exposition transportieren muss, so dass es sich stellenweise nicht ganz natürlich anhört, aber das finde ich bei so einem Thema eigentlich legitim. Und es ist so wahrscheinlich besser, als wenn die ganze Exposition im erzählten Text steckt, das wird schnell zu trocken.

Trotzdem hatte ich Schwierigkeiten mit dem Text, und jetzt glaube ich, dass ich den Grund dafür erkannt habe: Man sieht die Marionettenfäden deiner Figuren. :)

Ganz extrem ausgedrückt: Das sind keine individuellen Charaktere, die so handeln, wie es ihrer inneren Überzeugung entspricht. Die sind gezwungen, exemplarisch für etwas zu stehen, und fragen sich ja teilweise sogar selbst: Warum habe ich das grade gemacht? Und die Antwort ist: Damit die Geschichte bestimmte Ideen rüberbringen kann. Grundsätzlich habe ich da nichts dagegen, aber damit eine Geschichte richtig funktioniert, darf das meiner Meinung nach nicht so offensichtlich sein, und die Glaubwürdigkeit der Figuren darf nicht darunter leiden.

Am meisten leidet der Ich-Erzähler unter diesem Problem. Und irgendwie scheint er sich seiner Marionettenfäden sogar ein bisschen bewusst zu sein, der Arme. :)

Das wirkte sehr gefühllos und ich bemerkte an Anna-Sophies Seitenblick, dass sie nie so eine Frage gestellt hätte.
Das empfinde ich wie eine Beobachtung von außen. Als würde jemand den Erzähler dazu zwingen, gefühllos zu sein (irgendein maskierter Fiesling :D), und er selber ganz überrascht feststellen, wie das wirkt. Natürlich gibt es das, dass man etwas sagt und kaum ist es ausgesprochen, merkt man: Shit, das hörte sich viel extremer an, als ich es gemeint habe. Aber die Formulierung macht für mich echt den Eindruck, als wäre er fremdgesteuert.

Scheiße. War ich von Sinnen? Was hatte ich gerade gesagt? Ich würde doch nie meine Ehe wegen eines Kindes aufs Spiel setzen. Wieso sagte ich so etwas?
Ja, und hier ist es halt auch so, noch extremer. Das ist ein künstlich erzeugter Krisenmoment, und der Erzähler fühlt sich offenbar selber nicht wohl in seiner Rolle als Verursacher dieser Krise. Wenn die Figuren schon infrage stellen, was in der Geschichte passiert, dann ist es vom Leser erst recht viel verlangt, das zu akzeptieren.
Die beiden sind neun Jahre verheiratet, und der Kinderwunsch ist auch nicht erst seit gestern da. Da haben sie nie darüber gesprochen, was für sie wichtig ist, was für Wünsche sie haben? Und er ist derjenige, der nicht unbedingt Kinder will, aber stellt spontan ihre Ehe infrage, als sich rausstellt, dass ihre Vorstellungen unterschiedlich sind? Also ich will nicht sagen, dass diese Szene nicht psychologisch glaubwürdig sein kann - aber in der Form ist sie es für mich nicht. Man müsste mehr über die Figur wissen. Er wirkt eigentlich nicht impulsiv oder streitlustig - und definitiv nicht so extrem risikofreudig, dass er solche "Alles oder Nichts"-Situationen provozieren würde. Dass so eine Rücktrittsversicherung für ihn attraktiv ist, sagt ja etwas über seinen Charakter aus, und das ist irgendwie nicht mit dem Charakter kompatibel, den man da zu sehen kriegt.

Mit Anna-Sophie hatte ich nicht solche Probleme, was vielleicht daran liegt, dass sie nicht so großen Einfluss auf die Handlung hat, sie reagiert im Grunde nur auf die Dinge, die der Erzähler sagt, und er muss den ganzen Sprengstoff liefern. :)

Der Dr. Friese überzeugt mich aber auch nicht so ganz.

„Herr Dr. Friese, haben Sie auch Kinder?“
„Ja.“ Ein liebevolles Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Darf ich auch fragen, wie viele?“
„Siebzehn.“

Dieser Schluss ist sehr harmonisch, es wirkt eigenartig "nett" für das schwierige und emotional aufgeladene Thema. Alle "Rücktrittsfälle" sind begabte, glückliche Kinder, und der Arzt, der es ihren Eltern überhaupt ermöglicht hat, sie abzulehnen, hat gleichzeitig ein gutes Zuhause für sie geschaffen. Das unterstreicht noch mal, dass es richtig ist, jedes Kind so anzunehmen, wie es ist. Zweifellos ein schönes Ende, man fühlt sich wohler nach den unangenehmeren Momenten der Geschichte.

Mir ist das aber zu nett. Bei solchen Fragen sollte man sich vielleicht nicht zu wohl fühlen. Ein paar Kritiker haben schon Vorschläge gemacht, die in eine düsterere Richtung gehen - das die Kinder als zweite Wahl für weniger Geld an den Mann gebracht werden könnten und so - und das wäre sicher eine Möglichkeit für die Entwicklung der Geschichte.
Aber ich finde eigentlich die Idee gut, dass der Dr. Friese die Kinder alle selbst aufnimmt - ich kann mir gut vorstellen, dass er auf diese Weise seinen Beruf besser mit sich vereinbaren kann. Und ich finde es auch gut, dass die Geschichte ihn nicht als geldgierig und gewissenlos hinstellt. Ich würde ein fieseres Ende ungern mit mehr schwarz-weiß erkaufen.

Nur, dass da alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, das kann ich mir auch nicht vorstellen. In einer Familie mit siebzehn Kindern dafür zu sorgen, dass sich jedes einzelne gut entfalten kann, stelle ich mir sehr schwierig vor. Insbesondere, wenn einige davon besondere Bedürfnisse haben, zum Beispiel aufgrund des Down-Syndroms. Und erst recht insbesondere, wenn der Familienvater einen anspruchsvollen Job hat, der ihm wahrscheinlich nicht so wahnsinnig viel Zeit für seine Kinder lässt. Klar, viele Probleme lassen sich mit Geld lösen, indem man ausreichend viele Betreuungspersonen einstellt. Aber spätestens wenn diese Kinder sich eines Tages fragen, warum ihre Familie so anders ist als andere, wird es viel Erklärungsbedarf geben und wahrscheinlich werden einige psychologische Behandlung brauchen. Und es wird ja wahrscheinlich nicht bei 17 Rücktritten bleiben, also eine dauerhafte Lösung ist das auf keinen Fall.

Natürlich kann der Ich-Erzähler nicht wissen, wie es tatsächlich bei Dr. Friese zu Hause aussieht. Aber vielleicht wäre es für die Geschichte gar nicht schlecht, stattdessen einen allwissenden Erzähler oder mehrere unterschiedliche Erzählperspektiven zu haben? Eine komplexere Struktur für ein komplexes Thema?

Jedenfalls lese ich gerne eine überarbeitete Version, ich bin gespannt darauf - auch wenn du dich doch für eine fiesere Variante entscheiden solltest. :)

Formal ist mir fast nichts aufgefallen, nur zwei Stellen, wo die Ausführungszeichen fehlen:


„Nein, das tut mir leid. Aber wir haben hier extra eine Lounge eingerichtet, wo Sie sich, solange Sie wollen, aufhalten und die einzelnen in Frage kommenden Personen sondieren können. Zudem stehen wir zu jeder Zeit für Fragen zur Verfügung.

„Anna, wir nehmen hier und jetzt richtig Geld in die Hand für einen Traum von dir. Vergiss das bitte nicht. Ich kann ohne Kinder leben. Du wolltest unbedingt welche.

Grüße von Perdita

 

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