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Ein unschöner Tag

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10.08.2004
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Ein unschöner Tag

Manchmal ist das Leben einfach unschön. Tom, ein langjähriger Freund, der harmlos wirkt, hat bei einem Kneipenbesuch mal aus dem Nähkästchen geplaudert und damit meine Weltsicht schwärzer gefärbt.

Es ist wichtig zu wissen, daß in Toms Heimatstadt rauhe Sitten herrschen. Bei Streitereien drückt die Polizei schon mal ein Auge zu, oder wartet bis alle schlagenden Argumente ausgetauscht sind, um selbst nicht in die Schußlinie zu geraten.

Toms Mutter ist eine freundliche, stark gehbehinderte Dame, die sehr sympathisch ist. Sie war mal mit ihrem jüngsten Sohn mit dem Auto unterwegs, alle möglichen Besorgungen machen. Als der Tank fast leer war, fuhren sie an eine Tankstelle ran, die irgendwo ganz in der Nähe der Heimatstadt liegt. Die Zapfsäulen der Tankstelle waren gut besucht und man mußte schon ein paar Minuten warten. Irgendwie wurde eine benachbarte Säule frei und niemand stand an. Die Frau fuhr also rüber und Toms Bruder stieg aus um zu tanken.

Mit einem Mal fuhr hinter ihnen ein LKW vor. Er muß fast die Stoßstange von ihrem Auto geküßt haben. Die Tür klappte auf, ein Bär von einem Mann stieg aus und fing sofort an rumzupöbeln. „Nehmt sofort Eure verdammte Klapperkiste weg, das ist meine Zapfsäule! Los, Du alte Schachtel!“. Der Kerl muß sich dann immer weiter rein gesteigert haben. Er schubste den Kleinen rum, riß die Fahrertür auf und forderte Toms Mutter auf, auszusteigen. Als sie unter Tränen sagte, sie ist schwer gehbehindert, verhöhnte er sie als nutzlosen, lebensuntauglichen Krüppel. Er schmiß die Autotür zu und trat mit voller Kraft eine Beule rein.

Weil die Mutter nicht wußte, was sie machen sollte, rief sie Tom an. „Pack den Kleinen ein und fahr sofort los! Wie lautet das Kennzeichen des LKWs, steht irgendwas dran? Ein Name oder so?“. Eine Beschreibung und die verängstigte Frau ergriff mit ihrem Jüngsten die Flucht zu einer Freundin. Dort versteckten sie sich und schlichen am späten Nachmittag nach hause. Das erste, was sie fragten, war: “Was machen wir jetzt?“. Tom: „Alles geklärt.“

Mir erzählte er an dem Abend in der Kneipe den Rest der Geschichte.

Mit der Aufschrift vom LKW konnte die Auskunft was anfangen. Er bekam die Adresse einer lokalen Spedition. Tom fuhr mit seinem Auto hin, sah auf dem Parkplatz den beschriebenen LKW stehen und ging in den Empfangsraum. Der Raum war verqualmt. Die Dispatcher saßen an ihren Rechnern und an einem Tisch saßen mehrere Männer, tranken Kaffee, redeten oder lasen Zeitung. Als Tom fragte, wer am Vormittag der Fahrer des LKWs war, drehten die Männer am Tisch ihre Köpfe und musterten ihn.

„Ich“

Tom schaute sich den Typen an. Dann erzählte er vor versammelter Mannschaft, was sich zugetragen hatte, soweit er es wußte. Alle im Raum hörten zu. Als Tom um eine Erklärung bat, antwortete der Typ: „Na und? Habe einen schlechten Tag!“. Seine Kollegen, die nicht in seinem Blickfeld saßen, rollten mit den Augen. Ein paar Worte gingen noch hin und her, es war aber nichts zu machen. Keine Entschuldigung oder wenigstens eine Einsicht.

Tom verließ das Büro und ging zurück zu seinem Auto. Als er es fast erreicht hatte, hörte er die Bürotür zuschlagen. Er ging zum Kofferraum, öffnete ihn. Er sah, wie der Bär mit verzerrtem Gesicht, so als ob ihm ein Furz quer liegt, angetrabt kam und griff sich seinen Baseballschläger. Der Typ blieb kurz vor ihm stehen.

„So einen habe ich auch im LKW.“

Eine unauffällige, kleine Gewichtsverlagerung. Ein paar Muskeln werden entlastet, andere spannen sich. Der Oberkörper dreht sich leicht. Im Gesicht zeigt sich ein breites Grinsen.

„Glaubst Du wirklich, Du schaffst es?“

 

In diesem Fall ist es eine Geschichte aus dem realen Leben. Obs gewalttätig geendet hat, weiß ich nicht, da muß ich mal bei Tom nachfragen.

Für mich hat die Erzählung meine persönliche Weltsicht eingetrübt und ich wollte dem Leser kurz etwas zu den Bedingungen der Gegend, in der Tom lebt, sagen. Zu seiner Mutter wollte ich absichtlich nicht mehr sagen, da alle Behinderten aus meiner Sicht immer unter Schutz stehen. Jeglicher Streit mit ihnen setzt den "normalen" Angreifer automatisch ins Unrecht.

Meine geänderte Weltsicht wollte ich nicht an den Schluß setzen. Gleich am Anfang einen Standpunkt beziehen, war mir in dem Fall wichtig. Ich erwarte jedoch, daß jeder Leser für sich einen eigenen Standpunkt bezieht und sich selbst Gedanken zum Ende machen kann.

Denkbar sind verschiedene Varianten.
der Spurt zum LKW / ausgeglichene Chancen
der Spurt zum LKW / Toms Flucht, falls die Kollegen eingreifen
der unterbundene Spurt zum LKW
....

 

@Solveig
Die ersten beiden weglassen. Ist der Beginn dann nicht zu abrupt? Dann würde gleich die Heimatstadt folgen und die Handlung beginnen.

Am selben Abend hat Tom es nicht erzählt. Es war bei "einem" Kneipenbesuch. Toms Mutter "war mal"... Die Handlung liegt irgendwann in der Vergangenheit.

Die Szene an der Tankstelle ist geändert.
:-)

 

Jetzt krittele ich auch noch an deiner geschichte rum. Ich find den Titel ziemlich schlecht. Sonst gefällt sie mir ganz gut, auch, wenn am anfang relativ lange nichts passiert. Aber ich finde, der Titel... okay, er passt, aber er sagt gar nichts aus. Es gibt hunderte unschöne Tage im leben eines Menschen. Das diese nicht so sind wie der, den du erzählst solltest du vielleicht herausheben.

 

Ich muß zugeben, mir fiel nicht viel ein.
Ich finde ihn auch passend, da die meisten anderen meiner Tage einfach gut sind :-)))

 

hi Scout!

Die Geschichte hat mir nicht wirklich zugesagt, was zum Teil sicher auch am Stil liegt - sie erscheint mir an vielen Stellen einfach schlampig und unausgereift.
Die Charaktere bleiben blass.
Was wolltest Du mit der Geschichte hier genau? Berichten, was Dir Dein Freund erzählt hat? Oder etwas ERZÄHLEN? Auch eine biogafische Geschichte kann gut und fesselnd sein, diese hier schafft das bei mir leider nicht.
Einige Beispiele:

Toms Mutter ist eine freundliche, stark gehbehinderte Dame, die sehr sympathisch ist
der Nachsatz "die sehr sympatisch ist" kann weg - Du hast bereits geschrieben, dass sie freundlich ist, und viel Unterschied macht das nicht, zumindest nicht für die Geschichte, die Du erzählst. Ein ganzes Stück lebendiger wäre es aber, wenn Du nach dem Prizip show, dont tell vorgehen würdest: nicht sagen: sie IST freundlich und sympatisch. Sondern vielleicht fällt dir ein Satz, eine kleine Episode ein, wo sich diese Charaktereigenschaft ZEIGT und der Leser sie annehmen kann und nicht vorgesetzt bekommt.


Sie war mal mit ihrem jüngsten Sohn mit dem Auto unterwegs
ungünstig. Der Leser weiß zu dem Zeitpunkt nicht: ist Tom der Jüngste? Oder ist es ein Bruder? Eine Möglichkeit, das zu umgehen, wäre, zu schreiben: Sie war ein mal mit ihrem jüngesten Sohn, Toms Bruder xxx, mit dem Auto unterwegs.

fuhren sie an eine Tankstelle ran, die irgendwo ganz in der Nähe der Heimatstadt liegt.
ist das wichtig, wo die Tanke ist? "ran" fahren war mir zu umgangssprächlich, es verstärkt den Eindruck bei mir, dass Du die Geschichte recht schnell runtergeschrieben hast.

Irgendwie wurde eine benachbarte Säule frei und niemand stand an. Die Frau fuhr also rüber und Toms Bruder stieg aus um zu tanken.
Sorry, aber nochmal: ist das wichtig? In einem Polizeibericht wären die Umstände sicher wichtig, aber hier ist es fürs geschichtliche und den Leser nicht relevant. "die Frau" - mit einem Namen wäre sie mir ein ganzes Stück näher!
Weil die Mutter nicht wußte
das selbe. "die Mutter" ... ich würde ihr unbedingt einen Namen verpassen.
Weil die Mutter nicht wußte, was sie machen sollte, rief sie Tom an.
Da steht ein wütender LKW Fahrer, der die Tür demoliert. Sorry, aber das zeugt von einer unglaublichen Unselbständigkeit! Wenn Du die Frau so zeichnen willst, okey, auch okey, wenn es der Wahrheit entspricht. Aber dass eine erwachsene Frau nicht allein auf die Idee kommt, sich das Kennzeichen zu merken und abzuhaun, ist mir etwas fern. Dazu kommt, dass es bei so gut wie allen Tanken Leute gibt, die innen sitzen und das Geld kassieren. Die sollten sowas zumindest bemerken...

Das waren mal meine Gedanken zum Anfang. Deine Geschichte könnte viel durch eine Überarbeitung gewinnen! Der Schluss hat mir irgendwo ganz gut gefallen - auch wenn für eine friedliche Lösung bin. ;)
Ich hoffe, Du nimmst mir die harte Kritk nicht übel.

schöne Grüße,
Anne

 
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Hallo Anne :-))

Maus schrieb:
Die Charaktere bleiben blass.
Auf die Personen an sich kommt es auch nicht so an. Ich finde, das wichtige sind die Handlungen in bestimmten Situationen. Alles andere ist aus meiner Sicht nur Schmus und hat in der Geschichte nix verloren.

Maus schrieb:
...der Nachsatz "die sehr sympatisch ist" kann weg - Du hast bereits ...
Ok, stimmt.

Maus schrieb:
lebendiger wäre es aber, wenn Du nach dem Prizip show, dont tell vorgehen würdest: nicht sagen: sie IST freundlich und sympatisch. Sondern vielleicht fällt dir ein Satz, eine kleine Episode ein, wo sich diese Charaktereigenschaft ZEIGT und der Leser sie annehmen kann und nicht vorgesetzt bekommt.
Würde die Geschichte überladen, weil es mir nur um diese dargestellten Handlungen geht, alles andere ist doch nebensächlich, oder? Eine kleine Episode würde von der Handlung ablenken. Ein Satz vielleicht, wie: "die kleine Hunde gern hat." oder so... (?)

Maus schrieb:
ungünstig. Der Leser weiß zu dem Zeitpunkt nicht: ist Tom der Jüngste? Oder ist es ein Bruder? Eine Möglichkeit, das zu umgehen, wäre, zu schreiben: Sie war ein mal mit ihrem jüngesten Sohn, Toms Bruder xxx, mit dem Auto unterwegs.
Stimmt, die Variante wäre besser, wobei ich das xxx (Namen) entfallen lassen würde.

Maus schrieb:
ist das wichtig, wo die Tanke ist? "ran" fahren war mir zu umgangssprächlich, es verstärkt den Eindruck bei mir, dass Du die Geschichte recht schnell runtergeschrieben hast.
Ja, ich finde, es ist wichtig daß die Tanke in der Nähe ist. "Ran"fahren ist aus meiner Sicht ok. Alles andere wäre an der Stelle, vor allem im Hinblick auf die Situation "Kneipenbesuch" und das Ende der Geschichte, gestelzt. Zumindest würde es nicht mir und meinem Ausdruck entsprechen.

Maus schrieb:
nicht relevant. "die Frau" - mit einem Namen wäre sie mir ein ganzes Stück näher!
das selbe. "die Mutter" ... ich würde ihr unbedingt einen Namen verpassen.
Ich sehe den Namen als nebensächlich an. Für die Geschichte ist wichtig, daß sie behindert ist, sich also nicht wehren kann.

Maus schrieb:
Da steht ein wütender LKW Fahrer, der die Tür demoliert. Sorry, aber das zeugt von einer unglaublichen Unselbständigkeit! Wenn Du die Frau so zeichnen willst, okey, auch okey, wenn es der Wahrheit entspricht. Aber dass eine erwachsene Frau nicht allein auf die Idee kommt, sich das Kennzeichen zu merken und abzuhaun, ist mir etwas fern. Dazu kommt, dass es bei so gut wie allen Tanken Leute gibt, die innen sitzen und das Geld kassieren. Die sollten sowas zumindest bemerken...
Anne, die Frau IST unselbstständig, da sie sehr stark gehbehindert ist. Warst Du jemals in einer Situation, in der Du einem sehr starken, überlegenen Gegner ausgeliefert warst? Das ist die Frau. Einem Gegner ausgeliefert, gegen den sie nicht die geringste Chance hat. Die Leute, die irgendwo sitzen und kassieren, arbeiten, sind beschäftigt, vor allem wenn die Polizei wegsieht. Der jüngste Sohn ist keine Hilfe, im Gegenteil. Die Frau würde ihn wahrscheinlich sogar noch verteidigen. Ein normaler Mensch würde gegen einen vergleichbar starken Gegner vielleicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zurückschlagen, um Hilfe rufen oder was auch immer. Ein hilfloser, unterlegener Mensch hat nur begrenzte Möglichkeiten und benötigt dringend Hilfe, die die Frau in der Geschichte über das Handy anfordert.

Maus schrieb:
Das waren mal meine Gedanken zum Anfang. Deine Geschichte könnte viel durch eine Überarbeitung gewinnen! Der Schluss hat mir irgendwo ganz gut gefallen - auch wenn für eine friedliche Lösung bin. ;)
Vielleicht gab es ja ein friedliches Ende. Immerhin saßen im Büro noch die Kollegen, die möglicherweise die Situation am PKW beobachten... Wenn der Brummifahrer den Spurt zum LKW wagt, könnte Tom ja fliehen, oder? :-))))

Das Ende der Geschichte kenne ich nicht, nur die Leser... ;-)

Maus schrieb:
Ich hoffe, Du nimmst mir die harte Kritk nicht übel.
Kein Problem. War ja alles fachlich und ich habe ne Menge zu lernen :-)

Ich habe zu danken.
Jan

ps. Ich ändere die Punkte, in denen wir übereinstimmen erstmal nicht.

 

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