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Erotik pur aus dem Stegreif

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10.11.2003
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Erotik pur aus dem Stegreif

Erotik pur aus dem Stegreif

MARKUS, Chefredakteur Sport: „Alles schön und gut, Sie haben sicher Recht, wenn Sie meinen, Europa oder vielmehr Deutschland ist nicht Amerika, aber was gedenken Sie zu tun, um zu verhindern, dass sich Ähnliches bei uns wiederholt?“
MANFRED, Producer: „Verhindern? Ich dachte, wir sitzen hier, um die Sache zu pushen!“
SANDRA, Jugendschutzbeauftragte: „Das habe ich auch so verstanden. Wenn dem nicht so ist, kann ich ja gleich gehen.“
PIA, Leiterin Marketing: „Eben. Ich dachte auch, wir wollen neue Zuschauer gewinnen.“
MARKUS: „Ich weiß, ich weiß. Die Sache ist nur die, dass von der Geschäftsführung die Order da ist, sich Gedanken darüber zu machen. Ich meine, wir bringen die Bundesliga auch live, da könnte schon mal passieren, dass sich jemand entblößt und wir keine Zeit haben das wegzublenden.“
MANFRED: „Ja das ist doch das Schöne!“
PIA: „Würde ich auch sagen. Das Unvorhergesehene, das wollen die Zuschauer, das ist der Reiz jeder Liveübertragung.“
SANDRA: „Von der Jugendschutzseite her kann ich hier voll Entwarnung geben. Wenn Sie mich fragen, eine Sportübertragung ist die sicherste Methode, Erotik pur zu senden.“
MARKUS: „Sie meinen doch nicht Vollerotik?“
SANDRA: „Klar meine ich das. Jede Art von Erotik.“
MARKUS: „Auch … auch vögeln?“
SANDRA: „Jede Art ist jede Art! Natürlich nur für wenige Minuten, manchmal auch nur für Sekunden, dann müsste man auf andere Kamera umschalten.“
MARKUS: „Ach so, nur wenige Minuten. … Wie viele wären das? Ich meine, wie viele Minuten oder Sekunden?“
SANDRA: „Keine Ahnung. Hängt vom Fall ab. Und natürlich von der Technik.“
MANFRED: „Technik? Also wir können drauf halten, bis …“
MARKUS: „Sicher, Manfred, sicher. Aber darum geht es nicht.“
MANFRED: „Nein? Worum denn?“
PIA: „Wenn ich Sandra richtig verstanden habe, dann hängt die zulässige Dauer der Übertragung von dem ab, was gerade gespielt wird.“
MANFRED: „Also ein Fußballspiel dauert immer 90 Minuten. Na ja, manchmal ein bisschen länger, aber …“
MARKUS: „Manfred, es geht hier nicht um das Fußballspiel – um das auch, ja -, aber worüber wir hier diskutieren ist etwas Anderes. … Sandra, wie sind Ihre Einschätzungen bezüglich … bezüglich dieser verschiedenen Arten von … von Erotik?“
SANDRA: „Also bei einem einfachen Fall, sagen wir … eine Brust wird entblößt …“
PIA: „Wie im Falle Janet Jackson …“
SANDRA: „… ja, also in so einem Fall ist das fast unbegrenzt. Würde ich sagen.“
PIA: „Unbegrenzt? Das hielte ich für gefährlich. Immerhin wollen die Zuschauer auch Fußball sehen. Das ist unsere eigentliche Zielgruppe, die wollen wir natürlich nicht verlieren.“
MARKUS: „Das sehe ich auch so: Sport muss Sport bleiben.“
SANDRA: „Unbegrenzt heißt nicht in einem fort, Markus, sondern ab und zu! Ich meine, die Kamera könnte immer wieder mal dahin schwenken. Da sehe ich keine Probleme, wir sind, wie gesagt, nicht in Amerika.“
MANFRED: „Ach so, jetzt verstehe ich: wenn auf der Tribüne nackte Titten zu sehen sind, dann kann man länger drauf bleiben, als wenn sie dort ficken, nicht?“
PIA: „Ich muss schon sehr bitten, Herr Pflug!“
MANFRED: „Habe ich was Falsches gesagt? Ich dachte …“
MARKUS: „Also im Prinzip hat Manfred schon Recht, oder?“
SANDRA: „Ja. Allerdings, so aus dem Stegreif kann ich jetzt keine Zahlen nennen. Für die Entblößung des weiblichen Oberkörpers gelten natürlich andere Kriterien als für die unteren Regionen. Und selbst dort gibt es noch weitere Differenzierungen.“
MANFRED: „Weitere Differenzierungen? Das verstehe wer will! Für mich ist eine nackte Möse eine nackte Möse!“
PIA: „Aber Herr Pflug!“
MANFRED: „Ach! Ist doch wahr!“
MARKUS: „Ich muss zugeben, Sandra, das selbst ich nicht so genau weiß, worauf Sie hier hinauswollen.“
SANDRA: „Es gibt Behaarte, Teilrasierte und ganz Enthaarte, oder? Die Zeiten sind entsprechend fließend, die ganz Behaarten könnte man länger zeigen als die Teilrasierten, um von den Kahlen ganz zu schweigen. Aber wie gesagt, die genauen Zeiten festzulegen ist für mich jetzt ein bisschen schwierig, denn es sind noch weitere Kriterien zu berücksichtigen.“
MARKUS: „Welche denn? Sie können hier ganz ehrlich sein, Sandra, wir sind unter uns.“
SANDRA: „Also so aus dem Stegreif, ja? Okay, die weiteren Kriterien wären vielleicht Haarfarbe, Position bzw. Stellung, sowie die Größe des Bildes.“
MANFRED: „Verzeihung, aber die Größe des Bildes ist beim Fernsehen immer gleich. Oder meinen Sie jetzt sechzehn zu neun Bilder? Aber davon weiß ich nichts. Oder wollen wir jetzt Bundesliga in diesem neuen Format übertragen?“
MARKUS: „Nein, Manfred, keine Angst. Sandra meint sicher den Bildausschnitt.“
MANFRED: „Ah! Sie meinen Nahaufnahme! Ja, wenn weiter nichts ist! Da können sie unbesorgt sein, die neuen Kameras haben einen Zoom, Mann, der ist vom Feinsten! Die können ihnen jede Kleinigkeit vom anderen Ende des Stadion heranbringen, dass Sie meinen, Sie können’s danach greifen.“
PIA: „Wirklich? Hm … Da fällt mir gleich ein Slogan ein: vergessen Sie die erste Reihe, vergessen Sie ihr zweites Auge, erleben sie Bundesliga bei Erstaufführung hautnah!“
MARKUS: „Ich weiß nicht, ich weiß nicht. … Sandra, wird das nicht zu offensichtlich? Könnte man uns nicht einen Strick daraus drehen?“
SANDRA: „Nur bedingt. Wenn wir’s übertreiben. Aber selbst dann können wir uns auf die Veranstalter herausreden. Ich meine, wir können doch nichts dafür, wenn im Stadion Nackte herum tanzen, oder? Wir bilden nur die Realität ab, wir sind praktisch die Tagesschau.“
MARKUS: „Ja, schon. Der Unterschied ist nur der, dass die nur Aufgezeichnetes senden, wir aber live dabei, das heißt mitten drin sind.“
SANDRA: „Eben. Die von der Tageschau könnten belangt werden, wenn sie Pornografie sendeten, wir aber nicht.“
PIA: „Tolle Idee, das mit der Tagesschau. Der Vergleich gefällt mir. Vielleicht lässt sich daraus was machen. … Aber einen Haken hat die ganze Sache doch.“
MANFRED: „Wüsste nicht welchen?“
PIA: „Na ja, woher wollen wir wissen, dass sich überhaupt welche ausziehen werden?“
MANFRED: „Ja, da haben Sie Recht, habe gar nicht daran gedacht. Und, da fällt mir ein, selbst wenn sie sich ausziehen, müssten wir vorher wissen wo und wann. Wir können doch während des Spiels nicht die ganze Zeit die Tribünen absuchen, ob sich da was tut, nicht? Es sei denn, die Chefredaktionen bewilligt uns zwei bis drei Kameras zusätzlich. Dann …“
MARKUS: „Kommt nicht in Frage! Wenn, dann muss das Ganze mit der jetzigen Mannschaft über die Bühne gehen.“
MANFRED: „Das ist wieder mal typisch! Neues fordern, aber die Mittel dazu verweigern.“
MARKUS: „So ist nun mal die Situation, Manfred. Auch wir beim Sport haben ein Budget, und der ist ausgereizt. Bis zum letzten Cent.“
PIA: „Sport? Wer spricht hier vom Sport? Hier geht es um die Erschließung neuer Zuschauerschichten, denn die, die Sport sehen wollen, die haben wir ja schon.“
MARKUS: „Okay, Pia, wenn Sie das aus Ihrem Budget finanzieren wollen, ich habe nichts dagegen.“
PIA: „Nun, ich will das mal so sagen: es ist hier durchaus was drin.“
MANFRED: „Fein. Sie werden sehen, die Kameras sind gar nicht so teuer.“
PIA. „Wer spricht denn von Kameras! Das ziehen wir anders auf. Ganz, ganz anders.“
MANFRED: „Ich wüsste nicht, wie ich sonst …“
MARKUS: „Sie haben schon was Bestimmtes im Auge, Pia?“
PIA: „Allerdings. Aber ich muss das erst mit der Abteilung Schauspiel durchsprechen.“
MARKUS: „Verstehe. … Noch irgendwelche Fragen? … Nein? Gut dann sind wir fertig für heute. Vielen Dank. … Ach, Sandra!“
SANDRA: „Ja?“
MARKUS: „Warten Sie bitte noch einen Moment, ja?“
SANDRA: „Bitte.“
MARKUS: „… Also … Gut, jetzt sind wir allein. … Hm, was ich sagen wollte, ist … Ja, es ist zwar noch ein wenig zu früh, aber könnten Sie schon mit der Aufstellung der Zeiten beginnen? Sie wissen schon: was wie lange gesendet werden kann, ohne dass wir in Schwierigkeiten kommen. Es ist auch für Manfred, oder vielmehr für die Regie, damit die nichts falsch machen kann. Ich denke hier an eine Tabelle, in der die Art der Entblößung, die dabei eingenommene Stellung der Akteure, Nahaufnahme, Halbtotale …“

 

Hallo Dion,

deine Unterhaltung zwischen den vier Protagonisten hat mir zwar einerseits recht gut gefallen, und doch wieder nicht so sehr, dass ich in Begeisterungssturm ausbrechen möchte.
Der Plot und die Umsetzung, die ja eher satirischen Charakter haben, ist mir ein wenig zu breit angelegt worden.
Du schlachtest das Thema zu sehr aus, wobei, wenn du, das ist mir schon klar, Echtzeitdarstellung einer solchen, ja durchaus möglichen Unterhaltung hättest darstellen wollen, du womöglich immer noch dabei wärst zu schreiben. Meistens werden solche Themen in solchen Besprechungen bis zur Unkenntlichkeit zerkaut und zerfaselt und sowas kostet ja Zeit.
Überhaupt sind wir alle zu einer Gesellschaft der Vielsabbler (mich inbegriffen :D) geworden. Von daher hast du ja versucht, dich schón gehörig auf das Wesentliche zu beschränken.

Aber es fehlt mir die Kernigkeit in deiner Darstellung.

Wenn du von vorneherein als Plot eine Satire im Kopf gehabt hättest, dann hättest du die Wortbeiträge insgesamt viel pointierter sarkastisch, aber wenigstens saftig ironisch setzen können. So ist es einen Deut zu "normal" und damit ein Quentchen zu sehr ermüdend.
Deine einzelnen Figuren wirken teils etwas zu wenig eigensinnig, teils fehlt ihnen ein wenig Individualität, ich habe zwischendrin wieder nach oben scrollen müssen, um nachzuschauen, welche berufliche Funktion die einzelnen Protagonisten hatten.
Daran kannst du in meinem Falle erkennen, dass ich entweder höchst unaufmerksam gelesen haben (hihi, bin wenigstens so fair, dir diese Variante anzubieten!) oder eben es deinen Protagonisten ein wenig an Profil gefehlt hat.
Falls du eine gründliche Überarbeitung der Geschichte ins Auge fassen solltest, und zwar eine , die in Richtung Satire gehen soll, vergiss bitte nicht, mich anzupmen, damit ich sie nochmals lese und dir dann eine "Einladung" schreibe.

Achso, bevor ich ende, die Überschrift gefällt mir ebenfalls nicht, sie wirkt steif.

Lieben Gruß
elvira

 

Es war nicht meine Absicht, Elvira, dass du oder sonst jemand hier in Begeisterungsstürme ausbricht, trotzdem nehme ich deinen Einwand, diese Geschichte wäre zu breit angelegt, ernst, ja ich danke dir, dass du mich darauf hingewiesen hast.

Es ist immer ein schwieriges Unterfangen, eine Realsatire zu schreiben – als solche möchte ich diesen Text ja sehen -, denn all zu leicht wird aus einer guten Idee eine gut gemeinte, und das ist das, was du im Kern bemängelst, wenn du sagst, dass die Kernigkeit der Darstellung fehlt, dass das Ganze ein bisschen zu normal und daher zu ermüdend ist.

Doch viel mehr als das trifft mich dein Vorwurf, ich hätte die Charaktere nicht eigensinnig genug gezeichnet, denn zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, ich habe es versucht.

Ich habe versucht, den Chefredakteur als einen auf Ausgleich bedachten Menschen darzustellen, der zwar keine Ahnung hat, aber wenn andere Leute Ideen haben, diese auch erkennt und auf den fahrenden Zug springt. Der Producer sollte ein Praktiker sein, der außer von seinen Kameras nicht viel versteht, und die Marketingleiterin eine als auf Verkauf konzentrierte und ständig an Werbeslogans denkende Frau. Schließlich wollte ich die Jugendschutzbeauftragte als Karikatur ihrer selbst ad absurdum zu führen - anstelle jugendgefährdende Inhalte zu verhindern, entwickelt sie selbst welche bzw. liefert anderen die Ideen dazu.

Das war die Absicht, wenn sie bei dir, Elvira, nicht angekommen ist, dann habe ich mein Ziel verfehlt, ganz klar, meine einzige Hoffnung bleibt daher, es findet sich doch noch jemand, der den Text versteht wie es gemeint war.

Es bleibt mir mit Beckenbauer nur zu sagen: schauen wir mal, dann sehen wir schon.

Dion

 

Lieber Dion,

dass du die Stirn hast, dich mit Beckenbauer zu vergleichen betrübt mich zutiefst, denn dieser Mann kann dir noch wohl kaum das Wasser reichen. :D
Aber ok, ich verstehe deine Betroffenheit, weil, ich hab ja auch ganz schön ausgeteilt, seh ich ein.

Deine sozusagen Aufzeichnung des Gesprächs deiner Protagonisten mangelt unter anderem daran, dass du nicht durch irgendwelche andren Einblicke in die Sache die Gefühle der Personen aufzeigen kannst.
Du hast ja alles in wörtliche Rede gestellt, und mich Leser, zu einer Art Zuhörer ohne Ohren gemacht.
Sehen, was die Protagonisten grad machen, während sie reden, lässt du mich ja nicht. So hätte ich zwar die Chance gehabt, entrüstete, beleidigte, süffisant blickende, arrogante, böse, abwehrende, zärtliche, schmerzhaft verzerrte usw. Gesichter zu erblicken und mich besser die einzelnen Protagonisten hinein zu versetzen.
Geht hier jedoch nicht.
Auch eine Zuhörerin bin ich auch nicht, weil wenn ich mir dies als sog. Radioreportage vorstellte, dann würde ich ja die Stimmen hören und könnte hören, ob jemand schnippisch, aggressiv, nervös, einschmeichelnd, belustigt, belehrend oder sonstwie redet.

Weshalb hast du es dir bloß so schwer gemacht?

Lieben Gruß
elvira

 

Ei, ei, Elvira, was bist du heute für ein temperamentvolles Weib! Ich meine, das mit dem Beckenbauer war nur ein weiterer Seitenhieb auf Premiere, einem seiner Brötchengeber, der Spruch selbst ist bayerisch und sollte nur meine abwartende Haltung illustrieren.

Dein Vorwurf, ich hätte dich nicht sehen lassen, was die Protagonisten beim reden für

entrüstete, beleidigte, süffisant blickende, arrogante, böse, abwehrende, zärtliche, schmerzhaft verzerrte usw. Gesichter
machen, trifft mich nicht, denn das sind lauter Adjektive, und das, was die beschreiben, sollte in einem guten Text allein aus dem Gesagten hervorgehen.

In einem anderen Thread habe ich schon deutlich zu machen versucht, dass ich es nicht leiden kann, wenn in Texten – nicht in chats! -, emoticons verwendet werden, denn die sind genau wie Adjektive – sie sollen dem Leser sagen, wie was zu verstehen ist.

Wenn SchauspielerInnen meinen Text lesen und interpretieren würden, ich bin überzeugt, sie würden ganz von allein den richtigen Ton sowie die richtige Mimik und Gestik dazu finden.

Ja, Elvira, ich mache es mir gern schwer.

Dion

 

Also, jetzt noch ein letztes Mal, weil ich mich gründlichst missverstanden fühle:

ich habe dir nur aufgezeigt, welche Erkenntnisse du mir vorenthältst, durch deine Art der Darstellung, nämlich , dadurch, dass du nur ein Gespräch, fast wie ein Gesprächsprotokoll wiedergibst. Ich sehe nix, ich höre keine Töne, ich darf nur lesen und muss mir alles dazudenken.
Mit keiner Silbe, verehrter Autor Dion, habe ich dich aufgefordert eine der Kurzgeschichtentodsünden zu begehen.
Ich würde mich, um dies gleich vorbeugend mitzuerwähnen, auch noch nicht mal von dir als agent provocateur bezeichnen lassen wollen, ich habe lediglich beschrieben, welche Gefühle du bei mir alle hättest hervorrufen können. HÄTTEST...tja,...aber nicht hast. :D

Freundlichen Gruß
von antiadjektivakita

 

So, Elvira, du fühlst dich gründlich missverstanden. Ich war so frei und bin deinem Gefühl nachgegangen und habe noch einmal gelesen, was du zu dieser Geschichte bisher geschrieben hast:

Der Plot und die Umsetzung, die ja eher satirischen Charakter haben, ist mir ein wenig zu breit angelegt worden.
Du schlachtest das Thema zu sehr aus
es fehlt mir die Kernigkeit in deiner Darstellung
Deine einzelnen Figuren wirken teils etwas zu wenig eigensinnig, teils fehlt ihnen ein wenig Individualität
die Überschrift gefällt mir ebenfalls nicht, sie wirkt steif.
Deine sozusagen Aufzeichnung des Gesprächs deiner Protagonisten mangelt unter anderem daran, dass du nicht durch irgendwelche andren Einblicke in die Sache die Gefühle der Personen aufzeigen kannst.
Du hast ja alles in wörtliche Rede gestellt, und mich Leser, zu einer Art Zuhörer ohne Ohren gemacht.
Sehen, was die Protagonisten grad machen, während sie reden, lässt du mich ja nicht.
So hätte ich zwar die Chance gehabt, entrüstete, beleidigte, süffisant blickende, arrogante, böse, abwehrende, zärtliche, schmerzhaft verzerrte usw. Gesichter zu erblicken und mich besser die einzelnen Protagonisten hinein zu versetzen.
Geht hier jedoch nicht.
Auch eine Zuhörerin bin ich auch nicht, weil wenn ich mir dies als sog. Radioreportage vorstellte, dann würde ich ja die Stimmen hören und könnte hören, ob jemand schnippisch, aggressiv, nervös, einschmeichelnd, belustigt, belehrend oder sonstwie redet.
Ich sehe nix, ich höre keine Töne, ich darf nur lesen und muss mir alles dazudenken.

Was hätte ich bei dieser geballten Ladung missverstehen sollen, Elvira? Du hörst und siehst nichts - ja und? Dann hast du halt zu wenig Fantasie,* willst offenbar alles auf dem Präsentierteller haben. Natürlich hätte ich mal sagen können „fragte er verwundert“, „… und kratzte sich am Kopf“, „… und schaute bedeutungsvoll in die Runde“, „… und lehnte sich zufrieden zurück“, „… sagte die falsche Blondine“, aber was bringt das?

Ich geb’s ja zu, ausführlich und detailliert zu schreiben macht auch Spaß, aber hier habe ich’s mal anders versucht und eben auf alles schmückendes Beiwerk verzichtet. Wenn das nicht so ankommt, habe ich halt Pech gehabt. Aber dafür haben wir ja kg.de, oder? Um mal was Anderes anders zu schreiben!

Dion

* Ich hätte mir auch leicht machen können und sagen, dies ist die Abschrift einer realen Sitzung, aber das sage ich ja nicht.

 

Rein technische Vorbemerkung: Wenn der Text schon auf schmückendes Beiwerk verzichtet, weshalb stehen die Aussagen dann noch in Anführungszeichen?

Die Sprache der Teilnehmer vermag mich nicht zu überzeugen. Bei zwei Sprechern, wo ein Leser nicht achtzugeben braucht, welcher Name vor dem Doppelpunkt steht, mag man auf Beiwerk verzichten können. Hier aber halte ich es für unerläßlich. Nicht nur, wie lakita bemerkt hat, um dem Rezipienten die Befindlichkeit der Sprecher, die Atmosphäre der Situation näherzubringen, sondern auch als gliedernde Ruhepausen beim Lesen.

Ein weiterer Punkt, der mir während der Textrezeption mehrfach aufstieß, war der gemachte Eindruck, der sich ergab. Einzelne Gesprächsteile wirken künstlich, wenig flüssig. Es ist schwer, das an einem Beispiel zu darzustellen, ich greife einmal diese Stelle heraus:

SANDRA: „Von der Jugendschutzseite her kann ich hier voll Entwarnung geben. Wenn Sie mich fragen, eine Sportübertragung ist die sicherste Methode, Erotik pur zu senden.“
MARKUS: „Sie meinen doch nicht Vollerotik?“
SANDRA: „Klar meine ich das. Jede Art von Erotik.“
MARKUS: „Auch … auch vögeln?“
Der Auszug beginnt mit einer längeren Darlegung. Im Anschluß daran vielleicht: "Etwa Vollerotik?" "Klar." "Auch vögeln?". Worauf will ich hinaus? Schnellere Wechsel an den Stellen, an denen das Gespräch nur zwischen zwei Teilnehmern bleibt.

Auf Deinen Hinweis hin, Du hättest versucht, jedem Teilnehmer einen archetypischen Standpunkt zu verleihen: Es ist mir beim Lesen nicht aufgefallen, aber es stimmt. Ist durchgehalten im Text.

 

Die Anführungsstriche, cbrucher, habe ich wohl aus Gewohnheit geschrieben, die sind in der Tat entbehrlich.

Auch hast du Recht mit der Bemerkung, dass an manchen Dialogstellen auf die Nennung des Sprechenden verzichtet werden könnte – das allerdings nur, wenn man davon ausgeht, dass der Text nicht aufgeführt, sondern der Leser ihn allein vom Blatt liest.

Aber dieser Text wurde geschrieben, um aufgeführt zu werden, und als Solcher lässt er dem Regisseur bzw. den Ausführenden alle Freiheiten. Ich halte nicht viel von Vorgaben, - die sind m.E. für Theaterstücke nur an Stellen erlaubt, wo Missverständnisse auftreten könnten -, sonst sollten die Dialoge für sich sprechen, ideal wäre wohl ein Text, bei dem allein aus dem Gesagten vor Augen und Ohren der Zuschauer eine Geschichte entsteht, gemäß dem Motto: show, don’t tell.

Ich gebe zu, dass der Text für den einzelnen Leser unfertig und an manchen Stellen wenig flüssig erscheinen mag, aber auf der Bühne wirkt es ganz anders: der Text wurde im Juni dieses Jahres von vier Personen szenisch gelesen, und aus dem Publikum kam anschließend durchweg Positives - jeder, der das Publikum im Münchener Literaturbüro kennt, weiß, was das heißt.

Ich danke dir für deine Mühe, cbrucher, ich habe den Text hier schon fast abgeschrieben – er ist wohl wenig für kg.de bzw. für nur Leser geeignet.

Dion

 

Hast dir echt Mühe gemacht, Merius Manis, an manchen Stellen natürlich umsonst, einfach weil wir beide verschieden sind und daher auch unterschiedlich schreiben.

So finde ich, dass in Dialogen weniger Wörter mehr sind, also die Botschaft des Sprechenden besser transportieren. Natürlich gilt das nicht absolut, man muss von Fall zu Fall entscheiden.

Und auch wenn der „Mösenbezug“ geklärt ist, man kann immer noch Behaarte etc. groß schreiben, weil damit nicht nur Mösen, sondern auch Menschen gemeint sein könnten – wir wollen sie doch nicht auf ihre Geschlechtsteile reduzieren, oder?

Im Übrigen finde ich deine Art der Korrekturpräsentation als sehr schwer lesbar – warum schreibst du die Sätze wie du sie haben willst einfach hin? Ich meine ohne die störenden Klammern.

Danke für die Mühe, manche deiner Vorschläge werde ich umsetzen.

Dion

 

Alles andere wirkt wie eine Doktorarbeit, man muss die Zitate kopieren, die Sätze umschreiben, der Autor muss die Stellen wiederfinden usw.
Das muss man bei deiner Methode auch – du muss die Sätze kopieren, die Klammern inklusive deiner „Verbesserungen“ einfügen, und der Autor muss die Stellen auch wieder finden.

Dion

 

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