Hallo alle zusammen,
beim Denkansatz "Was würden neue Mitglieder denken, wenn die empfohlenen Geschichten nicht sooo gut sind" kann ich vll weiterhelfen: Ich war nun mehrere Monate aus persönlichen Gründen nicht im Forum aktiv und bin gerade beim "Aufholen" was die neuen Geschichten angeht.
Ich habe gesehen, dass es - was vor einem halben Jahr noch selten war (zumindest war das mein Eindruck, der mag täuschen) - vergleichsweise viele neue Empfehlungen gibt und sie mir gleich mal angesehen. Was ich sagen muss: Bis auf eine Geschichte fand ich die Empfehlungen alle verdient.
Und selbst, wenn mir keiner der Geschichten gefallen hätte,, hätte mich das nicht abgeschreckt, wenn ich mich hier als total Neuer im Forum angemeldet hätte. So eine große Repräsentationsfunktion hätte ich dem nicht beigemessen (mag aber auch eine persönliche Marotte sein).
Da ich nicht total neu, sondern nur "heimgekehrt" bin, gingen meine Gedanken aber wieter: Ich hatte bislang den Eindruck, eine Empfehlung ist eine Anerkennung, die praktisch die höchste "Auszeichnung" darstellt, bin ich schon wegen dieser einen Geschichte bezüglich der Empfehlungen ins Grübeln gekommen.
Ich finde nicht, dass es ausreich, wenn ein Mitglied allein - oder nur eine halbe Hand voll - die Geschichte empfiehlt.
Geschmack ist absolut subjektiv. Es kann sein, 100 Mitglieder finden die Geschichte gut - und wenn man sie veröffentlicht, findet sie das breite Publikum (also die gesamte deutsche Leserschaft) schlecht.
Deshalb finde ich es unabdingbar, dass man a) seine Empfehlung begründet und b) diese Empfehlung nachvollziehbar ist.
Ein Beispiel: Mitglied A findet die Idee wegen einer sehr innovativen Sprache sehr empfehlenswert und liebt die Art der Sprache. Mitglied B mag die benutzte Sprache zwar nicht, aber kann anhand der Empfehlung von Mitglied A zustimmen: Ja, innovativ ist sie, der Autor hat sich hier echt in die Riemen gelegt, ist eben nur nicht mein Geschmack.
(Klingt jetzt vll etwas sehr stümperhaft, aber so stelle ich es mir vor).
Und verkehrt wäre es auch nicht, wenn eine Empfehlung von einem Mitglied nur dann kommen darf, wenn schon eine gewisse Aktivität hier im Forum erreicht wurde.
Denn - wenn ich mal so frank und frei sein darf, das anzusprechen, denn es ist mir nach meiner Rückkehr als erstes aufgefallen: Viele kommen hierher mit einem Anspruchsdenken, dass beinhaltet, dass sie bereits große Schriftsteller sind. Wie oft kam es schon vor, dass hier der nächste, selbsternannte Hemingway gepostet hat und dann ein riesen Streit vom Zaun brach, als er kritisiert wurde? Manche reflektieren dann nochmal, andere melden sich einfach wieder ab.
Ich erlaube mir, das so offen anzusprechen, weil es mir selbst so ging - mit Kritik umzugehen und eigene Unzulänglichkeiten bzw. Verbesserungswürdiges zu erkennen, ist nicht einfach, man schmollt auch mal kurz und wird defensiv. Eine Haltung, von der man am meisten profitiert, wenn man sie überwindet (wobei einem dieses Forum eine große Hilfe ist).
Ich habe viel Konkretes hier über das Schreiben gelernt alleine in den ersten zwei Wochen dadurch, dass ich Geschichte und Kommentare dazu gelesen, kommentiert und diskutiert habe. Zum Beispiel, stringent die Perspektive einzuhalten, Füllwörter zu meiden und vieles mehr.
Nun habe ich hier, nach meiner Abwesenheit, ein paar neue Geschichten gelesen und empfinde, dass dort vieles, was handwerklich schlecht ist, gar nicht bemerkt oder angesporchen wird. Vielmehr wird gelobhudelt. Das finde ich schade. Ein paar Mal gestern wollte ich etwas zu einer Geschichte rückmelden, sehe dann, eine ähnliche Kritik kam schon, und die wurde sehr undankbar abgeschmettert. Logische Konsequenz: Ich unterlasse es, was zu schreiben, denn ich kann vorhersehen, es ist Zeitverschwendung.
Ich hab so den Eindruck, der Grad der Rigidität hat hier ein bisschen zugenommen?
Und die Mitglieder, die wirklich "bleiben" und sich einbringen sind die, die mental mit der Zeit (und mit anhöufender Kritik und Austausch) doch flexibler werden.
Soviel von mir, viele Grüße
Tell