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Gipfelglühen

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14.08.2004
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Gipfelglühen

Draußen schien die Sonne zum ersten mal seit langer Zeit und die Luft war vom Lachen der Kinder erfüllt, doch Maria lag, wie so oft in den letzten Wochen, kraftlos in ihrem Bett.
Den Grund ihrer Müdigkeit, ihrer Kraftlosigkeit, konnte kein Arzt feststellen. Eindeutig war jedoch, dass sich ihr Zustand täglich verschlechterte. Dieses einst so lustige, wilde Mädchen schien all ihre Energie, ihren Lebensmut verloren zu haben. Viele ihrer Freunde kamen sie gar nicht mehr besuchen. Einige aus Angst vor dem traurigen Anblick, andere aus Angst vor der Krankheit. Ein Freund war ihr jedoch geblieben. Nicolai der Leierkastenmann, den sie vor einem Jahr auf einem Fest kennen gelernt hatte. Nicolai, der liebe Nicolai, wie innig er sich um dieses kleine Wesen kümmerte und sich um sie sorgte. Auch heute Abend saß er an ihrem Bett und erzählte ihr von so vielen erlebten Dingen, von Menschen, die er einst getroffen hatte und wie so oft von den Bergen.
„Die Berge, wie wundervoll sie wohl sein müssen“, dachte Maria, die gespannt seinen Schilderungen lauschte.
Als er geendet hatte packte er seine Drehorgel aus und begann alte, längst verklungene Lieder zu spielen. Und dann vergaß Maria ihre Müdigkeit und sang, die ihr so bekannten Melodien fröhlich mit. Nicolai blickte das Kind an, das er aus ihm unbekannten Gründen so lieb gewonnen hatte. Und wie er sie so ansah, musste er lächeln. „Deine Wangen glühen, wenn du lachst, wie die Gipfel der Berge bei Sonnenuntergang“
So verliefen die nächsten Tage und Wochen immer gleich, mit dem einzigen Unterschied, dass die Momente in denen Maria lachte immer kürzer und seltener wurden, und die meisten Menschen schon so weit waren, dass sie den Tod dieses Kindes verkraften würden.
Auch Nicolai, obwohl er ein so zuversichtlicher Mensch war, hatte keine große Hoffnung mehr darauf, dass Maria wieder genesen würde.
Und als er eines Abends an ihrem Bett saß, schaute sie ihn ernst an, und sagte: „Mein lieber Nicolai, wie oft hast du mir von der Schönheit der Berge erzählt und das Verlangen in mir geweckt, sie selbst sehen zu können! Ich werde wohl nicht mehr hinaufwandern können, und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Gipfelglühen zu sehen.“
Nachdenklich starrte Nicolai ins Leere. Er wusste, dass Maria keinesfalls mehr die Berge hinaufsteigen könnte, und doch wollte er ihr ihren Wunsch nicht verwehren. Er unterhielt sich mit Marias Mutter und am nächsten Tag wurden bereist die Vorbereitungen zur Abreise getroffen. Es gab schmerzliche Verabschiedungen von der Familie und von Freunden, da allen bewusst war, dass dies ein „Lebewohl“ und kein „Aufwiedersehen“ sein würde.
Und so reisten die beiden Freunde ab. Erst ein Stück mit der Bahn und dann noch eine Weile auf der Pferdekutsche. Es war anstrengend für Maria und endlich rief Nicolai: “Siehst du, das ist meine Heimat“
Es begann schon zu dämmern und Maria trieb Nicolai voran.
„Kind, mein liebes Kind, du brauchst dich nicht zu eilen wir sind doch schon fast angekommen. Von dort vorne auf dem Schuppendach hat man den schönsten Blick weit und breit!“
Ein wenig enttäuscht sah Maria ihn an. Doch dann besann sie sich.
“Es sind zwar nicht die Berge, aber das ist wohl nicht schlimm.“
Auf dem Dach angekommen setze sich Maria erschöpft nieder und Nicolai packte seine Drehorgel aus. Er sang laut und schön und wie Maria so auf die Berge schaute und die wunderschöne Musik hörte, vergaß sie, dass sie nur auf einem Schuppendach saß und dass sie so krank war. Und ihre Wagen leuchteten mit den Gipfeln der Berge um die Wette.

 

so jo!
auch für mich mal ganz gut von meinem fan ne kritik zu hören, dann kann ich wenigstens sicher sein, dass du aus prinzip mal schreibst dioe geschichten würden dir gefallen:-)
werd die fehler ausbessern...mit dem ende muss ich mir mal noch was überlegen, finde es immer schwer sowas inhaltliches noch im nachinein zu ändern!
trotzdem danke, dass es keine negative kritik im wahren sinne war, auch wenn ich das ertagen hätte:-)

liebe grüße
frotte

 

Hallo frotte, meine neue Lieblingsautorin!

Leider muss ich mich jo anschließen. Ich weiß nicht warum, aber die Geschichte hat mich nicht so gepackt, wie die anderen.
Ich kann den Grund dafür aber nicht so richtig packen (noch nicht mal das, shame on me) Ich glaube, ich finde keinen rechten zugang zu der Gefühlswelt deiner Prots, sie ist nicht so dicht, wie sonst.

Tut mir leid, ich mache mich jetzt an deine anderen Geschichten.

Liebe Grüße,

Ronja

 

hehe...
jaja, war mir fast klar, dass das hier so ablaufen würde:-)
bin aber eigentlich ganz froh, dass ihr die andern geschichten bevorzugt habt..diese hier ist nämlich eine von den alten, ausgegrabenen:-)
danke fürs lesen!
liebe grüße
frotte

 

Hallo frotte,
folgendes finde ich etwas unpassend:

„Mein lieber Nicolai, wie oft hast du mir von der Schönheit der Berge erzählt und das Verlangen in mir geweckt, sie selbst sehen zu können! Ich werde wohl nicht mehr hinaufwandern können, und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Gipfelglühen zu sehen.“
Gar kein Zweifel, es ist schön geschrieben, aber da es sich um ein Kind handelt finde ich es doch sehr...schmalzig?? :shy:

Ansonsten kann ich mich meinen Vorrednern nicht anschließen. Mag vielleicht daran liegen, dass ich noch nicht alles von Dir gelesen habe. :Pfeif:
Ich finde es wünderschön traurig und zum Schluß machte sich auch verstohlen Gänsehaut auf mir breit.
An dieser Stelle würde jetzt ein Schmelzesmilie sitzen. :D
Ich mag solche Geschichten sehr. Den Heidicharakter den Du ihr verleihst macht das Ganze auf wunderbare Weise bildlich.

Liebe Grüße, die Kürbiselfe Susie ;)

 

Oh...vielen lieben Dank für diese Kritik!
schön, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat!
und natürlich hast du recht damit, dass ein Kind nicht so Sprechen würde, jedenfalls nicht heutzutage! aber mir ging es halt ei bisschen darum unterschwellig rüberzubringen, dass damals eine solche reise etwas ausergwöhnliches, etwas großartiges war, auch für ganz junge kinder:-)
heidi-charakter den hat sie ganzs sicher, meine geschichte...liegt wohl daran, dass ich sie in thyon geschrieben habe...unserem ski-ort, und mich das Gipfelglühen absolut fasziniert hat...hätte ja am liebsten ein foto mitreingestellt aber naja:-)

liebe grüße
frotte

 

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