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Lieber 11. September

Seniors
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12.12.2001
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513

Lieber 11. September

Lieber 11. September,

Warum?
Ich bin jetzt zehn Jahre alt und verstehe das nicht. Als an deinem Morgen die beiden Flugzeuge in dieses Hochhaus stürzten, war ich gerade in der Schule; ich glaube, wir hatten Sozialkunde, Welt-Handels-Organisation oder so. Ich habe da gar nichts mitgekriegt, aber als ich zu Hause ankam, waren alle ganz entsetzt. Papi saß vor dem Fernseher und Mami hing am Telefon. Meine Oma sagte, es würde sie alles an den zweiten Weltkrieg erinnern. Sie wohnte in Dresden damals. Die Straßen seien damals auch so weiß und grau gewesen - wegen dem Staub, sagte Oma. Mami erzählt am Telefon irgendwas von 5000 Toten. Das ist viel, finde ich. Ich erinnere mich an die Beerdigung von Onkel Heinz letzten Monat. Das war so traurig und wir waren vielleicht dreißig Menschen, alle so traurig, und es war meine Tante, die so sehr geheult hat, ich erinnere mich noch. Es war kein sehr schönes Erlebnis, keines, daß man zweimal erleben will, denke ich. Und das jetzt 5000 mal. Ich weiß gar nicht, was du dir dabei gedacht hast, 11. September.
Es war mein Geburtstag! An meinem Geburtstag mußt du sowas passieren lassen, sowas, wo man noch in Jahren drüber reden wird. Du wirst immer mit Terror in Verbindung gebracht werden, sagt mein Papa. Was soll ich denn sagen, wenn man mich nach meinem Geburtstag fragen wird? Wann bist du denn zehn geworden? Am 11. September 2001! Ah, am Tag der Terroranschläge. Toll. Und jetzt wirst du auch noch Wort des Jahres! Ich habe am Wort des Jahres Geburtstag. Warum kommst du jetzt so groß raus? Sterben nicht jeden Tag tausende Menschen? Ich habe mal eine Sendung gesehen über so afrikanische Stämme, die sich umbringen. In...hmm...im Partnerland von Rheinland-Pfalz, ich weiß den Namen gar nicht mehr. Siehst du, den Namen hab ich vergessen. Deinen und den von New York wird niemand vergessen, obwohl in dem Land in Afrika viel mehr Menschen gestorben sind! Ich finde dich gar nicht so besonders. Alle sind so entsetzt, aber es ist doch gar nichts besonderes. Im Sachunterricht in der Grundschule stand im Buch, daß jeden Tage ganz viele tausend Menschen an Hunger sterben. Und das ist auch nicht normal. Das ist manchmal auch Terror, wenn andere Menschen den Hungernden das Essen wegnehmen, oder? Mein Papa flucht auch immer über die Scheiß Palästinenser, die ihren Nachbarn ständig die Menschen umbringen, mit Bomben und so. Oder denke mal an die Leute, die, dort wo es kalt ist, erfrieren müssen, in Russland oder so. Was ist denn dann so besonders an dir, daß du meinen Geburtstag kaputt machen mußt?
Am Tag nach dir wollte ich in der Schule Geburtstag feiern, so mit Kuchen und so. Aber die anderen wollten nicht, weil ihre Eltern gesagt haben, es seien jetzt Tage der Trauer. Und mein Klassenlehrer wollte, daß wir aufstehen und eine Minute lang schweigen. Er hat uns zum Trauern gezwungen. Dabei war ich gar nicht traurig. Ich kannte die Menschen doch gar nicht! Ich werde doch auch nicht zum Trauern gezwungen, wenn die Menschen jeden Tag in Afrika verhungern. Wieso dann an meinem Geburtstag? Ich verstehe das nicht.
Mein Geschichtslehrer hat gesagt, die Amis würden jetzt auch so viele Menschen umbringen wollen, wie sie an dir verloren haben. Und im Fernseher sagen sie, daß die Amis Bomben schmeißen würden und Unschuldige treffen würden. Der Lehrer hat gesagt, daß wäre der Anti-Terror-Krieg. Warum ist das nicht Wort des Jahres? Weißt du was ich glaube? Ich glaube, daß das noch mehr Beerdigungen geben wird!


Lieber 11. September,

Danke!
Ich bin jetzt zehn Jahre alt und überglücklich. Als an deinem Morgen unsere beiden Flugzeuge in dieses Hochhaus des Kapitalismus stürzten, war ich gerade in der Schule; wir hatten Religion, der heilige Krieg war unser Thema! Ich habe alles im Radio verfolgen können, und als ich zu Hause ankam, waren alle ganz euphorisch. Papi saß vor dem Radio. Mein Opa sagte, so etwas hätte es noch nie gegeben. Endlich hätte der Islam einen Sieg über den Kapitalismus errungen. Es sei endlich Zeit gewesen, den Amerikanern ihre Hochnäsigkeit heimzuzahlen. Im Radio sagen sie was von 5000 Toten. Das ist viel, finde ich. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem mein bester Freund auf eine Mine getreten ist. Er war sofort tot. Die Mine sei aus Amerika, hat mein Papa gesagt. Die Scheiß Amerikaner hätten sie an Afghanen verkauft, um Geld zu verdienen, wie sie das immer tun. Das war so gemein und wir waren die besten Freunde gewesen und es war meine Tante, die so sehr geheult hat, ich erinnere mich noch. Es war ein einschneidendes Erlebnis für mich, daß man nicht zweimal erleben will, denke ich. Und das haben wir den Amerikanern jetzt endlich klar gemacht. Naja, so gesehen ist 5000 doch zu wenig. Es gibt hier mehr Amerikanische Minen. Viel mehr. Ich bin so froh, und so stolz, 11. September.
Es war mein Geburtstag! Meine Freunde beneiden mich alle um dich. Voller Stolz kann ich jetzt immer erzählen, daß ich am Tag des Heiligen Krieges Geburtstag habe! Man wird da jetzt immer drüber reden, sagt mein Papa. Und man wird dich immer hoch in Ehren halten! Was werde ich jetzt sagen, wenn man mich nach meinem Geburtstag fragen wird? Wann bist du denn zehn geworden? Am 11. September 2001! Ah, am Tag des Heiligen Krieges. Das macht mich glücklich. Es ist ja schon etwas besonderes, wenn die Gerechtigkeit mal siegt, und nicht der Kapitalismus, sagt mein Lehrer. Deshalb haben wir auch ganz groß gefeiert. Nicht nur zu Hause, sondern wir sind auch auf die Straße raus. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was da los war. Alle waren glücklich und haben gefeiert. Den ganzen Tag lang! Jetzt wird alles besser werden. Scheiß Kapitalismus. Mein Papa flucht auch immer über die Scheiß Israelis, die ihren Nachbarn das Wasser weggenommen haben und es nicht hergeben wollen. Die Kapitalisten würden das auch noch unterstützen, sagt er. Und das würden die immer so machen. Überall mischen die sich ein, da ist es doch gut, wenn die mal merken, wie sich die Nachbarn von den Israelis fühlen. Und die anderen Länder unserer Glaubensbrüder, wo die Kapitalisten immer Bomben werfen, weil sie das Öl wollen. Das geschieht ihnen ganz recht jetzt! Weißt du was ich hoffe? Ich hoffe, daß es noch mehr Tote geben wird!


Lieber 11. September

Rache!
Ich bin jetzt zehn Jahre alt, aber eines weiß ich schon ganz sicher: Die Terroristen werden sterben! Als an deinem Morgen diese Feiglinge sich in unser World Trade Center stürzten, habe ich meinen Papa verloren. Er war da Banker!
Es war mein Geburtstag! Das ganze Leben lang werde ich daran denken, daß mein Papa an meinem zehnten Geburtstag gestorben ist. Wegen diesen bastards! Er wollte mir was ganz tolles schenken hat er gesagt. Ich hasse dich! Weißt du was ich machen werde? Ich werde mich rächen und alle diese Islam-Schweine umbringen!

[Beitrag editiert von: falk am 16.12.2001 um 22:45]

 

Freut mich, daß du die Geschichte verstanden hast! Genau das, was du zu bemängeln hast, soll auch die Geschichte bemängeln. Sorry, wenn das nicht so ganz rüber kommt...(d'oh, jetz' hab' ich's verraten!)

Ich weiß nicht, wenn die Kurzgeschichte unter Satire gestanden hätte, würde man sie dann anders auffassen?

Hab' mich extra bemüht, einfache Sätze zu verwenden, werde dann noch mal drüber lesen und es vereinfachen. Heute kam auf ARD (not sure) ein Bericht über die Hamas, kleine Kinder, keine zehn Jahre alt, die stolz und voller Überzeugung die Fahne hochhielten.

Sind Menschen von Natur aus gut? Jedenfalls wirst du mir wohl zustimmen, denke ich, daß man Kindern auch das oben gesagte anerziehen kann, oder?

Hmm...woher die Kinder genau stammen will ich offen lassen, deshalb kürze ich die Namen unter den Briefen jetzt weg, k?

 

Aber nochmal: Deine Kritik überschneidet sich mit der meinen zu fast 100%!

 

Ach du güte Gut...

Zitat: "auch wenn du vielleicht vernünftige Ansichten hast?!"

Eben das ist es, was mir auf den Wecker geht und was ich in (fast) allen KGs rüber bringen will: Dieses dogmatisierende, welches du, wie mir scheint, ganz stark an dir hast. Allein, das "vernünftig" paßt hier nicht rein, mein Lieber, denn woher willst du bitte wissen, welcher dieser drei Briefe nun die Vernunft vertritt? Sind alle drei vernünftig? Vielleicht keiner? Willst du dir solches Urteil wirklich anmaßen?

Eben die von dir an den Tag gelegte Engstirnigkeit (zumeist sind die tolerantesten Menschen die intolerantesten - siehe Politiker) und das Dogmatisierende, daß zumeist die eigene subjektive Meinung als allein seelig machend hinstellt, geht mir in Gesellschaft und pers. Umfeld so tierisch auf die Nerven.

Ich wäre nicht ich, wenn meine KG nur einen plumpen Sinn hätte. Sie hat mehrere. Zum Beispiel versuche ich zu zeigen, daß in anderen Ländern/Kulturen andere Dinge als "vernünftig" angesehen werden. Nimm das Beispiel Israel. Willst du dir anmaßen, hierüber zu urteilen? Und auch sonst: Mit welchem Recht stellen wir die Menschenrechte über alles? Hatten nicht vielleicht die Taliban recht?

Persönlich favorisiere ich freilich Demokratie/Toleranz/Freiheit/etc. und bin auch bereit dies zu unterstützen. ABER ich maße mir nicht an, alle anderen Vorstellungen als falsch abzutun!

Wenn also auf dieser hp nur wieder derart engstirnige, dogmatisierende Menschen sind, wie ich sie jeden Tag zu genüge sehe, dann bin ich weg. Wenn ich jemanden finde, der auf meiner Ebene argumentieren kann, dann bleibe ich. (!Nicht falsch verstehen, ich sage nicht, daß meine Ebene höher oder besser ist, aber es ist, wie mir scheint, durchaus eine andere!)

[Beitrag editiert von: falk am 17.12.2001 um 08:15]

 

Das du die Kritik nicht erahnen kannst, glaube ich dir, daß es mir jedoch "nicht gelungen" sei, diese Kritik zu verpacken, glaube ich nicht. Denn ich sehe sie und somit scheint sie da zu sein...

Will nur sagen, engstirnige Kommentare, die über den eigenen subjektiven Standpunkt nicht hinaus kommen, interessieren mich nicht, denn sie bringen mich in keinster Weise weiter und Kritik soll ja schießlich weiter bringen, oder!?

Ich muß die antwort nochma editieren, denn mir ist ein neuer Gedanke gekommen: Solange die Geschichte jemanden zum "Gedanken machen" bringt - und das du dir Gedanken gemacht hast, zeigt deine erste Reaktion - hat sie sogar mehr Sinn, als ich es mir erhoffe. Du sagst, die message sei nicht rüber gekommen oder gar nicht enthalten? Wie erklärst du dir dann deine erste Reaktion??? Wie mir scheint, widerlegt deine erste Antwort auf die KG deine zweite!

[Beitrag editiert von: falk am 17.12.2001 um 23:11]

 

Hallo Falk!

Finde ich eine geniale Geschichte. Allein die Idee, es anhand der Kinder darzustellen, finde ich super. Wie verschieden man doch etwas empfinden kann, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet. Und alle haben Recht. Vor allem die Kinder können ja wirklich am wenigsten für das, was die Politiker, so man sie so nennen kann, anrichten. Sie kommen ungefragt und unschuldig auf so eine beschissene Welt.

Über die Amis herzuziehen, verkneife ich mir jetzt, sonst werde ich wieder geschlagen.

Ich finde es schön, daß es hier so viele Menschen gibt, die sich Gedanken über diese Welt machen. So kann ich mir doch die Hoffnung erhalten, daß es irgendwann eine bessere wird.

Alles liebe
Susi <img src="graemlins/xmas.gif" border="0" alt="[xmas]" />

PS.: Bei Deiner Geschichte ist mir außerdem mein Ex-Schwager eingefallen. Der Arme heißt Adolf und hat am 20. April Geburtstag. - Das ist auch schön streng.

[Beitrag editiert von: Häferl am 18.12.2001 um 02:08]

 

Oh, sowas ist hart - dann schaut einen die Gesellschaft schief an, obwohl man gar nix dafür kann. Danke für dein Lob, ich war schon am Verzweifeln ;-)

[Beitrag editiert von: falk am 18.12.2001 um 08:07]

 

Hi

Mir gefällt deine Geschichte wirklich gut. Es gibt eben keine "richtige" Meinung, das sollte man begriffen haben, wenn man die Geschichte gelesen hat.

Der Einfall mit den Kindern ist auch sehr gut. Ich hab zwar von Kindern keine Ahnung, kann mir aber schon vorstellen, dass die Gedankengänge ungefähr hinkommen. (Vielleicht ja auch deshalb) ;)

Gruß
Schreibärling

 

Persönlich nehme ich gar nix, sonst würd' ich mir nich' die Mühe machen, dir zu antworten!

1. Ich stimme zu, daß es keine objektive Kritik gibt. Jedoch wenigstens den Versuch dazu! Dein "es ist Dir nicht gelungen" ist jedenfalls alles, nur kein Versuch einer objektiven Sicht der Dinge. Das du die KG nicht magst bzw. sie dir nichts gibt, ist ja völlig ok - hab' ich auch nix gegen gesagt. Bloß ein möchtegern-definitives "es ist Dir nicht gelungen" nervt etwas. Wenn ich das falsch verstanden habe, entschuldige. Ich will dich nicht dazu zwingen mein Geschreibsel zu mögen ;-)

2. Mein Ärger bezog sich primär eben auf jenes "es ist Dir nicht gelungen" und auf Cromreys "auch wenn du vielleicht vernünftige Ansichten hast?!" - denn gerade solchen Aussprüchen will ich in den KGs entgegen wirken!

3. Den Widerspruch sah ich darin, daß du anfangs ja genau beschreibst, was du nicht magst, eben "Klischees über Klischees" etc. und dann später sagst, es sei keine Kritik vorhanden. Wenn die KG keinen kritischen Inhalt hat, wieso hast du dir dann Gedanken darüber gemacht? So belanglos kann sie ja nicht sein, denke ich.

4. "Ich weiß noch, dass ich lange Zeit geglaubt habe, Adolf Hitler und Saddam Hussein seien die gleiche Person"
Das zeigt doch, daß meine Darstellung der "Kinder-Meinungen" nicht so weit hergeholt sein können. Ein Kind in solchem Alter nimmt eben auf, was es von Eltern und Medien mitkriegt und das meistens in einem schwarz-weiß Schema. In dem obigen Zitat und deiner Aussage, es sei kaum möglich, daß Kinder solche Schlüße ziehen, sah ich den nächsten Widerspruch!

5. Das ich pseudo-pädagogisch klinge, weiß ich. Nicht meine Absicht, aber zugegebenermaßen kommt das öfters vor.

6. Nun, ich kenne genügend Leute, die kritische Geschichten schreiben und dabei die Kritik vergessen. Einfach zu entlarven mit der Frage, was sie kritiseren wollten. Antwort "Äh..."! Primär schreibe ich für mich, denn ich glaube kaum, daß irgendwer aufgrund meiner Kg seine Lebensmaximen ändern wird. Aber ich freue mich über positive Kritik, so wie ich mich über negative freue (wenn ich das nicht täte, würde ich dir nicht antworten). Und auch, wenn meine Kritik gar nicht ankommt, so ist es dennoch erfreulich, wenn Leser zum Nachdenken kommen, was bei dir wohl der Fall ist, wie schon gesagt. Was du dir denkst, ist deine Sache, aber allein daß du denkst, ist ein Lob für meine KG, finde ich!

Naja wurscht, ich will freilich auch keinen streit.

 

Gelöscht, da Chatmitschnitte nur mit Einverständnis aller Benutzer veröffentlicht werden dürfen.
Webmaster

Deswegen habe ich alle anderen Personen aus
dem Ausschnitt entfernt und nur noch meine Kritik somit zusammengesucht: ( :rolleyes: )

<david_n> na ja gut, insfofern, dass verschieden Sichtweisen dargestellt werden. Die Idee ist gut. aber ich habs kurz überflogen. [...]

<david_n> wenn man die Idee weiter ausbauen würde (detailiertere Beschreibung) dann lässt

[...]

<david_n> so gesehen ist es auch kurz - kein schluss und kein richtiger anfang.

[...]

Vielleicht wäre es glaubwürdiger, wenn erwachsene PEesonen - die eine gewisse Lebenerfahrung haben - und in unterschiedlichen Orten wohnen und je nachdem wo sie wohnen ihre unterschiedlichen Meinungen zu der Situation äußern.

[...]

Kinder haben natürlich nicht die Lifeexperience die erwachsene Protagonisten besitzen.

[...]

Idee ist nicht schlecht, aber das mit den Kindern - man müsste die Story noch weiter ausbauen.

[...]

Nach Krristin kommt da wirklich wenig bis gar keine Kritik nicht rüber, aber vielleicht sollten nur die unterschiedlichen Ansichten dargestellt werden. Dabei sollte jedoch näher auf die Personen eingegeangen werden, damit man als Leser einen Bezug zu den Personen hat und sich mit denen identfizieren kann/könnte.

=> dann hat falk es vielleicht dochnicht geschafft, eine kritische Ausseinandersetzung mit dem 11.September zu schreiben und mit den Ansichten der einzelnen Menschen - vielleicht wenn er die Personen näher beschreiben würde (dann aber meiner Meinung nach keine Kinder) und auf ihre Anisichten näher eingehen würde.

also: um sich kritischer damit auseinandezusetzen müsste er die Geschichte schon ausführlicher und GENAUER ;)

Have a nice day (or eveing!),

David.

* * *
internet.news@gmx.de
internet-news.xodox.de
9-11 Memorial: internet-news.gmxhome.de/windows.htm (or windows.html)

[Beitrag editiert von: internet.news am 21.12.2001 um 01:32]

 

Huh, was ist denn das da oben von internet.news?

@Kristin
Nun, objektive Kritik ist eine begründete und doch wenigstens deine erste Kritik ist begründet und damit habe ich auch kein Problem. Meine Aufregung bezog sich wie gesagt nur auf die beiden oben zitierten Sätze. Leider kriege ich immer schnell die Krise, wenn solche Sätze fallen, deswegen die kleine Überreaktion :-)

Nun, in vielen meiner KGs verfolge ich das Ziel, zu beschreiben, was alles sein könnte und damit auch, daß man sich seiner Meinung nie sicher seien kann, d.h. das es also NIE objektives gibt, sondern bloß den Versuch dazu! Die obige KG sollte das zeigen, indem sie drei einfache, emotionale, wenig durchdachte Meinungen wiedergibt, die alle drei ohne Zweifel vorhanden sind. Es gibt genug Menschen, die so denken (gut, evtl. keine 10-Jährigen) und fest von der absoluten Richtigkeit ihres Standpunkts überzeugt sind. Das ist es, was mich nervt.

Persönlich würde ich dazu tendieren, die Anschläge zu verurteilen, und genauso auch den "Rache"feldzug der USA/NATO. Bloß ist das richtig? Wäre Rache vielleicht richtig? Oder ist es richtig, Terror auf die USA zu lenken? Welches der drei Kinder hat recht? Haben alle drei recht? Hat keiner recht? Klar, subjektiv am ehesten noch das erste, in einem Versuch zur Objektivität bleibt mir aber nur die Urteilsenthaltung. Ich weiß es nicht.
Und für den obigen Gedankengang habe ich eben Kinder gewählt, weil die das beste Beispiel sind, für Menschen mit festem, definitiven Standpunkt, obwohl sie, wie mir scheint, gar nicht dazu in der Lage sind, die Sachlage überhaupt zu erschließen. Das kann ich auch nicht, und, wie ich meine, du auch nicht, und George Bush auch nicht! Ich denke, niemand kann das und dafür sind Kinder das beste Beispiel. Außerdem macht man sich am ehesten Gedanken über solche Dinge, wenn ich plakativ und provokant Kinder als Beispiel nehme, oder!?

Ich glaube schon, daß ein Kind solche Wörter wie "Kapitalismus" in den Mund nimmt, wenn es sie nur oft genug hört. Mag sein, einige Formulierungen/Zusammenhänge sind zu kompliziert für 10-jährige, aber darauf soll es mir nicht ankommen. Insofern möchte ich auch nicht bestreiten, daß es vielleicht nur Puppen in meiner Geschichte sind, und keine Kinder, denn wie oft werden Kinder zu Puppen gemacht, um sie für eigene Zwecke zu mißbrauchen??? (Bsp. Kinder in der Hamas; Kinder in der HJ, etc.)

@internet.news
die meisten antworten auf deine kritik stehen ja schon im obigen, nur eines noch: vielleicht kann man die KG noch weiter ausbauen, mir schien es knapp besser zu sein. Eben nur ein paar kurze "Fakten", nichts begründen und nichts belegen. Mit den Personen würde ich mich auf keinen Fall näher auseinandersetzen wollen, denn wie Kristin richtig anmerkte, sind es mehr oder weniger nur Puppen. Klar, es sind Kinder, und zwar lebendige, aber sie repräsentieren nur eine Überzeugung - kein Lebewesen!

[Beitrag editiert von: falk am 21.12.2001 um 20:01]

 

Hi Falk!

Muss sagen, dass mir deine KG im Prinzip gefallen hat. Habe nun die letzten Comments nicht gelesen, weil se mir teilweise echt auf den Keks gingen - also, wenn ich was wiederhole oder jemanden bezüglich einer Sache kritisiere, in der er sich schon selbst wieder korrigert hat, dann tschuldigung.

Dein Style, d.h. u.a. dein Drang zur Übertreibung ist cool. Denke, dass es oft von Nöten ist, Dinge in krasser Form zu schreiben, damit den Menschen die Augen aufgehen. Leider scheint Kristin blind zu sein. Die Aussagekraft ist doch immens. Auch die Idee, die Briefe aus der Sicht von Kindern zu schreiben is gut, wenn auch schon ein leicht abgetragener Schuh (gleiches gilt für die verschiedenen Sichten, aber für dieses Topic genau passend angewandt). Leider hast du in dieser Hinsicht keine klare Linie bewahrt und bist nicht weiter die bin-klein-unwissend-kriege-alles-gesagt-und-bin deswegen-manipulierbar-Schiene gefahren. Mit anderen Worten: manche Stellen sind zu komplex, so dass ich Kristin auch mal zustimmen muss.
Werde auf jeden nach einer 2. Satire von Dir suchen, bin neugierig.
So Far.
R.o.o.T

 

Danke! Ich werde bald mal über die KG drüber lesen und sie "vereinfachen", also die komplexeren Stellen streichen/umschreiben. Aber gut, daß das Konzept mal wem richtig gefallen hat!

Die kritiken hier zeigen auf alle Fälle, daß man Kritik so offensichtlich darbringen kann, wie man will, und dennoch manche Leser verfehlt. Ist zwar schade, aber irgendwie auch 'ne Herausforderung!

 

Die grundsätzliche Idee der Story, diesen Tag aus unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen, finde ich gut! Aber leider, wie schon angemerkt, ergehst du dich in Klischees.
Interessant hätte ich gefunden, wenn die unterschiedlichen Meinungen aufeinander geprallt wären und alle gemerkt hätten, dass wir alle Menschen sind! Das tust du nicht, du differenzierst überhaupt nicht und ziehst vom Klischee-Leder. Schade, um die vergebene Chance!

 

Das isses, was ich in meinem letzten post meinte ;-)

Genau das, was du ansprichts, versuchte ich auszusagen, nämlich daß alle irgendwo Menschen sind. Und das versuchte ich eben gerade durch die ganzen Klichees! Und dadurch, daß ich die Kinder nicht zu dem Schluß kommen lasse, alle Menschen seien von der Wertigkeit her gleich.

Irgendwie kommt das bei manchen an und bei manchen gar nicht. Seltsam irgendwie...seltsam...

[Beitrag editiert von: falk am 25.12.2001 um 22:05]

 

@ Rainer: Gerade die Klischees machen die Story aus, stechen besonders heraus und bringen das Absurde in den ganzen Vorstellungen zum Ausdruck.

@ Kristin: sicher, bin auch richtig stolz auf mich.

 

(Anmk: Das folgende wollte ich internet.news per mail senden, habe mich dann aber so ausführlich darüber ausgelassen, daß ich denke, ich sollte es hier posten. Es ist ein Versuch, meine Beweggründe zum Verfassen der KG zu beschreiben und gleichzeitig ein wenig(?) Gesellschaftskritik. Viel Spaß ;-)

Kinder habe ich dargestellt, weil sie zeigen, wie stur man von der Richtigkeit seiner Meinung überzeugt sein kann, obwohl man nicht mal annähernd die Informationen hat, die man für eine objektive Bewertung eigentlich bräuchte. Ich war, wie schon gesagt, sehr von den Hamas-Kinder-Terroristen bewegt, die voller Enthusiasmus für "ihre" Sache kämpfen, ohne zu verstehen, um was es sich überhaupt handelt.

Auch denke ich, daß die "Verwendung" von Kindern die Leser eher zum Nachdenken bringt. Wenn ich Erwachsene verwende, denkt sich der Leser "Ach, diese Erwachsenen haben keine Ahnung, die sind doch bekloppt!" - wenn ich hingegen Kinder verwende, denkt sich der Leser "Wie kann es sein, daß ein Kind so denkt? Irgendwas muß da doch faul sein!"

Und auf diese Weise hoffe ich, den Leser dazu zu kriegen, daß er sich fragt "Sind meine Moralvorstellungen richtig?"

Denn auch wenn ich persönlich Terror und Gewalt verabscheue, kann ich doch nicht ausschließen, daß Terror die richtige Lösung ist! Ich weiß es eben nicht! Leider sind in unserer heutigen, westlichen Gesellschaft viele Menschen von ihren westlichen Moralvorstellungen überzeugt und reflektieren diese gar nicht mehr. Zu sehen regelmäßig in TV und Zeitung. Die westliche Bevölkerung nimmt so etwas wie "Menschenrechte" als gottgegeben und definitiv richtig hin. Aber ist das denn so? Können wir mit Gewißheit(!) sagen, ein Menschenleben sei zu schützen??? Klar, ich will es schützen, denn ich will auch nicht umgebracht werden, so fair bin ich. Aber mit dieser Argumentation geraten wir spätestens bei Selbstmordattentätern in einen Konflikt. Denn einem solchen Selbstmordattentäter ist es egal, ob er stirbt, also kommt er auch nicht in einen moralischen Konflikt, wenn er Menschen tötet!
Gesellschaftliche Regeln, und nichts anderes sind die Menschenrechte, gelten nur für die Mitglieder einer Gesellschaft. Bricht auch nur einer aus dieser Gesellschaft aus, fällt die ganze westliche Argumentationsweise wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Wenn ein Kind nun von Geburt an zum Töten erzogen wird, wie soll es dann Gewissensbisse beim Töten bekommen? Jemand, dem man beigebracht hat, Terror sei gut (ganz banal gesprochen), der wird unsere Menschenrechte, unsere Moralvorstellungen nicht verstehen! Und umgekehrt: Jemand, der zu Frieden und Nächstenliebe erzogen wurde versteht nicht die Moralvorstellungen der zum Terror erzogenen. Können wir nun mit Gewißheit zwischen richtig und falsch entscheiden?

Nochmal: Es geht nicht darum, was wir subjektiv für richtig halten, sondern darum, ob(!) man eine objektive Entscheidung fällen kann.

Ich glaube NEIN, und ich denke, daß man dieses NEIN unserer verblendeten, arroganten, westlichen Gesellschaft vor Augen halten muß. ABer das ist wieder subjektiv ;-( Ein Dilemma also. Und das (unter anderem) versuchte ich in der KG auf stark vereinfachte Weise darzustellen!

[Beitrag editiert von: falk am 25.12.2001 um 22:32]

 

Was mir kurz dazu einfällt:

"Wie kann es sein, daß ein Kind so denkt? Irgendwas muß da doch faul sein!"

Da hast du vollkommen recht. Du meinst hier doch dass schon Kinder von diesen Vorstellungen überzeugt sind und dass man somit diese Terroristen nur bekämpfen kann indem man beispielsweis neue Schulen einrichtet und den dort lebenden Kindern - die sonst vielleicht zu Kämpfern würden - eine objektivere Sicht der Dinge beibringt und. Wenn es nämlich keinen Nachwuchs für
die unterschiedlichen Terrorgruppen mehr gibt, würde es auch weniger solche Menschen geben die dazu bereit wären sich umzubringen, eben solche Terroristen.

David.

 

Da deiner Meinung nach eine objektive Entscheidung nicht möglich ist, wäre es von Vorteil die Beziehungen zwischen allen Religionen dieser Welt zu intensivieren verbessern.

Have a nice day (or evening!),

David.

 

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