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Mäuschen

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11.07.2004
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Mäuschen

Mäuschen... so hat er sie immer genannt.
„Mäuschen, bist du schon so besoffen, dass du es nicht mehr schaffst, das Frühstück zu machen?“

Sogar am letzten Tag war Mama noch sein Mäuschen.
„Du kannst nicht gehen, Mäuschen, was wärst du denn ohne mich? Eine Schnapsdrossel, die nichts anderes gelernt hat, als sich durchzubumsen!“
Dann hat er sie gepackt. Wie einen leeren Sack hat er sie geschüttelt und sie dann am Arm aus der Haustür gezerrt. Sie hat sich nicht gewehrt. Er hat ihr nicht geholfen, als sie auf dem gefrorenen Weg ausgerutscht ist. Er ist reingegangen, hat sie liegen lassen. Sie muss gefroren haben. Es war kalt. Ungewöhnlich kalt für Oktober. Trotzdem ist er reingegangen, hat die Tür abgeschlossen und ihr Essen gegessen. Er saß am Tisch, als sei nichts. Er muss gewusst haben, dass sie friert. Sie hatte nur die dünne Schürze über ihrem Pulli. Die, die er ihr mal geschenkt hat. Aber das war ihm egal. Vielleicht hat er nur gar nicht daran gedacht. Sie hat ja nichts gesagt. Sie hat nie etwas gesagt. Vielleicht war ihm auch nur wichtig, woher er eine Schachtel Kippen bekommt. Oder etwas anderes...
Wir haben uns nicht getraut, aufzuschließen. Nur unsere Bettdecken haben wir aus dem Fenster geworfen, damit sie es wenigstens nicht ganz so kalt hat, im Garten. Er hat erst wieder an sie gedacht, als ihn sein Hunger geweckt hat. Er hat nach ihr gebrüllt.
„Mäuschen!“
Erst danach ist ihm eingefallen, dass er sie im Garten gelassen hat. Aber als er rausging war sie weg. Er hat nach ihr geschrieen, hat getobt. Dann hat er sein Auto genommen und ist sie suchen gefahren. Er hat sie auch gefunden. Aber sie ist da geblieben, wo sie war. Er hat gebettelt, sie angerufen und in das Telefon gesäuselt. Es hat nichts genützt.

Drei Jahre ist das jetzt her. Solange schon spricht keiner mehr von Mama. Ich habe nichts von ihr. Kein Erinnerungsstück an sie. Außer ihren Namen. Jetzt bin ich sein Mäuschen.

 

Hallo Jägerin,

erstmal Textkram, ja?


Sogar am letzten Tag hat er noch so zu ihr gesagt

Keine sehr schöne Formulierung. Okay, "genannt" steht vorher auch schon. Wenn sich das "gesagt" auf den folgenden Satz bezieht, dann lass einfach das "so" weg und mach einen Doppelpunkt hin. Sowieso fehlt hier das Satzzeichen.


als sie auf dem gefrorenen weg

Weg groß


und ihre Essen gegessen.

tatsächlich mehrere Essen ;) ?


woher er eine Schachtel kippen bekommt

Kippen groß


Oder etwas anderes... Wir haben uns nicht getraut

Vor "wir" würde ich einen Absatz machen, der besseren Lesbarkeit wegen.


„Mäuschen“

Mach da mal noch 'n Ausrufezeichen hin

So zum Gesamteindruck: Das Thema der Geschichte ist wirklich gut und auch die Idee, wie du es umgesetzt hast (aus der Sicht der Tochter), finde ich sehr gelungen. :thumbsup:
Im Mittelteil haben mich ein bisschen die vielen kurzen Sätze gestört. Im Nachhinein ist es klar, dass das auf eine kindliche Ausdrucksweise hindeuten soll, aber da beim ersten Lesen ja nicht ganz klar ist, wer spricht, fand ich es etwas störend. Vielleicht magst du ja da nochmal drüber gehen.
Ich hätte auch gerne gewusst, wohin die Frau sich geflüchtet hat. Aber wenn das Kind es nicht weiß, kannst du's auch nicht einbringen. Na ja, vielleicht hat der Papa ja mal was gesagt, oder so...

Ja, trauriges aber sehr schön umgesetztes Thema. Habe ich gerne gelesen. :)

Liebe Grüße,

Felsenkatze

 

Danke, Felsenkatze.

Alles angenommen und umgesetzt, was du gesagt hast, außer die erste Anmerkung. anders passt's noch weniger... mach mir aber noch mal gedanken drüber, besonders wegen der kurzen sätze. Aber die Kindliche sprechweise ist wohl zu tief in mir verankert. Ich werde aber schon vorher zeigen, das die Tochter erzählt.

Jägerin

 

Hallo Jägerin,

ja, auch mir hat deine Geschichte ganz gut gefallen. Die Brutalität des Ganzen, kombiniert mit der Sicht des Kindes, das Ende - fand ich gut. Was ich etwas unrealistisch fand, dass das Kind je nach der Mama gefragt und sie nie über ihre Mutter gesprochen haben. Ich vermute, Kinder reagieren in der Regel anders.
Zwei Fehler noch:

„Mäuschen, bist du schon so besoffen, dass du es nicht mehr schaffst, das Frühstück zu machen“
Das Fragezeichen fehlt.
Die, die er ihr mal geschenkt hat.
muss es nicht "hatte" heißen?

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Jägerin

Ein kleiner Logikfehler, glaube ich:

„Mäuschen, bist du schon so besoffen, dass du es nicht mehr schaffst, das Frühstück zu machen“

Sogar am letzten Tag war Mama noch sein Mäuschen. ... Trotzdem ist er reingegangen, hat die Tür abgeschlossen und ihr Essen gegessen.

Kann er doch eigentlich nicht, wenn sie zu besoffen war, Essen zu machen, oder? :D

Toll finde ich, dass nicht die Mutter erzählt, sondern die Tochter. Schade, dass das Mädchen nicht aus den Fehlern der Mutter gelernt hat und nun für den, alles andere als fürsorglichen Vater, nun das "Mäuschen" ist.
Es ist bedrückend, nach dem letzten Satz die Geschichte in meinen Kopf weiterzuspinnen. Wie weit geht das "Mäuschensein" für die Tochter. Das Verhalten der Mutter finde ich verantwortungslos. Sie hätte doch ahnen müssen, was passiert, wenn sie geht. Wenn sie aber ihre Trunksucht weiter geführt hat, war es ihr vermutlich gar nicht möglich, was den Schluß zuläßt, dass es ihr egal ist, und sie wohl auch nicht unschuldig an der beschriebenen Situation ist. Was aber die Handlung des Ehemannes nicht entschuldigt.
So oder so, das eigentliche Opfer Deiner Geschichte ist das Mädchen. Du hast mich zielstrebig an diese Sichtweise herangeführt. Deine einfach gewählte Ausdrucksweise finde ich sehr passend.
Habe ich sehr gern gelesen - Deine traurige, bedrückende Geschichte

Liebe Grüße, die Kürbiselfe :)

PS; die Zahl 3 solltest Du vielleicht ausschreiben

 

Hallo ihr alle...

Also, der reihe nach:

Solveig: danke!

Juschi: also, würde ich diese geschichte erzählen, würde ich hat sagen... Und da ich ja fast noch Kind bin, glaube ich, es passt. Natürlich erzähle ich die geschichte auch...

Kürbiselfe: Den logikfehler kann ich nicht erkennen. Also, ein besonders liebevoller mann ist er nicht, und er sagt diesen ersten satz nur so, um ihr zu zeigen, wie schwach sie ist und dass sie ihm sein essen machen soll. Danke für das lob.
Die Mutter war nie besonders verantwortungsvoll... Schließlich hat sie mit dem Trinken angefangen und ist nicht mit ihren Kindern weggerannt, solange sie noch konnte.

Grüße Jägerin

 

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