Was ist neu

Möbiusschleifen

Mitglied
Beitritt
26.05.2008
Beiträge
409
Zuletzt bearbeitet:

Möbiusschleifen

Der Agent warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass er allein im Labor war, dann schlich er zur Zeitreisekapsel. Er zwang sich zu langsamen Bewegungen, um beim Einsteigen kein Geräusch zu machen. Ein blinkender Bildschirm an der Rückseite des Raumes zeigte einen eingegangen Notruf an. Die Hände des Agenten zitterten vor Aufregung, trotzdem bedienten sie die Kontrollen mühelos, wie er befriedigt feststellte. Er musste um seine Beherrschung kämpfen, aber er war und blieb ein Profi.
Der Zeitbrecher sprang mit einem Heulen an, das den Techniker nebenan alarmierte und ins Labor holte. „Nein!“, brüllte Ben. Die ohnehin ungesunde Gesichtsfarbe des Technikers wurde noch um zwei Stufen kränker. Der Agent griff nach oben, um die Luke herunter zu ziehen, dabei wandte er Ben das Gesicht zu. Einen Herzschlag lang hatten sie Blickkontakt. Der Agent grinste wie ein Totenkopf und zuckte entschuldigend mit den Achseln. Ben spürte, wie das Grauen seine Eingeweide verdrehte. Er hastete zur Kapsel, zu dem rettenden Notschalter, um den Zeitbruch zu verhindern. Die Luke knallte herunter.
„Stopp! Auf keinen Fall springen!“
Aber es war zu spät, der Zeitreisende fort. Ben stand ungläubig neben der Maschine und starrte auf das Display, das den Sprung verzeichnete. Die Anzeige war zur Hälfte von dem roten Schild verdeckt, auf dem „Gesperrt wg. Wartungsarbeiten, Möbiusgefahr“ prangte. Ben hatte es selbst aufgeklebt. Nun war es zerrissen. Der dicke Techniker schlug mit der flachen Hand auf die Silberhaut der Maschine. „Scheiße!“, schrie er. Und schlug immer wieder zu: „Oh Scheiße! Scheiße! Scheißescheiße!“

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx​

10 .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
An diesem Morgen schien die Sonne schon früh durch die Laborfenster. Die Stahlschuppen der Zeitmaschine glitzerten im Licht. Das Labor lag friedlich und verlassen, draußen zwitscherten die ersten Amseln und drinnen tanzten Staubkörnchen durch die Sonnenstrahlen. Als der Zeitreisende die Luke aufdrückte und die Uhr an der Wand begutachtete, nahm er einen tiefen Atemzug von der verbrauchten Luft. Er war spät dran.


.. 09 .. .. .. .. .. .. .. .. ..
Marie putzte und schwitzte. Endlich hatte sie das Chaos in der Diele beseitigt, die Flecken vom Wohnzimmerboden gerieben und die verstorbene Topfpflanze vom Flur auf den Kompost befördert. Das andere hatte sie erstmal im Gartenschuppen versteckt. Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Sie rieb sich den Schweiß von der Stirn und wischte danach die Hand an ihrer Hose sauber. Ihre Kleidung war fleckig, ihre Augen aufgequollen, die Haare verklebt und Marie fühlte sich von außen und innen schmutzig. In ihrem Kopf kreisten permanent dieselben quälenden Gedanken. Als Marie unter die Dusche stieg, versuchte sie das schlechte Gewissen mit kühlem Wasser abzuspülen, doch es war zwecklos. Vielleicht hatte sie ein Recht darauf.
Caleb und Aaron, Aaron und Caleb. Die Verlockungen eines Lebens als Zeitagentin, wer würde der Versuchung widerstehen, ein Doppelleben zu führen, wenn man es konnte? Cal und Aaron. Marie wollte sich nicht vorstellen, dass einer von beiden für immer aus ihrem Leben verschwand. Und jetzt musste sie sogar fürchten, beide zu verlieren.
Als Cal das letzte Mal zu ihr gekommen war, hatte er ein Treffen mit Aaron provoziert. Um diese Uhrzeit mussten die zwei sich natürlich in die Arme laufen, das hätte Cal wissen müssen. Was er sich dabei gedacht hatte, blieb ein Rätsel, nachdem sie und Cal über Jahre so vorsichtig gewesen waren. Sie hatten sich nur getroffen, während einer von ihnen mit Aaron an einem Echtzeit-Auftrag arbeitete. Abwechselnd hatten sie Seite an Seite mit Aaron gearbeitet, um abends heimlich in der Zeit zurückspringen und den Tag noch einmal gemeinsam zu verbringen. Das schien ihr so clever … Als wäre Aaron so dumm.
Sie hatte sich in eine Ecke manövriert. Ihr blieb nur noch, abzuwarten.
Marie presste die Stirn gegen die Kacheln der Duschkabine und stellte den Wasserstrahl eiskalt. Fast gleichzeitig brachen im ersten Stock die Fensterscheiben.
Marie handelte instinktiv. Sie ließ die Dusche laufen, durchquerte das Badezimmer in zwei Sätzen und griff in den Kleiderhaufen, den sie neben der Tür produziert hatte. Mit rechts zog sie ihre Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter, während sie mit dem linken Arm schon in ihrem Hemd steckte. Sie verzichtete darauf, sich vollständig anzuziehen, streifte aber die Stiefel über, während sie durch die offene Tür den Treppenabsatz im Auge behielt. Mit Glück waren es Einbrecher, die sich leicht verjagen ließen. Mit Pech waren es Zeitdiebe. Eine der Gangs, die mit Zugangsbadges für die Zeitlabore dealten. Unter ihrer letzten Adresse war Marie achtmal überfallen worden. War sie hier jetzt auch nicht mehr sicher? Sie war extra in dieses Viertel gezogen, um sich zwischen den Familien mit kleinen Kindern und Hunden zu verstecken. Marie schlich näher zur Treppe. Aus ihren Haaren rann Wasser, das den Kragen durchnässte und sich im Stoff verteilte, bis das Hemd ihr an Rücken und Bauch klebte. Von unten hörte Marie mindestens drei verschiedene Stimmen, splitterndes Glas und die Holzbeine von Möbeln, die über den Fußboden gezogen wurden. Sie machte ein paar Schritte rückwärts ins Schlafzimmer, wo sie ihren Kommunikator auf dem Bett liegengelassen hatte. Nervös stellte sie das Gerät auf lautlos, bevor sie einen Notruf per Textnachricht absetzte. Die Reaktionszeit auf eine Bitte um Backup betrug üblicherweise keine zwei Minuten. Ihre Kollegen würden durch die Zeit springen und dabei ein großzügiges Zeitfenster für den Weg vom Labor zu ihr einplanen. Eigentlich müssten sie jetzt schon bei ihr im Garten stehen. In der Agentur gab man aufeinander acht.
Das Display des Koms leuchtete auf und zeigte die Eingangsbestätigung für ihren Notruf, gefolgt von einer computergenerierten Textbotschaft vom technischen Support der Zeitagentur. Die Antwort des Supports ging über den Verteiler an alle Agenten im Netz, wie die Adresszeile verriet. Marie traute ihren Augen nicht: „Anfrage nicht zu bearbeiten. Zeitbrecher wg. Wartungsarbeiten gesperrt. Fristlose Entlassung bei Nichtbeachtung. Mit freundlichen Grüßen …“
Marie hörte den ersten Schritt aus Richtung Treppe und spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Sie entsicherte ihre Pistole. Sekunden später erhielt sie zwei neue Botschaften. Aaron schrieb: „Komme“, Cal: „Unterwegs“. Ihr Herz setzte kurz aus, als sie die Namen der beiden Absender untereinander sah. Sprangen sie durch die Zeit oder nicht? Wie lange würde Marie auf sich gestellt sein?
Die altmodisch gewendelten Stufen aus Nussholz quietschten, aber Marie konnte nicht erraten, wie viele Eindringlinge zu ihr ins Obergeschoss stiegen. Lass es nur einen sein, betete sie.
Mit der Pistole im Anschlag ging sie hinter der angelehnten Schlafzimmertür in Deckung und beobachtete durch den Türspalt, wie ein Maskierter in aller Seelenruhe die Treppe heraufkam. Dem Körperbau nach schätzte sie ihn auf einen Teenager. Der schlaksige Junge war ganz in Schwarz gekleidet, verbarg sein Gesicht hinter einer verchromten Maske und trug ein Sturmgewehr. Eindeutig ein Zeitdieb. Er schlenderte an ihr vorbei in Richtung Badezimmer, summte vor sich hin, stützte ein Bein gegen den Türrahmen und feuerte durch den Duschvorhang, hinter dem noch immer das Wasser rauschte. Gleich darauf fiel auch unten der erste Schuss. Marie nahm das als Signal, stieß die Tür auf und schoss dem Jungen in den Rücken.
Als sie die Treppe hinunterlief, bot sich in der Diele ein absurdes Bild: Ein maskierter Riese in einem rosa Hello-Kitty-T-Shirt kämpfte mit Cal und Aaron gleichzeitig. Im Wohnzimmer lag jemand bewegungslos, stank und blutete. Marie ließ ihre Pistole sinken, in das Knäuel der drei Männer traute sie sich nicht zu schießen. Cal und Aaron hielten jeder einen Arm umklammert und konnten ihren Gegner doch nicht bändigen. Der Riese brüllte, dass ihm Speichel durch die Guy-Fawkes-Maske spritzte. In der beengten Diele schleuderte er seine Angreifer abwechselnd gegen die Wände, bekam einen Arm frei und zermatschte ein Nasenbein. Cal blutete aus mehreren Wunden und selbst Aaron, der beinahe 100 kg Kampfgewicht mitbrachte, wurde hin und her geschüttelt wie eine Lumpenpuppe.
Die Gestalt im Wohnzimmer stöhnte leise. Marie vergewisserte sich, dass niemand in den Zimmerecken lauerte, beugte sich über den Bewusstlosen und riss ihm die Jacke nach oben. Im Hosenbund hatte er ein aufwändig ziseliertes Messer versteckt, ganz wie sie gehofft hatte. Jeder Zeitdieb besaß eines, sie nannten es Samsara. Es glitt geräuschlos aus der Scheide und Marie musste wider Willen die Schönheit des Musters bewundern, bevor sie damit zurück in den Flur ging, um es in Guy Fawkes zu versenken. Selbst dann ging der nicht zu Boden, sondern warf sich mit seinem ganzen Gewicht zu ihr herum. Sein Ellbogen krachte gegen Maries Kiefer und während sie rückwärts stolperte, dachte sie überrascht, dass ihr noch nie ein Knochen mit so einem Knall gebrochen war. Der Schmerz kam viel später - und zwar aus der Körpermitte. Cal und Aaron hatten gleichzeitig geschossen. Marie lag auf dem Rücken und verstand es nicht. Guy Fawkes war aus ihrem Gesichtsfeld gekippt, sie hörte ihn wimmern, aber sie sah nur die entsetzten Gesichter von Cal und Aaron über sich. Als sie nach ihrem Bauch greifen wollte, hielt Aaron ihre Hand fest.
„… Schusslinie …“ war das Letzte, was sie hörte.


.. .. 08 .. .. .. .. .. .. .. ..
Er musste es ungeschehen machen. Der lange, weiße Flur vor ihm flimmerte. Er war nicht sicher, ob es am Neonlicht lag oder am Adrenalin. In ihrem Inneren wirkte die Agentur hell und keimfrei, ein echter Fremdkörper in dieser Stadt. An den Wänden erklärten Poster mit bunten Schemata die aktuelle Zeitforschung. Er trat so leise auf wie möglich und blieb zwischendurch stehen, um zu lauschen. Alle Labore, die er passiert hatte, waren leer, aber ganz allein war er nicht. Von irgendwo hörte er ein Klicken. Wahrscheinlich schob einer der Techs Überstunden. Der Gedanke gefiel ihm nicht, denn der Techniker würde es hören, wenn der Zeitbrecher startete. Also müsste er zu allem Überfluss auch noch schnell sein. Als er um die letzte Ecke bog und den Zeitbrecher vor sich hatte, ballte er probehalber die verletzte Hand. Zum Starten reichte es. Die Uhrzeit in der Maschine zeigte verrückte Zahlen.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx​

.. .. .. 07 .. .. .. .. .. .. ..
Der Zeitbrecher knarzte und krächzte, als er ansprang. Ben, der gerade in einem Nebenraum die Kisten mit Ersatzteilen durchwühlte, drehte sich entsetzt um. Das darf nicht wahr sein, dachte er und stolperte zu dem Gerät, was für eine Katastrophe. Er war seit fünf Jahren Techniker bei der GDZI, aber so etwas hatte es bisher nicht gegeben. Leider kein Irrtum, ein Passagier saß in der Maschine, wie ihm die hektisch blinkende Füllstands-Anzeige bewies. Ben rutschte fast auf dem Linoleum aus, als er am Deckel der Reisekapsel zerrte. Die Luke öffnete sich mit einem giftigen Geräusch und Ben spähte hinein. Ein Passagier war in den Sitz eingezwängt, ein Mann, und er sah erbärmlich aus. Als habe er den Tod gesehen. Ben erkannte ihn kaum.
„Von wann kommen Sie?“, fragte er. „Sie hätten diese Maschine doch nicht benutzen dürfen! Der Verkehr durch diesen Zeitbrecher ist gesperrt!“
Der Zeitreisende sah müde zu ihm auf. „Hallo Ben.“ Sein Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln, das Ben Schauer über den Rücken jagte. „Ganz ruhig. Überhaupt kein Grund zur Panik.“
Ben schüttelte den Kopf. „Ich hab jeden Grund zur Panik! Der Möbius-Effekt! Diese Maschine darf nicht in Betrieb sein!“
„Mach dir nicht ins Hemd. Mir geht’s gut, es ist alles in Ordnung.“
„Wie konnten Sie bloß springen? Der Verkehr ist gesperrt!“ Bens Stimme schnappte über.
„Es war ein kleiner Sprung außer der Reihe, okay? Ich weiß, ich hab gegen die Vorschriften verstoßen. Trotzdem, wär nett, wenn du nicht das ganze Institut aufschreckst. Die Zuckmayer springt auch permanent nach Feierabend zu ihren Lieblingsgestern.“
„Aber doch nicht während der Wartungsarbeiten“, wiederholte Ben entsetzt. „Wenn die Uhrzeit am Zeitbrecher nicht eingestellt werden kann, besteht die Gefahr, eine Zeitschleife zu erschaffen. Ein 24-Stunden-Zeitfenster für eine mögliche Möbius-Verdrehung. Verstehen Sie nicht, wie gefährlich das ist?“
Bislang ist die Existenz einer Möbius-Zeitverdrehung rein theoretisch. Eine solche Verdrehung entsteht, wenn in ein und derselben Zeitmaschine eine bestimmte Zeit sowohl Anfangs- als auch Endpunkt eines Zeitsprungs ist. Dadurch überkreuzen sich die Zeitstränge. Egal, ob es sich dabei um einen Einzelnen oder um verschiedene Passagiere handelt, die Zeitmaschine ist nicht in der Lage, zu erkennen, wer anreist und wer aufbricht. Also schickt sie die Betroffenen nach dem Zufallsprinzip auf den unterschiedlichen Zeitsträngen weiter. Wenn der Zeitbrecher korrekt funktioniert, lässt sich die Ankunftszeit jeder Zeitreise auf eine Hundertstel Sekunde genau bestimmen. Das allein macht es relativ unwahrscheinlich, dass ein Passagier um exakt dieselbe Zeit in diesem Zeitbrecher eine Zeitreise beginnt. Zusätzlich werden die Logbücher aller Zeitmaschinen weltweit abgeglichen und alle Zeitagenten müssen ihre Aufbruchs- und Rückreisezeiten bis auf die Hundertstel Sekunde genau auswendig lernen. Aber all diese Vorkehrungen erweisen sich als nutzlos, wenn die Uhrzeit an einem Zeitbrecher nicht mehr funktioniert. Dann entsteht eine 24stündige Grauzone. So wie jetzt. An diesem Zeitbrecher hier.
Ben hatte lange und eindringlich gesprochen, aber der Passagier starrte mit leerem Gesichtsausdruck an ihm vorbei. Ben unterbrach sich selbst, als ihn eine Vorahnung beschlich. „Meine Güte, wie oft haben Sie das schon gehört, was ich hier erzähle?“
„Vorträge über den Möbius-Effekt?“, fragte der Reisende belustigt, aber es klang nach Galgenhumor. „Unzählige Male.“
Ben verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Jedes Mal, wenn ein Agent auf einen Zeitsprung vorbereitet wurde, erklärte ein Techniker die Risiken einer Möbius-Schleife aufs Neue. Wie eine Stewardess, die den Passagieren zeigte, wie die Sauerstoffmasken im Flugzeug funktionierten. Und jedes Mal hörten die Agenten weg. Wie die Passagiere im Flugzeug, die im Ernstfall weder die Sauerstoffmasken noch die Schwimmwesten noch die Ausgänge fanden.
Ben half dem erschöpften Reisenden aus der Kapsel, dabei konnte er nicht aufhören, weiter mit dem Kopf zu schütteln. „Wie meinen Sie das, unzählige Male? Kennen Sie dieses Jetzt? Waren Sie hier schon einmal? Wie lang sind Sie schon unterwegs? Wissen Sie das? Oh, sind Sie verletzt?“
Der andere grunzte unwillig und versuchte, Bens stützenden Arm abzuschütteln. In der Hinsicht sind sie alle gleich, dachte Ben ärgerlich und packte fester zu. Wer immer die Ausbildung zum Zeitagenten überlebt hatte, war einfach zu stolz, sich von einem Techniker helfen zu lassen. „Wie lange?“, beharrte er.
„Was für eine blöde Frage. Niemals mehr als einen Tag, solange du und deine Physikerfreunde es nicht hinkriegen, die Parameter für größere Zeitsprünge zu berechnen.“ Der Reisende klopfte Ben auf die Schulter. „Und jetzt sei ein lieber Tech und lass mich kurz ausruhen, ja?“
„Maximal einen Tag pro Sprung, ja, aber – insgesamt?“, fragte Ben. „Erinnern Sie sich, ob Sie schon …“ Ben brach verwirrt ab. Wenn ein Zeitreisender sich entlang einer Möbiusschleife bewegte, konnte er das wissen?
Der Reisende ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Kann ich was zu trinken haben?“, fragte er. „Bitte, Ben?“
Seine Augen waren gerötet. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Ben konnte es nicht ertragen, ihn länger anzusehen. „Natürlich“, murmelte er. „Wann hatten Sie denn zum letzten Mal … oh meine Güte ... Ich hole Wasser und Kaffee, ja? Auch was zu essen, wenn Sie mögen.“
Der Zeitagent nickte dankbar und Ben rannte aus dem Labor.

.. .. .. .. 06 .. .. .. .. .. ..
Ben stand im Flur und wählte die Notrufnummer, von der er sich immer gewünscht hatte, er müsse sie niemals anrufen. „Wir haben vielleicht eine Möbius-Schleife“, flüsterte er ins Telefon. „Jemand benutzt den kaputten Zeitbrecher. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, wie viele Reisende beteiligt sind. Ich weiß nicht, was passiert ist.“
Während er der hysterischen Stimme am anderen Ende zuhören musste, faltete er sich unwillkürlich über seinem Bauch zusammen, als hätte ihm jemand die Luft abgelassen. Unter jedem Vorwurf zuckte er zusammen wie unter einem Schlag. Woher er die Kraft nahm, sich danach wieder aufzurichten, wusste er selbst nicht. „Verdammt, es ist nicht meine Schuld“, sagte er leise. „Ich hab den Zeitbrecher nicht gebaut, das waren Nobelpreisträger. Ich bin Ingenieur. Und ich sage Ihnen, mit Verlaub, die Bauweise ist idiotisch. Ein vollmechanisches Zahnradgetriebe stellt den Brecher auf ‚Morgen‘ oder ‚Gestern‘, aber für die Uhrzeit ist der Apparat auf das BIOS-CMOS angewiesen?“ Er lauschte eine Weile.
„Ja, das ist es, was kaputt ist. Die BIOS-Batterie. Ich warte noch auf die Lieferung der passenden Knopfzelle, ich kann nichts dafür, dass wir nur die Originalteile vom Hersteller beziehen dürfen. Wenn ich das entscheiden dürfte, eine Batterie vom Baumarkt und-“
Er zuckte mit dem Ohr ein Stück vom Telefon weg, als der Support wieder zu brüllen anfing.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er schließlich. „Ich weiß nur, wer immer versucht, nach Heute zu springen, kann ankommen – oder zurückprallen nach Gestern oder Morgen. Und wer Heute abspringt, wird rein zufällig nach Gestern oder Morgen geschleudert.“ Dann fiel ihm noch etwas ein. „Sagen Sie mal. Wenn wir einen Möbius-Effekt erleben, heißt das, dass die ganze Welt in Schleifen zwischen Gestern und Morgen gefangen ist?“ Er hörte sich die Antwort an und zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Was soll das heißen, das war schon immer so?“

.. .. .. .. .. 05 .. .. .. .. ..
Der Agent warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass er allein im Labor war, dann schlich er zur Zeitreisekapsel. Er zwang sich zu langsamen Bewegungen, um beim Einsteigen kein Geräusch zu machen. Ein blinkender Bildschirm an der Rückseite des Raumes zeigte einen eingegangen Notruf an. Die Hände des Agenten zitterten vor Aufregung, trotzdem bedienten sie die Kontrollen mühelos, wie er befriedigt feststellte. Er musste um seine Beherrschung kämpfen, aber er war und blieb ein Profi.
Der Zeitbrecher sprang mit einem Heulen an, das den Techniker nebenan alarmierte und ins Labor holte. „Nein!“, brüllte Ben. Die ohnehin ungesunde Gesichtsfarbe des Technikers wurde noch um zwei Stufen kränker. Der Agent griff nach oben, um die Luke herunter zu ziehen, dabei wandte er Ben das Gesicht zu. Einen Herzschlag lang hatten sie Augenkontakt. Der Agent grinste wie ein Totenkopf und zuckte entschuldigend mit den Achseln. Ben spürte, wie das Grauen seine Eingeweide verdrehte. Er hastete zur Kapsel, zu dem rettenden Notschalter, um den Zeitbruch zu verhindern. Die Luke knallte herunter.
„Stopp! Auf keinen Fall springen!“
Aber es war zu spät, der Zeitreisende fort. Ben stand ungläubig neben der Maschine und starrte auf das Display, das den Sprung verzeichnete. Die Anzeige war zur Hälfte von dem roten Schild verdeckt, auf dem „Gesperrt wg. Wartungsarbeiten, Möbiusgefahr“ prangte. Ben hatte es selbst aufgeklebt. Nun war es zerrissen. Der dicke Techniker schlug mit der flachen Hand auf die Silberhaut der Maschine. „Scheiße!“, schrie er. Und schlug immer wieder zu: „Oh Scheiße! Scheiße! Scheißescheiße!“

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx​

.. .. .. .. .. .. 04 .. .. .. ..
Der Zeitbrecher gab ein sirrendes Geräusch von sich, polterte und rauchte. Der Tank glühte rot in dem stockdunklen Labor. Eine Luke wurde zurückgeklappt und ein Zeitreisender kletterte mühsam aus der Kapsel. Er bewegte sich wie ein Greis, dabei schien er ein junger Mann zu sein. Der Reisende tastete sich blind zu einem Lichtschalter an der Wand. Endlich leuchteten die orangefarbenen Energiesparlampen über ihm und er blickte sich um. Er war verwirrt und fühlte sich elend. Ein normales Gefühl für Zeitreisende, aber das war ein schwacher Trost. Er konsultierte den elektronischen Kalender, der an der Laborwand hing, registrierte das Datum und zählte an der Uhr ab, wie viele Stunden er durch die Zeit gefallen war. Er brauchte lange, um sich zu orientieren. Ob die Zeit reichte? So hatte er das nicht geplant.

.. .. .. .. .. .. .. 03 .. .. ..
Seine Beine stampften in einem schnellen Rhythmus gegen die Steigung des Berges. Das Fahrrad, ein altes Ding, das er kurzerhand geklaut hatte, zerbrach fast unter seiner Anstrengung. Er hatte es nicht gewagt, ein Taxi zu rufen oder in einen Bus zu steigen, aus Angst vor Zeugen und aus Angst vor den Zeitgangs. Als Radfahrer war er unauffälliger, nur arme Leute fuhren Rad. Er fühlte sich noch immer schwach und durcheinander. Hoffentlich verlor er beides auf dem Weg, wenn er nur wütend genug in die Pedale trat. Seine Chancen, mit Marie zusammen zu sein, schwanden mit jeder Sekunde, er musste sich beeilen.
Oben, auf dem Scheitelpunkt des Berges, hielt er an und drehte das Rad, um die Lichtsprengsel im Tal zu betrachten. Die Stadt brannte an mehreren Stellen, wie jede Nacht. Die Rauchschwaden legten sich über die Hausdächer und füllten die verwinkelten Straßen, doch auf dem Berg atmete er Frischluft. Auch das Heulen der Sirenen erreichte ihn kaum. Die Stadt hatte sich im Laufe zweier Jahrhunderte um den Fuß des Berges gewickelt, so dass der Gipfel sich genau über ihrem Zentrum erhob. Zur Rechten lagen die Laboratorien der Zeitagentur mit dem überdimensionierten GDZI-Neonschriftzug auf den Dächern. Zur Linken lag Maries lächerlich bürgerliches, lächerlich gemütliches Zuhause, in dem sie Blümchengardinen vor die Fenster hängte und sich vormachte, sie wäre eine Hausfrau. Er holte tief Luft. Im nächsten Moment brauste er im Dunkeln den Berg hinab, sah die Straße nicht, sah nichts außer den undeutlichen Konturen der Bäume und Strommasten, die sich gegen den Nachthimmel abhoben.

.. .. .. .. .. .. .. .. 02 .. ..
Der Zeitreisende ließ sein Fahrrad zwischen den Margariten vor dem Backsteinhäuschen liegen, das Vorderrad in ein Grasbüschel gerammt. Die Fenster in allen Häusern der Gasse waren dunkel, nur bei Marie schien Licht in der Diele zu brennen, ein schwacher Schein fiel durch die bunten Glasbausteine über ihrer Haustür. Er drückte auf die Klingel. Lange rührte sich überhaupt nichts, also klingelte er noch einmal, noch einmal, noch einmal, bis jemand zur Tür kam. Nicht sie machte auf, sondern er.
Der andere, von dem er sogar geglaubt hatte, es wäre sein bester Freund, und von dem er jetzt nur noch als von „dem anderen“ denken konnte. Er trug Shorts und eins der Trainings-T-Shirts mit dem GDZI-Aufdruck, das war beinahe rührend.
Der Reisende war weder besonders überrascht noch erschrocken, sondern vor allem resigniert. Er hatte gehofft, Marie wäre alleine. Diese Konfrontation hätte er sich gern für später aufgehoben, aber vielleicht war es sogar besser, wenn sie es hinter sich brachten. Danach würde er Marie warnen müssen. Er drängte sich an dem anderen vorbei ins Haus, hörte die Tür zuschlagen, und dann standen sie sich in der Diele gegenüber und starrten einander an.
„Caleb.“
„Aaron.“
Er schwieg, und auch der andere sagte nichts. Die Diele war völlig verdreckt, wie der Reisende feststellte. Behutsam trat er einen Schritt zur Seite, weil irgendetwas unter seiner Schuhsohle knirschte. Sofort spiegelte der andere seine Bewegung, trat einen Schritt in die andere Richtung, als wollten sie sich umkreisen. Der Reisende erstarrte und traute sich plötzlich nicht mehr, den anderen aus den Augen zu lassen. So passierte es ganz automatisch und allen guten Vorsätzen zum Trotz, dass sie sich gegenseitig belauerten.
„Ich muss zu Marie.“
„Das könnte dir so passen.“
Der Zeitreisende biss sich auf die Zunge. „Ich weiß, dass du Marie liebst“, fing er noch einmal an, um die Situation zu entschärfen.
„Und Marie liebt mich.“
„Lügner“, entfuhr es ihm und dabei konnte er den Hass nicht aus seiner Stimme halten. Der Reisende biss sich auf die Innenseite der Wange. Ihn überkam eine Vorahnung, was gleich passieren würde. Das hier ging gerade fürchterlich schief, dabei musste er vor allem Marie warnen.
„Du solltest jetzt gehen.“
„Ich muss mit Marie reden, es ist dringend.“
„Verschwinde, solange du noch kannst.“
So winzig, wie die Diele war, waren sie nie weiter als eine Armeslänge voneinander entfernt. Der Auslöser war eine ganz harmlose Handbewegung. Einer von beiden, und schon im nächsten Augenblick hätte keiner sagen können, welcher, machte eine wegwerfende Geste. Eine unwillkürliche Bewegung nur. Sie hatten das beide nicht gewollt. Der andere schlug zu, um sich gegen den vermeintlichen Angriff zu verteidigen. Als Zeitagenten verfügten sie beide über dieselbe Nahkampfausbildung, und beide vergaßen die effektiven Techniken in diesem Kampf. Sie gingen ineinander verkeilt zu Boden wie bei einer Schlägerei unter Besoffenen, rollten hin und her, landeten schwache Boxschläge gegen den Rumpf des anderen und versuchten, den Gegner in einen Würgegriff zu bekommen. Caleb war der Größere, jünger und gelenkiger, aber Aaron war schwerer und hatte mehr Muskelkraft. Keiner versuchte, den anderen am Kopf zu treffen und beide wahrten ritterlichen Abstand von den Weichteilen; so hätten sie stundenlang weitermachen können. Marie kam die Treppe heruntergerannt nach dem ersten Krach, als sie auf den Fußboden fielen und einen Tontopf unter sich zertrümmerten. Sie sah die verspritzte Blumenerde, die zerquetschten Blätter der Bananenstaude und die Männer, die sich darüber hinweg wälzten. Marie blieb am Fuß der Treppe stehen, in einem seidenen Nachthemd mit eigenartigem kastanienbraunem Muster, und sie schrie ihren Verlobten an, Caleb loszulassen. Aaron reagierte nicht und Caleb schnaufte bloß, also griff sie sich das Erstbeste in ihrer Reichweite und zog es beiden über die Schädel. Es war ein gläserner Couchtisch, der für sich genommen nicht viel Schaden anrichtete, aber dicke, scharfkantige Glasscherben hinterließ. Nach einer dieser Glasscherben, geformt wie ein Messer, griffen Caleb und Aaron gleichzeitig. Dieses Messer hatte keinen Griff, nur Schneide, zerteilte dem, der es packte, das Fleisch bis auf die Handknochen und war die Schmerzen trotzdem wert, als es in eine Kehle stechen durfte: Da glitt es mühelos durch Haut, durch Gewebe, durch Halsschlagader und Luftröhre bis die Scherbenspitze zum Fußboden durchstieß und haltmachte.

Nur weil es so warm und klebrig über seine Hand sprudelte und er sich vor der Klebrigkeit ekelte, kam er auf die Idee, die Glasscherbe loszulassen. Er hockte auf einem Toten und konnte gar nicht begreifen, was eben geschehen war. Marie stand über ihnen beiden und hatte Mund und Augen aufgerissen. Er sah zu ihr nach oben, sah den Schock und das Entsetzen, stemmte sich mit beiden Händen gegen den glitschigen Holzboden und stand auf. „Es tut mir leid“, war alles, was er herausbrachte. Von seiner Hand tropfte es.
Sie standen sich lange und schweigend gegenüber, wie sich Aaron und Caleb gegenüber gestanden hatten, nur war da keine Wut zwischen ihnen, sondern Angst. Für ein paar Minuten sickerte aus der Leiche des Zeitreisenden noch Blut. „Ein Unfall?“, schlug Marie vor und klang dabei wie ein kleines Mädchen.
„Ich wollte das nicht“, sagte er.
„Warum ist er denn bloß hergekommen“, sagte sie mit Tränen in der Stimme. Sie ließ sich neben dem Toten auf die Knie fallen und strich ihm übers Haar. „Um diese Zeit. Wenn er einen illegalen Zeitsprung gemacht hat …“
Ihm wurde schlecht, als er mit ansehen musste, wie zärtlich sie ihm die Augen schloss. Er versuchte zu denken, aber sein Gehirn arbeitete zu langsam. „Wenn er einen illegalen Sprung gemacht hat, dann ist er offiziell nicht hier. Und er … dieser Körper gehört auch nicht in diese Zeit.“ Er begriff es noch nicht ganz, aber irgendwie war das positiv, was er da gesagt hatte. Maries Kopf ruckte nach oben und sie sah ihn ungläubig an. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich, immer im Wechsel. Er packte die Leiche unter den Achseln und schleifte sie vom Flur Richtung Wohnzimmer.
„Was soll das?“, fragte sie. Sie kniete mitten in dem Gemisch aus Scherben und blutiger Erde. Die Arme hatte sie um den Oberkörper geschlungen, als wäre ihr kalt.
„Wie du gesagt hast“, keuchte er. „Er ist nicht aus dieser Zeit. Und er kam illegal. Keiner wird ihn vermissen.“
„Spinnst du!“, schrie sie und sprang auf. „Falls er von Gestern kam, ist er tot. Dann hast Du ihn umgebracht. Das kannst du nicht ernsthaft wollen!“
Er zögerte. Umständlich ließ er die Leiche zu Boden gleiten, um Zeit zu gewinnen. Langsam verteilte sich Blut im ganzen Zimmer, ihm schoss durch den Kopf, dass er die Spuren beseitigen musste, mit Chlorbleiche vielleicht. „Falls er von Morgen kam, dann lebt er noch“, sagte er. Er fand selbst, dass es lahm klang.
Marie kam ihm nach, stieg vorsichtig über den Toten hinweg, aktivierte ihre Komstation an der Wohnzimmerwand und wählte eine Nummer.
„Was machst du?“, fragte er, plötzlich misstrauisch.
„Ich versuch ihn anzurufen. Nicht erreichbar ...“ Sie drehte sich zu ihm um. Er stellte fest, dass sie sich die Lippen zerbissen hatte.
„Du musst ihn aufhalten. Finde raus, woher er gekommen ist, spring ihm in der Zeit entgegen, rede mit ihm, verhinder das hier.“
Er wich ihrem Blick aus. „Hilf mir doch erstmal mit der Leiche, und dann-“
Sie ohrfeigte ihn, er stolperte und konnte sich gerade noch an der Wand abfangen, wo er einen dunklen Handabdruck hinterließ.
„Halt’s Maul! Ehrlich. Halt dein beschissenes Maul. Du wirst das hier verhindern! Sonst … sonst …“ Jetzt heulte Marie tatsächlich. „Ich will dich nicht wieder sehen. Wenn du das hier nicht ins Reine bringst, dann will ich dich nie, nie wiedersehen.“
Er nickte schwerfällig. Er dachte noch immer darüber nach, wie er sein Gewicht auf die Scherbe gelegt hatte.
„Oder … ich springe selbst.“ Sie massierte sich die Schläfen mit den Fingerspitzen, dabei verschmierte sie Blut neben ihren Augen.
Er fühlte, wie abgestoßen sie von ihm war. „Ich springe“, entschied er. „Der Zeitbrecher müsste noch anzeigen, aus welcher Richtung der letzte Sprung kam.“
Sie sah ihm forschend ins Gesicht.
Es klingelte an der Tür. Marie gab einen erschrockenen Laut von sich und auch er fuhr zusammen. „Ob jemand was gehört hat?“ Wieder standen sie einen Moment unschlüssig.
Er wollte zur Tür gehen, aber sie hielt ihn am Arm zurück. „Verschwinde“, sagte sie. „Ich krieg das in Griff, ich bleib hier. Du gehst zum Zeitbrecher, und lass dich bloß nicht erwischen. Hinten über die Veranda.“
„Ich bring alles wieder in Ordnung.“
Sie warf ihm einen kalten Blick zu. „Ja, das wäre besser.“

.. .. .. .. .. .. .. .. .. 01 ..
Er kroch im Dunkeln in die Zeitmaschine, das Labor war verlassen, Gott sei Dank. Er musste springen, fort von hier. Die Leuchtbuchstaben der Kontrollanzeigen standen einfach nicht still. Die Wunde unter dem Verband pochte, kurz fürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren. Doch alles schwamm zurück an seinen Platz und verfestigte sich zu stabilen Formen. Er studierte die Anzeigen auf der Steuerkonsole. Die Uhrzeit ließ sich nicht einstellen. Eventuell würde er tagsüber im Labor stranden. Dann könnte er sich nicht ungesehen davonmachen. Er überlegte kurz, welcher Techniker diese Woche Dienst hatte. Der blasse, dicke wahrscheinlich – Benjamin, oder wie er hieß. Das hätte er schlechter treffen können. Mit Benjamin konnte man reden. Notfalls konnte man Benjamin auch übertölpeln, der war arglos genug.
Seine Hand schwebte über der Datumsanzeige. Er sendete ein Stoßgebet, dass er zu einer günstigen Uhrzeit ankommen würde, stellte das Datum ein und zog den Starthebel.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx​

Gehe zu 10 oder 07 oder 04.

 

Danke danke für das ganze feedback :)

Mir wird gerade ein bisschen heiß, wieviel Text hier aufgelaufen ist und ich hab noch gar nicht angefangen, jedem einzeln zu antworten und im Moment verbrate ich auch zu viel Grübelzeit auf mögliche Überarbeitungswege.

Ich sehe nur eine Möglichkeit, die Sache insgesamt verständlicher zu machen, und die bekommt viiiiel mehr Text, ohne großartig Handlung hinzuzufügen. Das find ich schwierig und riskant (wäre das nicht so, hätte ich die Geschichte ja von Anfang an anders gepostet). Aber im Moment leidet sie wohl doch zu sehr unter ihrer Schwammigkeit. Die beabsichtigt war (damit ich mit möglichst wenig Textmodulen auskomme), aber wenn dann kaum Leser kapieren, was vor sich geht und wie viele Schleifen und Möglichkeiten er da vor sich hat - jo, dann macht das keinen Spaß.

Mir ist klar, dass die Figuren blass sind. Mich wundert auch, dass darüber nicht mehr Leser gemeckert haben, aber man ist wohl einfach total platt, wenn man versucht, die Schleifen zu verstehen. Dann hat man keine Lust mehr auf was anderes. Na gut, Marie und Ben wollte ich schon etwas Persönlichkeit verleihen, aber Aaron und Caleb sind natürlich weiße Flächen (und müssen es auch sein).

Mir ist auch klar, dass nicht nur die Figurenzeichnung sondern auch die Originalität der Handlungsebene unter der Grundidee für diesen Text leidet. ;)

@ JuJu

Das ist vielleicht grundsätzlich die Herausforderung, bei jeder Geschichte. Deine Gedanken zu meinen machen. Da darf sich nicht so ein Strebertrieb dazwischenschalten, der nicht will, dass die Leute von dir abschreiben. Weil es ja "deins" ist. Da muss man erstmal acht Schritte auf die Geschichte zu und dann ist sie vielleicht so nett und öffnet sich - ich denke, das ist in diesem Fall falsch gedacht.
Ich weiß nicht, wie du auf diesen Unsinn kommst. Falls ich so rüberkomme, ist das echt ein Bild, das von der Wirklichkeit gar nicht weiter entfernt sein könnte. Ich sitze immer vor dem Bildschirm und raufe mir die Haare, wenn ich das Gefühl hab, der Leser "versteht mich nicht". Dann will ich den am liebsten im Nacken packen, auf bestimmte Textstellen mit der Nase stoßen und schreien: "Es ist doch alles da! Warum siehst du das nicht? Hier! Ist doch glasklar, was das bedeutet! Warum hast du dazu nicht dieselben Gedanken, die ich mir dazu gemacht habe? Warum? Warum! Die Welt ist schlecht! Schlecht!"
Deswegen bin ich ja auch dieser unangenehme Autorentypus, der mit den Selbstinterpretationen anfängt. Völlig ungefragt.

Also nochmal, dass ich den Leser absichtlich aussperre, das ist Quatsch. Es handelt sich hierbei um schriftstellerisches Unvermögen, nicht Heimlichtuerei. :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich dachte schon, du würdest dich gegen das Bild wehren, ich hatte es halt ganz klar vor mir, wie du dich so Gollummäßig über die Geschichte beugst und "MEINS! MEiNS!" nuschelst, und das fand ich dann so gut, das musste ich bringen. Aber vielleicht lag ich damit auch falsch, kann sein. Also was du hier versucht hast, so insgesamt, ist halt auch nicht so total einfach, denke ich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Gollum postet seinen Schatzzzzzzzzz aber sicher nicht im Internet ;)

Weiß gar nicht, wie kommt man auf sowas? Bei uns galt es als unehrenhaft, NICHT abschreiben zu lassen. Und mit welchen Stümpern ich da teilweise zusammenarbeiten musste, ich hab mir den Arsch aufgerissen, um während der Klassenarbeit noch nebenher eine Musterlösung zum Rumgeben zu schreiben, und dann jedesmal diesen Herzinfarkt, wenn die den Zettel auffällig in der Gegend rumgeschwenkt haben und ... mannometer. Aber so die richtig bittere Konsequenz, wo ich dann selbst Null Punkte kassiert hab, die musste ich nur einmal ziehen.

Und damit das jetzt nicht nur offtopic bleibt:

Es wird eine Extended-Version der Geschichte geben. Editiere ich hier dann rein und lass den Titel ergänzen. Inhaltlich kommt da nix Neues zu, aber ich werde den Strang, den Aaron und Cal abwechselnd durchlaufen, zweimal drin haben und die Namen nennen. Und in den Zeitbrüchen gibt es jedesmal eine Anweisung, wohin der Leser genau springen kann.
Die Geschichte wird dann vielleicht aussehen, als wäre sie 20k Wörter lang oder so - ist aber nicht. Da werden dann die Textblöcke mehrfach verwendet, die Namen ausgetauscht, und wehe, man kann mir dann nicht folgen!

Die Erklärung zur Möbiusschleife knöpf ich mir auch nochmal vor, wobei ich da nicht sicher bin, ob ich die verständlicher hinkriege.

Edit: Okay, so ganz "simpel" mach ich es mir dann auch nicht. Maries Reaktionen und die Dialogzeilen in dem Strang, den Aaron und Caleb abwechselnd haben, die werden abgeändert. Eine Logikkröte, die der Leser nämlich bisher schlucken muss, ist Maries scheinbarer Reset zwischen zwei Durchläufen von 02. Die kriegt zweimal hintereinander einen Liebhaber in der Diele massakriert (einmal A von C und einmal C von A) und verhält sich beide Male identisch. Ich fand das okay, um das Textvolumen gering zu halten, aber wenn ich jetzt eh die Schleifen weiter ausformuliere, dann kann ich dieses Problem auch gleich beheben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Yikes! Nimm das nicht so zum Herzen, Möchtegern. Ich unterschätze mein Gelaber wohl immer wieder, an der Stelle hab ich einfach vor mich hin metaphiert, ich will dir doch nicht Grundsätzliches unterstellen.

 

Hm? Klang ich beleidigt?
Keine Sorge, ich find's eher lustig.

Und auch wenn ich nie vorhatte, absichtlich einen kryptischen Strebertext zu schreiben: Es ist schon so, die Grundidee mit dieser Textstruktur, da ist schon auch intellektuelles Gewichse mit bei. Also das, was ich bei anderen Leuten überhaupt nicht ab kann. Wenn ich es selbst tue, macht es Spaaaaaaaß. :D

Bis sich hier was tut mit der neuen Version - das kann büsschen dauern.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey MG,

ich trödle hier schon wieder so was von hinterher, aber jetzt bin ich auch so weit :). Ich hatte nur den Kopf voll und hab in den ersten Beiträgen gelesen, dass man sich hier das Hirn verknoten kann und dann hab ich nicht mehr viel gelesen, keinen einzigen Kommentar, weil ich das auch wollte! Und ich wollt das ganz allein für mich haben. Also hab ich gewartet bis ich wirklich Zeit hab, hab es mir ausgedruckt, bin zum Vietnamesen und hab mir so eine Suppe da bestellt (ich steh voll auf die Suppen und den Koriander), will sagen, ich hab es mir schön gemacht mit deiner Story. Jaja! Vorher musste ich aber noch meinen schlauen Mann befragen, was den 'ne Möbiusschleife ist und er hatr mir das erklärt und da wurde ich ganz hippelig, weil ich dachte, wenn sie das irgendwie auch stilistisch umgesetzt bekommt, also schon allein der Versuch, da hab ich einen heiden Respekt vor. Allein vor der Idee und der Traute, sich an so was ranzumachen, zieh ich den Hut.
Ich das also gelesen und hab mich dabei auch echt unterhalten. Hab immer so eine Art Kernaussageüberschrift zu den einzelnen Abschnitten drübergeschrieben, um mich an den Inhalt erinnern zu können und hab dann angefangen, die untereinander zu verschieben und neu zu sortieren und haste nicht gesehen und da kamen echt spannende Dinge bei raus. Und jetzt muss ich auch gar nicht viel Kritikkram machen, weil ich jetzt lese, was Du schon auf dem Plan hast, weil das vor mir schon welche gesagt haben.

MG schrieb:
Es wird eine Extended-Version der Geschichte geben ... Inhaltlich kommt da nix Neues zu, aber ich werde den Strang, den Aaron und Cal abwechselnd durchlaufen, zweimal drin haben und die Namen nennen. Und in den Zeitbrüchen gibt es jedesmal eine Anweisung, wohin der Leser genau springen kann.

Finde ich eine sehr! gute Idee.

Die Geschichte wird dann vielleicht aussehen, als wäre sie 20k Wörter lang oder so -

Und wenn es so wäre, dann wäre doch auch egal, oder? Wenn es die Wörter halt braucht.

Die Erklärung zur Möbiusschleife knöpf ich mir auch nochmal vor, wobei ich da nicht sicher bin, ob ich die verständlicher hinkriege.

Ich hätte es tatsächlich gut gefunden, die vor die Geschichte zu stellen oder in den ersten Beitrag. Von mir aus auch aus wiki zitiert. Weil, das Wissen im Hinterkopf (für so Unwissende wie mich) bringt echt viel mehr Spaß in die Sache. Und man kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder erst mal Überschriften googelt.

Die kriegt zweimal hintereinander einen Liebhaber in der Diele massakriert (einmal A von C und einmal C von A) und verhält sich beide Male identisch. Ich fand das okay, um das Textvolumen gering zu halten, aber wenn ich jetzt eh die Schleifen weiter ausformuliere, dann kann ich dieses Problem auch gleich beheben.

Unbedingt.

Im ganzen bin ich von der Idee und Umsetzung und auch dem Plot ziemlich begeistert. Also, dieses Abschnitte schieben und dann noch mal alles andersrum und haste nicht gesehen, also auch, wenn Du da noch nachlegen kannst und draufgeben und zugeben, ich finds einfach total geil. Scheiß auf Figurenzeichnung, davon lebt die Story auch gar nicht, die hat ganz andere Gewichtungen und ich kann gut verstehen, warum Du A und C so "flach" gehalten hast, die müssen ja irgendwie auch austauschbar bleiben.

Beste Grüße, Fliege
Bin noch immer allein von der Idee ganz boah!

 

Man kann Möbiusbänder NICHT kennen? :eek:

Ich dachte, alle Kinder kriegen sowas aus Papier gebastelt und staunen dann Jahre darüber ...

Okayokay, das muss ich sacken lassen.
Wenn man die eigenartige Fehlfunktion der Zeitmaschine in dieser Geschichte nicht versteht, ist das eine Sache. Und das meinte ich eigentlich, als ich sagte, ich würde mir die Erklärung zu der Möbiusverdrehung nochmal vornehmen: Die zeitliche Möbiusverdrehung und die beschriebene Fehlfunktion in der Geschichte ist ja mein gedankliches Konstrukt, es ist nicht so, dass jeder, der weiß, was ein Möbiusband ist, auch automatisch kapiert, wie ich mir die Möbiusverdrehung gedacht habe.

Aber wenn ein Leser schon vorher nicht weiß, was ein Möbiusband ist, dann MUSS das doppelt und dreifach schiefgehen.

Ich ... überleg mir was.

 

Auf diese Überlegungen und Erklärungen bin ich schon sehr gespannt. Schaumförmige Zeiten vielleicht?

 
Zuletzt bearbeitet:

Man kann Möbiusbänder NICHT kennen?.

Widerspricht sich das nicht mit deinem 'intellektuellen Gewichse' vom Kommentar vorher?

Ich finde, du kannst das nicht voraussetzen. Ich kenne ehrlich gesagt auch niemanden, der als Kind von seinen Eltern ein Möbiusband gebastelt bekommen hat.

PS: Ich finde das nicht verwerflich. Man sollte es dann aber auch einfach so formulieren: Da steckt ein gewisser Anspruch dahinter, und wenn du den nicht erfüllen kannst, wenn du das Motiv eben nicht raffst, hast du Pech gehabt. Völlig legitim. :D

 

Nee, ich hab das echt nicht geschnallt.
Ich dachte, Möbiusbänder sind spätestens durch Escher Allgemeingut. Googelt mal nach seinen Bildern, da rennen Ameisen auf einem Möbiusband rum.
Meine Eltern hätten sowas auch nicht gewusst, mein Bruder brachte das damals aus der Schule mit.

Also offensichtlich kann ich es nicht voraussetzen. Für sowas brauch ich ja euer Feedback :)
Ich bau dann nochmal eine Erklärung in die Geschichte ein, was Möbiusbänder überhaupt sind.

@Fugu: Nee, so originell wird das nicht. Die Fehlfunktion der Zeitmaschine ist ziemlich hanebüchen. Es geht einfach nur darum, dass man am Ende den Text endlos vor sich hin lesen kann, wenn man mag.
Jetzt bau ich hier so eine Erwartungshaltung auf und irgendwann stellt sich raus, ihr habt das nur nicht verstanden, weil es so völlig banal ist :D

@jimmy: Aber wozu soll ich mir einen runterholen, wenn am Ende kein Schwein versteht, was dabei rauskommt? Ich schreib wohl so aus dem Impuls heraus: "Guck mal, ich hab mir da was überlegt, so und so, ich find das cool, findest du das auch cool?"
Und wenn die Leser dann kopfschüttelnd davorstehen und sagen "Schätzchen, ich weiß ja nicht mal, worum es geht! Mir egal, ob du das cool findest oder nicht. Mich interessiert das nicht." - Dann zerfrisst mich das. Wenn man was schreibt und keiner versteht es, ist es wertloses Geschmiere, das kann man sich dann auch nicht schön reden.

 

Hallo Möchtegern

Das wird so ein Kommentar, bei dem ich nicht weiß, soll ich das jetzt schreiben oder lass ich es jetzt besser bleiben. Ich hoffe ersteres, auch wenn ich jetzt keine Lorbeeren zu verteilen habe.
Ich hab Deine Geschichte jedenfalls vor zwei Tagen gelesen und Kommentare weitestgehend ignoriert, um unbeeinflusst zu bleiben.

Sprachlich ist Geschichte souverän erzählt, da fehlt sich nix. Inhaltlich ist die Story jedoch so ziemlich der älteste Schuh, den die SciFi zu bieten hat.
Andererseits muss wohl jeder SciFi-Autor früher oder später eine eigene Zeitreisegeschichte schreiben - und Deine lässt sich da wenigstens noch angenehm lesen.
Ich hab natürlich auch schon eine Zeitreise-Story geschrieben, in der es ebenfalls um Zeitschleifen ging. Das Ganze sollte wie ein Palindrom funktionieren und war zu guter letzt mehr schlecht als recht – die Geschichte landete schließlich im Papierkorb.

Was ich jetzt an Deiner Geschichte spannend finde ist, dass sie, wie es mir erscheint, hauptsächlich von genrefremden Lesern gelesen und kommentiert wird. Denen kann man die Idee, auch wenn sie uralt ist, vielleicht sogar noch mal andrehen. Gut wird die Geschichte aber dadurch leider nicht.
Thematisch fügst du dem Zeitschleifen-Phänomen jedenfalls nichts Neues hinzu, außer dass Du Möbiusschleife als neue Begrifflichkeit einführst. Wobei ich da eigentlich schon auf mehr gehofft hatte, denn mit Möbiusschleifen lassen sich ja ein paar Tricks anstellen. Ich sag nur Möbiusband der Länge nach aufschneiden – einfach mal googlen oder auf Youtube suchen, wenn nicht bekannt.
Die Charaktere sowie deren Motive fand ich leider auch recht schablonenhaft. Sie tun halt das was sie tun müssen, damit der Plot funktioniert, glaubhaft wird ihr handeln dadurch jedoch nicht.
Ebenfalls missfallen hat mir das Ende, genauer der letzte Satz:

Gehe zu 10 oder 07 oder 04.
Diesen Zeitschleifeneffekt hätte man meiner Meinung nach in der Story darstellen müssen, ohne dass man schlicht auf die Nummer einer Kapitelüberschrift verweist. So etwas kenne ich nur aus Spielbücher, wo man als Leser selber entscheiden kann, wie die Geschichte weitergeht. Hier finde ich das unpassend und für eine Pointe schlecht gelöst.

Soviel zu meinem Eindruck. Und auch wenn ich jetzt wenig Gutes über Deine Geschichte sagen konnte, hoffe ich doch, dass meine Kritik nicht als emotional gefärbter Verriss wahrgenommen wird.

Beste Grüße

Mothman

PS: Eins noch, weil ich das jetzt doch gerade in einem Kommentar gelesen habe: Den Begriff Möbiusband, müsste man meiner Meinung nach nicht erklären. Das hier ist SciFi, da darf man schon ein gewisses Grundwissen voraussetzen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi,

ich sammle ja immer noch fleißig Hinweise um eine verständliche Version der Geschichte zu schreiben. Also sich für einen Komm "zu entschuldigen", weil er negativ ausfällt, ist blödsinnig :) unnötig und widerspricht dem Forumszweck.

Du hast auch meinen ersten Post unter der Geschichte nicht gelesen, oder? Der Gag an dieser Geschichte soll doch um Himmelswillen nicht sein "oh, es gibt sowas wie Zeitschleifen". Der Gag soll sein: Die drei Textabschnitte hier, die durch die Zeitsprünge voneinander getrennt sind, sollen untereinander wild verschiebbar, vertauschbar, verdoppelbar etc. und wieder von vorne zu lesen sein, ohne dass sich beim Lesen offensichtliche Anschlussfehler ergeben.
Also ich vermute, deine Geschichte, die wie ein Palindrom funktionieren sollte, war etwas ganz Ähnliches?

Diese Idee finde ich durchaus neu. Zumindest kenne ich keinen Text, der so funktioniert, wie meiner es soll. Die Kritik, die ich bisher bekam, drehte sich ja auch nicht darum, dass die Leute ehrfurchtsvoll auf Zeitschleifen reagieren, sondern es geht darum, ob die verschiedenen Lesrichtungen "logisch" nachvollziehbar sind. (Sind sie bisher nicht oder nur schwierig.)

Diesen Zeitschleifeneffekt hätte man meiner Meinung nach in der Story darstellen müssen, ohne dass man schlicht auf die Nummer einer Kapitelüberschrift verweist. So etwas kenne ich nur aus Spielbücher, wo man als Leser selber entscheiden kann, wie die Geschichte weitergeht. Hier finde ich das unpassend und für eine Pointe schlecht gelöst.
Eine Pointe ist das nicht. :confused: Aber ansonsten ist es genau der beabsichtigte Effekt: Du kannst innerhalb der Geschichte springen wie in diesen Spielbüchern, immer wenn ein Zeitreisender durch die Zeit springt. Aber du kommst aus der Story insgesamt nicht raus, weil sich immer nur Schleifen ergeben.
Meiner Meinung nach stellt dieser Text eine Zeitschleife also sehr gut dar.

Was ich mitnehme: An allen drei Zeitbrüchen muss dieser Hinweis "Gehe zu 0x, 0y oder 0z" stehen, sonst hält der Leser es für eine komische Pointe im letzten Satz.

Wenn du das unpassend findest, kann ich schlecht was dagegen tun (deine Palindrom-Geschichte ging ja auch in den Papierkorb). Aber es ist nun mal mein Ziel mit diesem Text gewesen.
:)

 

Hallo,

Jeder Zeitdieb besaß eines, sie nannten es Samsara. Es glitt geräuschlos aus der Scheide und Marie musste wider Willen die Schönheit des Musters bewundern, bevor sie damit zurück in den Flur ging, um es in Guy Fawkes zu versenken.
Also sorry, dass ich das sage, aber das ist doch Mist. Das sind pralle Actionszenen, für die sich die Geschichte schämt und die sie dann irgendwie verbergen will. Es fängt schon an, dass die Frau duscht, bei ihr wird eingebrochen, sie geht aus der Dusche und dann drückt die Geschichte kurz auf Pause und erzählt mir 3 Zeilen lang irgendeine Belanglosigkeit über den Wohnort oder so.
Und das hier: Also da wird eine so surreale Actionsequenz erzählt. Und der Text tut nichts dafür, aber auch gar nichts, um die mir als Leser näher zu bringen. Ich mag das überhaupt nicht, wenn Texte so sind. Das „um es in Guy Fakwes zu versenken“ hier – ist eine Absichtserklärung. Da ist noch überhaupt nichts passiert. Wenn der Text weitergeht mit
Selbst dann ging der nicht zu Boden, sondern warf sich mit seinem ganzen Gewicht zu ihr herum.
Dann ist die eigentliche Handlung in der Semantik verschwunden. Das ist stilistisch möglich, aber wenn bei einem Messerkampf der Messerstich ausgelassen wird, fühl ich mich als Leser verarscht und das nimmt mich massiv gegen eine Geschichte ein.
Wenn sich eine Geschichte zu fein dafür ist, Action so zu erzählen, dass die Figuren dabei ins Schwitzen kommen, was soll ich dann damit?
Ich hab das mal gelesen in einer Diskussion über einen furchtbaren Roman. Und dann meinte einer. Der schlimmste Roman, den ich mal gelesen habe, war ein Western, da haben am Ende die Cowboys an der Bar den abschließenden Showdown zusammengefasst.
Das sind vielleicht clevere Ideen, aber da outsmartet man sich als Autor auch selbst. Also ich will die Zusammenfassung eines Showdowns auch nicht lesen.
Bislang ist die Existenz einer Möbius-Zeitverdrehung rein theoretisch. Eine solche Verdrehung entsteht, wenn in ein und derselben Zeitmaschine eine bestimmte Zeit sowohl Anfangs- als auch Endpunkt eines Zeitsprungs ist. Dadurch überkreuzen sich die Zeitstränge. Egal, ob es sich dabei um einen Einzelnen oder um verschiedene Passagiere handelt, die Zeitmaschine ist nicht in der Lage, zu erkennen, wer anreist und wer aufbricht. Also schickt sie die Betroffenen nach dem Zufallsprinzip auf den unterschiedlichen Zeitsträngen weiter. Wenn der Zeitbrecher korrekt funktioniert, lässt sich die Ankunftszeit jeder Zeitreise auf eine Hundertstel Sekunde genau bestimmen. Das allein macht es relativ unwahrscheinlich, dass ein Passagier um exakt dieselbe Zeit in diesem Zeitbrecher eine Zeitreise beginnt. Zusätzlich werden die Logbücher aller Zeitmaschinen weltweit abgeglichen und alle Zeitagenten müssen ihre Aufbruchs- und Rückreisezeiten bis auf die Hundertstel Sekunde genau auswendig lernen.
Wer genau sagt, denkt oder erzählt das eigentlich hier mitten im Gespräch? Ist aus dem Text völlig unklar.
Ben hatte lange und eindringlich gesprochen, aber der Passagier starrte mit leerem Gesichtsausdruck an ihm vorbei.
Nee, das war keine wörtliche Rede. Da fehlten Anführungszeichen, die waren nach: „Verstehen Sie das nicht?“ nämlich geschlossen. Aber okay, Ben war der Techniker, der eben auf 180 war, weil jemand fast die Welt untergehen ließ. Und er hat ihn angeschrien und jetzt hat er kurz innegehalten, um die Exposition zu erledigen und den Leser zu briefen?
Niemals mehr als einen Tag, solange du und deine Physikerfreunde es nicht hinkriegen, die Parameter für größere Zeitsprünge zu berechnen.
Oh je. Exposition!
Ben stand im Flur und wählte die Notrufnummer, von der er sich immer gewünscht hatte, er müsse sie niemals anrufen. „Wir haben vielleicht eine Möbius-Schleife“, flüsterte er ins Telefon.
Sorry, aber das ist einfach handwerklich schlecht. Einer, der jetzt total in Panik ist, hätte doch eben nicht noch 2 Minuten Expositions-Text für den Leser abspulen können. Egal, wie „eingeschliffen“ das ist.
Ich hab den Zeitbrecher nicht gebaut, das waren Nobelpreisträger. Ich bin Ingenieur.
Bitte unbedingt daran arbeiten, sich die Exposition entweder ganz zu verkneifen oder sie gescheit in den Text einzubinden. Wenn die Kacke schon dampft, dann ist es zu spät für Expositionsdialoge und Szenen.
Ein James-Bond-Film: Da dampft die Kacke 10 Minuten, dann kommt der Vorspann und dann gibt es erstmal kräftig Exposition.
Aber Bond erzählt nicht während einer Scheißerei, warum er auf den schießt. Der schießt einfach.
Also mir gefällt das überhaupt nicht. Wenn sowohl Form als auch Inhalt einer Konstruktionsidee untergeordnet werden, so einer Art „Rätsel der Woche“ – da sträubt sich bei mir alles.
Ich bin ein Fan von Zeitreise-Dingern. Ich hab das schon gelesen, gesehen und drüber nachgedacht (Okay, vor allem gesehen … ich geb’s zu). Ich hab da kein Problem mit. Mich beeindruckt das auch per se nicht. Ich denke mal, mir geht es da wie Mothman. Mich haut allein die Idee von Zeitschleifen nicht so aus den Latschen, dass ich mit offenem Mund dasteh und die Basics vergesse.
Und für mich sie die Grundlagen ganz klar: Ich will, dass mir eine Geschichte erzählt wird, für die ich mich interessieren und die ich glauben und genießen kann, wo ich was erfahre, das mich interessiert und beschäftigt.

Aber: Wenn ein Text handwerklich wirklich so auf „Das muss jetzt halt so sein!“ gebürstet ist, dass man die Figuren und alles darin nicht ernst nehmen kann, sondern nur als Handpuppen für eine Idee – dann finde ich das wirklich albern. Auch bei der Exposition – wie heikel das in jeder Art von Geschichte ist – und dass der Text da wirklich massiv gegen die Basics verstößt, da Dialoge unter Stress auf einmal doch langatmig und zum Leser gesprochen werden, dass mitten in einer Action-Szene notwendige Informationen nachgeliefert werden - ich kann das nicht haben. Das ist auch nicht ironisch, das ist eine Fehlkonstruktion in der Geschichte.
Also das ist wirklich ein Beispiel für die Art von Science-Fiction, die mich überhaupt nicht interessiert, weil einem abstrakten Konzept dann alles untergeordnet wird. Wenn ich das will, guck ich mir eine Doku an. Eine Geschichte les ich aus ganz anderen Gründen.
Diese Ausgangsposition: Vergiss die Sprache, vergiss die Struktur, vergiss die Figuren, aus dem Weg – ich hab eine Idee.
Ich geh das als Leser nicht mit.

Gruß
Quinn

 

Hi Quinn,

Das ist stilistisch möglich, aber wenn bei einem Messerkampf der Messerstich ausgelassen wird, fühl ich mich als Leser verarscht und das nimmt mich massiv gegen eine Geschichte ein.
Wenn sich eine Geschichte zu fein dafür ist, Action so zu erzählen, dass die Figuren dabei ins Schwitzen kommen, was soll ich dann damit?
Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass der Text sich dafür zu fein wäre (außer, du hast in meinen Kommentaren gesehen, dass ich als Autor damit gehadert habe, was auf der Handlungsebene passiert und du wolltest gucken, ob sich das im Text niederschlägt). Ich denke nicht, dass der Text sich „schämt“. Das ist hier kein Messerkampf, das ist eine komplett chaotische Prügelei mit vier Leuten, der Messerstich hat *wichtig* kaum Auswirkungen. Deswegen kann nicht die Rede davon sein, dass der Showdown ausgeblendet wird – der Messerstich ist kein Showdown. Später der „Scherbenstich“, das ist Showdown und dem wird ja auch die Bühne bereitet. Hier in dem Abschnitt könnte man kritisieren, dass die tödlichen Schüsse so undeutlich beschrieben werden, aber das liegt daran, dass der Text da Maries Perspektive einnimmt und sie nicht versteht, was da gerade passiert ist, weil ihr der Überblick völlig fehlt. Aber vielleicht fällt mir da noch was ein.

Wer genau sagt, denkt oder erzählt das eigentlich hier mitten im Gespräch? Ist aus dem Text völlig unklar.

Nee, das war keine wörtliche Rede. Da fehlten Anführungszeichen, die waren nach: „Verstehen Sie das nicht?“ nämlich geschlossen. Aber okay, Ben war der Techniker, der eben auf 180 war, weil jemand fast die Welt untergehen ließ. Und er hat ihn angeschrien und jetzt hat er kurz innegehalten, um die Exposition zu erledigen und den Leser zu briefen?
Das war eine fake-indirekte Rede und ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass ich bei einem normalen Leser stilistisch damit durchkommen werde. :) Beim Schreiben hab ich mich noch gefragt, ob das Forum geschlossen wahlweise Konjunktiv oder Anführungszeichen fordert (denn hier machen sich die Leute ja Gedanken um die Perspektive). Aber das haben die meisten einfach durchgewinkt, du bist der erste, der dazu überhaupt was sagt. Einigen Vorpostern war der Abschnitt als Info-Block zu viel (und vor allem ist er wohl unverständlich), aber es scheint sonst keinen zu jucken, wer da spricht. Meine verbrecherische Autorenabsicht war: Ein neutraler Erzähler, der in die wörtliche Rede Bens überblendet (gekennzeichnet durch die letzten Sätze. "So wie jetzt. An diesem Zeitbrecher hier.") Ben erzählt dem Zeitreisenden ganz sicher nicht wörtlich diesen Text, sondern sinngemäß, Bens Version ist kürzer, abgehackter und von nervösem Schluckauf begleitet. ;)
Alternative ist: Ich liefere überhaupt gar keine Erklärung, was ich mir zur Fehlfunktion der Zeitmaschine gedacht habe, und lass das einfach aus. Mal sehen, ob ich mich dazu überwinden mag.

Bitte unbedingt daran arbeiten, sich die Exposition entweder ganz zu verkneifen oder sie gescheit in den Text einzubinden. Wenn die Kacke schon dampft, dann ist es zu spät für Expositionsdialoge und Szenen.
Ein James-Bond-Film: Da dampft die Kacke 10 Minuten, dann kommt der Vorspann und dann gibt es erstmal kräftig Exposition.
Aber Bond erzählt nicht während einer Scheißerei, warum er auf den schießt. Der schießt einfach.
Die Exposition steht schon ziemlich gescheit im Text, nämlich in dem einzigen Abschnitt, in dem nicht gekämpft und nicht geschossen wird. Im Labor dampft die Kacke nicht akut.

Also mir gefällt das überhaupt nicht. Wenn sowohl Form als auch Inhalt einer Konstruktionsidee untergeordnet werden, so einer Art „Rätsel der Woche“ – da sträubt sich bei mir alles.
Ja, ich weiß, das hast du mir schon gesagt, bevor du den Text gelesen hast.
Ich bin ein Fan von Zeitreise-Dingern. Ich hab das schon gelesen, gesehen und drüber nachgedacht (Okay, vor allem gesehen … ich geb’s zu). Ich hab da kein Problem mit. Mich beeindruckt das auch per se nicht. Ich denke mal, mir geht es da wie Mothman. Mich haut allein die Idee von Zeitschleifen nicht so aus den Latschen, dass ich mit offenem Mund dasteh und die Basics vergesse.
Sowohl Mothman als auch du unterstellen, dass die Idee der Zeitschleife das Entscheidende ist. War es für mich nie.

Tja, schade, der Text und du werden kaum zusammenfinden. :) Das ist ein eindeutiger Fall davon, dass ein Leser den Text nicht lesen will, den der Autor schreiben will. Das passiert.

LG, MG

 

Oh Mann, Möchtegern!

Mein armes Gehirn! Beim ersten Lesen ging es mir noch ganz gut, da dachte ich: aha, cool, Möbiusschleife, das geht jetzt theoretisch in alle Ewigkeit so weiter. Und beim zweiten Lesen hab ich mich dann an diesen kleinen Details gefreut, die man neu interpretieren kann, wie z.B. dass das, was Marie am "Anfang" weggeräumt hat, die Leiche war.

Aber ich hätte lieber in der Schleife bleiben und nicht anfangen sollen, die Kommentare zu lesen, denn jetzt komme ich mir so oberflächlich vor. Von mir aus hätte ich nämlich gar nicht darüber nachgedacht, wo genau die Schleife beginnt und so weiter. :D

Also, auf jeden Fall hast du meinen Respekt, ich wäre viel zu faul, mir sowas auszudenken und auch noch aufzuschreiben. Und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Klar, die Idee ist schon irgendwo das Aushängeschild der Geschichte, und alle anderen Dinge, auf die man sonst mehr Wert legen würde, müssen sich zu einem gewissen Grad unterordnen. Du kannst viele Aktionen nicht präzise beschreiben, weil sonst die Möbiusschleife nicht mehr funktioniert, und du musst auch bei den Charakteren der beiden Liebhaber Abstriche machen. Ich konnte mir Marie und Ben durchaus gut vorstellen und hatte Mitleid mit denen. Cal und Aaron bleiben blass, aber das geht auch nicht anders - die müssen halt austauschbar sein.

Aber ich würde sagen: Steh dazu. Bei einer kurzen SciFi-Geschichte darf auch mal die Idee den Ton angeben. Ich bin gar nicht sicher, ob die Geschichte besser wäre, wenn die ausführlicher wird oder mehr erklärt. Mal einen optischen Vergleich: Manche Leute malen tolle detallierte Bilder, und manche machen Bleistiftzeichnungen mit ganz wenigen Strichen. Beides hat seine Berechtigung. Ich bin nicht dafür, eine elegante Bleistiftzeichnung ganz detailiert mit Buntstiften auszumalen, auch wenn man dann vielleicht mehr erkennt - ich denke, in den meisten Fällen geht dabei die Eleganz flöten.

Das ist halt keine Geschichte, wo man sich an große Szenen oder besonders eindrucksvolle Figuren erinnern wird. Aber eben daran, dass man an verschiedenen Punkten anfangen und beinahe die gleiche Geschichte lesen kann, und ich habe das durchaus gerne getan. :)

Grüße von Perdita

 

Virtuosen des „Möbius-Effektes“ oder des „-Bandes“ sind bestenfalls unsere Gedanken, die sich rückwärts in der Zeit bewegen als Erinnerung und vorwärts als Prognose – während der Bewegungsapparat sich nur hier und jetzt bewegen kann und der Sprachapparat (oder die Hand als verlängertes Werkzeug) sich bewegen muss, um die Gedanken weiterzugeben (will vielleicht jeder den Ruhm, aber wohl keiner arg freiwillig in der Situation eines Hawking geraten, dass auch da der technische Apparat herhalten muss). Und da bin ich dann doch noch mal unter SF bei Dir gelandet, Perdita sei Dank!,

Möchtegern,

der von Dir gewählte Name weist in die Zukunft (gegenwärtig hießestu Maggern [schräg, gelle?], vergangen wärstu ein Mochtegern), womit auch schon die Zeitformen als unsere alltagstaugliche Zeitmaschine dargestellt wäre. Nun, Deine mörderische Dreiecksgeschichte hat mich angezogen wegen des „Möbius[bandes]“, da hinderte mich auch kein Hemd – und sei’s ein

rosa Hello-Kitty-T-Shirt
und auch keine Maske
die Guy-Fawkes-Maske,
die wohl nicht vom Geheimbund der Ninja herkommt - und Interesse an Mathe, das ich gelegentlich auch in Geschichten durchblicken lasse (damit mein ich keineswegs Hexameter oder andere Vielfüßler). Schön am Möbius’sche Band ist, dass er wie der Ring weder Anfang noch Ende kennt (obwohl sein Schöpfer ja weiß, wo die Naht zu finden ist) aber wegen der halben Drehung zur einseitigen Fläche wird. Inside out & outside in - und da dann die Ähnlichkeit zu zyklischen Weltbildern und der Vorstellung ewigen Lebens (und wär’s im Rahmen der Seelenwanderung und Wiedergeburt).
Gleichwohl gibt es dann eine Frage bzgl. des Personal-/Reflexivpronomens „ihm“, das dem „Scheitelpunkt / Berg“ zuzuordnen wäre – aber der Berg „betrachtet“ eigentlich nix …
Oben, auf dem Scheitelpunkt des Berges, hielt er an und drehte das Rad, um die Lichtsprengsel unter ihm zu betrachten.

Und einmal hastu ein Komma vergessen
„Von wann kommen Sie?“[,] fragte er.
Jetzt hab ich schon fast das Gefühl, dass ich die Akte Möchtegern mal weiter durchforste …

Schönes Wochenende wünscht der (vielleicht ewig gestrige)

Friedel
(is' mhd.)

 

Hallo Perdita,

keine Sorge, ich steh zu der Geschichte und meiner Idee, mich wurmen aber mal wieder die Verständnisschwierigkeiten, die manche Leser hatten ... der Text löst mal wieder Sachen aus, die ich so nicht wollte.
Zum Beispiel, du kommst dir oberflächlich vor? Warum, zum Kuckuck?
Und der Gag in der Konstruktion, dass man die drei Abschnitte des Textes frei untereinander vertauschen und wiederholen kann, der ging an manchen Leuten komplett vorbei ... schade schade. Aber schwer zu ändern:

Ich hab schon vor einer Weile wie angekündigt eine "ausformulierte" Version angefangen, aber mich hat massiv gestört, dass ich dann kaum noch Textstellen mehrfach verwende. Also viele Doppeldeutigkeiten waren dann einfach futsch. So hat mir der Text keinen Spaß gemacht. Ich weiß nicht, ob ich da noch auf eine Lösung komme, bisher jedenfalls nicht.

Die blassen Caleb und Aaron zB stören mich überhaupt nicht mehr, das war mir während des Schreibens noch irgendwie unangenehm und ich hab mich auch geschämt wegen ausgelutschter Dreiecksgeschichte (Freundin vom Freund, Nebenbuhler erschlagen sich aus Eifersucht) - aber damit hab ich meinen Frieden gemacht. Mehr Mut zu Klischee und Flachsinn!

Ich bin nicht dafür, eine elegante Bleistiftzeichnung ganz detailiert mit Buntstiften auszumalen, auch wenn man dann vielleicht mehr erkennt - ich denke, in den meisten Fällen geht dabei die Eleganz flöten.
Kann sein, dass mein Versuch, die Story für alle Leser verständlich hinzubiegen, einem solchen Ausmalen gleichkam. Jedenfalls hat mir das Ergebnis nicht gefallen und ich hab es nicht eingestellt. So ganz aufgegeben hab ich die Sache allerdings auch noch nicht, nur hab ich im Moment noch anderes Zeug zu schreiben und das hier lauert auf dem Backburner.

Aber eben daran, dass man an verschiedenen Punkten anfangen und beinahe die gleiche Geschichte lesen kann, und ich habe das durchaus gerne getan.
Prima :)

Friedrichard, ich kopier die Antwort an dich hier noch rein, ich muss jetzt doch noch weg ...

 

Hallo Möchtegern,

Zum Beispiel, du kommst dir oberflächlich vor? Warum, zum Kuckuck?

Nicht wegen der Geschichte, sondern wegen der Kommentare. Die haben mir zum Teil das Gefühl gegeben, dass manche Leute die Geschichte ganz intensiv und mehrfach gelesen haben, in der Hoffnung, diesen Zeitstrom irgendwie im Detail zu verstehen. Und bei mir war halt nach zwei Mal lesen Schluss und ich habe mich einfach mit der Erklärung "Möbiusband" zufrieden gegeben. :)

Das dachte ich mir schon, dass es in einer ausformulierten Version viel schwieriger sein wird, diesen Möbiuscharakter zu behalten. Falls du die doch mal fertig schreibst, würde ich die natürlich auch lesen, aber ich glaube die Geschichte kann wirklich gut ohne leben. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Möchtegern,
wie ich sehe, bist Du noch an Änderungen.
Den Lesern ist es vielleicht zu aufwändig, in dem Text umherzuspringen. Folgende Vorgaben könnten dabei helfen:
- Eine Rahmengeschichte, die die Möbiusschleifen erklärt und die Sprünge vorgibt.
- Mögliche Kombinationen der Schleifen einfach runterschreiben (d. h. „copy-paste“), auch wenn der Text dann lang wird und viele Wiederholungen enthielte. So könntest Du den Leser aber durchführen.
Viele Grüße
Fugu

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom