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Machtspielchen

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31.10.2004
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Machtspielchen

Sehnsüchtig wartete Jan auf das Erschallen der Pausenklingel. Der Unterricht wurde für ihn allmählich zu einer unerträglichen Last. Unentwegt starteten Geschwader von Papierfliegern zum Sturzflug auf seine Bank, und Salven von angefeuchteten Papierkügelchen fanden klebend ein Ziel in seinen struppigen Haaren. Dennoch empfand er dies als eine noch geringere Strafe, als jene, allein an seiner Bank inmitten des tobenden Klassenzimmers zu sitzen, und ohnmächtig auf Rettung durch die Hofpause zu hoffen. So konnten sie ihn von allen Seiten aus piesacken, wann immer ihnen langweilig wurde.

Seitdem der Neue in die Klasse gekommen war, und sich neben Jan gesetzt hatte, hatte sich vieles verändert.
Dieser war sitzengeblieben, und im Vergleich zu ihm und anderen viel größer und kräftiger. Nur schien er unendlich faul zu sein. Deshalb ärgerten es ihn um so mehr, von seinem Banknachbar nicht abschreiben zu können. Aus seiner Sicht schrieb Jan entweder zu undeutlich, musste immer im falschen Moment seinen Rücken vor ihm aufbauen, oder weigerte sich strikt, sein Arbeitsheft mit ihm zu teilen. Und weil ihm der Unterricht ohnehin zu abwechslungslos erschien, versuchte er etwas Schärfe hinein zu bringen. Als Drahtzieher stiftete er die anderen dazu an, seinen undankbaren Sitznachbarn mit allen Mitteln einzuschüchtern. Umgekehrt hatten diese Angst vor seiner Größe und Stärke, und handelten also bereitwillig nach seiner Aufforderung. Es kam dann die Zeit, nachdem der Neue sich an eine freie Bank gesetzt hatte, in der Jan an den Schulstunden keinen Spaß mehr fand. Die Anderen begannen, ihn zu kränken. Zuerst waren diese Schmähungen für ihn noch erträglich gewesen. "Muttersöhnchen" und "Schafskopf" riefen sie ihm da in den Rücken, und gaben ihm allerlei andere Tiernamen. Später schubsten sie ihn, und er bezog immer wieder Prügel. Wenn Jan auf seinem Stuhl kippelte, traten sie ihm das Beim weg, so dass er stürzte. Für jede denkbare Gelegenheit fanden sie Wege, ihn zu belästigen. Sie sorgten sogar dafür, dass die Mitschüler sich von ihm absonderten, indem sie ihnen andernfalls Schläge androhten. Jan selbst verlor dadurch seine Freunde, und seine Klassenkameraden mieden ihn, aus Furcht vor den anderen. Die gesamte Klasse verschwor sich gegen ihn.

Mittlerweile hatte er sich mit seiner Situation abgefunden. Sie kam ihm aussichtslos vor. Zunächst hatte er noch versucht, sich gegen seine Peiniger zu wehren, er prügelte sich sogar mit ihnen. Nur konnte er nicht verstehen, weshalb sie ihn eigentlich verabscheuten und quälten. Doch eines, daß begriff er recht schnell. Sowie er einer Lehrerin petzte, wurde alles noch viel schlimmer. Früher hatten sie ihn daraufhin in den Keller eingesperrt, und das Licht von außen gelöscht. Seine Rufe blieben ungehört, den ganzen Morgen lang. Erst als ein Mädchen aus der Klasse sich ein Herz fasste, und ihm die Tür aufsperren ließ, konnte er befreit werden.

Dieses Mädchen war die einzige Person, die sich mit Jan unterhielt. Genau wie allen anderen wurde auch ihr deutlich gemacht, ihn zu ignorieren. Aber sie war anders als die anderen. Sie ließ sich nicht unterdrücken. Sie begleitete ihn sogar von da an jeden Tag auf den Weg zur Schule. Er fragte sich oft, warum sie diese Bürde auf sich nahm, riskierte sie doch dadurch, von den anderen bedroht zu werden. In seiner Einfalt gelangte er jedesmal nur zu zwei möglichen Antworten : Trotz oder aber aufrichtige Zuneigung musste sie dazu bewegt haben, sich mit ihm einzulassen. Ihn ereilten Schuldgefühle. Am liebsten wäre es ihm gewesen, sie würde ihn unbeachtet lassen. Aber das konnte er sich selten eingestehen.

So entwickelte sich zwischen den beiden eine enge Freundschaft. Im Klassenraum aber war er stets auf sich allein gestellt, konnte und wollte nicht auf ihre Hilfe zählen, und falls doch, hätten sie ihn mit Sicherheit einen Schwächling genannt, der sich hinter einem Mädchen verstecke, und anschließend noch mehr gehasst. Wie er glaubte, führte kein Weg daran vorbei, es wie ein Mann zu ertragen - immerhin machten das ihm seine Eltern klar. Seine einziger Lichtblick war also der Beginn der Pause.

Das Schrillen der Klingel weckten in ihm wieder jene Lebensgeister, die er vor einigen Augenblicken noch in seinem Inneren vergraben hatte. Der Glanz kehrte in seine ehemals trübsinnigen Augen wieder, und die Aussicht auf eine ruhige, wenngleich kurze Zeit spannte sich wie ein weißes Tuch in ihm auf. In seinem freudigen Überschwang stürzte er beim Aufstehen beinahe den Tisch um.

Der Schulhof war für ihn eine Oase in einer öden, lebensfeindlichen Wüste. Das Gras wuchs überall in den saftigsten Grüntönen. Dort gab es zwar keine Palmen, aber riesige Buchen, deren gewaltiges Blattwerk gerade jetzt im Hochsommer angenehme Schatten auf den holprigen Boden sprenkelte, und deren weiche Rinde Platz für die geheimsten und unschuldigsten Liebesbekundungen bot. Hier konnte man sich in vielen Ecken unbeschwert zurückziehen, um allein oder in kleinen Grüppchen sein Pausenbrot zu verzehren. Der Hof versprach reichlich Möglichkeiten, sich der Obhut der Lehrer zu entziehen.

Jan sah wenig Sinn darin, sich zu verstecken. Sie hätten ihn sowieso entdeckt, und ihn dann ohne viel Aufsehen verprügeln können. Viel lieber nahm er deshalb am Fußballspiel der anderen teil. Beim Bolzen konnte er alle seine Sorgen abschütteln. Er war bedeutend schneller als sie, und am geschickten Führen des Balles konnte er selten von ihnen gehindert werden. Ungewöhnlich war, dass sie ihn jede Pause mitspielen ließen. Keiner wollte auf sein Können verzichten. Der Neue betrachtete das Ganze mit Argwohn. Aber letztlich konnte er sich nicht mit seinem Bestreben durchsetzen, ihn auszuschließen. Beim Fußballspiel folgte man anderen Regeln, als sonst in der Schule. Dementsprechend sah Jan das Fußballspielen gerne als eine Art Genugtuung an, und genoß es um so mehr, je stärker er den Leiden im Klassenraum ausgesetzt war.

Kaum daß er am Ball war, verfügte er nämlich über eine untrügliche Macht. Plötzlich zog er nicht mehr verhaßte, sondern bewundernde Blicke auf sich. Er spürte diese Gewalt. Wie die anderen fast schon flehentlich in ihren Blicken und Gesten den Ball von ihm forderten, und es in seinen Händen - vielmehr Füßen - lag, wem er dieses scheinbar weltbewegende, runde Ding zuschob, und wem nicht. Im Zuge dessen gewährte er wiederum anderen jene Macht, und steigerte so sein Machtgefühl zusätzlich. Er wußte also mit der Macht zu spielen.

Obwohl der Neue die Klasse bald wieder verlassen musste, weil seine Eltern wegzogen, hatten die anderen weiterhin ihren Spaß daran, ihn zu ärgern. Jan aber merkte zunehmend, dass sie dies aus geringerer Motivation taten, und sah eine gute Gelegenheit für sich, den Spieß umzudrehen und Rache zu nehmen. Dem Mädchen entging nicht, wie er sich zu verändern schien. In ihren Augen stülpte sich seine Entwicklung wie ein tiefschwarzer Schatten über ihre aufkeimende Zuneigung zu ihm, und drohte sie zu ersticken. Sie mochte in doch so sehr, als er noch Opfer, nicht Täter gewesen war.

Das Fußballspielen erweckte in ihm nach einiger Zeit ein neues Selbstbewußtsein. Es kam der Zeitpunkt, da er es satt hatte, ständig von den anderen geärgert zu werden. Also begegnete er ihnen von da an mit Ignoranz und Hohn. Er stellte sogar fest, dass sie von ihm abließen, sobald er ihnen androhte, am nächsten Tag nicht mitzuspielen. Mit dieser Drohung schien Jan sie beeinflussen zu können. Dann begann er, selbst die Fäden in die Hand zu nehmen, und erteilte den anderen seinerseits Anweisung, unliebsame Mitschüler zu unterdrücken. Die Macht verdarb ihn.

Eines Tages vor Schulbeginn wartete er wie gewöhnlich auf sie. Doch sie ließ sich nicht blicken, und das beunruhigte ihn sehr. Sonst war immer sie diejenige gewesen, die sich gedulden musste. Aber heute erschien sie einfach nicht. Er war ihr bereits auf halbem Wege, den sie immer gemeinsam zur Schule nahmen, entgegen gelaufen, als er abseits des Waldweges etwas sonderbares erblickte. Vor seinen Augen lachte ihm ein Fußball mitten ins Gesicht, welcher sich unter dem niedrigem Gezweig einer Lärche verborgen hielt. Aus irgendeinem Grund konnte er ihm nicht widerstehen. Er starrte den Ball an, und setzte seinen Ranzen ab. Dabei verlor er ihn nie aus den Augen. Es war nicht auszuschließen, dass dieser ihm entkommen könne. Zu einem kurzen Vergnügen wollte er ihn schließlich aufheben.

Doch Jan musste verraten worden sein. In dem Augenblick, da er den Ball ergriff, sprangen sie aus ihren Versteck. Er konnte sich nicht wehren, als sie ihn auf den feuchten Waldboden drückten, und durchprügelten. Sie übersäten ihn mit Dreck. Sie traten den Ball mehrmals mit voller Wucht gegen seinen Körper. So wollten sie ihm seine eigene Arroganz schmecken lassen. Irgendwann ließen sie dann von ihm ab. Er versuchte sich zu besinnen. Noch nie wurde er derart zusammengeschlagen. Er schlug die Augen wieder auf. Vor ihm kniete sie und weinte. Während er sich aufraffte, erschien ihm alles völlig klar. Nun wußte er, wer ihn verraten hatte.

Sie liefen eine Weile.
"Geht es dir wieder besser ?", fragte sie endlich, indem sie ihre Stimme in einen sanften Ton von Besorgnis und Anteilnahme eintauchte. "Es geht schon wieder", antwortete Jan, und blies dabei seinen Trübsal in einen langen Seufzer an seine Füße. "Wie bist du so schnell hierher gekommen ?", sagte er eher halblaut vor sich hin, anstatt ihr es ins Gesicht zu fragen. Er erwartete ohnehin eine Lüge als Antwort von ihr, und wollte sie nicht durch seinen Blickkontakt noch mehr verunsichern. "Ich hatte mir Sorgen gemacht. Du standest vorhin nicht am Treffpunkt."

Schweigend gingen sie den restlichen Weg zur Schule. Die eigene Scham schien ihnen unüberwindbar, und so bemühten sie sich, das Geschehene zu verdrängen. Er ließ sich nichts von seinen furchtbaren Verdacht anmerken. Die Stille aber, die gerade von ihm ausging, bestätigte sie in ihrer heimlichen Hoffnung, dass er wieder so sein werden würde wie früher.

 

Hallo MonnaY,

leider hat mir deine Geschichte nicht so gut gefallen?

Warum?

Zum einen ist mir nicht klar geworden, warum sie den Jungen so quälen. Kinder werden meistens nicht sinnlos gequält. Vielleicht aus Gründen, die Erwachsene nicht verstehen, aber Kinder haben meistens einen Grund warum sie andere Kinder nicht mögen.
Mögen sie ihn nicht, weil er beim Fußballspiel so egoistisch ist?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Ebensowenig vorstellen kann ich mir, dass er beim Fußballspiel auf dem Pausenhof eine solche Macht entwickelt. Klar, die guten Spieler werden von den anderen gut angesehen, aber meistens ist diese Bolzerei in der Schule nur ein Pausenvertrieb, den die meisten nicht sonderlich ernst nehmen.

Mir war auch nicht klar, warum das Mädchen ihn verraten hat. Immerhin war sie die einzige, die zu ihm hielt. Hier solltest du beschreiben, warum. Haben die anderen sie bedroht? Wollte sie nicht mehr aus Außenseiter dastehen?

Im Ganzen kann ich sagen, dass deine Geschichte zu wenig lebendig wird. Du hast wirklich stellenweise sehr schön erzählt, aber mir fehlen die wörtlichen Reden, die einer Geschiche das Leben geben.
Es wäre zum Beispiel sehr interessant ein Gespräch zwischen deinem Prot. und dem Mädchen zu belauschen oder zu hören, was nach dem Überfall gesagt wird. Du sagst zwar, die beiden schweigen, aber bestimmt wurde irgendein Satz gesprochen und dieser Satz könnte für die Geschichte sehr wichtig sein.

Insgesamt solltest du dich besser an den Grundsatz: Show, don´t tell
halten.

Die Sachen sind mir noch im Text aufgefallen:

Erst als ein Mädchen aus der Klasse sich ein Herz fasste, und sie ihm die Tür aufsperren ließ, konnte er befreit werden.

Satz klingt komisch. Besser: Erst als ein Mädchen aus der Klasse sich ein Herz fasste und ihm die Tür aufsperren liess, konnte er befreit werden.

Genau wie allen anderen wurde auch ihr klar gemacht, ihn zu ignorieren.

Wie wurde ihr das klar gemacht? Einfach durch Gespräche, durch Drohungen??

Er klammerte sich am Ball fest, oder umgekehrt

Wie? Der Ball klammert sich an den Jungen? Ich glaube darüber wären einige Fußballer sehr froh, wenn das so ginge.

LG
Bella

 
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Hallo Bella,

Es freut mich sehr, dass du meine Geschichte gelesen hast, und du dir sogar Gedanken gemacht hast. Da ich im Augenblick wenig Zeit habe, möchte ich vorläufig nur ein paar Dinge aufklären.

0. Der Grund für die Quälereien soll ihm nicht ersichtlich sein. Daraus resultiert dann die Einschätzung der Lage seinerseits, dass sie "aussichtslos" ist, weil er nicht weiß, in welche Richtung er sich verändern soll (Aussehen, Verhalten, etc.).

1. Der Junge sieht das Fußballspielen als eine Möglichkeit, den Qualen durch die anderen auszuweichen, und ihnen im Gegenzug eigene Stärke zu demonstrieren. Insgesamt sieht er das Spielen als eine zu ernste Angelegenheit an, als ein Strohhalm Hoffnung, den er ergreift, wenn es ihm im Klassenraum schlecht ergeht. Daraus ergibt sich sein Starrsinn.

2. Er stellt fest, dass er mehr Gewalt beim Spielen ausüben kann, als irgendwo anders in der Schule. Dadurch steigert er sich in das Spielen ungemein hinein. Er übertreibt damit nach einiger Zeit, und zieht die Missgunst der anderen, und des Mädchen gleichermaßen auf sich. Das Ballspielen steht ihm jetzt nur noch im Vordergrund, den Unterricht schaltet er aufgrund seiner Leiden ab. Das führt dazu, dass er arrogant und übermütig wird.

3. Das Mädchen verrät ihn, weil sie ihn so nicht mehr lieben / leiden kann. Sie erzählt den anderen von ihrem Schulweg, und mobilisiert dabei deren Rache. Diese lassen sie dann an ihm aus. Sie hofft dadurch, dass er sich wieder ändern könnte.

Ich danke dir für deine hilfreichen Tipps, und werde versuchen, sie in einer Überarbeitung umzusetzen, und den Text um die genannten Passagen zu ergänzen.
Insbesondere möchte ich noch über die Gefühle des Mädchen und die Motivation der anderen, ihn zu quälen, deutlicher schreiben.

Liebe Grüße

moonaY

 

Hallo MonnaY,

zu deinem Punkt 0:

Habe das Argument verstanden. Allerdings fände ich es dann interessant zu erfahren, wie sie ihn quälen. Sie die Papierflieger und die Spuckbällchen alles?

Ich finde es super, dass du den Text überarbeiten wirst. Wenn du das gemacht hast, kannst du mir gerne eine PN senden. Ich würde sie danach gerne noch einmal lesen.

LG
Bella

 
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Bella schrieb:
Hallo MonnaY,

zu deinem Punkt 0:

Habe das Argument verstanden. Allerdings fände ich es dann interessant zu erfahren, wie sie ihn quälen. Sie die Papierflieger und die Spuckbällchen alles?

Ich finde es super, dass du den Text überarbeiten wirst. Wenn du das gemacht hast, kannst du mir gerne eine PN senden. Ich würde sie danach gerne noch einmal lesen.

LG
Bella


Hallo Bella,

Ich lass mir etwas einfallen. Mit deiner konstruktiven Kritik motivierst du mich sehr. Danke !

Übrigens : Diese Seite war mir beim Erstellen der Geschichte sehr hilfreich. Sie handelt ausführlich vom Thema Bullying (Mobbing). Link : http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Bullying.shtml

LG moonaY

 

Hallo MoonaY,

ich habe jetzt deine überarbeitete Geschichte nochmal gelesen. Sie ist dadurch auf jeden Fall besser geworden.

Ich dränge aber weiterhin darauf deinen Prot. Namen zu geben. Vor allem, weil jetzt auch noch der Neue der Klasse ins Spiel kommt. Beide sind "er". Das ist wirklich bissl schwierig.

Dieser war sitzengeblieben, und obwohl er größer und kräftiger war, schien er weit weniger zu wissen.

Finde ich unglücklich. Erstens Mal schreibst du er wäre sitzen geblieben - das heißt ja automatisch, dass er Probleme hatte und zweitens dieses "größer" und "kräftiger" - das hat ja nun wirklich nichts mit dem Wissen zu tun.

Es kam dann die Zeit, nachdem der Neue sich weggesetzt hatte, in der er an den Schulstunden keinen Spaß mehr fand.

Wie weggesetzt? Auf einen anderen Platz? Oder kam er nicht mehr in die Schule?

Einzig am Anfang waren diese für ihn noch erträglich gewesen. "Muttersöhnchen" und "Schafskopf" riefen sie ihm da in den Rücken, und gaben ihm allerlei andere Tiernamen.

Hier kam mir der Übergang etwas zu plötzlich. Ein einleitender Satz würde besser wirken. Glaub ich.

Unmerklich lösten sie ihm hiermit aus dem Klassenverband heraus.

Gefällmt mir nicht so. Erstens Mal ist es kaum "unmerklich", wenn sie ihn prügeln und außerdem ist mir dieses Wort "Klassenverband" zu ... hm ... hört sich halt bissl komisch an. Liegt vielleicht daran, dass man das bei uns so nicht sagt.

Im Allgemeinen würde ich hier eher schreiben: Er wurde zum Außenseiter.
(Das solltest du zwar noch schöner formulieren, aber ich würde eher in diese Richtung gehen.)

Es freut mich sehr, dass ich dich motivieren kann. Man merkt dir auch an, dass du dich weiterentwickeln willst und das finde ich immer sehr schön.
Natürlich brauchst du nicht blind jede Kritik annehmen, denn vieles ist ja persönlicher Geschmack, aber es ist super, dass du dir Gedanken dazu machst.

LG
Bella

 
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Hallo Bella,

Ich habe vorerst zwei weitere Passagen ergänzt, und einige Schnitzer in der Wortwahl ausgemerzt.

Liebe Grüße,
moonaY

 

Hallo Moonay,

ich mag die Geschichte: die interessante Beziehung zwischen ihm und ihr, die so jung sie ist, doch schon so kompliziert wirkt.

Die Geschichte hat auf mich sehr 'von aussen geschrieben' gewirkt, das mochte ich nicht so. Mir fehlten die Gefühle zu diesem Leid- muss ja nicht ausgeschrieben sein, aber vielleicht angedeutet. Es wirkt wieder sehr erzählt, nicht nachgelebt. Vielleicht solltest du dem Prot. auch hier mehr Raum (Sätze) geben, um bildlicher zu werden?
Mit Bildern, die der Prot. sieht, kann man auf ganz einfache Weise sein Innerstes wiedergeben: Man sieht nur, was man sehen will!

Kann es sein, daß wir da unterschiedliche Geschmäcker haben. Ich habe ja schon die andere Geschichte so kritisiert und jetzt ist es wieder das einzige, was mich stört: die fehlende Innerlichkeit.

Also, ich freue mich auf weitere Geschichten von dir!

Liebe Grüße,
Simone.

 

Hallo Simone,

Ich habe absichtlich darauf Wert gelegt, dass der Leser eine gewisse Distanz zum Protagonisten wahrt. Schließlich soll er sich nicht mit ihm allzusehr symphatisieren. An ihm soll exemplarisch gezeigt werden, wozu blinde Ausübung von Gewalt und Arroganz führen können. Das er am Ende der Geschichte trotzdem der moralische Sieger bleibt, liegt sicherlich an seinen vergangen Qualen, die er erdulden musste. Wiederum stellte ich ihn so dar, um zu demonstrieren, dass es dennoch löblich ist, sich aus seiner Opfer-Rolle selbständig zu befreien. Denn Hilfe von außen, beispielsweise von seinen Eltern, konnte er nicht erwarten. Also tat er, was am naheliegensten war. Er drehte den Spieß einfach um. Auch wenn es der falsche Weg war, das Ziel ist überdies das richtige gewesen.

Ich freue mich, dass du die Geschichte magst.
Vielen Dank.

Liebe Grüße,
moonaY

 

nein, ehrlich Moonay,

ich finde es schade, daß du mit diesem Argument deiner Geschichte den Saft nimmst. Du hast so viel Inhalt, der da so trocken flöten geht. Es gibt soviele Wege, die Personen zu entfremden, da muss man doch nicht der ganzen Geschichte die Luft nehmen. Distanz haben die Leser von vornherein. Ich habe wirklich versucht, deiner Entfremdungsstrategie etwas abzugewinnen, aber es geht nicht.

Vielleicht bin ich zu forsch mit meiner Meinung, aber ich wollte es doch mal loswerden. Ich finde deine Phantasie reich und fände es schade, wenn du nicht weiter am Stil arbeitest.

Liebe Grüße,
Simone.

 

Du hast mich überzeugt.
Es wäre viel schöner, wenn man aus Jan mehr machen würde. Angenommen, man schildert dazu seine Leiden und seine Gefühle in noch mehr Bildern (wie das mit der Oase und der Wüste) oder Beschreibungen, letztendlich ist es für den Leser einfacher nachzuvollziehen, warum er so handelt. Seine Gefühlen sind ja schließlich sein Antrieb, den Spieß umzudrehen. Deshalb sind sie es auch Wert, näher beschrieben zu werden.
Das Problem ist nur : Ich müsste den ganzen Text nochmals umarbeiten. Vielleicht hast du einen Tipp, an welcher Stelle ich ergänzende Dinge hinzufügen kann, die den Charakter Jan's mehr hervor heben ?
Danke.

 

Juhu!!!

Ich weiß garnicht ob es gut ist, dich so zu beeinflussen, aber ich hatte das Bedürfniss.
Um Gottes Willen keine Oasen in der Schule, aber es wird doch sicher ein halb abgestorbener Baum zu finden sein- direkt da wo der Ball liegt zum Beispiel. Eine zerdrückte Bierdose auf dem Schulweg. Eine Wolke die allein über den Himmel zieht, ach selbst das ist vielleicht schon zuviel gesagt. Dinge, die der Leser nie als direkte Anspielung sehen würde, wenn er schnell liest.

Ich muss gestehen: ich hasse lange Überarbeitungen. Meine Tips galten vor allem deiner nächsten Geschichte. Also so mache ich es immer: die Kritiken zu meinen Geschichten finden sich immer in der nächsten Geschichte. Bin eben kein Freund von Fummelarbeit und habe den Aberglauben, daß man die Baustelle als Leser sieht.

Liebe Grüße,
Simone

 

So sehr hast du mich nun auch wieder nicht beeinflußt. ;)

Am Ende bin ich auch selbst zur Erkenntnis gelangt, dass es mit mehr charakterlichen Tiefgang besser wäre, die Geschichte zu erzählen. Und dank deiner Tipps, habe ich nun heute und den nächsten Tag etwas, an dem ich schreiben kann. Ich freue mich schon darauf. :)

Es wäre sehr nett von dir, wenn du mir noch ein, zwei Stellen in der Geschichte zitieren könntest, die dir gefallen oder nicht gefallen haben. Daran könnte ich dann auch noch feilen.

LG moonaY

 

Also,

ich versuchs mal. Ich habe keine Ahnung, wie das Zitieren funktioniert. Ich schreibs einfach mal auf. Ich liebe die letzte Szene mit ihm und ihr. Den Rest finde ich überarbeitungswürdig. Vieles ist so offensichtlich erklärt.

Das ist eine unglaubliche Fummelarbeit und ich mache das nicht mal bei meinen eigenen Geschichten. Das kann man alles weglassen und ihn einfach nur zwei Minuten in der morgentlichen Stille zur Schule begeleiten. Ich würde dir empfehlen, alles nochmal zuschreiben mit einer Stimmung die ihm zusteht, in der seine Ängste nicht so offen dastehen und fast prahlen, sondern in der er vielleicht versucht sie zu verstecken, was ihm aber nicht gelingen wird.
Nochmal: vergiss die betont tragischen Sätze und konzentriere dich auf den Jungen und wie er seine Umwelt sieht/ sehen möchte.

Sind nur Vorschläge!!!
Liebe Grüße, Simone.

 

Die letzte Szene find ich auch irgendwie beeindruckend. Sie hebt sich sehr von der kauselen Erzählweise des restlichen Textes ab. Und da ich dieses Stück zuletzt geschrieben habe, bin ich guter Dinge in Hinsicht auf meine nächste Geschichte.
In Zukunft werde ich mir mehr Gedanken um meine Erzählhaltung machen, und den Charakteren mehr Freiraum zum Tragen der Handlung geben, und ihnen nicht Dinge "andichten". :)
Mal sehen, vielleicht fällt mir schon morgen eine neue, bessere Idee ein.

 

Hallo MonnaY,

mir gefällt deine Geschichte jetzt viel besser. Durch die Namensgebung konnte ich mich jetzt ein wenig mit Jan identifizieren.
Der Dialog tut der Geschichte meiner Meinung nach auch recht gut.

Die gesamte Klasse verschwor sich ihm gegenüber.

Eine Kleinigkeit noch: Der Satz hört sich komisch an. Kann zwar sicherlich so gesagt werden, aber es gibt schönere Worte es auszudrücken.
Vielleicht: Die ganze Klasse verschwor sich gegen ihn.

LG
Bella

 

Stilistisch empfinde ich den Stil der Geschichte leider als sehr nacherzählend. Dadurch nimmst du für mein Gefühl viel an Spannung. Ich schreibe dir am besten mal eine Passage des ersten Absatzes etwas um, um deutlich zu machen, was ich meine.
Seit der Neue (ich würde ihm einen Namen geben) in die Klasse gekommen war, hatte sich vieles verändert. Groß war er und viel kräftiger als Jan und die anderen. Und er schien faul zu sein. Ständig wollte er von Jan die Hausaufgaben abschreiben und auch bei den Klassenanrbeiten schlug er Jan ständg in die Rippen, damit er den Blick auf sein Heft freigäbe. Und dann beschwerte er sich, dass er die Schrift nicht lesen könnte.
Der Unterricht langweilte ihn. Wenn Jan aufpassen wollte, riss der Neue ihm das Heft weg oder schlug ihn. Wenn Jan auf seinem Stuhl kippelte, trat er ihm das Beim weg, sodass er stürzte. In den Pausen drohte er den anderen: Wer sich mit dem einlässt, kann was erleben." Und weil er so groß und so stark war, hatten sie Angst und beteiligten sich daran, Jan zu ärgern.

Der Unterschied zu deiner Version ist, dass nicht nur erwähnt wird, dass Jan gepiesakt wird, sondern dass es Beispiele gibt. Auch wird durch die wörtliche Rede die Drohung dargestellt. Die Perspektive bleibt bei Jan. Durch den Schwenk der Perspektive zu dem Neuen erschwerst du dem Leser die Identifikation und Jans Not wird zwar beschrieben, jedoch nicht vermittelt.

Die Stelle, in der das Mädchen ihm hilft könntest du ausbauen. Für mein Gefühl hälst du sie sehr knapp. Auch da berichtest du eher, als dass du erzählst. Ich würde dir raten, eine der akuten Hilfssituationen zu erzählen, wie sie ihn aus dem Schrank holt, wie andere es sehen und darüber spotten. Darauf könntest du die Gedanken, warum sie ihm immer hilft, in einen Dialog zwischen den beiden packen.

Nicht plausibel fand ich die Erleichterung Jans auf dem Schulhof in der Pause. Zum einen habe ich es fast immer so erlebt, dass guten Fußballern allgemein in der Klasse eher mit Respekt begegnet wurde, zum anderen habe ich es bei den Underdogs meistens so erlebt, dass sie in der Pause erst recht keine Ruhe hatten, erst Recht, wenn es Winkel gab, die unbeobachtet durch Lehrer blieben.
Auch erscheint es mir merkwürdig, dass der Neue nicht unterbindet, dass Jan mitspielt, denn er schafft sich dadurch einen Bruch in seiner Macht.
Im Nachhinein beschreibst du ha auch, dass sich im Machtverhältnis etwas ändert, dass Jan zum Unterdrücker wird. Es wäre interessant, wie die Freundin oder der Neue darauf reagieren.

Seitdem der Neue in die Klasse gekommen war, und sich neben Jan gesetzt hatte, veränderte sich vieles
Meines Erachtens müsstest du hier hatte sich vieles verändert schreiben. Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, ging das Piesacken erst los, als der Neue kam. Da du aber die ganze Geschichte in der Vergangenheit hast, gehört dieser rückblickende Starttermin dann in die vollendete Vergangenheit.

Zwei Details habe ich noch:

In seiner Einfalt gelangte er jedesmal nur zu zwei möglichen Antworten : Trotz oder aber aufrichtige Zuneigung mussten sie dazu bewegt haben, sich mit ihm einzulassen
Ich zähle nur einen Grund. Und im zweiten Satz musst du irgendwas vergessen haben.

Thematisch interssant hat mich deine Geschichte stilistisch und im Handlungsaufbau leider dennoch nicht überzeugt.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim,

Ich habe mir deine Vorschläge nochmals zu Herzen genommen, und meinen Text inhaltlich hinsichtlich deiner Kritikpunkte erweitert. An meiner Erzählweise möchte ich nun nichts mehr ändern, da dies einen ungeheuren Aufwand bedeuten würde.
Ich würde mich freuen, wenn du dir die betreffenden Passagen nochmals durchlesen würdest, und beurteilen könntest, ob mir die Flickschusterei gelungen ist. ;)
Ich danke dir sehr.

Liebe Grüße,
moonaY

 

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