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Novelle Monster im Kopf

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21.03.2024
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Monster im Kopf

Nervös tippelte ich von einem Fuß auf den anderen. Wie oft hatte ich mir dieses Szenario in meinem Kopf schon ausgemalt. Meine Hände schwitzten und der Rest meines Körpers durchlief heiße und kalte Phasen. Gedanklich zählte ich bis drei und öffnete die Tür, ehe ich mich wieder dagegen entschied.
„Bin wieder Zuhause,“ rief ich ins Leere.
„Ist gut.“ Hörte ich vom Schlafzimmer rufen. „Ich bin schon im Bett.“

Ich spürte wie die Nervosität an mir rüttelte. Sie sprang auf mich und versuchte mich nieder zu reißen. Doch mein Fokus lag auf dem schwachen Lichtstrahl der am Ende des dunklen Gangs auf mich wartete. Meine Schuhe zog ich aus und schmiss sie einfach auf den Boden. In solchen Stresssituationen war ich nicht zur Ordnung fähig. Ich linste um die Ecke und sah meine Mutter im Bett. Sie war ihrem Buch zugewandt und schlürfte nebenbei eine heiße Suppe.

„Na, was habt ihr den Abend getrieben?“ fragte sie ohne den Blick von ihrem Buch zu lassen.
„Nichts Besonderes. Sind durch die Gegend gestreift, was zu trinken vom Supermarkt geholt und haben viel gequatscht.“ Langsam schlenderte ich auf die freie Seite vom Bett zu. Bin ich dazu wirklich schon bereit?
„Klingt doch schön.“ Sagte sie und blätterte eine Seite weiter.
Warum macht auch jeder daraus so ein Thema? Ich könnte es auch einfach lassen.
Klopfte die innere Stimme an meinen Hinterkopf.
Doch ich war nur noch stiller Zuschauer dieses Geschehnisses. Ich fuhr fort.

„U-Und wie... hast du deinen Abend so verbracht?“ zögerte ich den Smalltalk noch weiter heraus. In der Hoffnung es würde nicht auffallen. Das Bett ächzte leicht, als ich mich darauf setzte. Doch anscheinend bestätigte sich meine Angst. Denn sie blickte auf, ohne sich dabei zu bewegen. Nicht einmal die Brille auf ihrer Nase verrutschte. Was las ich da in ihrem Gesicht? War sie irritiert? Bin ich etwa schon aufgeflogen? Nächtliche Gespräche über alltägliches war bei uns nicht üblich. Natürlich weiß sie über alles Mögliche in meinem Leben Bescheid. Immerhin ist meine Mutter ein sehr wichtiger Mensch. Für viele ist die Mutter wahrscheinlich die Bezugsperson. Deshalb lege ich auf ihre Meinung besonders Wert. Mir klebte der Mund. Alles war trocken und mein Hals kratzte. Angestrengt versuchte ich dem Blick standzuhalten und mir nichts anmerken zu lassen. Sie schaute wieder nach unten und suchte die Zeile in der sie stoppte.

„Nun heute habe ich den Holzboden gereinigt und gewachst. Sei also vorsichtig, dass du nicht ausrutschst. In der Küche steht noch ein Auflauf, falls du noch Hunger hast. Und nein, ich habe dieses Mal keine Zwiebeln verwendet.“
Angespannt versuchte ich ihr zu folgen, als wäre es nicht nur eine Taktik von mir Zeit zu schinden und Mut zu sammeln. Doch je länger sich das Gespräch zog, desto mehr juckte es mich. Nicht ein Wort von ihr kam bei mir an. Der Schweiß lief mir den Rücken hinab. Eiskalt und warm zugleich. Mein Kopf pulsierte und meine Zunge brannte. Die Worte die ich ihr schon lange anvertrauen wollte steckten mir im Halse und bewegten sich kein Stück weit nach vorne. Plötzlich überkam mich ein Schwall von Übelkeit.
Ein Hebel in meinem Kopf knallte um.

„Mama ich muss dir was sagen!“ spuckte ich ungewollt aus.
Mit aufrichtiger Mine sah sie mich an. Erschrocken über mein automatisiertes Handeln entschied ich, jetzt oder nie.
„Ich bin Schwul.“ Sagte ich so leise, dass ich mich fragte ob es bei ihr ankam.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, das ist doch ok.“ Antwortete meine Mutter mit lieblicher Stimme. Die Worte hallten in meinem Kopf als verstünde ich ihre Sprache nicht mehr. Es dauerte einen Moment ehe ich überhaupt in der Lage war zu begreifen. Währenddessen fuhr sie fort von ihrem Alltag zu erzählen. Mein Körper füllte sich plötzlich mit einer Leichtigkeit, als könnte ich jeden Augenblick einfach davonfliegen. War es wirklich so einfach gewesen? Hatte ich mich in meiner Vorstellung so getäuscht? Mit wackligen Beinen erhob ich mich vom Bett und lief Richtung der Zimmertüre.

„Schatz?“ ertönte es von hinten.
Ich drehte mich um und sah ihr in die Augen.
„Schön, dass du es mir erzählt hast.“ Sagte sie und schenkte mir ein Lächeln, welches mein Herz erwärmte.

 
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Hallo @Niboryeoz
und willkommen bei den Wortkriegern.
Schön hast du zu uns gefunden, um deine Ideen mit uns zu teilen. Dein kurzer Text erzählt den Moment im Leben eines jungen Menschen, in dem er über seinen Schatten springt und sein intimes Geheimnis seiner Mutter anvertraut.

Als Novelle würde ich deinen Einstand nicht bezeichnen, dazu ist der Text meiner Meinung nach zu kurz und leider auch etwas zu oberflächlich. Ich wünschte mir, dass deine Hauptfigur noch mehr mit sich ringt, wie könnte die Mutter reagieren, stosse ich sie vor den Kopf, werde ich vor den Kopf gestossen, ja vielleicht sogar von ihr verstossen?
Und dann die Erleichterung. Da müsste direkt Ungläubigkeit folgen, ich meine, sie hat es wohl geahnt, so was spürt eine Mutter einfach. Also noch mehr Frage/Antwort-Dialog auf der Bettkante.
Du löst diese spannende Wende meiner Meinung zu rasch auf, ich kann noch zu wenig mitleiden, mitfreuen, mitzweifeln.

Aber vielleicht baust du deine Geschichte ja noch etwas aus, lässt ihn vor der Türe länger zweifeln, ob es eine gute Idee ist, in der Euphorie von vorhin wirklich den entscheidenden Schritt zu wagen, den "point of no return" zu überschreiten.

Würde mich freuen, wenn du dran bleibst.

Hier noch ein paar Punkte, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Gedanklich zählte ich bis drei und öffnete die Tür, ehe ich mich wieder dagegen entschied.
dagegen entscheiden konnte.

„Bin wieder Zuhause(,)“[Komma] rief ich ins Leere.
Komma folgt immer nach dem Schlusszeichen.
Ich spürte[KOMMA] wie die Nervosität an mir rüttelte. Sie sprang auf mich und versuchte mich nieder zu reißen.
Die Nervosität kommt ja von innen, also besser zeigen: Ich spürte, wie die Nervosität wuchs, meine Hände feucht und der Mund trocken wurden. Oder so ähnlich.

Doch mein Fokus lag auf dem schwachen Lichtstrahl[Komma] der am Ende des dunklen Gangs auf mich wartete.
Bei den Satzzeichen musst du mal grossflächig drüber schauen.

Meine Schuhe zog ich aus und schmiss sie einfach auf den Boden.
Ich würde hier genau das Gegenteil zeigen. Vor seiner/ihrer wichtigen Entscheidung stellt er/sie die Schuhe für einmal akurat auf die Ablage. ;)

Abend getrieben?“[Komma] fragte sie
Komma nach wörtlicher Rede.

Langsam schlenderte ich auf die freie Seite vom Bett zu.
Holprig: zur freien Seite des Doppelbetts.
Das impliziert sehr schön, dass da früher mal jemand (Vater?) war.

„Klingt doch schön.“ Sagte sie
„Klingt doch schön“, sagte sie

Warum macht auch jeder daraus so ein Thema? Ich könnte es auch einfach lassen.
Klopfte die innere Stimme an meinen Hinterkopf.
Doch ich war nur noch stiller Zuschauer dieses Geschehnisses. Ich fuhr fort.
Das holpert mir etwas. Ich weiss, was du ausdrücken möchtest, aber noch sind die Sätze lose Puzzelteile, die nicht organisch in einandergreifen.
Vorschlag:
Warum macht da auch jeder so ein Drama daraus? 'Dann behalt's doch für dich', schrie meine innere Stimme. Doch da hörte ich mich schon sagen: ...
Nur so als Illustration, was ich damit meine.

„U-Und wie... hast du deinen Abend so verbracht?“ zögerte ich den Smalltalk noch weiter heraus.
Er zögert ja nicht den Smalltalk hinaus, sondern sein Geständnis.

In der Hoffnung[Komma] es würde nicht

So, hier höre ich mal auf. Die restlichen (fehlenden) Satzzeichen findest du sicher auch alleine.

Wie gesagt, ich würde diesen Moment der Entscheidung noch ausbauen, dieses ungläubige Staunen und die Erleichterung über das Ausgesprochene, sowie die Reaktion der Mutter, die mir momentan etwas gar lapidar rüber kommt. Ich meine, sie müsste sich doch zumindest wundern, wenn ihr Teenager plötzlich aus eigenem Antrieb an der Bettkante Smalltalk anfängt. 😉

Viel Spass noch und liebe Grüsse,
dotslash

 

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