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Noviziat

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08.01.2024
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Noviziat

Das Postulat liegt hinter mir. Seit gestern trage ich die graue Ordenstracht, die Schwestern des Monasterio del Maria tragen schwarz. Noch immer bin ich die neue. Obgleich ich schon sechs Monate hier lebe, betrachten sie mich nicht als ihresgleichen. Das würde sich auch mit den ersten Gelübden nach dem Noviziat nicht ändern. Erst mit den ewigen, die für ein Leben gelten.
Nach dem Morgengebet gehe ich zur Messe, nach dem Gottesdienst nehmen wir schweigend das Frühstück ein. Um acht beginnt der Arbeitsdienst, heute im Garten, vor dem Mittagessen fahre ich mit Schwester Oberin Luisa Fernanda zum Markt.

„Wie fühlst du dich?“, brüllt mir Schwester Luisa Fernanda ins Ohr. Die Siebzigjährige sitzt schräg hinter mir auf dem blechernen Kotflügel, ihre permanente Knoblauchfahne ist legendär. Der winzige Traktor hat nur einen Sitz, nicht selten fahren wir damit zu dritt. „Mir geht es gut“, schreie ich gegen den bellenden Motorenlärm an, „heute ist ein herrlicher Tag!“
„Ja!“, brüllt sie, „aber das meine ich nicht.“
Es geht das Gerücht um, die Oberin verzehre Unmengen Knoblauch, damit man den Likör nicht riecht.
„Du trägst jetzt sein Gewand“, schreit sie, „damit gehst du eine Verpflichtung ein!“ Schwester Luisa Fernanda packt mich schmerzhaft am rechten Arm, krallt sich daran fest, als fürchte sie, vom ruckelnden Traktor zu fallen.
„Das weiß ich!“, rufe ich nach hinten, die Finger meiner rechten Hand beginnen zu kribbeln.
„Nichts weißt du!“, belehrt sie mich. „Nicht das Geringste!“
Ich starre stur geradeaus, erwidere nichts und hoffe, dass sie es dabei belässt.
Unser Weg führt an den Bahngleisen entlang, flirrend zeigt sich die Hitze über dem Schotterbett der Schienen.
„Halt an!“, schreit Schwester Oberin plötzlich und gibt meinen Arm frei. Ich steige auf Kupplung und Bremspedal und stoße mir die Knie an der offenen Lenkstange. „Was ist passiert?“, frage ich und fahre herum. Die Oberin springt vom Kotflügel und landet leichtfüßig auf dem Feldweg. Verblüfft schaue ich der greisen Frau nach, nie hätte ich für möglich gehalten, dass sie dazu in der Lage ist. Ich steige ebenfalls vom Traktor, reibe mir die Knie und folge ihr ein kurzes Stück den Weg zurück.
„Heilige Maria Muttergottes!“, stößt Schwester Luisa Fernanda aus, bleibt stehen und hebt beide Hände zum wolkenlos Himmel. Eine Sekunde später trete ich neben sie und schreie vor Entsetzen auf. Zwischen sich im Wind wiegenden, graugelben Gräsern liegt der nackte Leichnam eines Kleinkindes. Sofort wende ich mich ab, schlage die Hände vors Gesicht und schließe die Augen. Zu spät, der entsetzliche Anblick hat sich bereits in meine Netzhaut gebrannt. In meinem Rücken höre ich Schwester Luisa Fernanda beten, auf Kopf und Schultern spüre ich die brennende Sonne. Mir ist heiß, entsetzlich heiß, dann dunkelt es vor meinen Augen. „Du bleibst hier!“, befielt die Oberin und läuft an mir vorüber zum Traktor. Ihre harschen Worte holen mich zurück. Ich möchte protestieren, ihr nachlaufen, bleibe jedoch wie mit dem Boden verwachsen stehen. „Bete für das Kind!“, ruft Schwester Luisa Fernanda über die Schulter, dann steigt sie auf und fährt weg.
Das Kind liegt auf dem Rücken, die Arme mit einer Paketschnur an den dürren Körper gebunden, über dem Kopf ein grobmaschiger Sack. Auch Knie und Knöchel sind zusammengebunden und die gleiche Schnur mäandert vom Brustbein hinunter, bis weit über den Bauchnabel hinaus; verschwindet in der milchweißen Haut, taucht zweifingerbreit entfernt wieder auf. Ein verschnürtes, vernähtes Paket. Gott, bitte nimm dies Bild von mir!
Ein Windhauch fährt mir entgegen, wischt mir Hände und Zweifel aus dem Gesicht. Mit klarem Blick schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle die Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns. Die frische Brise trägt den schweren Duft der warmen Erde mit sich, den der Gräser und der wogenden Mohnblüten ringsum. Dann dreht der Wind und mich überfällt der faulige Gestank des Todes.

Am nächsten Tag bin ich vom Arbeitsdienst freigestellt, liege lange auf dem Bett in meiner Kammer und weiß nicht, was ich denken soll. Gott, warum?
Das tote Kind ist nicht das erste, das in unmittelbarer Nähe zum Klosters aufgefunden wurde. Das geht schon über ein Jahr so, beinahe monatlich ein Kind, manchmal mehr. Immer die gleichen, schrecklichen Details, verschnürt und ausgenommen wie Fische. Nahezu alle Organe fehlen, dazu die Augäpfel und manchmal die Zähne.
Was dahintersteckt, liegt auf der Hand.
Davon zu wissen, ist eine Sache, es mit eigenen Augen zu sehen, eine ganz andere. Auf meinem Nachthemd, dem Kissen und auf dem Boden neben meinem Bett klebt Erbrochenes. Ich muss an Laura Sofia denken, die Tochter meiner Schwester, seit Wochen weiß niemand, wo sie ist. Wieder schnürt es mir die Kehle zu, muss ich würgen.
Die Ohnmacht im nahegelegenen Dorf ist allgegenwärtig. Nahezu jeder kennt jemanden, der betroffen ist, oder zählt selbst dazu. Die Policía Nacional bleibt tatenlos, Schwester Oberin und ich wurden zu gestern noch nicht einmal befragt. Nicht wenige glauben, die Polizei hätte selbst damit zu tun oder hält zumindest die Hand auf.
Gott, wieso lässt du das zu?
Nach dem Mittagstisch halte ich es nicht länger im Kloster aus. Die Schwestern gehen mir aus dem Weg, Schwester Oberin sieht mich noch nicht einmal an. Dabei brauche ich gerade jetzt einen Menschen, der mich liebt, der mich in die Arme schließt und festhält. Trost und Zuflucht bei Gott zu finden, scheint mir auf einmal schwer möglich. Ich stehle mich aus dem Kloster, nehme eines der Fahrräder und mache mich unbemerkt auf den Weg ins Dorf.

Es ist heiß, ich schwitze unter dem dicken Ordensgewand. Schon nach wenigen hundert Metern bin ich außer Atem und werde deutlich langsamer. Jäh wird mir klar, dass ich erneut die Stelle passieren muss, an der tags zuvor das Kind gelegen hat. Meine Arm- und Beinmuskulatur verkrampft sich und ich gerate ins Schlingern. Herr, warum?
Taumelnd komme ich zum Stehen, stolpernd springe ich vom Rad und falle zu Boden. Mit dem Gesicht nach unten bleibe ich liegen und blase stoßweise Staubwolken auf.
„Schwester!“, vernehme ich eine Stimme, im nächsten Augenblick greifen Hände nach mir.
„Sind Sie verletzt?“, fragt jemand und will mir aufhelfen, aber ich fahre herum und stoße ihn von mir.
„Ana Maria, ich bin es.“
„Mateo!“ Als ich meinen Onkel erkenne, stürze ich mich in seine Arme. Mateo fängt mich auf und zieht mich an sich. Tränen trüben meinen Blick, laut schluchzend bringe ich kein weiteres Wort hervor. Mateo hält mich fest, lässt mich weinen.
„Hast du es gehört?“, frage ich endlich.
„Darum bin ich gekommen.“
So wie er es sagt, überfällt mich ein entsetzlicher Gedanke, den ich bis eben nicht gedacht, wohl verdrängt habe. Wortlos reiße ich mich von Mateo los und starre ihn an. Er erwidert meinen Blick, dann steigen ihm Tränen in die Augen und er wendet sich ab.
„Es ist Laura Sofia“, sage ich tonlos und jemand schaltet die Welt aus. Ein vierseitiger Vorhang zieht mir den Blick zu, etwas reißt mir die Sinne weg, Muskeln und Knochen sind nicht länger existent.

Am Nachmittag erwache ich in meinem alten Zimmer. Die Fensterläden sind geschlossen. Im Halbdunkel lausche ich aufgebrachten Stimmen, die von nebenan zu mir dringen.
„Wir gehen weg, schon nächste Woche, das ist entschieden!“
„Weglaufen? Alles zurücklassen, was wir uns aufgebaut haben?“
„Willst du bleiben? Weiter zusehen?“
„Und Ana Maria?“
„Sie hat selbst entschieden. Jetzt ist es ihre Sache!“
Papa streitet sich mit Mateo. Ob noch jemand mit im Zimmer ist, kann ich nicht sagen.
„Sie braucht uns“, sagt Mateo.
„Sie hat selbst entschieden“, wiederholt Papa, er hat es mir nicht verziehen. Für Papa habe ich mich mit dem Eintritt ins Kloster gegen die Familie entschieden. Gegen eine eigene Familie, gegen seine Enkelkinder. Ich kann ihm nicht unter die Augen treten, nicht jetzt. Auf Zehenspitzen sammle ich ein paar Sachen ein und schleiche zum Fenster.

In der Scheune steige ich aus der Ordenstracht und ziehe Jeans und T-Shirt an. Noch nicht einmal eine Woche ist es her, dass ich weltliche Kleidung abgelegt habe. Jetzt in Hosen zu stecken und meine nackten Arme zu zeigen, erscheint mir falsch und befreiend zugleich.
"Du trägst jetzt sein Gewand, damit gehst du eine Verpflichtung ein!", hallen Schwester Oberins Worte in meinem Kopf wider. "Ich weiß", hatte ich geantwortet. Und jetzt lege ich es einfach so ab.

Auf der Straße, hinten auf Mateos Pickup finde ich das Fahrrad. Die Tracht verstaue ich auf dem Gepäckträger und radle los. Am Ende des Dorfes biege ich nach Westen ab, fahre hinunter zu dem verlassenen Güterbahnhof, wo Andres Felipe das Sagen hat. Sie nennen ihn el chapito, aber für mich bleibt er für immer Felipo, seit er mich in der dritten Klasse auf den Mund geküsst hat.
Bei den Verladerampen angekommen mustern mich feindselige Blicke, Felipo ist nirgends zu sehen. Fünf oder sechs junge Burschen stehen herum, keiner wesentlich älter als ich. Ausnahmslos jeder trägt eine Waffe.
„Puta, was willst du hier?“, blafft einer und ein zweiter: „Suchst du einen Schwanz, cariño?“
Was habe ich mir dabei gedacht? Das sind nicht mehr die Jungs aus der Schule, das haben sie weit hinter sich gelassen. Zwei stellen sich mir in den Weg, zwei weitere schneiden mir den Rückzug ab.
„Wo ist Andres Felipe?“, frage ich und meine Stimme klingt weit weniger selbstsicher, als ich gehofft habe. Ihre Blicke verfinstern sich, dann packt mich einer am Arm und zieht mich vom Rad.
„Ich bin Ana Maria“, sage ich hastig, „el chapito kennt mich, sagt ihm das.“
Ein anderer packt mich an den Haaren, reißt meinen Kopf herum. „Ich bin jetzt el chapo!“, brüllt er und schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie werfen mich auf den Boden, ich fange an zu schreien und in der nächsten Sekunde hält mir einer ein Messer an den Hals.
„Halt die Fresse, puta, oder ich schlitz dich auf!“ Die Klinge schneidet in meine Haut und ich verstumme. Blut läuft mir in den Nacken, als sie sich an meiner Hose zu schaffen machen. Jäh wird mir vollends bewusst, welch großen Fehler ich gemacht habe. Wie um alles in der Welt hatte ich glauben können, hier Antworten oder sogar Hilfe zu finden? Rücksichtslos ziehen sie mir die Jeans von den Beinen und zerreißen meine Unterhose. Ich wehre mich nicht, auch so schneidet das Messer tiefer in meine Haut.
„Das ist Mosqueras Tochter“, sagt einer, „die ist Nonne.“ Er hält mein Ordensgewand in Händen und schaut die anderen unschlüssig an.
„Interessiert mich `n Scheiß!“, meint ein anderer, macht seine Hose auf und drängt sich zwischen meine Beine. El chapo packt ihn am Hemd und zieht ihn von mir. Einen Moment fürchte ich, dass er sein Vorrecht einfordert, dann sagt er jedoch unverhofft: „Gib ihr das!“ Und an mich gewandt: „Lass dich hier nie mehr blicken!“ Sie werfen mir mein Gewand hin, am Boden kauernd ziehe ich es über. Ich schaue keinen von ihnen an, stehe auf und geh zum Fahrrad.

Keine fünfhundert Meter entfernt bleibe ich stehen und greife mir an den Hals. Die Wunde blutet noch, brennt wie Feuer, aber nicht so sehr wie die Scham in mir. Dieses Land ist derart verkommen, ein Leben so wenig wert und Gott sieht bei allem zu. Papa hat recht. Warum hierbleiben?
Ich sehne mich in die Zeit zurück, als er mich auf seinen Armen trug, ich nichts von all dem wusste. Achtlos lasse ich das Rad fallen und sinke zu Boden. Auf der Erde sitzend ziehe ich die Knie dicht an den Körper und umschließe sie mit den Armen. Vornübergebeugt verbergen meine Haare mein Gesicht. Mit dem Anlegen des Gewandes ging ich eine Verpflichtung ein.
„Was machst du hier noch?“
Ich blicke auf, es ist der Junge, der meinen Vater erwähnte.
„Verschwinde von hier!“, keift er, dabei sieht er über seine Schulter. Als er mich wieder anschaut, blicke ich ihm in die Augen und erkenne ein verunsichertes Kind. Ich strecke ihm die Hände entgegen und er zögert. Wieder blickt er sich um, dann ergreift er sie und hilft mir auf die Beine. Im Stehen will er mich abschütteln, aber ich lasse seine Hände nicht los. „Gott sieht alles und jeden“, sage ich und weiß nicht, woher die Worte kommen. Ich schaue ihm weiter in die Augen und er verzieht das Gesicht zu einer ängstlichen Grimasse. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und greife mit meiner rechten in seinen Hosenbund. Er zuckt zusammen, macht jedoch keinerlei Anstalten, mich daran zu hindern, seine Pistole zu nehmen. Einen weiteren Augenblick lang halte ich seine Hand lose in meiner, dann gebe ich ihn frei. Er schluckt, schaut auf die Waffe in meiner Hand und dann wieder mich an. Wortlos drehe ich mich um und gehe langsam Richtung Bahnhof. Hinter mir höre ich seine Füße scharren, dann rennt er weg.

„Was zur Hölle!“, sagt einer und el chapo kommt auf mich zugelaufen. „Bist du irre?“, fragt er und stellt sich mir in den Weg.
„Ich möchte wissen“, sage ich und schaue ihm direkt in die Augen, „wer die Kinder holt?“ Verborgen unter dem Ordensgewand halte ich die Pistole in der Hand.
Er kratzt sich am Kopf, kneift die Augen zusammen und beginnt zu grinsen. Dann holt er aus und ich schieße ihm in den Bauch. Der Knall ist ohrenbetäubend und erschreckt mich mindestens genauso wie die anderen. Ich lege auf den nächsten an und feuere. Ich verfehle ihn und dann frisst sich etwas in meine Brust und die Welt erlischt einmal mehr.
In Schwärze und Stille falle ich. Dann schlage ich hart auf dem Boden auf und komme noch einmal zurück. Wie dicke Wassertropfen bei einem beginnenden Platzregen prasseln weitere Treffer auf mich ein. Und dann

 

Hallo @Henry K.,

vielen Dank fürs lektprieren. Habe die Fehler bereits behoben, damit kein weiterer darüber stolpert.

Den blauen wolkenlosen Himmel lass ich stehen (obgleich du im Grunde recht hast) nur macht ihn das für mich eben noch ein wenig blauer.

Und mit wie er es sagt, meine ich tatsächlich wie und nicht wann.

Nochmals danke und eine gute Zeit!

Gruß,
Sammis

 

Für Papa habe ich mich mit dem Eintritt ins Kloster gegen die Familie entschieden. Gegen eine eigene Familie, gegen seine Enkelkinder.

Lass Dich nicht nervös machen,

liebe @Sammis,

Fehler machen wir alle und einen (dann hoffentlich unfehlbaren) Gott der Rechtschreibung oder – größer – Grammatik gibt es nicht und das war es auch, warum etwa Marcel Reich-Ranicki bei seinen öffentlich vorgetragenen Rezensionen Feuchtigkeit von seinem heiligen Munde verspritzte (da braucht es keiner Ironie, er war und ist ja nicht der einzige mit feuchter Aussprache), dass selbst der schlichte Fernsehgucker auch schon mal – vorsichtshalber - des Regenschirms bedurfte.
Ich sag das, weil nach dem erfolgreich gemeisterten Startschuss ein erster, vllt. besser würde-loser (Ver)Stolperer folgt

Das würde sich auch mit den ersten Gelübden nicht ändert, nach dem Noviziat, erst mit den ewigen, die für ein Leben gelten.

Was direkt zu meiner Frage führt – hastu keinen bei der Hand, der Korrektur liest, selbst der gelegentliche Gegenleser ist da eine Hilfe.

Dass ich keinen brauche, ist ein Gerücht. Aber meist lass ich und ließe ich – sofern ich was schriebe – und da wird demnächst mein Marx-Artikel eine Bereicherung finden – wenn am niederrheinischen Literaturhimmel ein neuer Stern (da zeigt sich die Grenze der blödsinnigen Genderei – wer hätte je von einer Sternin gehört?) alles aktuelle in den Schatten drängt, selbst wenn es keine Haberm*äßin oder kürzer Habermaus ist.

In meinen Rücken höre ich Schwester Luisa Fernanda beten, …
kommstu wahrscheinlich selber drauf und nur für den NOtfall "meinem"

Mit offenen Augen schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle seine Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns.
Ich bin mir sicher, dass um die Zeitenwende herum der jüdische Sandalenträger (trag ich übrigens auch vorzugsweise, wenn ich nicht sprinte oder gar einige km zu Fuß oder vervielfachtr per Fahrrad abarbeite) sich nicht für „unfehlbar“ hielt, wiewohl er sich nie zu dem Thema geäußert hat.

Das tote Kind ist nicht das erste, dass in unmittelbarer Nähe zum Klosters aufgefunden wurde.
Da musstu richtig aufpassen, das vielgestaltige „das“ mit dem ein-eindeutigen „dass“ zu ferveckseln.

Hier nur der Hinweis, das dieses dass nur einfach verwendet werden kann, dass das aber an unterschiedlichsten Stellen (hilfreich ist da evtl. die Seite

Hab jetzt nicht vergleichbare Fälle parat …

kurz:

Davon zu wissen, ist eine Sache, es mit eigenen Augen zu sehen, eine ganz andere.

Gott, wieso lässt du das zu?
Weiß ich nicht, weißtu nicht, weiß keiner und wahrscheinlich sucht Dr. Murke immer noch im gesammelten Schweigen nach ihm oder – gendern/gendsien wir ein bisschen – ihr, vermutlich seine Mutter.
Gibt ja Muttererde. Zusammen und auseinander Mutter Erde.

Trost und Zuflucht bei Gott zu finden, scheint mir mit einmal schwer möglich.
Hm, vllt. landschaftlich bedingt, aber überregional besser „auf einmal“ oder „mit einem Mal“

Wie er es sagt, überfällt mich ein entsetzlicher Gedanke, den ich bis eben nicht gedacht, wohl verdrängt hatte.
Im Satz besser die Zeitenwahl einhalten, und – mal so nebenbei – etwas „verdrängt (zu) haben“ ist ja auch schon vorbei ...

Fünf oder sechs Jungs stehen herum, keiner wesentlich älter als ich.
Wie in der Zeitenfolge musstu Du Dich auch entscheiden, ob Hochdeutsch, Dialekt oder – was im Ruhrpott eigentlich jeden Fähler kaschieren ließe, sind doch hier neben den Eingeborenen Albaner ungezählte Nationen (also bis) Zyprioten (nicht zu velwechsern mit Idioten – wahrscheinlich der größte Volksstamm überall) inzwischen „beheimatet“.

Ich bin über meine Frau Mutter halber Ungar, wiewohl ihr Mädchenname mich in jungen Jahren in Bundszus den Bundschuh der Reformationszeiten erinnerte.

So weit die Offenbarung des

Friedel,
der sich gen die Kurzform des "Fritz" entschieden hat, weil ihm Walther von der Vogelweide ("Unter den Linden") besser gefällt als alles Peußische Brimborium und Säbelrasseln

Nu is' genuch Offenbarung & et wird schon werden, bin ich von überzeugt!

 

Hallo @Friedrichard!

Hilfe in Rätseln. Von dir zu Lesen, ein Ansporn für die grauen Zellen. Hoffe, ich hab verstanden, was du mir mitteilen wolltest.
Nein, habe tatsächlich niemanden Kompetenten, der da draufschauen könnte, auch deswegen werde ich von Zeit zu Zeit hier vorstellig. Im Grunde weiß ich um die Fehler, übersehe sie dennoch regelmäßig. Ist es Unkonzentriertheit, eine Form der Legasthenie, beginnende Demenz oder ein wenig von allem, ich weiß es nicht. :confused::)
Danke jedenfalls für deine Zeit und Hilfe!

Gruß,
Sammis

 
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Hallo Sammis!

Dein Text hat mir insgesamt betrachtet gut gefallen. Das Thema ist durchaus interessant, ich insistiere bandenmäßig organisierten Organhandel in Mexiko. Warum die ermordeten Kinder nicht komplett verschwinden, wie meistens in solchen Fällen, wird nicht klar. Ein schreckliches Thema jedenfalls, zumal Organe zwecks Transplantation nur (noch) lebenden Menschen entnommen werden können.
Die Person der Novizin ist mehrschichtig angelegt. Einerseits strenggläubig, andererseits an Gott zweifelnd, wenn nicht sogar verzweifelnd, im Schlussbild erfolgt die völlige Aufgabe des unbedingten Gottvertrauens. Auch der innerfamiliäre Konflikt kommt gut zum Ausdruck. Sprachlich wirkt der Text auf mich noch nicht ausgereift, aber ich finde, du hast erzählerisches Talent. Ich bin deiner spannenden Story bis zuletzt in einem Zug gefolgt. So gesehen: Daumen hoch! :)
Unterhalb habe ich ein paar Dinge angemerkt, die mir aufgefallen sind. Nimm, was dir brauchbar erscheint.

Das Postulat liegt hinter mir. Seit gestern trage ich die Ordenstracht, die graue, die Schwestern des Monasterio del Maria tragen schwarz.

Der zweite Satz ließe sich kürzen und damit beschleunigen, ohne die Aussage zu ändern:

Seit gestern trage ich die graue Ordenstracht, Schwestern des Monasterio del Maria tragen schwarz.

Das würde sich auch mit den ersten Gelübden nicht ändern, nach dem Noviziat, erst mit den ewigen, die für ein Leben gelten.

Du konstruierst häufig Einschubsätze. Würde diesen Satz teilen:

Das würde sich auch mit den ersten Gelübden nach dem Noviziat nicht ändern. Erst mit den ewigen, die für ein Leben gelten.

Ich starre stur geradeaus, erwidere nichts und hoffe, dass sie er dabei belässt.
es

„Heilige Maria Muttergottes!“, stößt Schwester Luisa Fernanda aus, bleibt stehen und hebt beide Hände zum wolkenlos blauen Himmel.
Klassische Tautologie. Geht kürzer: ... zum wolkenlosen Himmel.

Mit offenen Augen schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle seine Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns.

Wie sonst? Mit geschlossenen Augen geht das nicht. Hier könntest du adjektivieren.
Mit weit geöffneten etc.
Auch könntest du das dreimalige sein(e) wenigstens einmal ersetzen. .. fühle Gottes Gegenwart ...

Die frische Brise trägt den schweren Duft der warmen Erde mit sich, den der Gräser und der wiegenden Blätter ringsum. Dann dreht der Wind und mich überfällt der faulige Gestank des Todes.
Dieser Satz liest sich zwar gut, ich würde ihn aber kürzen.

Was dahintersteckt, liegt auf der Hand.
Hier noch nicht. Erst später darf darüber spekuliert werden. ;)

Nach dem Mittagstisch halte ich es nicht länger im Kloster aus. Die Schwestern gingen mir aus dem Weg, Schwester Oberin sah mich noch nicht einmal an.
Hier stimmt der Tempus nicht. (gehen, sehen)

Taumelnd komme ich zum Stehen, stolpernd springe ich vom Rad und falle zu Boden.
Partizipien sind so eine Sache, besonders wenn sie innerhalb eines Satzes paarweise auftreten. ;)

„Es ist Laura Sofia“, sage ich tonlos und jemand schaltet die Welt aus.
Gelungener Satz! :)

Ein vierseitiger Vorhang ? zieht mir den Blick zu, etwas reißt mir die Sinne weg, Muskeln und Knochen sind nicht länger existent.
Weniger gelungen. ;)
Noch nicht einmal eine Woche ist es her, dass ich weltliche Kleidung abgelegt habe. Jetzt in Hosen zu stecken und meine nackten Arme zu zeigen, erscheint mir falsch und befreiend zugleich.
Gut gemacht. Hier zeigen sich bildhaft die Zweifel der Novizin.

"Du trägst jetzt sein Gewand, damit gehst du eine Verpflichtung ein!", hallen Schwester Oberins Worte in meinem Kopf wider. "Ich weiß", hatte ich geantwortet, und jetzt lege ich es einfach so ab.
Den zweiten Satz besser teilen, damit erhält die eigentliche Aussage mehr Gewicht:
"Ich weiß", hatte ich geantwortet. Und jetzt lege ich es einfach so ab.

Bei den Verladerampen angekommen mustern mich feindselige Blicke, Felipo ist nirgends zu sehen. Fünf oder sechs Jungs stehen herum, keiner wesentlich älter als ich. Ausnahmslos jeder trägt eine Waffe.
Das englische Plural-S gibt es im Deutschen nicht, auch wenn es sich mittlerweile eingebürgert hat. (Jungen)
Besser fände ich: ... fünf oder sechs junge Burschen ...
Warmes Blut läuft mir in den Nacken, als sie sich an meiner Hose zu schaffen machen. Jäh wird mir vollends bewusst, welch großen Fehler ich gemacht habe.
Schon klar. ;)

Ich schaue auf, es ist der Junge, der meinen Vater erwähnte.
„Verschwinde von hier!“, keift er, dabei schaut er über seine Schulter. Als er mich wieder anschaut, blicke ich ihm in die Augen und erkenne ein verunsichertes Kind.
Hier und unterhalb wird etwas viel geschaut.

Wieder schaut er sich um, dann ergreift er sie und hilft mir auf die Beine.
Ich schaue ihm weiter in die Augen und er verzieht das Gesicht zu einer ängstlichen Grimasse.

In Schwärze und Stille falle ich. Dann schlage ich hart auf dem Boden auf und komme noch einmal zurück.
Gut formuliert! Vor allem, weil du die Präsensperspektive damit nicht brichst. :)
Wie erste dicke Wassertropfen bei einem beginnenden Platzregen prasseln weitere Treffer auf mich ein. Und dann
Hier würde ich mich entscheiden, entweder von ersten Tropfen oder einem beginnenden Platzregen zu schreiben. Oder: Wie dicke Wassertropfen eines beginnenden Platzregens ...
Und dann ...

LG, Manuela :)

 

Hallo Sammis,

zunächst dachte ich, das ist mir zu hoch, da kann ich gar nichst mehr kommentieren. Da ich den Text aber sehr gut finde, möchte ich doch ein kleines Feedback geben.

Ich finde, du hast den Glauben gut eingeflochten, lässt ihn immer wieder in Fragen an Gott und Anreden aufleuchten. gleichzeitig, wie bereits schon erwähnt wurde, ist die Novizin noch nicht so lange in dem Gebiet tätig, ist vor innere Unsicherheiten gestellt und an einem Ort, der diesem Glauben ordentlich Konkurrenz machen.

Während ich die Geschichte las, hatte ich den Eindruck, du bist immer mehr in den Fluss gekommen. Was der Protagonistin zunächst äußerlich widerfährt, wird am Schluss ein starke innerliches Bild. Sowie du in die Erzählung eingetaucht bist, identifiziert sich die lesende Person auch mehr und mehr mit Ana Maria.

Auch wenn ich nicht so auf Grusel stehe, hast du die Situation sehr empathisch dar gestellt, sodass es sich nicht wie ein "Horror-Story" für mich anfühlte, sondern eher wie die Beschreibung und das Miterleben eines schicksalhaften Ereignisses, das bei jedem eine Gänsehaut auslöst. Hier möchte ich auch anmerken, dass mir im Bewusstsein, dass solche Fälle vorkommen, mir immer noch ein Schauer im Nacken hockt.

Nun zum Text:

„Mir geht es gut“, schreie ich gegen den bellenden Motorenlärm an, „heute ist ein herrlicher Tag!“
Du hast am Anfang, glaube ich, drei Mal "schreien" als Verb. Vorschlag:
"Mir geht es gut", komme ich gerade so gegen den bellenden Motorenlärm an ...
Ich steige ebenfalls vom Traktor, reibe mir die Knie und folge ihr ein kurzes Stück den Weg zurück.
Schön, wie du da den Zusammenstoß ihrer Knie mit dem Bremsen nochmal aufgreifst. Das fällt vielleicht nicht allen auf, aber die mit Sinn fürs Detail werden es lieben!
Gott, bitte nimm dies Bild von mir!
Das dachte ich auch, dabei habe ich es nicht einmal gesehen ... Schön beschrieben, so wirkt es sehr authentisch.
Die frische Brise trägt den schweren Duft der warmen Erde mit sich, den der Gräser und der wiegenden Blätter ringsum.
Noch ein kleines Fehlerchen ;)
Dabei brauche ich gerade jetzt einen Menschen, der mich liebt, der mich in die Arme schließt und festhält. Trost und Zuflucht bei Gott zu finden, scheint mir auf einmal schwer möglich.
Schön, dieser Kontrast zwischen Mensch-sein und Religionausüben. Absolut nachvollziehbar und wirklich hart für sie.
erscheint mir falsch und befreiend zugleich.
Ist "befreiend" das Gegenteil von "falsch"?
"Du trägst jetzt sein Gewand, damit gehst du eine Verpflichtung ein!", hallen Schwester Oberins Worte in meinem Kopf wider. "Ich weiß", hatte ich geantwortet, und jetzt lege ich es einfach so ab.
Sehr gut, wie du hier nochmal die Wichtigkeit ihres Eids hervor hebst und hier nochmal ihre Entscheidung gestärkt wird.
„Gott sieht alles und jeden“, sage ich und weiß nicht, woher die Worte kommen.
Eingebung? Jedenfalls für mich als Leserin ein magischer Moment :)
Wie erste dicke Wassertropfen bei einem beginnenden Platzregen prasseln weitere Treffer auf mich ein. Und dann
Der Regen scheint auch ein Sinnbild der Erlösung zu sein? Jedenfalls finde ich das gekonnt verbildlicht.
Auch wirklich ein ungewöhnliches Ende (ich gehe mal davon aus, dass sie es nicht überlebt). Irgendwie findet sie ja dadurch auch einen Weg zu Gott und in den Frieden (optimistisch gesehen). Aber insgesamt schon ein sehr düsteres Ende. "Und dann" ist die einzige Freiheit des Lesenden, ein eigenes positives Ende zu zaubern, was ja wiederum eine eigene Reflektion des Glaubens an das Schlechte bzw. Gute ermöglicht. Sehr schön gewählt, die Formulierung.

So, das wäre es von mir. Danke, dass ich mich hier am Kommentieren erproben kann:)

Einen schönen Sonntag noch!
Liebe Grüße
Liane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Manuela K.,

vielen Dank fürs Lesen, Gedanken machen und kommentieren. Es freut mich sehr, dass dir mein Text ein Stück weit gefallen hat. Dass du ihn überhaupt und dann auch noch in einem Rutsch zu Ende gelesen hast, verbuche ich bereits als Fortschritt/Erfolg und ist mir Lob genug. Danke dafür!
Die meisten deiner Vorschläge leuchteten mir ein und habe ich direkt übernommen/umgesetzt. Auch der doppelt blaue Himmel musste nun, nach zweifachem Bemängeln, weichen.
Mit den offenen Augen hadere ich noch. Schon klar, dass sie offen sein müssen um überhaupt sehen zu können, aber es heißt ja auch: Meine Augen sind weit offen. Mal schauen, ob mir da noch was einfällt. Auch möchte ich die Gräser und Blätter behalten. Die Erde allein ist mir zu wenig Kontrast zum Folgesatz.
Ist Die Schwestern gingen mir aus dem Weg, Schwester Oberin sah mich noch nicht einmal an. wirklich falsch? Es ist ja vorbei, als sie darüber nachdenkt. Habe es dennoch abgeändert. Geht, denke ich, auch so.
Der vierseitige Vorhang. Ja, dachte mir schon, dass ich damit anecke. Das ist mein Empfinden einer sich abzeichnenden Ohnmacht. So als zöge sich ein Vorhang zu, aber eben nicht nur von links und rechts, sonder auch oben und unten. Und die Muskeln und Knochen – so empfinde ich den Ablauf: Zuerst die Sicht weg, dann die restlichen Sinne, und letztlich das Umfallen.

Nochmals danke für deine Worte und Hilfe.

Gruß,
Sammis


Hallo @liane2.0,

auch dir möchte ich von Herzen danken! Es tut so gut und motiviert ungemein, auch einmal gelobt und nicht wie so oft (meist zurecht) auseinandergenommen zu werden.

Auch deine Anmerkungen öffnen mir die (oftmals für den eigenen Text blinden) Augen. Habe das Geschrei am Anfang ein wenig abwechslungsreicher gestaltet.
Befreiend ist sicher nicht das Gegenteil von falsch. Muss es aber auch nicht, oder? Sind zwei unterschiedliche Sichtweisen oder Gefühlszustände, die zusammen auftreten und nicht recht zusammenpassen.
Zuerst stand da: Und dann, vorbei.
Das erschien mir dann jedoch nicht passend. Weil wenn es zu Ende geht, das mMn abrupt geschieht, sozusagen mitten im Satz. Daher sind mir selbst angestellte Auslassungspunkte zu viel. Ob oder was danach noch kommen mag oder nicht liegt am Glauben oder der Hoffnung und Vorstellungskraft eines jeden Einzelnen.

Auch dir nochmals danke für deine Worte und deine Zeit. Wünsche dir ebenfalls einen schönen, vielleicht mit einem wolkenlos blauen ;)Himmel überspannten Sonntag!

Gruß,
Sammis

 

Mit den offenen Augen hadere ich noch. Schon klar, dass sie offen sein müssen um überhaupt sehen zu können, aber es heißt ja auch: Meine Augen sind weit offen.
Genau das habe ich im Kommentar vorgeschlagen. ;)

 

Oh, stimmt. :(:lol:

Mit klarem Blick schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle die Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns.

Hab jetzt das daraus gemacht. Auch ein sein getilgt. Bin nicht restlos zufrieden, mal schaun, vielleicht kommt noch was.

 

Hallo Sammis,

gruselige Story, die gut geschrieben ist.

Zwischen sich im Wind wiegenden, graugelben Gräsern liegt der nackte Leichnam eines Kleinkindes.
Da fühlt man sich gerade ganz wohl in der Szenerie - und dann das. Schockt richtig.
Ein frischer Wind fährt mir entgegen, wischt mir Hände und Zweifel aus dem Gesicht. Mit klarem Blick schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle die Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns.
Hm, sie sieht eine Kinderleiche und empfindet gleich danach die Herrlichkeit der Schöpfung?
Das tote Kind ist nicht das erste, das in unmittelbarer Nähe zum Klosters aufgefunden wurde. Das geht schon über ein Jahr so, beinahe monatlich ein Kind, manchmal mehr.
Es wäre interessant zu wissen, in welchem Land das Ganze möglich ist.

Die Policía Nacional bleibt tatenlos, Schwester Oberin und ich wurden zu gestern noch nicht einmal befragt.
Spanien? Südamerika? Die Tatenlosigkeit müsste doch zumindest in den Zeitungen berichtet werden?
„Es ist Laura Sofia“, sage ich tonlos und jemand schaltet die Welt aus.
Das ist gut beschrieben, die Welt, die nicht mehr dieselbe ist, eigentlich nicht mehr da.

Dies Schießen und erschossen werden zum Schluss, ich finde, das passt nicht so gut zur Geschichte. Eher dazu, dass du diesmal ausnahmsweise schneller zum Ende kommen wolltest.
Ich fand es interessant.

Grüße Eva

 

Hallo @Sammis,

Seit gestern trage ich die graue Ordenstracht
ein interessanter Text, am Anfang steht der Bruch im Leben der Protagonistin, dann folgen weitere. Dies macht den Text lebendig.

Das ist die zweite Zäsur in deinem Text:

Zwischen sich im Wind wiegenden, graugelben Gräsern liegt der nackte Leichnam eines Kleinkindes.
Ein gelungener Bruch der Erzählung, die Idylle wird unvermittelt zerstört. Wenn du bewußt die sich "wiegenden" Gräser dem Leichnahm gegenüber gestellt hast, dann ein besonderes Lob an dieser Stelle! :thumbsup:

Die nächste Zäsur:

Mit klarem Blick schaue ich hinaus, sehe die Herrlichkeit seiner Schöpfung, fühle die Gegenwart und weiß um die Unfehlbarkeit seines Handelns.
Das ist fast schon eine menschenfremde Reaktion, aber einer Person, die ihr Leben ihrer Religion widmen will, traut man dies schon zu.

Ein frischer Wind fährt mir entgegen, wischt mir Hände und Zweifel aus dem Gesicht.
Huh - da komme ich nicht mit zurecht: Ein Wind der Physisches (Hände) und Psychisches (Zweifel) aus dem Gesicht entfernt? Warum und wie befinden sich beide 'im Gesicht'?


Die frische Brise trägt den schweren Duft der warmen Erde mit sich, den der Gräser und der
wiegenden Blätter ringsum.
Wiederholung von 'frisch', auch von dem Eindruch 'wiegender' Pflanzen. Den "Duft" würde ich nicht bis auf die "Blätter" ausdehnen, Blüten bieten sich an.

Was dahintersteckt, liegt auf der Hand.
Im Moment des Lesens, weiß man nicht, ob du mit der Aussage Spannung aufbauen willst, für den Leser liegt erstmal nichts "auf der Hand."
Mal sehen ...

Nach dem Mittagstisch halte ich es nicht länger im Kloster aus. Die Schwestern gehen mir aus dem Weg, Schwester Oberin sieht mich noch nicht einmal an.
Eigentlich ein seltsames Verhalten - was steckt dahinter? Gut gemacht.


„Ana Maria! Ich bin es.“
María?


Wie er es sagt
Als er ...

Ein vierseitiger Vorhang zieht mir den Blick zu, etwas reißt mir die Sinne weg, Muskeln und Knochen sind nicht länger existent.
Das mit dem "Vorhang" finde ich zu schwach für die Situation; der Rest ist stärker.

Ob noch wer mit im Zimmer ist, kann ich nicht sagen.
Ob noch jemand ... (bei wörtlicher Rede würde ich es nicht beanstanden).

Zum Inhalt:

Die Geschichte lässt sich gut lesen, wenn auch nicht 'atemberaubende' Spannung entsteht, doch so viel, dass man sich fragt, was wohl noch passiert. Du verlässt dich zum Glück nicht nur auf die Spannung, sondern sprichst andere Themen an: Die Entscheidung für Gott, die Familiensituation usw. Trotz der Kürze ist dir gelungen genug Informationen anzugeben, so dass man die Handlungsmotive versteht.


Vielleicht habe ich es nicht bemerkt, aber ich frage mich, warum man die Frau so seltsam behandelt? Hier:

Die Schwestern gehen mir aus dem Weg, Schwester Oberin sieht mich noch nicht einmal an.

„Puta, was willst du hier?“

Das habe ich mich auch gefragt, aber aus einem anderen Grund als der Sprecher! :lol:
Wie dicke Wassertropfen bei einem beginnenden Platzregen prasseln weitere Treffer auf mich ein.
Zum Glück bin ich noch nie angeschossen worden - aber Projektileinschläge, diese Gewebe zerfetzenden, Adern aufreißenden, Knochen zersplitternden, rasenden Metallstücke mit Wassertropfen zu vergleichen ...

Beste Grüße,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Eva Luise Groh,

danke, dass du dir auch diese Geschichte angeschaut hast und deine Gedanken dazu mitteilst.
Dachte bei der Geschichte an Südamerika, vier oder fünf Jahrzehnte zurück. Grundidee war den Titel unpassend passend einzufangen. Überzeugung, Zweifel und verzweifeltes Festhalten auf dem Weg zu den ewigen Gelübden. Und ohne Knall geht es bei mir nicht (selten). Somit muss geschossen und gestorben werden. :D

Habe mir hierfür die Grenze von max. 2500 Worten auferlegt. Wie du weißt, neige ich dazu, zu viele Nasen und Themen reinzupacken, das wollte ich hier vermeiden.

Gruß,
Sammis


Hallo @Woltochinon,

Dank auch an dich, dass du dir die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen hast.
Wie bereits oben angesprochen, versuchte ich die Widersprüche zwischen (blindem) Glauben und aufkommenden Zweifel zu verdeutlichen. Und da ich nicht unbedingt der Typ für leise Töne bin, fällt das bei mir oft etwas plakativ aus.

Der wischende Wind. Sie verbirgt ja das Gesicht in Händen. Und der Wind steht hier eben bildlich für Gottes Atem. Der ihr die Augen öffnet und die Zweifel von ihr nimmt.

Frisch frisch muss weg. Richtig. Auch das doppelte wiegen. Und Blüten sind die bessere Wahl. Danke!

Wie er es sagt … Hier geht es tatsächlich um das wie. Den Tonfall. Wollte das jedoch nicht so hinschreiben. Wurde nun aber bereits zum zweiten Mal missverstanden. Muss ich mir wohl doch was einfallen lassen.

Mein Vorhang will auch nicht recht gefallen. Hm, dabei finde ich die Umschreibung eigenen Erfahrungen nach recht treffend.

Das Verhalten der Schwestern und der Oberin ist in der Tat vollkommen unbegründet. Musste Anna Maria da ja irgendwie rausbringen. :rolleyes:

Die prasselnden Regentropfen stelle ich mir Makro in Zeitlupe vor. Schon der erste Treffer hat sie weit Richtung Jenseits gezogen, sodass sie alle folgenden nur noch als leichtes Ploppen wahrnimmt. So mein Kopfkino dazu.

Nochmals danke für deine hilfreichen Hinweise.

Gruß,
Sammis

 

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