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Pad Thai

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05.07.2020
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Pad Thai

Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Mit diesen kleinen Händen? Ich versuche mir das vorzustellen. Vincent hebt seine Dose Chang und prostet Atiwat zu. Er zeigt auf ein großes, ausgeblichenes Poster an der Wand. „Rama!“, ruft er und nickt lachend. „Rama, ja ja!“ Er prostet in Richtung des uniformierten Monarchen und nimmt einen Schluck. Dann starrt er mich mit aufgerissenen Augen an. Ich nehme also auch einen Schluck. Das Bier ist pisswarm. Ein paar Tische weiter schreit ein kleiner Thai mit Halbglatze gegen die laute Musik an. Jedes Mal, wenn ich zu ihm herüberschaue, hat er eine neue Zigarette zwischen den Lippen. Trotz der Hitze trägt er ein ordentliches Hemd und lange Hosen. Ununterbrochen rauchend kommentiert er mit einem Mikrofon die Kämpfe im Ring. Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt, aber die Art und Weise, wie er seinen Text herunterrattert, ist beeindruckend. Die Tische um uns herum sind voller Pappteller mit Nudeln, Garnelen und Fleisch. Überall liegen leere Bierdosen, Becher und Zigarettenkippen herum. Es ist voll, laut und die Luft steht vor Rauch. Daran ändern auch die Ventilatoren nichts, die sich an der Decke träge drehen. Ich schaue zum Ring herüber. Der rote Kämpfer bewegt sich auf seinen Gegner zu. Dabei tippt er zwei-, dreimal mit seinem linken Fuß auf den Boden. Dann schlägt er eine schnelle Jab/Cross-Kombination und schließt mit einem rechten Tritt zum Oberschenkel. Der Blaue nimmt den Treffer ohne zu blocken. Die härten hier ihre Schenkel ab, indem sie mit Bambusstöcken dagegen schlagen. Und mit ihren Schienbeinen treten die gegen Rohre. Irgendwann sind die Nerven durch. Ein Kick des Blauen trifft sein Gegenüber in Höhe der Rippen und ich bilde mir ein, trotz des Lärms um uns herum das Klatschen von Knochen auf Haut hören zu können. Wie alt die beiden sind, kann ich nicht sagen. Sie könnten vierzehn oder auch vierundzwanzig Jahre alt sein, aber sie haben etwas in ihren Gesichtern, dass sie viel älter aussehen lässt. Sie erinnern mich an Atiwat.

„Der hat in den 70ern nen ganzen Haufen Kommunisten erwürgt“, hat Vincent behauptet, bevor Atiwat sich zu uns an den Tisch gesetzt hat. „Haben die früher alle gemacht. Na, waren andere Zeiten.“
„Interesting Place“, sagt er jetzt und grinst Atiwat an. Der antwortet nicht. Ohne Regung in seinem Gesicht nimmt er einen Zug seiner Zigarette und bläst den Rauch aus. Dabei kann ich seine schlechten Zähne sehen. Sein buntes Hemd ist bis zum Bauchnabel aufgeknüpft. Er trägt eine Goldkette um den Hals. Den Anhänger erkenne ich nicht, aber nehme an, dass es irgendein Buddhistenscheiß ist. An drei kleinen Fingern seiner kleinen Hände trägt er Ringe. Breite Dinger mit viel zu großen Steinen, als dass sie wirklich echt sein könnten. Er nimmt seine Sonnenbrille ab, klappt die Bügel zusammen und legt sie zu seinen Zigaretten auf den Tisch. Seine Augen sind kalt, sein ganzes Gesicht völlig ausdruckslos.
„Ach scheiße, ich hoffe, der versteht uns überhaupt“, sagt Vincent. Ich stelle mir vor, wie Atiwat vor zwanzig Jahren irgendwelchen armen Schweinen gegenüber gesessen, Rauch in deren Gesichter geblasen und sie mit diesen toten Augen angesehen hat, bevor er und seine Leute sie mit dicken Starkstromkabeln totgeschlagen haben.
„Well, my friend here ...“, versucht es Vincent noch einmal und zeigt auf mich. „Strong guy. And also a fighter, you know? Like these ones.“ Er zeigt auf die Kämpfer im Ring, die sich gegenseitig im Clinch haben und versuchen mit ihren Knien die Rippen des anderen zu treffen. Atiwat grinst und bläst Rauch aus der Nase. Seine Augen lachen nicht und er sieht mich lange an. Er geht mir vielleicht bis zur Schulter und wiegt mindestens vierzig Kilo weniger, schätze ich.
„Not these kung-fu-shit, no! Real Fights! Like in Bloodsport, you know? Van Damme kicking some asses in Hong Kong!“, sagt Vincent und boxt dabei in die Luft wie ein Achtjähriger.
Atiwat zieht die Nase hoch und räuspert sich.
„Bangkok.“, sagt er leise. „Not Hong-Kong.“
„Was?“ Vincent schaut mich grinsend an. Dann versteht er.
„Ah, no, no. Just a movie, you know? Well, never mind.“
Viel zu junge Mädchen laufen halb nackt durch die engen Tischreihen um uns herum und lassen sich von fetten Weißen begrapschen, während sie warmes Bier aus Plastikbechern verteilen. Der Mikrofonmann kündigt schreiend die nächste Runde des Kampfes an. Im Hintergrund läuft Danger Zone und der Gong erklingt. Der Rote blockt einen Tritt, macht eine schnelle Bewegung nach vorne und zieht seinen rechten Ellbogen mit Wucht von unten gegen das ungeschützte Kinn des Gegners. Schnell greift er nach, verschränkt die Hände hinter dem Nacken des anderen und drückt dessen Kopf nach unten. Dabei reißt er sein Knie nach oben und trifft den Blauen mit voller Wucht im Gesicht. Der geht sofort zu Boden und rührt sich nicht mehr. Die Stimme des Mikrofonmanns überschlägt sich und die Weißen im Raum drehen durch. Einige besoffene G.I.s springen auf und beginnen zu johlen, als ob sie selbst gerade jemanden umgehauen hätten. Dabei fallen Stühle und einer der kleinen Tische um, Bier läuft über den Boden, Becher und Pappteller fliegen durch die Luft. Den wenigen Thais hier ist es egal. Die kennen das, rauchen still ihre Zigaretten und essen weiter, als ob nichts wäre.
„Wooah!“, ruft Vincent, zieht an seiner Zigarette und schüttelt kichernd den Kopf.
„I will have a fight in two days“, sage ich zu Atiwat.
Mir fällt auf, dass ihm die schwüle Hitze nichts auszumachen scheint. Er schwitzt nicht mal, während er uns gegenübersitzt und emotionslos beobachtet, wie der Ringrichter den Kampf mit wedelnden Armen abbricht.
„You talk?“, sagt er schließlich und ascht auf den Boden neben sich. Dann dreht er sich langsam in meine Richtung.
„A fight in two days and still drinking beer, eh? Well, that´s because you´re a tough guy, I assume. Strong and big like your friend already said. I see.“
„Will mich dieser Pisser verarschen“, setze ich an, aber Vincent unterbricht mich laut:
„Well, in Rotterdam Gabriel is well known for his skills, you know? A few Beers aren´t a big thing. Not really for anyone in europe.“
Atiwat grinst noch immer. Dann sagt er, ohne den Blick von mir abzuwenden: „No doubt about it. So your bets are already placed, my man told me. What else do you need? Girls? Some pills maybe?“
„We talked with some guys around here, you know? Local gym fighters. They told us, that ...“
The Heart of strengh“, unterbreche ich Vincent. Mir geht das Gelaber auf den Sack.
„Dieser Thai-Wichser soll sagen, was er weiß oder sich wieder verpissen!“ Ich nehme einen Schluck Bier, rülpse und zerquetsche die leere Dose. Atiwat hört auf zu grinsen. Langsam drückt er seine Zigarette in einem Teller mit Essensresten aus.
„You know what these men were talking about, right? frage ich ihn. „Is it some kind of a lucky charm? A religious thing? Or is the whole thing just a hoax?“
Atiwat schweigt und scheint zu überlegen. Vincent und ich tauschen einen kurzen Blick.
Seit drei Wochen sind wir in der Stadt. Haben uns in einem der dutzenden Gyms im Viertel angemeldet, mit den Einheimischen trainiert und meinen Wettkampf arrangiert. Zwei der Kämpfer, harte Typen ohne einen erkennbaren Sinn für Humor, haben uns unabhängig voneinander irgendwann vom Heart of strengh erzählt. Wohl ein echter Gamechanger, wie sie meinten. Etwas, was die Locals nutzen, bevor sie in den Ring steigen.
„No more pain, no more fear“, sagte einer der beiden mit einem Leuchten in den dunklen Augen. Was das Heart of strengh genau ist, wollte keiner der beiden sagen. Und die anderen Thais, die wir fragten, sahen uns nur mit diesem verständnislosen Grinsen an, dass die hier alle draufhaben.
Ich habe auf den Straßen Rotterdams schon mehr Nasen von irgendwelchen Wichsern gebrochen, als ich zählen kann, aber Vincent und ich haben auch eine Menge Kohle auf mich gesetzt. Gamechanger klingt deshalb gar nicht so schlecht. Also hat Vince sich weiter umgehört, das Treffen mit Atiwat arrangiert und uns in diesen Schuppen gelotst.

Schließlich schüttelt Atiwat den Kopf.
„It is more than that.“
„Well, what is it then? Some kind of a drug?“
„You will understand, once you tasted it. You will understand all of it. About yourself and about us.“ Atiwat steht auf und greift nach seinen Zigaretten und der Brille. „Tomorrow evening we will meet here again.“ Er macht eine kurze Pause. „9000 Baht“, sagt er noch, bevor er uns sitzen lässt. Der Mikrofonmann beginnt damit, einen neuen Kampf zu kommentieren.

„9000 Baht“, sage ich zu Vincent. „Davon könnten wir beide hier zwei Wochen lang jede Nacht eine andere ficken. Once you tasted it? Was soll das überhaupt heißen?“
„Ach, du hast einen Pferdemagen“, sagt Vincent und blickt die Gasse entlang, in der wir stehen und auf Atiwat warten. „Also ich glaub an den Scheiß. Diese orangenen Mönche hier, die LKWs mit nem Speer am Hals vor sich herdrücken?“ Er deutet auf seinen Kehlkopf. „Meinst du etwa, dass die nicht auf irgendnem Stoff sind, oder was? Ehrlich, du hast wirklich ein paar Bomben drauf. Aber wenns die Möglichkeit gibt, dir nen Vorteil zu verpassen, warum nicht?“
„Gib mir ne Zigarette“, sage ich.
„Gabriel, mein Freund, dachte, du willst morgen einen dieser Thais verdreschen?“ Vincent grinst. Dann hält er mir die offene Packung hin.
„Halts Maul“, sage ich. Gerade als ich eine Zigarette anzünden will, sehe ich Atiwat um die Ecke biegen. Ich nehme die Kippe aus dem Mund und komme mir vor wie ein Schuljunge, den man beim Rauchen erwischt hat. Wir nicken uns zu und er hält uns eine weiße Plastiktüte hin. Wir sehen hinein. Etwas Faustgroßes darin ist in Zeitung eingewickelt. Irgendeine Feuchtigkeit zeichnet sich dunkel auf dem Papier ab.
„Ach scheiße“, murmele ich.
„What´s that?“, fragt Vincent kopfschüttelnd. „Some meat waste? Do you think we´resome stupid white tourists you can fuck with? Ist doch nicht zu fassen, diese scheiß Thais.“
„Go home. Eat it in one piece. Raw. Then go to bed. No more beer, no cigarettes. Tomorrow you will see.“
Atiwat verzieht keine Miene. Nacheinander blickt er erst mir und dann Vincent lange in die Augen.
„Gib ihm schon endlich das Geld“, sage ich schließlich.
Auf dem Weg zurück zum Hotel werfe ich die Zigarette weg. Der Lärm auf den Straßen um uns herum ist ohrenbetäubend und Schweiß läuft mir in Strömen über das Gesicht und den Rücken hinab.

Ich bewege mich, täusche langsame Schläge an, mache eine Meidbewegung. Es fühlt sich so an, als ob sie mich in Watte gepackt hätten. Dumpf, abgelöst von mir selbst. Trotzdem schmerzt jede einzelne meiner Bewegungen, die ich zum Aufwärmen mache. Ich setze mich auf einen kleinen Plastikstuhl und merke, dass mir das Herz bis zum Hals schlägt. Alles dreht sich und als Vincent sich kopfschüttelnd zu mir beugt, verstehe ich nicht, was er sagt. Er berührt meine Stirn.
„Du glühst“, sagt er jetzt, aber mir ist es egal. Mir ist alles egal. Ein Thai kommt in den kleinen Raum und sieht uns an. „Fight“, sagt er schließlich und macht eine Bewegung mit seinem Kopf in Richtung Tür.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen der beiden Locals aus unserem Gym im Publikum gesehen habe. Dazu ist das Licht zu grell. Ganz sicher aber habe ich Atiwat erkannt. Er sitzt ganz vorne, raucht und sieht mich aus seinen kalten Augen an, während ich mich an den Seilen festhalte und versuche, nicht zu schwanken. Mein Gegner führt den traditionellen Wai Khru Ram Muay auf. Die plärrende Musik schmerzt in meinem Kopf. Der Geschmack von rohem Fleisch und metallischem Blut lässt mich würgen. Als der Ringrichter unsere Handschuhe überprüft und einen Augenblick länger als bei allen anderen Kämpfern mein bleiches Gesicht mustert, bekomme ich das erste Mal in meinem Leben Angst vor einem Gegner. You will understand all of it. About yourself and about us. Dann ertönt der Gong und ich verstehe.

 

Hallo Habentus,

finde das liest sich wunderbar stimmig, wie aus einem Guss. Einzig die Bomben, die er drauf hat, passten für meine Ohren nicht so ganz. Ein paar wenige Leerzeichen fehlten, sonst ist mir nichts weiter aufgefallen.

Am Ende steht da, dass er versteht. Ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Das nicht klar wird, was er da zu sich nimmt, ist vollkommen okay. Gibt dem Ganzen etwas Mystik. Aber was bewirkt es denn nu? Das exakte Gegenteil vom dem, was er sich erhofft hat? Nach dem Moto: Jetzt hat er erstmals richtig Angst, nimmt den Kampf ernst und gewinnt deswegen? Weiß nicht, will mir nicht so einleuchten. Vielleicht deute ich es aber auch falsch.

Wie auch immer, sehr stimmungsvoll geschrieben. Hätte gern mehr davon gelesen.

An drei kleinen Fingern seiner kleinen Hände trägt er Ringe.
Das klingt nach einer Abnormität. Als hätte er drei kleine Finger.

Wohl ein echterGamechanger, wie sie meinten. Etwas, was die Locals nutzen, bevor sie in den Ring steigen.
Ich habe auf denStraßen Rotterdams schon mehr Nasen von irgendwelchen Wichsern gebrochen, als ich zählen kann, aber Vincent und ich haben auch eine Menge Kohle auf mich gesetzt.
„Also ich glaub an denScheiß. Diese orangenen Mönche hier, die LKWs mit nem Speer am Hals vor sich herdrücken?“

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis und @Henry K.
danke euch für eure Kommentare!

finde das liest sich wunderbar stimmig, wie aus einem Guss. Einzig die Bomben, die er drauf hat, passten für meine Ohren nicht so ganz. Ein paar wenige Leerzeichen fehlten, sonst ist mir nichts weiter aufgefallen.
Das freut mich natürlich sehr! Auch wenn ich das selbst ein wenig kritischer sehe. Ich denke, dass ich da noch einiges ändern muss, dass es funktioniert. Aber wenn dir der Text schon jetzt gefällt, gibt das natürlich Mut! :)

Am Ende steht da, dass er versteht. Ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht.
Ich gebe zu, dass es nicht so ganz eindeutig ist. Auch das muss ich ggf. noch mal herausarbeiten. Ich breche es mal runter:

- 90er-Jahre. Thailand ist noch nicht so völlig touristisch überlaufen (Geh mal nach Phuket - es ist der Wahnsinn ...) und Muay Thai ist noch nicht in Europa angekommen.
- Die Bezüge zu Kampfsport bewegen sich auf dem Niveau einer Sichtung von Bloodsport.
- Der Protagonist Gabriel und sein Kumpel Vincent (Schläger aus Rotterdam. Ursprünglich wollte ich da dieses Hooligan-Thema noch mal aufgreifen. Evtl. reiche ich das nach. Bin mir unsicher) kommen völlig unwissend nach Thailand und denken sich: Mensch, diese Thais sind ja alle klein und wir hauen die weg. Deshalb schließen sie eine hohe Wette ab.
- Sie verhalten sich nicht besser als die anderen Weißen, die schon da sind. Keinen Respekt vor dem Sport, den Traditionen oder den Menschen.
- Es wir ihnen irgendein Quatsch von einem Heart of strength erzählt. Völliger Hokuspokus. Aber weil sie eben glauben, dass diese mystischen Thais bestimmt sowas haben, gehen sie darauf ein und kaufen Atiwat irgendeinen Quatsch ab.
- Natürlich hat das nicht den gewünschten Effekt. Im Gegenteil.
- Es ist davon auszugehen, dass Gabriel seinen Kampf und sie ihre Kohle verlieren werden. Auch weil sie mit dieser Arroganz aufgetreten sind, die man da leider oft erleben kann ...
- Am Ende wird angedeutet, dass Atiwat und die Locals unter einer Decke stecken und ggf. sogar gegen Gabriel gewettet haben. Aber das ist noch viel zu dünn. Müsste ich wohl ausbauen.
- All das: Seine Arroganz, ihr Irrtum und die Erkenntnis, dass er verlieren wird, wird Gabriel am Ende klar.

Vielleicht deute ich es aber auch falsch.
Im Grunde kannst du es ja deuten, wie es bei dir ankommt. Wenn es sich von meiner Intention unterscheidet, ist es ja erst mal nicht schlimm.

Ich war im letzten Sommer zum Trainieren in Thailand. Vor diesem Hintergrund wollte ich diese Geschichte schreiben. Denn: Es ist wirklich irre, wie sehr sich da alles irgendwelchen westlichen Touris anpasst. Zusätzlich dazu gibt es in Phuket dann noch ganze Straßen, die quasi nur aus Gyms bestehen. Und die Leute, die da rumrennen, sind echt noch mal eine andere Nummer. Und ja, dann habe ich noch einen Kampf gesehen, wo ein riesiger US-Amerikaner absolut siegessicher gegen einen Local angetreten ist. Mit einer Hybris, das glaubst du nicht. Und natürlich hat er krachend verloren. Knockout nach gefühlten 40 Sekunden.

Diese ganzen Verrücktheiten wollte ich (natürlich überspitzt) in eine KG übertragen.
Aber @Henry K. hat schon sehr viele gute und nachvollziehbare Punkte genannt, warum das noch nicht funktioniert. Ich werde da also auf jeden Fall noch mal überarbeiten. Danke auch dafür schon mal!

Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Habentus

Also ich finde, du hast die Atmosphäre in diesem exotischen Setting schön eingefangen, die vielen Details, die stimmigen Beschreibungen. Ich war als Leser dabei. Die Kampfszenen sind so dargestellt, dass ich den Eindruck hatte, der Autor weiß, wovon er schreibt.

Ich habe zum einen wie @Henry K. ein Problem mit dem Protagonisten deiner Erzählung. Er wird zwar nicht ganz so tumb dargestellt wie Vincent, aber der Unterschied zu ihm ist nur minimal. Manchmal, wenn ich beim Lesen in seinem Kopf war, dachte ich, da ist mehr. Hier zum Beispiel:

Ich stelle mir vor, wie Atiwat vor zwanzig Jahren irgendwelchen armen Schweinen gegenüber gesessen, Rauch in deren Gesichter geblasen und sie mit diesen toten Augen angesehen hat, bevor er und seine Leute sie mit dicken Starkstromkabeln totgeschlagen haben.
Viel zu junge Mädchen laufen halb nackt durch die engen Tischreihen um uns herum und lassen sich von fetten Weißen begrapschen, während sie warmes Bier aus Plastikbechern verteilen.
Dann aber hier:
„9000 Baht“, sage ich zu Vincent. „Davon könnten wir beide hier zwei Wochen lang jede Nacht eine andere ficken. Once you tasted it? Was soll das überhaupt heißen?“
„Dieser Thai-Wichser soll sagen, was er weiß oder sich wieder verpissen!“ Ich nehme einen Schluck Bier, rülpse und zerquetsche die leere Dose.
Ich habe auf den Straßen Rotterdams schon mehr Nasen von irgendwelchen Wichsern gebrochen, als ich zählen kann,
Das widerspricht sich doch arg und ist für mich wenig glaubhaft. Da würde ich ihn weniger primitiv darstellen, schon damit er dem Leser sympathischer wird.
So bleibt für mich unter dem Strich am Ende leider nur der Gedanke: Geschieht diesen stupid Tourists ganz recht, dass der Thai sie hereingelegt hat.

Dabei steckt doch in diesem mystischen „Heart oft strength“, und das ist das andere Problem, ein Versprechen, das leider nicht eingelöst wird. Was ist das wirkliche „Heart of strength“? Vielleicht könnte der Ich-Erzähler das für sich in dem Kampf herausfinden? Über sich hinauswachsen, trotz der Einschränkung, aus Wut, aus purem Siegeswillen, was weiß ich. Da wäre Platz für Konflikt und Lösung.
Ich hätte dann gerne gesehen, wie die Gesichtszüge Atiwats endlich mal entgleisen.:D
Zu hollywoodmäßig?

Hier noch Kleinigkeiten:

Mit diesen kleinen Händen?
Hier fragte ich mich, was das zu bedeuten hat. Was hat wer denn mit diesen kleinen Händen gemacht. Die Auflösung kommt erst viel später im Text, für mich zu spät, als ich das mit den kleinen Händen schon fast wieder vergessen hatte.
The Heart of strengh“, unterbreche ich Vincent.
strength. Wenn schon englisch, dann richtig. Überhaupt sehr viel englischer Talk. Das könnte für manche Leser ein Problem sein.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Habentus

Ich gehe mal der Reihe nach vor:

Die ersten Sätze fand ich etwas verwirrend. Mir wurde nicht ganz klar, wo man sich befindet. Du möchtest die schwüle, laute Stimmung in diesem Club beschreiben. Dennoch bin ich der Meinung, dass du erst mit diesem,

Ich nehme also auch einen Schluck. Das Bier ist pisswarm.

oder sogar erst diesem Satz einsteigen könntest:

Es ist voll, laut und die Luft steht vor Rauch. Daran ändern auch die Ventilatoren nichts, die sich an der Decke träge drehen.

Das würde stärker wirken. Die vorherigen Beschreibungen braucht es gar nicht, damit ich mich als Leser orientieren kann. Und gerade so ein Satz wie der mit den Ventilatoren wirkt als Einstieg der Geschichte einfach brutaler.

Sie erinnern mich an Atiwat.

Sehr gut gemacht. Eine Vorwegnahme und in mir steigt die Spannung. Was hat es mit diesem Namen auf sich? Da könntest du den Leser für meinen Geschmack sogar noch ein wenig auf die Folter spannen. Weil du mich nämlich ab hier am Haken hattest!

Ich stelle mir vor, wie Atiwat vor zwanzig Jahren irgendwelchen armen Schweinen gegenüber gesessen, Rauch in deren Gesichter geblasen und sie mit diesen toten Augen angesehen hat, bevor er und seine Leute sie mit dicken Starkstromkabeln totgeschlagen haben.

Extrem stimmungsvolle Beschreibung. Ich habe nicht viele Kenntnisse über die politische Geschichte von Thailand. Ist aber auch nicht notwendig, dass du hier mehr in die Tiefe gehst. Südostasien hat ja überall diese brutalen Vorfälle zu bieten. Da kann ich mir schon ganz gut die Bilder zurecht legen. Atiwat soll als Psychopath rüber kommen und die Charakterisierung gelingt dir schon allein mit diesem Satz.

Im Hintergrund läuft Danger Zone und der Gong erklingt.

Ja, Bloodsport usw. wird auch erwähnt. Aber Danger Zone ist dann wirklich trashig. Natürlich wäre es wahrscheinlich, dass ausgerechnet der dort läuft. Aber vielleicht könnte man etwas anderes nehmen. Ok, Eye of the Tiger wäre noch klischeehafter, also ist es vielleicht doch OK
:D

Der Rote blockt einen Tritt, macht eine schnelle Bewegung nach vorne und zieht seinen rechten Ellbogen mit Wucht von unten gegen das ungeschützte Kinn des Gegners. Schnell greift er nach, verschränkt die Hände hinter dem Nacken des anderen und drückt dessen Kopf nach unten. Dabei reißt er sein Knie nach oben und trifft den Blauen mit voller Wucht im Gesicht. Der geht sofort zu Boden und rührt sich nicht mehr.

Da ich gerade selber in meiner Fantasy Geschichte hänge, weiß ich wie schwierig Kampfszenen zu schreiben sind. Du machst das hier schon sehr gut. Kurze, knackige Beschreibungen. Atemlos, genauso wie der Kampf selbst. Hat mir gut gefallen und davon kann ich gut lernen.

Seit drei Wochen sind wir in der Stadt. Haben uns in einem der dutzenden Gyms im Viertel angemeldet, mit den Einheimischen trainiert und meinen Wettkampf arrangiert.

Das könntest du streichen, weil mir das durch die Beschreibungen davor und danach klar war.

vom Heart of strengherzählt.

Tippfehler. Und das mit strength hat ja Sturek schon angemerkt. Aber vielleicht war es auch Absicht. Weil die Prots selber nicht wirklich gut englisch sprechen?

Also hat Vince sich weiter umgehört, das Treffen mit Atiwat arrangiert und uns in diesen Schuppen gelotst.

Auch das empfinde ich als unnötige Beschreibung. Das wusste ich hier bereits. Nimmt dann leider ein bisschen die Immersion raus weil ich hier den Autor hinter der Geschichte lesen kann. Aber davor ist ja niemand gefeit.

„Go home. Eat it in one piece. Raw. Then go to bed. No more beer, no cigarettes. Tomorrow you will see.“

Hammerharter Moment. Also mit diesem Satz könntest du die Geschichte auch als Horror taggen. Irgendwie fühlte ich mich schon bei den ersten Sätzen an "Song of Kali" von Dan Simmons erinnert. Gut, da lag der Schauplatz in Indien. Und du bringst mit der Kampfsport Thematik einen interessanten Dreh rein. Aber das unterschwellige Gefühl der Bedrohung ist dasselbe. Man merkt in jeder Zeile, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Es ist nicht leicht, sowas zu schreiben. Auch das kann ich mir abschauen von dir :thumbsup:

You will understand all of it. About yourself and about us. Dann ertönt der Gong und ich verstehe.

Ja, hier wird man nicht ganz schlau. Wurde er unter Drogen gesetzt? Ist er Opfer eines sonderbaren Rituals geworden? Ich finde es aber gut, dass hier nicht alles geklärt wird. Gerade bei unheimlichen Geschichten wirken Auslassungen stärker. Auch wenn man damit nicht jeden zufrieden stellt.

Mir gefiel die Geschichte besser als die Spuren in der Welt. Pad Thai ist runder und hat mich schön gegruselt! Freue mich schon auf deine nächsten Sachen.

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo @Habentus,

puh, stark erzählt! Seit langem mal wieder ein Text, bei dem ich gedacht habe 'wie geht das wohl aus?'
Deshalb war der Schluss etwas enttäuschend: Okay, die Vorteilnahme geht schief. Jetzt müsste ich intensiv spüren: a) die armen betrogenen Kerle - oder b) die Arschgeigen haben es nicht besser verdient.
Auch der 'Moment der Erkenntnis' ist mir, gemessen an deiner plastischen Beschreibung der anderen Szenen, zu schmerzfrei.

Beim Atmosphärischen könntest du noch etwas nachlegen, wenn du noch mehr Sinneseindrücke schilderst, diese Auffassung mag aber auch sehr subjektiv sein.

„Some meat waste?
Wenn jemand etwas Unbekanntes, das man auch noch essen soll, auf den ersten Blick so einschätzt - ob man sich darauf einlassen würde? (Bei der Hitze ...).

Beste Grüße,

Woltochinon

 

Hallo Habentus, eine Geschichte mit unsympathischem Erzähler zu schreiben, ist eine herausfordernde Aufgabenstellung. Dabei sind ein paar Dinge zu bedenken, glaube ich.

Der Ansatz des unsympathischen Erzählers gibt zunächst mal einen Bonus aus der Hand, den der sympathische Ich-Erzähler nutzen kann, nämlich die Identifikation des Lesers. Wenn sich der Leser nicht identifiziert, wäre es gut, wenn die Geschichte etwas bietet, das diesen Mangel kompensiert.

Im Fall von Michel Houellebecqs »Ausweitung der Kampfzone« oder »Serotonin« sind es der Wortwitz und die präzise gesellschaftliche Analyse, die den eigentlich unerträglichen Ich-Erzähler zum Lesevergnügen machen.

Im Fall Deiner Geschichte wäre eine Chance, dass das exotische Geschehen den Leser faszinieren könnte. Obwohl der Ich-Erzähler ein Idiot ist, kann man ihn immerhin als Experten auf seinem Gebiet betrachten, und Experten schenkt man in der Regel eine gewisse Aufmerksamkeit.

Bedenklich ist in der Konstruktion allerdings, dass der Leser letztlich in die Lage gebracht wird, dem Ich-Erzähler einen Reinfall zu wünschen. Man hofft, dass die Wendung der Dinge die Ressentiments und die Beschränktheit der Figur entlarven und bestrafen. Es läuft auf Schadenfreude hinaus. Und ob das eine wünschenswerte Regung im Leser ist, kann man bezweifeln.

Alternativ könnte die Geschichte der Figur einen Erkenntnisgewinn gönnen. Leser mögen es, wenn eine Figur über sich hinauswächst. Das wäre zu bewerkstelligen, indem die Erwartungen der Figur auf unvorhersehbare Weise unterlaufen werden. So, wie es jetzt abläuft, bestätigen die Ereignisse im Grunde die Vorurteile des Erzählers, nämlich, dass man diesen Thais nicht trauen kann.

Ich bin gespannt, ob Du der Story noch einen anderen Drive geben kannst. Gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Moin,

ich finde den Text gut, so wie er ist. Ist auch irgendwie eine nostalgische Referenz an die ganzen 80/90s B-C Movies, wo es auch immer heftigst aufs Maul gab.

Das Herz ist natürlich das Geheimnis im Text. Achillus hat da etwas Wahres gesagt, das sind beides Prots, die ein wenig simpel daherkommen, vielleicht könnte einer wenigstens etwas mehr bright sein. Warum? Weil, in dem du die Fallhöhe für diese Figur erhöhst, du sie auch für den Leser erhöhst, das passiert gleichzeitig; der Protagonist versteht, lernt und wird in das Geheimnis eingeführt, er braucht aber eine gewisse Empathie und auch einen gewissen Intellekt, um das alles mental zu verarbeiten, und so auch dem Leser verständlicher zu machen. Zwei Trottel raffen ja nix, sag ich mal, und dann rafft auch der Leser nix.

Zum Personal: Lass sie doch tatsächlich Deutsche sein, die in Rotterdamer Gyms trainieren. Gab es reihenweise in den 90ern, K1 und soweiter. Ramon Dekkers, Albert Kraus, alles gute Fighter auch in den leichteren Gewichtsklassen. Die hätten dann auch ein berechtigtes Interesse daran, dieses Geheimnis zu erfahren und für sich zu nutzen. Da könntest du auch die Charaktere unterschiedlicher zeichnen, der eine ist vielleicht Manager und kokst und säuft, der andere ist aber der Rookie-Fighter, der vielleicht nur verheizt werden soll, da laufen Geschäfte im Hintergrund (das Personal für so einen Turn ist schon da!) und dann kriegt dieser Fighter aber mit, dass es da dieses Mittel, dieses Geheimnis gibt. Das darf er aber auf keinen Fall aufdecken, sonst sind die Wetten im Arsch! Irgendwie so.

Ansonsten sehe ich den Text als einen Meilenstein in deiner bisherigen Schreibkarriere, denn du hast hier einen guten Anfang, einen guten Mittelteil und ein echtes Ende, da funktionier für mich auch das Handwerklich sehr gut. Nicht, dass du das vorher nicht auch draufhattest, aber hier fügt sich alles sehr organisch zusammen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Kommentare! Ich war die letzten Tage im Ausland, komme so langsam wieder an und komme daher erst jetzt zum Kommentieren.

Hallo @Sturek danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar!

Die Kampfszenen sind so dargestellt, dass ich den Eindruck hatte, der Autor weiß, wovon er schreibt.
Freut mich sehr, dass das bei dir funktioniert hat! Es wurde ja auch bereits angemerkt, dass es schwierig ist, wirklich glaubhafte Kampfszenen zu beschreiben und dass das hier nur so halb funktioniert. Und ich muss auch sagen, dass ich noch nicht hundertprozentig zufrieden bin. Ich überlege, da noch mal eine Schippe drauf zu legen. Auch um den Kontrast zwischen den Kampfszenen und den Dialogen besser rüberzubingen. Mal sehen :)
Aber trotz alledem freut es mich, dass du dem Text die Stelle abnimmst!

Das widerspricht sich doch arg und ist für mich wenig glaubhaft. Da würde ich ihn weniger primitiv darstellen, schon damit er dem Leser sympathischer wird.
Ja, der Protagonist (bzw. die Figuren insgesamt) scheint eines der Hauptprobleme des Textes zu sein. Das haben ja jetzt eigentlich alle Kommentatoren angemerkt und ich sehe das auch so. Ich bin am Überlegen, wie ich das lösen kann. Ich werde mir die beiden auf jeden Fall noch mal anschauen.

Dabei steckt doch in diesem mystischen „Heart oft strength“, und das ist das andere Problem, ein Versprechen, das leider nicht eingelöst wird. Was ist das wirkliche „Heart of strength“? Vielleicht könnte der Ich-Erzähler das für sich in dem Kampf herausfinden? Über sich hinauswachsen, trotz der Einschränkung, aus Wut, aus purem Siegeswillen, was weiß ich. Da wäre Platz für Konflikt und Lösung.
Tja, eigentlich hatte ich das als eine Art MacGuffin geplant. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es Sinn macht, dem jetzt doch mehr Bedeutung zuzumessen, als es hat. Aber ich sehe trotzdem deinen Punkt. Da ich sowieso noch mal stärker in den ganzen Text eingreifen will, werde ich dahingehend vermutlich auch noch mal etwas ändern.

Wird fortgesetzt!

 

Hallo @Rainbow Runner und auch dir vielen Dank für den Kommentar!

Die ersten Sätze fand ich etwas verwirrend. Mir wurde nicht ganz klar, wo man sich befindet. Du möchtest die schwüle, laute Stimmung in diesem Club beschreiben. Dennoch bin ich der Meinung, dass du erst mit diesem,
Mmh, ich sehe, was du meinst. Ich denke trotzdem, dass ich so einsteigen werde, wie es derzeit steht. Es soll sich nicht sofort alles offenbaren, sondern ich fand es eigentlich gut, dass nicht gleich im ersten Satz alles klar wird. Ein bisschen kann man vom Leser ja schon erwarten. Und wenn es nach einem Satz rauswirft, ist es natürlich schade, aber dann eben auch ein wenig der Ungduld des Lesers geschuldet? Dich scheint es ja zumindest nicht gleich rausgeworfen zu haben!
Andererseits werde ich den Text noch mal grundsätzlich überarbeiten. Falls mir dann noch für den Anfang etwas einfällt, werde ich da ggf. noch mal dran schrauben.

Extrem stimmungsvolle Beschreibung. Ich habe nicht viele Kenntnisse über die politische Geschichte von Thailand. Ist aber auch nicht notwendig, dass du hier mehr in die Tiefe gehst. Südostasien hat ja überall diese brutalen Vorfälle zu bieten. Da kann ich mir schon ganz gut die Bilder zurecht legen. Atiwat soll als Psychopath rüber kommen und die Charakterisierung gelingt dir schon allein mit diesem Satz.
Freut mich, dass dir die Beschreibung gefällt! Eigentlich sollte diese Stelle aber das genaue Gegenteil bewirken. Atiwat soll für die beiden so wirken, nicht zwingend für den Leser.
Zunächst ist es so, dass es solche Vorfälle (jedenfalls gemessen an ähnlichen Massakern beispielsweise sehr erschreckend und bekannt in Indonesien in den 60er-Jahren - schau mal den Film act of killing. Da gefriert einem das Blut ...) nicht in einem vergleichbaren Ausmaß in Thailand gab. Mir jedenfalls nicht bekannt.
Dass die beiden aber glauben, dass das wohl überall so stattfand (weil Asien = Asien) und vermutlich alle, die alterstechnisch dabei gewesen sein könnten, vermutlich Täter geworden sind, soll eigentlich mehr über die beiden als über Atiwat aussagen. Aber klar, ein wenig spannend soll dadurch natürlich auch die Figur Atiwat werden. So oder so, wenn es wirkt, bin ich zufrieden :)

Ja, Bloodsport usw. wird auch erwähnt. Aber Danger Zone ist dann wirklich trashig. Natürlich wäre es wahrscheinlich, dass ausgerechnet der dort läuft. Aber vielleicht könnte man etwas anderes nehmen. Ok, Eye of the Tiger wäre noch klischeehafter, also ist es vielleicht doch OK
Ja, ich wollte da bewusst ein wenig die Nostalgieschraube hochdrehen. Alles so ein wenig orientiert an diesen Trashfilmen der 80er und frühen 90er-Jahre. Daher auch die passende Musik.

Das könntest du streichen, weil mir das durch die Beschreibungen davor und danach klar war.
Stimmt. Werde ich mal überlegen, wie ich das hier straffen kann. Danke!

Tippfehler. Und das mit strength hat ja Sturek schon angemerkt. Aber vielleicht war es auch Absicht. Weil die Prots selber nicht wirklich gut englisch sprechen?
Nee, das war ein Fehler meinerseits :)

Ja, hier wird man nicht ganz schlau. Wurde er unter Drogen gesetzt? Ist er Opfer eines sonderbaren Rituals geworden? Ich finde es aber gut, dass hier nicht alles geklärt wird. Gerade bei unheimlichen Geschichten wirken Auslassungen stärker. Auch wenn man damit nicht jeden zufrieden stellt.
Also runtergebrochen soll es darum gehen, dass die beiden über den Tisch gezogen wurden. Es gibt kein "heart of strength". Vermutlich hat er Fleischabfälle gegessen und trägt jetzt verdauungstechnisch die Früchte. Ich hatte in Thailand eine leichte Lebensmittelvergiftung und so ähnlich dumpf hat sich das tatsächlich angefühlt, haha.


Hallo @Woltochinon

puh, stark erzählt! Seit langem mal wieder ein Text, bei dem ich gedacht habe 'wie geht das wohl aus?'
Danke, ein feines Kompliment. Das gibt Mut!

Deshalb war der Schluss etwas enttäuschend: Okay, die Vorteilnahme geht schief. Jetzt müsste ich intensiv spüren: a) die armen betrogenen Kerle - oder b) die Arschgeigen haben es nicht besser verdient.
Auch der 'Moment der Erkenntnis' ist mir, gemessen an deiner plastischen Beschreibung der anderen Szenen, zu schmerzfrei.
Sehe ich. Haben andere ja auch schon angedeutet. Die Figuren, bzw. dadurch auch das Ende funktionieren noch nicht so hundertprozentig. Ich werde den Text noch mal überarbeiten und hoffentlich in ein paar Wochen noch mal hier hochladen. Deine Anmerkungen passen aber und ich werd versuchen, dass mal mitzudenken. Danke!

Wenn jemand etwas Unbekanntes, das man auch noch essen soll, auf den ersten Blick so einschätzt - ob man sich darauf einlassen würde? (Bei der Hitze ...).
Stimmt. Andererseits wollte ich durch dieses bestimmte Auftreten Atiwats im Text nachvollziehbar machen, warum er trotzdem zugreift. Ich schau mir das noch mal an.

Danke dir auf jeden Fall für Zeit und Kommentar!


Hallo @Achillus danke für deinen sehr hilfreichen Kommentar! Ich denke, dass du das Grundpoblem des Ich-Erzählers hier ziemlich gut auf den Punkt bringst.

Insbesondere hiermit:

Im Fall Deiner Geschichte wäre eine Chance, dass das exotische Geschehen den Leser faszinieren könnte. Obwohl der Ich-Erzähler ein Idiot ist, kann man ihn immerhin als Experten auf seinem Gebiet betrachten, und Experten schenkt man in der Regel eine gewisse Aufmerksamkeit.
hast du vermutlich einen guten Punkt. Da liegt dann vermutlich auch eines der Grundprobleme des Textes. Der Erzähler ist zu unsympathisch, um mich als Leser wirklich damit identifizieren zu können, gleichzeitg ist er aber ja eben nicht Experte genug in dieser Welt, denn er verwechselt ja wirklich vieles, was man da vor Ort falsch machen kann.
Mein Versuch war es ihn nicht nur unsympathsich sondern eben auch naiv darstellen zu wollen. Ich sehe aber durch deinen und die anderen Kommentare, dass das so noch nicht reicht und ich da auf jeden fall noch mal nachbessern muss. Danke aber für deinen Kommentar, der mir da auf jeden Fall weiterhilft!

So, wie es jetzt abläuft, bestätigen die Ereignisse im Grunde die Vorurteile des Erzählers, nämlich, dass man diesen Thais nicht trauen kann.
Wenn das die Message ist, die die Leser daraus ziehen, dann muss ich das definitiv ändern bzw. nachzeichnen. Denn im Grunde ist es das gegenteil von dem, was eigentlich rauskommen sollte.


Hallo @jimmysalaryman und auch dir vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar!

Ist auch irgendwie eine nostalgische Referenz an die ganzen 80/90s B-C Movies, wo es auch immer heftigst aufs Maul gab.
Freut mich, dass das Gefühl rüberkommt. Tatsächlich hatte ich das auch so angedacht und hab beim Schreiben auch viel so alte 80er-Jahre Filmsoundtracks gehört. Alles so ein bisschen schwitzig und billig. Und im Hintergrund läuft Robert Tepper, haha.

vielleicht könnte einer wenigstens etwas mehr bright sein. Warum? Weil, in dem du die Fallhöhe für diese Figur erhöhst, du sie auch für den Leser erhöhst, das passiert gleichzeitig; der Protagonist versteht, lernt und wird in das Geheimnis eingeführt, er braucht aber eine gewisse Empathie und auch einen gewissen Intellekt, um das alles mental zu verarbeiten, und so auch dem Leser verständlicher zu machen. Zwei Trottel raffen ja nix, sag ich mal, und dann rafft auch der Leser nix.
Ja, das sehe ich ein. So ähneln sich die beiden zu sehr und sind, wie @Achillus auch schon angemerkt hat, auf Dauer für den Leser so nicht interessant genug. Ich werde das beim Überarbeiten auf jeden Fall mitdenken!

Lass sie doch tatsächlich Deutsche sein, die in Rotterdamer Gyms trainieren. Gab es reihenweise in den 90ern, K1 und soweiter. Ramon Dekkers, Albert Kraus, alles gute Fighter auch in den leichteren Gewichtsklassen.
Ich hab die beiden insgesamt wohl zu wenig ausgeleuchtet, wie mir scheint. Denen durch so was mehr Fleisch zu verleihen und zusätzlich auch unterschiedlicher zu zeichnen, macht auf jeden Fall Sinn. Ursprünglich wollte ich die in so ein Hooligan-Milieu packen, aber das war mir dann doch zu stumpf. Werd ich beim Überarbeiten mitdenken.

Ansonsten sehe ich den Text als einen Meilenstein in deiner bisherigen Schreibkarriere, denn du hast hier einen guten Anfang, einen guten Mittelteil und ein echtes Ende, da funktionier für mich auch das Handwerklich sehr gut. Nicht, dass du das vorher nicht auch draufhattest, aber hier fügt sich alles sehr organisch zusammen.
Das gibt viel Mut! Danke für deine Worte!

Viele Grüße
Habentus

 

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