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Sektor 11

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09.02.2024
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Sektor 11

Der Volocopter fliegt eine steile Kurve und mein Magen rebelliert. Die Quittung für meine Gier beim Willkommensbuffet. Aber wer hat sich schon zurück gehalten? Nach Sechs Jahren Synthetik Fraß stürzt man sich auf echte Nahrung wie ein Kind auf Süßigkeiten. Ohne daran zu denken, dass die Lufttaxis mittlerweile enger sind und schneller fliegen.Ich ziehe klimatisierte Luft durch die Nase. Schließe die Augen. So habe ich jeden Atmosphäreneintritt überstanden. Beherrschung ist wichtig, denn ein Leutnant kotzt nicht. Jedes Zeichen von Schwäche ist inakzeptabel. Auf Alamea funktioniert man, sonst ist man so gut wie tot.

Und mein Körper lässt sich austricksen. Tiefe Atemzüge verlangsamen meinen Puls. Wie oft hat mir diese PSI-Kontrolle das Leben gerettet! Wahrscheinlich ist sie das wichtigste, was man in der Force lernt. Die Übelkeit ebbt ab. Nur noch ein kleines Flackern über meinem Nabel, aber auch das wird schnell schwächer. Ich öffne meine Augen. Laura tanzt vor mir. Ihre brünetten Locken wirbeln durch die Luft und die rosa Lippen öffnen und schließen sich. Sie wirft mir Kusshände zu, bis ich es nicht mehr ertrage. Ich klappe die Hand zusammen und ihr Hologramm verschwindet.

Regenwasser läuft in dunklen Schlieren am Fenster des Volocopters hinab. Es wirkt schwarz, wie geronnenes Blut. Und ich frage mich, warum ich nicht weinen kann. Sechs Jahre habe ich sie nicht gesehen. Gar nicht. Auch kein VR und kein Holo. Auf Alamea gibt es nur E-Mails. Vorsintflutliche Kommunikation aus dem letzten Jahrhundert, seitdem die Picker unsere KI sabotiert haben.

Kann man sich das vorstellen? Hallo wie geht es dir? Schön, dass du schreibst. Ich liebe dich. Kein Sehen, Hören, Schmecken. Kein Gefühl. Nur das geschriebene Wort. Welche Bedeutung liegt darin? Und nun bin ich hier. Ein Fremder in der eigenen Heimatstadt. Fliege zu unserer Wohnung. Zu einer Frau, die ich nicht mehr kenne, und einem Sohn den ich gar nicht kenne.

Sie hat lange geweint, als ich ihren Bauch gestreichelt hatte. Damals habe ich zwei kleine Tritte gespürt, als wolle selbst das Baby gegen die Einberufung protestieren. Da hatte ich mein Versprechen noch ernst gemeint. Wer möchte nicht die Geburt seines Kindes erleben? Aber beim Stab haben sie sich mit meinen Anträgen wohl den Arsch abgewischt.

Als Marius geboren wurde, saß ich unter Blättern, so groß wie Elefantenohren, und der Monsun trommelte auf meinen Helm. Als er laufen lernte, steckte ich in einem Schlammloch und verlor drei Kameraden an die Picker. Und seine ersten Worte las ich in einer E-Mail, während ich Nudeln aß, die nach Plastik schmeckten. Nach der Offensive im Flusstal war ohnehin alles vorbei. Soldaten waren nötiger als Studenten. Früher nachhause kam man nur noch im Sarg.

Durch die getönten Scheiben blitzen die Neonschilder des Geschäftsviertels. Am Horizont erkenne ich die ersten Ausläufer der Wohnblocks. Rechteckige, glatte Säulen, die wie Finger eines Riesen in den Himmel zeigen. Drohnen schießen wie leuchtende Wespen umher. Das ist das gleiche leuchtende Inferno wie damals im Flusstal. Ich kann noch das MG-Feuer hören. Und ich sehe diesen Jungen, kaum drei Tage im Einsatz den ich hinter mir herziehe. Die Blutspritzer auf den Palmenblättern. Wie sich die Moskitos auf sein Gesicht setzten, als er bleich wurde. Das Dickicht. Die Dunkelheit. Und die Picker. Wir kämpften gegen Schatten.

Laura hat zu mir gehalten. Sie schrieb E-Mails wie Romane und erzählte mir, dass sie wieder malte. Sie backte Zimtkuchen. Marius war zum ersten Mal im VR gewesen und hatte gequietscht vor Freude. Leere Worte, die immer bedeutungsloser wurden. Diese Welt verblasste. Meine Realität bestand aus Blut, Eingeweiden und Schädelsplittern. Hätte ich ihr davon erzählen sollen? Ich konnte es nicht, weil ich keine Worte fand. Wer Zimtkuchen beim aufgehen beobachtet kann sich keine blutige Dschungelhölle vorstellen. So wurden ihre Nachrichten länger und meine kürzer.

Und dann schrieb Lilija das erste Mal. Die erste Nachricht hielt ich für einen Scherz. Die Art von Humor, die man nur in der Force kennt. Wir schreiben ihm einen Liebesbrief und lachen uns kaputt! Dann kam eine weitere Mail. Ich las Dinge, die nur wir beide wussten. Wir köpfen eine Flasche am Alex wenn du zurück bist. Und diesmal spring ich rein. Rotwein am Alexanderplatz. Lange Gespräche über Kunst und Politik. Und ein betrunkener Sprung ins dreckige Brunnenwasser. Ich fühlte die Heimat mehr als in jedem von Lauras Worten. Und ich konnte wieder lange Nachrichten schreiben. Lilija hörte zu. Und, was viel wichtiger war, sie verstand.

Das Taxi geht in den Sinkflug. Ich spüre ein Vibrieren und die Seitentür öffnet sich mit einem zischenden Geräusch. Als ich mich aus der engen Kapsel schäle, trifft mich kühle Luft. Ich sehe den roten Lichtern der Maschine nach, die sich wie eine deformierte Libelle in die Luft schraubt. Es riecht nach Blumen. Die Häuserwände werden von Ranken überzogen. Dazwischen leuchten die Fenster wie die Augen eines Raubtiers.

Ich blicke hoch zum ersten Stock. Gelbes Licht hinter kalten Glasscheiben. Irgendwo dahinter läuft mein Sohn. Er wartet auf den Vater, den er nie gesehen hat. Laura wartet auf den Partner, um den sie jahrelang Angst haben musste. Sie wird gekocht haben. Ihr eigenes Willkommensbüffet. Hat Marius ein 3D Bild für mich erstellt? Wird er die Daten löschen, sobald er merkt, dass ich nicht komme? Was werden sie später über mich sagen?

Dein Vater hatte seine Gründe.

Zu neutral.

Er war ein selbstsüchtiges Arschloch.

Was nicht stimmt.

Der Krieg hat ihn zerstört.

Was definitiv stimmt.

Meine Fingernägel graben sich in die Handflächen. Ich presse die Kiefer zusammen, dass es schmerzt. Heute Abend wird es hinter diesen Fenster keine Freude geben. Nur Trauer, Zweifel und Wut. Sie werden um mich weinen. Ich weine nicht. Gerne würde ich mir Tränen in die Augen pressen. Ich sollte heulen und mich schütteln. Aber ich bin wie betäubt.

Eine Weile blicke ich noch zu den Fenstern hoch. Vielleicht erhasche ich eine kleine Bewegung, einen Schatten. Ein kleines Stück meiner Familie, die ich nicht haben werde. Dann ist es vorbei. In der Ferne bellt ein Hund. Mein Weckruf. Ich hebe die gestreckten Finger an die Schläfe und verabschiede mich nach Art des Militärs. Dann tippe ich mir an die Brust und schalte mein Smart VR stumm. Ich drehe mich um, und lasse mein altes Leben hinter mir. Sektor 11 erwartet mich.

Mein Atem wirft kleine Wolken in die feuchte Nachtluft. Erinnerungen winken mir aus jeder Häuserzeile zu. Die Quallenchips und das Brotbier im Twenty4 Imbiss. Die Schlachten gegen meinen Bruder in der E-Sport Halle. Spaziergänge mit Laura in den schwebenden Gärten. Ich will nichts mehr sehen und bin froh, dass es irgendwann dreckiger wird. Ich betrete die Randbezirke. Weniger Pflanzen, mehr nackte Wände. Kaum noch Neonschilder. Und dann stehe ich davor. Die Kuppel, ein Monster aus Stahl und Glas. Die Grenze zwischen Sektor 10 und 11. Auf dieser Seite sind die Scheiben schön poliert. Aber der Dreck von draußen schimmert durch.

Ein Teil der Stadt, den ich nur aus der Ferne gesehen habe. Man will uns einreden, dass wir alle gleich sind. Jeder kann es schaffen und sich ein schönes Leben unter der Kuppel erarbeiten. Mit sauberer Luft, sicheren Straßen, Schulen, E-Sport Hallen. Aber jetzt weiß ich es besser. Der Zufall unserer Geburt bestimmt unseren Status. Der Westen für die Reichen, der Osten für den Rest.

Das wird der gefährlichste Moment. Ich muss durch die bewachte Schleuse. Und der Wachmann an diesem Durchgang ist kein Jungspund. Harte Züge um seine Mundwinkel und der bohrende Blick seiner Augen verraten es: Ein Veteran wie ich. Er wird sich nicht verarschen lassen. Also hebe ich meine Hand, noch bevor er den Mund öffnen kann. Er erkennt das Force Symbol und scannt meinen Rang. Dann salutiert er, aber sein Blick ist immer noch skeptisch. Ich höre seine Stimme. Rau und dunkel. Die Folge von zuviel Tabakerhitzer.

„Guten Abend, Leutnant. Wie kann ich helfen?“ Er sieht mir genau in die Augen.

„Kameradenbesuch, Feldwebel. Ich bin gerade aus Alamea zurück und möchte einen alten Freund treffen.“ Kein Zittern in meiner Stimme. Es ist die beste Lüge, die ich erzählen kann.

Er zieht die Augenbrauen nach unten. „Sie haben Freunde in diesem Drecksloch?“ Er blickt hinter sich zur Schleuse

Ich nicke. „Mehrere. Wir waren im Flusstal.“

Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. „Ein Leutnant, der sich um die Ostler kümmert. Respekt! Sie sind einer von den guten.“

Ich gehe darauf ein und lächle ebenfalls. „Danke“, sage ich, „Wo haben sie gedient?“

Er wischt sich Rotz von der Nase „Brückenkopf C6. Ich hatte Glück. Flusstal, Herrgott! Sie können froh sein, dass sie es geschafft haben. Ich hatte auch ein paar Ost-Freunde. Die haben es alle nicht überlebt.“

Wir fixieren beide den nassen Asphalt. Unsere Erinnerungen scheinen sich zu verbinden. Eine stille Übereinkunft, weil wir die gleichen schlimmen Dinge gesehen haben.

Ich zwinkere kurz. Keine Tränen. „Nun, Feldwebel...“, sage ich und deute auf die Schleuse, „Darf ich dann?“

Er zieht zwei Finger an seinen Helm und lächelt wieder. „Ja sicher. Alles gute! Und grüßen sie ihre Freunde von mir!“

Ein Hebel wird betätigt. Die Schleuse öffnet sich mit einem schmatzenden Geräusch, gefolgt von einem Zischen. Ich gehe hindurch. Es ist ein langer Schlauch und mehrere Zwischentüren schließen sich hinter mir. Der Übergang nach Osten. Mir wird klar, dass sich beide Welten nie berühren sollen. Und dann bin ich draußen. Der Gestank schlägt wie eine Faust in mein Gesicht. Ich rieche verbranntes Öl, Abgase und Fäkalien. Die Häuserwände sind von einem braunen Film überzogen. Die Straßengleiter lassen ihre notdürftig geflickten Motoren röhren. Ich blicke nach oben. Die Schlote der Raffinerie sind im dichten Smog kaum zu erkennen. Sektor 11. Der Platz der Industrie, der Verschmutzung und der Gifte. Heimat der Arbeiter, Kriminellen und Ausgestoßenen.

Ich ziehe mein Halstuch über die Nase und muss trotzdem husten. Dann haste ich schnell in die erste Seitengasse, weil mir der Wachmann nachblicken könnte. Der Boden ist mit Abfall übersäht und ich sehe zwei bewusstlose Junkies, die an der Mauer lehnen. Ich habe mir den Weg eingeprägt, weil ich kein SmartVR benutzen darf. Aber es ist schwierig, in diesem ranzigen Dunst etwas zu erkennen. „Hey Westler! Hast dich verirrt?“, höre ich hinter mir und gehe schneller. Ich kann mich wehren, aber hier gelten andere Regeln. Was wäre das für eine Ironie. Die höllischen Dschungelkämpfe überlebt, um von einem Drogenabhängigen in Sektor 11 aufgeschlitzt zu werden.

Ich renne und versuche, keinen Fehler zu machen. An der Statue links, die Treppe hinunter, Querstraße 1, Querstraße 2, bei der großen Lagerhalle rechts einbiegen. Und schließlich sehe ich sie. Erkenne ihren Rücken, die magere Taille. Und das lange schwarze Haar, das sich glatt über ihre Schultern legt, als würde Tinte hinab laufen. Es ist soweit. Ich habe einen Weg gewählt, der alles ändern wird. Mein Mund ist trocken und ich kann nur krächzen. „Lilija?“

Sie dreht sich um. Die gleichen eleganten Bewegungen. Ihre Wangen sind feucht. Warum kann ich nicht weinen? „Raphael!“ schluchzt sie und fällt mir um den Hals. Sie drückt mich lange, und der saubere Geruch ihrer Haare überdeckt die verpestete Luft.

Dann löst sich ihre Umarmung und sie sieht mich an. Aus dem strahlenden Blau ihrer Augen blitzt tiefe Erleichterung. „Du hast es geschafft! Ich bin so froh!“ seufzt sie.

„Ich war bei Lauras Haus.“, antworte ich.

Sie nickt und streichelt über meinen Arm. „Das verstehe ich. Es tut mir leid. Aber du tust das richtige.“

Ich höre die stampfenden Geräusche der Fabriken. Atme weiter verschmutze Luft ein, und beginne mich zu fragen, was Liebe bedeutet. Was nehmen wir auf uns, um unser Leben mit einem anderen Menschen zu teilen? Und was treibt uns davon weg? Unzählige Gedanken, die zu nichts führen und nichts besser machen. Und dann packt mich Lilija am Arm.

„Wir müssen gehen“, sagt sie und zieht mich durch weitere düstere Gassen. Häusertreppen, glitschig vom Dreck. Fenster, die seit Jahren nicht mehr geöffnet wurden. Aber sie kennt den Weg. Das ist ihr Gebiet, sie kennt es seit ihrer Geburt. Vor einem alten Torbogen bleiben wir stehen. Es sieht aus, als würde er bald einstürzen. Lilija beginnt zu tanzen.

Ich bin zu überrascht, um etwas zu sagen. Ihr Schuh spielt einen komplizierten Rhythmus auf dem Boden, wie beim Steptanz. Es klingt hohl und dann begreife ich es: Es ist ein Code. Direkt vor ihr wird quietschend eine Klappe aufgeschoben. Die Schmutzschicht hatte sie unsichtbar gemacht. Ein schwaches Leuchten dringt aus der Öffnung und am Rand lehnt ein großer Schatten. Eine tiefe Stimme vibriert. „Lilija?“

Wir gehen vor und aus dem Schatten schält sich ein fleischiges Gesicht mit einer Augenklappe. Die dunkle Haut wird von einer Narbe verunstaltet, die sich quer über die linke Wange zieht. Seine Augen fixieren mich. „Der ist es?“, wendet er sich an Lilija, „Ein Westler?“

„Ich kenne ihn schon lange“, erwidert sie, „Er war auf Alamea.“

„Das heißt gar nichts!“ Er spuckt auf den Boden.
„Ich hab` genug Westler gekannt, die uns alle ins Feuer geschickt haben. Die wenigsten waren gut.“

Ihr Blick wird zornig. „Er schon. Denk dran, wer ihn hierher bringt. Also lässt du uns jetzt rein, oder was?“

Er brummt unverständlich und verschwindet im Loch. Lilija winkt mir zu. „Los komm!“ Wieder ein Durchgang. Immer wieder Passagen. Sie lässt sich in die Dunkelheit fallen. „Pass auf der Leiter auf!“, ruft sie hoch. Echos. Bis zum Boden scheint es weit zu sein.

Langsam klettere ich ihn die Tiefe. Ein sumpfiger Geruch umfängt mich, aber es riecht besser als an der Oberfläche. Ich erreiche die letzte Sprosse. Meine Schuhe knirschen und ich bin blind. Die Dunkelheit wird nur von einem kleinen Licht durchbrochen. Wie weit entfernt es ist, kann ich nicht abschätzen. Dann spüre ich Lilijas Hand und zucke kurz.

„Alles gut!“, sagt sie sanft. Wir sind gleich da. Wieder bleibt mir nur Vertrauen. Ich bin Theseus, sie ist mein Faden. „Das ist die Tür“, sagt sie und ich frage mich, wie sie überhaupt etwas erkennen kann. Licht blendet mich. Es dauert einen Moment bis sich Formen heraus schälen. Narbengesicht steht vor mir und jetzt sehe ich, wie groß und muskulös er ist. Sein heiles Auge durchdringt mich wie der Blick eines Raubvogels. Vor mir erstreckt sich ein langer Raum. Blechschränke stehen dicht an dicht. Flackernde Lampen sind in die Decke geschraubt. Ich erkenne Stockbetten weiter hinten. Es riecht nach Schweiß und Alkohol

„Hier bist du nicht gern gesehen, Westler“, zischt der Vernarbte. „Wenn du Vertrauen willst, musst du es dir verdienen. Er deutete auf eine Gruppe zerlumpter Gestalten, die mit einer Flasche hochprozentigem beschäftigt waren. „Rumänen, Bulgaren, Polen… Lauter Ostler, die auf diesem Scheißplaneten von Leuten wie dir verheizt wurden.“

„Ich habe nie“, setze ich an, aber Lilija fährt dazwischen. „Schluss jetzt!“, faucht sie.
„Er hat seine Frau und sein Kind zurückgelassen, um zu uns zu stoßen. Seinen Sohn hat er nie gesehen. Nie! Ist das Beweis genug? Er hat die gleiche Hölle durchgemacht wie ihr. Und anstatt nachhause zu gehen, kommt er zu uns. Wärst du auch so mutig gewesen. Sag es mir Jan! Hättest du das fertig gebracht?“

Die Veteranen lösen ihren Blick von der Schnapsflasche. Jan blickt ihr ins Gesicht und seine Lippen sind fest zusammengepresst. Es knackt als er die Finger seiner Handprothese zur Faust ballt. Ich frage mich, ob ihr Verhalten klug war. Jan ist offensichtlich ein Leitwolf. Auch hier ist Schwäche inakzeptabel. Ich mache mich bereit zum Kampf. Aber er tut nichts. Sieht sie nur an. Dann schüttelt er den Kopf, geht zu den anderen und verlangt nach der Flasche. Ich begreife es: Lilija steht weiter oben. Was ist in den sechs Jahren mit ihr passiert?

„Tut mir leid!“, sagt sie, „Du wirst dich an sie gewöhnen. Wenn es drauf ankommt, kann man sich auf sie verlassen.“

Ich beobachte, wie Jan den halben Inhalt der Flasche auf einmal trinkt und bin mir nicht so sicher.

Im flackernden Licht erkenne ich mehrere Gänge die aus dem Raum abzweigen. „Was ist das hier eigentlich?“, frage ich sie.

„Ein stillgelegter U-Bahn Schacht.“

Ich stutze. „Die gibt es noch?“

„Der komplette Sektor ist voll davon. Und bis die spitz kriegen, wo wir sind, haben wir uns längst zu einer anderen Station verzogen. Sie finden uns nicht.“

Ich sehe sie an, und wieder wundere ich mich über die Härte in ihren Zügen. Etwas schwarzes und glattes erscheint in ihrer Handfläche. Fast erkenne ich es nicht.

„Ein Smartphone?“

„Das wird deins.“, sagt sie, „Damit kommunizieren wir. Keine Überwachung. Die Dinger können alle kein VR.“

„Ihr habt viel erreicht.“

„Nicht genug“, sagt sie und blickt traurig zur Seite. Das Smartphone leuchtet in ihrer Hand. „Hier sind ein paar Videos drauf. Gefilmt von uns und anderen aus der Gruppe.“

„Was für Videos?“

„Die Straßenschlachten. Die Polizisten, die auf uns einprügeln. Darum brauche ich meinen Lancelot.“

Plötzlich fühle ich mich müde. Ich dachte an die Mail, die alles ins Rollen gebracht hatte. Lancelot, Guinevere, die Tafelrunde. Codewörter die nur wir beide verstanden. Lilija konnte mir sagen, was sie hier erleiden musste, versteckt hinter Begriffen der Artus Sage. Ich hatte um mein Leben gekämpft und gleichzeitig erfahren, wie wir alle betrogen wurden.

Sie legt beide Hände an meine Wangen. Ich will nicht, dass sie mich küsst und zucke zurück.

„Schlaf jetzt. Morgen sabotieren wir die erste Raffinerie. Das wird hart.“

Ich blicke auf den staubigen Boden, als wäre dort ein Muster erkennbar. Eines, das diese komplizierte Welt vereinfachen würde.

„Lilija“, sage ich, „Warum tun wir denen, die wir lieben, schlimme Dinge an?“

Sie sieht mich lange an und ihre Augen sind tief wie ein Ozean.

„Wir alle müssen uns entscheiden, wie wir leben wollen.“, sagt sie.

Und dann weine ich.

 

Moin @Rainbow Runner

die richtige Länge aber es liest sich sehr erzählerisch und hat wenig Spannung. Die Geschichte fasst eher zusammen, was bisher geschah, um dann loszulegen bzw. hier eben aufzuhören. Es ist ein Ausschnitt.

Und dann schrieb Lilija das erste Mal. Die erste Nachricht hielt ich für einen Scherz. Die Art von Humor, die man nur in der Force kennt.
Wie hat Lilija ihn gefunden? Gibt es eine Vorgeschichte? Warum gerade ihn? Warum war es für ihn interessant? Ja ich weiß, er konnte mit seinem alten Leben nichts mehr anfangen. Aber warum war es interessant für ihn? Lilija muss sich ja irgendwie über ihn informiert haben.

Der Ost West Konflikt passt meiner subjektiven Meinung nach nicht rein. Irgendwo draußen gibt es einen heftigen Krieg gegen die Picker und dann noch einen internen Unterdrückungskonflikt. Zwei große Stränge werden aufgemacht, aber keiner hat eine Geschichte zu erzählen, und gegenseitig brauchen sie sich auch nicht wirklich.

Sechs Jahre habe ich sie nicht gesehen. Gar nicht. Auch kein VR und kein Holo. Auf Alamea gibt es nur E-Mails. Vorsintflutliche Kommunikation aus dem letzten Jahrhundert, seitdem die Picker unsere KI sabotiert haben.
Sechs Jahre sind eine lange Zeit, und er war ja an verschiedenen Orten. Und wenn man Emails versenden kann, dann geht auch VR oder Holo. Denn beides sind schlussendlich auch nur Daten.

Außerdem, ist Alamea ein Planet oder doch irgendwie auf der Erde? War mir nun nicht klar, aber aufgrund der beschriebenen Technologien ist es wohl eher auf der Erde. Wie üblich schaue ich die Namen nach: Alamea = kostbar. Zufall oder bewusst gewählt?

„Ein Smartphone?“

„Das wird deins.“, sagt sie, „Damit kommunizieren wir. Keine Überwachung. Die Dinger können alle kein VR.“

hmmm, ok ... ich gehe nicht weiter auf das Überwachungsthema ein. Aber, hoffentlich steht noch das Funknetz wie auch die Telekom ...

Das wird der gefährlichste Moment. Ich muss durch die bewachte Schleuse. Und der Wachmann an diesem Durchgang ist kein Jungspund. Harte Züge um seine Mundwinkel und der bohrende Blick seiner Augen verraten es: Ein Veteran wie ich. Er wird sich nicht verarschen lassen. Also hebe ich meine Hand, noch bevor er den Mund öffnen kann. Er erkennt das Force Symbol und scannt meinen Rang. Dann salutiert er, aber sein Blick ist immer noch skeptisch. Ich höre seine Stimme. Rau und dunkel. Die Folge von zuviel Tabakerhitzer.

„Guten Abend, Leutnant. Wie kann ich helfen?“ Er sieht mir genau in die Augen.

„Kameradenbesuch, Feldwebel. Ich bin gerade aus Alamea zurück und möchte einen alten Freund treffen.“ Kein Zittern in meiner Stimme. Es ist die beste Lüge, die ich erzählen kann.

Gut, dass man keinen offiziellen Passierschein benötigt ...

Ich hatte um mein Leben gekämpft und gleichzeitig erfahren, wie wir alle betrogen wurden.
Und was war es? Warum entscheidet er sich für einen neuen Kampf? Welches Bedürfnis will er damit erfüllen?

Sie legt beide Hände an meine Wangen. Ich will nicht, dass sie mich küsst und zucke zurück.
Das sie ihm den Kopf verdreht und damit fügig macht, finde ich interessant, aber es ist hier nicht ganz glaubwürdig. Raphael ist noch bisschen blass.

Lilija“, sage ich, „Warum tun wir denen, die wir lieben, schlimme Dinge an?“

Sie sieht mich lange an und ihre Augen sind tief wie ein Ozean.

„Wir alle müssen uns entscheiden, wie wir leben wollen.“, sagt sie.

Wirkt für mich gekünstelt und aus dem Plot gerissen. Da wirkt er für mich wie auch ein unsicherer Junge. Weiterhin antwortet sie nicht wirklich auf seine Fragen und macht damit das ganze komisch. Streiche mal den ersten Satz und lese es dir vor. Meiner Meinung bedeutet intensiver und konsistenter.

Hey Rainbow Runner! Nicht verzagen, ab an die Tasten: streichen, ausprobieren, schreiben, verwerfen und wieder anfangen :). Ich hoffe, ich konnte ein paar Gedankenanstöße geben. Mir hat es gefallen, sonst hätte ich nicht um diese Zeit noch einen längeren Kommentar geschrieben.

Beste Grüße
Kroko

 

Hallo @Kroko

Herzlichen Dank für deine Erstkritik, hat mich sehr gefreut.

Ich bin ja wirklich noch ein richtiger Schreibanfänger. Und mir wurde schon während dem Schreiben klar, dass ich mich mit meinem Erstling ein wenig überhoben habe. Ursprünglich hatte ich die Idee zu einem Roman und viele meiner Ideen habe ich dann hier hinein gepresst.

Zwei große Stränge werden aufgemacht, aber keiner hat eine Geschichte zu erzählen, und gegenseitig brauchen sie sich auch nicht wirklich.

Genau dieses Problem ergibt sich daraus. In meinem Kopf war das breiter ausgewalzt, aber das nützt dir als Leser hier natürlich gar nichts.

Wie hat Lilija ihn gefunden? Gibt es eine Vorgeschichte?

Ja, die beiden haben eine Vorgeschichte im gemeinsamen Studentenleben. Aber auch hier wieder mein Fehler: Viel zu knapp, beziehungsweise nur angedeutet.

Alamea = kostbar. Zufall oder bewusst gewählt?

Bewusst. Es soll sich auch um einen Planeten handeln. Um den aufgrund von Ressourcen gekämpft wird.

Aber auch hier habe ich wohl einen Anfängerfehler begangen: Ich habe mir ein Science Fiction ausgesucht. Und im nachhinein muss ich zugeben, von der Materie weniger Ahnung zu haben, als gedacht.

Dafür hast du mir ein paar sehr gute Beispiele geliefert:

Und wenn man Emails versenden kann, dann geht auch VR oder Holo. Denn beides sind schlussendlich auch nur Daten.

hmmm, ok ... ich gehe nicht weiter auf das Überwachungsthema ein. Aber, hoffentlich steht noch das Funknetz wie auch die Telekom ...

Das sind natürlich ganz große Böcke in der Logik... Da hätte ich mich mehr einlesen sollen. Es erschreckt mich fast, wie schlecht beschlagen ich in technischen Dingen bin. Weshalb es vielleicht wirklich nicht gut war, mich gleich am Anfang in die Science Fiction zu stürzen.

es liest sich sehr erzählerisch und hat wenig Spannung.

Auch das kann ich schon nachvollziehen. Bei einem Erstling als Erzählperspektive die 1.Person und dann auch noch das Präsens zu wählen, war auch sehr gewagt von mir. Dafür bin ich sicher noch nicht erfahren genug.

Hey Rainbow Runner! Nicht verzagen, ab an die Tasten: streichen, ausprobieren, schreiben, verwerfen und wieder anfangen

Natürlich verzage ich nicht. Ich bin ja hier, um zu lernen. Die nächste Geschichte ist schon in Arbeit. Diesmal aber mit klassischer Erzählperspektive und aus dem Fantasybereich. Vielleicht sind das Schuhe, die mir für den Anfang besser passen. Ich bin ja noch am ausprobieren, wo mich mein Weg hinführt.

Danke fürs Lesen und deine Denkanstöße, hat mich sehr gefreut!

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo Rainbow Runner, schön, von dir zu lesen!

Ich kam ganz gut durch und war auch nicht in Gefahr, abzubrechen. Warum er wohin möchte und was dort auf ihn wartet, das wollte ich gerne wissen. Trotzdem fand ich, dass du zwischendrin ein paar Längen zu viel eingebaut hast.

Nach Sechs Jahren Synthetik Fraß
sechs, Synthetikfraß
stürzt man sich
Wieso 'man' - finde ich hier zu unpersönlich
Ich ziehe klimatisierte Luft durch die Nase.
Hm, klingt seltsam. Wann sagt man 'ziehe ... durch die Nase'? Doch eher 'ich atme ein'
Wahrscheinlich ist sie das wichtigste, was
das Wichtigste. Passiert öfter, dass du Substantivierungen klein schreibst.
Laura tanzt vor mir. Ihre brünetten Locken wirbeln durch die Luft und die rosa Lippen öffnen und schließen sich. Sie wirft mir Kusshände zu, bis ich es nicht mehr ertrage. Ich klappe die Hand zusammen und ihr Hologramm verschwindet.
Das fand ich unerwartet, war interessant. Auch die Auflösung, dass es ein Hologramm war.
Sechs Jahre habe ich sie nicht gesehen. Gar nicht. Auch kein VR und kein Holo.
Was ist ein VR?
Früher nachhause kam man nur noch im Sarg.
... nach Hause kam ...
Wer Zimtkuchen beim aufgehen beobachtet
beim Aufgehen
wie eine deformierte Libelle
Es gibt da etliche Vergleiche, die für mich etwas gewollt klingen, wie dies und wie das - die von dir gewählten Bilder haben mir meist nicht so gefallen (ist aber sicher auch Geschmacksache).
Sie sind einer von den guten.
den Guten
Alles gute!
Alles Gute!
Ich würde das Ganze etwas straffen, entweder den Fokus auf die Kriegserlebnisse oder auf die Entscheidung für einen Sektor legen. Und nachvollziehbarer gestalten, wieso er sich auf den Verlust seiner Familie und die ihm eigentlich inzwischen unbekannte Lilija einlässt. Insgesamt hat es mir gefallen.
Weiter viel Spaß beim Schreiben, sonnige Grüße Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rainbow Runner,

das ist also deine Erstveröffentlichung bei den 'Kriegern'! Hab schon immer mal geschaut, ob etwas von dir erscheint.

Ein guter Grund mal wieder SF zu lesen, hier meine Eindrücke:


Aber wer hat sich schon zurück gehalten?
zurückgehalten

Sechs Jahren Synthetik Fraß stürzt man sich auf echte Nahrung wie ein Kind auf Süßigkeiten
Fand ich gut, dass du erklärst, warum der Prot. sich übergessen hat, eine erster Hinweis auf das, was er hinter sich hat.

Sie wirft mir Kusshände zu, bis ich es nicht mehr ertrage. Ich klappe die Hand zusammen und ihr Hologramm verschwindet.
Warum erträgt er es nicht mehr? Vielleicht: Bis ich es vor Sehnsucht ...? Oder ein gegenteiliger Grund? Oky, im weiteren Text wird es klar, da war ich zu ungeduldig ...
Das Hand-Hologramm ist ein schönes Gimmick - hast du 'ne Bestellnummer? Solche kleinen Einflechtungen beschreiben einiges und sind unterhaltsam.

Regenwasser läuft in dunklen Schlieren am Fenster des Volocopters hinab. Es wirkt schwarz, wie geronnenes Blut.
Kein günstiger Vergleich: Da das Wasser sich bewegt, passt "geronnenes Blut" nicht so gut.

Das ist das gleiche leuchtende Inferno wie damals im Flusstal. Ich kann noch das MG-Feuer hören.
Ähnliches wird auch von Veteranen beschrieben - sie hören z.B. einen Überschallknall und gehen in Deckung, interessante Assoziation. MG-Feuer hat mich etwas gestört: Gibt es nicht moderner Waffen, in der Welt der Hand-Hologramme?

Wer Zimtkuchen beim aufgehen beobachtet kann sich keine blutige Dschungelhölle vorstellen. So wurden ihre Nachrichten länger und meine kürzer.

"beim Aufgehen"
In dem ganzen Abschnitt sind etliche gute Beschreibungen.

Und der Wachmann an diesem Durchgang ist kein Jungspund. Harte Züge um seine Mundwinkel und der bohrende Blick seiner Augen verraten es: Ein Veteran wie ich
Warum den "Jungspund" bemühen, um den Wachmann dann doch so zu beschreiben, wie er ist? Würde gleich den ersten, furchteinflößenden Eindruck schildern. (Ist Geschmackssache).

ich sehe zwei bewusstlose Junkies, die an der Mauer lehnen.
bewusstlos "lehnen" - schwierig.

Etwas schwarzes und glattes erscheint in ihrer Handfläche
Schwarzes, Glattes

Ich höre die stampfenden Geräusche der Fabriken. Atme weiter verschmutze Luft ein, und beginne mich zu fragen, was Liebe bedeutet. Was nehmen wir auf uns, um unser Leben mit einem anderen Menschen zu teilen? Und was treibt uns davon weg? Unzählige Gedanken, die zu nichts führen und nichts besser machen. Und dann packt mich Lilija am Arm.
„Lilija“, sage ich, „Warum tun wir denen, die wir lieben, schlimme Dinge an?“

Hier wirds kompliziert: Ich finde durchaus, dass man solche Aussagen direkt machen kann. Strenge Vertreter von 'Show don't Tell' würden wohl eine Erzählung bevorzugen, die diese Gefühle durch entsprechendes Verhalten darstellt, nicht direkt erzählt.

Sie sieht mich lange an und ihre Augen sind tief wie ein Ozean.
Empfinde ich als etwas abgedroschen.

Im Prinzip könnte der Text der Anfang einer Serie sein, empfinde ihn aber auch so in sich abgeschlossen. Die Beschreibungen von Sektor 11 lenken etwas von dem Gewissenskonflikt des Soldaten ab, der der Schwerpunkt deiner Geschichte ist. Man ist gewissermaßen schon mit einer neuen Thematik (dem nicht näher definierten Widerstand) beschäftigt.
Mir reichen deine Andeutungen, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Leser gerne Hintergründe wissen.
Bin kein Kommunikationsexperte - aber mag nicht so recht glauben, dass man in diesem Einsatzgebiet nur mit Mail kommunizieren kann.
Ein gut zu lesender Text, die Frage der richtigen Entscheidungen gibt dem ganzen etwas Tiefe. Vielleicht musst du dich noch entscheiden, wo der Schwerpunkt liegen soll: Auf Spannung oder dem Gewissenskonflikt.

L G,

Woltochinon

 

Moin @Rainbow Runner,

Aber auch hier habe ich wohl einen Anfängerfehler begangen: Ich habe mir ein Science Fiction ausgesucht. Und im nachhinein muss ich zugeben, von der Materie weniger Ahnung zu haben, als gedacht.

Das sind natürlich ganz große Böcke in der Logik... Da hätte ich mich mehr einlesen sollen. Es erschreckt mich fast, wie schlecht beschlagen ich in technischen Dingen bin. Weshalb es vielleicht wirklich nicht gut war, mich gleich am Anfang in die Science Fiction zu stürzen.

Na, für Science Fiction braucht es keine besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten. Die Logik muss bzw. sollte in jeder Geschichte stimmen und das kann man hier im Forum super trainieren. Man muss sich einfach fragen, ob dies plausibel sein könnte. Paar Beispiele erwähnte ich, aber es gibt da auch noch ein anderes schönes Beispiel: Alamea scheint ja ein Planet zu sein und damit nicht in unserem Sonnensystem. Sprich die Menschheit muss technologisch fähig sein, interstellar zu reisen. Muss man nicht erklären, kann einfach ein Fakt sein. Aber, wenn sie interstellar reisen können, dann wird die Menschheit kaum mit Maschinengewehren kämpfen. Scheint mir nicht plausibel.

Beim Lesen war ich mir nicht sicher, ob Alamea ein Planet ist oder irgendwo auf der Erde existiert. Ich habe mir dann für die Erde entschieden, weil die beschriebene Technologie überhaupt nicht für interstellare Reisen spricht.

Natürlich verzage ich nicht. Ich bin ja hier, um zu lernen. Die nächste Geschichte ist schon in Arbeit. Diesmal aber mit klassischer Erzählperspektive und aus dem Fantasybereich.

Super, ich freue mich :).

Beste Grüße
Kroko

 

Hallo @Eva Luise Groh

Auch dir ein herzliches Danke fürs Lesen und deinen ausführlichen Kommentar.

Passiert öfter, dass du Substantivierungen klein schreibst.

Das ist ein sehr guter Hinweis. Auch für die restlichen Korrekturen bin ich dir sehr dankbar.

Was ist ein VR?

Virtuelle Realität. Aber wie hier ja schon angesprochen wurde, habe ich mich mit diesen technischen Details noch ein wenig überhoben.

Insgesamt hat es mir gefallen.

Das ist doch schon mal was! Vielen Dank!

Hallo @Woltochinon

Auch an dich ein herzliches Danke für deine Zeit und Kritik.

Da das Wasser sich bewegt, passt "geronnenes Blut" nicht so gut.

Ja, nach deinem Hinweis bemerke ich das auch ziemlich deutlich. Danke

Gibt es nicht moderner Waffen, in der Welt der Hand-Hologramme?

Wurde hier ja schon vermehrt angesprochen. Ich denke ja und nein. Einerseits wird es sicher neuartige Waffen geben. Aber gewisse Dinge werden länger nicht aussterben, dass sieht man ja leider in der Realität.

Aber dennoch muss natürlich hier mehr Logik rein.

Im Prinzip könnte der Text der Anfang einer Serie sein, empfinde ihn aber auch so in sich abgeschlossen.

Das ist toll, dass du es so gelesen hast. Wie gesagt, viele Ideen hatte ich da für etwas längeres. Und hier ist definitiv das letzte Wort noch nicht geschrieben. Für´s erste waren deine Anregungen und Verbesserungen schon mal sehr hilfreich!

Aus diesem Setting werde ich wirklich noch was rausholen!

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Rainbow Runner

Die Stimmung hat mir gut gefallen, hat auch einige sehr schöne Passagen drin wie die Erinnerung an den toten Kameraden mit den Moskitos auf dem Gesicht, der betrunkene Sprung ins dreckige Brunnenwasser, also da blitzt schon Talent auf. Ich erlaube mir, das so zu sagen, weil das ja deine erste Geschichte ist. Ich finde, da passt schon viel.
Auch der Plot gibt was her. Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass du beide Stränge hast, die ergeben ja auch erst zusammen einen echten Gewissenskonflikt. Was ich als problematisch empfinde, ist die Tatsache, dass du das so getrennt abhandelst. Ich dachte zunächst sogar, das sei ein anderer Erzähler, weil auch der Stil ein bisschen ändert (keine Vergleiche mehr, generell weniger "poetisch"). Spannungstechnisch ist das kontraproduktiv, der Prota fällt eine Entscheidung und ich denke mir bloss: "Was zum Teufel macht er da und warum?" Ich glaube diese Art von Plot sollte kein Geheimnis um den Konflikt machen, in dem sich der Prota befindet. Konkret würde ich also die beiden Stränge verflechten. Dazu ist alles vorbereitet: Du brauchst nur aus den Textnachrichten von Lilija zu zitieren und kannst dann erzählen, dass er vermutet, dass sie sich einer Untergrundorganisation angeschlossen hat. Dann musst du noch etwas deutlicher machen, dass er es als seine moralische Pflicht erachtet, das ebenfalls zu tun (Plus noch die Andeutung, dass er Lilija noch immer liebt oder so, dann hast du kein reines, sauberes Motiv, was die Sache noch spannender macht: Entscheidet er sich aus politischen oder emotionalen Motiven?). Dann spüren wir als Leser den Konflikt viel deutlicher. Mache die Entscheidung maximal schwer, wirf also alle Gründe, die für die eine oder andere Alternative sprechen, in die Waagschale.
Ein technisches Problem noch: Die Kommunkation über die Textnachrichten (würde ich statt E-Mail schreiben, das ist neutraler und lässt weniger stolpern) wird ja sicher überwacht. Woher weiss der Prota überhaupt, dass Lilija zu dieser Gruppe gehört? Wo sie ist? Wie sie sich treffen? Das Problem lässt sich vielleicht über Geheimcodes lösen, sie kennen sich ja und können daher mit Insiderinfos arbeiten und zwischen den Zeilen lesen.

Ein Tipp noch zum handwerklichen Repertorie: Die Dichte an Vergleichen ist zu Beginn relativ hoch, nimmt dann aber drastisch ab. Ich würde am Anfang etwas sparsamer sein, dafür später auch mal einen Vergleich platzieren. Und dann könntest du noch stärker variieren:

auf echte Nahrung wie ein Kind auf Süßigkeiten
Es wirkt schwarz, wie geronnenes Blut.
unter Blättern, so groß wie Elefantenohren
glatte Säulen, die wie Finger eines Riesen in den Himmel zeigen.
Drohnen schießen wie leuchtende Wespen umher.
Maschine nach, die sich wie eine deformierte Libelle in die Luft schraubt.
Dazwischen leuchten die Fenster wie die Augen eines Raubtiers.
Mein Rat wäre, mal zu schauen, was es sonst noch für sprachliche Möglichkeiten gibt, Vergleiche zu ziehen, und das, was dir gefällt, ins Repertoire aufzunehmen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Peeperkorn

Herzlichen Dank für das Lesen und Kommentieren. Du hast mir sehr gute Denkanstösse gegeben!

also da blitzt schon Talent auf. Ich erlaube mir, das so zu sagen, weil das ja deine erste Geschichte ist. Ich finde, da passt schon viel.

Da würde ich natürlich lügen wenn ich sage, dass mich das sehr freut! Gerade weil ich in der letzten Zeit wieder sehr an meinen Schreibergebnissen gezweifelt habe. Aber das kennt wohl jeder, der ernsthaft schreibt. Also zumindest so schreiben möchte, dass andere es auch gerne lesen.

Ich glaube diese Art von Plot sollte kein Geheimnis um den Konflikt machen, in dem sich der Prota befindet. Konkret würde ich also die beiden Stränge verflechten.

Ja, da stimme ich voll zu. Es ist wohl meine Hauptaufgabe, das besser miteinander zu verbinden. Wie ich schon erwähnt habe, entstand die Geschichte aus einer (bisher für mich noch utopischen) Idee eines Romans. Und bisher hat mir auch niemand von euch widersprochen, dass man das Thema breiter behandeln kann.

Die zwei Stränge werde ich definitiv miteinander verflechten.

Das Problem lässt sich vielleicht über Geheimcodes lösen, sie kennen sich ja und können daher mit Insiderinfos arbeiten und zwischen den Zeilen lesen.

Eine sehr gute Idee! Ich habe es ja am Ende schon angedeutet, dass sie in einer Art Geheimsprache miteinander kommunizieren. Wenn man es darauf reduziert, ergeben sich auch gleich weniger logische Probleme. Die Kommunikation verläuft also wie es allgemein gewohnt ist, aber sie sprechen in Codes. Das kommt so in die Geschichte, danke für den Tipp!

was es sonst noch für sprachliche Möglichkeiten gibt

Gut beobachtet, wie ich mich hier wiederhole. Das werde ich definitiv nochmal überarbeiten!

Also vielen Dank für deine Mühe. Ich revanchiere mich bald bei deiner neuen Geschichte!

 

Hallo @Rainbow Runner ,

zunächst ein herzliches Willkommen hier bei uns Wortkriegern!
Deine Einstandsgeschichte hat mir teils gut gefallen, teils fehlt mir noch einiges daran. Das erklär ich gleich noch.
Meist scheue ich immer vor SF-Themen zurück, weil ich befürchte, dass da total technisches Wissen gefordert ist und all diese Weltraumspezialitäten, die ich nicht kenne und so bin ich ziemlich überrascht gewesen, also angenehm überrascht, als ich deine Geschichte las und damit gut klar kam.

Teils haben mich deine Beschreibungen sehr gut in die Atmosphäre entführt, in der dein Plot spielt und insoweit finde ich, dass du bereits recht gut darin bist, den Leser in deine Welt zu mitzunehmen.
Nur in puncto Emotionen hat es mir gefehlt, dass du nicht tiefer die Gedanken deines Protagonisten mit dem Leser teilen mochtest. Mir ist nämlich nicht genügend nachvollziehbar erklärt, weshalb dein Protagonist von einer Frau zu anderen wechselt.
Beide Frauen sind ihm in etwa gleich nahe und lieb, so scheint es, aber sein Konflikt, dass er obendrein dann noch seinen Sohn zurücklässt und eben auch die Frau, die ihn während seiner Einsätze nicht verlassen hat, das geht mir zu einfach über die Bühne.
Ich finde, er müsste mehr leiden, unentschieden sein, um sich dann am Ende doch dem Untergrund zuzuwenden.
Dieser Konflikt müsste mehr Details enthalten, mich als deine Leserin mit hineinziehen in die Misere, dass ihm eigentlich beide Frauen wichtig sind. Ich kann also seine Entscheidung nur insoweit nachvollziehen, dass du ihn zum Helden des Widerstands machst und dem hat sich dann alles unterzuordnen.

Synthetik Fraß
Ich würde dies zusammenschreiben. Oder vielleicht mit einem Bindestrich.
Und mein Körper lässt sich austricksen.
Den Satz könntest du streichen, weil du ja danach wunderbar beschreibst, was er tut, um seinen Körper auszutricksen.
das wichtigste,
Wichtigste
die rosa Lippen öffnen und schließen sich.
Hier entsteht in meiner Phantasie so ein Bild, das du gewiss nicht erzeugen wolltest. Sie wird durch das Öffnen und das Schließen zu so einem stummen Fisch. Ich fände es auch erotischer, wenn sie einfach nur ihre rosa Lippen öffnet.

Früher nachhause kam man nur noch im Sarg.
Sehr guter Satz, kurz, knapp und hat echt Wucht.
kaum drei Tage im Einsatz den ich hinter mir herziehe.
Einsatz (Komma), den ich
Wer Zimtkuchen beim aufgehen
Aufgehen
Wir köpfen eine Flasche am Alex wenn du zurück bist.
Alex (Komma), wenn du
Der Westen für die Reichen, der Osten für den Rest.
Hier war mein erster Eindruck: Oh nö, jetzt nicht wieder diese Klischees zwischen Ossi und Wessi, aber im Laufe der Geschichte machte dann das durch auf andere Weise Sinn, es so zu bezeichnen.
Sie sind einer von den guten.“
Guten

Alles gute!
Gute
Und grüßen sie ihre Freunde von mir!“
Und grüßen Sie Ihre Freunde von mir
und der saubere Geruch ihrer Haare überdeckt die verpestete Luft.
Schönes Bild.
Atme weiter verschmutze Luft ein
verschmutzte
Aber sie kennt den Weg. Das ist ihr Gebiet, sie kennt es seit ihrer Geburt.
Hier habe ich gestutzt. Wenn sie sich von früher her kennen, wieso kennt er denn diese Gegend nicht auch genauso gut wie sie? Sie müssen doch auch eine Weile zusammen gewesen sein. Und dann sehr wahrscheinlich dort. Oder?
das richtige.“
Richtige
Ihr Schuh spielt einen komplizierten Rhythmus auf dem Boden, wie beim Steptanz. Es klingt hohl und dann begreife ich es: Es ist ein Code.
Super Idee, einen Code zu erschaffen. Gefällt mir.
Ich begreife es: Lilija steht weiter oben. Was ist in den sechs Jahren mit ihr passiert?
Sehr spannende Wendung nimmt das hier jetzt. Aber wird leider nicht weiter aufgegriffen.
Codewörter die nur wir beide verstanden.
Codewörter (Komma), die nur wir ....
Und dann weine ich.
Einmal abgesehen davon, dass ich gerne deutlich mehr erfahren hätte, das habe ich ja weiter oben schon dargelegt, ist mir jetzt auch der Schluss zu fix, aber vor allem viel zu unverständlich. Weshalb weint er jetzt? Worüber denn genau ist er jetzt traurig? Weil er seine Kleinfamilie verlassen hat? Seiner Frau weh tut, seinen Sohn schlecht behandelt? Oder weil die Welt eine so grausame geworden ist? Naja, vielleicht weint er wegen allem. Aber das kommt mir etwas zu unvermittelt.
Oder soll das ein Hinweis darauf sein, dass ihn Zweifel plagen und er wieder in den Westen zurückkehren wird?
Deine Geschichte, die, wie ich finde, gut geschrieben ist, hat insoweit auch noch Potential ausführlicher zu werden.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita

Vielen Dank für deine Leseeindrücke und deine Mühe!

Nur in puncto Emotionen hat es mir gefehlt, dass du nicht tiefer die Gedanken deines Protagonisten mit dem Leser teilen mochtest.

Das haben hier schon mehrere bemängelt. Insofern muss ich da noch mal ordentlich dran schrauben. Ist vermutlich meiner Unerfahrenheit geschuldet. Aber ich lerne ja gern. Ich werde es mir angewöhnen, die Charakterprofile vor dem Schreiben deutlich mehr heraus zu arbeiten.

Hier war mein erster Eindruck: Oh nö, jetzt nicht wieder diese Klischees zwischen Ossi und Wessi, aber im Laufe der Geschichte machte dann das durch auf andere Weise Sinn, es so zu bezeichnen.

In der Geschichte sollte ein geteiltes Europa eine größere Rolle spielen. Auch das muss wohl noch deutlicher werden.

Hier habe ich gestutzt. Wenn sie sich von früher her kennen, wieso kennt er denn diese Gegend nicht auch genauso gut wie sie? Sie müssen doch auch eine Weile zusammen gewesen sein. Und dann sehr wahrscheinlich dort. Oder?

Ein guter Einwand. Die Dreiecksgeschichte mit Laura und Lilija hat auf jeden Fall Potential, dass ich noch nicht ausgeschöpft habe.

Oder soll das ein Hinweis darauf sein, dass ihn Zweifel plagen und er wieder in den Westen zurückkehren wird?

Hatte ich so nicht gedacht. Deine erste Interpretation war schon richtig. Aber korrekt, hier müsste ich auch mehr in die Tiefe gehen.

Deine Geschichte, die, wie ich finde, gut geschrieben ist, hat insoweit auch noch Potential ausführlicher zu werden.

Es war ursprünglich eine Romanidee.. Aber das ist noch viele Nummern zu groß für mich.

Nochmal vielen Dank für deine Anregungen!

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Ich nochmals kurz,
hallo @Rainbow Runner ,

Ich werde es mir angewöhnen, die Charakterprofile vor dem Schreiben deutlich mehr heraus zu arbeiten.
Ja, unbedingt. Ich kann nur von mir selbst sagen, dass es sich bei mir immer wieder gerächt hat, wenn ich einfach eine Figur drauflos geschrieben habe, will sagen, mir vorher nur so grobkörnige Gedanken zum Charakter gemacht habe. Diese Vorarbeit, den Protagonisten schon fertig herausgebildet in Gedanken erschaffen zu haben, schlägt sich meist direkt auf die Qualität der Geschichte nieder.
Man läuft andersherum Gefahr, dass die Protas an bestimmten Stellen für den Leser unverständlich handeln, weil entweder sie vom Autoren auch querbeet durcheinander gestaltet wurden, also unausgegorene Eigenschaften haben, oder aber weil man es versäumt hat, die für die Geschichte tragenden Kerneigenschaften des Protas dem Leser offenzulegen.
Wie weit man dann in den einzelnen Vorgedanken, diese Person festlegt, hängt im Grunde genommen von der Geschichte selbst ab. Mal sind Äusserlichkeiten genauso wichtig wie die inneren Einstellungen, mal sind Ticks und nerdiges Verhalten besonders wichtig und so weiter.
Aber tröste dich: ich mache diesen Fehler, mir meine Hauptfiguren nicht richtig vorher auszudenken und mit den erfordlichern Eigenschaften auszustatten, auch immer wieder.
Meist begehe ich diesen Fehler, wenn ich einen (aus meiner Sicht) guten Plot meine zu haben und der danach schreit, auf der Stelle aufgeschrieben zu werden. Dabei vergesse ich dann gern, dass ein guter Plot immer einher geht mit gut gezeichneten Figuren.
Es war ursprünglich eine Romanidee
Ja, da steckt so viel noch drin in deiner Geschichte, was man weitererzählen könnte. Das blitzt an jeder Ecke heraus.
Die Frage ist immer, ob man den Stoff für einen Roman auf eine gut durchdachte Kurzgeschichte runterbrechen kann oder ob der Stoff einfach wirklich Breite und Länge zwingend erfordert und man dann tatsächlich bei einem Roman gelandet ist.
Ist manchmal sehr schwierig zu entscheiden. Wenn ich mir so manche Romane anschaue, dann denke ich oft, dass der Autor mir nur meine Zeit gestohlen hat, weil all das, was er mitteilen wollte, auch in deutlich knapperer Weise, z.B. in Form einer Kurzgeschichte hätte gepackt werden können. Aber meist sind diese Romane so schlicht gestrickt, dass ich dann das auch als Kurzgeschichte verschmähen würde.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rainbow Runner
es wurde hier ja schon fleißig kommentiert, daher kann es sein, dass sich manches evtl. doppelt. Ich fange trotzdem mal an, dir meinen Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen?

fliegen.Ich ziehe
Leerzeichen.

Ich ziehe klimatisierte Luft durch die Nase. Schließe die Augen.
Ich würde das einfach verbinden. Ich ziehe klimatisierte Luft durch die Nase und schließe die Augen.

denn ein Leutnant kotzt nicht.
Ich würde da ergänzen, um was für eine Art Leutnant es sich handelt. Ein Leutnant der soundsovielten Infanteriedivision oder so.
Und mein Körper lässt sich austricksen.

Wie oft hat mir diese PSI-Kontrolle das Leben gerettet!
Na ja, im Grunde ist das ja keine Psi-Kontrolle (also so wie ich Psi-Kontrolle jetzt in eine Sci-Fi-Geschichte hineininterpretieren würde), sondern schlicht eine Atemübung zur Selbstregulierung?

Sechs Jahre habe ich sie nicht gesehen. Gar nicht. Auch kein VR und kein Holo.
Finde ich noch nicht ganz rund. Es ist ja emotional hart, was hier gezeigt werden soll und das kommt mit diesen Formulierungen bei mir noch nicht an. Ich würde es zum Beispiel vereinfachen:
Sechs Jahre habe ich sie nicht gesehen, kein VR, kein Holo, nichts.
So oder so ähnlich.

Zu einer Frau, die ich nicht mehr kenne, und einem Sohn den ich gar nicht kenne.
Auch hier: Das ist ja schon emotional berührend. Er hat sein Kind noch nie geshene und seine Partnerin schon eine sehr lange Zeit nicht mehr. Was macht das mit ihm? Welche Sorgen macht er sich deswegen? Das kommt durch diese Formulierung so noch nicht ganz an bei mir. Dafür ist es etwas zu lapidar und beiläufig formuliert.

Nach der Offensive im Flusstal war ohnehin alles vorbei. Soldaten waren nötiger als Studenten.
Das habe ich nicht so ganz verstanden. Wo kommen denn jetzt plötzlich die Studenten her? Weil er selbst einer war und seine Hoffnung, rechtzeitig nach Hause zu kommen, jetzt weggebrochen ist? Das kommt nicht so ganz rüber.

Das ist das gleiche leuchtende Inferno wie damals im Flusstal. Ich kann noch das MG-Feuer hören.
Also es gibt Psi-Kontrolle, ferne Planeten, Holo und alles Mögliche. Aber die schießen noch mit MGs aufeinander? Das passt nicht, finde ich.

Der Krieg hat ihn zerstört. Was definitiv stimmt.
Auch hier wieder: Zu lapidar und beiläufig ob der eigentlichen Dramatik im Angesicht von Kriegstrauma und zerstörten Leben im Zivilen.

Mein Atem wirft kleine Wolken in die feuchte Nachtluft. Erinnerungen winken mir aus jeder Häuserzeile zu. Die Quallenchips und das Brotbier im Twenty4 Imbiss. Die Schlachten gegen meinen Bruder in der E-Sport Halle. Spaziergänge mit Laura in den schwebenden Gärten.
Klar, du versuchst jetzt, seine Erinnerungen mit dem Leser zu teilen. Aber weil du es nur so kurz abhandelst und mehr oder weniger herunterratterst, kommt es nicht so richtig an bei mir. Ich würde entweder ausbauen oder streichen.

Ich zwinkere kurz. Keine Tränen. „Nun, Feldwebel...“, sage ich und deute auf die Schleuse, „Darf ich dann?“
Also als Veteran sollte er (trotz Verbundenheit und allem) einen anderen Ton ggü einem Feldwebel anschlagen. Und erst recht nicht fragen: "Darf ich dann?" Das passt nicht.

Der Gestank schlägt wie eine Faust in mein Gesicht.
Das Bild ist schief, finde ich. Gestank kann zwar wie eine Wand sein, aber eine Faust ist ja noch mal was anderes. Vlt. hast du noch ein anderes Bild zur Hand?

Die höllischen Dschungelkämpfe überlebt, um von einem Drogenabhängigen in Sektor 11 aufgeschlitzt zu werden. Ich renne und versuche, keinen Fehler zu machen.
Erkenne ihren Rücken, die magere Taille. Und das lange schwarze Haar, das sich glatt über ihre Schultern legt, als würde Tinte hinab laufen. Es ist soweit. Ich habe einen Weg gewählt, der alles ändern wird. Mein Mund ist trocken und ich kann nur krächzen. „Lilija?“
Das geht mir jetzt viel zu schnell. Zack, er ist im Osten. Zack, er wird bedroht (dreht sich aber offensichtlich noch nicht einmal um und rennt sofort weg - ein Veteran?) Zack, er trifft Lilija (von der wir bisher noch nie gehört haben?).
Da würde ich auf jeden Fall noch ausbauen, auch um die Stimmung des (im Grunde viel interessanteren Ortes als alles vorherige) besser rüberzubringen!

Langsam klettere ich ihn die Tiefe.
in die Tiefe.

Meine Schuhe knirschen und ich bin blind.
Ist er nicht, denn ...
Die Dunkelheit wird nur von einem kleinen Licht durchbrochen.
... er sieht ja dieses kleine Licht. Und deswegen funktioniert der Vergleich nicht.

„Der komplette Sektor ist voll davon. Und bis die spitz kriegen, wo wir sind, haben wir uns längst zu einer anderen Station verzogen. Sie finden uns nicht.“
„Die Straßenschlachten. Die Polizisten, die auf uns einprügeln. Darum brauche ich meinen Lancelot.“
Plötzlich fühle ich mich müde. Ich dachte an die Mail, die alles ins Rollen gebracht hatte. Lancelot, Guinevere, die Tafelrunde. Codewörter die nur wir beide verstanden. Lilija konnte mir sagen, was sie hier erleiden musste, versteckt hinter Begriffen der Artus Sage. Ich hatte um mein Leben gekämpft und gleichzeitig erfahren, wie wir alle betrogen wurden
Morgen sabotieren wir die erste Raffinerie.
Puh, also da machst du jetzt aber echt eine Menge auf. Eine Untergrundbewegung, Straßenschlachten, Osten, Westen, Unterdrückung, Pläne zum Umsturz. Alles spannend - keine Frage. Aber du erwähnst es nur, ohne das auszuführen. So kann es nicht wirken, weil ich als Leser keinen Bezug zu der Welt, zu den Themen und den Figuren entwickelt habe.
Mein Vorschlag wäre, dass du entweder radikal thematisch kürzt und dich auf eines der Themen beschränkst oder aber noch 50 Seiten ergänzt, um alle Themen unterzubekommen und die Leser tatsächlich emotional zu erreichen.


„Wir alle müssen uns entscheiden, wie wir leben wollen.“, sagt sie. Und dann weine ich.
Das geht mir wieder zu schnell. Du deutest diese emotionale Blockade ja ein paar Mal an. Und am Ende reicht dann dieser Spruch von ihr. Das müsstest du ausbauen, damit es wirken kann, finde ich.

Ich hoffe, dass du mit meiner teilweise doch recht harschen Kritik etwas anfangen kannst? Ist auf jeden Fall nicht persönlich gemeint und ich denke, dass wenn du da Zeit und Arbeit reinsteckst, du den Text noch deutlich verbessern kannst!
Generell freue ich mich, bald mal wieder was von dir zu lesen! Also bloß nicht beirren lassen!

Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Habentus

Vielen Dank für deine Zeit und den Einschätzungen.

Na ja, im Grunde ist das ja keine Psi-Kontrolle

Ja, sollte möglichst cool klingen. Aber ist natürlich auch wieder ein logischer Bruch.

Dafür ist es etwas zu lapidar und beiläufig formuliert.

Das ist jetzt interessant. Du erwähnst ja noch ein paar mal, dass es zu distanziert und/oder beiläufig klingt. Gegenfrage: Denkst du, es liegt an der Erzählperspektive? Normalerweise beginnt man ja als Schreibanfänger gerne mit dem personalen Erzähler (3. Person). Ich habe ewig lange herum probiert, weil mir das viel zu gestelzt klang. Was natürlich auch an meiner mangelnden Erfahrung liegen könnte. Die 1.Person und das Präsens sind für einen Anfänger dann gewagt. Und das führt dann womöglich auch zu dieser emotionslosen Perspektive. Andererseits gefiel anderen genau diese Atmosphäre. Vielleicht sollte ich einfach mehr die klassische 3. Person trainieren, was meinst du?

Puh, also da machst du jetzt aber echt eine Menge auf.

Tja, das ist mittlerweile Konsens. Eine Idee für einen Roman versuchte ich auf ein paar Seiten zu quetschen. Und das auch noch ohne vernünftige Charakterisierungen. Aber wie gesagt, von der Geschichte möchte ich mich nicht trennen. Aktuell schreibe ich gerade an etwas anderem im Fantasy Bereich. Aber Sektor 11 werde ich definitiv nochmal aufgreifen. Wer weiß, wenn ich mehr Erfahrung habe, sogar als Roman? Aber ich werde es auch als Kurzgeschichte nochmal versuchen. Vielleicht nur ein kleines Schlaglicht auf die größere Welt werfen, mal sehen.

Ich hoffe, dass du mit meiner teilweise doch recht harschen Kritik etwas anfangen kannst? Ist auf jeden Fall nicht persönlich gemeint

Um Gottes willen, du hast doch total freundlich und fundiert kommentiert. Deine Anmerkungen und textlichen Verbesserungen haben mir sehr geholfen, vielen Dank. Außerdem will ich ja lernen und mich verbessern. Wer hat denn schon beim ersten Mal ein Meisterwerk verfasst? Nicht mal Goethe und Schiller, da bin ich mir sicher ;)

Vielen Dank für deine Mühe und deine Zeit!
Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

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