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Shoe story

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26.08.2004
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Shoe story

Die Sonne erhebt sich langsam über der Skyline der Stadt. Die letzten Regenwolken verziehen sich und weichen einem neuen Tag.
Welcher Wochentag es ist – ich weiss es nicht. Ob die morgendliche Stimmung ein gutes Omen ist – ich weiss es nicht. Ich befürchte aber, es geht dem Ende zu.

Einige Sonnenaufgänge habe ich von hier schon gesehen. Es stinkt hier. Es ist einsam – ich bin einsam. Mir fehlt Linki, und noch mehr vermisse ich Luca. Ich möchte weinen – kann aber nicht, möchte schreien – bin unfähig dazu – ich bin allein – ich wurde vergessen.

Ich denke über vergangene Zeiten nach – Zeit habe ich hier genug. Immer wieder denke ich an Luca, wie wir ihn zum ersten Mal getroffen haben. Bei Linki war es sofort Liebe auf den ersten Blick, bei mir wohl erst auf den zweiten, aber es war eine intensive Beziehung zwischen Luca und uns. Ich weiss noch, als wäre es erst einen oder zwei Knoten zurück. Ich war der Star der Ausstellung bei Luigis Schuhparadies. Das Leder hatte noch keine einzige Falte – das Weiss war so schön und glänzend als wäre ich in einem TV-Spot für Waschmittel. Luftkissen, luftdurchlässig, superleicht, fabrikneu, ja, und meine drei Streifen, auf jeder Seite drei leicht schräge Streifen von der Sohle bis zum Verbund.

Und was ist jetzt? Vom Weiss ist nichts mehr übrig, es ist wohl eine Mischung aus braun, schwarz und gelb. Ich habe viele Falten und einer meiner Streifen ist schon bis zur Hälfte abgelöst. Diese Tusse – ich hasse sie. Luca liebte uns. Er liebte mich. Ich weiss noch wie er den Verkäufer leicht errötet bitten musste uns vom Regal zu holen. Luca war nicht der Grösste, wie gross er ist hat er mir nie gesagt, ich glaube er schämte sich, weil er nicht die Figur des Basketball-Spielers hatte, welche lebensgross vor unserem Regal stand. Aber das machte mir nichts. Er probierte zuerst mich – wir passten sofort zusammen – ich erinnere mich immer noch an seinen Geruch.

Es war ein angenehmer Geruch, ich würde alles dafür geben, noch einmal an Lucas rechtem Fuss zu sein, alles. Aber ich bin Realist genug, dass ich weiss, dass wir nie wieder zusammen finden werden. Linki ist irgendwo unter mir begraben. Ich hatte Glück – wenn ich das überhaupt so nennen kann. Ich bin oben auf einem dieser Berge der Mülldeponie. Luca müsste wohl weinen, wenn er mich so sehen müsste – er ist ein sehr sensibler Mann. Ich weiss noch, wie er sich im Kino, bei Titanic, bei dieser berühmten Szene, eine Träne schnell wegwischte, damit niemand anders etwas davon mitbekam. Ich glaube, er hatte sich wegen uns in die erste Reihe gesetzt.

Das ist jetzt schon einige Jahre her. Luca nahm uns überall mithin. Er mochte das angenehme Gefühl, welches ich ihm vermittelte. Wir waren sogar dabei als er diese Tusse kennenlernte.
Luca hatte wieder mal Streit mit seiner Verlobten gehabt, und wir sind mit ihm in ein kleines Appartement gezogen. Er lief immer davon, wenn es irgendwo Streit gab. Aber dafür waren wir ja da – mit uns sah er richtig chic aus, egal, ob er rannte oder durch die Stadt flanierte. Er liebte Petra, seine Verlobte, immer noch, er mochte einfach die ewigen Streitereien nicht mehr ertragen. Er war gerade beim Abwasch und stellte sich dabei nicht mal so ungeschickt an, als Reto an unserer Türe klingelte. Er schlug Luca vor, in so einen neuen „High Society“-Club zu gehen. Luca lies sich irgendwie breitschlagen. Er putzte sich und uns richtig schön raus. Der Abend war ganz nett und auch schon fast gelaufen, als diese Tusse auf uns zukam. „Hast du mal Feuer“ – einen älteren, öderen Spruch gibt es wohl nicht mehr, aber Lucas Augen wurden grösser und er holte zitternd seine Packung Streichhölzer hervor, nach zwei abgebrochenen Hölzern klappte es dann auch.

Von diesem Zeitpunkt an ging es abwärts.
Er traf sich immer häufiger mit Gaby und sie nutzte ihn gnadenlos aus. Luca, der kleine schüchterne Informatiker mit wohl zu viel Geld.
Er lud sie überall ein, erledigte dies, kaufte das – alles für diese Gaby-Tusse. Luca kaufte sich sogar Jeanshosen und Lederjacken, nur, weil sie das so wollte. Sie hasste mich.
Ja, sie brachte Luca sogar dazu, sich neue Schuhe zu kaufen. Es waren richtig fiese, enge, unbequeme Schuhe, die Luca überhaupt nicht kleideten. Nur, weil sie mich nicht mochte. Sie hatte Luca sogar verboten, uns weiterhin zu tragen.
Dass diese Frau nichts von Schuhen verstand, war mir sofort klar, solche grossen Absätze, so viel zu eng, das kann gar nicht gesund sein, aber das ist dann ihre Sache, wenn sie mit 40 nur noch mit X-Beinen gehen kann. Irgendwie wünsch ich mir das sogar.

Der verhängnisvolle Tag begann wie heute, frisch und herrlich. Wohl aus Gewohnheit zog er mich und Linki an – er war mit Gaby verabredet. Ihr hättet diese Person schreien hören sollen, als Luca mit uns in Ihre hässliche pastellfarbene Zweieinhalbzimmerwohnung trat. Natürlich musste er uns ausziehen, obwohl wir kein Stück dreckig waren – im Gegenteil, wir waren wohl das Sauberste in dieser Wohnung.

Es war morgens früh, nach einer Nacht vor der Türe, als diese Tusse die Türe öffnete und uns mit einer Spagetti-Zange in einen dunklen Sack warf. Ihr Grinsen konnte ich nicht sehen, aber das war auch nicht nötig – ich spürte es.

Es war mein letzter Morgen in der Stadt. Ich spürte, wie ich mehrmals transportiert wurde, bevor ich hier landete. Ich konnte mich noch nicht einmal von Luca verabschieden. Denkt er noch an mich? Da bin mir sicher, und vielleicht sucht er mich sogar.

Es ist Mittagszeit, die Sonne brennt mir auf das Leder. Ich sehe, wie einer dieser grossen Müllwagen direkt auf mich zufährt. Er hält etwas vor mir an. Es wird laut, der Anhänger hebt sich – es wird kalt – es ist dunkel.

 

Servus mind und herzliche Gratulation zu deinem ersten Beitrag!

Und, ja, er ist gut geworden. Vor allem dein Erzählstil ist flüssig und vermittelt durchgehend die gleiche Endzeitstimmung eines rechten Schuhs. Ich glaube, obwohl dein Protagonist ein Schuh ist, kann man sich gut reinversetzen.

Die Idee fand ich etwas langweilig. Hier auf kg.de gab es schon einige Geschichten aus der Perspektive eines Gegenstandes oder eines Tieres. Sogar eine Schuhgeschichte gabs schon einmal.
Diese Langweiligkeit kann aber auch daran liegen, dass die Geschichte meiner Meinung nach nicht nach Fantasy gehört (eher nach Seltsames oder Sonstiges). In Erwartung von Zwergen, Elben oder bösen Wölfen, kam mir ein Schuh ziemlich gewöhnlich vor.

Ich weiß nicht was die anderen sagen, aber ich denke, du solltest deine Geschichte verschieben lassen, damit sie auch so wirkt, wie sie soll.

Fazit: Sehr solider Einstieg in die kg.de-Karriere!

 

Hallo mind,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de!

Bevor ich zum Gesamteindruck der Story komme, erst einmal Textkram:

Welcher Wochentag es ist – ich weiß es nicht.
Außer, du bist Schweizer - dann sei dir verziehen, nicht aber folgender Fehler:

Ob die morgendliche Stimmung ein gutes Ohmen ist – ich weiss es nicht.

Ich befürchte aber, es geht dem Ende zu.

Einige Sonnenaufgänge habe ich von hier schon gesehen. Es stinkt hier. Es ist einsam hier – ich bin einsam.
Möglich, dass die Dopplung beabsichtigt ist, aber mMn übertreibst du es mit dem "hier" ein wenig.

Mir fehlt Linki, und noch mehr vermisse ich Luca.
Hier würde ich ein Komma setzen, weil der zweite Satz ja eine Konsequenz/Steigerung des ersten ist.

Immer wieder denke ich an Luca, wie wir ihn zum ersten Mal getroffen haben

Ich weiss noch, als wäre es erst einen oder zwei Knoten zurück.

Das Leder hatte noch keinen einzigen Falten – das Weiss war so schön und glänzend als wäre ich in einem TV-Spot für Waschmittel.
keine einzige Falte, bitte =)

Luftkissen, luftdurchlässig, superleicht, fabrikneu, ja, und meine 3 Streifen, auf jeder Seite drei leicht schräge Streifen von der Sohle bis zum Verbund.
Zahlen unter 12 werden eigentlich immer ausgeschrieben, weil es so schön kurze Wörter sind. Du hast da eine Dopplung von "drei" drin

Ich habe viele Falten und einer meiner Streifen ist schon bis zur Hälfte abgelöst.

Ich weiss noch wie er den Verkäufer leicht errötet bitten musste uns vom Regal zu holen.
Man betet zu einem Gott, nicht zu einem Verkäufer.

Luca war nicht der Grösste, wie gross er ist hat er mir nie gesagt, ich glaube, er schämte sich, weil er nicht die Figur des Basketball-Spielers hatte, welche lebensgross vor unserem Regal stand.
Das wirkt, als hätte er nicht die Figur vor dem Regal gehabt. Ich glaube, du meinst die Figur der Figur, oder?

Er probierte zuerst mich – wir passten sofort zusammen – ich erinnere mich immer noch an seinen Geruch.
Sonst ein Zeitsprung

Es war ein angenehmer Geruch, ich würde alles dafür geben, noch einmal an Lucas rechtem Fuss zu sein, alles.
Infinitiv mit zu wird durch Kommata abgetrennt

Luca müsste wohl weinen, wenn er mich so sehen müsste – er war ein sehr sensibler Mann.
Er sieht den Schuh ja nicht, deshalb muss es im Konjunktiv stehen. Aber so hast du eine Dopplung von "müsste" drin.
Warum "war" er sensibel? Ist er tot?

Ich weiss noch, wie er sich im Kino, bei Titanic, bei dieser berühmten Szene, eine Träne schnell wegwischte, damit niemand anders etwas davon mitbekam.
bei Titanic und bei dieser... sind beide Male erklärende Einschübe, deshalb sollten da Kommata stehen.

Ich glaube, er setzte sich wegen uns in die erste Reihe.
Ich glaube, er hatte sich wegen uns in die erste Reihe gesetzt - die Handlung ist ja vorbei und abgeschlossen, da steht dann immer Plusquamperfekt

Wir waren sogar dabei, als er diese Tusse kennenlernte.
Das ist ein Nebensatz, der wird durch ein Komma abgetrennt. Lies deinen Text doch mal vor dem Posten laut vor und/oder benutze die Word Rechtschreibeprüfung. Beides hilft dir, solche Kommafehler zu vermeiden: Wo du beim Vorlesen mit der Stimme nach oben gehst, da setzt du meistens ein Komma.
Diesen Satz hier kannst du auch ins Plusquamperfekt setzen: "Als er... kennengelernt hatte". So geht aber auch.

Luca hatte wieder mal Streit mit seiner Verlobten gehabt, und wir sind mit ihm in ein kleines Appartement gezogen.
Handlung ist vorbei - das Komma würde ich hier wieder setzen, weil der eine Satz ein Folgesatz des ersten ist.

Er lief immer davon, wenn es irgendwo Streit gab.

Aber dafür waren wir ja da – mit uns sah er richtig chic aus, egal, ob er rannte oder durch die Stadt flanierte.

Er schlug Luca vor, in so einen neuen „Chicimici“-Club der oberen 10'000 zu gehen.
der oberen 10 000 was? Hier finde ich die Formulierung unschön.

Luca ließ sich irgendwie breitschlagen.

Der Abend war ganz nett und auch schon fast gelaufen, als diese Tusse auf uns zukam.

einen älteren, öderen Spruch gibt es wohl nicht mehr, aber Lucas Augen wurden grösser und er holte zitternd seine Packung Streichhölzer hervor, nach zwei abgebrochenen Hölzern klappte es dann auch.

Er traf sich immer häufiger mit Gaby und sie nutzte ihn gnadenlos aus.

Luca, der kleine schüchterne Informatiker mit wohl zu viel Geld.
Tat was? Hier fehlt ein Prädikat

Er lud sie überall ein, erledigte dies, kaufte das – alles für diese Gaby-Tusse.

Luca kaufte sich sogar Jeanshosen und Lederjacken, nur, weil sie das so wollte.

Ja, sie brachte sogar Luca dazu, sich neue Schuhe zu kaufen.
Umstellen: Luca sogar dazu. Sonst bedeutet es, dass sie außer ihm auch noch einen Haufen andere Leute überredet hat und er nur die Spitze des Ganzen ist.

Es waren richtig fiese, enge, unbequeme Schuhe, die Luca überhaupt nicht kleideten.
Ist eine Aufzählung

Nur, weil sie mich nicht mochte. Sie hatte Luca sogar verboten, uns weiterhin zu tragen.

Dass diese Frau nichts von Schuhen verstand, war mir sofort klar, solche grossen Absätze, so viel zu eng, das kann gar nicht gesund sein, aber das ist dann ihre Sache, wenn sie mit 40 nur noch mit X-Beinen gehen kann.

Irgendwie wünsch ich mir das sogar für sie.
Er wünscht sich nicht etwas für sie, sondern er wünscht ihr was. Ersteres ist eine positive Aussage, Letzteres nicht.

Ihr hättet diese Person schreien hören sollen, als Luca mit uns in Ihre hässliche pastellfarbene Zweieinhalbzimmerwohnung traten.

Natürlich musste er uns ausziehen, obwohl wir kein Stück dreckig waren – im Gegenteil, wir waren wohl das Sauberste in dieser Wohnung.

Es war morgens früh, nach einer Nacht vor der Türe, als diese Tusse die Türe öffnete und uns mit einer Spagetti-Zange in einen dunklen Sack warf.

Es war mein letzter Morgen in der Stadt.

Ich spürte, wie ich mehrmals transportiert wurde, bevor ich hier landete.

Da bin mir sicher, und vielleicht sucht er mich sogar.

Ich sehe, wie einer dieser grossen Müllwagen direkt auf mich zufährt.

Tja - viele dieser Fehler gelten als grob unhöflich, Dinge wie klein geschriebene Nomen, groß geschriebene Adjektive - das sind Fehler, die niemand machen muss und die du ja oft auch vermieden hast. Auch das konfuse Groß- und Kleinschreiben von "sie" und "ihn" hast du auch nicht konsequent durchgezogen - richtig ist klein. Bitte versuch, solche Fehler in Zukunft zu vermeiden - sie erzeugen in deinem Leser ein gewisses Unmutsgefühl, weil er sich fragt, warum ein Autor ihm solche unnötigen Fehler zumutet.

Jetzt aber genug gepredigt - den Text fand ich schön, flüssig geschrieben/erzählt, ein gelungener Einstand hier. Man kann sich gut in deinen Prot hineinversetzen, auch, wenn er "nur" ein Schuh ist.

Allerdings finde ich die Geschichte, obwohl sie durchaus in den Bereich des Fantastischen fällt, hier ein wenig deplaziert. Meiner Meinung nach würde sie deutlich besser nach "Alltag", "Sonstiges" oder "Seltsam" passen, weil ja eigentlich nichts passiert, was wirklich Fantasy wäre. In einer Rubrik, wo der Leser Geschichten von Elfen, Zwergen und bösen Wölfen ;) erwartet, wird er eine Geschichte um einen Schuh vielleicht gar nicht zu Ende lesen - von daher, solltest du den Text in eine Rubrik verschoben haben wollen, wo er seine Wirkung besser entfalten kann, dann schreib mir bitte eine PM oder setz ein Posting unter die Geschichte.

gruß
gobbo
:bounce:

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Peter Hrubi
Vielen Dank für deinen Beitrag. Da es mein allererster veröffentlichter Beitrag ist, bin ich doch schon recht gespannt wie er ankommt.

@vita
Wow, dass sich so viele Fehler in eine so kurze Geschichte einschleussen können hät ich irgendwie nicht gedacht.
Auf jeden Fall vielen, vielen Dank für die Korrekturen, ich habe diese auch gleich in den Text eingearbeitet.
Die "scharfen S" habe ich nicht korrigiert, als Schweizer bin ich da ja entschuldigt.
Ich werde die künftigen Texte besser Korrekturlesen, um eine solch peinliche Vorstellung umgehen zu können...Versprochen...

Mit einer Verschiebung nach "Seltsam" bin ich natürlich einverstanden. Danke für die Anpassung.
Gruss
mind

 

- Auf Wunsch des Autors aus Fantasy nach Seltsam verschoben -

 

Nur eine Anmerkung zum Titel: Einen englischen wählt man immer dann, wenn er auf deutsch zu blöd klänge ("Schuhgeschichte"). Man könnte sich aber auch einen besseren ausdenken. Ich sage: deutscher Text -> deutscher Titel. Macht man es anders, braucht man schon einen sehr guten Grund.

 

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