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Thema des Monats Und du gehst dich amüsieren?

Team-Bossy a.D.
Seniors
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23.02.2005
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Und du gehst dich amüsieren?

Tanzen, bis die Füße in den schmalen Sonntagsschuhen wehtun. Ein Glas Wein oder auch zwei. Ein Bursche, der sie im Kreise dreht, bis ihr schwindelig wird. Und sie würde lachen, weil es ihr so gut täte.
„Ich habe nichts anzuziehen.“
Ilse witterte Morgenluft und zog einige Haarnadeln aus Marlies' Dutt. „Ach komm, Schwesterchen, wenn du deine Haare offen lässt, sieht keiner, dass dein Sonntagskleid schon ein paar Jahre alt ist.“
Marlies setzte sich auf die Bettkante und ließ sich ins Federbett fallen.
„Ach, ich weiß nicht.“
Ilse legte sich neben sie und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Edwin würde dir doch nicht den Kopf abreißen, wenn du am Winzerfest zum Tanzen gehst. Du kannst doch nicht jahrelang nur daheim sitzen und auf ihn warten.“
Marlies sah an die Decke, ohne weiter zu blinzeln. Irgendwann kamen die Bilder wie aus dem Nichts. Heute sah sie mehrere Köpfe, die im Gespräch zusammensteckten.
„Die reden dann über mich.“
„Die sollen dir den Buckel runterrutschen.“ Eine brüllende Kuh ließ Ilse hochspringen. Sie knöpfte ihre Arbeitsschürze auf und band sie neu zurecht. „Ich mach' heute mit Vater den Stall und kümmere mich noch schnell ums heiße Wasser. Du hast Zeit, dir noch die Haare zu waschen. Und hörst du, rubbel' nicht zu viel drin herum, damit die Locken schön bleiben.“

Edwin hätte etwas dagegen, wenn sie mit anderen Männern tanzen würde. Es war beim letzten Fest, das sie gemeinsam erlebten, als er mit ihr über die Bretter flog und ihr dabei ins Ohr flüsterte, dass ja kein anderer so nah an sie herankommen und in ihre blauen Augen blicken solle, wie er es gerade täte. Dabei streiften seine Lippen den Hals leicht unterhalb vom Ohr und sie hielt sofort die Luft an in der Hoffnung, dass diese Berührung damit auch bliebe. „Du bist der wichtigste Mensch für mich, Edwin. Also fast. Die Ilse noch, aber sonst keiner.“
„Und du bist meine Marlies.“ Edwin presste sie ganz nah an sich. Unter dem Vorwand eines kleinen Kusses schlich er mit der Zunge an ihre heran.
„Edwin, hier unter den Leuten!“
„Wart' erst mal ab, bis wir alleine sind.“
Einige Sekunden dachte sie an das drohende Ende seines Heimaturlaubes und ärgerte sich darüber, dass sie den Abend nicht aus vollem Herzen genießen konnte.
"Wir sollten noch heiraten, bevor ich fahre."
"Übers Heiraten haben wir noch nie gesprochen."
"Ich war auch noch nie im Krieg."
Vier Tage später fand die Hochzeit statt. Standesamtlich getraut mit ihrem Sonntagskleid, ohne kirchlichen Segen, war sie in wenigen Minuten Edwins Frau. Der Fotograf im Nebenraum machte ein gutes Geschäft mit den Paaren, die er wie am Fließband ablichtete.

Marlies hängte das eingerahmte Hochzeitsbild von der Wohnzimmerwand ab und legte es auf den Schoß. „Wenn ich nur wüsste, dass du noch lebst.“ Er wirkte in seiner Ausgehuniform wie ein Fremder. Lieber hätte sie ihn in einem Anzug gesehen. Trotzdem mochte sie das Bild. Das musste an dem kaum merklichen Lächeln liegen, dass er dem Fotografen gönnte. Groß stand er neben ihr, seinen linken Arm unbeholfen um ihre Schulter gelegt. Marlies küsste zart seinen Kopf. Das Glas war kalt. Mit ihrem Taschentuch polierte sie den Abdruck, bis er verschwunden war. „Ich kann nichts für diesen Krieg. Entschuldige, wenn ich jetzt zum Feiern gehe.“
Ihr Vater saß am Küchentisch vor seinem Vesper. „Marlies, halt' dich zurück, wenn du ins Dorf gehst.“
„Dir täte etwas Abwechslung auch mal gut, Vater.“
„Ich weiß jedenfalls, wie ich mich als Witwer zu verhalten habe!“
„Hör doch auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich bin weder Witwe, noch jetzt grade wirklich eine Ehefrau, noch schau ich anderen hinterher. Ich bin grade … ja, was bin ich denn? Gönn' mir doch das Fest.“
„Du weißt nicht, was dein Mann durchmacht und gehst dich amüsieren?“
Ilse dirigierte Marlies an den Schultern zur Tür. „Komm, lass ihn. Es hat keinen Wert.“

Es war das zweite Winzerfest nach den langen Jahren im Krieg. Marlies' Haar war frisch gewaschen, die braunen Locken wippten bei jedem Schritt. Ihr altes Kleid leuchtete in einem frischen Blau, das ihre Augenfarbe betonte. Der linke Schuh scheuerte am Knöchel, was ihr egal war. Die Musik hatten sie schon von Weitem gehört. Der Dorfplatz im Nachbarort war hell erleuchtet. Als sie bei den ersten Tischen ankamen, hatten die Bläser und Trommler mit ihrer Lautstärke so zugelegt, dass Marlies sehr nahe an das Ohr von Ilse herankommen musste. „Wird nicht einfach, einen Platz zu finden.“
In der Mitte war extra für diesen Abend der Tanzboden aufgebaut worden. Birkenzweige waren um das Geländer gebunden, Kinder klemmten sich wie Äffchen um die Latten und schauten den Tanzenden zu. Auf der einen Seite saßen die Musiker durch ein Podest etwas erhöht.
Rund um den Tanzboden waren die Dorfbewohner an Biertischen verteilt und genossen Festbier oder Limonade. Von einer übermütigen Gruppe wurden die Schwestern angerempelt und nach vorne geschubst. Marlies sog tief die Luft ein. „Ilse, riechst du das? Grillwürste! Wie lange habe ich schon keine mehr gegessen!“
Schallendes Gelächter über einen Witz auf der einen Seite, auf der anderen schien jemand nach ihr zu rufen. Sie drehte sich um.
„Marlies, das freut mich, dass du hier bist!“ Martin strahlte sie an.
„Ja, ich dachte …“, fing Marlies an zu erklären. Ilse lächelte in sich hinein und verschwand im Getümmel.
„Ich hab' dich schon lange nicht mehr gesehen, außer bei den Gottesdiensten.“
„Ach Martin, ich weiß grade nicht, was ich bei Festen soll. Ich bin ja grade nicht Fisch, nicht Fleisch.“
„Da hast du recht. Du bist einfach eine wunderhübsche junge Frau.“ Martin führte sie ohne Aufforderung auf die Tanzfläche, während er schon den Takt mit Daumen und Mittelfinger schnippte. Dem Musikverein fehlten viele Spieler. Die einzelne Instrumentengruppen bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten, das Flügelhorn fehlte komplett. Sie versuchten sich an einem Walzer.
„Bin ich glücklich, wieder Musik zu hören. Ist das nicht grandios?“ Martin war mit den Lippen an ihrem Ohr. „Und das mit dir.“
Sie musste ihren Kopf leicht in den Nacken legen, um den Schalk in seinen Augen aufzufangen.
Ihre linke Hand lag auf seinem Oberarm. Durch das Hemd hindurch fühlte sie seine Muskeln. Ihre rechte umschloss er mit festem Händedruck. Unentwegt sah er sie an, während er ihre Taille umfasste und sie im Walzertakt führte. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Wie lange war es her, dass ein Mann sie so im Arm gehalten hatte? Sie tanzten einige Minuten. Kein Wort durchbrach die knisternde Spannung, die sich in ihrem Inneren auflud. Die Härchen ihrer Haut richteten sich auf.
„Mit jeder Runde wird das schöner, Marlies. Ich genieße diesen Augenblick wie keinen anderen in meinem Leben. Und ohne Angst, es könnte einen Bombenalarm geben, das ist so schön.“
Er könnte sie jetzt küssen. Es wäre ihr egal, was die anderen dachten.
In einer Pause zwischen zwei Stücken umfassten ihre Hände seine Unterarme. „Martin, wieso hast du mich nie geküsst, als wir früher zusammen unterwegs waren?“
„Ich hab' mich nie getraut.“
„Schade, ich habe mir das immer gewünscht.“
"Du hättest mich ja auch küssen können.“
„Ich hab' mich auch nie getraut. Und dann kam ja auch Edwin.“
„Ich habe bis heute nicht verstanden, wieso du ihn ausgesucht hast.“
Marlies konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. War das ein missglücktes Grinsen oder schaute er traurig drein? „Wahrscheinlich, weil mir Edwin viel deutlicher gezeigt hat, dass er mich will. Du hattest ja dafür Glück im Unglück mit deiner Verletzung.“
„Soll das jetzt ein Trost sein? Ja glaubst du, das ist so einfach, dann daheim zu sein, während deinen Kameraden im Dreck liegen und um ihr Leben bangen müssen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber du bist daheim. Für dich geht es weiter. Edwin kommt sicher auch bald.“ Sie starrte auf seinen obersten Hemdknopf.
„Marlies, wirklich? Machst du dir nicht etwas vor? Ich mein es ernst. Schau mal. Jetzt ist der Krieg drei Jahre vorbei und du hast seit – wie lange eigentlich? – nichts von ihm gehört. Wie lange willst du warten?“
„Es sind jetzt fast fünf Jahre.“
Martin musste ganz genau hinhören, um Marlies zu verstehen.
„Ich warte, bis er zurückkommt oder ich erfahre, dass er gefallen ist. Das ist die eine Wahrheit. Die andere ist, dass ich es nicht mehr aushalte. Ich halte diese Ungewissheit nicht mehr aus. Und ich halte es nicht mehr aus, alleine zu sein.“
Die Musikkapelle setzte zum neuen Stück ein. Marlies' Lippen berührten sein Ohr. „Halt' mich für verrückt, das ist mir egal. Ich möchte mit dir irgendwo anders hin.“
Er nickte, ließ sie los, als wollte er nicht mehr mit ihr tanzen, nahm sie leicht an der Hüfte und dirigierte sie vom Tanzboden in die frisch gemähte Wiese. Martin löste sich von ihr und ging alleine zielstrebig aus dem Licht. Sie schlenderte durch die Reihen von Biertischen, sprach im Vorbeigehen noch ein paar Worte mit einer alten Schulkameradin und steuerte auf die Schule zu, in der die Aborte waren. Kurz davor drehte sie ab und suchte Martin im Dunkel der Nebenstraße.

Ein Pfiff zeigte ihr die Richtung an. Martin saß auf der Treppe zur Laderampe vom Milchhaus. „Marlies?“
„Ja!“
„Ich bin ungefähr in der Mitte der Treppe. Ich wusste, dass du mich findest. Komm hoch.“
Diese tiefe Stimme, der sie stundenlang zuhören konnte.
„Ach, hier sind deine Knie. Ich seh' wirklich nichts, Martin. Mach mal deine Beine zusammen.“
„Ist so recht?“ Sie raffte das schmal geschnittene Kleid die Hüften hinauf und setzte sich rittlings auf ihn. Er zog sie nahe an seinen Schoß. „Du trägst ja gar keine Strümpfe.“ Marlies spürte sein Zittern. Die Hände auf ihren Schenkeln fühlten sich schwielig an, auch wenn er zaghaft darüber strich.
Seine Lippen berührten ihre ganz leicht. Ein behutsamer Kuss. Der Atem blies warm über die Haut. Marlies schöpfte tief Luft und stieß sie mit einem kehligen Laut hinaus.
„Mehr.“
„Bist du sicher?“
„Frag' nicht, mach!“
Martin hielt sie an den Schultern fest, damit sie loslassen konnte. Sie roch Bier und Zigarettenrauch vermischt mit Kernseife; eine Mischung, die sie mit einem Lächeln in sich einsog. Ihre Küsse waren ein Suchen, Ankommen und Finden. Sie umschlang seinen Hals und zog ihn an ihre Brust.
Aus der Geräuschkulisse des Festplatzes lösten sich Stimmen, die immer lauter wurden.
Martin spürte, wie sich Marlies anspannte.
„Wir müssen weg“, wisperte sie in sein Ohr.
„Oder uns ganz still verhalten?“
„Gut, dann lassen wir sie vorbeiziehen.“
Mehrere angeheiterte Burschen passierten das Milchhaus.
„Bummbumm, bummbumm … das klopft ganz schön schnell“, flüsterte Martin, nachdem sich die Gruppe weit genug entfernt hatte.
„Im Moment klopfen zwei Herzen in meiner Brust. Martin, was mach' ich bloß für Dummheiten? Wenn mich meine Mutter von oben so sehen kann, schäm' ich mich.“
„Vielleicht sollten wir wieder zurück, bevor deiner Schwester auffällt, dass du nirgends zu sehen bist?“
„Hast recht, mir ist das hier auch nicht richtig wohl, so schön es auch mit dir ist. Lass' uns wieder tanzen gehen.“
„Wann können wir uns wiedersehen, Marlies?“
„Vielleicht … Montag muss ich die Rüben hacken, die am oberen Feld. Nach dem Stall bin ich da und geh' zum Kochen wieder heim. Da würde es gehen.“
„Und Ilse?“
„Waschtag.“
„Du bringst mich so durcheinander, dass ich da nicht dran gedacht habe. Marlies?“
„Ja?“
„Mach dir keine Vorwürfe. Was wir tun, ist nicht falsch.“
„Wenn ich dir das nur einfach so glauben könnte, Martin. Aber du tust mir so gut.“
Sie küsste ihn lange auf seine Lippen. „Ich werde den ganzen Tag an dich denken und das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Hoffentlich merkt Ilse das nicht.“

Die Kirchenuhr schlug gerade einmal, als Ilse und Marlies den Heimweg antraten. Der Mond war mittlerweile aufgegangen und gab ein fahles Licht ab. „Du hast ja oft mit Martin getanzt, Schwesterherz.“
„Ja und? Du dafür mit Arthur.“
„Stimmt. Stell' dir vor, er will mich nächsten Samstag zur Kirmes in die Stadt mitnehmen!“
„Ilse, wie schön!“
Ihr Knöchel tat weh. Kein Wunder, da war eine aufgescheuerte Blase.
„Will Martin was von dir?“
Marlies gab keine Antwort.
„Ist da was?“
„Nein … ja.“
„Ja – was jetzt?“
„Ich … wir … es darf doch nicht sein.“
„Marlies ...“ Ilse holte hörbar Luft. „Sag mal, was machst du denn, wenn Edwin einfach vermisst bleibt? Wie lange willst du denn noch warten?“
„Es kommen doch immer wieder welche heim. Erst Gerhard, vor ein paar Wochen Friedrich. Aber … ach Ilse, es ist so schwer.“
Marlies blieb stehen und klammerte sich an sie. Die zwei Gläser Wein taten ihr Übriges. Marlies schluchzte auf und fing an zu weinen. Ilse hielt ihre Schwester im Arm, die vor Heulen zitterte und zwischen den Schluchzern die Nase hochzog. „Jetzt putz' dir mal die Nase, du Arme.“
„Ich will jetzt endlich wissen, was mit Edwin ist. Was ist das denn für ein Leben? Und jetzt noch Martin. Den mag ich auch. Was soll ich denn machen? Ich halte das nicht mehr aus!“

Marlies hatte zwei Reihen Rüben von Unkraut befreit, als sie den Pfiff hörte. Sofort begann ihr Herz zu klopfen. Den ganzen Sonntag hindurch war nur Martin in ihrem Kopf herumgespukt und ihr Schoß zog sich dabei nicht nur einmal zusammen, als sie an seine Küsse dachte. Wie hatte sie diesen Moment herbeigesehnt. Sie wollte Martin wieder spüren. Ihn riechen. Er soll sie wieder in den Arm nehmen und ganz fest drücken.
„Marlies ... endlich.“ Martin stand strahlend vor ihr und umfasste vorsichtig ihre Wangen. „Es ist weit und breit niemand, keine Angst.“ Viele kleine Küsse verteilte er über ihr ganzes Gesicht, während Marlies' Lächeln immer breiter wurde.
„Bevor jemand kommt, muss ich dir unbedingt sagen, dass ich dich liebe. Ich weiß, dass das für dich eine unmögliche Situation ist, aber es muss raus.“
„Martin, ich darf es doch eigentlich nicht einmal denken. Aber mir geht es genauso mit dir.“
Er fasste ihre Hände, die braun vor Erde waren und drückte sie an sein Herz. „Und jetzt?“
„Ich weiß es nicht, Martin. Edwin kann noch leben und hatte einfach keine Möglichkeit, sich zu melden.“
„Edwin kann auch tot sein, Marlies.“
„Weißt du es?“
„Nein.“
„Marlies, versuch mal kurz, Edwin zu vergessen. Nur kurz. Liebst du mich?“
„Ich glaube ...“
„Nicht glauben!“ Martin wurde lauter. „Liebst du mich?“
„Ja.“
„Gut.“ Er nahm Marlies in die Arme. Es wäre ihm egal gewesen, wenn ihn jemand beobachtet hätte.
Sie wand sich nach kurzer Zeit aus seiner Umarmung.
„Was verlangst du von mir? Gehst du aus meinem Leben, wenn Edwin zurückkommt und hoffst somit, dass er tot ist? Oder muss ich mich für einen entscheiden, wenn Edwin zurückkommt?“
Marlies packte ihn an den Schultern.
„Martin, das ist doch alles Wahnsinn!“
„Vielleicht verstehst du dich ja auch gar nicht mehr mit Edwin, wenn er zurückkommt?“
„Wenn, wenn, wenn ...“ Marlies Stimme überschlug sich. „Lass' mir Zeit.“
„Ja. Die kannst du haben.“

„Nach der Christmette können wir uns kurz hinter der Friedhofsmauer sehen.“Martin hielt den Zettel, den sie ihm nach dem Gottesdienst beim Herausgehen aus der Kirche in die Hand gedrückt hatte, mit einem Lächeln in der Hand. Seit einem Vierteljahr sahen sich die beiden regelmäßig. Heimlich. Schnee knarzte unter seinen Stiefeln, als er hinter der Mauer auf sie wartete. Beim Aufstehen galten seine ersten Gedanken ihr. Beim Zubettgehen, wenn er noch Hand an sich legte, sowieso. Marlies war allgegenwärtig. Er hatte sie bisher nie bedrängt, sich zu entscheiden. Sie kam, vermummt in ihrem dicken gestrickten Schal, auf ihn zu.
„Frohe Weihnachten, Martin.“
„Marlies, ich wäre froh, wenn ich dir das unter einem Baum wünschen könnte und nicht versteckt hinter einer Mauer. Das muss jetzt aufhören, meine Geduld ist am Ende.“
„Martin, was verlangst du von mir?“
„Da muss ich ja lachen. Marlies, was verlangst du von mir? Ich könnte mir eine Frau suchen, mit der ich frank und frei auf der Straße spazieren gehen könnte. Die könnte ich küssen und alle könnten zuschauen. Mit dir versteck' ich mich im Wald, in eurem Heuschober, hier hinter der Friedhofsmauer. Das ist doch keine Zukunft!“
„Ich will dich. Aber du weißt, was ich für Kämpfe haben werde. Vater. Die anderen. Alle.“
„Ich helfe dir, soweit ich kann. Ich möchte mit dir leben. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
„Also gut, Martin, irgendwann muss ich da durch. Ich lade dich morgen offiziell zum Weihnachtsessen ein. Vater werde ich dann von uns erzählen. Kommst du um zwölf?“
„Danke, du machst mir damit das größte Weihnachtsgeschenk, was ich je bekommen habe.“

„Ilse, Martin möchte, dass ich mit dem Theater aufhöre. Ich versteh' es ja, ich fühle mich bei der Heimlichtuerei auch nicht wohl. Ich habe ihn morgen zum Essen eingeladen“
„Oje, Marlies, das wird Vater nicht gefallen. Muss das grade jetzt an Weihnachten sein?“
„Dafür gibt es nie einen guten Zeitpunkt.“
„Liebst du Martin so, dass du alle Konsequenzen mittragen kannst?“
„Was meinst du damit?“
„Wenn Edwin kommen würde – bist du dir dann sicher, zu wem du stehst?“
„Wenn du mich so im Moment fragst, entscheide ich mich für Martin. Aber wenn Edwin tatsächlich vor mir stehen würde ...“ Marlies sah Ilse lange an, zog dabei die Schultern hoch und ließ sie in einem Ruck wieder fallen.

Am zweiten Weihnachtstag kamen ohne Unterlass dicke Schneeflocken aus dem Himmel und jeder, der nicht aus dem Haus musste, war dankbar dafür. Die Schwestern hantierten in der dampfenden Küche, Martin saß dem Alten in der guten Stube gegenüber. Sie warteten am gedeckten Tisch auf das Festessen.
„Martin, du weißt, dass ich nichts davon halte, wenn sich Marlies mit anderen Männern trifft.“
„Aber das ist doch Marlies' Entscheidung. Wie lange muss sie denn Eurer Ansicht noch warten, damit es in Ordnung ist?“
„Bis sie Bescheid weiß.“
„Wir alle wissen, dass das Jahre gehen kann, bis vermisste Soldaten für tot erklärt werden.“
„So, du gehst also davon aus, dass Edwin tot ist?“ Der Alte stemmte sich den Tisch hoch und lehnte sich zu Martin. „Hauptsache, du bist daheim, was?“
Marlies kam eilig in die Stube gerannt. „Vater, jetzt mach' doch dem Martin keine Vorwürfe. Keiner wollte den Krieg. Wir müssen mit dem, was er aus uns gemacht hat, leben.“
„Edwin ist dein Mann.“
„Ja, Vater. Aber wo ist er denn? Sag's mir doch! Keiner weiß doch was. Und hier ist einer“, und bei diesen Worten nahm sie die Hand von Martin, „den ich anfassen und mit dem ich reden kann. Jetzt setzt euch wieder hin, ich bringe mal einen Schnaps zur Beruhigung.“
„Ich will mich gar nicht beruhigen.“
„Soll ich gehen?“ Martin erhob sich und sah den Alten an.
„Nein, bleib, sonst machen mir die Weiber die Hölle heiß.“
Er packte seine Pfeife und den Tabaksbeutel aus und schenkte dem Stopfen seine ganze Aufmerksamkeit.
Ilse und Marlies waren gerade dabei, den Weihnachtsbraten am Tisch aufzuschneiden, als es an die Tür klopfte.

 

Liebe bernadette

Dein Text hat mir gefallen, du schaffst es einerseits, mich in die damalige Zeit zu versetzen, anderseits führst du mir eine schwierige Situation plastisch vor Augen, da war ich während dem Lesen ganz in der Geschichte. So soll es sein. Gegen Ende buchstabierst du den Konflikt sehr deutlich aus. ("Was verlangst du von mir...") Das scheint mir nicht nötig zu sein, weil du ja ausführlich einführst, in welcher Situation sich Marlies befindet.

Mir ist aufgefallen, dass du häufig mit "kleinen Gesten" arbeitest. Da berühren Lippen Stellen gleich unter dem Hals, ein Hand streicht über einen Oberarm usw. Das ist ein ganz persönliche Einschätzung, aber mir war das in der Summe zuviel. Du hast ja oft schon eine zärtliche, sinnliche Stimmung heraufbeschworen und dann braucht es die eine oder andere Geste m.E. nicht unbedingt.

Und dann noch ein paar Details:


„Ach komm, Dummerchen, wenn du deine Haare offen lässt, sieht keiner, dass dein Sonntagskleid schon ein paar Jahre alt ist.

Fände ich schön, wenn da noch etwas konkreter wäre. Was könnte man denn bei hochgesteckten Haaren sehen? Dass die Farbe blasser ist? Sogar ein kleines Loch?

Es war beim letzten Fest, das sie gemeinsam erlebten, als er mit ihr über die Bretter flog und ihr dabei ins Ohr flüsterte, dass ja kein anderer so nah an sie herankommen und in ihre grünen Augen blicken solle, wie er es gerade täte.

Das „ja“ ist entbehrlich. Ich denke, das hilft auch dem Rhythmus, der bei so langen Sätzen besonders wichtig ist.

Dabei streiften seine Lippen den Hals leicht unterhalb vom Ohr und sie hielt sofort die Luft an in der Hoffnung, dass diese Berührung damit auch bliebe.

Der zweite Teil des Satzes gefällt mir super. Im ersten Teil entspricht die Eleganz der Satzkonstruktion nicht ganz der Eleganz der beschriebenen Geste. Vielleicht das „leicht“ streichen?

„Ich war auch noch nie vorher im Krieg. Dann hätte mein Tod wenigstens Sinn.“

Eine spannende Passage. Wieviel Erklärung ist nötig? Könnte man den zweiten Satz streichen? Aber dann hast du das Wort „Tod“ nicht drin. Vielleicht stört mich an dem Satz, dass er so klingt, als rechne Edwin mit seinem Tod. Tut er das?


„Ist so recht?“ Sie raffte das schmal geschnittene Kleid die Hüften hinauf und setzte sich rittlings auf ihn. Er zog sie nahe an seinen Schoß. „Du trägst ja gar keine Strümpfe. Da krieg ich Gänsehaut.“ Seine Hände waren trocken und rau von der Arbeit auf dem Hof. Ein leises Sirren war zu hören, als Martin vorsichtig Marlies' Schenkel rieb. Ein Finger strich über ihre Unterlippe. Marlies sog den Finger an und tupfte mit der Zungenspitze über die Kuppe. Langsam zog Martin mit dem Finger über ihr Kinn hinweg eine imaginäre Linie den Hals hinunter, während seine Lippen ihre ganz leicht berührten. Ein behutsamer Kuss. Der Atem blies warm über die Haut. Marlies schöpfte tief Luft und stieß sie geballt hinaus.

Verdammt schwierig, solche Szenen. Und verdammt gut gemacht! Einzig die geballte Luft am Ende finde ich etwas seltsam.

„Vielleicht … Montag muss ich die Rüben hacken, die am oberen Feld beim großen Walnussbaum. Nach dem Stall bin ich da und geh' zum Kochen wieder heim. Da würde es gehen.“

Diese Angabe ist mir nach all dem Knistern etwas zu technisch.

Diesen Text habe ich gerne gelesen!
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Du hast nach Anregungen einiger Kommentatoren ja schon ein paar sprachliche Sachen verändert, bernadette, und in deiner Antwort an Jimmy deutest du an, dass du dir die Geschichte wahrscheinlich noch einmal vornehmen wirst.
Deshalb will ich mich jetzt gar nicht groß zur Geschichte an sich äußern, sondern warte damit auf die endgültige Fassung. Ich will dir heute nur ein paar Stellen zeigen, die mir nicht recht gepasst haben. (Und die zumTeil auch schon von anderen angesprochen worden sind.) Vielleicht willst du das bei einer Überarbeitung ja berücksichtigen.


Ihr Vater saß am roh gezimmerten Küchentisch vor einer Suppe.
Da denke ich an einen aus sägerauen, ungehobelten Brettern zusammengenagelten Holzschragen, nicht an ein Möbelstück. Mir ist nicht ganz klar, was du mir dieser Beschreibung vermitteln willst. Dass Marlies' Familie nicht in Geld schwimmt, ist mir ohnehiin klar, aber die Tische selbst der ärmsten Bauern - und ich kannte als Kind einige aus dem Bauernweiler, in dem meine Mutter aufgewachsen ist - waren in aller Regel einfach uralte Dinger, die nicht roh wirkten, sondern durch den jahrzehntelangen Gebrauch eher wie glattpoliert aussahen. Für mein Gefühl braucht dieser Satz die Attribute nicht, weil sie mich als Leser dazu verleiten, einen versteckten Hintersinn darin zu suchen.

Ihre linke Hand lag auf den kernigen Muskeln des Oberarmes.
In der Originalfassung vom Donnerstag stand noch "satte“ Muskeln. Schon das gefiel mir überhaupt nicht, aber "kernig" finde ich noch furchtbarer. (Hört sich an, wie Gemälde von Egger-Lienz aussehen.) Brauchen die Muskeln eines gestandenen Mannsbilds wirklich noch eine nähere Beschreibung?

Ein leises Sirren war zu hören, als Martin vorsichtig Marlies' Schenkel rieb.
Und auch hier hast du für mein Gefühl damit, dass du das ursprüngliche Schleifen durch Sirren ersetzt hast, die Sache nicht wirklich besser gemacht. (Sirren ist für mich ein hochfrequentes Geräusch, bei dem ich an Insektenflug denke oder an durch die Luft sausende Steine im Gebirge.)
Ich habe einigermaßen zerschundene und schwielige Hände, aber selbst nach einem Versuch am Schenkel meiner Freundin traue ich mir nicht zu, dieses Geräusch auch nur annähernd beschreiben zu können. Ich fände es an dieser Stelle besser, wenn du dich nicht auf die Beschreibung das Geräusches konzentrierst, sondern mehr darauf, wie Marlies die Berührung der rauen Hand empfindet.

Sie umschlang mit ihren Armen seinen Hals und legte ihr Ohr an seine linke Brust.
Über diese Stelle bin ich schon am Donnerstag gestolpert und Holg hat sie ja auch beanstandet. worauf hin du dich damit gerechtfertigt hast.:

bernadette schrieb:
Marlies ist 1,54 cm, Martin 1,89 cm. Sie neigt den Kopf etwas auf die Seite, dann passt es.
Nein, bernadette, das passt einfach nicht, selbst wenn Marlies zwei Köpfe kleiner wäre als Martin. Wenn sie rittlings auf seinem Schoß sitzt, ist ihr Kopf mindetstens auf Höhe von Martins Gesicht und um jetzt ihren Kopf an seine Brust legen zu können, müsste sie sich elendíglich verrenken. Ich empfehle dir einen Selbstversuch mit deinem Mann. :D

Darüber hinaus finde ich das gut geschrieben, dein Erzählstil erscheint mir dem Sujet und dem unzeitgemäßen Setting durchaus angemessen. Mit einem Wort, er klingt authentisch.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Peeperkorn,

Gegen Ende buchstabierst du den Konflikt sehr deutlich aus. ("Was verlangst du von mir...") Das scheint mir nicht nötig zu sein, weil du ja ausführlich einführst, in welcher Situation sich Marlies befindet.

Ja, für den Leser ... aber Marlies will sich ja auch einiges von der Seele reden können.

Du hast ja oft schon eine zärtliche, sinnliche Stimmung heraufbeschworen und dann braucht es die eine oder andere Geste m.E. nicht unbedingt.
Das ist wohl Geschmackssache. Mir gefallen solche Details.
Fände ich schön, wenn da noch etwas konkreter wäre. Was könnte man denn bei hochgesteckten Haaren sehen? Dass die Farbe blasser ist? Sogar ein kleines Loch?
Ich dachte eher, dass man überhaupt nicht auf das Kleid achtet, sondern nur Marlies' Gesicht und Haare wahrnimmt. Und wenn sie dann lächelt, guckt sowieso keiner mehr aufs Kleid ;)

Das „ja“ ist entbehrlich. Ich denke, das hilft auch dem Rhythmus, der bei so langen Sätzen besonders wichtig ist.
stimmt.

Der zweite Teil des Satzes gefällt mir super. Im ersten Teil entspricht die Eleganz der Satzkonstruktion nicht ganz der Eleganz der beschriebenen Geste. Vielleicht das „leicht“ streichen?
gute Idee


Eine spannende Passage. Wieviel Erklärung ist nötig? Könnte man den zweiten Satz streichen? Aber dann hast du das Wort „Tod“ nicht drin. Vielleicht stört mich an dem Satz, dass er so klingt, als rechne Edwin mit seinem Tod. Tut er das?
Mir ist wichtig, dass dieser Versorgungsgedanke drin bleibt. Ich denke, dass man als Soldat im 2. WK realistischerweise mit allem gerecht hat.


Verdammt schwierig, solche Szenen. Und verdammt gut gemacht! Einzig die geballte Luft am Ende finde ich etwas seltsam.
Denke ich nochmal drüber nach.

Diesen Text habe ich gerne gelesen!

Danke dir für die Zeit, die du mir dafür geschenkt hast und die Anregungen, bei der Überarbeitung werde ich sie berücksichtigen.

Lieber offshore,


Deshalb will ich mich jetzt gar nicht groß zur Geschichte an sich äußern, sondern warte damit auf die endgültige Fassung. Ich will dir heute nur ein paar Stellen zeigen, die mir nicht recht gepasst haben.

Danke für das Herausziehen der hakeligen Stellen. Kommende Woche werde ich mich an eure Vorschläge heranwagen. Mal sehen, wie ich damit klarkomme. Deine bisherigen Anmerkungen sind ja direkter Art, die kann man aufnehmen oder auch nicht. Die Vorschläge von Jimmy z.B. erfordern teilweise ein komplettes Überdenken mancher Absätze oder Perspektiven ... hartes Brot :D

Ich danke euch zwei erstmal sehr,
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hier die Überarbeitung.

Jimmysalaryman

Mit dir fange ich an, weil du mit deinen Kommentaren dafür verantwortlich warst, dass ich den Text umgestellt und einiges gelöscht und aus anderer Perspektive geschrieben habe. Dein Kommentar war im Gesamten für mich und mein Verständnis vom Schreiben umfassender, wie ich es hier in der KG verbessern konnte. Grade so Tipps wie:

deine Marlies und dein Martin, die wissen, das Montag Waschtag ist, die wissen, wo die Rüben des anderen wachsen. Wenn du diese Welt, diese Eindrücke dem Leser vermitteln möchtest, um den Text dichter zu machen, dann musst du dies zeigen, durch die Augen deiner Protagonisten.

Einerseits weiß ich was du meinst, aber andererseits haben Bauern tatsächlich an mehren Orten Rüben stehen, dann muss Marlies erklären, auf was für einem Gewand das genau ist, sonst steht Martin auf dem falschen Feld. Aber unterm Strich ist mir diese Anmerkung eine Lehre, ohne Frage.

Davon abgesehen habe ich sehr viel übernommen, grade auch die Anmerkungen zur Perspektive. Ob das jetzt verschlimmbessert ist oder nicht, mag ich echt nicht mehr zu beurteilen, weil ich manche Sätze zehn oder sogar zwanzig Mal geändert habe.

Marlies tauchte mit Ilse aufgeregt in das Karussell von Musik, Gesichtern, Lichtern und Lachen ein. Show, don't tell. Ein kurzer Abschnitt, wo du dem Leser genau das zeigst, fände ich toll.
Da saß ich auch lange dran. Wahrscheinlich ist der Abschnitt nun zu lang geworden. Egal.
Seine Hände waren trocken und rau von der Arbeit auf dem Hof. Ein leises Sirren war zu hören, als Martin vorsichtig Marlies' Schenkel rieb. Auch das würde ich aus ihrer Sicht zeigen. Was spürt sie genau? Woran merkt sie, dass seine Hände trocken und rau sind? Vielleicht, weil es ihr fast schon etwas weh tut, wenn er sie reibt (reiben klingt auch so unanständig, irgendwie), und das "Sirren", das würde ich verknüpfen: An was denkt sie da? Mit was vergleicht sie das? Woran erinnert sie dieses Geräusch. So wird das alles dichter und rückt näher.
Das war die härteste Nuss. Dabei ist es so einfach, wenn man einfach mal alles löscht und neu anfängt :D.

Die Zungen trafen und liebkosten sich, Marlies Finger suchten in seinen dicken Locken Halt. Martin umfing ihren Rücken mit aufgefächerten Händen, die ihr Halt boten, als sie sich nach hinten bog
Ich würden den Dialog nach dem "Mehr" rausnehmen, denn diese Aktion danach, sie küssen sich, die sagt und beantwortet alles. Auch hier: Was ist liebkosen? Als ob die Zungen selbständige Wesen wären, die sich in den Armen liegen. Dann dieser Satz mit den aufgefächerten Händen - da haste dir Mühe gegeben, wa? Zweimal "Halt" auch, Wortdoppler. Jaja, die jungen Hüpfer, verbiegen sich immer nach hinten und suchen Halt! Ich würde das verknappen. Martin hielt sie fest. Und dann vielleicht etwas Konkretes, was den Leser nochmals heranführt: Wie riecht er, wie schmeckt er, was ist anders, als bei ihrem anderen Typen? Es ist ihr erster Kuss in fünf Jahren - da passiert was, da ist etwas anders, sie muss ja vollkommen verwirrt sein. Ich würde mir wünschen, dass du dies mehr zeigst, uns mehr von ihrem aufgewühlten Innenleben zu zeigen.
Dieser ganze Schubidu-Teil, wo es um Liebe und Gefühle und Sex und Verlangen geht ... das ist so schwer. Ich sitze immer davor und denke: Ist das jetzt kitschig oder seicht oder was? Dann stelle ich mir verschiedene Leser vor und deren Grimassen, wenn sie das lesen. Alles viel zu hirnig. Trotzdem - was ist es denn, was wirklich zieht?

Jimmy, du hast mir viel Arbeit gemacht, das sieht man dem Text so nicht an. Aber der nächste, den ich wieder mal in Angriff nehme, der wird davon viele Früchte tragen.

Novak

Ich habe den Text so weit überarbeitet, dass alle Kriterien von dir, die ich für mich als relevant notiert habe, auch verändert worden wurden. Die vielen Personen am Anfang sind weg, Die kleinen Augen gibt es somit auch nicht mehr, die wörtlichen Reden habe ich auf Üppigkeit überprüft.

Eisenmann

Du hast bei deiner Antwort auf die Verhaltensweisen abgezielt. Du hast gefragt, ob es realistisch ist, dass sich Marlies gegen Martin entscheidet. Durch die Erweiterung hoffe ich, dass ich das besser darstellen konnte.

khnebel
Die Unstimmigkeit von wegen nicht öffentlich küssen wollen und dann doch irgendwo anders hingehen wollen habe ich neutralisiert
The Incredible Holg
Die Wankelmütigkeit von Marlies habe ich zurückgenommen. Ich habe auch versucht, Martin etwas mehr zu zeigen, auch in der Frage, was er an Marlies besonderes findet. Die Apostrophe habe ich durchgekämmt, hoffentlich stimmen alle.

barnhelm
Die Vorgeschichte habe ich eingestampft. Ziemlich viel sogar. Die Bindung zwischen Marlies und Edwin habe ich versucht noch etwas zu untermauern.
Den inneren Konflikt von Marlies und die Zerrissenheit habe ich auch mehr berücksichtigt und Szenen dazu geschrieben.
ernst offshore
die Muskeln sind neutral geworden, der Tisch auch, Marlies hört nicht mehr den Herzschlag von Martin (dafür umgekehrt :D) und dieses ominöse Geräusch, das immerhin dazu führte, dass du die Schenkel deiner Freundin unter einem anderen Aspekt gestreichelt hast, ist auch weg.

Ich danke euch allen, wenn ihr vor mir stehen würdet, mit einer lieben Umarmung,
bernadette

 

Hallo bernadette

eine Geschichte, die dem Vergessen entgegenwirkt und allein schon deshalb äußerst lesenswert. Obwohl es natürlich in unseren Zeiten schwer nachvollziehbar ist, dass eine Frau auf einen Verschollenen, dem sie (wenn ich es recht lese nicht einmal in Liebe) verbunden war, so ausnehmend lang wartet.
Auch das Frauenbild gefällt mir nicht. Die Duldende, Wartende, Unselbständig-abhängige, obwohl es auch in jenen Zeiten Frauen gab, die frei und unabhängig waren.

Aber das nur am Rande, ich werfe mal einen Blick auf den Text, wie er jetzt ist. (Ich habe ihn kurz nach dem Erscheinen gelesen und dann auf die Überarbeitung gewartet.

Und sie würde lachen, weil es ihr so gut täte.
Die ersten Sätze gefallen mir sehr gut, ein guter "Anschlag", aber dieser Satz klingt wie eine MIsston, wegen dem "würde" und "täte" oder wie ein Film aus den 50ern..
vielleicht gefällt dir besser: Lachen, um sich gut dabei zu fühlen... oder so.

daheim herumsitzen
das "herum" kann weg

Irgendwann kamen die Bilder aus dem Nichts.
wie aus dem Nichts...?

wie er es gerade täte.
warum nicht: wie er gerade?

"Übers Heiraten haben wir noch nie gesprochen."
"Ich war auch noch nie im Krieg."
klasse dialoge; auch hier wieder :)

Standesamtlich getraut mit ihrem schlichten Alltagskleid,
war das so? warum nicht das sonntagskleid?

Marlies hängte das eingerahmte Hochzeitsbild von der Wohnzimmerwand ab und legte es auf den Schoß. „Wenn ich nur wüsste, dass du noch lebst.“ Er wirkt in seiner Ausgehuniform wie ein Fremder. Lieber hätte sie ihn in einem Anzug gesehen. Trotzdem mag sie das Bild.
bisschen verwirrend, dass du hier vom präteritum ins präsens wechselst, erschließt sich mir nicht, warum...

Ihr älteres Kleid leuchtete in einem frischen Blau, was das ihrer Augen betonte.
an dem satz stimmt was nicht: ... das ihre Augenfarbe betonte...
älteres Kleid? schon oft getragenes Kleid?

Die Register bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten.
Register? sagt man das so?

Das ist die eine Wahrheit. Die andere ist, dass ich es nicht mehr aushalte. Ich halte diese Ungewissheit nicht mehr aus. Und ich halte es nicht mehr aus, alleine zu sein.“
ab hier finde ich die sätze etwas gewollt, so offen?

Martin hielt sie an den Schultern fest, damit sie loslassen konnte. Sie roch Bier und Zigarettenrauch vermischt mit Kernseife; eine Mischung, die sie mit einem Lächeln in sich einsog. Ihre Küsse waren ein Suchen, Ankommen und Finden. Sie umschlang seinen Hals und zog ihn an ihren Busen.
das ist gut...

„Ich werde den ganzen Tag an dich denken und das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
wie schön :)

Sie wollte Martin wieder spüren. Ihn riechen. Er soll sie wieder in den Arm nehmen und ganz fest drücken.
mm:) sehr romantisch

Am zweiten Weihnachtstag kamen den ganzen Tag über wilde Schneeflocken aus dem Himmel
wilde schneeflocken ? nicht eher wildwirbelnde oder so

Sie weinte. Einige Tränen wegen Martin.
Alle anderen aus Freude.
wir tragisch... ich verstehe nicht ganz, was sie mit edwin verbindet... wie erfahren bloß aus dem dorftanz und der darauf folgenden hochzeit von ihm, aber was liebt sie an ihm?

Also: ich mag die Geschichte, irgendwie hart und romantisch zugleich.
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Jobär,
ich bin ganz neu hier und traue mich nocht nicht so recht ans Beurteilen. Aber deine Geschichte werde ich mir vornehmen in den Weihnachtstagen.Von der Thematik gefällt sie mir auf jedenfall. Blicke in die nahe Vergangenheit sind unter andern auch meine Themen. Das fürs erste!.

Gruß wieselmaus

 

Liebebernadette,

auch hier habe ich die erste Fassung bereits gelesen und eine Überarbeitung abgewartet …

Ein schöner Anfang, der sofort zeigt, worum es geht.

getraut mit ihrem schlichten Alltagskleid, ohne kirchlichen Segen,
Hatte sie kein Sonntagskleid bzw. feierliche Garderobe und warum war kein Pfarrer anwesend?

Der Fotograf im Nebenraum machte ein gutes Geschäft mit den Paaren, die er wie am Fließband ablichtete.
Das ist wesentlicher besser als vorher.

Marlies hängte das eingerahmte Hochzeitsbild von der Wohnzimmerwand ab und legte es auf den Schoß. „Wenn ich nur wüsste, dass du noch lebst.“ Er wirkt in seiner Ausgehuniform wie ein Fremder. Lieber hätte sie ihn in einem Anzug gesehen. Trotzdem mag sie das Bild. Das muss an dem kaum merklichen Lächeln liegen, dass er dem Fotografen gönnt.
Warum wechselst du hier die Zeit? Hängte … legte … wirkt …. mag

„Ich kann nichts für diesen Krieg. Entschuldige, wenn ich jetzt zum Feiern gehe.“
Hier hätte ich gerne gewusst, wie lange er schon weg ist, ob es vorher keine Gelegenheiten zum Tanz ab.
Später, ich finde etwas zu spät, hört man 3 bzw. 5 Jahre …

Es war das zweite Winzerfest nach den langen Jahren im Krieg.
Ah, da kommt schon ein Hinweis dazu. Was hat sie denn beim ersten Winzerfest gemacht?

Der Dorfplatz im Nachbarort war hell erleuchtet. (ZEILENWECHSEL)Als sie bei den ersten Tischen ankamen,
Hier wäre ein Zeilenwechsel sinnvoll.

„Ja, ich dachte ...“ (MUSS HIER KEIN KOMMA HIN?)fing Marlies an zu erklären.

(HIER FEHLEN GÄNSEFÜSSCHEN) Damals waren wir noch halbe Kinder, Marlies. Du hättest mich ja auch küssen können.“

„Ich habe bis heute nicht verstanden, wieso du ihn ausgesucht hast.“ (ZEILENWECHSEL, DA NEUE PERSPEKTIVE)Marlies konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten.
„Halt' mich für verrückt, das ist mir egal. Ich möchte mit dir irgendwo anders hin.“ (DTO.)Er nickte, ließ sie los,
Das kommt noch öfter im Text vor.

„Marlies ...“, Ilse holte hörbar Luft, „sag mal, was machst du denn, wenn Edwin einfach vermisst bleibt? Wie lange willst du denn noch warten?“
Ich würde es so machen, glaube, es wäre besser: „Marlies ...“ Ilse holte hörbar Luft. „Sag

Ich will jetzt endlich wissen, was mit Edwin ist. Was ist das denn für ein Leben?
Vielleicht könnte man hier noch einbauen, wann und wo sie sich zuletzt darum gekümmert hat, um was über Edwin zu erfahren. (Rotes Kreuz?)

„Martin,(LEERFELD)ich darf es doch eigentlich nicht einmal denken. Aber mir geht es gleich.“
Was bedeutet „Aber mir geht es gleich“? „Gleich besser“?

„(KEIN LEERFELD) Liebst du mich?“

Am zweiten Weihnachtstag kamen den ganzen Tag über wilde Schneeflocken aus dem Himmel und jeder, der nicht aus dem Haus musste, war dankbar.
Unschöne Doppelung.
„kamen die ganze Zeit über …“

Eine sehr schöne Geschichte. Gefühlvoll geschrieben, gute Atmosphäre.
Hat mir gut gefallen.

Wünsche Dir besinnliche Tage. :)

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

eine Geschichte, die dem Vergessen entgegenwirkt und allein schon deshalb äußerst lesenswert.
Danke für diese Bemerkung.

Obwohl es natürlich in unseren Zeiten schwer nachvollziehbar ist, dass eine Frau auf einen Verschollenen, dem sie (wenn ich es recht lese nicht einmal in Liebe) verbunden war, so ausnehmend lang wartet.

Hmm, ich wollte das Paar Marlies-Edwin eigentlich schon so zeichnen, dass sie sich liebten. Das kam bei dir wohl nicht sor recht an.
Auch das Frauenbild gefällt mir nicht. Die Duldende, Wartende, Unselbständig-abhängige, obwohl es auch in jenen Zeiten Frauen gab, die frei und unabhängig waren.
Sicher gab es die. Aber ich habe ja bewusst kein Sophie-Scholl-Typ darstellen wollen, weil es im Dorf eben leider anders zu ging.
Die ersten Sätze gefallen mir sehr gut, ein guter "Anschlag", aber dieser Satz klingt wie eine MIsston, wegen dem "würde" und "täte" oder wie ein Film aus den 50ern.
vielleicht gefällt dir besser: Lachen, um sich gut dabei zu fühlen... oder so.
Ich bin normalerweise recht offen für Verbesserungen, aber mir gefällt dieses Behäbige grade besonders in dem Absatz.


das "herum" kann weg - wie aus dem Nichts...?
beides gekauft


warum nicht: wie er gerade?

da fehlt für mein Verständnis dann noch die Ebene, dass er ihr das ja sagt, dass er so schaut und es nicht nur tut


klasse dialoge; auch hier wieder :)
Hier will ich mich nicht mit fremden Federn schmücken. Das war ein Vorschlag von Jimmy.


war das so? warum nicht das sonntagskleid?
habe ich geändert.


bisschen verwirrend, dass du hier vom präteritum ins präsens wechselst, erschließt sich mir nicht, warum...
mehr dazu bei GoMusic

an dem satz stimmt was nicht: ... das ihre Augenfarbe betonte...
älteres Kleid? schon oft getragenes Kleid?
danke, geändert


Register? sagt man das so?
Ja, es gibt auch Registerproben, dann üben z.B. nur die Trompeten

wie schön :)
mm:) sehr romantisch
Danke für die positiven Bekundungen.


wilde schneeflocken ? nicht eher wildwirbelnde oder so
ja, das war schräg. Hab ich auch geändert.

wir tragisch... ich verstehe nicht ganz, was sie mit edwin verbindet... wie erfahren bloß aus dem dorftanz und der darauf folgenden hochzeit von ihm, aber was liebt sie an ihm?
Mal sehen, ob das andere auch immer noch bemängeln, dass die Beziehung Edwin/Marlies noch zu wenig gezeichnet ist
Also: ich mag die Geschichte, irgendwie hart und romantisch zugleich.
Danke.

Hallo GoMusic,

Hatte sie kein Sonntagskleid bzw. feierliche Garderobe und warum war kein Pfarrer anwesend?
Das mit dem Kleid habe ich geändert. Kirchliche Hochzeiten erfordern Vorbereitungen, das soll ja ein Familienfest sein und die Pfarrer wären alles andere als erfreut gewesen, am Tag plötzlich mehrere Trauungen zu zelebrieren :shy: - diese standesamtliche Trauungen waren so eine Hopplahopp-Geschichte. Es ging wirklich nur darum, dass die Frauen "versorgt" waren, im Falle, die Männer wären nicht mehr heim gekommen. Im Grunde kann man es so sehen: Ein Paar, das schon eine Zeit zusammen war und sich in Friedenszeiten hätte vorstellen können, irgendwann zu heiraten, hat das aufgrund dieser Situation eben vorgezogen. Ohne Klimbamborium.

Warum wechselst du hier die Zeit? Hängte … legte … wirkt …. mag
das war ein Vorschlag von Jimmy (den ich dann vielleicht letztendlich doch falsch verstanden habe :confused: ) die Teile, in denen beschrieben wird, was sie auf dem Bild sieht, ins Präsens zu nehmen.
Aber da das so verwirrt, habe ich das wieder geändert. Das muss ich mit Jimmy mal mit der Kiste Bier klären, die ich von offshore gewinne (weil ich bei seiner nächsten KG nicht plärre :D)

Ah, da kommt schon ein Hinweis dazu. Was hat sie denn beim ersten Winzerfest gemacht?
Wird das durch das erste Gespräch zwischen Marlies und Ilse nicht klar, dass Marlies hadert, an solche Veranstaltungen zu gehen, weil es sich nicht gehört (oder sie es zumindest denkt - und der Vater auch sagt).
Hier wäre ein Zeilenwechsel sinnvoll.
:lol: Erst habe ich alles so auseinandergezogen, dass mich alle zu mehr kompakten Absätzen drängten. Jetzt habe ich es übertrieben.

Das kommt noch öfter im Text vor.
Ich hoffe, ich habe alle Stellen gefunden.


Ich würde es so machen, glaube, es wäre besser: „Marlies ...“ Ilse holte hörbar Luft. „Sag
gekauft


Vielleicht könnte man hier noch einbauen, wann und wo sie sich zuletzt darum gekümmert hat, um was über Edwin zu erfahren. (Rotes Kreuz?)
Da denke ich noch drüber nach.


Was bedeutet „Aber mir geht es gleich“? „Gleich besser“?
Ich liebe dich auch - also mir geht es mit den Gefühlen gleich.
Hab ich geändert, das war wirklich nicht so ganz klar.


Unschöne Doppelung.
„kamen die ganze Zeit über …“
geändert

Eine sehr schöne Geschichte. Gefühlvoll geschrieben, gute Atmosphäre.
Hat mir gut gefallen.
Danke für das Lob.
Wünsche Dir besinnliche Tage.
Ich werde jedenfalls viel Lesen, ob das besinnlich wird, wird sich herausstellen.

Danke, Isegrims und auch dir, GoMusic, für die Zeit, die ihr euch für die KG genommen habt und die konstruktiven Verbesserungsvorschläge.

Liebe Grüße
bernadette

 

Nochmal die neue Version gelesen, ist eine ganz andere Geschichte jetzt, viel besser. Der Einstieg ist auch super, man ist direkt drin. Ja, durch die Überarbeitung hat sie gewonnen, wirklich.

Gruss, Jimmy

 

Interessantes Thema eigentlich, wenn es um den inneren Konflikt geht, den die Frau aber kaum zu haben scheint. So kommt es zumindest bei mir an. Sie trifft sich mit dem Martin, macht mit ihm rum, verliebt sich in ihn und ab und zu kommt: Ach, ich darf das doch nicht. Aber wer verbietet es ihr? Die Anderen? Wer sind die? Offenbar nicht Martin und ihre Freundin auch nicht. Die "Gesellschaft"? Taucht als Handlungssubjekt nicht auf (was z.B. bei dem Tanzabend möglich gewesen wäre). Dann ist da noch der Vater. Aber der nimmt so wenig Raum ein, dass er keine Relevanz gewinnt. Die Mutter? Wird nur einmal kurz erwähnt.
Fazit: Ein Dilemma kann ich bei ihr nicht feststellen.

Manches finde ich etwas zu kitschig: z.B. sie sucht den Schalk in seinen Augen, spürt seine Muskeln, sie tanzen Walzer, sie lächelt beseligt.
Und die Nachkriegszeit kommt insgesamt rüber wie in einem Heimatfilm aus den 50ern. Man geht auf Winzerfeste, auf die Kirmes, in die Kirche und damit der "Realimus" der "kleinen Leute" nicht zu kurz kommt, geht man auch noch Rüben hacken. Man muss ja nicht gleich Arno Schmidt nachmachen, aber ein bisschen mehr Credibility wäre schon schön.

Ach, und dann der Schluss: Weihnachten, es klopft an der Tür, sie fallen sich in die Arme, Freudentränen.
Vielleicht ist das überhaupt der interessante Stoff: Sie lebt mit Martin zusammen. Weihnachten. Und nun taucht Edwin auf. Und die Kurzgeschichte in der Hauptsache auf diesen Moment reduzieren: Edwin kommt herein. Die anderen sind natürlich auch anwesend (Ilse, der Vater, Martin). Weihnachtsbaum in einer Ecke. Martin sitzt auf Edwins Platz. Edwin (körperlich und seelisch nicht ganz auf der Höhe) ist so ein bisschen "draußen vor der Tür". Für alle Anwesenden eine reichlich angespannte Situation.
Na, wie auch immer.
Tut mir leid, dass mein Kommentar nicht freundlicher ausfällt.
Gruß
T.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi tortitch,


Man muss ja nicht gleich Arno Schmidt nachmachen, aber ein bisschen mehr Credibility wäre schon schön.
Nehme ich gerne auf.

Vielleicht ist das überhaupt der interessante Stoff: Sie lebt mit Martin zusammen. Weihnachten. Und nun taucht Edwin auf. Und die Kurzgeschichte in der Hauptsache auf diesen Moment reduzieren: Edwin kommt herein. Die anderen sind natürlich auch anwesend (Ilse, der Vater, Martin). Weihnachtsbaum in einer Ecke. Martin sitzt auf Edwins Platz. Edwin (körperlich und seelisch nicht ganz auf der Höhe) ist so ein bisschen "draußen vor der Tür". Für alle Anwesenden eine reichlich angespannte Situation.
Sehr gut. Da mach' ich mir Gedanken dazu. Letztendlich war das auch mein Ausgangsgedanke, dass Marlies schon mit dem zweiten Mann zusammen ist und der erste kommt zurück Dann schien mir aber das aber so auszuufern, dass ich den Plot innerhalb vom Schreiben geändert habe. Nun kommst du und stocherst in der Wunde :D - ich werde da nochmal ans Ende gehen. Danke.
Tut mir leid, dass mein Kommentar nicht freundlicher ausfällt.
Wieso? Du warst doch nicht unfreundlich, sondern nur konstruktiv. Alles wunderbar, nur so kommt man weiter. Ich stelle den Text ja nicht eingefroren ein, sondern sehe es als Tonmasse, die ich mit eurer Hilfe noch besser gestalten kann.

Vielen Dank fürs Lesen und sich kritisch Gedanken machen.

Liebe Grüße
bernadette

edit: Das Ende ist geändert, der Plot ist in deine Richtung umgeschrieben ;).

 

Hallo bernadette,

ich habe die Geschichte gelesen, als sie veröffentlicht hast, noch in der ersten Version. Natürlich bin ich nicht wie geplant zu einem Kommentar gekommen. Wollte das nachholen und siehe da, du hast die Geschichte komplett überarbeitet. Wow! Das nenne ich mal Arbeit. Fällt mir immer total schwer, meine Geschichten von Grund auf zu sanieren.
Ich finde, deine Überarbeitung hat der Geschichte sehr gut getan. Mir hat sie auch schon vorher gefallen, aber da hätte ich auch noch einige Sachen mehr zitieren müssen, an denen ich noch geschliffen hätte. Die sind jetzt eigentlich alle weggefallen. Bis auf eine, die hatte mich beim ersten Lesen irritiert, und jetzt beim zweiten Lesen ist das immer noch drin:

Dabei streiften seine Lippen den Hals leicht unterhalb vom Ohr und sie hielt sofort die Luft an in der Hoffnung, dass diese Berührung damit auch bliebe
das habe ich beim ersten Mal so gelesen, dass sie eigentlich nicht mehr will. Dass sie sich quasi bedrängt fühlt. Der nächste Absatz dann, die Abwehr, dass sie doch unter Leute seien, unterstützte dieses Denken. Da war ich mir einfach nicht sicher, wie glücklich sie mit diesem Kerl, mit dessen Heiratsplänen sie ja auch nicht so unbedingt einverstanden war, eigentlich ist
in der zweiten Version jetzt, wird deutlicher, dass sie wirklich was für ihn empfindet. Trotzdem bin ich wieder hierüber gestolpert. Das Wörtchen „bliebe“ finde ich einfach etwas ungünstig formuliert.
also rein grammatikalisch kann es natürlich nur so sein, wie du es auch meinst, aber ich finde diese Formulierung so ungewöhnlich, dass sie in meinem Hirn anders zusammengesetzt wurde.

Das Ende dann. Hm. Meiner Meinung nach, hast du das in der ersten Version offen gelassen. Oder habe ich das einfach nur so abgespeichert? So oder so gefiele mir das deutlich besser. Finde das schon etwas kitschig und das wird der Geschichte nicht gerecht, denn ich finde, so wie du das beleuchtet Hast, hat das einen wunderbar authentischen Ton.
natürlich, es ist auch realistisch, dass der Mann dann wirklich heimkehrt. Aber diese ungetrübte Freude, die du dann dahinter setzt, die ist mir ein bisschen zu einfach gestrickt dafür, dass sie doch einen so großen inneren Kampf mit sich selbst ausfechtet.

Nun ja, insgesamt nur zwei Kleinigkeiten. Die Thematik finde ich total wichtig und du hast sie mir glaubhaft nahe gebracht. Musst du häufiger über diese Geschichte nachdenken, darüber, wie das wohl wäre, ein solches Schicksal zu teilen. Und wenn sowas von einer Geschichte ausgelöst wird, dann hat sie schon eine ganze Menge erreicht.
Schön, dass du wieder was geschrieben hast, ich habe es sehr gerne gelesen :)

grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

du hast die Geschichte komplett überarbeitet. Wow! Das nenne ich mal Arbeit. Fällt mir immer total schwer, meine Geschichten von Grund auf zu sanieren.
Deswegen schreibe ich so wenige, weil ich genau weiß, dass die Arbeit erst beginnt, wenn sie online geht :D

in der zweiten Version jetzt, wird deutlicher, dass sie wirklich was für ihn empfindet. Trotzdem bin ich wieder hierüber gestolpert. Das Wörtchen „bliebe“ finde ich einfach etwas ungünstig formuliert.

da muss ich länger drüber nachdenken.

Finde das schon etwas kitschig und das wird der Geschichte nicht gerecht, denn ich finde, so wie du das beleuchtet Hast, hat das einen wunderbar authentischen Ton.
So, da war erst tortitch , der das zu brav fand und jetzt kommst auch noch du.
Ich habe heute Mittag alles liegen gelassen und habe das Ende komplett geändert.
Vielleicht hast du ja nochmal Lust, so ab dem zweiten Drittel zu lesen?

Musst du häufiger über diese Geschichte nachdenken, darüber, wie das wohl wäre, ein solches Schicksal zu teilen. Und wenn sowas von einer Geschichte ausgelöst wird, dann hat sie schon eine ganze Menge erreicht.
Du meintest wohl: Musste häufiger ... ja, das habe ich gespürt, dass doch die eine oder der andere in der Thematik blieb und darüber nachdachte. Das ist wirklich schon eine Menge, das freut mich auch.

Danke für dein Feedback, dass mich ja nochmal antrieb, ein paar Stunden reinzustecken.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

in der Neufassung hat Deine Geschichte sehr viel mehr Dramatik gewonnen.
Martins letzter Satz

Es ist ganz einfach: Wenn ich mich gegen dich entscheide, ist allen geholfen.
weist mir schon zu weit in eine Richtung der Lösung. Denn eigentlich kann es gar keine Lösung geben. Wobei für mich unterschwellig die dritte Alternative hervorlugt: Beide Männer geben Marlies frei.

Ich habe diese Neufassung sehr gerne gelesen. Es ist wirklich enorm, wie viele wunderbare Geschichten durch dieses TdM geschrieben wurden.

Liebe Grüße

Jobär

 

He bernadette,

hm, ich muss leider sagen, dass ich diese Überarbeitung auch nicht viel besser finde. Ich denke, du walzt hier etwas aus, das angedeutet viel gewichtiger ist.
Für mich geht hier auch in bisschen die Authentizität verloren. Also ich kauf diese Szene nicht so recht b. Das ist too much Drama auf zu engen Raum, wirkt mir persönlich zu hektisch.
Diese Hektik wird auch durch einige Flüchtigkeitsfehlerleins untermauert ;) Fehlende Leerzeichen, dreimal Türe zu dicht und andere Kleinigkeiten (werd hier gleich wieder abkommandiert, deswegen nur in Kürze)

Also, ich plädiere für das erste Ende. Es klopft an der Tür. Punkt. dann geht das Kopfkino los. Da kann man den Leser dann auch getrost entlassen.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe deine Geschichte jetzt dreimal gelesen, bernadette. Vor zwei Wochen die ursprüngliche Fassung, gestern Abend die Überarbeitung und gerade eben die Überarbeitung der Überarbeitung. Und ehrlich gesagt gefällt mir die zweite Fassung mit Abstand am besten. Der neue Beginn ist um Klassen besser als der ursprüngliche und auch die Dialoge, überhaupt die ganze Interaktion zwischen den Figuren, empfinde ich als deutlich glaubwürdiger. Auch die sprachlichen Extravaganzen (satte, kernige Muskeln, usw.) sind weitgehend verschwunden (vermutlich alles Darlings von dir.:D), so dass sich die Geschichte jetzt wirklich gut lesen lässt.
Nur was den aktuellen Schluss betrifft … hm, also da geh ich mit weltenläufer konform. Du schießt da mit dieser etwas konstruiert wirkenden Dramatik gehörig übers Ziel hinaus. Na ja, und dieser Zufall, dass Edwin gerade an dem Tag auftaucht, als Martin zum ersten Mal Marlies zu Hause besucht, braucht's das wirklich? Für mein Gefühl ziehst du da eine Geschichte unnötig in die Länge, die eigentlich schon längst auserzählt ist. Denk noch mal über den Vorschlag von weltenläufer nach, die Geschichte mit dem Klopfen an der Tür enden zu lassen. Die Leser schlucken bei dieser Stelle wahrscheinlich kurz, und dann werden sie mit ihrer Gänsehaut allein gelassen. Das fände ich viel fieser (bzw. cooler).

Aber abgesehen vom neuen Schluss ist das ein wirklich gutes Ding geworden.
Schon beim ersten Lesen hab ich mich ja ein bisschen gewundert, dass du dir ausgerechnet so ein unzeitgemäßes Thema vornimmst. Ich fand, muss ich gestehen, das Setting (und auch die dem Setting angemessene Erzählsprache) einfach ein bisschen zu altbacken, zu bieder irgendwie.
Erst in der neuen Fassung konnte mich die Problematik, das Dilemma, in dem diese bedauernswerten „Soldatenbräute“ steckten, erreichen. Unsereinem fällt es ja wirklich schwer, sich so eine belastende Situation vorstellen zu können. Okay, auch heutzutage gibt es immer wieder einmal eine Ménage à trois, bzw. kann sich ein Mensch nicht zwischen zwei potentiellen Partnern entscheiden, aber das ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Zustand, in dem Marlies ist, diese Ungewissheit, das Nichtbeeinflussen können der Situation.
Und genau diese Zerrissenheit von Marlies ist für mich das Herzstück deiner Geschichte, und genau dem tust du mit dem neuen Schluss in meinen Augen nichts Gutes. Lass doch sowohl Marlies als auch die Leser in dieser Ungewissheit.
So bliebe nämlich ein noch bedrückenderer Eindruck zurück.


offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

So, ihr zwei Kadetten:
weltenläufer und offshore,

da ich euch ein wenig kenne (schön, dass man sich ab und an trifft) und euch schätze, habe ich jetzt nochmal auf euch gehört. Aber jetzt ist Basta, mindestens bis nächstes Jahr mit so großen Änderungen :D.
Ich habe jetzt soviel an dem Teil rumfuhrwerkt, das muss mal liegen bleiben.

Ich danke euch für eure Zeit :gelb:
Seid gedrückt, bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernadette, deine Geschichte beschäftigt mich mehr, als sie es sollte. Vielleicht fühle ich mich in die Zeit zurück versetzt, 1950, ich war 17 Jahre alt. Die Rolle der Frauen war eine andere, Mädchen mussten heiraten und eine Familie gründen. Eine unverheiratete Frau wurde als alte Jungfer abgestempelt, sie war nichts wert. Einige Frauen zogen es vor, ins Kloster zu gehen. Vielleicht auch ein Grund, warum Paare heirateten, bevor der Verlobte in den Krieg zog.

Mir hat deine Geschichte, die ursprüngliche, sehr gut gefallen. Jetzt frage ich mich, verhilft mehr Text zu einer besseren Geschichte? Edwin kommt aus der Gefangenschaft zurück, und damit veränderst du die Thematik vollkommen. Was einst eine zarte Liebesgeschichte war, getragen von Ängsten, Zweifeln und Ungewissheit, wird jetzt zum Drama.

Ich vermisse einige Textpassagen, die ich ganz wundervoll fand:
Da ist zum Beispiel das Dorffest, das du mit nur wenigen Sätzen ganz ausgezeichnet ins Bild gesetzt hattest:

"Der Dorfplatz im Nachbarort war ein Hexenkessel. Marlies tauchte mit Ilse aufgeregt in das Karussell von Musik, Gesichtern, Lichtern und Lachen ein."

Kann man ein Dorffest besser beschreiben?

Oder die Szene auf der Treppe:


Marlies sitzt auf Martins Schoß.

In der ersten Fassung hat es geknistert. Ein zartes Zungenspiel und dieser wunderschöne Satz: "Du hast ja keine Strümpfe an. So viel nackte Haut." Das ist voll erotisch und es steckt so viel Staunen und Begehren in diesem einen Satz, dass ich nicht begreife, wie du darauf verzichten wolltest.

Jetzt lese ich: Sie roch Bier und Zigarettenrauch, vermischt mit Kernseife; eine Mischung, die sie mit einem Lächeln in sich einsog. Ihre Küsse waren ein Suchen, Ankommen und Finden. Sie umschlang seinen Hals und zog ihn an ihren Busen.

Erotik ist in weite Ferne gerückt. Wir atmen Bier und Kernseife. Und es gibt keine Brüste, es ist nur ein Busen.

Alles was jetzt an Handlung folgt, ist neu getextet. Ich denke, die Geschichte hat ihren Zauber verloren, wenn wir alles genau zu Ende denken. Von einer zarten Liebesgeschichte, voller Hoffnungen, voller Zweifel und Ängste, wird der Schleier gezogen, schließlich finden wir uns in der nackten Realität wieder. Edwin kommt zurück.

Liebe Bernadette, du siehst mich traurig, weil mir die Geschichte nicht mehr gefällt. Entzauberung!

Ein frohes Weihnachtsfest wünsche ich dir!
Amelie

 

Liebe bernadette,

ich arbeite hier ja schön die Liste ab und als Du dran warst, war die Geschichte gerade ich der Werkstatt. Jetzt springe ich zu ihr zurück und muss sagen, manchmal hat man auch Glück. Statt jetzt irgendwie Kritik zu üben, kann ich mich darauf konzentrieren zu sagen, ich mochte die Geschichte. Ich finde sie sogar die beste von allen, die ich bisher von Dir gelesen habe. Was auch immer Du an Überarbeitung hineingesteckt hast, es hat sich wirklich gelohnt.
Das Thema ist eh Klasse. Auch die Konstellation von innerem Konflikt vs. Konflikt mit dem Vater finde ich gut. Da hätte ich mir fast noch ein wenig mehr gewünscht. Der Vater tritt ja praktisch nur am Anfang und am Ende in Erscheinung. Wobei die Geschichte an sich schon lang genug ist und es auch im Mittelteil eigentlich nichts Neues zu sagen gäbe, das sehe ich schon ein. Und letztendlich ist der Vater ja nur die personifizierte Moralvorstellung, an der sie selbst eh knabbert. Und wahrscheinlich ist es unterm Strich auch richtig, da an ihr dran zu bleiben, sie in den Mittelpunkt zu rücken, anstatt da jetzt noch mehr Druck von außen aufzubauen. Das könnte man durch den Vater nämlich wunderbar machen. Das würde aber den Konflikt noch um eine Ebene erweitern, die der "gefährdeten" Familienharmonie und am Ende müsste es wohl mindestens eine Novelle werden, um das auch alles entsprechend auszuarbeiten. Und das klopft-Ende finde ich super!

Ilse witterte Land und zog einige Haarnadeln aus Marlies' Dutt. „Ach komm, Schwesterchen, wenn du deine Haare offen lässt, sieht keiner, dass dein Sonntagskleid schon ein paar Jahre alt ist.“
Marlies setzte sich auf die Bettkante und ließ sich ins Federbett fallen.
„Ach, ich weiß nicht.“
Ilse legte sich neben sie und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Edwin würde dir doch nicht den Kopf abreißen, wenn du am Winzerfest zum Tanzen gehst. Du kannst doch nicht jahrelang nur daheim sitzen und auf ihn warten.“
Marlies sah an die Decke, ohne weiter zu blinzeln. Irgendwann kamen die Bilder wie aus dem Nichts. Heute sah sie mehrere Köpfe, die im Gespräch zusammensteckten.
„Die reden dann über mich.“

Das ist schon fast unheimlich, wieviele Informationen in dem bisschen Text stecken, ohne dass man sie oberlehrerhaft aufzählt. Das ist super gut.

„Edwin, hier unter den Leuten!“

:)

Marlies küsste zart seinen Kopf. Das Glas war kalt. Mit ihrem Taschentuch polierte sie den Abdruck, bis er verschwunden war. „Ich kann nichts für diesen Krieg. Entschuldige, wenn ich jetzt zum Feiern gehe.“

schön

„Mehr.“
„Bist du sicher?“
„Frag' nicht, mach.“
...
Ihre Küsse waren ein Suchen, Ankommen und Finden.

Das auch.

„Ich will jetzt endlich wissen, was mit Edwin ist. Was ist das denn für ein Leben? Und jetzt noch Martin. Den mag ich auch. Was soll ich denn machen? Ich halte das nicht mehr aus!“

Was mit Erwin ist ... reicht vollkommen aus. Es wird nicht eindringlicher, je öfter Du es sie aussprechen lässt. Leser weiß ja inzwischen. dagegen so ein Wut-Verzweiflungsausspruch, damit ist doch alles gesagt.

„Martin,ich darf es doch eigentlich nicht einmal denken. Aber mir geht es genauso mit dir.“
Er fasste ihre Hände, die braun vor Erde waren und drückte sie an sein Herz. „Und jetzt?“
„Ich weiß es nicht, Martin. Edwin kann noch leben und hatte einfach keine Möglichkeit, sich zu melden.“
„Edwin kann auch tot sein, Marlies.“

Nimm mal raus, dass sie ständig ihre Situation erklärt. Das ist echt nicht gut. Klar muss sie es für sich selbst tun, aber ja, interessant ist doch, wie sie damit umgeht, nicht, dass sie es ständig schildert. Also eher körperliche Reaktionen oder so.

Marlies schluckte. Liebte sie Martin? Sie sah das Hochzeitsbild auf der Kommode stehen. Erwin lächelt sie an.
Martin legte ihre erdigen Hände an sein Herz. "Liebst du mich?"
"Ich weiß es nicht. Edwin ...“
"Edwin kann auch tot sein." Martins Ton war scharf wie Vaters Schlachtmesser.

Irgendwie so. Jedenfalls mehr Reaktion auf das Problem, anstatt es immer wieder zu verbalisieren.

„Ich will mich gar nicht beruhigen.“
“Soll ich gehen?“ Martin erhob sich und sah den Alten an.
„Nein, bleib, sonst machen mir die Weiber die Hölle heiß.“

Den Vater finde ich ja super. Der redet so hübsch frei von der Leber weg.

Sehr, sehr schön. habe ich gern gelesen.
liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Amelie,

du bist der gleiche Jahrgang wie mein Vater :). Von daher möchte ich dir erstmal großen Respekt zollen, dass du dich hier im Forum tummelst. Ich versuche schon jahrelang, dass meine Eltern daheim wenigstens mal einen Internetzugang legen und du nutzt die neuen Medien so selbstverständlich wie deine Kaffeetasse :gelb:

Eine unverheiratete Frau wurde als alte Jungfer abgestempelt, sie war nichts wert. Einige Frauen zogen es vor, ins Kloster zu gehen. Vielleicht auch ein Grund, warum Paare heirateten, bevor der Verlobte in den Krieg zog.
Du hast da ja eigene Erfahrungen machen können. Meine Information geht hauptsächlich in die Richtung "versorgt" zu sein.

Mir hat deine Geschichte, die ursprüngliche, sehr gut gefallen. Jetzt frage ich mich, verhilft mehr Text zu einer besseren Geschichte? Edwin kommt aus der Gefangenschaft zurück, und damit veränderst du die Thematik vollkommen. Was einst eine zarte Liebesgeschichte war, getragen von Ängsten, Zweifeln und Ungewissheit, wird jetzt zum Drama.
Du hättest lieber die zarte Geschichte gelesen, andere finden das Drama besser. Dann ist es ja prima, dass du die alte Version noch gelesen hast, so haben alle Geschmäcker was davon.

"Der Dorfplatz im Nachbarort war ein Hexenkessel. Marlies tauchte mit Ilse aufgeregt in das Karussell von Musik, Gesichtern, Lichtern und Lachen ein."

Kann man ein Dorffest besser beschreiben?

Jimmy hatte das kritisiert, ich fand das gerechtfertigt und habe versucht, näher dran zu gehen. Dir gefällt es nicht mehr so gut, andere finden es besser.

Und es gibt keine Brüste, es ist nur ein Busen.
Nur Busen?
Bei Brüste denke ich eher an Stillen, bei Busen eher an glänzende Männeraugen ;)
Liebe Bernadette, du siehst mich traurig, weil mir die Geschichte nicht mehr gefällt. Entzauberung!
Ach, Amelie, wenn du das so schreibst, sehe ich ein kleines Kind mit Schmollmund und einem vorwurfsvollen Blick vor mir :)

Recht machen kann man es nie allen, ich bin mit meiner Überarbeitung jetzt jedenfalls zufriedener als zuvor. Danke, dass du mir deine Sicht geschildert hast.

Dir noch schöne Restfeiertage,
liebe Grüße
bernadette



Hallo maria,

tatsächlich kann ich dich verstehen mit der kleinen Unmut dem offenen Ende gegenüber. Ich selbst bin als Leserin auch lieber mit einem Ende, das zumindest in eine Richtung weist, glücklicher.
Als ich dann von anderen Kommentatoren (interessanterweise sind die Männer diejenigen, die offene Enden wohl lieber mögen) beeinflusst worden bin, habe ich es offen gelassen und mag es jetzt auch. Es gibt Momente beim Schreiben, wo ich mich auch gerne von anderen beeinflussen lasse, besonders, wenn ein Prozess am Anfang ist.
Das Hin- und Her des Endes, wie es diese Geschichte erfahren hat, kam daher, dass ich den eigentlichen Plot während des Schreibens noch verändert habe. Somit hat mir selber die Standfestigkeit gefehlt, das eine oder andere zu lassen. Das lehrt mich für die Zukunft, noch viel mehr die Geschichte im Kopf fertig zu haben, bevor ich mit schreiben anfange.

Und mit der Figur hatte ich auch so meine Probleme. Sie ist zwar in einer schwierigen Position, aber dennoch kam mir das alles irgendwie aufgesetzt vor, als müsste sie etwas tun, was sie nicht will. Ja, hier und da musste sie sich zwar zu etwas zwingen, aber trotzdem kam sie mir falsch vor. Du hast sie zwar gut gezeichnet, aber irgendwie kam sie mir halt fehl am Platz vor. Und ihre Liebe zu ihrem Ehemann hat nicht wirklich viel Boden.
Das habe ich immer wieder mal von euch gehört, dass der Ehemann zu wenig präsent ist in ihrem Herzen. Da mache ich mir noch Gedanken dazu.

Liebe Fliege,

Ich finde sie sogar die beste von allen, die ich bisher von Dir gelesen habe. Was auch immer Du an Überarbeitung hineingesteckt hast, es hat sich wirklich gelohnt.
Du glaubst nicht, wie mich das froh macht. Ich bin ja so eingerostet und sich dann den Ruck zu geben, wieder mal was zu schreiben, ist nicht einfach. Die Kommentare dann wieder im Text zu verarbeiten, ist meiner Ansicht nach noch viel schwieriger, muss man dann ja noch dem Kommentator ein Stückweit gerecht werden, wenn man den Vorschlag annimmt.

Und das klopft-Ende finde ich super!
Also doch noch eine Frau, die offene Enden mag :)

Nimm mal raus, dass sie ständig ihre Situation erklärt. Das ist echt nicht gut. Klar muss sie es für sich selbst tun, aber ja, interessant ist doch, wie sie damit umgeht, nicht, dass sie es ständig schildert. Also eher körperliche Reaktionen oder so.
Notier ich mir.
Den Vater finde ich ja super. Der redet so hübsch frei von der Leber weg.
Ich musste mir nur meinen Großvater vor Augen halten :D

Sehr, sehr schön. habe ich gern gelesen.
Danke, ich freu mich so, das zu lesen.

Wie auch bei maria habe ich mir deine Anregungen aufgeschrieben, jedoch werde ich den Text einige Tage, vielleicht sogar Wochen, ruhen lassen, damit ich wieder einen anderen Blick darauf bekomme, bevor ich wieder herumfeile.

Ich danke euch Dreien herzlich fürs Lesen und Kommentieren,
bernadette

 

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