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Thema des Monats Und du gehst dich amüsieren?

Team-Bossy a.D.
Seniors
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23.02.2005
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Und du gehst dich amüsieren?

Tanzen, bis die Füße in den schmalen Sonntagsschuhen wehtun. Ein Glas Wein oder auch zwei. Ein Bursche, der sie im Kreise dreht, bis ihr schwindelig wird. Und sie würde lachen, weil es ihr so gut täte.
„Ich habe nichts anzuziehen.“
Ilse witterte Morgenluft und zog einige Haarnadeln aus Marlies' Dutt. „Ach komm, Schwesterchen, wenn du deine Haare offen lässt, sieht keiner, dass dein Sonntagskleid schon ein paar Jahre alt ist.“
Marlies setzte sich auf die Bettkante und ließ sich ins Federbett fallen.
„Ach, ich weiß nicht.“
Ilse legte sich neben sie und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Edwin würde dir doch nicht den Kopf abreißen, wenn du am Winzerfest zum Tanzen gehst. Du kannst doch nicht jahrelang nur daheim sitzen und auf ihn warten.“
Marlies sah an die Decke, ohne weiter zu blinzeln. Irgendwann kamen die Bilder wie aus dem Nichts. Heute sah sie mehrere Köpfe, die im Gespräch zusammensteckten.
„Die reden dann über mich.“
„Die sollen dir den Buckel runterrutschen.“ Eine brüllende Kuh ließ Ilse hochspringen. Sie knöpfte ihre Arbeitsschürze auf und band sie neu zurecht. „Ich mach' heute mit Vater den Stall und kümmere mich noch schnell ums heiße Wasser. Du hast Zeit, dir noch die Haare zu waschen. Und hörst du, rubbel' nicht zu viel drin herum, damit die Locken schön bleiben.“

Edwin hätte etwas dagegen, wenn sie mit anderen Männern tanzen würde. Es war beim letzten Fest, das sie gemeinsam erlebten, als er mit ihr über die Bretter flog und ihr dabei ins Ohr flüsterte, dass ja kein anderer so nah an sie herankommen und in ihre blauen Augen blicken solle, wie er es gerade täte. Dabei streiften seine Lippen den Hals leicht unterhalb vom Ohr und sie hielt sofort die Luft an in der Hoffnung, dass diese Berührung damit auch bliebe. „Du bist der wichtigste Mensch für mich, Edwin. Also fast. Die Ilse noch, aber sonst keiner.“
„Und du bist meine Marlies.“ Edwin presste sie ganz nah an sich. Unter dem Vorwand eines kleinen Kusses schlich er mit der Zunge an ihre heran.
„Edwin, hier unter den Leuten!“
„Wart' erst mal ab, bis wir alleine sind.“
Einige Sekunden dachte sie an das drohende Ende seines Heimaturlaubes und ärgerte sich darüber, dass sie den Abend nicht aus vollem Herzen genießen konnte.
"Wir sollten noch heiraten, bevor ich fahre."
"Übers Heiraten haben wir noch nie gesprochen."
"Ich war auch noch nie im Krieg."
Vier Tage später fand die Hochzeit statt. Standesamtlich getraut mit ihrem Sonntagskleid, ohne kirchlichen Segen, war sie in wenigen Minuten Edwins Frau. Der Fotograf im Nebenraum machte ein gutes Geschäft mit den Paaren, die er wie am Fließband ablichtete.

Marlies hängte das eingerahmte Hochzeitsbild von der Wohnzimmerwand ab und legte es auf den Schoß. „Wenn ich nur wüsste, dass du noch lebst.“ Er wirkte in seiner Ausgehuniform wie ein Fremder. Lieber hätte sie ihn in einem Anzug gesehen. Trotzdem mochte sie das Bild. Das musste an dem kaum merklichen Lächeln liegen, dass er dem Fotografen gönnte. Groß stand er neben ihr, seinen linken Arm unbeholfen um ihre Schulter gelegt. Marlies küsste zart seinen Kopf. Das Glas war kalt. Mit ihrem Taschentuch polierte sie den Abdruck, bis er verschwunden war. „Ich kann nichts für diesen Krieg. Entschuldige, wenn ich jetzt zum Feiern gehe.“
Ihr Vater saß am Küchentisch vor seinem Vesper. „Marlies, halt' dich zurück, wenn du ins Dorf gehst.“
„Dir täte etwas Abwechslung auch mal gut, Vater.“
„Ich weiß jedenfalls, wie ich mich als Witwer zu verhalten habe!“
„Hör doch auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich bin weder Witwe, noch jetzt grade wirklich eine Ehefrau, noch schau ich anderen hinterher. Ich bin grade … ja, was bin ich denn? Gönn' mir doch das Fest.“
„Du weißt nicht, was dein Mann durchmacht und gehst dich amüsieren?“
Ilse dirigierte Marlies an den Schultern zur Tür. „Komm, lass ihn. Es hat keinen Wert.“

Es war das zweite Winzerfest nach den langen Jahren im Krieg. Marlies' Haar war frisch gewaschen, die braunen Locken wippten bei jedem Schritt. Ihr altes Kleid leuchtete in einem frischen Blau, das ihre Augenfarbe betonte. Der linke Schuh scheuerte am Knöchel, was ihr egal war. Die Musik hatten sie schon von Weitem gehört. Der Dorfplatz im Nachbarort war hell erleuchtet. Als sie bei den ersten Tischen ankamen, hatten die Bläser und Trommler mit ihrer Lautstärke so zugelegt, dass Marlies sehr nahe an das Ohr von Ilse herankommen musste. „Wird nicht einfach, einen Platz zu finden.“
In der Mitte war extra für diesen Abend der Tanzboden aufgebaut worden. Birkenzweige waren um das Geländer gebunden, Kinder klemmten sich wie Äffchen um die Latten und schauten den Tanzenden zu. Auf der einen Seite saßen die Musiker durch ein Podest etwas erhöht.
Rund um den Tanzboden waren die Dorfbewohner an Biertischen verteilt und genossen Festbier oder Limonade. Von einer übermütigen Gruppe wurden die Schwestern angerempelt und nach vorne geschubst. Marlies sog tief die Luft ein. „Ilse, riechst du das? Grillwürste! Wie lange habe ich schon keine mehr gegessen!“
Schallendes Gelächter über einen Witz auf der einen Seite, auf der anderen schien jemand nach ihr zu rufen. Sie drehte sich um.
„Marlies, das freut mich, dass du hier bist!“ Martin strahlte sie an.
„Ja, ich dachte …“, fing Marlies an zu erklären. Ilse lächelte in sich hinein und verschwand im Getümmel.
„Ich hab' dich schon lange nicht mehr gesehen, außer bei den Gottesdiensten.“
„Ach Martin, ich weiß grade nicht, was ich bei Festen soll. Ich bin ja grade nicht Fisch, nicht Fleisch.“
„Da hast du recht. Du bist einfach eine wunderhübsche junge Frau.“ Martin führte sie ohne Aufforderung auf die Tanzfläche, während er schon den Takt mit Daumen und Mittelfinger schnippte. Dem Musikverein fehlten viele Spieler. Die einzelne Instrumentengruppen bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten, das Flügelhorn fehlte komplett. Sie versuchten sich an einem Walzer.
„Bin ich glücklich, wieder Musik zu hören. Ist das nicht grandios?“ Martin war mit den Lippen an ihrem Ohr. „Und das mit dir.“
Sie musste ihren Kopf leicht in den Nacken legen, um den Schalk in seinen Augen aufzufangen.
Ihre linke Hand lag auf seinem Oberarm. Durch das Hemd hindurch fühlte sie seine Muskeln. Ihre rechte umschloss er mit festem Händedruck. Unentwegt sah er sie an, während er ihre Taille umfasste und sie im Walzertakt führte. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Wie lange war es her, dass ein Mann sie so im Arm gehalten hatte? Sie tanzten einige Minuten. Kein Wort durchbrach die knisternde Spannung, die sich in ihrem Inneren auflud. Die Härchen ihrer Haut richteten sich auf.
„Mit jeder Runde wird das schöner, Marlies. Ich genieße diesen Augenblick wie keinen anderen in meinem Leben. Und ohne Angst, es könnte einen Bombenalarm geben, das ist so schön.“
Er könnte sie jetzt küssen. Es wäre ihr egal, was die anderen dachten.
In einer Pause zwischen zwei Stücken umfassten ihre Hände seine Unterarme. „Martin, wieso hast du mich nie geküsst, als wir früher zusammen unterwegs waren?“
„Ich hab' mich nie getraut.“
„Schade, ich habe mir das immer gewünscht.“
"Du hättest mich ja auch küssen können.“
„Ich hab' mich auch nie getraut. Und dann kam ja auch Edwin.“
„Ich habe bis heute nicht verstanden, wieso du ihn ausgesucht hast.“
Marlies konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. War das ein missglücktes Grinsen oder schaute er traurig drein? „Wahrscheinlich, weil mir Edwin viel deutlicher gezeigt hat, dass er mich will. Du hattest ja dafür Glück im Unglück mit deiner Verletzung.“
„Soll das jetzt ein Trost sein? Ja glaubst du, das ist so einfach, dann daheim zu sein, während deinen Kameraden im Dreck liegen und um ihr Leben bangen müssen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber du bist daheim. Für dich geht es weiter. Edwin kommt sicher auch bald.“ Sie starrte auf seinen obersten Hemdknopf.
„Marlies, wirklich? Machst du dir nicht etwas vor? Ich mein es ernst. Schau mal. Jetzt ist der Krieg drei Jahre vorbei und du hast seit – wie lange eigentlich? – nichts von ihm gehört. Wie lange willst du warten?“
„Es sind jetzt fast fünf Jahre.“
Martin musste ganz genau hinhören, um Marlies zu verstehen.
„Ich warte, bis er zurückkommt oder ich erfahre, dass er gefallen ist. Das ist die eine Wahrheit. Die andere ist, dass ich es nicht mehr aushalte. Ich halte diese Ungewissheit nicht mehr aus. Und ich halte es nicht mehr aus, alleine zu sein.“
Die Musikkapelle setzte zum neuen Stück ein. Marlies' Lippen berührten sein Ohr. „Halt' mich für verrückt, das ist mir egal. Ich möchte mit dir irgendwo anders hin.“
Er nickte, ließ sie los, als wollte er nicht mehr mit ihr tanzen, nahm sie leicht an der Hüfte und dirigierte sie vom Tanzboden in die frisch gemähte Wiese. Martin löste sich von ihr und ging alleine zielstrebig aus dem Licht. Sie schlenderte durch die Reihen von Biertischen, sprach im Vorbeigehen noch ein paar Worte mit einer alten Schulkameradin und steuerte auf die Schule zu, in der die Aborte waren. Kurz davor drehte sie ab und suchte Martin im Dunkel der Nebenstraße.

Ein Pfiff zeigte ihr die Richtung an. Martin saß auf der Treppe zur Laderampe vom Milchhaus. „Marlies?“
„Ja!“
„Ich bin ungefähr in der Mitte der Treppe. Ich wusste, dass du mich findest. Komm hoch.“
Diese tiefe Stimme, der sie stundenlang zuhören konnte.
„Ach, hier sind deine Knie. Ich seh' wirklich nichts, Martin. Mach mal deine Beine zusammen.“
„Ist so recht?“ Sie raffte das schmal geschnittene Kleid die Hüften hinauf und setzte sich rittlings auf ihn. Er zog sie nahe an seinen Schoß. „Du trägst ja gar keine Strümpfe.“ Marlies spürte sein Zittern. Die Hände auf ihren Schenkeln fühlten sich schwielig an, auch wenn er zaghaft darüber strich.
Seine Lippen berührten ihre ganz leicht. Ein behutsamer Kuss. Der Atem blies warm über die Haut. Marlies schöpfte tief Luft und stieß sie mit einem kehligen Laut hinaus.
„Mehr.“
„Bist du sicher?“
„Frag' nicht, mach!“
Martin hielt sie an den Schultern fest, damit sie loslassen konnte. Sie roch Bier und Zigarettenrauch vermischt mit Kernseife; eine Mischung, die sie mit einem Lächeln in sich einsog. Ihre Küsse waren ein Suchen, Ankommen und Finden. Sie umschlang seinen Hals und zog ihn an ihre Brust.
Aus der Geräuschkulisse des Festplatzes lösten sich Stimmen, die immer lauter wurden.
Martin spürte, wie sich Marlies anspannte.
„Wir müssen weg“, wisperte sie in sein Ohr.
„Oder uns ganz still verhalten?“
„Gut, dann lassen wir sie vorbeiziehen.“
Mehrere angeheiterte Burschen passierten das Milchhaus.
„Bummbumm, bummbumm … das klopft ganz schön schnell“, flüsterte Martin, nachdem sich die Gruppe weit genug entfernt hatte.
„Im Moment klopfen zwei Herzen in meiner Brust. Martin, was mach' ich bloß für Dummheiten? Wenn mich meine Mutter von oben so sehen kann, schäm' ich mich.“
„Vielleicht sollten wir wieder zurück, bevor deiner Schwester auffällt, dass du nirgends zu sehen bist?“
„Hast recht, mir ist das hier auch nicht richtig wohl, so schön es auch mit dir ist. Lass' uns wieder tanzen gehen.“
„Wann können wir uns wiedersehen, Marlies?“
„Vielleicht … Montag muss ich die Rüben hacken, die am oberen Feld. Nach dem Stall bin ich da und geh' zum Kochen wieder heim. Da würde es gehen.“
„Und Ilse?“
„Waschtag.“
„Du bringst mich so durcheinander, dass ich da nicht dran gedacht habe. Marlies?“
„Ja?“
„Mach dir keine Vorwürfe. Was wir tun, ist nicht falsch.“
„Wenn ich dir das nur einfach so glauben könnte, Martin. Aber du tust mir so gut.“
Sie küsste ihn lange auf seine Lippen. „Ich werde den ganzen Tag an dich denken und das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Hoffentlich merkt Ilse das nicht.“

Die Kirchenuhr schlug gerade einmal, als Ilse und Marlies den Heimweg antraten. Der Mond war mittlerweile aufgegangen und gab ein fahles Licht ab. „Du hast ja oft mit Martin getanzt, Schwesterherz.“
„Ja und? Du dafür mit Arthur.“
„Stimmt. Stell' dir vor, er will mich nächsten Samstag zur Kirmes in die Stadt mitnehmen!“
„Ilse, wie schön!“
Ihr Knöchel tat weh. Kein Wunder, da war eine aufgescheuerte Blase.
„Will Martin was von dir?“
Marlies gab keine Antwort.
„Ist da was?“
„Nein … ja.“
„Ja – was jetzt?“
„Ich … wir … es darf doch nicht sein.“
„Marlies ...“ Ilse holte hörbar Luft. „Sag mal, was machst du denn, wenn Edwin einfach vermisst bleibt? Wie lange willst du denn noch warten?“
„Es kommen doch immer wieder welche heim. Erst Gerhard, vor ein paar Wochen Friedrich. Aber … ach Ilse, es ist so schwer.“
Marlies blieb stehen und klammerte sich an sie. Die zwei Gläser Wein taten ihr Übriges. Marlies schluchzte auf und fing an zu weinen. Ilse hielt ihre Schwester im Arm, die vor Heulen zitterte und zwischen den Schluchzern die Nase hochzog. „Jetzt putz' dir mal die Nase, du Arme.“
„Ich will jetzt endlich wissen, was mit Edwin ist. Was ist das denn für ein Leben? Und jetzt noch Martin. Den mag ich auch. Was soll ich denn machen? Ich halte das nicht mehr aus!“

Marlies hatte zwei Reihen Rüben von Unkraut befreit, als sie den Pfiff hörte. Sofort begann ihr Herz zu klopfen. Den ganzen Sonntag hindurch war nur Martin in ihrem Kopf herumgespukt und ihr Schoß zog sich dabei nicht nur einmal zusammen, als sie an seine Küsse dachte. Wie hatte sie diesen Moment herbeigesehnt. Sie wollte Martin wieder spüren. Ihn riechen. Er soll sie wieder in den Arm nehmen und ganz fest drücken.
„Marlies ... endlich.“ Martin stand strahlend vor ihr und umfasste vorsichtig ihre Wangen. „Es ist weit und breit niemand, keine Angst.“ Viele kleine Küsse verteilte er über ihr ganzes Gesicht, während Marlies' Lächeln immer breiter wurde.
„Bevor jemand kommt, muss ich dir unbedingt sagen, dass ich dich liebe. Ich weiß, dass das für dich eine unmögliche Situation ist, aber es muss raus.“
„Martin, ich darf es doch eigentlich nicht einmal denken. Aber mir geht es genauso mit dir.“
Er fasste ihre Hände, die braun vor Erde waren und drückte sie an sein Herz. „Und jetzt?“
„Ich weiß es nicht, Martin. Edwin kann noch leben und hatte einfach keine Möglichkeit, sich zu melden.“
„Edwin kann auch tot sein, Marlies.“
„Weißt du es?“
„Nein.“
„Marlies, versuch mal kurz, Edwin zu vergessen. Nur kurz. Liebst du mich?“
„Ich glaube ...“
„Nicht glauben!“ Martin wurde lauter. „Liebst du mich?“
„Ja.“
„Gut.“ Er nahm Marlies in die Arme. Es wäre ihm egal gewesen, wenn ihn jemand beobachtet hätte.
Sie wand sich nach kurzer Zeit aus seiner Umarmung.
„Was verlangst du von mir? Gehst du aus meinem Leben, wenn Edwin zurückkommt und hoffst somit, dass er tot ist? Oder muss ich mich für einen entscheiden, wenn Edwin zurückkommt?“
Marlies packte ihn an den Schultern.
„Martin, das ist doch alles Wahnsinn!“
„Vielleicht verstehst du dich ja auch gar nicht mehr mit Edwin, wenn er zurückkommt?“
„Wenn, wenn, wenn ...“ Marlies Stimme überschlug sich. „Lass' mir Zeit.“
„Ja. Die kannst du haben.“

„Nach der Christmette können wir uns kurz hinter der Friedhofsmauer sehen.“Martin hielt den Zettel, den sie ihm nach dem Gottesdienst beim Herausgehen aus der Kirche in die Hand gedrückt hatte, mit einem Lächeln in der Hand. Seit einem Vierteljahr sahen sich die beiden regelmäßig. Heimlich. Schnee knarzte unter seinen Stiefeln, als er hinter der Mauer auf sie wartete. Beim Aufstehen galten seine ersten Gedanken ihr. Beim Zubettgehen, wenn er noch Hand an sich legte, sowieso. Marlies war allgegenwärtig. Er hatte sie bisher nie bedrängt, sich zu entscheiden. Sie kam, vermummt in ihrem dicken gestrickten Schal, auf ihn zu.
„Frohe Weihnachten, Martin.“
„Marlies, ich wäre froh, wenn ich dir das unter einem Baum wünschen könnte und nicht versteckt hinter einer Mauer. Das muss jetzt aufhören, meine Geduld ist am Ende.“
„Martin, was verlangst du von mir?“
„Da muss ich ja lachen. Marlies, was verlangst du von mir? Ich könnte mir eine Frau suchen, mit der ich frank und frei auf der Straße spazieren gehen könnte. Die könnte ich küssen und alle könnten zuschauen. Mit dir versteck' ich mich im Wald, in eurem Heuschober, hier hinter der Friedhofsmauer. Das ist doch keine Zukunft!“
„Ich will dich. Aber du weißt, was ich für Kämpfe haben werde. Vater. Die anderen. Alle.“
„Ich helfe dir, soweit ich kann. Ich möchte mit dir leben. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
„Also gut, Martin, irgendwann muss ich da durch. Ich lade dich morgen offiziell zum Weihnachtsessen ein. Vater werde ich dann von uns erzählen. Kommst du um zwölf?“
„Danke, du machst mir damit das größte Weihnachtsgeschenk, was ich je bekommen habe.“

„Ilse, Martin möchte, dass ich mit dem Theater aufhöre. Ich versteh' es ja, ich fühle mich bei der Heimlichtuerei auch nicht wohl. Ich habe ihn morgen zum Essen eingeladen“
„Oje, Marlies, das wird Vater nicht gefallen. Muss das grade jetzt an Weihnachten sein?“
„Dafür gibt es nie einen guten Zeitpunkt.“
„Liebst du Martin so, dass du alle Konsequenzen mittragen kannst?“
„Was meinst du damit?“
„Wenn Edwin kommen würde – bist du dir dann sicher, zu wem du stehst?“
„Wenn du mich so im Moment fragst, entscheide ich mich für Martin. Aber wenn Edwin tatsächlich vor mir stehen würde ...“ Marlies sah Ilse lange an, zog dabei die Schultern hoch und ließ sie in einem Ruck wieder fallen.

Am zweiten Weihnachtstag kamen ohne Unterlass dicke Schneeflocken aus dem Himmel und jeder, der nicht aus dem Haus musste, war dankbar dafür. Die Schwestern hantierten in der dampfenden Küche, Martin saß dem Alten in der guten Stube gegenüber. Sie warteten am gedeckten Tisch auf das Festessen.
„Martin, du weißt, dass ich nichts davon halte, wenn sich Marlies mit anderen Männern trifft.“
„Aber das ist doch Marlies' Entscheidung. Wie lange muss sie denn Eurer Ansicht noch warten, damit es in Ordnung ist?“
„Bis sie Bescheid weiß.“
„Wir alle wissen, dass das Jahre gehen kann, bis vermisste Soldaten für tot erklärt werden.“
„So, du gehst also davon aus, dass Edwin tot ist?“ Der Alte stemmte sich den Tisch hoch und lehnte sich zu Martin. „Hauptsache, du bist daheim, was?“
Marlies kam eilig in die Stube gerannt. „Vater, jetzt mach' doch dem Martin keine Vorwürfe. Keiner wollte den Krieg. Wir müssen mit dem, was er aus uns gemacht hat, leben.“
„Edwin ist dein Mann.“
„Ja, Vater. Aber wo ist er denn? Sag's mir doch! Keiner weiß doch was. Und hier ist einer“, und bei diesen Worten nahm sie die Hand von Martin, „den ich anfassen und mit dem ich reden kann. Jetzt setzt euch wieder hin, ich bringe mal einen Schnaps zur Beruhigung.“
„Ich will mich gar nicht beruhigen.“
„Soll ich gehen?“ Martin erhob sich und sah den Alten an.
„Nein, bleib, sonst machen mir die Weiber die Hölle heiß.“
Er packte seine Pfeife und den Tabaksbeutel aus und schenkte dem Stopfen seine ganze Aufmerksamkeit.
Ilse und Marlies waren gerade dabei, den Weihnachtsbraten am Tisch aufzuschneiden, als es an die Tür klopfte.

 

Hallo bernadette,

ich hatte die Geschichte auch schon mal gelesen, als es noch eindeutig war, wer an der Tür klopft, und ich muss sagen, mir gefällt das offene Ende auch besser. Wenn nämlich der Edwin tatsächlich wieder auftaucht und man wirklich ausloten würde, wie sich das danach weiterentwickelt, dann wäre es aus meiner Sicht schon Stoff für einen kleinen Roman. Und wenn er einfach wieder auftaucht und sich der Konflikt der Hauptfigur dadurch ganz plötzlich in Wohlgefallen auflöst, dann wirkt das für mich kitschig und unglaubwürdig. Von daher finde ich es richtig, da aufzuhören, wo die Geschichte jetzt endet.

Der Rest, also alles vor dem Ende, hatte mir auch vorher schon gut gefallen. Es kommt sehr gut rüber, in was für einer Zwickmühle Marlies da steckt. Allein die Situation, dass ein nahestehender Mensch vermisst wird und man jahrelang nicht weiß, ob er noch lebt, wäre ja eigentlich schon unerträglich, aber das gesellschaftliche Drumherum, besonders die Erwartungen, wie eine "anständige" Frau in dieser Situation sich verhalten soll, machen alles noch schlimmer. Die Figuren wirken alle lebendig und glaubwürdig. Ich kenne die Zeit nur aus ein paar Erzählungen von meinen Großeltern, aber die Geschichte entspricht zumindest meinen Vorstellungen davon. :)

Kritik habe ich nur auf der Ebene von einzelnen Formulierungen, also totaler Kleinkram. Ist ja auch kein Wunder, du hast ja schon viel am Text gearbeitet. Aber vielleicht kannst du damit noch was anfangen:

Ilse witterte Land und zog einige Haarnadeln aus Marlies' Dutt.
Die Formulierung finde ich nicht ganz treffend. Es ist zwar klar, was gemeint ist: Ilse spürt, dass ihre Schwester eigentlich doch gerne gehen möchte und deshalb nur schwache Gegenargumente bringt, also sie sieht eine Chance, sich durchzusetzen. Aber "Land sehen" (mit "wittern" kenne ich es nicht) würde ich eigentlich verwenden, wenn man in einer fast aussichtslosen Lage plötzlich doch einen Hoffnungsschimmer sieht - das Bild ist ja quasi, man war in Seenot und dann sieht man halt Land.
ich weiß, Korinthenkack hoch drei, aber der Satz war mir halt aufgefallen. :)

Wie lange war es her, dass ein Mann sie so liebevoll und beschützend im Arm hielt?
ich bin für "gehalten hatte"

Die Härchen auf ihrer Haut stellten sich.
Das müsste "stellten sich auf" sein. Dann ist zwar zweimal "auf" im Satz, aber ohne das fehlt was.

Und ohne Angst, es könnte ein Bombenalarm geben, das ist so schön.“
einen

Machst du dir nicht etwas vor? Ich meins ernst.
mein's

Martin hielt den Zettel, den sie ihm nach dem Gottesdienst beim Herausgehen aus der Kirche in die Hand gedrückt hatte, mit einem Lächeln in der Hand. Sein Verstand rebellierte immer mehr.
Da ist mir nicht ganz klar, was gemeint ist. Sein Verstand rebellierte gegen was? Das sagt man ja eigentlich, wenn jemandem eine Situation absurd und unlogisch vorkommt. Martins Situation ist emotional unangenehm und voller Ungewissheit, aber eigentlich nichts, was den Verstand zum Rebellieren bringen würde.

Wie lange muss sie denn Eurer Ansicht noch warten, damit es in Ordnung ist?“
Warum "Eurer"? Es ist ja nur der Vater, denke ich (von den Anwesenden zumindest), Ilse versucht ja nicht, Marlies die neue Beziehung auszureden. Und großgeschrieben wäre es ja theoretisch auch noch Plural majestatis. Der Vater duzt Martin, aber selbst wenn der noch bei der Höflichkeitsform bleibt, würde er "Ihrer" sagen, oder?

Grüße von Perdita

 

Hallo zusammen,

da mir Perditas Post gerade in die Hände fällt:

Ilse witterte Land und zog einige Haarnadeln aus Marlies' Dutt.
Die Formulierung finde ich nicht ganz treffend. Es ist zwar klar, was gemeint ist: Ilse spürt, dass ihre Schwester eigentlich doch gerne gehen möchte und deshalb nur schwache Gegenargumente bringt, also sie sieht eine Chance, sich durchzusetzen. Aber "Land sehen" (mit "wittern" kenne ich es nicht) würde ich eigentlich verwenden, wenn man in einer fast aussichtslosen Lage plötzlich doch einen Hoffnungsschimmer sieht - das Bild ist ja quasi, man war in Seenot und dann sieht man halt Land.

Wenn ich helfen darf: Was man in meinem Sprachraum "wittern" kann, ist "Morgenluft". Scheint mir in dem Kontext auch zu passen. Mit "Land" ist es auch mir fremd.

Ich sehe gerade, dass ich diesen Satz schon in meinem ersten Komm zu der Geschichte am Wickel hatte, allerdings nur bzgl. Zeilenwechsel. Komisch, dass mir diese schiefe Formulierung da nicht aufgefallen ist.

Grüße vom Holg ...

 

Ja, die Idee mit "Morgenluft wittern" ist mir auch gekommen, das hätte ich beinahe vorgeschlagen, aber dann war ich wieder verunsichert. Die Redensart kommt ja aus Hamlet, wo das der Geist von Hamlets Vater sagt. Und da bedeutet es eigentlich: "Oh Mist, es wird Morgen, das heißt ich muss verschwinden", also es ist ursprünglich gar nicht positiv gemeint.

Aber eigentlich wird das immer in dieser Bedeutung verwendet, dass jemand Hoffnung schöpft. Also ich denke, es würde in dem Kontext echt gut passen, die Bedeutung hat sich halt gewandelt. :)

 

Hallo bernadette

(Hab nicht alle Coms durchgelesen, sorry falls es Überschneidungen gibt)

Ich fand mich nach den ersten Sätzen sofort in deiner Geschichte eingelullt, konnte Marlies' Zerissenheit nachfühlen, wie das bange Warten auf eine Heimkehr mit dem Verlangen nach Normalität, dem Weiterleben im hier und jetzt kollidiert. Eine wunderbar unaufgeregte und schöne Geschichte ist dir hier gelungen. Sie hat fahrt und hält mich bis zum Schluss in ihrem Bann. Wo in einer früheren Fassung das Ende klar zu Gunsten Edwins ausfiel, bleibt es in der letzten Version so wunderbar offen, dass ein jeder sich den Ausgang, je nach Sympathie für einen der Protagonisten, selber erträumen darf.

Danke für dieses gut gezeichnete Gesellschaftsstück aus einer schwierigen Epoche unserer Zeitgeschichte.

Die kleinen Highlights:

Edwin hätte etwas dagegen, wenn sie mit anderen Männern tanzen würde. Es war beim letzten Fest, das sie gemeinsam erlebten, als er mit ihr über die Bretter flog und ihr dabei ins Ohr flüsterte, dass ja kein anderer so nah an sie herankommen und in ihre blauen Augen blicken solle, wie er es gerade täte.
Hier hatte Edwin für mich bereits verloren. ;)

"Wir sollten noch heiraten, bevor ich fahre."
"Übers Heiraten haben wir noch nie gesprochen."
"Ich war auch noch nie im Krieg."
Bammm, bestechende Logik, gefällt mir.

„Im Moment klopfen zwei Herzen in meiner Brust. Martin, was mach' ich bloß für Dummheiten? Wenn mich meine Mutter von oben so sehen kann, schäm' ich mich.“
„Vielleicht sollten wir wieder zurück, bevor deiner Schwester auffällt, dass du nirgends zu sehen bist?“
„Hast recht, mir ist das hier auch nicht richtig wohl, so schön es auch mit dir ist. Lass' uns wieder tanzen gehen.“
Schön gezeichnet, wie Martin gar nicht auf Marlies' Gedanken eingeht. Dabei ist sie voll durch den Wind, wie soll sie den neuen Gefühlen

Dem Musikverein fehlten viele Spieler. Die Register bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten. Sie versuchten sich an einem Walzer.
Mit einfachen Worten eine grosse Misere der Nachkriegszeit aufgezeigt.


Und nun noch etwas Kleinkram:

„Komm, lass ihn. Es hat keinen Wert.“
Ich weiss, umg. sagt man das schon mal, lesen würde ich da lieber "Es hat keinen Sinn." Ist aber keine grosse Sache, nur so mein Gefühl.

Kein Wort durchbrach die knisternde Spannung, die sich in ihrem Inneren auflud. Die Härchen auf ihrer Haut stellten sich
Braucht es diesen Satz überhaupt, dem ja auch ein wortwiederholendes "auf" fehlt?

Ihr Vater saß am Küchentisch vor seinem Vesper
Meiner Meinung ist es die Vesper, aber das kann jetzt auch regional bedingt, oder so.;)

Sehr schön, hat mir wirklich gut gefallen und durch das (neue) offene Ende gewinnt die Geschichte an Eindringlichkeit. (Also für mich ist klar, wer nicht da draussen steht und klopft. :p )

Liebe Grüsse,
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Perdita,

. Wenn nämlich der Edwin tatsächlich wieder auftaucht und man wirklich ausloten würde, wie sich das danach weiterentwickelt, dann wäre es aus meiner Sicht schon Stoff für einen kleinen Roman.
Bei der Arbeit um diese Geschichte dachte ich öfters, dass man da einen Roman schreiben könnte. Aber dazu komme ich in frühestens 20 Jahren :D
Die Figuren wirken alle lebendig und glaubwürdig. Ich kenne die Zeit nur aus ein paar Erzählungen von meinen Großeltern, aber die Geschichte entspricht zumindest meinen Vorstellungen davon. :)
Na, das lese ich aber gerne.

ich bin für "gehalten hatte"
danke, geändert.

Das müsste "stellten sich auf" sein. Dann ist zwar zweimal "auf" im Satz, aber ohne das fehlt was.

Die Härchen ihrer Haut richteten sich auf
ist daraus geworden, zweites auf umgangen.


Da ist mir nicht ganz klar, was gemeint ist. Sein Verstand rebellierte gegen was? Das sagt man ja eigentlich, wenn jemandem eine Situation absurd und unlogisch vorkommt. Martins Situation ist emotional unangenehm und voller Ungewissheit, aber eigentlich nichts, was den Verstand zum Rebellieren bringen würde.
Hab ich gestrichen. War eh nur show.


Warum "Eurer"? Es ist ja nur der Vater, denke ich (von den Anwesenden zumindest), Ilse versucht ja nicht, Marlies die neue Beziehung auszureden. Und großgeschrieben wäre es ja theoretisch auch noch Plural majestatis. Der Vater duzt Martin, aber selbst wenn der noch bei der Höflichkeitsform bleibt, würde er "Ihrer" sagen, oder?

Meine Mutter hat zu meinem Opa bis anno 1997 Ihr/Euer gesagt. Anstatt: Deine Ansicht=Eure Ansicht
hast du Hunger? = habt Ihr Hunger?

Und nun zu dir und Holg:

Ja, die Idee mit "Morgenluft wittern" ist mir auch gekommen, das hätte ich beinahe vorgeschlagen, aber dann war ich wieder verunsichert. Die Redensart kommt ja aus Hamlet, wo das der Geist von Hamlets Vater sagt. Und da bedeutet es eigentlich: "Oh Mist, es wird Morgen, das heißt ich muss verschwinden", also es ist ursprünglich gar nicht positiv gemeint.

Ja, ihr zwei habt mich überzeugt.

Ich habe deine Vorschläge gerne übernommen, vielen Dank für das aufmerksame Lesen.


Salli dot,

Danke für dieses gut gezeichnete Gesellschaftsstück aus einer schwierigen Epoche unserer Zeitgeschichte.

:)


Ich weiss, umg. sagt man das schon mal, lesen würde ich da lieber "Es hat keinen Sinn." Ist aber keine grosse Sache, nur so mein Gefühl.

Ich habe drüber nachgedacht. Dann habe ich mich aber dafür entschieden, den Wert zu lassen. Einerseits, weil es ja wörtliche Rede ist und andererseits wortwörtlich auch was aussagt - es hat keinen Wert (keine Bedeutung, nichtig). Von daher gewichtiger wie keinen Sinn haben.

Braucht es diesen Satz überhaupt, dem ja auch ein wortwiederholendes "auf" fehlt?
Ja. Ist aber geändert (siehe Antwort Perdita)

Meiner Meinung ist es die Vesper, aber das kann jetzt auch regional bedingt, oder so.;)

ich habe natürlich nachgesehen, wir wollen ja alle lernen:

Besonders im Süddeutschen wird mit Vesper eine Zwischenmahlzeit oder ein zumeist kaltes Abendessen bezeichnet: In dieser Bedeutung heißt es „das Vesper“, nur vereinzelt auch „die Vesper“. In der kirchlichen Bedeutung eines liturgischen Abendgebets bzw. eines Abendgottesdienstes gilt nur die feminine Form als richtig.

Dir und Perdita einen herzlichen Dank für die Zeit, die ihr mir für die Geschichte geschenkt habt.
Ich bin froh, dass sie bei euch im Großen und Ganzen doch sehr positiv ankommt, wenn ich anfangs auch durch meinen ersten Testleser das Teil fast in die Tonne geschmissen hätte.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hi bernadette,

deine Geschichte hat mich berührt.
Liebe will gelebt werden - und das Leben ist kurz.
Die Sehnsucht danach, zu einem Menschen zu stehen, in guten wie in schlechten Tagen, die gibt es aber genauso. Und wenn beides gleichzeitig nicht glücken kann, weil das Schicksal (oder in diesem Fall Menschen, denen genug Macht geschenkt wurde und die genug Hass in sich trugen, um einen Krieg zu entfesseln) das nicht zulässt?
Bei dir bleibt es offen, wie Menschen mit einer solchen Situation umgehen könnten. Hoffentlich mit genug Liebe zueinander - auch und geraden dem 'Konkurrenten' gegenüber, das wäre dann echtes Weihnachten. Ist aber vielleicht fast übermenschlich, nach Kriegsverletzung und Gefangenschaft, nach traumatischen Erlebnissen also ...

Ein gutes neues Jahr für dich,

Eva

 

Hallo Bernadette!

Erstmal ein zumindest aus meiner Sicht großes Lob für die Überarbeitung. Ich finde die aktuelle Version wesentlich besser und vor allem authentischer in Bezug auf deine Figuren. Martin ist jetzt nicht mehr der "weiße Ritter", sondern ein "richtiger" Mensch. Gefällt mir.;)

Du beschreibst Marlies und ihre Wünsche, Zweifel und emotionalen Zwiespalt jetzt auch viel griffiger. Besonders in Hinblick auf ihre Entscheidungen kann ich mich auch hier deutlich mehr in sie hineinversetzen.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass deine Geschichte jetzt insgesamt eindeutig von deinen Überarbeitungen profitiert hat.

Allerdings habe ich noch ein paar Anmerkungen:

Marlies war mittlerweile zu einem der wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden.

Überflüssig. Das ist dem Leser ja schon klar und eine unnötige Erklärung.

Beim Aufstehen galten seine ersten Gedanken ihr.

Ein bisschen zu kitschig, wenn du mich fragst. Würd ich umformulieren

Beim Zubettgehen, wenn er noch Hand an sich legte, sowieso.

Sehr cool - ein "richtiger" Mensch, in der Tat!:D

Ilse und Marlies waren gerade dabei, den Weihnachtsbraten am Tisch aufzuschneiden, als es an die Tür klopfte.

Klar, wir wissen natürlich nicht, ob es sich um ihren Mann handelt, aber zumindest hat man den Verdacht. Und mir würde die weiterhin vorhandene Ungewissheit wesentlich besser gefallen. Sie weiß halt nicht, was aus Edwin geworden ist. Sein mögliches Auftauchen erschafft hier eine für meinen Geschmack gar nicht notwendige Dramatik. Vielleicht auch die Aussicht auf ein Doch-noch-Happy-End.
Ich fände es viel tragischer, realistischer und für Marlies angemessener, wenn das Ende tatsächlich offen bleiben würde. Sie kennt das Schicksal ihre Mannes nicht - genauso wie Hunderttausende anderer Menschen, die nichts über den Verbleib ihrer Angehörigen erfuhren. Und das ist an Tragik genug.

Wie gesagt - insgesamt (auch die neue Version) gern gelesen.:)

Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht dir der Eisenmann

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,
ich mag diese Geschichte sehr mit einer Ausnahme auf die ich am Ende gleich noch kommen werde.
Aber du hast mich vom ersten Abschnitt an gehabt, ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt. Ich habe noch alle meine drei Stimmen und du bist bislang auf jeden Fall mit in der engeren Wahl.
Textarbeit:

Zweige von Birken waren um das Geländer gebunden,
Birkenzweige fände ich hier weniger kompliziert und für den Leseklang besser.
„Ja, ich dachte …,“ fing Marlies an zu erklären.
Komma muss anders: „Ja, ich dachte …“, fing Marlies an zu erklären.
„Ach Martin, Ich weiß grade nicht, was ich bei Festen soll.
ich hier klein
Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Wie lange war es her, dass ein Mann sie so liebevoll und beschützend im Arm gehalten hatte?
Hier würde ich das liebevoll und beschützend streichen. Das braucht es nicht. „Wie lange war es her, dass ein Mann sie so im Arm gehalten hatte?“ sagt dasselbe aus und ist stärker. Zumal Marlies nicht so beschrieben ist, als läge sie in letzter Zeit häufiger in Männerarmen ;)...
„Damals waren wir noch halbe Kinder, Marlies. Du hättest mich ja auch küssen können.“
Das „Damals waren wir noch halbe Kinder, Marlies.“ würde ich ebenfalls streichen. Der Dialog liest sich schnelle rund flirtender ohne.

„Soll das jetzt ein Trost sein? Ja glaubst du, das ist so einfach, dann daheim zu sein, während deinen Kameraden die Kugeln um die Ohren pfeifen?“
Das hier finde ich für jemanden, der verwundet aus dem Krieg kommt einfach am Ende nicht hart genug formuliert. Mein Opa hat nie von pfeifenden Kugeln sondern von im Dreck krepierenden Soldaten gesprochen.


Jetzt ist der Krieg drei Jahre vorbei und du hast seit – wie lange eigentlich? - nichts von ihm gehört.
Langer Gedankenstrich nach dem Fragezeichen


„Frag' nicht, mach.“!
Ausrufezeichen

Sie umschlang seinen Hals und zog ihn an ihren Busen.
Es ist mir als Mann ja fast unangenehm dich das als Frau zu fragen, aber meinst du wirklich den Busen oder doch eher die Brüste bzw. Brust? ;)

„Ja - was jetzt?“
Langer Gedankenstrich

„Martin,ich darf es doch eigentlich nicht einmal denken.
Leerzeichen hinterm Komma

„Ja. Die kannst du haben.“
Finde ich sehr hart formuliert. „Ja, die hast du.“ klingt etwas liebevoller am Schluss.

„Nach der Christmette können wir uns kurz hinter der Friedhofsmauer sehen.“Martin hielt den...
Leerzeichen hinter den Anführungzeichen.

Schnee knarzte unter seinen Stiefeln, als er hinter der Mauer auf sie wartete. Marlies war mittlerweile zu einem der wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden. Beim Aufstehen galten seine ersten Gedanken ihr. Beim Zubettgehen, wenn er noch Hand an sich legte, sowieso. Marlies war allgegenwärtig. Er hatte sie bisher nie bedrängt, sich zu entscheiden. Sie kam, vermummt in ihrem dicken gestrickten Schal, auf ihn zu.
Schlüssiger fände ich hier: „Marlis war zum wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden“... also ohne die Relativierung. Zumal er vorher schon von Liebe und nicht nur vom Verliebtsein gesprochen hat.

„Marlies, ich wäre froh, wenn ich dir das unter einem Baum wünschen könnte und nicht versteckt hinter einer Mauer. Ich möchte, dass du dich jetzt zu mir bekennst.“
Empfinde ich als zu förmlich.
Eventuell eher: „Das muss aufhören. Ich will mich nicht länger verstecken.“
Natürlich nur Geschmackssache ;)

„Ja, Vater. Aber wo ist er denn? Sag's mir doch.
Ausrufezeichen am Ende!
Keiner weiß doch was. Und hier ist einer,“
Komm muss so: ist einer“,

“Soll ich gehen?“ Martin erhob sich und sah den Alten an.
Anführungszeichen unten

Und jetzt zu meiner angekündigten Meckerei:

Ilse und Marlies waren gerade dabei, den Weihnachtsbraten am Tisch aufzuschneiden, als es an die Tür klopfte.

Der letzte Satz... klar der ist bewusst offen, das kann jeder sein, vielleicht kommt auch jetzt ausgerechnet Edwin, aber irgendwie finde ich den etwas platt und vorhersehbar, so mit dem Holzhammer am Ende noch mal Spannung machen.;)... Das ist natürlich ebenfalls wieder reine Geschmackssache, aber ich fände es stärker, wenn klar wird, dass trotz ihres neuen Glücks ihr Angstgefühl noch eine lange Zeit ebenfalls da sein wird... Insofern würde ich mehr für etwas in dieser Art als Ende plädieren (bitte nicht als ausgefeilten Schlusssatz-Vorschlag verstehen, sondern nur als Möglichkeit, in welche Richtung es gehen könnte.)
Schnell mal hingeschmiert ;):
Er packte seine Pfeife und den Tabaksbeutel aus und schenkte dem Stopfen seine ganze Aufmerksamkeit.
Marlies seufzte auf. Diese Schlacht schien gewonnen. Zufrieden schenkte sie erst Ilse und dann Martin ein strahlendes Lächeln. Ihr wurde ein wenig schwindelig, als Martin es groß und breit erwiderte. Und für einen Moment lang musste sie sich klarmachen, dass das plötzliche und wilde Hämmern von ihrem Herz kam und nicht von einem plötzlichen Klopfen an der Tür.

Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen!

P.S.: Habe erst geschrieben und jetzt erst die ganzen Kommentare dazu gelesen und möchte hinzufügen : Sorry, falls ich dich jetzt durch ein weiteres Gekrittel am Ende völlig narrisch gemacht habe ;)...

 

Einen lieben Gruß an Eva Luise Groh Eisenmann svg

und zu allererst ein herzliches Dankeschön, dass ihr die Geschichte gelesen und - besonders svg - umfangreiche Verbesserungen gebracht habt. Die werde ich alle genau ansehen und mir Gedanken dazu machen - wenn ich nach ein paar Tagen wieder an den Text gehe. Ich möchte einfach mal einen kleinen Abstand dazu bekommen, damit ich wieder mit klarerem Blick an Inhalt und Formulierungen feilen kann. Ich melde mich dann wieder, wenn es soweit gewesen ist.

Ganz liebe Grüße
bernadette

 

Hi Bernadette,
Der Konflikt hat mir sehr gut gefallen und natürlich auch der letzte Satz. Alles im allen sehr spannend zu lesen. Ich vermisse nur am Anfang einen schnelleren Einstieg in die Situation dass Marlis 3 Jahre nach dem Krieg noch immer auf ihren vermissten Mann wartet.
Der eine oder andere Hinweise wie es so um Marlis herum aussieht, hätten mir gefallen, damit die Geschichte etwas "bunter" wird.
z.B hier

Marlies hängte das eingerahmte Hochzeitsbild von der Wohnzimmerwand ab und legte es auf den Schoß.
könnte man aus einer Wohnzimmerwand mehr machen
Ansonsten gibt's nix zu meckern.

lg
Bernhard

 

Das Ende ist offen und dennoch vielversprechend. Das gefällt mir, bernadette, wie mir die ganze Geschichte gefällt. Sie ist schnörkellos erzählt, beschränkt sich auf wenige Personen, wobei nur die 2 weiblichen bei mir ein Gesicht bekamen. Aber Martin blieb merkwürdigerweise blass, selbst den Vater konnte ich mit besser vorstellen.

Ja, diese Dorffeste haben es in sich. Auch heute noch - ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder da gezeugt wurden und werden. Deshalb wundere ich mich, dass da zwischen Marlies und Martin nicht mehr passierte. Ich meine, sie setzte sich in der vollkommenen Dunkelheit auf seinen Schoß und er: Nichts!

Aber gut, er war schon früher zurückhaltend gewesen, und ist jetzt, nach 5 Jahren, es immer noch. Ein Gentleman wie er im Buche steht, und das in einem Dorf im Jahr 1948. Damals waren Männer im heiratsfähigen Alter Mangelware, deshalb blieben viele Frauen alleine, sprich unverheiratet. Objektiv gesehen dürfte Marlies' Schicksal so anders nicht gewesen sein, aber bei solchen Sachen zählt nur die persönliche Situation.

In der dörflichen Umgebung mit dem enormen sozialen Druck richtig umzugehen, das gelang nur wenigen. Marlies gelang es anscheinend, obwohl sie nach jahrelanger Entsagung heiß ist wie eine rollige Katze. Ich hätte mir gewünscht, wenn dies deutlicher zum Ausdruck gekommen wäre, z.B. in dem auch sie in der Nacht Hand an sich angelegt hätte und nicht nur Martin.

Aber wahrscheinlich wolltest du deiner Tante das nicht antun, was völlig in Ordnung geht, denn aus ihrer Geschichte ist trotzdem eine ansehnliche und interessante Kurzgeschichte geworden, die uns eine ferne Zeit nahebrachte, wie bisher kaum eine andere in diesem Forum.

 

Hallo bernadette,

vielen Dank für Deine Geschichte. Ich finde es gut, sich an schwere Zeiten zu erinnern, um unser heutiges Leben besser schätzen zu können.

Das kurze Ende mit einem Halbsatz finde ich super :bounce:

Einige Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, vielleicht hilft etwas davon.

für diesen einen Abend
nur "für diesen Abend"? dass ist doch schon ein einzelner Abend.

auf der anderen
vielleicht "auf der Anderen"? Aber, ich mache Rechtschreibung nur aus dem Bauch :Pfeif:

Die Register bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten.
Da wir ja direkt auf dem Fest sind, würde ich konkret schreiben wie viele Musikanten da sind. Und dann fehlt vielleicht ein Musikinstrument oder es gibt ein Vergleich wie viele Musiker vor dem Krieg aufspielten?

Das ist die eine Wahrheit. Die andere ist, dass ich es nicht mehr aushalte.
Ich weiß, dass das für dich eine unmögliche Situation ist
Diese beiden Stellen finde ich zu reflektierend für die Protagonisten in der Nachkriegszeit. Die gegensätzliche Position verdeutlichen sie bereits durch ihre Handlungen (Marlies geht auf das Fest usw. und Martin wartet geduldig, da er um Marlies Situation weiß. Einfach weglassen?

Nach der Christmette
In diesem Absatz wechselst Du in die Martin-Perspektive. Das hat mich verwirrt und ich verstehe auch nicht was das bewirken soll. Einfach die ganze Story aus der Perspektive von Marlies erzählen?

Gerne gelesen von
oheim

 

Ach an Bernhard, Dion und oheim ein herzliches Danke fürs Lesen und Kommentieren. Ich werde näher auf eure Anmerkungen eingehen, wenn ich die Geschichte daraufhin noch einmal durchgearbeitet habe.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

du bist meine vorletzte Teilnehmerin, für die ich eine Kritik schreibe und ich kann dir versichern, dass ich deine behutsame Romanze sehr gern gelesen habe. Historik ohne erhobenen Zeigefinger mit leisen Tönen. Der Plot hat mir gefallen, weil das Schicksal all der Frauen, die auf ihre Männer warteten, ohne zu wissen, was mit ihnen geschehen ist, gern weit hintenan gestellt wird.

Wenn du die Protagonistin in der Stadt, vielleicht sogar einer Großstadt angesiedelt hättest, wäre sicherlich das ganze Aufräumen, Schutt abräumen, Wohnraum schaffen und vor allen allen Dingen das Essen organisieren im Vordergrund gestanden und hätte für solch eine Prota sicherlich eine große Ecke Ablenkung geschaffen.
So waren dies keine lebensnotwendigen Faktoren, so dass du dich auf die Situation des Alleingelassenwerdens konzentrieren konntest.

In der Innenschau deiner Protagonistin fehlt mir ein wenig die Pein, die diese Ungewissheit mit sich führt. Sie liebt ihren Edwin und ich könnte mir vorstellen, dass die Sehnsucht nach einem Partner immer wieder vermischt wird mit den Erinnerungen an Edwin. Hier fehlt mir diese Art Abgleich sozusagen, die ja in dieser Geschichte ganz kurz und für Marlies enttäuschend ausfallen muss, weil sie ja kaum was mit ihm zusammen erleben konnte. Eigentlich konnte er sich ja noch gar nicht in ihren Erinnerungen richtig verankern.

Ich denke, es ist eher die Furcht vor Ablehnung, also dem Ausgestoßenwerden aus der Dorfgemeinschaft, was sie unsicher werden lässt, nicht wahr? Wäre es da nicht eine Idee, irgendein Beispiel anzuführen, wo es in einem ähnlich gelagerten Fall schon so eine Ablehnung gegeben hat? Vielleicht macht der Vater eine miese Bemerkung über solch eine Abtrünnige, die nicht warten mag?
Ich denke, dass könnte den Konflikt erhöhen.

Du bringst eine ganze Sequenz lang durchaus ihre Erinnerungen zutage. Was ich aber meine ist eher diese Vermischung aus Sehnsucht nach Edwin und den nagenden Zweifeln, ob er überhaupt noch lebt und den neuen Erinnerungen an den anderen, die ja viel stärker sind. Irgendwie fehlt mir da mehr an Zerrissenheit, obwohl ich weiß, dass das schwierig darzustellen ist.

Die Geschichte selbst funktioniert jedoch durchaus auch ohne diese Zerrissenheit. Ich jammere mehr oder weniger auf hohem Niveau.

Gefallen hat mir das Unaufdringliche der beiden Figuren. Und mir hat die dörfliche Charakterisierung gefallen, das ist alles sehr stimmig, so wie du es beschreibst.

Interessant ist dein Titel. Er hat so viel Provokation und Übermütterliches, Vorwurfsvolles und bringt sehr viel Aussage, bevor die eigentliche Geschichte beginnt.

Und ich bin durchaus mit deinem Ende der Geschichte einverstanden, obwohl du natürlich mächtig neugierig machst, wer denn da geklopft hat und man sich als Leser unerfüllt davon trollen muss. :D

Was mir im Text noch auffiel:

Auf der einen Seite saßen die Musiker durch Podeste etwas erhöht
Das Wort "Podeste" hat mich gestört, weil ich mir vorgestellt habe, dass jeder Musiker auf einem Podest saß, weißt du, wie die Löwen in der Manege. Dieses Bild wolltest du gewiss nicht in mir erzeugen. :D
Ich denke, es reicht doch, wenn die Musiker auf einem Podest sitzen.


Rund um den Tanzboden waren die Dorfbewohner an Biertischen verteilt und genossen Festbier oder Limonade.
An manchen Stellen benutzt du eine etwas schleppende Sprache.
"waren verteilt" könnte man doch viel frischer fomulieren: Rund um den Tanzboden standen (hingen) die Dorfbewohner an den Biertischen und genossen Festbier oder Limonade.

[QUOTE ] „Ach Martin, Ich weiß grade nicht, was ich bei Festen soll

Du bist meist derartig sattelfest in Sachen Grammatik, dass ich dich einfach nur frage: Ist das richtig, dass das erste "ich" groß geschrieben wird?

Die Register bestanden fast nur aus ein bis zwei Musikanten.
Dieser Satz ist, weil ich den Begriff Register nicht kenne, für mich nicht verständlich. Was genau willst du damit sagen? Und würde nicht reichen, wenn du einfach mitteilst, dass es halt wenige Musiker waren? Man kann sich ja denken, weshalb es so war und obendrein ist das vielleicht nicht wichtig, aus wie vielen Musikanten die sog. Register bestanden.


Gern gelesen!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Bernadette,

deine Geschichte ist eine, die so ähnlich in meiner Familie passiert ist. Für viele ist vielleicht gar nicht mehr so recht nachvollziehbar, in welchem moralischen Dilemma diese junge Kriegsbraut gesteckt hat. Druck von innen und Druck von außen. Du hast den Schluss so offen gelassen, wie nur gerade möglich. Diese Geschichte weiterzuschreiben, wäre sicher reizvoll.
ich wünschte mir, es gäbe einen Tag " Zeitgeschichte", damit solche wichtigen Erinnerungen nicht unter "Historik" untergingen. Zeitzeugen sind wir schließlich alle, früher oder später. Und das Erinnern muss gerade auch in Zeitumbrüchen (wie jetzt!) gepflegt werden.

Sehr berührend.
Gruß wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Hallo an alle folgenden Kommentatoren und danke für die Geduld, ich wollte das Teil erst mal zur Ruhe kommen lassen, was ganz gut war, dann ist man empfänglicher für neue Vorschläge, jedenfalls geht es mir so.

Zuerst
Eva Luise Groh

deine Geschichte hat mich berührt.
:) danke, das ist doch schon sehr viel.

Bei dir bleibt es offen, wie Menschen mit einer solchen Situation umgehen könnten. Hoffentlich mit genug Liebe zueinander - auch und geraden dem 'Konkurrenten' gegenüber, das wäre dann echtes Weihnachten. Ist aber vielleicht fast übermenschlich, nach Kriegsverletzung und Gefangenschaft, nach traumatischen Erlebnissen also ...

in der Realität waren die Menschen oft nur am Funktionieren, es musste ja weitergehen. Ich glaube, da hat es oft ein pragmatisches: DU oder ICH gegeben.


@Eisenmann

Erstmal ein zumindest aus meiner Sicht großes Lob für die Überarbeitung.
Danke, das lese ich gerne.

Deine Verbesserungsvorschläge habe ich durchdacht und den einen überfüssigen Satz gestrichen.

@svg

Für deine sehr aufmerksame Textleserei und akribische Verbesserung der kleinen Striche, egal ob horizontal oder vertikal, ein besonderes Lob. Ohne große Überlegungen habe ich auch deine sprachlichen Verbesserungen alle übernommen, die waren alle nachvollziehbar.

Und jetzt kommt noch der Knaller: Thema Brust/Busen.
AmelieS hat sich auch schon darüber aufgeregt, ich habe das gar nicht verstanden.
Denn: bei uns im Süden ist ein Busen das gleiche wie Brüste, ohne Scheiß. Da sagt man wirklich: Die hat einen schönen Busen (und meint die Brust)!
Von daher war mir das nun suspekt, dass du nun auch noch auf dem Thema herumreitest - und ich musste so alt werden, um den Unterschied zu lernen, nachdem ich recherchiert habe. Naja, Hauptsache, ich hatte damit nie ein wirklich reales Problem :D.

Zum Ende:

Das ist natürlich ebenfalls wieder reine Geschmackssache, aber ich fände es stärker, wenn klar wird, dass trotz ihres neuen Glücks ihr Angstgefühl noch eine lange Zeit ebenfalls da sein wird
Da ändere ich jetzt erstmal nichts dran. :)

Bernhard

Alles im allen sehr spannend zu lesen.
:gelb:

Der eine oder andere Hinweise wie es so um Marlis herum aussieht, hätten mir gefallen, damit die Geschichte etwas "bunter" wird.

Hmm ... ich weiß, was du meinst, aber ich wollte in der Handlung vorankommen, das wären dann so Bremsen gewesen, die die Geschichte noch mehr aufgebläht hätten. Das hätte das Ambiente vielleicht besser dargestellt, aber inhaltlich keinen Mehrwehrt gehabt.

@Dion

Das Ende ist offen und dennoch vielversprechend. Das gefällt mir, bernadette, wie mir die ganze Geschichte gefällt.
Danke. Es ist auch gut zu hören, dass das Ende doch bei einigen gut ankommt und ich dadurch den kritischen Stimmen gegenüber gesattelter bin.

Ich hätte mir gewünscht, wenn dies deutlicher zum Ausdruck gekommen wäre, z.B. in dem auch sie in der Nacht Hand an sich angelegt hätte und nicht nur Martin.
Das nehme ich mal mit als Idee, vielleicht baue ich das später mal noch ein, da brauche ich an der Struktur nichts ändern, jetzt wollte ich erst einmal alle Kommentare abarbeiten, sonst bekomme ich noch ein schlechtes Gewissen.


@oheim

Ich habe deine Verbesserungen teilweise übernommen. Gerade auch das mit dem Register, da haben sich schon viele daran gestossen, das ist jetzt endlich weg ;)

Den Perspektivwechsel hat bisher noch keiner moniert ausser dir. Ich habe das auch nicht bewusst gemacht. Wenn sich sonst keiner darüber wundert, lasse ich es. Melden sich noch mehrere Leser dazu, muss ich mir Gedanken darum machen.

@lakita

Ich danke dir für deine ausführliche Bemerkungen, was dir fehlt an der Zerrissenheit. Das ist mir jetzt wirklich gerade zu viel Arbeit, denn da müsste ich nicht nur ein,zwei Sätze dazustellen, sondern an mehreren Stellen einhaken, damit das wieder rund wird. Dazu müsste ich mir erstmal genau überlegen, ob ich das überhaupt anders will :D Aber gut, dass du es angemerkt hast :)

Deine Verbesserungen habe ich auch alle mit einer Ausnahme übernommen.

@wieselmaus

Sehr berührend.

Danke dafür.
ich wünschte mir, es gäbe einen Tag " Zeitgeschichte", damit solche wichtigen Erinnerungen nicht unter "Historik" untergingen. Zeitzeugen sind wir schließlich alle, früher oder später. Und das Erinnern muss gerade auch in Zeitumbrüchen (wie jetzt!) gepflegt werden.
Das ist eine gute Idee - Historik kann ja alles mögliche bedeuten, von den Rittern bis zu den Neandertalern :)


Euch allen meinen allerherzlichsten Dank, dass ihr euch die Zeit für die Geschichte genommen und eure Gedanken oder Verbesserungen dazu geschrieben habt. Ich weiß das zu schätzen.

Einen lieben Gruß verstreut durch die Welt
bernadette

 

Hallo bernadette,

noch einmal, ohne Challenge-Stress, nach Deiner Überarbeitung, sehr gerne gelesen. Eine kugelrunde Geschichte, passt alles. Ich kann nur kritisieren, warum hast Du nur drei Punkte bekommen? Ach, bin ja selbst Schuld, sorry
oheim

 

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