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Unter einer weißen Schicht

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21.04.2014
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Unter einer weißen Schicht

Daran, wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, erkannte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal.
»Ich bin spät dran«, sagte sie.
Er zog die Pyjamahose höher und schlurfte Richtung Küche. »Willst du Kaffee?«
Sie blickte auf die Uhr. »Machst du mir einen?«
»Klar.«
Marah öffnete den Kühlschrank. Er schlang die Arme um ihre Hüften, küsste ihren Nacken und legte das Kinn auf ihre Schulter. Sie roch nach Make-up. Er liebte das.
»Guten Morgen.«
»Morgen.« Ihre Hände ruhten einen Moment auf seinen, bevor sie sich aus der Umarmung befreite und die Tür schloss. »War's das?«
»Was denn?«, fragte er.
Marah schnaubte. »Wir haben uns gestern Nacht unterhalten. Vergessen?«
»Nein, hab ich nicht.« Roland drückte die Taste am Kaffeeautomaten. »Und was willst du hören? Ist ja nicht so, dass wir noch nie darüber gesprochen hätten.«
Sie blies sich erneut Haare aus dem Gesicht und wartete, bis die Tasse voll war. »Es wäre eben schön, wenn du mal konkret werden könntest. Wir sind bald fünf Jahre zusammen!«
»Ja, na und? Läuft das jetzt nach Zeitplan ab, wann man Kinder haben muss, oder wie?«
»Natürlich nicht. Aber fünf Jahre! Du schiebst die Entscheidung raus, bis es vielleicht zu spät ist. Ich hab' einfach Angst, morgens aufzuwachen und zu bereuen, dass ich keine mehr kriegen kann.«
»Oh, übertreib' nicht wieder. Du bist gerade mal vierunddreißig!«
»Meine Schwester hat schon ihr zweites mit vierunddreißig bekommen!«
»Deine Schwester ... Willst du nur Kinder, weil sie welche hat?«
»Nein, Roland.« Ihre Züge wurden weich. »Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«
»Marah ...«
Sie hielt die Tasse fest umklammert.
»Gib mir noch etwas Zeit, okay?«
»Klar.« Blick zur Uhr, Strähnen aus der Stirn. »Wie du meinst.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter sich zu.

Roland schloss die Schreibtischschublade auf und kramte Zigaretten heraus. Er trat auf den Balkon und atmete tief durch. Es roch nach frisch geschnittenem Gras. Die Nachbarn kümmerten sich um den ersten Rasenschnitt, als ob sie den Frühling herbeimähen könnten.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite strich ein Mann in Arbeitskleidung die Friedhofsmauer an. Wer bist du?, stand darauf. Irgendwann hatte jemand das Wer durchgestrichen und ein Wo darunter gesprüht. Es war Roland zum Ritual geworden, den Satz auf sich wirken zu lassen und heimlich zu rauchen. Marah würde nicht gutheißen, dass er wieder angefangen hatte.
Die Farbrolle sauste runter und das Fragezeichen verschwand unter einer weißen Schicht. Er ärgerte sich über den Anstreicher.

Roland war nicht zu seinen Eltern gefahren, wie er Marah erzählt hatte. Er saß stattdessen hier im Wagen und starrte auf das Reihenhaus mit den Glasbausteinen neben der Eingangstür. Wie ein Spanner kam er sich vor.
Regentropfen auf der Windschutzscheibe brachen das Licht. Roland wollte eben den Scheibenwischer in Gang setzen, als Andrea Nolting aus dem Haus trat. Kein Zweifel, dass es sich um sie handelte, trotz der eingeschränkten Sicht. Sie hielt die Kapuze des Friesennerzes vorne fest und lief – an einer Haltestelle vorbei – Richtung Bäckerei; eine Querstraße weiter. Er steckte sich eine an, betätigte den Fensterheber und blies Rauch nach draußen. Es goss in Strömen.
Andrea betrat den Laden. Kurze Zeit später tauchte sie mit einer blauen Papiertüte wieder auf.
Irgendwo hupte es, sie drehte den Kopf und bemerkte die Leute nicht, die zur Haltestelle jagten. Sie wich einer Frau mit vorgestrecktem Schirm aus, kam ins Straucheln und stolperte auf die Fahrbahn. Der Fahrer stieg in die Eisen und das tonnenschwere Fahrzeug rutschte unbarmherzig auf Andrea zu. Im allerletzten Moment sprang sie nach vorn, stürzte bäuchlings auf die Straße und hatte Glück, dass kein entgegenfahrendes Auto unterwegs war.
Roland riss die Tür auf und spurtete los.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. Sein Herz raste, er ging in die Hocke und legte die Hand auf ihren Rücken.
»Was ist ...?«
»Geht es Ihnen gut?«
»Ich denke schon.« Sie drehte sich zur Seite und begutachtete ihre Hände. Die Haut war stark gerötet, schien jedoch unversehrt. Dafür klaffte eine Wunde auf der Stirn. Die Jeans war in Höhe der Knie zerrissen, Andrea troff vor Nässe und Schmutz.
»Kommen Sie, versuchen Sie mal, aufzustehen.« Roland griff mit der Linken unter ihren Arm und reichte ihr die Rechte.
»Danke.« Sie ließ sich aufhelfen.
Der Bus fuhr an und quetschte die Brötchen zu Brei. Der Fahrer maulte und fuchtelte wie wild mit den Armen, während die Fahrgäste maskenhaft aus beschlagenen Fenstern glotzten.
»Scheiße«, sagte Andrea und schaute auf die Überreste der zermanschten Papiertüte.
»Wissen Sie was, ich kaufe Ihnen neue, in Ordnung?«
»Oh, mir ist der Hunger vergangen.«
»Ja, das glaube ich.« Er begleitete sie zur überdachten Haltestelle. »Ziemliche Schramme auf ihrer Stirn.« Er zeigte auf die Schürfung.
Andrea tastete danach, Roland hielt sie davon ab. »Nicht anfassen! Das muss desinfiziert werden.«
»Ja, gut. Ich wohne gleich da drüben.«
Roland musterte das Haus, als nehme er es zum ersten Mal wahr. Er schlug den Kragen hoch. »Na dann los.«
Wenig später schloss sie auf und drehte sich zu ihm um. »Hören Sie, vielen Dank für alles!«
Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau. Nur für einen Augenblick. Neugierde funkelte in ihren großen Augen, die Mundwinkel kräuselten sich, als sie lächelte.
»Keine Ursache«, sagte er.
»Ich sollte mich umziehen.« Sie rieb sich über die durchnässte Hose und bemerkte erst jetzt, dass sie zerrissen war.
»Natürlich. Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Ja, danke.« Sie zögerte, streckte ihm die Hand entgegen. »Sie sind ganz nass geworden.«
»Das macht doch nichts«, sagte er.
»Ich heiße übrigens Nolting. Andrea.«
»Roland Lierhaus«, sagte er. »Freut mich.«
»Ja, mich auch und Danke noch mal«.
Sie verschwand im Haus, Roland kaufte Brötchen. Er stellte sie ihr vor die Tür, klingelte, rannte zu seinem Wagen, so, wie er damals als Junge davon gerannt war, wenn er einen Streich gespielt hatte. Er schaute durchs Fenster zurück. Sie öffnete, sah sich um und griff nach der Tüte. Rolands Beine begannen zu zittern.

Marah trug vorsichtig die Sperrholzplatte mit dem unfertigen Puzzle darauf zum Esszimmertisch. Der Rahmen des Jan-van-Goyen-Bildes war bereits fertig ausgelegt, verschob sich beim Tragen jedoch ein wenig.
»Scheiße«, zischte sie und rückte alles wieder gerade.
»Na, wie weit bist du?«, fragte Roland und nahm neben ihr Platz.
»Na ja, geht so.«
Er starrte auf die losen Puzzleteile, wühlte herum, schnappte sich eines und setzte es zielstrebig am vorgesehenen Ort ein. Die Wolke war ein Stückchen über die befahrene See gewachsen.
»Wow!« Marah sah ihn sichtlich überrascht an. »Nicht schlecht!«
»Siehste mal.« Er lächelte. »Und du sagst immer, mir fehlt die Geduld für so was.«
»Okay, dann hilf mir ein bisschen. Hast du Lust?«

Sie kamen gut voran, mit dem Spiel und dem Wein, den sie tranken.
»Marah, ich möchte mit dir alt werden.« Er hatte ihre Hand gepackt und sah sie an.
»Also ich bin froh, dass wir's noch nicht sind«, sagte sie. »Andererseits, wenn ich mir deine grauen Schläfen ansehe ...«
»Ich meine das so.«
»Wirst du jetzt gefühlsduselig, oder was?«
»Nein.«
Sie sah wohl etwas an ihm. »Ich wünsche mir das genauso.«
»Und ich will Kinder mit dir. Und Enkelkinder, mit denen du puzzeln kannst und mit denen ich ins Stadion gehe.«
»Das ist schön.« Marahs Augen wurden feucht.
»Ich weiß nur nicht, ob ich das bringe. Ob ich gut genug bin. Keine Ahnung, vielleicht versau ich's ja und du hasst mich dafür und die Kinder hassen mich und ich mich selbst am meisten.«
»Roland, ich glaube, die Frage könnte sich jeder stellen.«
»Ja, mag sein ... Ach, ich weiß nicht.«
»Wir werden das hinbekommen, da bin ich mir absolut sicher. Ich will dich auch nicht unter Druck setzen, wirklich nicht, es ist nur so ...«
»Ja, ist klar. Ich brauche nur noch etwas Zeit. Bitte.«
Marah legte den Kopf an seine Brust. Er vergrub Nase und Mund in ihrem Haar.
»Ich liebe dich, weißt du?«, sagte er.
»Ich liebe dich, und wie.«

Er war zeitig aufgestanden und hatte Frühstück gemacht. Orangensaft, perfekte Eier, Toast und Bacon - so, wie sie es mochte. Marah sah gelöster aus als sonst; und verschlafen.
»Na, müde?«, fragte er grinsend.
Sie schlug ihm zur Antwort auf den Hintern und ging ins Badezimmer, aber nicht, ohne ihm ein Lächeln zuzuwerfen.

Nachdem Marah zur Arbeit gegangen war, setzte er sich an den Schreibtisch, öffnete die unterste Schublade und tastete an dessen Unterseite nach der Klarsichthülle, die dort klebte. Den Brief darin fummelte er raus und legte ihn vor sich ab. Er strich mit den Fingern darüber, das Papier knisterte, würde die Falten jedoch nicht mehr loswerden. Zu oft hatte Roland das Schriftstück in Händen gehalten. Zu oft hatte er gelesen, was in Mädchenschrift von einem Kind geschrieben worden war, das selbst ein Kind zur Welt gebracht hatte: ihn, Roland Lierhaus.

Die Adoptiveltern hatten ihn bereits mit vierzehn eingeweiht – so alt war auch seine schwangere Mutter gewesen. Jahre später hatte er den Brief erhalten, der beim Jugendamt für ihn hinterlegt worden war.
Anfangs hatte er geglaubt, darin etwas finden zu können. Etwas von Bedeutung. Irgendwann hatte er entschieden, dass es keine Rolle spielte.

Roland warf einen Blick auf das Herz, das schon vor seiner Geburt für ihn gemalt worden war. Er schob es samt Schreiben in einen neuen Umschlag, adressierte ihn an Frau Andrea Nolting und klebte eine Marke darauf.

Ein Frühlingstag erwachte, die Vögel sangen Liebeslieder und die goldene Stunde tauchte die Friedhofsmauer in warmes Licht. Er nahm einen letzten Zug und wollte die Kippe über das Geländer schnippen, drückte sie aber stattdessen im Blumenkübel aus. Marah sollte ruhig bemerken, dass er geraucht hatte.

Roland stand mitten im Raum wie jemand, der nicht aus Fleisch und Blut bestand, sondern aus Wachs gegossen war. Er hielt den Brief in Händen. Dann holte er tief Luft, schnappte sich den Füller von der Ablage und fügte auch noch den Absender hinzu.

 

Liebe Kathso,

du trittst hier eine grundsätzliche Frage los. Willst du die in einem anderen Rahmen weiterdiskutieren? Hier sollten keine weiteren Kommentare darauf folgen, denn das ufert dann aus und führt von der Textarbeit weg, das weiß ich aus Erfahrung.
Ich könnte deinen Beitrag verschieben.
Andere Antworten werden OT gelöscht, GoMusic muss sich nun nicht alleinig angesprochen fühlen, er wird meine Reaktion verstehen, wenn er hier nicht direkt darauf antworten soll.

LG, bernadette

 
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Weiter geht's kathso60,


Lieber @hell,
gleich vorweg: Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.
Du greifst darin zwei Themen auf, die gerade in den letzten Jahren an Aktualität durch Medien und Statistiken gewonnen haben, und beide bilden ineinander verwoben eine stimmige Einheit, die mich angerührt hat.
Gleich vorweg: Das freut mich sehr, kathso, auch und vor allem, dass dir die beiden Themen gut ineinander verwoben erscheinen.

Meine Mutter wollte mich nicht, sie liebte mich nicht und vielleicht hat sie jetzt auch kein Interesse, mich kennenzulernen; vielleicht bin aber auch ich enttäuscht, wenn ich sie sehe, vielleicht will ich so Eine nicht als Mutter haben.
Ja, das sind in etwa genau die Gedanken, die ich meinem Prot. (Geschichte hinter der Geschichte) zugeordnet habe.

Der Gedanke, dass Eltern ihr Kind nicht annehmen und lieben könnten, lässt Roland zögern, sich auf eine Vaterschaft einzulassen. Er fürchtet, seinem Kind kein guter Vater zu sein.
Ganz genau.

Ich vermute, dass Marah über die Herkunft ihres Partners gar nicht oder nur vage Bescheid weiß, warum sonst sollte er den Brief seiner leiblichen Mutter so sorgsam verstecken?
Für mich hat sie es nicht gewusst; Roland hatte Gründe dafür, ihr nichts zu sagen, die ich zwar nicht gutheiße (aus meiner Sicht), die ich aber verstehen kann.

Die Maueranschrift hast du geschickt gewählt, denn sie kann zweifach interpretiert werden: Einmal ist es Roland, der sich diese Fragen oft beim heimlichen Rauchen auf dem Balkon gestellt hat, zum anderen könnte er sich gewünscht haben, dass seine Mutter sich diese Fragen auch stellt.
Ja.

In deiner Geschichte hast du viel Symbolik verarbeitet.
Ja, und ich finde es großartig, dass du sie erkannt hast :)!

-Die Frage: „Wo bist du?“ hat Roland in Bezug auf seine leibliche Mutter schon gelöst; er weiß, wo sie wohnt;
-Während der Schriftzug auf der Mauer mit weißer Farbe verdeckt wird, entschließt Roland sich, das bisher Versteckte in seinem Leben aufzudecken;
der Sturz Andreas: Roland hilft ihr auf, er „will ihr auf die Sprünge helfen“;
-die offene Wunde: Die Verletzung, die Andrea erleidet und die sie als nicht so schlimm abtut, korrespondiert mit der (vielleicht) immer noch vorhandenen seelischen Wunde, die die Freigabe ihres Kindes zur Adoption ausgelöst hat. Es ist immerhin denkbar, dass Andra das als 14-Jährige nicht freiwillig und gut überlegt getan hat;
-Andrea nimmt die Brötchen an: Das lässt hoffen, dass sie auch ihn annimmt;
-Roland beschließt, seine Rauchleidenschaft nicht mehr vor Marah zu verstecken: Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, er wird Marah über seine Herkunft aufklären und muss sich seiner Mutter gegenüber offenbaren;
-Es ist Frühling: Mit dem Erwachen des Lebens in der Natur, erwacht in Roland der Wunsch, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
Ich muss das einfach hervorheben:
Ist schon ein wenig unheimlich und flasht mich ungemein, dass du das alles so gesehen hast. Das sind exakt die Ideen gewesen, die ich hatte.

... hat mich nicht so befremdet. Ich habe die Aussage "...mach dir doch selbst einen ..." mehr als Retourkutsche verstanden: Du gehst nicht auf meine Wünsche ein, dann geh ich auch nicht auf deine ein.
Sie will ihm ein bisschen wehtun, weil es sie schmerzt, dass das Gespräch am Vorabend keine Entscheidung herbeigeführt hat.
Auch hier wieder: Mannomann!, kathso, du hast das genau so verstanden, wie ich es zu verstehen geben wollte. Da ich allerdings dachte, das sei nicht nachvollziehbar, habe ich es letztendlich geändert.

"Der Sex war gut gewesen", lass den Satz weg. Der erwähnte Klaps auf seinen Po sagt schon alles.
Ist raus, hast mich überzeugt.


Ich glaube, Stephen King hat irgendwann über das Phänomen gesprochen, wie über das Medium Schrift, Gedanken übertragen werden. Er sprach von realer Telepathie, wenn ich mich nicht täusche.
Ich fühle mich zu exakt 100% entlarvt und verstanden und das ist ein tolles Gefühl, kathso!
Ich finde es an sich völlig in Ordnung, dass Texte auch anders verstanden werden können, als vom Autor intendiert. Habe da gar nichts dagegen, finde ich auch gut.
Dass du aber genau nachvollziehen konntest, was ich mir für Gedanken als Schöpfer der Geschichte gemacht habe, dass du die Symbolideen erkannt hast ... Wow! Das freut mich wahnsinnig!


Liebe kathso, ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar, der mich nicht nur gefreut, sondern sehr geflasht hat.


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Weiter geht's ernst offshore:


Hallo offshore,
ich hab mich sehr darüber gefreut, dass du Zeit für meinen Text gefunden hast. Ich schätze dich als jemanden, der ein wunderbares Sprachgefühl hat. Das zeigen mir nicht nur deine Geschichten, sondern auch deine Kommentare, die ich sehr gerne und interessiert lese. Um so schöner, dass du mit an Bord bist :).

Exemplarisch:

Also mit diesem Anfang komm ich nicht recht klar, hell.
Ich habe den Anfang umgeschrieben und hoffe, dass er verständlicher geworden ist.
Roland drückte die Taste am Kaffeeautomaten. »Und was willst du hören? Ist ja nicht so, dass wir noch nie darüber gesprochen hätten.«
Sie blies sich erneut Haare aus dem Gesicht und wartete ab, bis braune Flüssigkeit in die Tasse floss.
Natürlich könntest du hier auch „belebendes Heißgetränk“ schreiben. Aber nicht immer tut man seinem Text durch die zwanghafte Vermeidung von Wortwiederholungen was Gutes.
Hast recht, habe ich geändert.

Ich könnte jetzt immer so weiter machen, ernst, aber ich bin jetzt auch faul und sage dir einfach: Ich habe alle deine hilfreichen Anmerkungen umgesetzt, so gut mir das möglich war.

Abschließend:

Sehr schön ausgedacht, weitgehend gut geschrieben.
Freut mich natürlich sehr :).


Lieber ernst, du hast mir sehr weitergeholfen. Vielen lieben Dank dafür!


Gruß


hell


Weiter mit janehumphries,


Zur Ehrenrettung des Hohldrehens: ich kenne den Ausdruck auch! Meine Tante nutzt ihn sehr gerne :-)
Ist ja echt zum Running Gag geworden :). Also, ich hab's rausgenommen; hat einfach zu viel Verwirrung gestiftet.

Nun zum Text. Der hat mir nämlich wirklich gut gefallen. Ich muss auch sagen, dass die Konstruktion sehr spannend ist.
Schön, dass das bei dir funktioniert hat, danke.

Die Wendung finde ich klasse!
Danke. Ist spannend, wie schnell über "Menschen" geurteilt werden kann, obwohl man nur den kleinen Ausschnitt einer (Lebens-)Szene kennt.

Hier muss ich bernadette leider widersprechen. Ich finde den Vergleich gar nicht unpassend. Vielleicht liegt es daran, dass ich in drei Wochen tatsächlich 34 werde und noch kinderlos bin ;-) Aber genau solche Gedanken hat man dann manchmal einfach, auch wenn man weiß, dass das im Grunde Blödsinn ist.
Ich kenne das eben auch. Das bleibt auch so.

Ich stelle mir gerade vor, dass mein Mann mich fragt, ob ich Kaffee möchte und mir dann hinrotzt, ich solle ihn mir selber machen... Das Letzte, was ich darauf antworten würde, wäre OKAY!!! :-)
Die Idee dahinter war, dass Marah die Erwartungshaltung enttäuschen wollte, da ihr Partner ihre fortwährend enttäuscht (letzte Nacht). Ich habe das aber geändert. Scheint einfach nicht gelungen zu sein.

Nicht bei seinen Eltern, wie er Marah erzählt hatte, er saß hier, im Wagen, wie ein Spanner oder Paparazzo, viel weiter weg.
Dieser Satz hat erst einmal für Verwirrung bei mir gesorgt. Trotz mehrmaligen Lesens bin ich nicht schlau daraus geworden. Ich weiß, was du damit sagen willst, aber der Satz transportiert diese Information meiner Meinung nach nicht eindeutig.
Hab' ich mittlerweile auch geändert.

Alles in Allem eine gute, lebensnahe Geschichte. Ich kann mich schwer in die Gefühlslage des Protagonisten hineinversetzen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man in so einer Situation Angst hat, ein schlechter Vater zu sein, wenn die leiblichen Eltern nicht in der Lage waren, einem Liebe zu geben. Wenn man dann noch eine Frau/Freundin hat, deren sehnlichster Wunsch eigene Kinder sind, vielleicht verschweigt man die eigenen Zweifel und die eigene Vergangenheit dann wirklich lieber. Konstruiert oder unglaubwürdig finde ich das nicht.
Das hat mich gefreut, Jane.


Liebe Jane, danke für deine kritische Sicht auf meinen Text. Das hat mir weitergeholfen. Toll, dass du dir Zeit dafür genommen hast. Und herzlichen Dank für deine lobenden Worte.


Gruß


hell

 
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Hallo Hell,

das ist so eine Geschichte, die man hinterher nochmal liest unter veränderten Vorzeichen. Ich war auch davon ausgegangen, dass er in Andrea Nolting verliebt ist und war dann positiv überrascht.

Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau. Nur für einen Augenblick: das tanzende Flämmchen in den Augen, kräuselnde Mundwinkel, als sie lächelte.

Diese Stelle macht z. B. hinterher ganz anders Sinn, so was mag ich.

»Nein, Roland.« Ihre Züge wurden weich. »Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«

Das jedoch ist mir zu sehr Rosamunde Pilcher - mäßig.

Die Idee mit der Schrift auf der Friedhofsmauer finde ich raffiniert. Thema gut gelöst

Der Bus fuhr an und quetschte die Brötchen zu Brei. Der Fahrer maulte und fuchtelte wie wild mit den Armen, während die Fahrgäste sie maskenhaft aus beschlagenen Fenstern anglotzten.

Auch diese Stelle mag ich sehr, das ist ein sehr eindringliches Bild, das mich tief in die Szene holt.

»Ich weiß nur nicht, ob ich das bringe. Ob ich gut genug bin. Keine Ahnung, vielleicht versau ich's ja und du hasst mich dafür und die Kinder hassen mich und ich mich selbst am meisten.«

Diese ganze Gespräch während sie puzzlen, das ist mir zu sehr alles ausgesprochen und dabei trotzdem allgemein geblieben.

»Das ist schön.« Marahs Augen wurden feucht.

Ist mir auch zu kitschig.

Also eigentlich gefällt mir die Szene bis zu dem Satz.

»Okay, dann hilf mir ein bisschen. Hast du Lust?«

Auf das Gespräch könnte ich verzichten. Da kommt nichts wirklich Neues. Auch weil er nochmal den etwas abgegriffenen Satz "Gib mir noch etwas Zeit " wiederholt.

Das Folgende sind so Überlegungen, die dein Text in mir auslöst, keine Änderungsvorschläge.

Er ist adoptiert und das verunsichert ihn in Bezug auf seine eigene Vaterschaft, aber warum eigentlich? Was ist genau passiert, als er mit 14 erfahren hat, dass er adoptiert ist? (Was ich für heutige Verhältnisse recht spät finde)

Die Adoptiveltern hatten ihn bereits mit vierzehn eingeweiht – so alt war auch seine schwangere Mutter gewesen. Jahre später hatte er den Brief erhalten, der beim Jugendamt für ihn hinterlegt worden war.
Anfangs hatte er geglaubt, darin etwas finden zu können. Etwas von Bedeutung. Irgendwann hatte er entschieden, dass es keine Rolle spielte.

Ich interpretiere das so, dass er nach dem Grund gesucht hat dafür, dass seine Mutter ihn weggegeben hat. Ob etwas mit ihm nicht stimmte. Möglicherweise hat sie aber nur von ihrer Notsituation gesprochen. In der Szene mit seiner Mutter dreht sich ja der Spieß eher um. Er kümmert sich um sie, er nährt sie, bringt ihr Brötchen. Gibt ihr das was sie ihm nicht gegeben hat.

Sie öffnete, sah sich um und griff nach der Tüte. Rolands Beine begannen zu zittern.

Sie nimmt sein Geschenk an und er reagiert so heftig körperlich darauf, das ist eine starke Szene.

Roland stand mitten im Raum wie jemand, der nicht aus Fleisch und Blut bestand, sondern aus Wachs gegossen war.

Nachdem er gerade beschlossen hat zu seinem Rauchen zu stehen, hätte ich es genau umgekehrt erwartet. Dass er vorher wie aus Wachs war und jetzt zu einem Menschen aus Fleisch und Blut geworden ist. Der nun auch stark genug ist um den Kontakt zu seinem "Blut" zu suchen, sich zu zeigen mit seinem Namen.

Und man ahnt, dass er nun auch bald bereit sein wird für die Vaterschaft.

Das waren jetzt mal meine etwas ungeordneten Gedanken, ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.

Ansonsten finde ich übrigens, dass die Geschichte, seitdem ich sie vor einiger Zeit zum ersten Mal gelesen habe, sehr gewonnen hat.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo hell

Ich finde deine Geschichte sehr gut gemacht, wohl überlegt und von einem zarten Andeutungsgeflecht getragen, das mich die Hauptperson verstehen und erleben lässt. Marah und die Noltinger bleiben ein wenig blass und schemenhaft, aber du beschreibst ja auch seine Sicht auf sie. Du zeigst ihn und seine Handeln, auch wenn ich nicht alle seine Handlungen verstehe und manche etwas gewollt daherkommen (zum Beispiel die Funktion, die du dem Rauchen und dem Kippenentsoregn gibst)

Dir gelingen ein paar wunderbare Vergleiche, andererseits passen nicht alle. Sprachlich habe ich wenig auszusetzen, allerdings gibt es, neben einigen eleganten Formulierungen auch weniger gelungene. An einigen Stellen könntest du noch nachlegen.

Textstellen, die mir aufgefallen sind (ich beziehe mich auf eine Version von vor ein paar Tagen)

Sie roch nach Make-up. Er liebte das.
ich denke immer das riecht je nach Hersteller unterschiedlich, aber meistens nach Milch, nach getrocknetem Gras.

»Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«
o je, wer sagt denn so was, einer hat hier mal vpn piilcherig gesprochen

als ob sie den Frühling herbeimähen könnten.
ganz starkes Bild :Pfeif:

Es war Roland zum Ritual geworden, den Satz auf sich wirken zu lassen und heimlich zu rauchen.
ziemlich bemühter Satz

Das metallene Geräusch des Zippos
ist das wirklich metallisch, nicht eher ein Zischen, ein Klacken?

, er begleitete sie bis zur überdachten Haltestelle.
wozu ist es wichtig, dass die Haktestelle überdacht ist?

Nur für einen Augenblick: das tanzende Flämmchen in den Augen, kräuselnde Mundwinkel, als sie lächelte.
starke Beschreibung

»Und ich will Kinder mit dir. Und Enkelkinder, mit denen du puzzeln kannst und mit denen ich ins Stadion gehe.«
klingt uninspiriert

»Ich liebe dich, und wie.«
na ja

was in Mädchenschrift von einem Kind geschrieben worden war, das selbst ein Kind zur Welt gebracht hatte: ihn, Roland Lierhaus.
auch der Satz ist sehr distanziert

viele Grüße
Isegrims

 
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Hallo hell

Ein guter Text, mit dem ich aber dennoch nicht hundertprozentig warm geworden bin. Das ist in zweierlei Hinsicht souverän erzählt, zum einen spannungstechnisch, weil unklar ist, wer Andrea ist und in welcher Beziehung Roland zu ihr steht. Das ist gut aufgebaut und dann auch ansprechend gelöst, am Ende gibt es diesen „Aha-Moment“, und es fügt sich alles an die richtige Stelle. Zum anderen ist das auch auf der Ebene des inneren Konflikts gut erzählt, mit der Mauer, dem Rauchen, dem Entschluss am Ende, wo der Frühling und neues Leben erwacht.

Meine Hypothese: Die beiden Dinge, die du hier einzeln gut gemacht hast, interferieren. Weil der Leser nicht weiss, was los ist, kann er den Konflikt in Roland gar nicht richtig einschätzen. Er wird ja z.T. auch auf eine falsche Fährte geführt. Das heisst aber auch, dass er die Entwicklung von Roland nicht richtig mitvollziehen kann. Um es anders auszudrücken. Nach der Lektüre dachte ich mir, ich müsste den Text mit dem Wissen, das ich nun habe, noch einmal lesen, um auch die psychologischen, beziehungsmässigen Aspekte geniessen zu können.
Konkret: Die Szene, in der sich die beiden ihrer Liebe versichern, die bezieht ja einen grossen Teil ihrer Wirkung aus der Tatsache, dass der Leser nicht weiss, was los ist. Wenn der Konflikt hier schon klar wäre, dann würde man das hier überspringen wollen und lieber eine echte Auseinandersetzung lesen.
Ich will das alles gar nicht so als Kritik formulieren, bloss als Anregung, um über Erzählabsichten nachzudenken und über die Frage, ob sich Erzählabsichten konkurrenzieren können. Und um es noch einmal klar zu machen, ich habe den Text gern gelesen, der hat viel Feingefühl in den Interaktionen, viele subtile Töne, das hat mir schon sehr gefallen.

Ein paar Details.

»Morgen.« Ihre Hände ruhten einen Moment auf seinen, bevor sie sich aus der Umarmung befreite und die Tür schloss. »War's das?«
»Was denn?«, fragte er.

Da bin ich kurz gestolpert. Sie löst sich ja aus der Umarmung. Worauf bezieht sich dann die Frage: „War’s das?“ Also, das geht natürlich schon, aber in der psychischen Dynamik wäre es eindeutiger, wenn entweder er sich löst, oder sie eine andere Frage stellt. Aber ist nur ein winziges Detail.

Sie blies sich erneut Haare aus dem Gesicht und wartete ab, bis die Tasse voll Kaffee war.

Für mein Empfinden kommt nach „abwarten“ ein „ob“, also das Resultat ist offen. Ich würde es hier streichen. Und den Kaffee auch. Nicht wegen der Verdoppelung, da hat offshore schon recht, sondern weil wir bereits wissen, was da in die Tasse kommt.

»Es wäre eben schön, wenn du mal was dazu sagen könntest. Wir sind bald fünf Jahre zusammen!«

Auch hier ein kleiner Stolperer: Offensichtlich hat er sich schon dazu geäussert, denn sie haben sich schon mehrfach unterhalten. Was hat er denn in diesen Situationen gesagt? Vielleicht wäre eine Frage wie: „Es wäre eben schön, wenn du mal konkret werden könntest“ o.ä. passender.

»Oh, übertreib' nicht wieder. Du bist gerade mal vierunddreißig!«

Das „wieder“ macht Roland etwas unsympathisch. Das ist dieses typische Vorwurfsmuster: „Immer tust du x!“. Ist das deine Absicht? Ansonsten würde ich es streichen.

Im allerletzten Moment sprang sie nach vorn, stürzte dabei bäuchlings auf die Straße und hatte Glück, dass kein entgegenfahrendes Auto unterwegs war.

Kann weg. Ansonsten finde ich diese Sequenz sehr gut geschrieben.

die Mundwinkel krüselten sich, als sie lächelte

Noch nie gehört. Gemäss Duden: „drehen“. Sollte das „kräuseln“ heissen?

Gern gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo wieselmaus,


... du hast schon ordentlich Arbeit in deine schöne, sensible Geschichte gesteckt. Für mich ist sie jetzt stimmig. Besonders gefällt mir, dass die falsche Fährte aus der ersten Fassung aufgegeben wurde, ohne dass ein Verlust an Spannung aufgetreten ist. Und dein Darling "drehte hohl" hat zum Glück auch das Zeitliche gesegnet. Ich kenne den Ausdruck als saloppe, leicht abwertende Beschreibung für hysterisches Verhalten, und das wäre mMn nicht angemessen für die existentielle Frage nach Kindern, die im Raum steht.
Danke, und ja, da sieht man wieder mal, dass Wortkrieger-Rückmeldungen einfach viel Wert sind und dazu beitragen können, einen Text zu verbessern.
Was mein "Darling" anbelangt, ich hab's gestrichen. Mir war aber schon wichtig, den Konflikt zwischen Marah und Roland darzustellen. Marah ist inzwischen tatsächlich gereizt, da sie immer wieder hingehalten wird und Roland sich einfach nicht konkret äußert. Da darf sie schon mal "hohldrehen" für mich :).

Ein gewissenhafter Mann, der erst reinen Tisch macht, bevor er sich dem Abenteuer Elternschaft stellt - das gefällt mir. Es erinnert mich an Ina Deter, Neue Männer braucht das Land (1972).

Ein Kompliment auch für die Umsetzung der Themenvorgabe. Die Symbolik der überstrichenen Wand - ganz unprätentiös - trifft das Thema hundertprozentig.

Danke dafür.

... glotzten maskenhaft ...
Roland stand mitten im Raum wie jemand, der nicht aus Fleisch und Blut bestand, sondern aus Wachs gegossen war.
Ich denke darüber nach, wieselmaus. Schaue mir das in ein paar Tagen nochmals an. Ich glaube, ich bräuchte ein wenig Abstand zum Text.

Gern gelesen und kommentiert!
Gern gelesen und geantwortet :).


Liebe wieselmaus, ich danke dir vielmals für deine Gedanken und Ideen zu meinem Text. Freut mich, dass du reingeschaut hast!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


... mit barnhelm.


Hallo barnhelm,


... jetzt gefällt mir deine Geschichte. Nun hat sie etwas Rundes und die Entwicklung, die dein Protagonist durchmacht, teilt sich mir mit und ich kann sie nachvollziehen.
Das freut mich; vor allem, dass dir die Entwicklung glaubhaft erscheint.

Mir gefällt der Ausdruck ‚schnauben’ nicht. So sehe ich Marah eigentlich nicht. Mir erscheint er zu stark. Und auch das aggressive ‚Vergessen?’ finde ich hier nicht nötig.
Derselbe aggressive Unterton.
Wieder dieses Aggressive, was ich nicht mit der Beziehung der beiden verbinden kann. Lass doch einfach ,oder was’ weg. Dann nimmst du der Bemerkung ihre Schärfe.
Ich kann schon nachvollziehen, dass das mit deiner Einschätzung konkurriert. Mir war es allerdings wichtig, darauf hinzuweisen, dass das ein großes Konfliktthema für beide ist, bei dem sie auch nicht weiterkommen. Da kann man mMn schon "hohldrehen" bzw. genervt reagieren, weil man seine Ruhe haben möchte, von dem unbequemen Thema. Ist ja auch so, dass das immer wieder aufkommt und du schreibst ja selbst:
Sicher, da ist schon Frust in ihr, dass sie nicht weiterkommen in ihrer Diskussion ...
Sicher, er möchte in Ruhe gelassen werden ...
Ich lasse den aggressiven Unterton mit drin, schaue mir das aber irgendwann mit etwas Abstand nochmals an. Ist auf jeden Fall ein guter Punkt, auf den du hinweist, barnhem.

... bis die Tasse voll Kaffee lief.
»Schön haben Sie es hier. Ihre Rosen blühen ja.«
Er saß im Wagen und fühlte sich wie ein Spanner oder Paparazzo.
Ich habe alle weiteren Anregungen beherzigt, barnhelm; danke.

Nochmal: Jetzt gefällt mir dein Text und ich habe ihn gerne gelesen.
Wie schön :).


Liebe barnhelm, auch dir gebührt großer Dank für deine Zeit, deinen Blick und deine Gedanken zu meiner Geschichte. Dein Lob hat mich natürlich sehr gefreut!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


... GoMusic.


... ich habe deine Geschichte gerne gelesen.
Nur: Wo ist denn das hohldrehen geblieben?
Danke dir. Das Hohldrehen habe ich beerdigt :).

Ich verstehe ihre Frage nicht. Sie muss doch die gemeinsame Kaffeemaschine kennen und wissen, wie lange es in der Regel dauert oder denkt sie, er trödelt (sonst immer) zu sehr rum?
Geht er eigentlich nicht arbeiten oder wieso hängt er zuhause rum?
Vielleicht könnte man ja schreiben, dass er einen gelben hat oder Urlaub ...
Gedacht war die ganze Szene so, dass die angespannte Stimmung durchschimmert, aber ich habe sie mittlerweile umgeschrieben.
Tatsächlich hatte ich etwas mit Urlaub und Job mit drin, was ich später aber wieder rausgenommen habe, weil ich es einfach nicht wichtig genug empfand.

Marah öffnete den Kühlschrank.
Warum? Es wird nicht erwähnt, was sie da macht.
Tatsächlich gehöre ich zu den Menschen, die immer wieder mal den Kühlschrank öffnen, ohne etwas rauszuholen :).

Klar.« Blick zur Uhr, Strähnen aus der Stirn. »Wie du meinst.«
Dieser mittlerer Satz, diese Aufzählung, passt m.E. nicht zum Duktus.
Das habe ich schon ganz bewusst abgehackt gestaltet, um Marahs Reaktion darzustellen. Sie macht einen Deckel drauf. Aber ich denke darüber nach, GoMusic. Mal sehen, vielleicht ändere ich noch was dran.

Das habe ich erst später verstanden, dass er die Adresse von Andrea kennt und sie wohl schon öfter beobachtet hat. Beim ersten Lesen dachte ich, er hätte eine Geliebte.
Ja, das habe ich auch ein Stück weit provozieren wollen, klar - dass man so denken kann, meine ich.

Wessen eingeschränkt Sicht? Rolands, wegen den Regentropfen oder Andreas, wegen der Kapuze.
Woher weiß Roland denn schon vorher, dass der Bus hupen würde? Wenn der Bus nicht mehr hakten könnte, würde er bestimmt auch vorher nicht mehr hupen.
Danke, habe ich umgeschrieben.

Hm … Die Frau wurde beinahe vom Bus überrollt und sie quatschen über Narzissen. Ich weiß nicht …
Sie steht ja gewissermaßen unter Schock. Aus meiner Erfahrung heraus, kann es hilfreich sein, auf andere Dinge hinzuweisen, um einen Bruch zu erzielen. Sie ist ja dann auch in der Lage, kurz darauf zu lächeln. Ich habe es trotzdem rausgenommen.

Hiermit habe ich ein Problem. Die Nennung dieses Alters könnte man etwas subtiler machen.
Könnte man, klar, mich stört das aber nicht so sehr.

Wie? Die Kinder dürfen nicht puzzeln und ins Stadion? Nur die Enkelkinder?
Er drückt sich da ungeschickt aus, stimmt :).

Woher weiß er, dass Andrea seine Mutter ist? Aus dem Text geht nicht hervor, dass der Name erwähnt wird. Und er hatte ja geglaubt, darin etwas finden zu können – hat es aber anscheinend nicht.
Na, er weiß das, weil er einen Brief vom Jugendamt erhalten hat, das verpflichtend angewiesen ist, über die Herkunft Auskunft zu erteilen. Der Name wird übrigens auch erwähnt. Meiner Recherche nach, wird Müttern auch geraten, einen Brief an die zur Adoption freigegebenen Kinder zu schreiben, da es eben nicht selten ist, dass da Fragen gestellt werden.

Wie es scheint, hat Roland Marah nie was von dem Brief erzählt, bzw. davon, dass er adoptiert wurde, oder? Und wenn ja, warum denn nicht?
Die Antwort auf diese Frage will ich dem Leser überlassen.

Du hast dir ein schönes Thema ausgesucht und es gut umgesetzt.
Gefällt mir!
Wie schön :).


GoMusic, danke vielmals für deine hilfreiche Sicht.
Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Toll, dass dir mein Text gefallen hat!


Gruß


hell

 

Hallo hell,

du hast ja schon viele Kommentare erhalten, von mir nur ein Eindruck in aller Kürze.
Ich fand den Einstieg sehr spannend. Du wirfst die Kinder-Frage auf und alles ist offen. Lebemann, Untreue, Idiot, ewiges Kind ...
Durch den Tag Sonstige hätte es sogar in die arg psychotische Richtung gehen können. War ich der einzige, der das so gelesen hat? Stalking, der Versuch, in die Wohnung zu gelangen? Zudem war mir die Szene mit dem Unfall auch arg schnell, sodass ich nicht sicher war, wer da wen beinahe angefahren hat. Kurzzeitig dachte ich, es sei Roland selbst.
Das ist auch die für mich einzig arg konstruierte Stelle in dem text. Dass Roland da als Retter in Erscheinung treten kann, das ist natürlich perfekt.
Das Ende hält wieder alles offen. Dass er die Kippe sichtbar ausdrückt ist ja schon ein rebellischer Akt.

Mir ging es ein bisschen so wie Maria. Nachdem klar ist, was deinen Protagonisten abhält, war die Luft zu einem großen Teil raus für mich. Das war jetzt keine konfliktvertiefende Enthüllung. Psychologisch stimmig, aber irgendwie hat mir da noch ein letzter Kick gefehlt, eine kleine Zuspitzung noch zwischen den beiden ...

Geschrieben sehr souverän und auf jeden Fall gern gelesen.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Bea Milana,


... du hast mir mit deinem genauen Blick geholfen und ich hoffe, ich kann das Gleiche für dich tun. Ich finde immer etwas, (außer in meinen eigenen Texten natürlich, da bin ich vollkommen blind)
Ja, man findet immer was. Was die eigenen Texte anbelangt, geht es mir aber ganz ähnlich, Bea :).
Und ja, du hast mir auch sehr weitergeholfen, deshalb schon an dieser Stelle: herzlichen Dank an dich.

... sondern ganz woanders hin, würde ich streichen. Er saß im Wagen ... vor dem Hauseingang einer Mietwohnung, eines Doppelhauses, eines Bürokomplexes? Ich würde hier eine kurze Angabe zum Ort machen, damit der Leser ein knappes Bild erhält, wo er sich befindet und zudem über sie etwas aussagt.
Hab' ich ein wenig ausgebaut, hast recht.

Erzähl doch einfach, was er sieht. z.B.: Wie ihm, der im Auto sitzt, die ´Spucke wegbleibt´, weil so ein bescheuerter Radfahrer / Kurierfahrer, ja genau einer von diesen rücksichtslosen Idioten im ´Affentempo´ den Weg im von Andrea kreuzt, sie an der Schulter streift oder beinahe mitreißt, ihr die Brotttüte aus den Händen fällt und sie die Balance verliert, mit den Armen rudert und dann hinknallt, alles nur wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt, an der ein Bus gerade halten will, aber der Busfahrer voll in die Eisen geht.
Mach einen spannenden kurzen Absatz daraus, bei dem jeder Leser, inkl. des Beobachters im Auto denkt: Puh! Glück gehabt! und sich die Frage stellt, was passiert als nächstes. Das Erzählkonstrukt deiner Geschichte ist nämlich gut, es treibt zum nächsten Absatz. Aber erzählen kannst du das besser!
ernst offshore zuliebe, hab' ich auf den bescheuerten Radfahrer verzichtet :D, die ganze Szene jedoch umgeschrieben. Das ist ein guter Punkt, Bea, danke dafür!

die ganze Frau troff vor Nässe und Schmutz.
Oder nur die halbe?
Danke.

während die Fahrgäste sie maskenhaft aus beschlagenen Fenstern anglotzten.
Maskenhaft passt hier nicht. Vielleicht: unbeteiligt, starr, müde, anteilnahmslos ...
Kann mich noch nicht ganz davon trennen. Mal sehen ...

Besser: Roland musterte das Haus, als nehme er es zum ersten Mal wahr.
Stimmt.

Kein schöner Übergang zum Haus. Gehen die beiden eigentlich zu ihrem Haus zurück, weil sie eine Schürfwunde hat?
Richtig.
Sie gehen zu ihrem Haus zurück, weil sie völlig durchnässt und verletzt ist, ja. Sie wohnt ja auch gleich nebenan.

Für mein Geschmack wirkt diese lang ersehnte Begegnung etwas, naja, langweilig.
Die Begegnung wollte ich auch nicht allzu spannend gestalten - sie ist aus dem Zufall erwachsen, der überhaupt den Anstoß gegeben hat. Das war kein geplantes Unternehmen von Roland. Er scheut sich noch.

Sie wirkt insgesamt etwas blass als Figur.
Ich wollte sie auch blass. Es geht ja nicht um sie im Text. Man erfährt auch nichts über ihre Motive und so. Da gibt es viel Unausgesprochenes. Für mich passt das.

... aber wenn dir das klar ist, weiß du auch wie sie reagiert, in welchem Dilemma die Frau durch den Unfall stecken könnte. Ich übertreibe hier, damit du weißt, was ich meine ...
Ja, ich verstehe, was du meinst. Für mich steckt sie aber in keinem Dilemma durch den Unfall. Ich wollte das nicht weiter aufblähen. Ich denke aber in jedem Fall darüber nach, Bea, danke.

Hm. Ich weiß nicht, was du mit dem tanzenden Flämmchen andeuten willst. Irritiert mich.
Hab' ich geändert.

So, ich hoffe, ich habe Dir jetzt nicht den Mut genommen, sondern dich motiviert ...
Ganz klar: Du hast mich motiviert! Mir einen guten und wichtigen Anstoß gegeben.

Ich habe sie sehr gerne gelesen!
Das freut mich sehr :).


Liebe Bea, danke für deine Retourkutsche :D, danke für deine hilfreichen Gedanken und Ideen, danke für deine Zeit und überhaupt ...
Toll, dass du reingeschaut hast!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hallo Chutney,


... das ist so eine Geschichte, die man hinterher nochmal liest unter veränderten Vorzeichen. Ich war auch davon ausgegangen, dass er in Andrea Nolting verliebt ist und war dann positiv überrascht.

Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau. Nur für einen Augenblick: das tanzende Flämmchen in den Augen, kräuselnde Mundwinkel, als sie lächelte.
Diese Stelle macht z. B. hinterher ganz anders Sinn, so was mag ich.
Schön.
Sicher, man muss aufpassen, den Leser nicht derart auf eine falsche Fährte zu führen, dass das ätsch-bätsch-mäßig rüberkommt. Da du dich positiv überrascht gefühlt hast und so was magst scheint mir das gelungen zu sein.

»Nein, Roland.« Ihre Züge wurden weich. »Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«
Das jedoch ist mir zu sehr Rosamunde Pilcher - mäßig.
»Das ist schön.« Marahs Augen wurden feucht.
Ist mir auch zu kitschig.
Ja, mag sein. Andererseits glaube ich, ist man manchmal einfach so. Aber ich denke darüber nach.

Die Idee mit der Schrift auf der Friedhofsmauer finde ich raffiniert. Thema gut gelöst
Danke.

Der Bus fuhr an und quetschte die Brötchen zu Brei. Der Fahrer maulte und fuchtelte wie wild mit den Armen, während die Fahrgäste sie maskenhaft aus beschlagenen Fenstern anglotzten.
Auch diese Stelle mag ich sehr, das ist ein sehr eindringliches Bild, das mich tief in die Szene holt.
Das freut mich, Chutney.

Auf das Gespräch könnte ich verzichten. Da kommt nichts wirklich Neues. Auch weil er nochmal den etwas abgegriffenen Satz "Gib mir noch etwas Zeit " wiederholt.
Stimmt schon, er wiederholt sich - wie so oft -, aber er gibt auch etwas von sich preis; das ist neu.

Er ist adoptiert und das verunsichert ihn in Bezug auf seine eigene Vaterschaft, aber warum eigentlich? Was ist genau passiert, als er mit 14 erfahren hat, dass er adoptiert ist?
Das wollte ich dem Leser überlassen und du schreibst ja selbst, ...
Ich interpretiere das so, dass er nach dem Grund gesucht hat dafür, dass seine Mutter ihn weggegeben hat. Ob etwas mit ihm nicht stimmte. Möglicherweise hat sie aber nur von ihrer Notsituation gesprochen. In der Szene mit seiner Mutter dreht sich ja der Spieß eher um. Er kümmert sich um sie, er nährt sie, bringt ihr Brötchen. Gibt ihr das was sie ihm nicht gegeben hat.
... dass du dir Gedanken dazu gemacht hast.
Mir gefällt übrigens deine Interpretation :).

Sie öffnete, sah sich um und griff nach der Tüte. Rolands Beine begannen zu zittern.
Sie nimmt sein Geschenk an und er reagiert so heftig körperlich darauf, das ist eine starke Szene.
Danke.

Roland stand mitten im Raum wie jemand, der nicht aus Fleisch und Blut bestand, sondern aus Wachs gegossen war.
Nachdem er gerade beschlossen hat zu seinem Rauchen zu stehen, hätte ich es genau umgekehrt erwartet. Dass er vorher wie aus Wachs war und jetzt zu einem Menschen aus Fleisch und Blut geworden ist. Der nun auch stark genug ist um den Kontakt zu seinem "Blut" zu suchen, sich zu zeigen mit seinem Namen.
Ein guter Gedanke, eine gute Idee. Ich denke darüber nach.

Und man ahnt, dass er nun auch bald bereit sein wird für die Vaterschaft.
Schön, dass du das so siehst. Ja, da passiert endlich was mit ihm.

Das waren jetzt mal meine etwas ungeordneten Gedanken, ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.
Die fand ich gar nicht ungeordnet, Chutney, und ja, natürlich kann ich was damit anfangen!

Ansonsten finde ich übrigens, dass die Geschichte, seitdem ich sie vor einiger Zeit zum ersten Mal gelesen habe, sehr gewonnen hat.
Das freut mich und habe ich den Wortkriegern zu verdanken, so wie du einer bist.


Liebe Chutney, dein Kommentar hat mich sehr gefreut und gibt mir wichtige Denkanstösse. Vielen lieben Dank dafür!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hallo Isegrims,


Ich finde deine Geschichte sehr gut gemacht, wohl überlegt und von einem zarten Andeutungsgeflecht getragen, das mich die Hauptperson verstehen und erleben lässt.
Mehr kann ich mir gar nicht wünschen :).

Marah und die Noltinger bleiben ein wenig blass und schemenhaft, aber du beschreibst ja auch seine Sicht auf sie.
Stimmt schon, aber du begründest es ja selbst.

Du zeigst ihn und seine Handeln, auch wenn ich nicht alle seine Handlungen verstehe und manche etwas gewollt daherkommen (zum Beispiel die Funktion, die du dem Rauchen und dem Kippenentsoregn gibst)
Gewollt daherkommen ist natürlich blöd, ich überdenke das. Danke für den Hinweis.

Sie roch nach Make-up. Er liebte das.
ich denke immer das riecht je nach Hersteller unterschiedlich, aber meistens nach Milch, nach getrocknetem Gras.
Und das mag er halt.
Du meinst doch nicht etwa Marihuana :D?

»Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«
o je, wer sagt denn so was, einer hat hier mal vpn piilcherig gesprochen
Ja, und auch du sprichst es an. Das muss ich mir nochmals angucken. Danke.

als ob sie den Frühling herbeimähen könnten.
ganz starkes Bild
Das freut mich.

Das metallene Geräusch des Zippos
ist das wirklich metallisch, nicht eher ein Zischen, ein Klacken?
Ist mittlerweile rausgeflogen.

, er begleitete sie bis zur überdachten Haltestelle.
wozu ist es wichtig, dass die Haktestelle überdacht ist?
Weil es in Strömen regnet und es auch unüberdachte gibt. Aber könnte ich auch rausnehmen, stimmt schon :).

Es war Roland zum Ritual geworden, den Satz auf sich wirken zu lassen und heimlich zu rauchen.
ziemlich bemühter Satz
»Und ich will Kinder mit dir. Und Enkelkinder, mit denen du puzzeln kannst und mit denen ich ins Stadion gehe.«
klingt uninspiriert
»Ich liebe dich, und wie.«
na ja
was in Mädchenschrift von einem Kind geschrieben worden war, das selbst ein Kind zur Welt gebracht hatte: ihn, Roland Lierhaus.
auch der Satz ist sehr distanziert
Ich muss das etwas sacken lassen, schaue ich mir in ein paar Tagen nochmals an, Isegrims. Danke für die Hinweise.


Du hast dir viele Gedanken zu meinem Text gemacht, was Zeit und Mühen abverlangt hat. Vielen lieben Dank dafür, Isegrims! Dein Besuch hat mich sehr gefreut, ebenso, dass dir meine Geschichte gefallen hat!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...

 

Hallo hell,

anfangs dachte ich, deine Geschichte beschreibt ein Pärchen mit unterschiedlichen Lebensvorstellungen, sie hat Kinderwunsch – er nicht. Aber dann saß Roland vor dem Reihenhaus und als er der Frau aufhalf und ihr zum Haus folgte, da ahnte ich schon, dass es sich hierbei um seine Mutter handeln könnte, die ihn aber nicht kennt. Sein Verhalten danach fand ich schlüssig. Einerseits kann er sich vorstellen, mit Marah alt zu werden und Familie zu gründen, andererseits hat er Angst zu versagen. Diese widersprüchlichen Gefühle nehme ich ihm ab.

Besonders gefallen hat mir aber tatsächlich die angemalte Friedhofsmauer. Sowohl "Wer bist du", als auch "Wo bist du" haben für deine Geschichte eine zentrale Bedeutung. Das hast du super gemacht.

Sprachlich ist mir nichts aufgefallen, das mich gestört hätte.
Gerne gelesen!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peeperkorn,


auch wenn du mit dem Text nicht hundertprozentig warm geworden bist, schreibst du:

Das ist in zweierlei Hinsicht souverän erzählt, zum einen spannungstechnisch, weil unklar ist, wer Andrea ist und in welcher Beziehung Roland zu ihr steht. Das ist gut aufgebaut und dann auch ansprechend gelöst, am Ende gibt es diesen „Aha-Moment“, und es fügt sich alles an die richtige Stelle. Zum anderen ist das auch auf der Ebene des inneren Konflikts gut erzählt, mit der Mauer, dem Rauchen, dem Entschluss am Ende, wo der Frühling und neues Leben erwacht.
Das hat mich sehr gefreut, Peeperkorn!

Meine Hypothese: Die beiden Dinge, die du hier einzeln gut gemacht hast, interferieren.
Hm. Also vorweg: Großartig!, wie analytisch du an meinen Text gehst. Da steckt viel Überlegung dahinter. Merci vielmals :)!
Das heisst aber auch, dass er die Entwicklung von Roland nicht richtig mitvollziehen kann.
Ja, guter Punkt. Es ist nur eben so, dass ich den Schwerpunkt nicht auf das Wie, sondern das Warum gelegt habe.
Nach der Lektüre dachte ich mir, ich müsste den Text mit dem Wissen, das ich nun habe, noch einmal lesen, um auch die psychologischen, beziehungsmässigen Aspekte geniessen zu können.
Wenn dich das dazu gebracht hätte, nochmals zu lesen, fände ich das gar nicht schlimm :).
Nein, ich verstehe, was du sagen willst. Aber man kennt das doch aus Film und Lektüre. Tatsächlich ist es dann spannend für mich, Gesehenes/Gelesenes erneut mit dem neuen Hintergrundwissen anzuschauen bzw. zu lesen. Dann ist zwar die Spannung raus, dafür achte ich ebenfalls vermehrt auf die von dir angesprochenen Aspekte. Für mich ist das ein doppelter Gewinn :). Ein und den selben Stoff unter anderem Gesichtspunkt genießen zu können. Wenn es gut gemacht ist natürlich.
Die Szene, in der sich die beiden ihrer Liebe versichern, die bezieht ja einen grossen Teil ihrer Wirkung aus der Tatsache, dass der Leser nicht weiss, was los ist. Wenn der Konflikt hier schon klar wäre, dann würde man das hier überspringen wollen und lieber eine echte Auseinandersetzung lesen.
Das stimmt, du schreibst es ja auch selbst, wäre der Konflikt schon klar, wäre das Wie von größerem Interesse (also beim zweiten Lesen, wenn man so will). Ich habe den Schwerpunkt eben anders gesetzt.

Ich will das alles gar nicht so als Kritik formulieren, bloss als Anregung, um über Erzählabsichten nachzudenken und über die Frage, ob sich Erzählabsichten konkurrenzieren können.
Ich verstehe das schon richtig, Peeperkorn und es ist ein sehr interessanter Punkt, den du da ansprichst, über den es nachzudenken lohnt, klar.
Für meinen Text würde ich daraus ableiten, dass mein Ziel sein sollte, die Erzählabsichten nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zueinander abzubilden :). Ob das ansatzweise gelungen ist, weiß ich nicht. Wäre auch eine sehr große Herausforderung.

Da bin ich kurz gestolpert. Sie löst sich ja aus der Umarmung. Worauf bezieht sich dann die Frage: „War’s das?“ Also, das geht natürlich schon, aber in der psychischen Dynamik wäre es eindeutiger, wenn entweder er sich löst, oder sie eine andere Frage stellt. Aber ist nur ein winziges Detail.
Ja, kann sein, das überdenke ich noch. Es ist natürlich so, dass es eben in Marah brodelt, da finde ich es schon passend - nach der x-ten Auseinandersetzung (zuletzt in der Nacht) - wenn sie körperlich ihren Unmut und ihre Ungeduld zeigt. Ob das hinsichtlich der Frage passt? Ich lasse mir das durch den Kopf gehen, Peeperkorn.

»Oh, übertreib' nicht wieder. Du bist gerade mal vierunddreißig!«
Das „wieder“ macht Roland etwas unsympathisch. Das ist dieses typische Vorwurfsmuster: „Immer tust du x!“. Ist das deine Absicht? Ansonsten würde ich es streichen.
Ganz ehrlich: Ja, ist es :). Das lasse ich drin, spitzt auch den Konflikt (für mich) gut an.


Die weiteren Vorschläge von dir habe ich allesamt dankend eingebaut.


Und um es noch einmal klar zu machen, ich habe den Text gern gelesen, der hat viel Feingefühl in den Interaktionen, viele subtile Töne, das hat mir schon sehr gefallen.
Gern gelesen!
Wie schön, das freut mich ungemein!


Man kann sich als Autor einfach nur freuen, wenn du dich als Kritiker und Ratgeber in die Geschichten einschaltest. Das hilft ungemein weiter und regt enorm zum Nachdenken an.
Danke für deinen klugen Kommentar, Peeperkorn!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hallo weltenläufer,


freut mich, von dir zu lesen.

Das ist auch die für mich einzig arg konstruierte Stelle in dem text. Dass Roland da als Retter in Erscheinung treten kann, das ist natürlich perfekt.
Ja, das stimmt schon; passt natürlich in die Story. Roland hat sicher auf irgendeinen Moment gewartet, diesen wohl auch benötigt. Klar, steckt auch Symbolik dahinter und so ... Mja, würde ich halt gerne aufs Schicksal schieben, denn ich bin davon überzeugt, dass es solche "Zufälle" gibt. Und im Gegensatz zu mir, muss es auch keine Rechenschaft ablegen :).

Nachdem klar ist, was deinen Protagonisten abhält, war die Luft zu einem großen Teil raus für mich. Das war jetzt keine konfliktvertiefende Enthüllung.
Die sollte auch den Konflikt weniger vertiefen, sondern begreifbarer machen. Aber ich verstehe schon, was du meinst.

Psychologisch stimmig, aber irgendwie hat mir da noch ein letzter Kick gefehlt, eine kleine Zuspitzung noch zwischen den beiden ...
Kann ich schon verstehen. Ich habe halt einen anderen Schwerpunkt gesetzt.

Geschrieben sehr souverän und auf jeden Fall gern gelesen.
Danke.


Toll, dass du dir Zeit für meine Geschichte genommen hast. Danke für deine Gedanken und Ideen dazu; hat mich sehr gefreut, weltenläufer!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hallo RinaWu,


Sein Verhalten danach fand ich schlüssig. Einerseits kann er sich vorstellen, mit Marah alt zu werden und Familie zu gründen, andererseits hat er Angst zu versagen. Diese widersprüchlichen Gefühle nehme ich ihm ab.
Schön, dass dir das glaubhaft erscheint.

Besonders gefallen hat mir aber tatsächlich die angemalte Friedhofsmauer. Sowohl "Wer bist du", als auch "Wo bist du" haben für deine Geschichte eine zentrale Bedeutung. Das hast du super gemacht.
Sprachlich ist mir nichts aufgefallen, das mich gestört hätte.
Gerne gelesen!
Danke.


Liebe RinaWu, auch deine Rückmeldung hat mich sehr gefreut. Ich danke dir fürs Lesen und die lobenden Worte.


Gruß


hell

 

Hallo hell!

Es wurde ja schon von mehreren Kommentatoren gesagt, dass die Geschichte gut und souverän geschrieben ist. Dem stimme ich auf jeden Fall zu. Von der ganzen Schreibart her, gefällt es mir wirklich. Dieser unaufgeregte, klare Stil – ich mag das. Die Verbesserungen haben der Geschichte auch gut getan. Ist es eine runde Sache.

Vom Aufbau her hast Du es auch richtig getroffen. Der Wendepunkt kommt, als Roland sich wie ein Stalker verhält. Da wird es interessant. Und die Auflösung am Ende passt auch. Sie beleuchtet den Konflikt von einer anderen Seite – der Protagonist ist unsicher, ob er Kinder in die Welt setzen will, weil er seiner eigenen Identität nicht sicher ist. Er hat Selbstzweifel, die wahrscheinlich von der frühkindlichen Zurückweisung seiner richtigen Mutter herrühren.

Trotzdem erreicht mich der Text nicht ganz. Für sich genommen als Ereignisablauf funktioniert das Ganze. Aber ein konsistenter Ereignisablauf ist eben noch keine gute Story, wenn die handelnden Personen nicht plastisch hervortreten. Ich denke, dass Du versucht hast, die beiden Hauptpersonen durch Charaktersierungen ein wenig genauer zu beschreiben. Aber viel ist davon nicht zu sehen:

Marah – wünscht sich ein Kind mit Roland, wirkt unruhig, auf Rolands Entscheidung drängend, bläst sich Haar aus dem Gesicht, klatscht Roland auf den Hintern, scheint recht umgänglich zu sein

Roland – raucht, obwohl Marah es nicht mag, drückt sich um die Kinder-Entscheidung, liebevoll

Habe ich was vergessen? Klar kann man sich da schon was vorstellen, aber es fehlt meiner Ansicht nach das Besondere, das Einzigartige, die Merkmale, die jeder Mensch besitzt, die ihn unverwechselbar machen. Mir geht es beim Schreiben oft so, dass ich annehme, der Leser würde die Figur genau so plastisch sehen wie ich selbst. Dann fällt mir bei den Kommentaren auf, wie wenig ich dafür getan habe. Der Leser kann nicht in Deinen Kopf gucken. Er sieht nur, was Du ihm gibst und erfindet den Rest dazu. Das ist unter Umständen zu wenig.

Je prägnanter Du Deine Figuren beschreibst, desto mehr liegen sie dem Leser am Herzen. Das ist, glaube ich, eine wichtige Sache.

So viel erst mal von mir.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

schön, von dir zu lesen!

Von der ganzen Schreibart her, gefällt es mir wirklich. Dieser unaufgeregte, klare Stil – ich mag das.
Ist es eine runde Sache.
Vom Aufbau her hast Du es auch richtig getroffen.
Und die Auflösung am Ende passt auch.
Das freut mich natürlich.

Ich denke, dass Du versucht hast, die beiden Hauptpersonen durch Charaktersierungen ein wenig genauer zu beschreiben. Aber viel ist davon nicht zu sehen:

Marah – wünscht sich ein Kind mit Roland, wirkt unruhig, auf Rolands Entscheidung drängend, bläst sich Haar aus dem Gesicht, klatscht Roland auf den Hintern, scheint recht umgänglich zu sein

Roland – raucht, obwohl Marah es nicht mag, drückt sich um die Kinder-Entscheidung, liebevoll

Habe ich was vergessen?

Du schreibst ja selbst:
Er [der Leser] sieht nur, was Du ihm gibst und erfindet den Rest dazu.
Also ich verstehe deinen sehr guten Hinweis. Ganz klar.
Ich glaube, die Frage - gerade bei reduzierten, dichten Texten - ist immer: In wie weit ist der Leser dazu bereit, den Rest erfinden zu wollen. Wie weit darf der Autor gehen? Auf was darf er verzichten? Was muss er bringen?
Als Leser geht es mir so, dass mir Figurenzeichnung natürlich auch sehr wichtig ist, dass Figuren eine Seele haben sollten (wie maria.meerhaba immer so schön schreibt).
Vor allem bei Romanen finde ich das unverzichtbar, da ich ja dazu bereit sein muss, dem/den Protagonisten über viele Seiten hinweg zu folgen.
Bei Kurzgeschichten bin ich da nicht so streng. Da bin ich eher dazu bereit, zwischen den Zeilen zu lesen, zu extrapolieren, Projektionsfläche zu akzeptieren, Symbolik zu schlucken ... Hängt aber zugegebenermaßen sehr von meiner Tagesform ab.

Das ist ein schwieriges Feld, finde ich. Da probiere ich mich noch aus, tariere ich noch aus.
Für diesen Text schien mir das treffend. Es bot sich mir an, hinsichtlich Charakterisierung zurückzuschrauben, da Roland ja auch in einer Identitätsfindung steckt, da viel Unausgesprochenes verankert ist im Text; es mangelt ja hie und da an Tiefe in den Beziehungen. Zu sich selbst, Marah und gg der Mutter. Zu wenig, keine bzw. nicht zielführende Gespräche. Es sollte sich dann am Ende andeuten, dass da in Zukunft mehr Farbe ins Leben kommen könnte, von Roland, Marah und der Mutter. Dass ein Puzzlestück gelegt wurde. Aber eben erst gegen Ende.

Klingt immer doof zu sagen, ich habe das bewusst so farblos gehalten, aber ja, so ist es eben. Bei dir hat es nicht funktioniert, dir ist das zu wenig und das ist eine sehr wichtige Rückmeldung für zukünftige Geschichten von mir, für meine zukünftige Entwicklung. Ich werde das im Hinterkopf behalten, Achillus. Geht ja nicht nur dir so.

Je prägnanter Du Deine Figuren beschreibst, desto mehr liegen sie dem Leser am Herzen. Das ist, glaube ich, eine wichtige Sache.
Da gebe ich dir uneingeschränkt recht.


Mir ist jede Rückmeldung wichtig und ich bin dankbar für jeden Gedanken, der meinen Geschichten gewidmet ist. Trotzdem möchte ich betonen, dass ich mich besonders über deinen Besuch gefreut habe. Ganz einfach deswegen, weil ich deine Kommentare insgesamt sehr interessiert verfolge; da steckt viel Schlaues drin, aus dem man eine Menge Nutzen ziehen kann.
Vielen Dank!


Gruß


hell

 

Hallo hell!

Du hast die Geschichte interessant aufgebaut und schön eine falsche Spur von Marah hin zu Andrea und dann zurück zu Marah gelegt. Auch ich hatte mich gefragt, was das Stalking von Andrea zu bedeuten hatte.
Ich fand allerdings diese Beinahe-Unfall-Szene ein wenig "verunglückt";). Wenn eine Passantin beinahe plattgefahren wird, dann mault der Fahrer doch nicht einfach nur rum, während er weiterfährt. Es wäre schon aus Versicherungsgründen sehr viel wahrscheinlicher, dass er anhält und schaut, ob sie in Ordnung ist. Natürlich musstest du irgendwie einen Kontakt zu Andrea aufbauen, allerdings das fand ich wie gesagt jetzt etwas unglaubwürdig. Wie wäre es denn, wenn er ihr vor der Bäckerei einen Regenschirm zurück zu ihrer Haustür anbietet?

Abgesehen davon gefiel mir deine Geschichte allerdings gut und in sprachlicher und handwerklicher Hinsicht gibt's auch nichts zu meckern.

Viele Grüße vom EISENMANN

P.S. Vollends auf deine Seite hättest du mich natürlich gezogen, wenn der Bus anstelle der Brötchen dann doch Andrea zu Brei gequetscht hätte, HäHäHä!!!:D

 

Hey Eisenmann,


P.S. Vollends auf deine Seite hättest du mich natürlich gezogen, wenn der Bus anstelle der Brötchen dann doch Andrea zu Brei gequetscht hätte, HäHäHä!!!
Ich mag deinen Humor! Da musste ich echt lachen :D!

Ich fand allerdings diese Beinahe-Unfall-Szene ein wenig "verunglückt". Wenn eine Passantin beinahe plattgefahren wird, dann mault der Fahrer doch nicht einfach nur rum, während er weiterfährt. Es wäre schon aus Versicherungsgründen sehr viel wahrscheinlicher, dass er anhält und schaut, ob sie in Ordnung ist.
Vermutlich hast du recht, dennoch hab ich das schon erlebt! Zu seiner Entschuldigung: Er sieht ja, dass ihr nichts Schlimmeres zugestoßen ist, nachdem ihr Roland aufgeholfen hat, und - wie alle Busfahrer - steht er unter Druck. Aber ja, die Wunde auf der Stirn ...
Ich gebe dir jetzt einfach nochmals recht, trotzdem ist er weitergefahren :).

Natürlich musstest du irgendwie einen Kontakt zu Andrea aufbauen, allerdings das fand ich wie gesagt jetzt etwas unglaubwürdig. Wie wäre es denn, wenn er ihr vor der Bäckerei einen Regenschirm zurück zu ihrer Haustür anbietet?
Ja, das ist ein guter Einfall. Die "Actionszene" hätte es vielleicht nicht bedurft - haben ja auch andere angemerkt. Ich denke in jedem Fall noch mal darüber nach. Danke für die Idee und den Hinweis.

Abgesehen davon gefiel mir deine Geschichte allerdings gut und in sprachlicher und handwerklicher Hinsicht gibt's auch nichts zu meckern.
Freut mich, Eisenmann, merci.


Schön, dass du dir die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen hast! Deine Hinweise nehme ich dankend an und überdenke sie gerne.


Gruß


hell

 

Hallo hell,

du hast mir so wahnsinnig viel geholfen bei meinem Text, da will ich mich doch wenigstens ein bisschen erkenntlich zeigen.
Aber ich hab nicht besonders viel gefunden - alles schon ausgebessert. :D


Wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, ahnte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal.
Ich weiß, du willst mich bestimmt grad auf den Mond schießen. Aber ich stolpere immer. Für mich passen die Satzanfänge so gar nicht zusammen:
Wie Marah zupfte ... ahnte Roland.
Das ist amS, grammatikalisch einfach falsch. Aber ich könnte es auch nicht wirklich beweisen.
Ich würde immer sagen: Daran, wie Marah zupfte ...

R. erkennt etwas an einem bestimmten Verhalten/Sachverhalt.
Und dieser bestimmte Sachverhalt wäre momentan: wie sie zupfte.
R erkennt etwas wie sie zupfte. Merkst du das? Das ist falsch.
Ich könnte sagen an ihrem Zupfen/Wühlen ... erkannte er, dass
Oder:
daran, wie M zupfte, .... erkannte er, dass

Echt schwierige Sache, das wirklich zu benennen.


»Deine Schwester ... Immer das Schwesternding! Willst du nur Kinder, weil sie welche hat?«
Das Schwarze würd ich streichen. Ich finde sein Vorwurf, also die Frage. Das käme dann viel besser an!


GUt gefiel mir dann, wie du die Wand und die Aufschrift eingesetzt hast. Ich fand das auch ein bisschen lustig beim ersten Lesen, dass jemand statt "wer" "wo" eingesetzt hat. Beim zweiten Lesen merkt man all die symbolischen kleinen Fingerzeige. Er hat angefangen zu rauchen - Zeichen der Spannung - am Schluss gibt er es zu, dass er es tut, weil er die Geheimniskrämerei nicht länger will. Farbe bekennen will. So lustig, dass die Aufschrift farblich abgedeckt wird genau zu dem Zeitpunkt, wo er sich dann entschließt, zur leiblichen Mutter zu fahren. Ja, also beginnt, Farbe zu bekennen. Daran hast du bestimmt nicht gedacht, aber beim zweiten Lesen musste ich sofort daran denken.


Beim ersten Lesen hast du mich mit dem danach folgenden Absatz, wenn Roland zu seiner Mutter fährt, ziemlich in die falsche Richtung geführt. Nur daran, dass sie fünfzig war und so einigem anderen, das sich dann ganz anders wietrentwickelte als gedacht, konnte ich mir dann schon denken, dass was anderes los sein muss als eine Affäre. Also von daher recht spannend gemacht.


Sie wich einer Frau mit vorgestrecktem Schirm aus, kam ins Straucheln und stolperte auf die Fahrbahn. Zentimeter entschieden über Leben und Tod! Der Fahrer stieg in die Eisen und das tonnenschwere Fahrzeug rutschte unbarmherzig auf Andrea zu.
Streichkandidat. Mit dem Satz weiß man schon, dass sie nicht erwischt wird. Im nächsten baust du doch noch Spannung auf. Raus mit dem Ding.

Die Jeans war in Höhe der Knie zerrissen, die Frau troff vor Nässe und Schmutz.
Das klingt nach verkrampfter Synonymsuche a la die 50jährige Angestellte - ich übertreibs jetzt mal.
Ich denk mir oft, es wäre besser, den Namen oder das Personalpronomen einzusetzen, wenn man schon eine recht wichtige Figur installiert hat, als ein anderes Synonym zu suchen. Das wirkt auf mich künstlich. Wobei das hier nicht schlimm klingt. Ich wollte es einfach mal zwecks Überlegung anbringen.


Übrigens, das ist nur eine Sache am Rande, aber irgendwie gefiel mir das, dass der Bus die Brötchen zerquetscht hat. Da hatte man das Gefühl puahh, das war echt ganz schön knapp.


Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau. Nur für einen Augenblick. Neugierde funkelte in ihren großen Augen, die Mundwinkel kräuselten sich, als sie lächelte.
So - das ist die markante Stelle, an der ich mir dachte, nee, so einfach ist das mit der Liebschaft nicht. Männer Mitte dreißig haben seltener Liebhaberinnen, die 15 Jahre älter sind. Okay. Dann - eine Spielkameradin konnte sie auch nicht sein, daran musste ich "bei Mädchen" denken. Jedenfalls fand ich diese Stelle gut gemacht. Sie verunsichert einen auf positive Weise, ob die zurechtgelegte Inhaltsauslegung auch wirklich stimmt.
Außerdem - wenn es eine Affäre gewesen wäre - hätte sie ihn hier erkennen können/müssen. Tut sie aber nicht.

Sie verschwand im Haus, Roland kaufte Brötchen. Er stellte sie ihr vor die Tür, klingelte, rannte zu seinem Wagen, so, wie er damals als Junge davon gerannt war, wenn er einen Streich gespielt hatte. Er schaute durchs Fenster zurück. Sie öffnete, sah sich um und griff nach der Tüte. Rolands Beine begannen zu zittern.
Da machst du das wieder mit dem Bruch im positiven Sinn. Du lässt ihn reagieren wie ein Kind. Da dockt man ein bisschen an und weiß, das war eine sehr ernsthafte Begegnung für ihn, beamt ihn zurück in vergangene Zeiten, sonst würden seine Beine nicht zittern.


Und das nächste, wie die Puzzle miteinander spielen - irgendwie bist du schon ein Freund von so kleinen Fingerzeigen, die im Nachhinein erst Sinn ergeben.
Die zwei puzzeln sich was zusammen. Was Strampelndes. Naja, blöder Witz, eigentlich meine ich ja auch das Spiel, das sie zusammen spielen - das hat so viel auch mit seinem derzeitigen Lebensabschnitt zu tun, er muss die entsprechenden Teile von sich selbst finden. Und auch in ihrer Beziehung. Also vielleicht bewerte ich da was über, aber du scheinst mit ein echter Freund solcher Symbolismen zu sein. Selbst wenn es unbewusst geschehen sein mag.


Er war zeitig aufgestanden und hatte Frühstück gemacht. Orangensaft, perfekte Eier, Toast und Bacon - so, wie sie es mochte. Marah sah gelöster aus als sonst; und verschlafen.
»Na, müde?«, fragte er grinsend.
Sie schlug ihm zur Antwort auf den Hintern und ging ins Badezimmer, aber nicht, ohne ihm ein Lächeln zuzuwerfen.
Schön, wie du das machst. Ganz indirekt, keine blöden Fragen oder Angebereien. Aber man weiß sofort, die beiden hatten ein verdammt gute Nacht miteinander. ich sag doch, die puzzeln sich was zusammen.


Er strich mit den Fingern darüber, das Papier knisterte, würde die Falten jedoch nicht mehr loswerden. Zu oft hatte Roland das Schriftstück in Händen gehalten. Zu oft hatte er gelesen, was in Mädchenschrift von einem Kind geschrieben worden war, das selbst ein Kind zur Welt gebracht hatte: ihn, Roland Lierhaus.
Auch hier wieder - die Falten, etwas ist aufbewahrt, geschützt, aber es hat auch Spuren hinterlassen.

Roland warf einen Blick auf das Herz, das schon vor seiner Geburt für ihn gemalt worden war. Er schob es samt Schreiben in einen neuen Umschlag, adressierte ihn an Frau Andrea Nolting und klebte eine Marke darauf.
Schön und sehr süß, ohne schmalzig zu sein.


Eine schöne Geschichte, selbst wenn ich persönlich jetzt mit dem Thema nicht so viel anfangen kann und auch noch nie konnte, was den Teil mit dem Kinderwunsch betrifft. Aber für viele ist das ja ein sehr ernsthaftes Problem. Beziehungen scheitern daran.
Sehr viel dagegen anfangen kann ich persönlich mit seinem Problem, einem Kind nicht gerecht zu werden. Aus den Gründen eben, die er hier hat. Adoptiert zu sein - das ist wohl etwas, das immer viel mit Identitätsfragen zu tun hat. Und das ist immer ein spannendes Thema. Und du hast es auch spannend gemacht, und die kleinen symbolischen Fizzeleien, die sind einfach sehr nett.

Zu deinem Stil muss ich sagen, er ist wirklich sehr viel anders als meiner. Ich hab da dies mal drauf geachtet, weil ich dir ja immer ein bisschen zu viel mache :D Ja, stimmt, bei dir kommen keine Rumpeleien vor, nichts Umgangsprachliches, auch keine Bilderflut. Aber da merke ich auch dann einen unterschiedlichen Geschmack zwischen uns beiden, manchmal empfinde ich den Stil als etwas kühl. Da dürfte es ruhig auch mal rotzen und knautschen. Aber eigentlich ist das auch wieder unwichtig, weil so was von Geschmackssache. Und wer weiß, so recht ist das einem ja auch nichgt, wenn alle Stile gleich klingen - ich glaube hier - zu dieser Geschichte - zu diesen Protagonisten passt das Kühle auch schon ganz gut.

Viele Grüße an dich
von Novak

 

Ich misch mich mal ein, Novak:


Ich weiß, du willst mich bestimmt grad auf den Mond schießen. Aber ich stolpere immer. Für mich passen die Satzanfänge so gar nicht zusammen:
Wie Marah zupfte ... ahnte Roland.
Das ist amS, grammatikalisch einfach falsch. Aber ich könnte es auch nicht wirklich beweisen.
Ich würde immer sagen: Daran, wie Marah zupfte ...

Ginge denn auch: So wie Marah ... ?

 

Hej hell,

ich "arbeite" mich so durch die Challenge-Stories und bin sehr erfreut, dass du mir den Einstieg so leicht machst.

Wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, ahnte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal.

Und damit hast du mich. Ich muss wissen, wer Marah ist und was sie treibt.

Sie roch nach Make-up. Er liebte das.

Ich rieche lieber Seife. :hmm:

Die Nachbarn kümmerten sich um den ersten Rasenschnitt, als ob sie den Frühling herbeimähen könnten.

"Herbeimähen" ist süß.

Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau.

Wie wunderbar, dass er das kann.

Sie kamen gut voran, mit dem Spiel und dem Wein, den sie tranken.

:shy: ja, manchmal kommt man besser voran mit Wein, als einem lieb ist.

Und nachdem ich bemerkt habe, dass es gar nicht um die Frau geht, sondern um den Mann, begannen mich die Dialoge miteinander leicht ungeduldig werden zu lassen. Sie schienen so belanglos angesichts der geheimnisumwitterten Aktivitäten. So austauschbar. Ich hätte mir mehr Tiefe und "Nerven" gewünscht.

Die Auflösung hat mich dann wiederum sehr gerührt, auch die geäußerte Angst des Protagonisten und seine Zweifel. Ganz entzückend. Zum anderen war die Wende für mich eine echte Überraschung, dachte ich doch an Seitensprung und einer umgreifenden Sorge vor dem Erwachsenwerden und Verantwortung tragen für eine Familie. Umso packender dann das eigentliche Thema.

Ich habe mich allerdings gefragt, ob mir der Zufall des Unfalles zugesagt hat, oder ob es mir lieber gewesen wäre, Roland hätte den ersten Schritt aus eigener Kraft getan. Dennoch ist es natürlich eine Möglichkeit, die ich respektiere.

Ich habe mich gut unterhalten und an vielen Bildern und Formulierungen Freude gehabt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo hell,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Obwohl ich bei dem Titel eine komplett andere Richtung erwartet hatte....
Am Anfang bin ich etwas schwer reingekommen, aber spätestens als der Prota zum "Spanner" wurde, hatte mich die Geschichte gefangen.

Besonders der letzte Ansatz hat es mir angetan. Hat mir gefallen.

Grüße
Lind

 

Hey Novak,


schön, dass du vorbeischaust.

Wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, ahnte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal.
Ich weiß, du willst mich bestimmt grad auf den Mond schießen. Aber ich stolpere immer.
bernadette schrieb:
Ginge denn auch: So wie Marah ... ?
Überhaupt nicht, Novak, ganz im Gegenteil!
Ich habe ziemlich hin- und hergefummelt an dem Satz - ursprünglich hatte ich mal einen ganz anderen Einstieg - und ich hatte das mal so stehen, wie bernadette vorgeschlagen hat.
Hab's geändert, danke euch beiden.

»... Immer das Schwesternding! ...«
Das Schwarze würd ich streichen. Ich finde sein Vorwurf, also die Frage. Das käme dann viel besser an!
Gekauft.

Zentimeter entschieden über Leben und Tod!
Streichkandidat.
Einverstanden.

... die Frau troff vor Nässe und Schmutz.
... es wäre besser, den Namen oder das Personalpronomen einzusetzen, wenn man schon eine recht wichtige Figur installiert hat ...
Hast recht.

Und das nächste, wie die Puzzle miteinander spielen - irgendwie bist du schon ein Freund von so kleinen Fingerzeigen, die im Nachhinein erst Sinn ergeben.
...
Also vielleicht bewerte ich da was über, aber du scheinst mit ein echter Freund solcher Symbolismen zu sein. Selbst wenn es unbewusst geschehen sein mag.
Ja, das stimmt schon - meist auch sehr bewusst :).

Eine schöne Geschichte, selbst wenn ich persönlich jetzt mit dem Thema nicht so viel anfangen kann und auch noch nie konnte, was den Teil mit dem Kinderwunsch betrifft. Aber für viele ist das ja ein sehr ernsthaftes Problem. Beziehungen scheitern daran.
Sehr viel dagegen anfangen kann ich persönlich mit seinem Problem, einem Kind nicht gerecht zu werden. Aus den Gründen eben, die er hier hat. Adoptiert zu sein - das ist wohl etwas, das immer viel mit Identitätsfragen zu tun hat. Und das ist immer ein spannendes Thema. Und du hast es auch spannend gemacht, und die kleinen symbolischen Fizzeleien, die sind einfach sehr nett
Das freut mich, Novak, obwohl dich das Thema nicht wirklich interessiert.
Da musste ich an ernst offshore denken. Am schlimmsten dabei empfinde ich das -> sehr :D.

Zu deinem Stil muss ich sagen, er ist wirklich sehr viel anders als meiner. Ich hab da dies mal drauf geachtet, weil ich dir ja immer ein bisschen zu viel mache Ja, stimmt, bei dir kommen keine Rumpeleien vor, nichts Umgangsprachliches, auch keine Bilderflut.
Das finde ich gut, dass du Unterscheidungen siehst. Das spricht für einen eigenen Stil. Ist ja gut und wichtig, eine persönliche, individuelle Stimme zu haben.
Allerdings ...
... bei dir kommen keine Rumpeleien vor, nichts Umgangsprachliches, auch keine Bilderflut. Aber da merke ich auch dann einen unterschiedlichen Geschmack zwischen uns beiden ...
... muss ich dir hier widersprechen. Ich lehne das per se nicht ab, versuche das nur der Geschichte entsprechend anzupassen und dosiert zu machen.
... manchmal empfinde ich den Stil als etwas kühl. Da dürfte es ruhig auch mal rotzen und knautschen.
Aber genau das schien mir hier treffend. Rotzen und Knautschen fände ich hier unangebracht - also keine Geschmackssache, finde ich. Ich wollte das kühl und hab' das bewusst so gehalten.
Und du schreibst ja selbst ...
- ich glaube hier - zu dieser Geschichte - zu diesen Protagonisten passt das Kühle auch schon ganz gut.
Das finde ich eben auch :).


Liebe Novak, all das Positive von dir hebe ich jetzt nicht hervor, aber ich habe es vernommen und freue mich sehr darüber. Mit allem anderen hast du mir wie immer geholfen.
Herzlichen Dank für deinen Kommentar!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...

 

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