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Unter einer weißen Schicht

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21.04.2014
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Unter einer weißen Schicht

Daran, wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, erkannte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal.
»Ich bin spät dran«, sagte sie.
Er zog die Pyjamahose höher und schlurfte Richtung Küche. »Willst du Kaffee?«
Sie blickte auf die Uhr. »Machst du mir einen?«
»Klar.«
Marah öffnete den Kühlschrank. Er schlang die Arme um ihre Hüften, küsste ihren Nacken und legte das Kinn auf ihre Schulter. Sie roch nach Make-up. Er liebte das.
»Guten Morgen.«
»Morgen.« Ihre Hände ruhten einen Moment auf seinen, bevor sie sich aus der Umarmung befreite und die Tür schloss. »War's das?«
»Was denn?«, fragte er.
Marah schnaubte. »Wir haben uns gestern Nacht unterhalten. Vergessen?«
»Nein, hab ich nicht.« Roland drückte die Taste am Kaffeeautomaten. »Und was willst du hören? Ist ja nicht so, dass wir noch nie darüber gesprochen hätten.«
Sie blies sich erneut Haare aus dem Gesicht und wartete, bis die Tasse voll war. »Es wäre eben schön, wenn du mal konkret werden könntest. Wir sind bald fünf Jahre zusammen!«
»Ja, na und? Läuft das jetzt nach Zeitplan ab, wann man Kinder haben muss, oder wie?«
»Natürlich nicht. Aber fünf Jahre! Du schiebst die Entscheidung raus, bis es vielleicht zu spät ist. Ich hab' einfach Angst, morgens aufzuwachen und zu bereuen, dass ich keine mehr kriegen kann.«
»Oh, übertreib' nicht wieder. Du bist gerade mal vierunddreißig!«
»Meine Schwester hat schon ihr zweites mit vierunddreißig bekommen!«
»Deine Schwester ... Willst du nur Kinder, weil sie welche hat?«
»Nein, Roland.« Ihre Züge wurden weich. »Weil ich eine Familie mit dir gründen möchte.«
»Marah ...«
Sie hielt die Tasse fest umklammert.
»Gib mir noch etwas Zeit, okay?«
»Klar.« Blick zur Uhr, Strähnen aus der Stirn. »Wie du meinst.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter sich zu.

Roland schloss die Schreibtischschublade auf und kramte Zigaretten heraus. Er trat auf den Balkon und atmete tief durch. Es roch nach frisch geschnittenem Gras. Die Nachbarn kümmerten sich um den ersten Rasenschnitt, als ob sie den Frühling herbeimähen könnten.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite strich ein Mann in Arbeitskleidung die Friedhofsmauer an. Wer bist du?, stand darauf. Irgendwann hatte jemand das Wer durchgestrichen und ein Wo darunter gesprüht. Es war Roland zum Ritual geworden, den Satz auf sich wirken zu lassen und heimlich zu rauchen. Marah würde nicht gutheißen, dass er wieder angefangen hatte.
Die Farbrolle sauste runter und das Fragezeichen verschwand unter einer weißen Schicht. Er ärgerte sich über den Anstreicher.

Roland war nicht zu seinen Eltern gefahren, wie er Marah erzählt hatte. Er saß stattdessen hier im Wagen und starrte auf das Reihenhaus mit den Glasbausteinen neben der Eingangstür. Wie ein Spanner kam er sich vor.
Regentropfen auf der Windschutzscheibe brachen das Licht. Roland wollte eben den Scheibenwischer in Gang setzen, als Andrea Nolting aus dem Haus trat. Kein Zweifel, dass es sich um sie handelte, trotz der eingeschränkten Sicht. Sie hielt die Kapuze des Friesennerzes vorne fest und lief – an einer Haltestelle vorbei – Richtung Bäckerei; eine Querstraße weiter. Er steckte sich eine an, betätigte den Fensterheber und blies Rauch nach draußen. Es goss in Strömen.
Andrea betrat den Laden. Kurze Zeit später tauchte sie mit einer blauen Papiertüte wieder auf.
Irgendwo hupte es, sie drehte den Kopf und bemerkte die Leute nicht, die zur Haltestelle jagten. Sie wich einer Frau mit vorgestrecktem Schirm aus, kam ins Straucheln und stolperte auf die Fahrbahn. Der Fahrer stieg in die Eisen und das tonnenschwere Fahrzeug rutschte unbarmherzig auf Andrea zu. Im allerletzten Moment sprang sie nach vorn, stürzte bäuchlings auf die Straße und hatte Glück, dass kein entgegenfahrendes Auto unterwegs war.
Roland riss die Tür auf und spurtete los.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. Sein Herz raste, er ging in die Hocke und legte die Hand auf ihren Rücken.
»Was ist ...?«
»Geht es Ihnen gut?«
»Ich denke schon.« Sie drehte sich zur Seite und begutachtete ihre Hände. Die Haut war stark gerötet, schien jedoch unversehrt. Dafür klaffte eine Wunde auf der Stirn. Die Jeans war in Höhe der Knie zerrissen, Andrea troff vor Nässe und Schmutz.
»Kommen Sie, versuchen Sie mal, aufzustehen.« Roland griff mit der Linken unter ihren Arm und reichte ihr die Rechte.
»Danke.« Sie ließ sich aufhelfen.
Der Bus fuhr an und quetschte die Brötchen zu Brei. Der Fahrer maulte und fuchtelte wie wild mit den Armen, während die Fahrgäste maskenhaft aus beschlagenen Fenstern glotzten.
»Scheiße«, sagte Andrea und schaute auf die Überreste der zermanschten Papiertüte.
»Wissen Sie was, ich kaufe Ihnen neue, in Ordnung?«
»Oh, mir ist der Hunger vergangen.«
»Ja, das glaube ich.« Er begleitete sie zur überdachten Haltestelle. »Ziemliche Schramme auf ihrer Stirn.« Er zeigte auf die Schürfung.
Andrea tastete danach, Roland hielt sie davon ab. »Nicht anfassen! Das muss desinfiziert werden.«
»Ja, gut. Ich wohne gleich da drüben.«
Roland musterte das Haus, als nehme er es zum ersten Mal wahr. Er schlug den Kragen hoch. »Na dann los.«
Wenig später schloss sie auf und drehte sich zu ihm um. »Hören Sie, vielen Dank für alles!«
Er sah das Mädchen in der fünfzigjährigen Frau. Nur für einen Augenblick. Neugierde funkelte in ihren großen Augen, die Mundwinkel kräuselten sich, als sie lächelte.
»Keine Ursache«, sagte er.
»Ich sollte mich umziehen.« Sie rieb sich über die durchnässte Hose und bemerkte erst jetzt, dass sie zerrissen war.
»Natürlich. Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Ja, danke.« Sie zögerte, streckte ihm die Hand entgegen. »Sie sind ganz nass geworden.«
»Das macht doch nichts«, sagte er.
»Ich heiße übrigens Nolting. Andrea.«
»Roland Lierhaus«, sagte er. »Freut mich.«
»Ja, mich auch und Danke noch mal«.
Sie verschwand im Haus, Roland kaufte Brötchen. Er stellte sie ihr vor die Tür, klingelte, rannte zu seinem Wagen, so, wie er damals als Junge davon gerannt war, wenn er einen Streich gespielt hatte. Er schaute durchs Fenster zurück. Sie öffnete, sah sich um und griff nach der Tüte. Rolands Beine begannen zu zittern.

Marah trug vorsichtig die Sperrholzplatte mit dem unfertigen Puzzle darauf zum Esszimmertisch. Der Rahmen des Jan-van-Goyen-Bildes war bereits fertig ausgelegt, verschob sich beim Tragen jedoch ein wenig.
»Scheiße«, zischte sie und rückte alles wieder gerade.
»Na, wie weit bist du?«, fragte Roland und nahm neben ihr Platz.
»Na ja, geht so.«
Er starrte auf die losen Puzzleteile, wühlte herum, schnappte sich eines und setzte es zielstrebig am vorgesehenen Ort ein. Die Wolke war ein Stückchen über die befahrene See gewachsen.
»Wow!« Marah sah ihn sichtlich überrascht an. »Nicht schlecht!«
»Siehste mal.« Er lächelte. »Und du sagst immer, mir fehlt die Geduld für so was.«
»Okay, dann hilf mir ein bisschen. Hast du Lust?«

Sie kamen gut voran, mit dem Spiel und dem Wein, den sie tranken.
»Marah, ich möchte mit dir alt werden.« Er hatte ihre Hand gepackt und sah sie an.
»Also ich bin froh, dass wir's noch nicht sind«, sagte sie. »Andererseits, wenn ich mir deine grauen Schläfen ansehe ...«
»Ich meine das so.«
»Wirst du jetzt gefühlsduselig, oder was?«
»Nein.«
Sie sah wohl etwas an ihm. »Ich wünsche mir das genauso.«
»Und ich will Kinder mit dir. Und Enkelkinder, mit denen du puzzeln kannst und mit denen ich ins Stadion gehe.«
»Das ist schön.« Marahs Augen wurden feucht.
»Ich weiß nur nicht, ob ich das bringe. Ob ich gut genug bin. Keine Ahnung, vielleicht versau ich's ja und du hasst mich dafür und die Kinder hassen mich und ich mich selbst am meisten.«
»Roland, ich glaube, die Frage könnte sich jeder stellen.«
»Ja, mag sein ... Ach, ich weiß nicht.«
»Wir werden das hinbekommen, da bin ich mir absolut sicher. Ich will dich auch nicht unter Druck setzen, wirklich nicht, es ist nur so ...«
»Ja, ist klar. Ich brauche nur noch etwas Zeit. Bitte.«
Marah legte den Kopf an seine Brust. Er vergrub Nase und Mund in ihrem Haar.
»Ich liebe dich, weißt du?«, sagte er.
»Ich liebe dich, und wie.«

Er war zeitig aufgestanden und hatte Frühstück gemacht. Orangensaft, perfekte Eier, Toast und Bacon - so, wie sie es mochte. Marah sah gelöster aus als sonst; und verschlafen.
»Na, müde?«, fragte er grinsend.
Sie schlug ihm zur Antwort auf den Hintern und ging ins Badezimmer, aber nicht, ohne ihm ein Lächeln zuzuwerfen.

Nachdem Marah zur Arbeit gegangen war, setzte er sich an den Schreibtisch, öffnete die unterste Schublade und tastete an dessen Unterseite nach der Klarsichthülle, die dort klebte. Den Brief darin fummelte er raus und legte ihn vor sich ab. Er strich mit den Fingern darüber, das Papier knisterte, würde die Falten jedoch nicht mehr loswerden. Zu oft hatte Roland das Schriftstück in Händen gehalten. Zu oft hatte er gelesen, was in Mädchenschrift von einem Kind geschrieben worden war, das selbst ein Kind zur Welt gebracht hatte: ihn, Roland Lierhaus.

Die Adoptiveltern hatten ihn bereits mit vierzehn eingeweiht – so alt war auch seine schwangere Mutter gewesen. Jahre später hatte er den Brief erhalten, der beim Jugendamt für ihn hinterlegt worden war.
Anfangs hatte er geglaubt, darin etwas finden zu können. Etwas von Bedeutung. Irgendwann hatte er entschieden, dass es keine Rolle spielte.

Roland warf einen Blick auf das Herz, das schon vor seiner Geburt für ihn gemalt worden war. Er schob es samt Schreiben in einen neuen Umschlag, adressierte ihn an Frau Andrea Nolting und klebte eine Marke darauf.

Ein Frühlingstag erwachte, die Vögel sangen Liebeslieder und die goldene Stunde tauchte die Friedhofsmauer in warmes Licht. Er nahm einen letzten Zug und wollte die Kippe über das Geländer schnippen, drückte sie aber stattdessen im Blumenkübel aus. Marah sollte ruhig bemerken, dass er geraucht hatte.

Roland stand mitten im Raum wie jemand, der nicht aus Fleisch und Blut bestand, sondern aus Wachs gegossen war. Er hielt den Brief in Händen. Dann holte er tief Luft, schnappte sich den Füller von der Ablage und fügte auch noch den Absender hinzu.

 

Novak schrieb:
Das ist amS, grammatikalisch einfach falsch. Aber ich könnte es auch nicht wirklich beweisen.
Ich würde immer sagen: Daran, wie Marah zupfte ...

R. erkennt etwas an einem bestimmten Verhalten/Sachverhalt.
Und dieser bestimmte Sachverhalt wäre momentan: wie sie zupfte.
R erkennt etwas wie sie zupfte. Merkst du das? Das ist falsch.
Ich könnte sagen an ihrem Zupfen/Wühlen ... erkannte er, dass
Oder:
daran, wie M zupfte, .... erkannte er, dass

Echt schwierige Sache, das wirklich zu benennen.


Novak hat an sich sehr gut dargestellt, warum der Satz nicht funktioniert, hell, und dir auch eine taugliche Alternative vorgeschlagen. Du aber hast dich offenbar für bernadettes Variante

bernadette schrieb:
Ginge denn auch: So wie Marah ... ?
entschieden:

hell schrieb:
So, wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, ahnte Roland, dass es in ihr brodelte.
Und die ist leider genauso falsch, wie deine ursprüngliche. :D

Also schauen wir noch mal (Der Einfachheit halber hab ich den Satz komprimiert.):
So, wie Marah an ihrer Bluse zupfte, ahnte Roland, dass es in ihr brodelte.

Subjekt: Roland
Prädikat: ahnte
wie Marah an ihrer Bluse zupfte, … eindeutig ein Nebensatz (ein „modaler Aussagenebensatz“, um genau zu sein.)
Und was ist jetzt das einleitende Adverb „So“? Hm.
Zum Hauptsatz kann’s ja wohl nicht gehören, weil der dann ja so lauten würde:
So ahnte Roland, dass…
Okay, probieren wir’s mit einem anderen Adverb. (Novak hat "daran" vorgeschlagen)
Daran ahnte Roland, dass ...
Mist, haut auch nicht hin. Jetzt passt das Verb wieder nicht. Aber auch da hatte Novak einen Vorschlag:
Daran erkannte Roland, dass ...

Voilà! Jetzt passt’s.

Warum ich das jetzt noch einmal so ausführlich dargestellt hab?

Ganz einfach, hell, weil ich dir und all jenen, die bisweilen vor solchen nicht sofort durchschaubaren Syntaxproblemen stehen, klar machen will, dass es manchmal nicht die schlechteste Idee ist, sich auf die simple Technik des Satzgliederbestimmens zu besinnen, eine Technik, die wir einstens in glücklichen Kindertagen genauso souverän beherrschen mussten wie das kleine Einmaleins.
Oder, anders gesagt: Non scholae sed vitae discimus. :D

 

Hey offshore,

Satzgliederbestimmen für Dummies, hm?

Ich hab's geändert; ihr habt mich überzeugt :).

Danke für deinen guten, wenngleich gönnerhaft wirkenden Komm.

Gruß

hell

 

Sorry, hell, wenn ich jetzt wie ein Klugscheißer geklungen hab. In Wahrheit hab ich mir ja selber die Zähne dran ausgebissen, den Fehler in dem Satz dingfest zu machen.
Also bitte nicht bös sein. :shy:
Danke.

 

Hej Kanji,


Und nachdem ich bemerkt habe, dass es gar nicht um die Frau geht, sondern um den Mann, begannen mich die Dialoge miteinander leicht ungeduldig werden zu lassen.
Ja, das kann ich verstehen, da du einen anderen Fokus hattest.

Die Auflösung hat mich dann wiederum sehr gerührt, auch die geäußerte Angst des Protagonisten und seine Zweifel.
Das freut mich, Kanji.

Zum anderen war die Wende für mich eine echte Überraschung, dachte ich doch an Seitensprung und einer umgreifenden Sorge vor dem Erwachsenwerden und Verantwortung tragen für eine Familie. Umso packender dann das eigentliche Thema.
Das eigentliche Thema kristallisiert sich erst spät aus, ja. Ich wollte das peu à peu verdeutlichen - ein wenig Enthüllungsgeschichte. Schön, dass du überrascht wurdest :).

Ich habe mich allerdings gefragt, ob mir der Zufall des Unfalles zugesagt hat, oder ob es mir lieber gewesen wäre, Roland hätte den ersten Schritt aus eigener Kraft getan. Dennoch ist es natürlich eine Möglichkeit, die ich respektiere.
Mit dem "Zufall" hatten schon andere Probleme. Roland hat auf irgendwas gewartet, denke ich. Es bedurfte erst einer Initialzündung, um ihn letztendlich in Bewegung zu setzen. Und er bewegt sich dann ja auch.

Ich habe mich gut unterhalten und an vielen Bildern und Formulierungen Freude gehabt.
Schön, das lese ich natürlich sehr gerne; schön auch, dass dir der Einstieg leicht gefallen ist, dass er dich neugierig machen konnte.


Liebe Kanji, hat mich sehr gefreut, dass du dir Zeit für meine Geschichte genommen hast und dir Gedanken zu ihr gemacht hast. Vielen Dank!


Gruß


hell


Hallo Lind,


Am Anfang bin ich etwas schwer reingekommen, aber spätestens als der Prota zum "Spanner" wurde, hatte mich die Geschichte gefangen.
Gerade der Anfang scheint zu polarisieren. Dass ich dich später fangen konnte ist deshalb umso schöner.

... mir hat deine Geschichte gut gefallen.
Besonders der letzte Ansatz hat es mir angetan. Hat mir gefallen.
Wie schön :).


Auch dir, Lind, tausend Dank für deine Zeit und Gedanken zu meinem Text. Hat mich sehr gefreut.


Gruß


hell

ernst offshore

Also bitte nicht bös sein.
Iwo, offshore, bin ich natürlich nicht :).

Gruß

hell

 

Hallo hell,

nachdem Du schon viele Kommentare bekommen hast und die Geschichte sich im Gegensatz zur ersten Variante (noch) flüssig(er) liest, mache ich es kurz.

Mir geht es ein wenig so, wie es Maria.meerhaba geschrieben hat. Die Geschichte ist gut erzählt, flüssig geschrieben, hat einen ruhigen Erzählton, aber so richtig packen tut sie mich nicht. Wahrscheinlich, weil dann doch der innere Konflikt, in dem sich Roland befindet, für mich nicht stark genug ist. Das ist aber nicht zu beheben, ohne die Geschichte grundlegender zu ändern.

Also gute Geschichte und Deinen nächsten Text werde ich sicher lesen, denn ich bin schon viel, viel, viel schlechter unterhalten worden.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Geschichtenwerker,


ja, du hast recht, die Geschichte wäre eine andere, wenn ich den inneren Konflikt in den Fokus rückte. Ich kann schon verstehen, dass du auf Distanz bleibst, dass dich der Text nicht "gepackt" hat. Ich persönlich mag das zuweilen. Ich muss nicht immer völlig eintauchen und mitfiebern. Und in diesem Text war mir das Thema Distanz im weitesten Sinne auch wichtig. Gerade hinsichtlich der Figur Rolands.

Schön, dass du dich trotzdem einigermaßen unterhalten gefühlt hast, Geschichtenwerker.

Vielen Dank für deine Zeit, fürs Lesen und deinen Kommentar. Hat mich gefreut!


Gruß


hell

 

Hallo hell,


Ich freue mich, wie hoch das Niveau bei diesem Challenge ist und habe deine Geschichte gern gelesen.

Der Titel ist dir ziemlich gut gelungen, weil er meine Neugierde anheizt. Was könnte das wohl sein, was du damit ankündigen willst: eine weiße Schicht Schnee, dick aufgetragene Schminke, Papierschicht, Farbschicht. Du siehst, der Titel ist "vielschichtig" und vieldeutig.
Das Challengethema hast du auch ohne Frage erfüllt.

Was ich bewundere ist, dass du es geschafft hast, ein eigentlich abendfüllendes, also romanfüllendes Thema in eine Kurzgeschichte zu packen, ohne dass man das Gefühl hätte, es fehle etwas.
Wofür manche Autoren einen ganzen Roman drauf verbraten würden, schaffst du es in der Kürze, die einem für eine Kurzgeschichte nur gegeben ist, genauso viel an Aussage hineinzubringen. Respekt vor dieser Leistung!

Eigentlich habe ich an dieser Geschichte auch nichts zu meckern, bis auf zwei Dinge.

Zum einen empfinde ich den Plot als relativ ausgelutscht, wenn auch das jetzt so klingt, als wäre mir nicht bewusst, wie bewegend es für einen Menschen ist, zu erfahren, dass die leibliche Mutter einen zur Adoption weggeben hat. Dieses vermutlich vernichtende Gefühl des Imstichgelassenwerdens ist keine Kleinigkeit. Dennoch empfinde ich deine Geschichte so, als hätte ich das alles schon mal gelesen und das liegt daran, dass du ein altbekanntes Thema auch altbekannt umsetzt.

Da hadert jemand mit seinem Schicksal und versucht mehr oder weniger direkt Kontakt zur Erzeugerin aufzunehmen.
Klar, man kann das Rad nicht neu erfinden und ich habe auch wirklich nichts gegen Plots, die sich wiederholen. Aber ich wäre bei deiner Geschichte noch begeisteter, wenn es dir gelungen wäre, den Plot innovativer umzusetzen.

Zum anderen steckt in deiner Geschichte ein Punkt, an welchem ich die Übergänge nicht geschmeidig genug empfand. Es ist, du wirst es dir sicherlich schon denken können, genau die Stelle, an welcher dein Protagonist mitansieht, wie seine Mutter verunfallt. Es ist alles recht spannend geschrieben, so dass ich erst Mal einfach drauflos gelesen habe, aber zwischendrin fragte ich mich dann doch immer wieder, was dieser Szenenwechsel jetzt für einen Sinn hat.
Klar, der hatte durchaus Sinn, ich will dir dieses Sequenz nicht ausreden, hätte nur gerne einen flüssigeren Übergang. Vielleicht bist du ja auch nicht mit diesem Teil deiner Geschichte zufrieden und arbeitest noch daran.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,


ich freue mich, dass du einen kritischen Blick auf meinen Text geworfen hast und ich freue mich noch mehr, dass dir die Geschichte ganz gut gefallen hat.

Was die Kritikpunkte anbelangt: Ja, das Thema ist nicht neu, natürlich hast du recht und vielleicht setze ich mich tatsächlich irgendwann noch mal an die Geschichte und versuche etwas Spezielles, Einzigartiges einzubringen.
Über den Übergang mache ich mir gerne noch weitere Gedanken. Danke für den Hinweis.

Das Niveau bei dieser Challenge empfinde ich ebenso als sehr hoch. Schon interessant und bemerkenswert, was die Horde Wortkrieger aus dem Thema geholt hat. Sehr spannend, unterhaltsam und auch anstrengend, sich durch so viele Texte arbeiten zu müssen, die man nicht einfach links liegen lassen kann :).


Liebe lakita, vielen Dank, dass du dir die Zeit fürs Lesen und Kommentieren genommen hast. Dein Besuch hat mich sehr gefreut!


Gruß


hell

 

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