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Thema des Monats Zwei Leben

Beitritt
15.10.2015
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Zwei Leben

"Nun mach schon, komm in Gang - an der Abfahrt muss ich raus!"
Marc betätigte die Lichthupe und fuhr noch etwas dichter auf. Die Wirkung auf seinen Vordermann war gleich Null. So kam er nicht an dem Audi auf der rechten Spur und der dahinter klebenden Kolonne vorbei, die ihn vom Verzögerungsstreifen trennten. "Bin ich denn wieder nur von Idioten umgeben!"
Katya war mit Sicherheit schon beim zweiten Glas Schampus, nachdem sein Kundentermin länger gedauert hatte. Er würde ganz bestimmt nicht weitere zwanzig Minuten für einen Umweg drangeben. No way!
"Eine Lücke ist da, wo man eine macht!" Marc tippte kurz auf die Bremse und zog dann nach rechts, Blinken war entbehrlich. Der Stern auf der Haube seines Coupés führte ihn zielsicher zwischen dem Audi und der nachfolgenden Reisschüssel direkt in die Biegung der Abfahrt hinein. "Yesss!", lachte Marc befriedigt. Der Abend war gerettet.
In den Rückspiegel blickte Marc nicht. Sonst hätte er noch sehen können, wie der kleine Suzuki beim Ausweichen ins Schlingern kam und von der Leitplanke zurück in den fließenden Verkehr prallte. Auch die Gestalt im dunklen Mantel, die am Ende der Ausfahrt stand und interessiert das Geschehen auf der Autobahn beobachtete, fiel Marc nicht auf.

*

"Wo warst du so lange? Dein Handy war aus."
Der Vorwurf gab ihrer Stimme eine dunkle Färbung. Warum war Silvana überhaupt wach? Das Nachthemd unter ihrem Hausmantel sagte Marc, dass sie schon im Bett gewesen war. Ihre Augen waren gerötet, vielleicht vor Müdigkeit.
"Im Büro. Ich hab dir doch heute früh schon gesagt, dass es länger dauern würde. Ich musste ja den Termin morgen mit Vollbrecht und Lork vorbereiten. War ganz schön tricky, aber meine Präsentation wird sie ..."
"Die Polizei war hier." Sie schob das Kinn vor und blickte Marc geradeheraus in die Augen. "Möchtest du mir erklären, wie du gleichzeitig im Büro eine Präsentation vorbereiten und auf dem Stadtring einen Unfall verursachen kannst?"
"Ich? Das muss ein Irrtum sein, Baby", setzte er an. Als er sich selbst hörte, war ihm bereits klar, wie platt und abgegriffen die Phrase klang.
"Die Beschreibung deines Autos, samt Kennzeichen? Bitte halt mich nicht für blöd, das ist noch verletzender als deine dauernden Affären." Ihre Stimme wurde nur wenig lauter, blieb kontrolliert. Ein schlechtes Zeichen. "Aber ich war ja wohl auch blöd. Wie oft hast du mir versprochen, dass du dich ändern würdest? Und ich dumme Kuh habe dir immer wieder geglaubt."
"Silvie, du siehst das falsch, lass es mich erklären. Ich habe ..."
"Bemüh dich nicht." Sie wandte sich ab und ging den Flur zum Schlafzimmer zurück. Kein Gezeter. Keine Scherben. Fuck! Diesmal meinte sie es ernst.
Bevor sie die Tür schloss, sagte Silvana, ohne zurückzuschauen: "Drei Fahrzeuge übrigens. Zwei Schwer- und zwei Leichtverletzte."

*

"Silvana di Santo und Marc Roschinski, damit ist Ihre Ehe geschieden. Die beschriebene Sorgerechts- und Unterhaltsregelung geht Ihnen binnen zwei Wochen auch schriftlich zu. Die Verhandlung ist geschlossen."
Marc rammte seine Unterlagen in die Ledermappe und eilte zum Ausgang des Saals. Sein Anwalt holte ihn kurz vor der Tür ein. "Kein Shakehands mit der Gegenpartei, was?"
"Ich glaub's nicht!" Die Anstrengung, nicht zu laut zu werden, ließ Marcs Stimme zittern. "Ausgezogen bis aufs Hemd! Wofür bezahle ich Sie eigentlich?"
"Zum Beispiel dafür, dass ich Ihnen geraten habe, sich außergerichtlich zu verständigen? Ihre Frau wäre uns weit entgegengekommen, aber Sie haben ja darauf bestanden, es auf die harte Tour durchzuziehen."
"Weil ich verdammt noch mal im Recht bin!", unterbrach Marc den Advokaten. Gemeinsam bogen sie in den Korridor ein. "So eine geldgeile ..."
"Dann hätte auch Ihr Umgangsrecht für Philipp großzügiger ausfallen können", fuhr der Anwalt ungerührt fort. "Aber so eine frische Strafe wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht, auch wenn es zur Bewährung ist - das schafft bei Familienrichtern nicht gerade Vertrauen in elterliche Fürsorge und Verantwortung."
"Und diese Scheißrente für die alte Schabracke, die ihren Fuß verloren hat - die hätte er vor der Berechnung des Unterhalts abziehen müssen, statt sie allein auf meinen Anteil abzuwälzen!" Marc schob sich unwirsch an einem Mann im dunklen Mantel vorbei, der den Flur verengte. Der Mann sah Marc und seinem Anwalt hinterher.
"Tut mir leid, Herr Roschinski, aber in dem Punkt ist die Rechtslage nun wirklich eindeutig. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss zu einem weiteren Termin. Meine Rechnung geht morgen an Sie raus. Auf Wiedersehen!"
"Du mich auch!", knurrte Marc, als sein Anwalt im Seitengang verschwunden war. Jetzt brauche ich was zu trinken.

*

"Was hat mich bloß jemals geritten, eine Italienerin zu heiraten!"
Marc winkte der Bedienung. Andreas sah ihn stirnrunzelnd an. "Meinst du wirklich, dass du noch einen brauchst?"
"Die hatte schon damals vor Gericht so einen abgewichsten Mafiaanwalt. Und jetzt macht sie auf Super Mamma!" Marc gestikulierte, wie es die Klischee-Italiener in der Nudelwerbung taten.
"Und das liegt daran, dass ihre Großeltern als Gastarbeiter aus Apulien kamen?", lachte Andreas. "Jetzt mach aber mal 'nen Punkt. Sie ist doch so deutsch wie du und ich."
"Ach, und warum versucht das sture Weib mir dann meinen Sohn vorzuenthalten?", fragte Marc grimmig. "Italienische Übermutterscheiße, sag ich dir."
"Vielleicht, weil du schon mehrmals eine Fahne hattest, als du Philipp abgeholt hast?" Andreas hielt dem zornig aufflackernden Blick stand. "Beate hat's mir erzählt, die beiden treffen sich immer noch ab und zu. Mensch, Marc, da hätte sogar ich Bedenken. Und ich brauche dir doch wohl nicht zu erzählen, dass der Junge ihr alles bedeutet."
"Bist auch noch auf ihrer Seite, was? Toller Freund bist du! Shit, Andy, habt ihr euch jetzt alle gegen mich verschworen?" Marc rieb sich mit den Handballen die Augen. Er holte tief Luft und stieß sie seufzend wieder aus. "Ich krieg's im Moment echt von allen Seiten. Vom Kollmann auch wieder. Der hat mich doch nach dem Unfall damals vom Großkunden-Account abgezogen und in die Akquise gesteckt, von wegen 'Imageproblem'. Und jetzt macht er mir die Hölle heiß, weil ich die Zielzahlen nicht erreiche, die er sich für mich ausgedacht hat. Ich sag dir, das ist ein abgekartetes Spiel. Der will mich rauskanten!"
"Kann er das denn? Selbst wenn es der Firma gerade nicht so geht - da braucht man doch 'nen Sozialplan und den ganzen Kram. Und du hast für Exfrau und Kind zu zahlen."
"Ich werde bestimmt nicht abwarten, um es rauszufinden." Marc hob sein leeres Glas an die Lippen und knallte es wieder auf den Tisch. "Kriegt man hier auch irgendwann noch mal was zu trinken, verdammt!", brüllte er in Richtung Tresen. Ein Thekengast im langen Mantel drehte sich neugierig nach ihm um.
"Morgen haue ich Kollmann meine Kündigung auf den Tisch. Ich krieg schon was Neues. Was Besseres." Marc schob die Lippen vor. "Hab schließlich immer noch beste Referenzen."

*

"Was willst du hier?"
Silvana ließ die Kette vorgelegt. Marc stützte sich am Türrahmen ab. "Ich will meinen Sohn."
"Spinnst du? Wir hatten nichts abgemacht."
"Ich will ihn sehen." Er ballte die Faust. "Ich hab Rechte, verdammt!"
"Ist das alles, worum es dir geht? Deine Rechte? Fragst du dich auch ab und zu mal, was für Philipp gut ist?"
"Halt mir keine Vorträge und rück den Jungen raus!"
"Rausrücken? Du bist wohl nicht mehr bei Trost! Nur noch in meinem Beisein, du kennst die neue Regelung. Außerdem ist er heute mit meinem Vater unterwegs." Silvana rümpfte die Nase. "Und wenn du wieder besoffen bist, schon mal gar nicht. Ist ja ekelhaft!" Sie zog den Hausmantel fester um sich, unter dem ihre nackten Beine hervorschauten.
Den hab ich ihr geschenkt. "Da ist jemand bei dir, oder? Wer ist es?!"
"Ich wüsste nicht, was dich das noch angeht." Silvana verschränkte die Arme und sah Marc herausfordernd an. "Aber wo du schon mal da bist - können wir irgendwann mal wieder mit Unterhalt rechnen?"
Er senkte den Blick und schwieg.
"Nicht zu fassen! Ich lasse mir ja eine Menge gefallen. Aber dass du dir gar keine Gedanken machst, wie du deinen Sohn versorgst!"
"Meine Ersparnisse hast du doch schon, was willst du denn noch!", verteidigte sich Marc. "Ich kriege in der ganzen Branche keinen Fuß mehr an die Erde. Kollmann hat mich überall schlechtgeredet, darauf könnte ich wetten! Soll ich etwa als Müllmann gehen?"
"Vielleicht musst du nur mal von deinem hohen Ross runter. Bist wohl doch nicht mehr der Topmann, für den du dich hältst!"
"Was weißt du schon davon, für dich ist Arbeit doch eh ein Fremdwort. Hast ja noch nie selbst 'nen Finger krumm gemacht!"
Silvana schüttelte den Kopf. "Das muss ich mir nicht anhören, Marc. Nicht mehr. Zum Glück!" Sie schlug die Tür zu, öffnete sie dann noch einmal einen Spaltbreit. "Und lass dir ja nicht einfallen, wieder Sturm zu klingeln, sonst rufe ich diesmal die Polizei. Die kennst du ja noch von damals."
Bitch!

*

"Hallo, Marc!"
"Kennen wir uns?", fragte Marc und blinzelte in das Licht der Straßenlaterne, die dem Mann von hinten über die Schulter schien. Langer Mantel, graues Haar, Allerweltsgesicht. Das konnte sonst wer sein. Bloß keiner von den alten Geschäftspartnern, das muss ich echt nicht haben.
"Oh, noch nicht sehr gut. Aber das können wir ja ändern." Die Wärme des Lächelns schaffte es nicht bis in die Augen des Fremden. "Wir haben uns allerdings schon ein paarmal gesehen. In besseren Tagen. Das Leben hat dir übel mitgespielt, was?"
"Was geht Sie das an?", schnauzte Marc. "Wer sind Sie? Und wo sollen wir uns gesehen haben?"
"Du kannst mich Edgar nennen", sagte der Mann und schmunzelte, als habe er einen kleinen, aber gelungenen Scherz gemacht. "Ich habe mitverfolgt, wie es mit dir bergab ging: Unfall - Verurteilung - Scheidung - Kündigung - Arbeitslosigkeit. Ein Abstieg wie aus dem Bilderbuch. Aber so richtig kaputtgemacht hat dich der Alkohol. Und jetzt - obdachlos auf einer Parkbank."
"Ich bin nicht obdachlos! Ich sitze einfach gerne hier. Und hören Sie auf, mich zu duzen, wir sind keine Saufbrüder."
"Oh, ich vergaß - das verlotterte Einzimmerloch, für das du seit drei Monaten die Miete nicht bezahlt hast. Ja, da würde ich die Nächte auch freiwillig im Park zwischen Wanzen-Willi und der dicken Paula verbringen." Das spöttische Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war. "Ich kann dir helfen, Marc."
"Sie? Mir?" Marc spuckte aus. "Ich brauche keine Hilfe." Als der andere ihn unverwandt ansah, fügte er hinzu: "Und was könnten Sie schon für mich tun?"
Edgar breitete theatralisch die Arme aus. "Ich kann dir wieder ein richtiges Leben geben!", rief er. "Stell dir vor, du könntest die Zeit zurückdrehen und dich noch mal neu entscheiden. Du könntest den verdammten Unfall verhindern und dein kleines heuchlerisches Dasein ungestört weiterführen. Oder du könntest deine Affären beenden und mit Silvana als treuer Ehemann leben. Du könntest auch deinen Job behalten und dich ein bisschen mehr ins Zeug legen. Und vielleicht öfter mal die Finger von der Flasche lassen. Du hast die Wahl!"
"Mann", brummte Marc, "aus welchem Märchenbuch sind Sie denn entsprungen? Oder aus welcher Anstalt?" Er schaute dem Mann ins Gesicht - und konnte seinen Blick nicht mehr von dessen Augen lösen. Edgars Pupillen schienen sich zu weiten, als ob sie Marc aufsaugen wollten. Eine Leinwand öffnete sich darin, die Parkbank wurde zum Kinosessel. Jetzt sah er die Szenen vor sich, die Edgar beschrieben hatte, und befand sich schließlich mittendrin. Er fädelte sich hinter einem Suzuki in die Kolonne ein und fuhr unfallfrei von der Autobahn ab. Kollmann klopfte ihm auf die Schulter und gratulierte zu einem Rekordabschluss. Er lag mit Silvana im Bett, dann mit Katya. Feierte mit Andreas seine Beförderung. Mit Silvana. Sein Leben, wie es hätte sein können. Wie es sein könnte, wenn er das Angebot annähme.
Als Marc sich auf der Parkbank wiederfand, wusste er, dass dieser seltsame Mann tatsächlich zu all dem fähig war, was er versprach. "Und was wollen Sie als Gegenleistung dafür?", fragte er keuchend.
"Ah, noch immer der gewiefte Geschäftsmann! Dir kann man aber auch nichts vormachen." Mit gespielter Verlegenheit fuhr Edgar fort: "Nun ... es gibt da tatsächlich einen Preis. Aber keinen hohen. Nur etwas, das dir sowieso nicht mehr gehört." Dann wurde seine Miene hart. "Das Leben deines Sohnes."
"Was?" Marc wusste nicht, ob der andere oder er selbst den Verstand verloren hatte. "Philipp?"
"Du hast mich schon verstanden. Denk doch mal nach: Was hat dir der Bengel denn je wirklich bedeutet? Wie viel Zeit hast du mit ihm verbracht, verglichen mit deinen Geliebten? Das Sorgerecht hast du längst verloren, im letzten halben Jahr hast du dich nicht mal mehr zu einem Besuch hingetraut. Es ist also bereits so, als ob du gar keinen Sohn hättest. Was macht es da für einen Unterschied, wenn es ihn tatsächlich nicht mehr gibt? Das ist doch nicht anders, als wenn ein Wildfremder stirbt, wie es jeden Tag tausendfach passiert. Übrigens hole ich ihn erst an seinem achtzehnten Geburtstag. Bis dahin hast du die Sache längst vergessen."
Marc sah sich hilfesuchend um. Doch Willi und Paula schliefen wie betäubt. Außer den beiden, Edgar und ihm selbst schien der Park menschenleer zu sein. Edgar drängte: "Ein neues Leben, Marc! Oder das alte, ganz wie du willst. Deine letzte Chance, alles richtig zu machen. Raus aus diesem Elend hier. Du kannst wieder der angesehene, erfolgreiche Doktor Marc Roschinski sein!"
Marc begann zu schwitzen, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er musste einfach nur tun, was er immer getan hatte. Wieder ich selbst sein, wie früher. Knallhart, kompromisslos, um in dieser Welt zu bestehen. Noch einmal legte der andere nach: "Und du hast Gelegenheit, es allen zu zeigen, die dich haben hängenlassen, als es dir schlecht ging. Deinem miesen Chef. Deinem angeblich besten Freund. Deiner gierigen Exfrau!"
"Kollmann ... Andreas ...", sinnierte Marc mit düsterer Miene. "Silvana ..." Er brauchte einfach nur Ja zu sagen. Sein Leben wieder in Gang bringen, ohne Rücksicht auf die anderen. Man konnte sich auf niemanden verlassen, sie alle hatten ihn enttäuscht. Er sah ihre Gesichter vor sich. Und noch ein weiteres. Philipp!
Marc sprang auf und stieß Edgar mit beiden Händen vor die Brust; der musste einen Schritt rückwärts machen, um sich abzufangen. "Verschwinden Sie. Ich will Ihre Hilfe nicht!" Marc begann zu brüllen, er ballte die Fäuste. "Verschwinden Sie! Und lassen Sie die Finger von meinem Sohn, er hat damit nichts zu tun!"
"Okay, okay." Edgar hob beschwichtigend die Hände. "Überleg dir das gut, Marc. So ein Angebot bekommt man nicht zweimal." Marc trat drohend einen Schritt auf ihn zu, und der Mann wich weiter zurück. "Wie du willst. Aber ich werde dich im Auge behalten." Damit drehte er auf dem Absatz um und ging davon.
"Was'n das für'n Lärm, da kann ja keiner pennen", quengelte Paula. Marc wandte sich nach ihr um, doch sie schnarchte bereits weiter. Als er wieder auf den Weg schaute, war Edgar verschwunden.

*

"Ah. Herr Roschinski."
Die professionelle Freundlichkeit fiel dem Sachbearbeiter aus dem Gesicht wie ein schlecht haftender falscher Bart, als Marc das enge Büro betrat. "Was kann ich für Sie tun? Nicht viel, wenn ich mich an unser letztes Gespräch erinnere."
"Ich ..." Marc kratzte seinen Handrücken, sah zu Boden, aus dem Fenster. "Ich ... war nicht sehr freundlich zu Ihnen."
"So kann man's auch ausdrücken. Sie haben sich aufgeführt wie ..."
"Wie ein Arschloch, ja, Sie haben Recht!", fiel ihm Marc ins Wort. Dann senkte er wieder den Blick.
"Na, wenn Sie es schon selbst sagen." Der Mann hinter dem Schreibtisch lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. "Und nun?"
Marc räusperte sich. "Ich würde gerne noch mal über die offenen Stellen sprechen."
"Oh, ein Sinneswandel. Tja, so eine vorübergehende Streichung der Bezüge wirkt manchmal Wunder."
"Das ist es nicht", sagte Marc leise. Sie haben ja keine Ahnung.
Der Sachbearbeiter sah Marc forschend an. "Na gut", sagte er schließlich und rieb sich das Kinn, wie um den Sarkasmus wegzuwischen. "Dann wollen wir mal sehen. Setzen Sie sich."

*

"Marc! Kommen Sie bitte mal mit ins Büro?"
Marc stellte den Eimer und die Greifzange neben der Mülltonne ab und folgte dem Marktleiter durch den Laden ins Hinterzimmer. War's das schon?
"Setzen Sie sich." Der Filialleiter wies auf den Stuhl, nahm selbst hinter dem Schreibtisch Platz und sah Marc an. Dann lachte er auf. "Meine Güte, was machen Sie für ein Gesicht? Was glauben Sie denn, was jetzt kommt?"
Marc entspannte sich vorsichtig. "Keine Ahnung, Herr Günay. Was denn?"
Erol Günay stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah Marc nachdenklich in die Augen. "Sie sind jetzt seit zwei Monaten hier. Als mir das Jobcenter damals Ihren Lebenslauf geschickt hat, habe ich nicht geglaubt, dass Sie diesen Job länger als zwei Tage machen würden. Müll aufsammeln, Einkaufswagen zusammenschieben, Schnee schippen - und das bisschen Lohn wird noch mit dem Hartz vier verrechnet. Die meisten Leute mit Ihrer Laufbahn hätten das wohl unter ihrer Würde gefunden, Vorstrafe und Alkoholproblem hin oder her."
Marc erwiderte den Blick und sagte nichts. Würde ...?
"Aber Sie meckern und murren nicht, egal was anfällt. Sind immer pünktlich. Ruhig, ziemlich verschlossen, aber freundlich. In einem Job, der nicht annähernd Ihren Fähigkeiten entspricht. Ich muss zugeben, ich werde nicht recht schlau aus Ihnen."
Marc schwieg weiter. Der Marktleiter öffnete einen Pappordner und zog ein Dokument heraus. "Ich brauche jemanden fürs Lager, weil die Cindy schwanger ist. Auch Regale im Laden auffüllen, solche Sachen. Immerhin Mindestlohn, Vollzeit. Für den Parkplatz müssen wir uns dann allerdings einen anderen suchen. Was halten Sie davon?"

*

"Der Kollmann musste seinen Hut nehmen. Stand in der Zeitung."
"Echt? Armes Schwein."
Andreas lachte. "Du hast Mitleid mit deinem Exchef?"
"Der kann auch nichts dafür, dass die ganze Branche vor die Hunde geht. Hat außerdem ein schwerkrankes Kind. Damals jedenfalls." Marc hielt die vorbeieilende Bedienung auf. "Bekomme ich noch mal das Gleiche, bitte? Danke."
"Ich erkenn dich in letzter Zeit kaum wieder, weißt du das?" Andreas musterte ihn kopfschüttelnd. "Steht dir aber gut. Der neue Marc. Cheers!" Sie stießen mit ihren Colagläsern an. "Und, gibt’s was Neues aus der Lagerlogistik?"
"Erol will mich zu seinem Stellvertreter machen. Die Zentrale stellt sich noch quer, die sind streng mit Vorstrafen. Aber weil es kein Eigentumsdelikt war, hofft er, dass er es durchkriegt."
"Hey, Glückwunsch, Mann!", rief Andreas. "Bahnt sich da eine neue Karriere an?"
"Lass man", winkte Marc lächelnd ab. Das muss ich gar nicht wieder haben. Er blickte eine Weile schweigend aus dem Fenster. "Hast Du mal wieder was von Silvana und Philipp gehört?"
"Nicht viel. Ich glaube, Silvana redet nicht gern darüber, wie schlecht es ihr zwischenzeitlich wirklich ging. Oder Beate erzählt mir bloß nicht alles weiter. Jedenfalls geht es wohl wieder bergauf. Dass sie jetzt selber Geld verdient, weißt du ja, irgendein Bürojob. Hat auch wieder jemanden - also, du weißt schon - was Ernstes."
Die Bedienung stellte Marcs neues Glas auf den Tisch und lächelte ihn freundlich an.

*

"Oh. Hallo, Silvana!"
"Marc? Hallo."
Etwas Intelligenteres fiel beiden nicht zu sagen ein. Marc hatte sie fast umgerannt, als er sich mit dem Kaffee vom Tresen abwandte, um auf dem Gang des Einkaufszentrums einen freien Platz zu suchen.
Sekundenlang sahen sie sich unsicher an. Dann fand Marc als Erster die Sprache wieder. "Setz dich doch kurz."
"Nee, du, ich muss ..."
"Bitte. Ich würde gerne mit dir reden. Kurz?" Er deutete auf einen freien Tisch, dabei schwappte sein Kaffee. "Magst du auch einen?"
Im Setzen schüttelte sie den Kopf, ihr Pferdeschwanz wippte. Marc bemerkte das erste Grau im vollen Schwarz. Um Augen und Mund hatten sich kleine Falten niedergelassen, die sie früher überschminkt hätte. Statt eines der schicken Kostüme von damals trug sie Jeans und eine schlichte Bluse. Sie sieht fantastisch aus.
Silvana saß steif auf der Stuhlkante und sah ihn skeptisch an. "Ist 'ne Weile her, dass wir uns direkt gesprochen haben statt über Anwälte. Und? Was machst du so?"
"Es geht allmählich aufwärts. Ich kann vielleicht bald wieder mehr für Philipp zahlen. Nicht wirklich üppig, aber verglichen damit, wie weit ich unten war ..."
"Du erwartest jetzt kein Mitleid, oder?" Silvana zog die Augenbrauen hoch.
Marc schüttelte den Kopf und suchte nach Worten. "Ich ... habe dich ziemlich schlecht behandelt damals."
"Das ist wohl noch geschmeichelt! Du hast dich aufgeführt wie ..."
"Wie ein Arschloch, ja!"
Silvana stutzte. "Ganz genau", sagte sie dann, "auch wenn mir nicht klar ist, was es da zu grinsen gibt."
"Entschuldige." Marc wurde wieder ernst. "Es ist nur ... ich habe in etwa das gleiche Gespräch in den letzten ein, zwei Jahren mit so einigen Leuten geführt." Silvana sah ihn abwartend an, bis er ein paar der Worte wiederfand, die er sich für eine Gelegenheit wie diese zurechtgelegt hatte. "Ich habe so ziemlich alles falsch gemacht. Und ich habe Dinge kaputtgemacht, die ich nie wieder reparieren kann. Und das tut mir wirklich, ehrlich, aufrichtig leid."
Silvana sah den Gang entlang, durch die Menschen hindurch. "Ich werde wieder heiraten, weißt du. In zwei Monaten."
"Hat Andreas mir erzählt. Freut mich für dich."
"Robert ist Softwareentwickler. Ihr würdet euch vielleicht mögen. Obwohl ..." Sie lachte kurz. "Ist ja auch egal. Er versteht sich gut mit Philipp."
"Das ist schön. Und wichtig."
"Nimm's mir nicht übel, Marc, aber ich muss jetzt ..." Silvana griff ihre Handtasche und stand auf.
"Schon okay. Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind."
Linkisch hob Marc die Hände für eine mögliche Umarmung, aber Silvana streckte ihm ihre Rechte entgegen. Beide grinsten verlegen.
"Ich wünsche euch, dass ihr glücklich werdet", sagte er.
"Danke."
"Ich meine es so. Glücklicher als mit mir."

Marc sah Silvana nach, bis er sie aus den Augen verlor. Als er sich wieder seinem Tisch zuwandte, stand unvermittelt ein Mann im dunklen Mantel vor ihm. Marc erschrak kurz, fing sich aber schnell. "Was wollen Sie jetzt wieder von mir?", fragte er argwöhnisch.
"Wie kommst du darauf, dass ich deinetwegen hier wäre?", antwortete Edgar in gelangweiltem Tonfall und schaute an Marc vorbei. Der folgte dem Blick den Gang entlang bis zu dem Punkt, an dem Silvana im Gedränge verschwunden war. Mein Gott!
"Was ... was haben Sie mit ihr vor? Lassen Sie sie in Ruhe!", stieß er hervor.
"Was denn?", fragte der andere mit gespielter Empörung. "Meinst du etwa, ich wollte ...? Was denkst du von mir!" Ein listiges Blitzen stieg in seine Augen. "Aber warum glaubst du eigentlich, dass ich nicht schon längst bei ihr war?"
Amüsiert sah Edgar, wie Marc sprachlos nach Luft schnappte. Dann nahm sein Blick wieder die Härte an, die Marc schon einmal bei ihm gesehen hatte. "Glaubst du, deine Frau hatte es leicht nach eurer Scheidung? Sie mag nicht so sehr dem Alkohol zugesprochen haben wie du, aber dafür umso mehr den Männern. In zwei Jahren hatte sie mehr Affären als du in den gesamten zehn eurer Ehe. Als ob sie sich damit irgendetwas beweisen wollte. Nur was - hast Du eine Idee?"
Marc blieb stumm, Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Und wer hätte gedacht, dass auch Geldausgeben nicht wirklich glücklich macht? Schicke Kleider, edle Schuhe, Schnickschnack für die Wohnung - nichts davon füllt die Leere. Teure Geschenke an ihre Männer in der Hoffnung, etwas zurückzubekommen, das sich wie Liebe anfühlt ... Nachdem deine Unterhaltszahlungen ausblieben, war nach wenigen Monaten sogar das Haus weg. Wusstest du das etwa noch nicht?"
Marc schwankte, tastete mit zitternden Händen nach seinem Stuhl und ließ sich darauf fallen.
"Als ich ihr meine Aufwartung machte, wusste sie nicht, ob sie auf den Strich gehen sollte, um den Kleinen zu ernähren, oder ob sie sich lieber mit ihm vor den Zug werfen wollte." Edgar hatte sich an die Gegenseite des Tisches gesetzt und schaute Marc jetzt eindringlich an. "Ich habe ihr das gleiche Angebot gemacht wie dir."
"Oh, mein Gott ... Philipp ..." Marc starrte durch sein Gegenüber hindurch. Doch die Gesichtszüge des Mannes lösten sich in ein breites Lachen auf.
"Philipp? Aber nicht doch!", rief er belustigt aus. Dann senkte er verschwörerisch die Stimme, während seine Miene wieder ernst wurde: "Natürlich habe ich auch von ihr nur etwas gefordert, das ihr sowieso nicht mehr gehörte. Das Leben ihres verlogenen, versoffenen Arschlochs von Exmann."
Marcs Körper spannte sich. Er wollte aufspringen und fliehen, doch wie damals im Park hielt ihn Edgars Blick fest. Dessen Pupillen weiteten sich wieder, aber statt der Leinwand sah Marc ein orangerot loderndes Feuer darin. Sofort stand er selbst in Flammen, spürte die heiße Glut auf der Haut. Hier mitten im Einkaufszentrum?, war der einzige klare Gedanke, den sein Verstand ihm anbot. Der Gestank seiner brennenden Haare ließ Übelkeit in ihm aufsteigen, seine Hände verkohlten in den Flammen. Er schrie vor Schmerz und Angst, doch keiner der Passanten schien von seiner Agonie Notiz zu nehmen.
Im nächsten Moment saß er wieder am Tisch, bleich und verschwitzt, aber körperlich unversehrt. Er fand keine Spur von Verbrennungen, als er an sich hinunterschaute.
Edgar zuckte bedauernd mit den Schultern. "Sie hat abgelehnt", sagte er und stand auf. "So ein stures Weib. Italienerinnen ..."

Der Mann im dunklen Mantel wandte sich ab und ging davon, entgegen der Richtung, die Silvana genommen hatte. Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Dann verschwand seine Gestalt in der Menge.

 

Grüß dich Holg,

zu deiner Geschichte ist schon viel gesagt worden. Ich hab mir auch einige Kommentare durchgelesen, und ich stimme mit den meisten überein. Hier und da überskizzierst du deine Figuren, ihre Art, sodass sie irgendwie ein bisschen in die Richtung "comichaft" gehen - da würde ich reduzieren, runterfahren, das würde die Figuren authentischer machen. Und ich würde ihnen Eigenheiten geben. Und was auch noch immer ein guter Trick ist: Gib deinem Prot ein Ziel. Etwas ehrenwertes, für das er einstehen will, das er erreichen will ... das sehe ich hier bei dir noch nicht, bloß in Ansätzen, aber was will dein Prot eigentlich erreichen? Er plätschert für meinen Geschmack ein bisschen zu arg vor sich hin, zu ziellos - wenn du da was ausbauen würdest, würde das deine Leser noch mehr bannen.
Ja, was mir auch noch nicht so gut gefallen hat: Ich konnte bei dem "Fall" des Prots nicht zu 100% mitfiebern. Also bei seinem sozialen Abstieg. Wieso nicht? Als Leser kann man bloß mit einer Figur mitfiebern, wenn man Sympathie für sie empfindet und wenn da eine gewisse Fallhöhe erzielt wurde - also ich glaube dir schon, dass du deinen Prot symapthisch zeichnen wolltest, ich will dir das gar nicht vorwerfen, das ist eher so eine technische Sache. Sympathie kannst du dadurch aufbauen, indem du deinen Prot anfangs liebenswert zeichnest, ihm ein ehrenwertes Ziel gibst, ihn als jemanden zeichnest, bei dem man als Leser denkt: zu dem muss ich halten! Und Fallhöhe könntest du dadurch erzeugen, indem du dem Leser zeigst, was der Prot alles verliert: Seine Familie, seinen geliebten Sohn, seine Karriere ... kurz im Folgetext darüber zu sprechen, dass er das vermisst, das erzeugt beim Leser nicht so viele Gefühle, weil sie es nicht selbst in ihrem inneren Auge gesehen und erlebt haben. Nur wenn ein Leser etwas miterlebt, selbst in einer Szene gesehen hat (bspw. glückliches Familienleben) kann er danach richtig mitfiebern, wenn das verloren geht (z.B. Familie bricht auseinander).
Also, wäre das mein Text, würde ich anfangs ihn noch versuchen, sympathischer zu zeichnen, eine Szene mit seiner Familie zeigen, wie glücklich er ist, damit es für den Leser sichtbar dramatischer wird, wenn der Prot all das verliert. Und ich würde dem Prot ein ehrenwertes, gutes Ziel geben, wieso er so schnell nach Hause muss und den Unfall dadurch unabsichtlich auslöst: Lass bspw. seinen Sohn Geburtstag haben, und der Prot will noch schnell zum Spielzeugladen fahren, und ihm das ferngesteuerte Auto kaufen oder sowas in der Art. Da kann der Leser mitfiebern, das zeichnet deinen Prot sympathisch, und einem bricht es noch mehr das Herz, wenn der Prot dann deswegen sozial absteigt.
Ja, und zu dem sozialen Abstieg: Mhm, ja ... das ist schon sehr typisch, wie man es sich halt vorstellt. Wenn man eine Sache oft gehört hat, und man hört sie dann ein weiteres Mal, hört man halt nicht mehr so gebannt zu, und man ist dann auch nicht mehr geflasht ... aber das passt schon. Also ich meine, das hast du dir alles ausgedacht, die Story, und das ist gut so, ich würde halt an deiner Stelle in kommenden Texten immer so im Hinterkopf behalten, dass man oft erzählte und gehörte Geschichte versuchen muss, origineller zu erzählen (sozialer Abstieg nicht durch Scheidung und Alkohol, sondern ... durch Fernsehsucht? Halt durch etwas, was man noch nicht gehört hat :D)

Hey, Holg, das soll alles andere als ein Verriss sein, falls du das jetzt fälschlicherweise denkst. Ich denke mir halt immer, wenn ich einen Kommentar schreibe, ist es besser, die Schwachstellen eines Textes (die mir persönlich zumindest so vorkommen) zu bennenen, als große Lobeshymnes zu singen, so hast du mehr davon. Also hoffe ich zumindest.

Ich habs gern gelesen! Die Dialoge könntest du stellenweise noch straffen und darauf achten, dass sie weniger informativ klingen, am besten immer laut vorlesen, aber ansonsten fällt mir jetzt auch nichts mehr ein, was man an dem Text beanstanden könnte. Hey, ich finde, du machst hier auf jeden Fall Fortschritte. Bleib am Ball, dann wird das noch was. Hoffe, ich konnte dir noch was Neues sagen.


Viele Grüße,
zigga

 

Hallo zigga,

vielen Dank auch für Deinen Kommentar. Du hast natürlich in einigen Aspekten Recht: Figuren überskizziert, comichaft - dazu habe ich mich ja schon mehrfach schuldig bekannt. Wir scheinen aber auch in manchen Punkten unterschiedliche Vorstellungen von der Geschichte und den Charakteren zu haben:

Und was auch noch immer ein guter Trick ist: Gib deinem Prot ein Ziel. Etwas ehrenwertes, für das er einstehen will, das er erreichen will

Das finde ich prinzipiell einen wertvollen Hinweis, aber ...

Ich konnte bei dem "Fall" des Prots nicht zu 100% mitfiebern. Also bei seinem sozialen Abstieg. Wieso nicht? Als Leser kann man bloß mit einer Figur mitfiebern, wenn man Sympathie für sie empfindet und wenn da eine gewisse Fallhöhe erzielt wurde - also ich glaube dir schon, dass du deinen Prot symapthisch zeichnen wolltest

Wenn Du das glaubst, dann habe ich etwas falsch gemacht. :D Denn am Anfang der Story soll mein Prot gerade nicht sympathisch sein. Da ist er ein egoistisches Arschloch (und als solches sicherlich wiederum überzeichnet). Man soll gar nicht mit ihm fiebern, zu ihm halten, seinen Abstieg bedauern. Der eine oder die andere Kommentator(in) hatte geschildert, dass man dem Marc seinen Absturz so richtig gönnt - und das ist eigentlich die Wirkung, die ich erzielen wollte. Verwirrend, wenn das bei Dir anders angekommen ist; das hat bisher noch kein anderer Komm gesagt. :confused:

Und ich würde dem Prot ein ehrenwertes, gutes Ziel geben, wieso er so schnell nach Hause muss und den Unfall dadurch unabsichtlich auslöst

Da scheinen wir sogar ein inhaltliches Missverständnis zu haben, denn Marc ist keineswegs auf dem Weg zur Familie, sondern zu seiner aktuellen Geliebten - ein weiterer Arschlochfaktor. Das war anfangs mehreren Lesern unklar, aber ich dachte, ich hätte diese Klippe inzwischen durch kleine Überarbeitungen umschifft. Die Verwirrung soll als beabsichtigter Effekt nur für einen Zeitraum von wenigen Zeilen andauern und sich dann lösen. Ich werde mir das noch mal ansehen.

Und jetzt kommt das Aber zum Aber: All das, was Du bzgl. Ziel und Sympathie schreibst, kann man auf Marcs Wiederaufstieg im zweiten Teil der Story beziehen. Da würde es zu meinen Intentionen passen, und da stimme ich Dir auch zu, dass vielleicht etwas fehlt. Marc hat den Pakt mit dem Teufel abgelehnt, will sich aus eigener Kraft aus dem Loch herausarbeiten und wieder (oder erstmals?) ein Mensch werden. Da wäre es schon wünschenswert, wenn er ein paar Pluspunkte beim Leser sammelt.

Dass es dort noch schwächelt, kann ich gut nachvollziehen. Dass Marc wesentlich demütiger geworden ist, habe ich hoffentlich darstellen können, aber das ist ja nicht dasselbe wie sympathisch. Ich weiß nicht mal, ob mir selbst so ein Mensch in der Realität plötzlich sympathisch werden könnte, nur weil er seine Sünden eingesehen hat. Irgendwas fehlt da. Allerdings habe ich den Eindruck, da schriftstellerisch in eine kleine Sackgasse gelaufen zu sein, weil der von mir gewählte Stil nur sehr begrenzt Innenansichten des Prot zulässt. Die drücke ich fast nur in Dialogen aus, und da besteht immer die Gefahr, ins Erzählerische abzudriften; das wurde ja mehrfach völlig zu Recht kritisiert, auch von Dir:

Die Dialoge könntest du stellenweise noch straffen und darauf achten, dass sie weniger informativ klingen

Da wandere ich auf einem Grat, an dem ich nun schon mehrfach gefeilt habe. aber ich werde mir das ebenso für kommende Geschichten hinter die Ohren schreiben wie folgenden Hinweis:

Wenn man eine Sache oft gehört hat, und man hört sie dann ein weiteres Mal, hört man halt nicht mehr so gebannt zu, und man ist dann auch nicht mehr geflasht (...) ich würde halt an deiner Stelle in kommenden Texten immer so im Hinterkopf behalten, dass man oft erzählte und gehörte Geschichte versuchen muss, origineller zu erzählen

Sehr treffend, das habe ich mir in dieser Prägnanz noch nicht vor Augen geführt, obwohl es natürlich unmittelbar einleuchtet.

Hey, Holg, das soll alles andere als ein Verriss sein, falls du das jetzt fälschlicherweise denkst.

Hab ich nicht so empfunden, keine Sorge. :) Ich danke Dir für Deine Kritik!

Ich habs gern gelesen! (...) Hey, ich finde, du machst hier auf jeden Fall Fortschritte.

Das sind doch die beiden Dinge, auf die es ankommt! :thumbsup:

Bleib am Ball, dann wird das noch was. Hoffe, ich konnte dir noch was Neues sagen.

Yep, das konntest Du (s.o.).

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Holg schrieb:
"Ich kann dir helfen, Marc."
mir schrieb:
„Ich denke, ich könnte dir helfen, Luis.“

Holg schrieb:
"Mann", brummte Marc, "aus welchem Märchenbuch sind Sie denn entsprungen? Oder aus welcher Anstalt?"
mir schrieb:
„Sag mal, wo haben sie denn dich ausgelassen?

:D

An der Geschichte konnte ich natürlich nicht vorbeigehen, Holg, da ich mich ja selber schon mal an dem Thema Pakt mit dem Teufel versucht habe.

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich deine Geschichte an meiner eigenen gemessen hätte, oder umgekehrt. Nein, ich war einfach neugierig, was du aus diesem Thema, das ja schon in unzähligen Büchern, Geschichten und Filmen einigermaßen erschöpfend behandelt worden ist, noch rauszuholen imstande bist.
Und ja, offenbar kann man immer noch was Originelles, Eigenständiges daraus machen.

Den Handlungsentwurf fand ich recht gelungen, auch wie du da den Herrseibeiuns als quasi zufälligen Zaungast, als vermeintlichen Passanten einführst, nicht wirklich fassbar für den Leser, aber schon durch die äußerlichen Merkmale und sein Verhalten verdächtig. (Der dunkle Mantel, seine quasi Allgegenwärtigkeit, sein so augenscheinliches Interesse am Protagonisten.) Also das macht einen schon neugierig auf die Figur. Und klar ahnt man schon bald, woher der Wind weht, bzw. wohin der Hase läuft. Vor allem auch, weil ja der unaufhaltsame Niedergang des Protagonisten förmlich nach einem Deus ex Machina schreit. (Auch wenn dieser Begriff hier vielleicht nicht ganz passend ist.)
Nicht ganz klar allerdings ist mir dann die Rolle geworden, die der Teufel letztlich bei Marcs Läuterung spielt. Obwohl er den Tiefpunkt seines Lebens erreicht hat, lässt sich Marc ja nicht in Versuchung führen. Oder ist es allein die Begegnung mit dem Teufel, die ihn zur Erkenntnis gelangen lässt, dass er in seinem bisherigen Leben ein erbärmliches Oberarschloch gewesen ist, und dass es so nicht weitergehen kann? Also irgendwas Übernatürliches muss da schon mitgespielt haben, ansonsten mir die Wandlung Marcs ein bisschen zu glatt vonstattengeht. Ich mein, wir lernen ihn als karrieregeilen, saufenden, seine Frau betrügenden, vollkommen empathielosen Unsympathler kennen, der dann selbst als versoffener Obdachloser nicht von seinem hohen Ross steigen will, und plötzlich, hast du nicht gesehen, wandelt er sich vom Saulus zum Paulus? Schwört dem Alkohol ab und verdingt sich als braver, bescheidener Hilfsarbeiter? Ich muss gestehen, da fehlt mir ein bisschen was in der Geschichte, der Schnitt zwischen der Szene mit dem Teufel im Park und der Szene dann im Supermarktbüro ist mir einfach zu abrupt. Da liegt ja offenbar gewaltig viel Zeit dazwischen, und genau diese Zeit hätte mich eigentlich interessiert, die Kämpfe, die Marc da auszufechten hatte, um all seinen miserablen Angewohnheiten abzulegen.

"Oh, ein Sinneswandel. Tja, so eine vorübergehende Streichung der Bezüge wirkt manchmal Wunder."
"Das ist es nicht", sagte Marc leise. Sie haben ja keine Ahnung.
Was er da im Arbeitsamt denkt, aber nicht ausspricht, hätte mich eigentlich schon interessiert. Was genau da in Marcs Kopf in den letzten Monaten vorgegangen ist, was die Erscheinung des Teufels wirklich in ihm ausgelöst hat.
Und dass am Ende auch seine Exfrau ihn nicht verrät, mag zwar ein bisschen sehr rosarot sein, aber es entlässt mich mit dem nicht unangenehmen Gefühl, dass die beiden vielleicht doch wieder zueinander finden. Ich liebe nämlich Happyends. :D


Geschrieben finde ich Die Geschichte weitgehend sehr gut, mir sind eigentlich kaum Stellen aufgefallen, die nicht gut zu lesen waren. Einzig die Dialoge sind mir stellenweise noch ein bisschen zu sehr an den Leser gerichtet. Ich habe leider keine Zeit für die anderen Kommentare gehabt und weiß deshalb nicht, ob das schon wer angesprochen hat, aber z.B. diese Stelle:

"Und diese Scheißrente für die alte Schabracke, die ihren Fuß verloren hat
... also hier wendet sich für mein Gefühl Marc von seinem Anwalt ab und dreht sich zu den Lesern.
Ebenso da:

"Ich krieg's im Moment echt von allen Seiten. Vom Kollmann auch wieder. Der hat mich doch nach dem Unfall damals vom Großkunden-Account abgezogen und in die Akquise gesteckt, von wegen 'Imageproblem'. Und jetzt macht er mir die Hölle heiß, weil ich die Zielzahlen nicht erreiche, die er sich für mich ausgedacht hat. Ich sag dir, das ist ein abgekartetes Spiel. Der will mich rauskanten!"
Hier ist es das winzige Wort „doch“, das mich stört. Es klingt nämlich, als wüsste Andreas ohnehin schon, was Marc ihm da erzählt. Ergo erzählt es Marc mir. Überdies ist Marc hier doch eindeutig betrunken, und dafür klingt er mir einfach zu eloquent. Da würde ich gern mehr Halbsätze lesen, also nicht unbedingt Gestammel, aber, na ja, ein bisschen mehr Gequatsche halt und nicht so drehbuchmäßig perfekte Sätze.
Ist natürlich immer extrem schwierig, über einen Dialog Infos an den Leser zu vermitteln, ohne dass er nicht mehr lebensecht klingt. Aber hier ist es mir einfach ein bisschen zu viel an Situationserklärung.

Oder auch das:

"Steht dir aber gut. Der neue Marc. Cheers!" Sie stießen mit ihren Colagläsern an.
Also ich finde, das geht gar nicht. Soll wie ein dezenter, versteckter Hinweis wirken, klingt aber einfach nur bemüht irgendwie. Also für mich zumindest.


Aber darüber hinaus hat mir die Geschichte echt getaugt, Holg.


offshore

 

Hallo ernst offshore,

vielen Dank für Deinen Kommentar! Lustig, dass Du Deine Geschichte "Wer zum Teufel ist Uli?" erwähnst. (Ich erlaube mir mal die Verlinkung, weil die Story echt klasse ist.) Auf die hatte mich schon vor Längerem jemand per PN hingewiesen als Beispiel für eine viel besser, weil ausführlicher gezeichnete Teufelsfigur. Ich musste dem neidlos zustimmen, habe aber auch die Parallelen erkannt:

  • das Angebot zu "helfen" (was soll der Satan auch sonst anbieten - ewige Verdammnis, frisch vom Erzeuger?!);
  • die Reaktion des Opfers, erst das Angebot für einen Scherz und dann sich und/oder den Satan für besoffen und/oder verrückt zu halten (absolut natürlich, finde ich);
  • und dann die "Probevision", auch wenn Dein Prot sie schon "bezahlen" muss, während meiner sie für lau kriegt.
Ich glaube, manche dieser Motive sind in Bezug auf Teufel wohl einigermaßen universell. Aber auch Du musstest Dir ja einige Klischees vorhalten lassen, wenngleich nicht ganz so viele wie ich.

Ich freue mich über all die Dinge, die Du als gelungen ansiehst - und dass Du sogar etwas Originelles, Eigenständiges in meiner Geschichte siehst. Natürlich legst Du auch völlig zu Recht den Finger auf einige Schwachstellen:

Ich muss gestehen, da fehlt mir ein bisschen was in der Geschichte, der Schnitt zwischen der Szene mit dem Teufel im Park und der Szene dann im Supermarktbüro ist mir einfach zu abrupt.
(...)
Was er da im Arbeitsamt denkt, aber nicht ausspricht, hätte mich eigentlich schon interessiert. Was genau da in Marcs Kopf in den letzten Monaten vorgegangen ist, was die Erscheinung des Teufels wirklich in ihm ausgelöst hat.

Das ist so ein Punkt, mit dem ich nach mehreren Komms in der gleichen Richtung selbst zunehmend unzufrieden bin, zu dem mir aber noch keine brauchbare Lösung eingefallen ist. Etwas nachgebessert habe ich das schon, aber mir steht so ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr) der gewählte Schreibstil im Weg, bei dem ich auf Innenansichten der Personen weitestgehend verzichtet habe (bis auf die kleinen Einsprengsel hier und da.). Statt dessen habe ich versucht, viel in die Dialoge zu legen, aber Marc ist einfach keiner, der glaubhaft über seine Gefühle sprechen würde. Mir wurde vorgeschlagen, dafür von diesem Stil abzuweichen, aber das war mir ein zu starker Bruch (hab's ausprobiert). Das Problem ist noch ungelöst.

Meine Vorstellung ist schon die, dass die Diskussion mit Edgar, bei der er kurz davor war, seinen leibhaftigen Sohn zu verkaufen, ihm die Augen über seinen eigenen Charakter geöffnet hat (also nichts Übernatürliches an dieser Stelle). Aber Du hast Recht, es steht einfach nicht so im Text.

Und der Erkläranteil in den Dialogen: ja, ebenfalls etwas problematisch und ebenfalls zu einem gewissen Grad dem Stil geschuldet (oder meinem Unvermögen, aus diesem Stil etwas Geeignetes zu machen). Da habe ich schon hin- und hergewogen, mit jedem einzelnen Satz gehadert - und der vorliegende Kompromiss ist das bisherige Ergebnis.

An einer von Dir genannten Stelle möchte ich dezent widersprechen:

Hier ist es das winzige Wort „doch“, das mich stört. Es klingt nämlich, als wüsste Andreas ohnehin schon, was Marc ihm da erzählt. Ergo erzählt es Marc mir. Überdies ist Marc hier doch eindeutig betrunken, und dafür klingt er mir einfach zu eloquent.

Ich halte das für normal, dass man etwas, was man jemandem vor längerer Zeit mal erzählt, noch mal kurz anreißt, bevor man darauf aufbaut. Mache ich jedenfalls in Gesprächen auch so, wenn ich nicht sicher bin, ob mein Gegenüber das noch präsent hat. Wenn ich mir vorstelle, dass Marc und Andreas sich jetzt nicht unbedingt wöchentlich sehen, erscheint mir das auch hier passend. Und was die Eloquenz unter Alkohol angeht: Marc kann was ab, der hat Übung; so hinüber soll er in dem Moment noch nicht sein. ;)

Aber darüber hinaus hat mir die Geschichte echt getaugt, Holg.

Na, das ist doch was! :D Noch mal vielen Dank!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Incredible Holg

deine Geschichte hat mich gefesselt. Gut geschrieben, spannend bis zum Schluss. Danke für dieses Lesevergnügen!

"Ich kriege in der ganzen Branche keinen Fuß mehr an die Erde.
#
auf die Erde

LG Damaris

 

Hallo The Incredible Holg,

leider hast du es mir gegenüber schwer, besonders intensiv bei dieser Geschichte zu punkten, denn ich bin nicht so arg der richtige Leser für Fantasy-Geschichten.

Ich sehe es immer so, dass immer dann, wenn Fantasy, Märchen, Horror (was oft auch Fantasy-Elemente hat) SF am Start sind, man irgendwie es mit dem Plot einfacher hat als bei realen 1 zu 1 Geschichten.
Es ist im Prinzip alles möglich und somit ist man keinen Zwängen unterworfen. Eine spannende Alltagsgeschichte zu schreiben, ob sie nun als Krimi, wirklich alltägliche oder Liebesgeschichte oder sonstwas daher kommt, empfinde ich als unendlich viel schwieriger zu plotten. Man muss sich an logische Abläufe halten, darf also nicht in irgendeine Trickkiste greifen, um so die eine oder andere schwache Stelle zu kaschieren, die Figuren müssen absolut glaubwürdig sein und ebenso sprechen und man muss sich ansonsten auch an alle anderen Kriterien einer guten Geschichte halten.

Aus diesem Grunde ist dein Plot für mich nicht so interessant wie bei einer Alltagsgeschichte und du musst schon Besonderes schreiben, um mich auch begeistern zu können.

Und genau das ist dir nicht so richtig gelungen, weil ich den Plot nicht so toll finde, dass ich mich überrascht oder erstaunt oder verblüfft gefühlt hätte. Und das, obwohl ja im Fantasy-Bereich der Himmel über dir offen gewesen wäre.

Ich vermute, hier auf wortkrieger.de hätten wir auch einem Herrn Goethe den Plot um die Ohren fliegen lassen mit just denselben Argumenten, wie ich sie dir eben präsentiert habe. :D

Darauf komme ich, weil dein Bemäntelter ja Ähnlichkeiten mit Mephisto hat, jedenfalls ist das Thema ein wenig daran angelehnt, nicht wahr?


Während mich dein Plot leider nicht überzeugte, insbesondere auch diese unerklärt schnelle Abkehr des Protagonisten, der vom Penner wieder zum Karrieristen aufsteigt, fand ich dagegen die Art deiner Schreibe angenehm erfrischend.

Das fängt schon damit an, dass du wuchtig in medias res gehst, deine Geschichte also ohne Umschweife und langatmige Vorerklärungen reingrätscht ins Geschehen. Gut gemacht.

Ebenso empfinde ich null Längen in der Geschichte. Alles scheint mir gut durchdacht und stringent durchgezogen und schön finde ich ebenfalls, diese Nebenbemerkungen, die wichtige Informationen enthalten, wie z.B. Katya, die schon beim zweiten Sekt ist, um mal ein Beispiel zu nennen oder aber auch dieses Kettevorlegen, als er seine Exfrau aufsucht.
Da gelingt dir mit sehr wenigen Pinselstrichen viel an Aussage und insoweit hat es mir wirklich Vergnügen bereitet, in deiner Geschichte auf Entdeckungsreise zugehen.

Dein Stil gefällt mir.

Warum ich bei dir nicht eine einzige Stelle gefunden habe, die es zu verbessern gab, verstehe ich fast nicht, denn ich habe noch bei allen Texten was gefunden. Aber bevor ich mich mental demontiere und mich für heute vielleicht besonders unaufmerksam halte, reiche ich es lieber schnell als Kompliment an dich weiter. ;)

Ich glaube, wenn du demnächst, ich weiß ja nicht, was du sonst noch so schreibst, mal ohne diese Fantasy-Elemente was machst, hast du eine hochgeneigte Leserin in mir. Aber versprechen tu ich nix. :D

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Damaris,

deine Geschichte hat mich gefesselt. Gut geschrieben, spannend bis zum Schluss. Danke für dieses Lesevergnügen!

Vielen Dank für das Lob! :bounce: Ich freue mich, dass ich Dir Vergnügen bereiten konnte - genau dafür schreibe ich ja!

auf die Erde

Von der Redewendung gibt es - laut :google: - alle denkbaren Varianten:

{ kein Bein | keinen Fuß } mehr { auf | an } { die Erde | den Boden } { kriegen | bekommen }

Keine Ahnung, was ich davon als richtig oder falsch, häufig oder selten ansehen soll - meine Variante ist die, die man bei uns sagt ... :confused:



Hallo lakita,

schade, dass das Genre nicht so Deins ist. Daran kann ich natürlich nichts ändern.

Ich sehe es immer so, dass immer dann, wenn Fantasy, Märchen, Horror (was oft auch Fantasy-Elemente hat) SF am Start sind, man irgendwie es mit dem Plot einfacher hat als bei realen 1 zu 1 Geschichten.
Es ist im Prinzip alles möglich und somit ist man keinen Zwängen unterworfen.

Ich wage zu behaupten, da unterschätzt Du gute SF, Fantasy & Co. Wenn die wirklich gut sein sollen, dann haben sie auch interessante Charaktere und logische Abläufe - und zusätzlich eine erfundene Welt drumherum, die in sich geschlossen und plausibel sein muss. Und deus ex machina oder Schwächen kaschieren ist da auch verpönt. Nicht, dass ich das für mich in Anspruch nehmen könnte oder wollte ... :)

du musst schon Besonderes schreiben, um mich auch begeistern zu können.
Und genau das ist dir nicht so richtig gelungen, weil ich den Plot nicht so toll finde, dass ich mich überrascht oder erstaunt oder verblüfft gefühlt hätte. Und das, obwohl ja im Fantasy-Bereich der Himmel über dir offen gewesen wäre.

Naja, ich wollte bewusst nicht den Fantasy-Aspekt ausreizen (bis auf meinen kleinen Mephistopheles natürlich) und habe auch absichtlich auf das entsprechende Label verzichtet. Aber dass der Plot nicht brandneu ist, gebe ich zu (nicht direkt bei Goethe geklaut, aber das Teufelsmotiv ist ja ein gängiges). Der doppelte Twist am Ende hat bei vielen funktioniert - aber bei einigen eben auch nicht.

insbesondere auch diese unerklärt schnelle Abkehr des Protagonisten, der vom Penner wieder zum Karrieristen aufsteigt

Schmerzpunkt getroffen! :aua: Schon häufig kritisiert, genauso oft erklärt, immer wieder drüber gegrübelt, mehrfach dran geschraubt, noch immer nicht befriedigend gelöst. :cry:

fand ich dagegen die Art deiner Schreibe angenehm erfrischend (...) wuchtig in medias res (...) Gut gemacht (...) null Längen (...) gut durchdacht und stringent durchgezogen (...) mit sehr wenigen Pinselstrichen viel an Aussage und insoweit hat es mir wirklich Vergnügen bereitet, in deiner Geschichte auf Entdeckungsreise zugehen.
Dein Stil gefällt mir.

Wow, mir geht das Herz auf! :herz:

Warum ich bei dir nicht eine einzige Stelle gefunden habe, die es zu verbessern gab, verstehe ich fast nicht, denn ich habe noch bei allen Texten was gefunden. Aber bevor ich mich mental demontiere und mich für heute vielleicht besonders unaufmerksam halte, reiche ich es lieber schnell als Kompliment an dich weiter.

Das stecke ich schnell ein. :D Soweit es das Sprachliche-Formale oder die Logik angeht, bin ich auch Pedant, und ein paar Kleinigkeiten haben aufmerksame Leser gefunden. Und zum Stilistischen habe ich schon sooo viel hilfreiches Feedback gekriegt ...

Ich glaube, wenn du demnächst, ich weiß ja nicht, was du sonst noch so schreibst, mal ohne diese Fantasy-Elemente was machst, hast du eine hochgeneigte Leserin in mir. Aber versprechen tu ich nix.

Momentan arbeite ich an einer echten Alltagsgeschichte, frei von Fantasy, SF, Horror und auch Krimi - mehr so charakterorientiert, also ganz neu für mich. Ich weiß noch nicht, ob sie überhaupt forumsreif wird, aber wenn ja, bin ich sehr gespannt auf Deine Meinung dazu.



Euch beiden ganz lieben Dank!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

Ich wage zu behaupten, da unterschätzt Du gute SF, Fantasy & Co. Wenn die wirklich gut sein sollen, dann haben sie auch interessante Charaktere und logische Abläufe - und zusätzlich eine erfundene Welt drumherum, die in sich geschlossen und plausibel sein muss. Und deus ex machina oder Schwächen kaschieren ist da auch verpönt.
Stimmt!

Momentan arbeite ich an einer echten Alltagsgeschichte, frei von Fantasy, SF, Horror und auch Krimi - mehr so charakterorientiert, also ganz neu für mich. Ich weiß noch nicht, ob sie überhaupt forumsreif wird, aber wenn ja, bin ich sehr gespannt auf Deine Meinung dazu.
Ah... die Gebete wurden erhört. :D


Lieben Gruß
lakita

 

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