Was ist neu

Das Duell

Mitglied
Beitritt
28.08.2004
Beiträge
9
Zuletzt bearbeitet:

Das Duell

Das Duell

M. sah in die glasigen Augen seines Gegenübers. Nicht ein Funke Mitleid war in ihnen zu erkennen. Nur eisige Kälte. Unwillkürlich musste M. an die Augen aller Mädchen denken, die er in seinem kurzen Leben geliebt hatte. Diese wunderbaren Erinnerungsbilder stellten einen großen Kontrast dar zu diesen kalten blauen Augen des Verbrechers vor ihm.

Die vielen Äderchen darin sahen aus, als habe eine merkwürdige Spinne ihr rotes Netz hineingewebt. Wenn die Augen wirklich der Spiegel der Seele waren, war die Seele dieses Menschen bereits verdammt und er stand schon mit einem Bein in der Hölle. Der Rahmen, in dem diese Furcht einflößenden Organe steckten, war noch schlimmer:
M. hatte eine ekelhafte Fratze vor sich. Ein schmaler, diabolischer Mund versteckte sich in einem Unkrautbeet von Bartstoppeln. Das Gesicht hatte ebenso viele Krater wie der Mond, auch dessen kränkelnde Blässe besaß es. In der Mitte dieser Ansammlung anatomischer Widerlichkeiten saß eine für das hagere Gesicht viel zu breite Nase.

Der scharfe Geruch von billigem Alkohol lag in der Luft. Kein Wort durchbrach die Stille, die in dem engen Raum herrschte. Das kalte, unwirkliche Licht der Deckenbeleuchtung wurde allerdings plötzlich von einer scharfen Klinge in der Hand des Verbrechers reflektiert. Die Zeit für den geplanten Mord war gekommen. Schon lange hatte M. diesen Überfall befürchtet. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das erste Mal die schlurfenden Schritte gehört hatte, die ihn nachts auf der Straße verfolgten. Es war schon mehrere Jahre her.


Aber er konnte sich an seine immer stärker werdende Angst vor diesen Schritten erinnern, seinen immer schlechter werdenden Schlaf, den mit der Zeit immer leisere Geräusche beeinträchtigen konnten.

Zur gleichen Zeit hatten diese merkwürdigen Anrufe begonnen. Jedesmal wenn M. seinen Namen genannt hatte, wurde nach einer kurzen, bedrückenden Stille aufgelegt.

Für M. lag die Sache von Anfang an auf der Hand. Der Verbrecher wollte, dass M. wusste, dass er verfolgt wird. Vielleicht machte es ihm Spaß, zu beobachten, wie M.s Angst immer unerträglicher wurde.

M. hatte es Freunden erzählt. Doch niemand hatte ihn ernst genommen. Alle hatten es auf seine überreizte Fantasie zurückgeführt. Er hatte dann irgendwann die Idee gehabt, ihnen Beweise zu liefern, vielleicht sogar mit ihrer Hilfe seinen nächtlichen Verfolger zu stellen. Eine Woche lang hatten seine beiden besten Freunde eine Eskorte gebildet, die ihn nachts begleitete. Doch der Verbrecher war nicht so dumm gewesen, ihm zu folgen, wenn er in Begleitung war. Diese fehlgeschlagenen Versuche, seine Vermutungen zu beweisen, hatten natürlich nicht gerade zu seiner Glaubwürdigkeit beigetragen. Auch auf der Polizeiwache, bei der er mit zitternder, fast wahnsinnig klingender Stimme Anzeige gegen Unbekannt erstattet hatte, hatte man ihm nicht geglaubt.

Und nun stand er dieser angeblichen Einbildung seiner Fantasie leibhaftig gegenüber und strafte alle Lügen, die ihm nicht geglaubt hatten.

Bisweilen hatte M. den Verdacht gehabt, dass einer seiner beiden besten Freunde sein Verfolger sein könnte. Vielleicht versteckte sich ja hinter der Maske des Freundes ein Geisteskranker. Das hätte auch erklären können, warum er in Begleitung der beiden nie verfolgt wurde. Doch dieser Verdacht erwies sich nun als unbegründet. Er kannte den Mann vor ihm nicht. Warum wollte dieser Verbrecher aber einen ihm völlig fremden Menschen umbringen? Geld konnte nicht der Grund sein. M. besaß so gut wie nichts. Und der Verbrecher, der ihn ja schon seit Jahren beobachtete, musste das doch wissen. Warum also? Wären die eisigen Augen des Verbrechers nicht gewesen, hätte M. vielleicht nie eine Antwort auf diese Frage erhalten. Aber der Blick seines Gegenübers beantwortete die Frage nach dem Warum. Hass war die Antwort. Er wollte M.s Tod.

Vielleicht war es gar nicht von Anfang an der Plan des Verbrechers gewesen, M. umzubringen. Vielleicht hatte er nur vorgehabt, ihn zu beobachten, etwas zu verängstigen. Doch Hass wird, ebenso wie Wein, von der Zeit verfeinert, wenn man ihn nur lange genug lagert. „Doch warum hasst er mich?“, dachte M., „wie kann man einen fremden Menschen hassen?“. „Erinnere ich ihn an jemanden, der ihm in der Vergangenheit ein schreckliches Leid zugefügt hat? Oder habe ich irgendwann einmal in meinem Leben etwas getan, was eine unbeabsichtigte böse Auswirkung auf sein Leben hatte? Vielleicht hat eine alltägliche Handlung von mir eine Kettenreaktion ausgelöst, an deren Ende der Ruin dieses Mannes gestanden hat. Oder war er einst in die Augen eines Mädchens verliebt gewesen, das dann meine Freundin wurde? Oder hat er sich zufällig irgendjemanden aus der Menge herausgesucht, den er hasst?“

Langsam und leicht wie die Berührung eines jungen Mädchens glitt die Klinge über das Gesicht des Opfers. Kleine Härchen des Gesichtes wurden abgeschnitten und fielen lautlos zu Boden. Dieser Unmensch sah anscheinend einen Genuss darin, mit ihm zu spielen. Er wollte zusehen, wie M.s Angst immer größer wurde, ins Unermessliche wuchs und auf dem Höhepunkt dessen Angst lustvoll zustechen. Wie den Pinsel eines Malers ließ er die Klinge über das Gesicht streifen, so als betrachte er seinen Mord als ein Kunstwerk. Schweiß floss in die Augen des Opfers. Das scharfe Metall sank in das weiche Fleisch von M.s Hals. M. wehrte sich nicht. Was sollte er auch mit seinen bloßen Händen gegen einen Mann mit einer Klinge ausrichten. Er gab sich der Strömung seines unabwendbaren Schicksals hin. Das Gesicht seines Gegenübers verschwamm wie das Spiegelbild eines Menschen in einem Fluss, in den man einen Stein hineinwirft.

Ein Baum, der im menschenleeren Wald umfällt, macht kein Geräusch. Niemand hört die Stimme eines Einsamen, der alleine in seinem Badezimmer stirbt. „Ich hasse dich!“ Mit diesen Worten fiel M. die Rasierklinge aus der Hand, mit der er sich umgebracht hatte.

 

Hi Fabianch.
Ich find deine Geschichte echt gut! Mich wundert es nur, dass noch keiner ein kommentar dazu geschrieben hat. Auf jedenfall hab ich die Geschichte mit viel Spannung gelesen und konnte nicht aufhören. Mir gefallen besonders die Vergleiche, die du verwendest, gut.

Bye Honeybun

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fabianch,

deine Geschichte lässt mich leider völlig kalt. Ich erkenne keinen soliden Spannungsaufbau, oft werden abgegriffene oder unsinnige Vergleiche gewählt, das Ende ist abrupt und lässt erahnen, dass du einfach keinen Bock mehr hattest. Außerdem erinnert es mich irgendwie an "Fight Club"...

"Diese wunderbaren Erinnerungsbilder stellten einen enormen Kontrast dar zu diesen kalten blauen Scheiben des Verbrechers vor ihm, die in einem Weiß schwammen, das so gelblich getrübt war wie schlecht geputzte Zähne"
Dieser Satz stinkt und du wirst mehr als eine Zahnbürste brauchen, um es zu ändern...

...dass ein Damoklesschwert über ihm schwebt, dessen Faden jeder Zeit reißen konnte.
Soweit ich weiß, hing das Damokles-Schwert an einem Rosshaar...

Ein Baum, der im menschenleeren Wald umfällt, macht kein Geräusch. Niemand hört die Stimme eines Einsamen, der alleine in seinem Badezimmer stirbt.
Das ist Bullshit.

Insgesamt kann deine Geschichte noch auf Schreibfehler überarbeitet werden und beim nächsten Mal bitte mehr Liebe und Hingabe! Du könntest etwas Schreibtalent haben, aber hast du auch die Größe es einzusetzen? Deine nächste Geschichte wird es zeigen...

 

Hi Fabianch.
Ich fand deine Geschichte gut. Besonders gefallen hat mir der letzte Satz (Mit diesen Worten fiel M. die Rasierklinge aus der Hand, mit der er sich umgebracht hatte.), weil er noch einmal alles verändert. Eine Überraschung am Schluss. Doch jemand der sich umgebracht hat kann schlecht "Ich hasse dich" sagen. Ich hab´s jetzt nicht ausprobiert, denke aber dass das schwer geht. Er ist ja schon tot.

Was ich auch gut fand, war die eigentliche Handlung, die in 10 Worten zurammengefasst werden kann: Ein Mann steht vor dem Spiegel und bringt sich um.
Schön ausgeschmückt.

Nur: Bis zum letzten Satz wirkt die Tatsache, wieviel M. noch denken kann, bis sein gegenüber etwas tut komisch.

Eigentlich schade, das man nichts über den Hintergrund erfährt. Ist zwar für die Geschichte nicht relevant (mach ich auch nie), hätte mich aber interressiert.

 

Hi Fabianch!

Gute Idee, die Gedanken eines Selbstmörders so zu schildern. Einen richtigen Einstieg in Deine Geschichte habe ich aber leider nicht gefunden, auch wenn mit dem Ende einiges klarer wurde.
Im Gegensatz zu Gara denke ich schon, dass die Hintergründe für die Geschichte wichtig sind. Warum hasst M. sich? Warum will er sich umbringen? Ich kenne seine Motive nicht, dadurch bleibt er immer ein wenig blass. Ist er vielleicht schizophren? Immerhin fühlt er sich ja verfolgt. Aber von wem denn, wenn er sich - letztendlich - nur selbst umbringt?
Auch der Wechsel der Erzählperspektive hat mich ein wenig verwirrt. In einem Absatz erzählst Du erst von M (aus dessen Perspektive), danach von dem Opfer, dann wieder von M. Sollte das ein kleiner Hinweis auf den Schluss sein? Beim Lesen wirkte es aber doch ein wenig verwirrend.

„Doch warum hasst er mich?“, dachte M., „wie kann man einen fremden Menschen hassen?“. „Erinnere ich ihn an jemanden,
Warum hier die Anführungszeichen vor und nach dem Punkt? Immerhin wechselt der Sprecher ja nicht, also würde ich die weglassen. Genau genommen ist es aber keine wörtliche Rede, Du könntest die Anführungszeichen also auch gleich weglassen. Vielleicht den Teil kursiv schreiben? :)

@ Schoengeist: Der Zusammenhang zwischen Schreibtalent und der Größe, selbiges einzusetzen, verwirrt mich ein wenig, und klingt auch verdächtig nach "unter der Gürtellinie", aber lassen wir das. :)

Die Idee gefällt mir aber immer noch.

Gruß,
Dirk

 

Hallo fabianch,

mir hat die Geschichte leider nicht sonderlich gefallen. Die Idee und den Aufbau finde ich zwar recht gut, aber sprachlich gibt es so einige Haken, die den Lesefluss hemmen und kein richtiges Lesevergnügen aufkommen lassen.

Zum einen verwendest du unglaublich viele Metaphern. Das ist an sich nicht schlecht, aber hier wirken einige wie mit der Brechstange erzwungen. Sie passen einfach nicht und wirken zum Teil unfreiwillig komisch (Beispiel: "kalte blaue Scheiben" für die Augen).
Zum anderen benutzt du wahnsinnig viele Adjektive. Beinahe jedes Substantiv kriegt eins verpasst. Das wirkt sehr überladen. Zudem sind viele der Adjektive wertend (Beispiele: "ekelhaft", "merkwürdig", "furchtbar"). Schildere lieber, was zu sehen ist und lass den Leser selbst entscheiden, wie es auf ihn wirkt. Eine lebendige Schilderung, nach deren Lektüre sich der Leser denkt 'Ihhh, wie ekelhaft!', wirkt wesentlich plastischer und nachhaltiger, als wenn er (der Leser) sich bevormundet fühlt. Zu den Adjektiven gibt es einen sehr guten und lesenswerten Thread auf dieser Seite, der für dich vielleicht auch interessant ist: Was habt ihr gegen Adjektive?

Fazit: Netter Plot, der mit dem sprachlichen Feinschliff zu einer guten Geschichte werden könnte.

Viele Grüße
Kerstin

 

Ich danke Euch wirklich für Eure z.T. konstruktive Kritik und natürlich auch für das Lob.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo fabianch,

wie versprochen, und nicht vergessen; gut Ding braucht Weile ;)

Grundsätzlich wurde schon sehr viel Wahres zu Deiner KG geschrieben.

Lesefluss ist das, was den Leser bei der Stange hält, über manche Schwächen der Dramaturgie hinweg hilft und mich, für meinen Teil, erst zum Ende einer Geschichte (egal wie lang) bringt.
Und dabei gilt, dass es für jeden subjektiv anders ist, was und was nicht dazu beiträgt, eine Geschichte zu Ende zu bringen.
Mit den Adjektiven, und deren Anzahl, habe ich kein so großes Problem, ich liebe Metaphern, nur die müssen passen, und ich ekle mich vor Wortwiederholungen.

Metaphern, als Vergleich durch ´wie´ genauso, wie Metaphern, die statt dem ursprünglichen Wort stehen.

Auch ich sehe mich gezwungen

fabianch schrieb:
...zu diesen kalten blauen Scheiben des Verbrechers vor ihm, die in einem Weiß schwammen, das so gelblich getrübt war wie schlecht geputzte Zähne. Die vielen roten Adern in den Augen vermittelten den Eindruck, als habe eine merkwürdige Spinne ein rotes Netz in diesen Organen gewebt.
nochmals aufzuwärmen, weil es beide, von mir erwähnten, Metaphern enthält.

´die kalten blauen Scheiben´ (mit Beistrich zwischen den Adverben ;) ) haben mich insofern total aus dem Lesefluß gerissen, weil ich nicht wußte, was damit gemeint war. Ist mir dann, nachdem ich den Kopf zur Seite gehalten hatte, doch klar geworden, doch aus der Geschichte war ich draußen.

´über die schlecht geputzten Zähne´ wurde schon genug geschrieben, nimm stattdessen, (Vorschlag ;) ) ´...kalten, blauen Augen des Verbrechers vor ihm, die im trüben Weiß von Eiklar schwammen.´ (noch immer keine 100 Prozent, aber für mich doch etwas besser ;) )
der nächste Satz aus Deinem Zitat würd ich vielleicht so:
´Die vielen roten Adern in den Augen vermittelten den Eindruck, als habe eine Spinne ihr tödliches Netz gewebt.´ (´merkwürdig´ vor Spinne ist äh, merkwürdig; 2 x rot - einmal gestrichen ;) ; ´diese Organe´ ist eine indirekte Wortwiederholung, nicht störend, aber absolut überflüssig und leseumständlich; Spinnennetze sind für ihre Opfer tödlich, und tödlich passt auch gut zum Thema der Geschichte - verstärkt den unterbewußten Eindruck)

Eine Metapher, die auch überhaupt nicht passt: ´in der Schnelligkeit des Fegefeuers.´ Bei Fegefeuer kommt mir Hitze , Sühne, Reue oder ´der Gang durchs Fegefeuer´ in den Sinn. Aber schnell?
Bei ´schnell, wie der Blitz´ (kein bißchen originell aber dafür auf den Punkt treffend - es ist als Autor an Dir, originellere zu finden, die passen) weiß jeder was gemeint ist, und ich werde nicht aus dem Lesefluß gerissen.

Die Geschichte selber hat viel Potential, die Idee ist grundsätzlich gut, aber die Art von Handwerk, die mir wichtig ist, hat sie leider nicht.

Hoffe, Du kannst damit etwas anfangen

Gruß
chronist

 

@chronist und @all die anderen. danke für die kritik. die verbesserungsvorschläge, die ich nachvollziehen konnte, hab ich jetzt benutzt.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom