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Ivy * 1768

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14.07.2004
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Ivy * 1768

IVY * 1768​

Die Nacht zog herauf über die saftigen Hügel von Killmoore. Von der Küste wehte ein rauher Wind. Längst war es ruhig geworden in dem kleinen Lodge.

Ryan O´Leary saß auf einem Holzschemel und wärmte sich am Feuer des offenen Kamins. Hin und wieder warf er ein Stück Torf auf die Glut und beobachtete das gleichmäßige Züngeln der Flammen.
Seine Gemahlin Lauren saß, wie jeden Abend, beinahe starr am Bett ihrer Tochter Ivy. Das Mädchen hatte erst viermal den Sommer erlebt. Ihr schwaches Herz schlug leise dem baldigen Tod entgegen. Matt und nahezu leblos lag sie da. Ihr rotblondes Haar zu einem Zopf gebunden. Die grünen Augen versteckt in tiefen Höhlen und das Antlitz so bleich wie die Felsen an der Küste Irlands. Lauren hauchte dem Kind einen zärtlichen Kuss auf die blassen Lippen. So oft hatte sie flehend zu Gott gesprochen. Um das Leben ihrer Tochter gebettelt. Er erhörte sie nicht. Der Priester war vor wenigen Stunden gegangen, nachdem er das Kind gesegnet und geölt hatte.
„Du solltest Dich für Ivy freuen. Sie wird bei Gott einen Platz finden und nicht mehr leiden müssen“, hatte er zu Lauren gesagt, als er ihr die Hand zum Abschied gereicht hatte und gegangen war. Aber sie haderte mit dem Schicksal, das ihr einziges Kind rauben wollte. Bis zuletzt hatte sie Hoffnung gehabt, ihre Gebete würden erhört. Nun hatte sie keine Zeit mehr. Es musste jetzt geschehen. Noch heute Nacht. Sonst würde sie Ivy für immer verlieren.
„Halte durch, mein Kind. Schon wenn der Morgen erwacht, wird alles ein Ende haben. Vertraue mir.“
Sie nahm Ivys Haarband an sich und steckte es in die Tasche ihrer leinenen Schürze. Dann ging sie zu der Truhe aus Kiefernholz. Dort ruhten die Erinnerungen vergangener Jahre. Sie zog ein Maispüppchen heraus. Der Großvater, der vor einem Jahr gestorben war, hatte es für Ivy gemacht, als sie gerade laufen lernte. Sie nahm noch einige Gegenstände heraus, die sie sorgsam zu dem Haarband legte. Noch einen Augenblick verweilte sie vor der Truhe und Zweifel bedrückten ihre Seele. Würde sie sich je verzeihen können? Könnte ihre unendliche Liebe zu Ivy eine solche Grausamkeit zulassen? Angst schlich sich durch ihren Körper und verharrte als tiefer Schmerz in ihrem Kopf. Sie erhob sich und trat an Ivys Bett. Sie legte das Maispüppchen neben das Haupt des Kindes und ging schweren Herzens in die Gaststube neben der Schlafkammer. Bereit, alles zu tun, was man ihr aufgetragen hatte.
Rebecca, die Magd, hatte einen Kessel über das Feuer gehängt, um einen wohlschmeckenden Kräuteraufguss zu bereiten. Laurens wachsamen Augen war nicht entgangen, dass Ryan Gefallen an Rebecca fand. Sie war ein hübsches Mädchen von siebzehn Jahren. Schwarzes langes Haar reichte ihr bis auf die Hüften und zierte ihr anmutiges Haupt. Klare, braune Augen harmonierten mit ihren vollen Lippen zu einem makellosen Gesicht. Ryan war ein noch junger, stattlicher Mann. Seine blauen Augen konnten nicht ruhen, wann immer Rebecca seine Blicke erwiderte.
Fast hatte Lauren Verständnis für das Verlangen ihres Gemahls. Seit Monaten verbrachte sie Tag und Nacht am Krankenlager ihrer Tochter. Dennoch - die Eifersucht war stärker.
„Setz dich, Rebecca. Heute werde ich den Aufguss selbst brühen. Du hast genug Tagwerk erledigt.“ Verwirrt sah die Magd auf ihre Herrin, tat jedoch, was Lauren ihr aufgetragen hatte. Wie zufällig streifte sie Ryans Schulter mit einer liebevollen Geste, als sie an ihm vorbei zu einem Schemel schritt.
Die betrogene Ehefrau ging in die Vorratskammer und mischte die Kräuter für den Aufguss. Sie wickelte die duftenden Blüten in ein Stück gewebtes Leinen. Mit einem Band verknotete sie das Bündel. Vorsichtig legte sie es in einen großen Krug aus Ton und ging zurück in die Gaststube.
„Lauren, wir werden die Schafe verkaufen müssen. Niemand will mehr Speis und Trank von uns. Die Leute haben Angst, Ivys Krankheit könnte auch sie heimsuchen.“
„Hab keine Furcht, Ryan. Es wird sich alles finden. Glaube mir.“
Die Wirtin füllte zitternd den Krug mit kochendem Wasser und stellte ihn auf einen der Gasttische. Anschließend legte sie zwei Holzschalen dazu und einen hölzernen Teller mit Scones, den sie mit einem Tuch bedeckte. Sie wusste, wie sehr ihr Gemahl und seine Geliebte dieses Gebäck schätzten. Die Hoffnung auf den nächsten Morgen spiegelte sich in Laurens grünen Augen. Dann füllte sie die Schalen mit dem heißen Getränk.
„Euer Kräuteraufguss ist fertig. Ich werde noch einmal nach Ivy sehen“, sagte die schlanke Wirtin und verließ schnellen Schrittes die Stube. Ihr geflochtenes, rotes Haar schwang zu einer unhörbaren Melodie hin und her.
Sanft setzte sie sich an das Bett ihrer kleinen Tochter. Sie streichelte dem Kind immer wieder über die kalten Wangen, während ein friedvolles Lied aus ihrem Mund drang, bis Ivy die Augen geschlossen hatte und ruhig schlief. Silbern glänzte der Mond in die Kammer und Lauren trat an das winzige Fenster. Sie blickte auf die Wiese. Der Nebel wich den warmen Sonnenstrahlen und Lauren beobachtete ihren verstorbenen Vater, der mit Ivy an der Hand durch das frische Gras spazierte. Sie sah, wie Ivy glücklich das Maispüppchen von ihrem Großvater entgegennahm. Sie lauschte dem fröhlichen Lachen der beiden und spürte die Wärme, die sie umgab. Polternde Geräusche zerrissen den friedlichen Augenblick. Nur die kühle Nacht blieb zurück. Etwas Schweres fiel in der Stube nebenan zu Boden.
„Es ist an der Zeit“, dachte Lauren. „Die Kräuter zeigen ihre Wirkung." Ihre Augen funkelten vor Furcht und ihr Herz raste. Sie versuchte sich zu beruhigen. Langsam schritt sie aus der Kammer in die Gaststube. Sie sah Rebecca und Ryan auf der Erde liegen und wusste: „Nun gibt es kein Zurück mehr.“
„Lauren, hilf mir. Meine Beine. Ich kann sie nicht bewegen. Es müssen die Kräuter im Aufguss gewesen sein. Sicher waren sie verdorben.“
„Nein, Ryan. Sie waren nicht verdorben. Ihre Wirkung ist genau so, wie sie sein sollte, verzeih mir.“
Ängstlich sah Ryan zu seiner Frau auf. Noch begriff er nicht, was geschehen war, oder geschehen würde.
„Bleib ruhig. Bald ist alles vorüber. Schau auf Rebecca, wie still sie ist.“
Sein panischer Blick fiel auf die Dienerin, die reglos auf dem Holzboden lag.
„Glaub nicht, sie wäre tot. Sie kann uns hören. Auch sehen kann sie uns. Nur bewegen kann sich deine Geliebte nicht mehr. Vielleicht möchtest du ihr noch etwas sagen, bevor auch dich dieses Schicksal ereilt. Nur zu, es macht mir nichts aus. Ich weiß, dass ihr beiden schon lange nicht mehr nur Herr und Magd seid. Ich weiß, nach was du bei Rebecca gesucht hast.“
„Lauren, ich bitte dich. Was hast du uns angetan. Was verlangst du? Ist dein Zorn so groß?“
„Drei Monate sind vergangen, seit ich um deine Liebschaft weiß. Ich hatte gehofft, du würdest dich besinnen. Würdest an Ivy und mich denken. Doch dann bin ich ins Moor gegangen. Du weißt, wer dort wohnt, nicht wahr? Doriah. Sie hat mir die Kräuter für den Aufguss gegeben. Du verachtest sie. Ihr alle tut das. Ich nicht. Ich weiß um ihre Kenntnis für Kräuter und Wurzeln. Sie sieht Dinge. Wusstest du das? Deshalb bin ich zu ihr gegangen. Denn Rebecca war immer voller geworden im Gesicht und ihre Augen glänzten. Am Morgen hatte sie sich beim Wasserholen am Brunnen mehrmals erbrochen. Doriah hatte mir Recht gegeben, dass Rebecca ein Kind unter ihrem Herzen trägt. Dein Kind. Ein Knabe ist es, das solltest du noch wissen. Ryan, du ließest mir keine Wahl. Ivy wird leben und auch ich. Ich werde nicht auf den Tag warten, an dem ich eurem Glück im Wege stehe, euch lästig werde. Ich kann nicht erlauben, dass unsere Tochter stirb, während euer Kind lebt.“
Hoffnungslos sah Ryan zu seiner Frau. Immer wieder versuchte er sich zu bewegen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Auch seine Lippen wollten nun keine Worte mehr formen.
„Die Lähmung wird noch bis nach dem Morgengrauen andauern. Sicher möchtest du hören, was Doriah mir noch erzählt hat. Doch vorher muss ich euch vor den Kamin legen. Ich brauche mehr Licht, um zu tun, was nötig ist, damit Ivy leben kann.“
Lauren holte einige Schaffelle und breitete sie vor dem Kamin aus. Auf jedem der Gasttische entzündete sie eine Kerze. Dann stellte sie einen Becher und eine tönerne Flasche mit Whiskey auf den Tisch, der dem Kamin am nächsten lag. Den verbliebenen Rest des betäubenden Kräuteraufgusses füllte sie in eine der Schalen und stellte sie neben den Whiskey. Feines Pulver, das sie aus Doriahs Hand erhalten hatte, vermischte sich in den Farben des wilden Klees mit der Flüssigkeit.
Rebecca war ein zierliches Mädchen. Dennoch hing sie schwer in Laurens Armen, als sie die Magd auf die Liegestatt schleppte. Mit ihrem Gemahl hatte sie noch mehr Mühe und war erschöpft, als sie sein Haupt auf eines der Schaffelle bettete.
„Ich habe noch etwas für dich, Ryan.“
Lauren kniete sich neben ihn. Sie sah, wie seine Augen im Flackern des Kaminfeuers Bedauern und Angst ausdrückten. Entschlossen griff die junge Frau in die Tasche ihrer Schürze und zog ein blaues Fläschchen heraus. Behutsam hob sie den Kopf des Wirtes. Benetzte seine Lippen mit dem duftenden Wässerchen, das Doriah ihr überlassen hatte. Langsam sickerte Tropfen für Tropfen durch seinen halb geöffneten Mund und verschwand in seiner Kehle. Lauren hielt nicht inne, bis das Fläschchen geleert war. Dann legte sie Ryans Kopf zurück.
„Ich verlange zwei Dinge von euch. Von jedem eines. Ryan, ich wünsche mir dein Herz zurück. Du hast es mir schon einmal geschenkt. Nun aber gehört es ihr.“
Mit einer abfälligen Kopfbewegung deutete sie auf die Magd.
„Ich möchte es wieder haben. Von dir verlange ich dein Kind, Rebecca. Es hat dir ohnehin nie zugestanden. Mein Kind liegt sterbend in seiner Kammer und ohne Kind kann ich nicht sein.“
Für einen kurzen Augenblick betrachtete die nach Rache dürstende Frau das sündige Paar. Sie konnte nicht weiter in Ryans Augen blicken. Nur einen Wimpernschlag lang verspürte sie Mitleid. Es verflog so schnell wie eine diebische Elster. Ehe es ihr Vorhaben zerstören konnte, zwang Lauren sich das Unvermeidliche fortzuführen. Sie war schon zu weit gegangen, um es jetzt noch zum Wohle der beiden zu beenden. Nur Ivy war mehr bedeutend.

„Die Zeit drängt. Ich kann es nicht weiter aufschieben“, dachte Lauren und legte noch mehr Brennmaterial in den Kamin. Sogleich begannen die Flammen zu wachsen. Sie ging zu dem Tisch, auf dem der beinahe leere Krug stand. Das Bündel mit den Kräutern hob sie heraus, und öffnete es im Schein der Kerze. Sie nahm das Stück sauberes Leinen, das über dem Gebäck ruhte, und legte es vor sich auf den Tisch.
Dann zog sie einen Fetzen Rindsleder aus ihrer Schürze. Mit seltsamen Lettern hatte Doriah etwas mit Rinderblut darauf geschrieben. Sie betrachtete es und hielt es ins Licht. Lauren hatte nie gelernt zu lesen, aber sie kannte die Bedeutung der Worte. Auch glaubte sie, die Macht, die von ihnen ausging fühlen zu können. Sie rollte die Schrift zusammen und legte sie auf das Leinentuch. Dann schüttete sie die Kräuter darauf, gab etwas Baldriankraut hinzu und stand auf.
Wie in Trance ging sie hinaus in die Kammer, in der zu Zeiten großer Betriebsamkeit in dem Gasthaus normalerweise das Essen zubereitet worden war. Sie stand vor der Lade mit den Messern. Sie griff nach einem kleinen, sehr spitzen mit Holzgriff, und ging zurück zu den beiden Ehebrechern.
Sie kniete sich neben Rebecca nieder und sah auf ihren Mann.
„Du blutest aus Nase und Mund. Kannst du es fühlen, wie es hinabgleitet und das weiße Fell tränkt? Du spürst den Schmerz nicht, Ryan. Nicht wie ich ihn spüre.“ Sie suchte nach einer Antwort in seinem Gesicht, obwohl sie wusste, er würde sie ihr nicht geben können.
Dann begann sie, das Mieder und die Schürze von Rebeccas Bekleidung zu öffnen. Sie faltete auch den Rock auf und schaute auf den makellosen Leib der Magd. Ihr wurde klar, warum Ryan ihr nicht widerstehen hatte können.
Rebeccas Augen waren starr. Ein Zucken der Lider war die einzige Bewegung, die sie vermochte.
Behutsam tastete Lauren sich um den Nabel der Magd. Etwa eine Handbreite darunter setzte sie das Messer an. Ihre Hände zitterten. Zweifel keimte erneut in ihr. Glaube und Hoffnung; Wut und Hass kämpften wie wild um ihre Gedanken. Dann trat die Spitze des Messers schmatzend in den Unterleib ein. Nur wenig Blut quoll aus der Wunde. Lauren fröstelte.
„Was begonnen wird, muss auch beendet werden“, flüsterte sie und vergrößerte die Wunde. Eine dünne Haut lag vor ihr. Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle, und gab den Blick auf das winzige Kindchen frei. Lauren fuhr erschrocken zurück. Doriah hatte ihr Anweisung gegeben, was zu tun sei. Sie hatte auch gesagt, dass der Junge noch nicht aussehen würde wie ein kleines Kind. Doch diesen Anblick hatte sie nicht erwartet.
„Noch nie habe ich in den Schoß des Lebens geblickt“, dachte Lauren entsetzt. „Aber die Lebenskraft, die in diesem Kinde wohnt, wird Ivy heilen. Nur das ist mehr wichtig.“
Sie trennte das unfertige Wesen mit einem Schnitt von seiner Lebensader, die es mit seiner Mutter verbunden hatte, und hob es aus seinem Ursprung. Lauren wiegte es in ihrer Hand.
Sie blickte auf Rebecca. „Deine Liebe zu meinem Mann wird das Leben meiner Liebe retten.“
Sie erhob sich, und bettete vorsichtig den winzigen Körper auf das Leinentuch zu Leder und Kräutern. Dann ging sie und verschloss mit Nadel und Faden die Öffnung im Bauch der bestohlenen Mutter.
Lauren kehrte zurück zu Ivy und ließ sich neben dem Bett auf ihre Knie sinken. Ihr Gesicht vergrub sie in den zitternden Händen. Salzige Tränen versickerten in der Decke des schlafenden Kindes. Sie wollte beten. Getraute sich jedoch nicht. Sie hatte Schuld auf sich geladen, war aber bereit noch mehr Schuld auf sich zu nehmen, wenn Ivy nur wieder gesund sein könnte, um draußen auf der Wiese zu laufen und zu lachen.
Die Kerzen schmolzen dahin und es würde keine Stunde mehr vergehen, bis der Morgen graute.
Ryans Körper begann zu beben. Er zuckte und wand sich am Boden wie ein hilfloser Wurm. Das war der Moment, auf den Lauren bangend gewartet hatte. Schnell eilte sie an den Kamin und warf noch mehr Torf ins Feuer. Die Flammen loderten und Lauren sah, wie sich ihr Mann in deren Licht aufbäumte. Schnell schob sie den Haken, mit dem wassergefüllten Kessel daran, direkt über das Feuer. Es musste kochen. Ryan begann zu würgen und zu husten. Lauren kniete sich hinter ihn, um seinen Kopf zu stützen.
„Alles wird gut“, flüsterte sie und strich sein Haar aus der Stirn. Blut schoss aus seinem Mund und der Nase. Die Augen traten aus ihren Höhlen und er röchelte, als würde er an der Flut ersticken. Er würgte und hustete immer heftiger, bis ein Schwall hellroten Blutes einen Klumpen aus seinem Mund platschend auf das Schaffell fallen ließ. Er atmete tief ein und sank schließlich tot in Laurens Arme.
Sie weinte. Verschwommenen Blickes nahm sie das pulsierende Ding neben ihrem leblosen Gemahl wahr. Ein letztes Mal küsste sie ihn, schloss seine Augen und legte ihn sanft zu Boden.
Sie nahm Ryans Herz auf und legte es zu den anderen Gaben. Das Wasser brodelte. Lauren schlug die Ecken des Tuches übereinander und wickelte das Haarband ihrer Tochter darum. Dann ging sie um den Leichnam und Rebecca herum auf den Kessel zu. Ein leises Zucken begann sich in den Gliedern der Magd zu regen. Lauren bemerkte es.
„Ich komme zu dir zurück und erlöse dich von deinem Leid. Du hast mein Wort.“
Dampf quoll aus dem Kessel empor und zischend spritzten ein paar Tropfen Wasser ins Feuer. Lauren hielt das Päckchen über den Kessel. Sie spürte die brennende Hitze auf ihrer Haut. Schließlich ließ sie das Bündel ins kochende Wasser gleiten. Ihre Hände waren rot und brannten wie das Feuer selbst.
Sie ging in Ivys Zimmer, goss Wasser in die Waschschüssel neben dem Bett, und wusch sich Hände und Gesicht. Während sie sich neu ankleidete, schaute sie besorgt zu ihrem Kind. Kaum hörbar atmete das kleine Mädchen. Ihr Anblick machte Lauren schmerzlich klar, dass der Tod um ihr junges Töchterchen schlich, bereit dazu, noch vor Sonnenaufgang nach ihr zu greifen. Bangend sah sie zum Fenster. Der Mond verlor seinen Glanz und begann zu sinken. Das Geräusch des kochenden Wassers ließ neue Hoffnung in ihr wachsen. „Gib mir noch etwas Zeit“, flüsterte sie dem schlafenden Kind zu. „Halte durch. Ich bitte dich. Sonst war all mein schreckliches Tun vergebens. Lass mich nicht allein.“
Der erste Schrei des Hahnes riss sie aus ihren Gedanken. Mit einer sauberen Holzschale in der Hand schöpfte sie von dem köchelnden Sud.
Voller Zuversicht eilte sie in die Schlafkammer.
Sie küsste zärtlich Ivys Gesicht. Rieb die kalten, mageren Hände, bis das Mädchen die Augen öffnete. „ Es ist schon Morgen. Ich habe dir Suppe gebracht. Du musst sie aufessen, damit du wieder zu Kräften kommst.“
Liebevoll hielt sie die Schale an den Mund ihres Töchterchens. Immer und immer wieder, bis auch der letzte Rest getrunken war. Ivy regte sich kaum und die Minuten schienen Lauren wie eine Ewigkeit. Mit einem Mal wich die wächserne Bleiche einem zarten Rosa auf Ivys Wangen. So sehr sich Lauren bemühte, die Tränen zurückzuhalten, es gelang ihr nicht. Die Angst der vergangenen Nacht wich beinahe ganz von ihr und Erleichterung erfüllte sie mit wohltuender Wärme. Das erste Mal seit Wochen sprach Ivy:
„Mutter, ich bin noch so müde." Sie streckte ihre kleine Hand nach Lauren aus, und berührte die tränennasse Wange. "Warum weinst du?“
„Weil ich so glücklich und traurig zugleich bin, kleine Ivy.“
„Warum?“, wollte das unschuldige Kind wissen.
„Du musst nicht erfahren, was mich bedrückt, aber du sollst wissen, wie glücklich mich das Strahlen deiner Augen macht.“
Sie nahm die Hand ihrer Tochter, küsste sie, und legte sie auf das Bett. Schließlich wickelte sie das Mädchen in die Decke aus grober Wolle. Ivys Gesicht und den Kopf bedeckte sie mit einem Schal. „Ruhe dich noch aus. Wir werden zu Großmutter gehen. Ich werde dich tragen. Doch schweig still und schlafe.“ Sie hob das verhüllte Kind auf ihren Arm. Sie summte leise Ivys Lieblingslied. Endlich schlief das Mädchen wieder ein.
Lauren ging hinüber zu Rebecca. Sie lag noch immer auf dem Fell, jedoch ein gutes Stück weiter oben.
„Verzeiht mir, Herrin“, bettelte das Mädchen und versuchte verzweifelt sich weiter zu bewegen.
„Es gibt nichts mehr zu verzeihen. Ich danke dir. Du hast meinem Kind das Leben geschenkt.“
„Bitte Herrin, ich flehe euch an. Schenkt auch mir das Leben. Ich werde niemanden davon erzählen, was heute Nacht geschehen ist.“
Lauren nahm die Schale restlichen Kräuteraufgusses und reichte sie Rebecca. Flüsternd, um Ivy nicht zu wecken, sprach sie: “Trink, und alles wird gut. So bleibt dir ein schmerzvoller Tod erspart.“
Hoffnung erfüllte das Antlitz des jungen Mädchens und gierig trank sie von dem Aufguss.
„Du hast etwas, was ich nie haben werde, du törichtes Kind. Im Tod liegst du neben Ryan, nicht ich. War es das, was du wolltest?“
Wütend warf Rebecca die Schale nach der Mörderin. Sie traf Lauren am Bein, und leise rollte die Holzschale unter einen der Tische.
Mit der freien Hand goss Lauren Whiskey in den Becher und trank davon. Dann kippte sie die Tonflasche um. Die hellbraune Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch und den Holzboden. Schließlich nahm sie die Kerze vom Tisch und sah noch einmal zu Rebecca. Sie wartete ab, bis ihr stummer Blick sich verdunkelte. Schließlich schloss die Magd ihre Augen für immer und sank auf Ryans Brust.
Lauren ließ die Kerze in den Whiskey fallen. Sofort begannen die Flammen gierig davon zu trinken. Sie fraßen sich über den Tisch hinab, über den Boden auf die letzte Ruhestätte von Ryan und Rebecca zu.
Lauren legte die Hand auf Ivys Hinterkopf und ging zur Tür. Sie entfernte den Sperrbalken und warf ihn gegen die Wand aus Torfziegeln. Dann öffnete sie die Holztüre.

Der Tau glitzerte auf den Grashalmen und vor ihr lag ein neues Leben. Sie spürte, ihr Kind und sie würden endlich wieder glücklich sein können. Lauren wollte über die Wiese tanzen. Zusammen mit Ivy.

 

Hallo Kürbiselfe,

die erste Geschichte von dir, über die ich mir unschlüssig bin... Aber zuerst mal zwei Sachen, die mir aufgefallen sind.

Sie war todkrank, und wohl würde es nicht mehr lange dauern, bis ihr letzter Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Dieser Satz wirkt auf mich sehr gezwungen und liest sich irgendwie holprig.

Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle und gab de Blick auf das winzige Kindchen frei.

den Blick

Ok, nun zur eigentlichen Geschichte:

Die Idee fand ich sehr spannend. Ein Trank, der das Leben des Kindes rettet.

Allerdings weiß ich nicht genau, ob es von dir beabsichtigt war, dass Ivys Mutter so unsymphatisch wirkt. Das ist nicht nur dass, was sie macht, sondern auch, dass sie keinerlei Skrupel hat.

Zum anderen dauert es mir ein bißchen lange, bis du ins Geschehen einsteigst. Den Einstieg könntest du m. E. nach straffen. Das würde der Geschichte ein höheres Tempo und somit einen höheren Spannungsgehalt geben.

Sprachlich ist deine Geschichte, wie immer, sehr schön umgesetzt. Die altertümliche Sprache wirkt auch natürlich und nicht aufgesetzt.

LG
Bella

 

Hi Kürbiselfe,

wow, so langsam wirds ja hier heftig. Deine Story hat mich umgehauen (ich stehe ja auf diese Rache-Geschichten ;) )

Du hast hier dieses "abgegriffene" Thema völlig neu gestaltet. Liegt wohl auch viel an dem alten Sprachstil.
Mir war tatsächlich kein Wort zuviel, kein Satz zu lang.

Wollte am Anfang die schönen Stellen zitieren, aber es hörte ja gar nicht mehr auf. Ganz dickes :thumbsup:

Habe noch nie von einem so netten Mörder gelesen; hatte ständig das Gefühl, es täte Lauren wirklich leid, was sie da machte.

Ein ganz klein bisschen unrealistisch fand ich das Herauswürgen des Herzens. Geht sowas? Aber ist ja nur eine Geschichte...

Fazit: absolut überzeugender Stil; schön umgesetzter "alter" Plot.
Hat Spaß gemacht.

Lieben Gruß! Salem

 

Hallo Kürbiselfe,


bohh nee ich glaub ich kann es mir sparen noch was zu posten, das ist ja schon jetzt kaum noch zu toppen. :) (von mir eh nicht :D )

Ich kann mich wieder mal nur Salem voll und ganz anschliessen.

Ich bin begeistert :thumbsup:

Tolle Story, tolle Umsetzung, tolle Schreibweise!

Ich hab nichts auszusetzen :D

Lieben Gruss Melle

 

Yvi 1768

Hi Kürbiselfe,


meine Hochachtung, eine hervorragende Geschichte. :thumbsup:

Wie Salem schon sagte, deine Bilder, die Sprache, das Thema.
Was mich besonders beeindruckt hat, dass du die alte Sprache beibehalten hast. ( wie oft hast du dich vertan? ;)

Es ist auch unwichtig, ob deine Prot sympatich rüberkommt oder nicht.
Sie denkt nur an das Leben ihres Kindes, dafür können Mütter töten. Und das entweder ganz oder garnicht :D

Du hast echtes Talent, wenn du so weitermachst ... oh man, :read: werden wir noch viel von dir lesen.

lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bella

mein Mann hat mir schon kurz nach dem Posten Deine Kritik vorgelesen. Aber ich lag mit Fieber auf der Couch. So komme ich erst jetzt dazu, Dir und auch den anderen zu antworten. ;)

Sie war todkrank, und wohl würde es nicht mehr lange dauern, bis ihr letzter Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Dieser Satz wirkt auf mich sehr gezwungen und liest sich irgendwie holprig.

Viel möchte ich hier nicht verändern, aber ich werde zwei Sätze daraus machen und etwas umstellen. vielleicht liest es sich dann leichter.

Die Rechtschreibfehler nehme ich mir auch gleich noch vor. Außer den, den du schon entdeckt hast, sind mir gerade noch ein paar aufgefallen. :D

Allerdings weiß ich nicht genau, ob es von dir beabsichtigt war, dass Ivys Mutter so unsymphatisch wirkt. Das ist nicht nur dass, was sie macht, sondern auch, dass sie keinerlei Skrupel hat.
Sie sollte eigentlich nicht unsympathisch wirken. Auch hat sie durchaus Skrupel, die in manchen Stellen im Text auch beschrieben werden:
Nur einen Wimpernschlag lang verspürte sie Mitleid. Es verflog so schnell, wie eine diebische Elster.
Zweifel keimte in ihr. Glaube und Hoffnung. Wut und Hass kämpften wie wild um ihre Gedanken.
Auch denke ich, dass sie trotz ihres grausamen Vorhabens noch sehr freundlich mit den beiden umgeht. Sie bereitet ihnen ein Bett, legt die Lieblingskekse bereit. Hebt sanft den Kopf ihres Mannes, als sie ihm die Tropfen verabreicht. Sie hätte wesentlich grober sein können. Sie hätte sie einfach liegen lassen können. Ohne weitere Erklärung den Fötus und das Herz an sich nehmen können. Im Großen habe ich schon versucht, aus ihr kein Monster zu machen. Sicher ist ihre Handlung extrem grausam, aber sie tut dies alles für ihre Tochter und für das Leben ihres Kindes würde jede Mutter töten, denke ich.

Zum anderen dauert es mir ein bißchen lange, bis du ins Geschehen einsteigst. Den Einstieg könntest du m. E. nach straffen. Das würde der Geschichte ein höheres Tempo und somit einen höheren Spannungsgehalt geben.

Als Lauren das Haarband ihrer Tochter an sich nimmt, beginnt das eigentliche Geschehen. Das ist im dritten Absatz. Was könnte ich noch straffen? Vielleicht gibst Du mir noch einen kleinen Tipp, was zuviel ist.
Sprachlich ist deine Geschichte, wie immer, sehr schön umgesetzt. Die altertümliche Sprache wirkt auch natürlich und nicht aufgesetzt.
Darüber freue ich mich sehr. Danke.

die erste Geschichte von dir, über die ich mir unschlüssig bin...

Worüber bist Du dir unschlüssig. Wäre schön, noch einmal von Dir zu hören. Vielen Dank.

Liebe Grüße von Susie :)

 

Hallo Kürbiselfe,

ich hoffe dir geht es inzwischen wieder besser...???

Tja, ich komme mir jetzt irgendwie blöd vor. Von allen hast du eine so gute Kritik bekommen, nur von mir nicht. Bei deinen bisherigen Geschichten war´s immer so, dass ich mir dachte: "Wow, das fand ich jetzt supergut!" und bei der fand ich es eben nur "Gut."

Sie war todkrank, und wohl würde es nicht mehr lange dauern, bis ihr letzter Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Denn hier würde ich so schreiben: Sie war todkrank, und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis der letzte Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Mir waren die Skrupel von Ivys Mutter zu gering. Es ist mir noch nachvollziehbar, dass sie ohne allzu große Bedenken die Magd tötet um ihr Kind zu retten. Aber ihren eigenen Ehemann? Gut, er hat sie betrogen... Vielleicht könntest du einflechten, dass sie kurz darüber nachdenkt es doch nicht zu machen, dass aber dann zum Beispiel ein Hustenanfall von Ivy sie weitermachen lässt. Oder das sie weint... etc.

Ok - wie du deine Geschichte staffen könntest .Du hast schon recht, du steigst recht bald ins Geschehen ein. Ich habe mich auch irgendwie blöd ausgedrückt in meiner Kritik. Ich meinte eher, dass manches mir zu ausführlich beschrieben ist - und das zieht die Geschichte manchmal. Zum Beispiel, wenn du Rebecca beschreibst oder wenn du Laurens einzelne Arbeitsschritte beschreibst...
Das ist sicherlich Geschmackssache, nachdem die es die Andren nicht gestört hat, hat´s wohl einfach mir nicht so gut gefallen.

Worüber ich mir unschlüssig war ist, ob mri die Geschichte gefällt oder nicht. Auf der einen Seite gefällt sie mir natürlich schon, weil die Idee so gut ist und du so schön schreibst - aber auf der anderen Seite habe ich schon viel Besseres (meiner Meinung nach) von dir gelesen.

LG Bella

 

Hallo Salem

wow, so langsam wirds ja hier heftig. Deine Story hat mich umgehauen
ich hoffe , Du liegst da nicht immer noch rum, nicht dass noch jemand auf falsche Gedanken kommt. :D

Du hast hier dieses "abgegriffene" Thema völlig neu gestaltet. Liegt wohl auch viel an dem alten Sprachstil.
Mir war tatsächlich kein Wort zuviel, kein Satz zu lang.

Wollte am Anfang die schönen Stellen zitieren, aber es hörte ja gar nicht mehr auf.

Danke, darüber freue ich mich ganz besonders.

Habe noch nie von einem so netten Mörder gelesen; hatte ständig das Gefühl, es täte Lauren wirklich leid, was sie da machte.
So sollte das sein. Wäre die kranke Yvi nicht, hätte sie sicher keine so grausame Rache in Erwägung gezogen.

Ein ganz klein bisschen unrealistisch fand ich das Herauswürgen des Herzens. Geht sowas? Aber ist ja nur eine Geschichte...

Das geht natürlich nur mit den Tropfen aus Circea, Hypericum... ts... der Rest ist mir leider entfallen. ... Scherz beiseite. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, aber auch ihren Mann aufzuschneiden schien mir dann doch etwas zu heavy. Vor allem denke ich aber, sie hätte es nicht fertig gebracht. Ihm Tropfen zu geben, die das Herauswürgen bewirken schien mir einfacher für Lauren. ;)

Fazit: absolut überzeugender Stil; schön umgesetzter "alter" Plot.
Hat Spaß gemacht.
So soll das sein! Dann bin ich zufrieden :)

Vielen lieben Dank und liebe Grüße von Susie

 

Hallo Melle

bohh nee ich glaub ich kann es mir sparen noch was zu posten, das ist ja schon jetzt kaum noch zu toppen. (von mir eh nicht )
Stell mal Dein Licht nicht so untern Scheffel. :D

Ich bin begeistert

Tolle Story, tolle Umsetzung, tolle Schreibweise!

Ich hab nichts auszusetzen


Mehr kann man sich nicht wünschen! Vielen lieben Dank :)

Liebe Grüße von Susie

 

Hallo coleratio

Auch dir ein großes Dankeschön für Deine netten Worte.

Was mich besonders beeindruckt hat, dass du die alte Sprache beibehalten hast. ( wie oft hast du dich vertan?
War nicht ganz einfach, muss ich zugeben. Frag meinen Radiergummi. :D

Es ist auch unwichtig, ob deine Prot sympatich rüberkommt oder nicht
Schön, dass du das so siehst, obwohl ich nie einen so grausamen Charakter schaffen wollte. Und ein bisschen nett ist sie doch schon. Die Art und Weise, wie sie vorgeht sollte eigentlich zeigen, dass sie hier eine Handlung ausführt, die unvermeidlich ist, um das Leben von Yvi zu retten. Aber sie ist dennoch freundlich genug, um es für Rebecca und Ryan erträglich zu machen, soweit dies möglich ist. Immerhin können sie keine Schmerzen spüren.

Sie denkt nur an das Leben ihres Kindes, dafür können Mütter töten. Und das entweder ganz oder garnicht
Hier kann ich Dir voll und ganz zustimmen. ;)

Du hast echtes Talent, wenn du so weitermachst ... oh man, werden wir noch viel von dir lesen.
:huldig:

Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße von Susie

 

Hallo Bella

Ja, es geht mir etwas besser. Vielen Dank. Vitamin C in schwarzem Tee wirkt Wunder.

Tja, ich komme mir jetzt irgendwie blöd vor.
Das sollst Du nicht. Ich bin auch froh, wenn jemand offen sagt, dass er meine Geschichte nicht so toll findet. Sonst könnte ich ja nie etwas dazu lernen. Ich finde es gut, wenn du mir erklärst, was dir nicht gefallen hat. Ganz ehrlich. ;)

Von allen hast du eine so gute Kritik bekommen, nur von mir nicht. Bei deinen bisherigen Geschichten war´s immer so, dass ich mir dachte: "Wow, das fand ich jetzt supergut!" und bei der fand ich es eben nur "Gut."
Auch über ein "Gut" freue ich mich sehr.

Sie war todkrank, und wohl würde es nicht mehr lange dauern, bis ihr letzter Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Denn hier würde ich so schreiben: Sie war todkrank, und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis der letzte Atemzug ihre Brust für immer verlassen würde.

Diesen Satz habe ich kurz nach der Beantwortung Deines ersten Postings geändert. Ich denke so ist er jetzt tatsächlich besser.

Mir waren die Skrupel von Ivys Mutter zu gering. Es ist mir noch nachvollziehbar, dass sie ohne allzu große Bedenken die Magd tötet um ihr Kind zu retten. Aber ihren eigenen Ehemann? Gut, er hat sie betrogen... Vielleicht könntest du einflechten, dass sie kurz darüber nachdenkt es doch nicht zu machen, dass aber dann zum Beispiel ein Hustenanfall von Ivy sie weitermachen lässt. Oder das sie weint... etc.
Sie musste ihren Mann töten, denn ohne das Herz ihres Mannes funktioniert das Rezept nicht. Von jedem ist etwas dabei. Das Kind von Rebecca, das Herz von Ryan und das Haarband von Yvi. Nur so hat der Lebenstrank die gewünschte Wirkung. Lauren weint erst, als sie ihren toten Mann in Armen hält. Vorher läuft alles genau nach Anweisung der Frau aus dem Moor. Ich hatte auch vorher schon einmal eine Szene drin im Text in der sie weint und extrem zweifelt. Die habe ich aber herausgestrichen, damit nicht zuviel drin ist. Und da sie ja alles wie in Trance erlebt, begreift sie tatsächlich erst die Tragweite ihres Tuns als Ryan schon tot ist.

Ok - wie du deine Geschichte staffen könntest .Du hast schon recht, du steigst recht bald ins Geschehen ein. Ich meinte eher, dass manches mir zu ausführlich beschrieben ist - und das zieht die Geschichte manchmal. Zum Beispiel, wenn du Rebecca beschreibst oder wenn du Laurens einzelne Arbeitsschritte beschreibst...
Stimmt schon, ich habe die einzelnen Personen ziemlich genau beschrieben, was vielleicht nicht nötig wäre. Das habe ich auch nicht immer getan. Man hat mir aber so manches Mal gesagt, dass meine Charaktere zu farblos und zu schemenhaft sind. Dem wollte ich diesmal vorbeugen. Du siehst, hier sind viele Meinungen durchaus erlaubt und auch erwünscht.

Worüber ich mir unschlüssig war ist, ob mri die Geschichte gefällt oder nicht. Auf der einen Seite gefällt sie mir natürlich schon, weil die Idee so gut ist und du so schön schreibst - aber auf der anderen Seite habe ich schon viel Besseres (meiner Meinung nach) von dir gelesen.
Das war einer der wenigen Versuche, eine Gruselgeschichte zu schreiben. Bei "Sandhai" ist mir das nicht so recht gelungen. Diesmal wollte ich mehr Grusel verbreiten. Deshalb ist die Handlung auch wesentlich grausamer. Natürlich wird es immer wieder passieren, dass eine solche Geschichte nicht jedermanns Sache ist und ich finde das auch vollkommen in Ordung. Denn dass Dir andere Geschichten von mir besser gefallen, ist ein verstecktes Lob, über das ich mich sehr freue. :D

Ich danke Dir, dass Du Dir so große Mühe gegeben hast mit meiner Geschichte und bin sehr froh über Deine Offenheit. :)

Vielen Dank und extraliebe Grüße von Susie

 

Heyho Kürbiselfe,

im Gegensatz zu meinen Vorgängern finde ich deine Geschichte leider wenig überzeugend. Ich greife mal ein Lob von Bella auf, um dir zu erklären, warum:

Die altertümliche Sprache wirkt auch natürlich und nicht aufgesetzt.

Das sehe ich völlig anders - gerade die Dialoge machen auf mich einen bemühten und konstruierten Eindruck. Ein Beispiel:

„Lauren, hilf mir. Meine Beine versagen mir den Dienst. Es muss der Tee gewesen sein. Sicher war er verdorben.“

Sorry, aber so redet kein Mensch. Auch im 18. Jahrhundert nicht. Eine solche Ausdruckweise gestehe ich einer Figur von Shakespeare zu, aber nicht einem irischen Gastwirt. Zu hochgestochen, zu gewählt, zu aufgesetzt. Auch im 18. Jahrhundert wurde geflucht. Und zwar ordentlich.

Es ist sehr lobenswert, dass du versuchst, die Sprache dem Setting anzupassen - und in den erzählenden Passagen funktioniert das auch ganz gut. Bei den Dialogen ist das Ergebnis allerdings von einer romantischen Verklärtheit, die sich hart an der Grenze zum Kitsch bewegt. Was umso bedauerlicher ist, da du wirklich schreiben kannst.

 

Hallo Wendigo

Schade, dass die Geschichte Dich nicht überzeugt. Ich habe schon versucht, genau Recherge zu betreiben, bevor ich die Geschichte geschrieben habe. Die Kleidung, die benutzten Gegenstände, das Haus aus Torfziegeln, etc.. Über die Art zu Sprechen habe ich nichts herausgefunden, so blieb dies meiner Fantasie überlassen. :shy:

Sorry, aber so redet kein Mensch. Auch im 18. Jahrhundert nicht. Eine solche Ausdruckweise gestehe ich einer Figur von Shakespeare zu, aber nicht einem irischen Gastwirt. Zu hochgestochen, zu gewählt, zu aufgesetzt. Auch im 18. Jahrhundert wurde geflucht. Und zwar ordentlich.
Es ist sehr lobenswert, dass du versuchst, die Sprache dem Setting anzupassen - und in den erzählenden Passagen funktioniert das auch ganz gut. Bei den Dialogen ist das Ergebnis allerdings von einer romantischen Verklärtheit, die sich hart an der Grenze zum Kitsch bewegt.
Mit dem Fluchen habe ich es nicht so. Ich denke, man kann auch anders, als mit wenig gern gehörten Worten, Gefühle beschreiben. Vielleicht kannst Du ja einen Satz heraussuchen und mir an Hand einer eigenen Interpretation erklären, was genau du meinst? So könnte ich Deine Kritik an der Sprache vielleicht deutlicher verstehen.

Natürlich bin ich immer bemüht, dazuzulernen. Dazu brauche ich aber mehr Einzelheiten, da ich sonst nicht genau weiss, was exakt Du kritisierst. Würde mich freuen, wenn Du mir dahingehend noch einmal einen kleinen Tipp geben könntest.

Jedenfalls danke ich Dir für den Hinweis und freue mich auf eine eventuelle Antwort. :)

Liebe Grüße, Susie

 

Hallo Kürbiselfe,

Über die Art zu Sprechen habe ich nichts herausgefunden, so blieb dies meiner Fantasie überlassen

In einer Kurzgeschichte ist das ja auch völlig okay - und hey, vielen anderen hat es gefallen.

Mit dem Fluchen habe ich es nicht so. Ich denke, man kann auch anders, als mit wenig gern gehörten Worten, Gefühle beschreiben

Ich denke, das hängt wesentlich von den Figuren ab. Eine liebenswerte alte Dame wird sicherlich nicht mit vulgären Ausdrücken um sich werfen, aber wenn du etwa einen Hafenarbeiter darstellen willst, wirst du um Flüche nicht herumkommen - jedenfalls dann nicht, wenn er authentisch wirken soll. Und gerade diese Authensität fehlt den Charakteren in deiner Story. Um es überspitzt zu formulieren: sie sind ungebildete Bauern, aber reden wie Hofschranzen.

Vielleicht kannst Du ja einen Satz heraussuchen und mir an Hand einer eigenen Interpretation erklären, was genau du meinst? So könnte ich Deine Kritik an der Sprache vielleicht deutlicher verstehen.

Okay, schauen wir uns den oben angesprochenen Dialog noch einmal an. Ich würde sagen, dass Ryan in dieser Situation ziemlich entgeistert und wütend ist. Wie wäre es dann etwa mit diesem Satz: "Lauren, hilf mir! Ich kann meine verdammten Beine nicht mehr bewegen. Was zum Teufel hast du mit dem Tee gemacht?"
Kein Meisterwerk, klar, aber wahrscheinlich bedeutend näher an der Realität.

Alle Klarheiten beseitigt? :)

 

Hallo Wendigo

Jetzt kann ich viel besser verstehen, was genau Du meintest. :)
Sicher hast du nicht ganz unrecht.
Ich werde mir das noch einmal genauer durch den Kopf gehen lassen, um dann den Dialog möglicherweise der jeweiligen Situation anpassen, vorausgesetzt ich bekomme das hin, ohne das es zu abgehackt und "vulgär" klingt.
Danke Dir nochmal für Deine Rückantwort und Deine Mühe. :)

Liebe Grüße, Susie

 

Hej Kürbiselfe,

eine fiese, gemeine Geschichte, die recht gut umgesetzt ist. Deine Protagonistin finde ich unglaublich skrupellos - da ich nicht alle Postings gelesen habe, weiß ich nicht, ob das so beabsichtigt war.

Mir ist aufgefallen, dass das Kind im Titel "Ivy", ansonsten aber immer (?) "Yvi" heißt. Da solltest Du Dich noch einigen! ;)

Und: "Die Kerzen schmalzen" ist natürlich auch Unsinn, sie schmolzen.

Ansonsten sind mir keine Fehler mehr aufgefallen.

LG
chaosqueen

 

Hallo chaosqueen

Danke Dir hierfür:

eine fiese, gemeine Geschichte, die recht gut umgesetzt ist

Deine Protagonistin finde ich unglaublich skrupellos - da ich nicht alle Postings gelesen habe, weiß ich nicht, ob das so beabsichtigt war.
Ursprünglich nicht, aber ich und auch diejenigen, die Yvi gelesen haben sind da offensichtlich noch nicht schlüssig. ;)

Und: "Die Kerzen schmalzen" ist natürlich auch Unsinn, sie schmolzen.
Das ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. :shy: Werde ich natürlich sofort korrigieren.
Auch die falschen Yvis werde ich entfernen.

Vielen Dank und liebe Grüße von Susie :)

 

Ivy 1768

Hi Kürbiselfe,

ich noch mal. :shy:

Du meinst, deine Prot wäre doch ganz nett gewesen, indem sie den Beiden die Schmerzen erspart hätte.

Hmm, versetze dich mal in die Lage der Opfer. Sie kriegen bei vollem Bewußtsein mit, was geschieht.
Ich glaube, dieser psychiche Horror, ist schlimmer als jeder Schmerz.

Und irgendwie hat deine Prot es doch auch genossen, die Panik in den Augen zu sehen, oder :hmm:
Aber egal, ich denke, du solltest es so lassen wie es ist.
So drückst du die Zwiespalt der Gefühle aus. Denn hätte sie wirklich Mitleid, könnte sie die Tat nicht begehen.

glg, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kürbiselfe,

die erste deiner Geschichten, die es nicht schafft, mich zu überzeugen. Der größte Kritikpunkt gleich vorweg: Meines Erachtens spielt der Ort (das abgelegene Wirtshaus) keine große Rolle. Versteh mich nicht falsch, natürlich handelt die Geschichte da und so weit ich das sehe, hast du keine der Regeln verletzt. Aber sie könnte auch genausogut in einem normalen Bauernhaus spielen, ohne etwas zu verlieren. Verstehst du mich? Ich finde, du hast das Thema nicht gut umgesetzt. :( Schade.

Ich stimme Wendigo zu, wenn er sagt, dass die altertümliche Sprache aufgesetzt klingt - die Figuren wirken so, als gäben sie sich krampfhaft Mühe, möglichst blumig zu sprechen. Das wirkt nicht authentisch, vielleicht habe ich daher solche Probleme mit der Geschichte. Die Idee ist nämlich nicht schlecht.

Einige Beispiele:


Keiner kommt mehr zu uns um Speis und Trank
Wenn, dann bitte "für Speis und Trank"


mein Gemahl
Sehr blumig - auch damals haben sich Ehepaare mit Vornamen angeredet, wenn sie sich duzten - und so wie ich das herauslese, sind die beiden schon ein paar Jahre verheiratet. Anhaltspunkt war mir das Alter des Mädchens.


Drei Monde sind vergangen, seit ich um deine Liebschaft weiß.
Klingt gestelzt.


Doch vorher sollte ich euch gebührend betten. In angenehmer Lage könnt ihr mir viel leichter lauschen.
MMn die mit Abstand schlimmste Formulierung - das Extrembeispiel. :dagegen: Und völlig unnötig für die Geschichte. Das angenehme Bett bringt ihnen ja nichts, sie können ja eh nichts spüren. Und zuhören müssen sie so oder so.

Auch ein weiterer Kritikpunkt - ich finde, Lauren wirkt äußerst unsympatisch. Vieleicht solltest du ihre tiefe Liebe zu dem Mädchen besser herausarbeiten, damit man mit der Mutter mitfühlen kann und etwas Verständnis aufbringt, warum sie so handelt.

Denn:


Ich möchte es wieder haben. Das ist alles.
Wenn's sonst nichts ist - keine große Forderung, er bezahlt ja nur mit seinem Leben.


Nun, da ihr nichts einzuwenden habt, glaube ich, ihr stimmt mir zu. Ihr tut gut daran.
Sehr sarkastisch - als ob sie etwas einwenden könnten. :hmm: Lauren wirkt so, als spiele sie mit den beiden, als ginge es ihr um persönliche Rache und beinahe sadomasochistisches Vergnügen und nicht nur um ihr Kind.


„Du musst nicht traurig sein. Du hast etwas, was ich nie haben werde. Im Tod liegst du neben Ryan, nicht ich. Das ist mein Geschenk für dich.“
Wie nett. Dein Hauptpreis ist - der Tod! Aber immerhin neben deinem Liebhaber, der mit dir sterben darf.

Tut mir leid - aber wegen dieser Stellen kann ich Lauren nicht ernstnehmen, zumindest sind ihre Worte/Taten nicht im Einklang mit ihrer Motivation.

Weitere kleine Kritikpunkte:


Sheepmoore
Ist mir zu klischeehaft. Klingt so pseudo-irisch.


Sie war todkrank.
Und das ist mir zu plump. Versuch doch, zu beschreiben, wie krank sie ist - am Husten, fiebrig-glänzenden Augen etc... Da kann man schön ausbauen.


und vergrößerte die Wunde. Eine dünne Haut lag vor ihr. Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle
Da sie beide Hände benutzt, um die Gebärmutter aufzureißen, muss die Wunde schon sehr groß sein und der Blutverlusst enorm. Dass die Magd da nicht zumindest ohnmächtig wird, ist mir ein Rätsel.


Grinsend nahm sie Ivys Haarband an sich
Noch so eine Motivationsstelle. Hier habe ich ein regelrechtes dämonisches Grinsen :baddevil: vor mir, das einer Handlung aus Mutterliebe wiederspricht. Freut sie sich auf die blutige und grausame Handlung, die sie gleich begeht?


Freude spiegelte sich in ihren grünen Augen.
Das ist mir einfach zu böse. Sie scheint das, was sie tut, zu genießen, und es nicht als notwendiges Übel zu empfinden. Dann steht sie aber immer wieder kurz davor, Verständnis oder Mitleid aufzubringen. Kann ich nicht nachvollziehen.

Auch den Titel finde ich nicht ganz gelungen - das Kind spielt an sich keine so große Rolle, im Gegensatz zu der blutrünstigen Tat, die leider einige Längen aufweist.

Ich habe mir lange überlegt, hier zu kritisieren. Hoffentlich ist es nicht zu hart, ich will dir eigentlich weiterhelfen. Ich denke mir jedoch, dass du damit umgehen kannst. Ist auf jeden Fall nicht böse gemeint, aber ich weiß, du kannst es wesentlich besser. Nimms mir nicht übel, ich halte Ehrlichkeit für sehr wichtig und du legst vielleicht (so wie ich) auch Wert auf negatives Feedback, denn mit rein positivem kommt man oft nicht voran. Deswegen habe ich mich entschlossen, dir hier zu schreiben anstatt es einfach zu ignorieren.

Liebe Grüße,

Anea

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anea

Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, mit der Analyse meines Textes.

Ich habe mir lange überlegt, hier zu kritisieren. Hoffentlich ist es nicht zu hart, ich will dir eigentlich weiterhelfen. Ich denke mir jedoch, dass du damit umgehen kannst. Ist auf jeden Fall nicht böse gemeint, aber ich weiß, du kannst es wesentlich besser. Nimms mir nicht übel, ich halte Ehrlichkeit für sehr wichtig und du legst vielleicht (so wie ich) auch Wert auf negatives Feedback, denn mit rein positivem kommt man oft nicht voran. Deswegen habe ich mich entschlossen, dir hier zu schreiben anstatt es einfach zu ignorieren.
Immer wieder sehe ich, wie Mitglieder Geschichten lesen und dann nichts dazu schreiben. Das steht jedem natürlich frei, keine Frage. Ist ja auch richtig so. Auch ich habe das schon getan, weil mir einfach nichts Passendes einfallen wollte. Dennoch frage ich mich dann auch Warum? War es zu langweilig? Was stört den Leser? Deshalb freue ich mich auch über negative Kritik. Nur so kann ich verbessern und auch hinzulernen.

Zitat:
Keiner kommt mehr zu uns um Speis und Trank

Wenn, dann bitte "für Speis und Trank"

Ich denke, hier sind beide Versionen möglich.

Zitat:
mein Gemahl

Sehr blumig - auch damals haben sich Ehepaare mit Vornamen angeredet, wenn sie sich duzten - und so wie ich das herauslese, sind die beiden schon ein paar Jahre verheiratet. Anhaltspunkt war mir das Alter des Mädchens.

Die beiden dutzen sich. Aber gerade in ländlichen Gegenden, wo ich wohne ist das zum Teil heute noch ein ganz normales Phänomen. Natürlich sagt hier niemand mehr Gemahl, aber meine Großeltern benutzen immer noch Anreden wie folgt: "Mann, wir müssen Holz für den Winter bestellen", oder "Frau, kocht das Kaffewasser schon?" In bayrisch klingt das nicht so gestelzt, muss ich zugeben, aber in Dialekt wollte ich ja auch nicht schreiben.

Doch vorher sollte ich euch gebührend betten. In angenehmer Lage könnt ihr mir viel leichter lauschen.

MMn die mit Abstand schlimmste Formulierung - das Extrembeispiel. Und völlig unnötig für die Geschichte. Das angenehme Bett bringt ihnen ja nichts, sie können ja eh nichts spüren. Und zuhören müssen sie so oder so.

Unnötig empfinde ich die Stelle nicht, da sie als Vorbereitung für Rebeccas "Geschenk" dient. Spüren können sie freilich nichts und zum Zuhören werden sie gezwungen. Weiter unten kann ich das vielleicht noch besser erklären.

Auch ein weiterer Kritikpunkt - ich finde, Lauren wirkt äußerst unsympatisch. Vieleicht solltest du ihre tiefe Liebe zu dem Mädchen besser herausarbeiten, damit man mit der Mutter mitfühlen kann und etwas Verständnis aufbringt, warum sie so handelt.
Hier scheinen sich die Geister der Leser zu scheiden. Einige empfinden Lauren als sehr unsympathisch, andere halten sie für eine sehr nette Mörderin. Dies liegt wohl extrem im Auge des Betrachters. Mir ist die Handlung von Lauren auch sehr unsympathisch, aber durch ihre Beweggründe und die Tatsache, den beiden die Lage erträglich machen zu wollen, soweit ihr dies anhand der grausamen Tat möglich ist, kann ich doch etwas Symphatie für sie fühlen.

Zitat:
Ich möchte es wieder haben. Das ist alles.

Wenn's sonst nichts ist - keine große Forderung, er bezahlt ja nur mit seinem Leben.

Wusstest Du zu diesem Zeipunkt tatsächlich schon, dass Lauren das Herz als Organ und nicht als Sinnbild der Liebe meinte? An dieser Stelle meint doch der Leser noch, sie wolle nichts als seine Liebe zurück, nicht wahr?


Zitat:
Nun, da ihr nichts einzuwenden habt, glaube ich, ihr stimmt mir zu. Ihr tut gut daran.

Sehr sarkastisch - als ob sie etwas einwenden könnten. Lauren wirkt so, als spiele sie mit den beiden, als ginge es ihr um persönliche Rache und beinahe sadomasochistisches Vergnügen und nicht nur um ihr Kind.

Tatsächlich geht es nicht nur um das Kind, sondern auch um die Rache einer betrogenen Frau. Stell dir mal die Situation vor, ohne die grausame Tat. Ivy stirbt. Rebecca und Ryan bekommen ein gemeinsames Kind. Was würde sie daran hindern, Lauren zu beseitigen, um eine gemeinsame Zukunft miteinander zu haben, ohne sich den Unmut ihres Dorfes preisgeben zu müssen? Ist da das Motiv für Laurens Handeln nicht eindeutig? Ich habe keine Toleranz für solche Handlungsweisen übrig, aber in gewisser Weise ein wenig Verständnis.

Zitat:
„Du musst nicht traurig sein. Du hast etwas, was ich nie haben werde. Im Tod liegst du neben Ryan, nicht ich. Das ist mein Geschenk für dich.“

Wie nett. Dein Hauptpreis ist - der Tod! Aber immerhin neben deinem Liebhaber, der mit dir sterben darf.

Tut mir leid - aber wegen dieser Stellen kann ich Lauren nicht ernstnehmen, zumindest sind ihre Worte/Taten nicht im Einklang mit ihrer Motivation.

Hier kann ich Dir näher erklären, warum es ein Geschenk ist. Für eine Frau oder auch einen Mann, war es sehr wichtig, und oftmals ist das auch heute noch so, neben dem Ehepartner bestattet zu werden. Für Lauren bleibt dieser Weg nicht. Deshalb empfindet sie es auch als Geschenk für Rebecca, dass sie dort liegen darf, obwohl sie noch nicht einmal mit Ryan verheiratet ist. Aus heutiger Sicht mag das unwichtig sein. Damals aber war es aus religiösen Gründen sehr wichtig.

Sheepmoore

Ist mir zu klischeehaft. Klingt so pseudo-irisch.

Ich hatt nicht erwartet, dass der Name des Ortes für Kritik sorgen könnte. Freue ich aber, dass man sich auch solcher Kleinigkeiten annimmt. Ich hatt mir aus Irlands Landkarte das Städtchen Templemore herausgesucht. Temple fand mein Mann zu kirchlich. So wurde Sheepmore daraus. Dann nach einem netten Hinweis schließlich Sheepmoore. Nun, ich bin natürlich gerne für weiter Vorschläge offen.

Sie war todkrank.

Und das ist mir zu plump. Versuch doch, zu beschreiben, wie krank sie ist - am Husten, fiebrig-glänzenden Augen etc... Da kann man schön ausbauen.

Ursprünglich stand hier mal etwas von einem schwachen Herzen, etc.., aber dann würde die Handlung noch später im Text beginnen. Sicher könnte ich es wieder sehr schön ausbauen, aber wirkt es dann nicht erst recht zu langatmig?

Zitat:
und vergrößerte die Wunde. Eine dünne Haut lag vor ihr. Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle

Da sie beide Hände benutzt, um die Gebärmutter aufzureißen, muss die Wunde schon sehr groß sein und der Blutverlusst enorm. Dass die Magd da nicht zumindest ohnmächtig wird, ist mir ein Rätsel.

Sie zerreisst die Fruchtblase. Bei einem so kräftigen Muskel, wie der Gebärmutter, hätte sie mit bloßen Händen wohl einige Schwierigkeiten. Die Wunde hat schon eine gewisse Größe, dennoch muss der Blutverlust nicht groß sein. Ohnmacht ist auch nicht zwangsläufig erforderlich, denn diese ist eigentlich nur die Reaktion des Gehirns auf Schmerzzustände, die es nicht sofort verarbeiten kann. Ein Schutzmechanismus des Körpers, der in diesem Fall nicht funktioniert, da sie ja keine Schmerzen empfindet. Bei einem Kaiserschnitt verläuft das ganz ähnlich. Du hast die Möglichkeit durch eine Periduralanästhesie (hierbei wird ein Katheder in den unteren Bereich des Rückens eingeführt, durch den ein Betäubungsmittel, nach Bedarf, gespritzt wird) aktiv die Geburt des Kindes mitzuerleben. Über einen Spiegel siehst Du, wie der Bauch geöffnet und das Kind herausgehoben wird. Durch die Betäubung wird auch die Blutungsneigung herabgesetzt. Der Kreislauf des Blutes verlangsamt sich. Dies ist auch der Grund dafür, warum ein Kaiserschnitt schnell von statten gehen sollte, da das Kind nicht mehr optimal über den Kreislauf der Mutter versorgt werden kann. Mit dem Gebräu, das Lauren den beiden verabreicht hat, verhält es sich ähnlich. Darum der geringe Blutverlust und die fehlende Ohnmacht.

Zitat:
Grinsend nahm sie Ivys Haarband an sich

Noch so eine Motivationsstelle. Hier habe ich ein regelrechtes dämonisches Grinsen vor mir, das einer Handlung aus Mutterliebe wiederspricht. Freut sie sich auf die blutige und grausame Handlung, die sie gleich begeht?

Ein kläglicher Versuch, das Wort lächeln nicht schon wieder benutzen zu müssen. Ich war schon beim Schreiben der Geschichte nicht ganz glücklich damit.

Zitat:
Freude spiegelte sich in ihren grünen Augen.

Das ist mir einfach zu böse. Sie scheint das, was sie tut, zu genießen, und es nicht als notwendiges Übel zu empfinden. Dann steht sie aber immer wieder kurz davor, Verständnis oder Mitleid aufzubringen. Kann ich nicht nachvollziehen.

Ich denke auch nicht, dass sie die Tat an sich genießt, mehr den Gedanken daran, was aus der Tat resultiert. Sie lächelt während der Vorbereitung, aber nie, wenn sie den beiden etwas antut. Das läßt den oben genannten Schluß zu, denke ich. Was Lauren betrifft, ist es doch gerade dieser Zwiespalt, der in der Geschichte ausgedrückt wird. Auf der einen Seite, das Kind zu retten, auf der anderen Seite der Tod ihres Mannes, den sie dennoch liebt. Einer von beiden muss sterben, damit der andere überleben kann. Das schändliche Treiben ihres Mannes macht die Entscheidung zwar leichter, aber nicht zwangsläufig erträglicher. Tut sie nicht alles dafür, um es den beiden trotz der Grausamkeit ihres Tuns so angenehm wie möglich zu machen? Sie hätte noch wesentlich härter handeln können.

Auch den Titel finde ich nicht ganz gelungen - das Kind spielt an sich keine so große Rolle, im Gegensatz zu der blutrünstigen Tat, die leider einige Längen aufweist.
Ohne Ivy gäbe es die Geschichte nicht. Auch wenn sie kaum erwähnt wird, dreht sich doch alles nur um sie. Der Tee und die Suppe brauche eine gewisse Zeit um die rechte Wirkung zu entfalten. Mit Morphium ginge wohl alles viel schneller, aber dann wäre die mystische Wirkung der Tränke dahin. Oder meintest Du mit den Längen etwas anderes?

Ich hoffe , ich konnte Dir einiges erklären, dass Dir rätselhaft schien. Ich bin Dir dankbar für Deine Anregungen. Sicher werde ich mir noch Gedanken dazu machen, was ich verbessern kann. Vielleicht findest Du noch die Zeit mir meine Fragen zu beantworten. Das würde mich sehr freuen. :)

Vielen Dank für Deine Mühe und ganz liebe Grüße von Susie

 

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