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Ivy * 1768

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14.07.2004
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Ivy * 1768

IVY * 1768​

Die Nacht zog herauf über die saftigen Hügel von Killmoore. Von der Küste wehte ein rauher Wind. Längst war es ruhig geworden in dem kleinen Lodge.

Ryan O´Leary saß auf einem Holzschemel und wärmte sich am Feuer des offenen Kamins. Hin und wieder warf er ein Stück Torf auf die Glut und beobachtete das gleichmäßige Züngeln der Flammen.
Seine Gemahlin Lauren saß, wie jeden Abend, beinahe starr am Bett ihrer Tochter Ivy. Das Mädchen hatte erst viermal den Sommer erlebt. Ihr schwaches Herz schlug leise dem baldigen Tod entgegen. Matt und nahezu leblos lag sie da. Ihr rotblondes Haar zu einem Zopf gebunden. Die grünen Augen versteckt in tiefen Höhlen und das Antlitz so bleich wie die Felsen an der Küste Irlands. Lauren hauchte dem Kind einen zärtlichen Kuss auf die blassen Lippen. So oft hatte sie flehend zu Gott gesprochen. Um das Leben ihrer Tochter gebettelt. Er erhörte sie nicht. Der Priester war vor wenigen Stunden gegangen, nachdem er das Kind gesegnet und geölt hatte.
„Du solltest Dich für Ivy freuen. Sie wird bei Gott einen Platz finden und nicht mehr leiden müssen“, hatte er zu Lauren gesagt, als er ihr die Hand zum Abschied gereicht hatte und gegangen war. Aber sie haderte mit dem Schicksal, das ihr einziges Kind rauben wollte. Bis zuletzt hatte sie Hoffnung gehabt, ihre Gebete würden erhört. Nun hatte sie keine Zeit mehr. Es musste jetzt geschehen. Noch heute Nacht. Sonst würde sie Ivy für immer verlieren.
„Halte durch, mein Kind. Schon wenn der Morgen erwacht, wird alles ein Ende haben. Vertraue mir.“
Sie nahm Ivys Haarband an sich und steckte es in die Tasche ihrer leinenen Schürze. Dann ging sie zu der Truhe aus Kiefernholz. Dort ruhten die Erinnerungen vergangener Jahre. Sie zog ein Maispüppchen heraus. Der Großvater, der vor einem Jahr gestorben war, hatte es für Ivy gemacht, als sie gerade laufen lernte. Sie nahm noch einige Gegenstände heraus, die sie sorgsam zu dem Haarband legte. Noch einen Augenblick verweilte sie vor der Truhe und Zweifel bedrückten ihre Seele. Würde sie sich je verzeihen können? Könnte ihre unendliche Liebe zu Ivy eine solche Grausamkeit zulassen? Angst schlich sich durch ihren Körper und verharrte als tiefer Schmerz in ihrem Kopf. Sie erhob sich und trat an Ivys Bett. Sie legte das Maispüppchen neben das Haupt des Kindes und ging schweren Herzens in die Gaststube neben der Schlafkammer. Bereit, alles zu tun, was man ihr aufgetragen hatte.
Rebecca, die Magd, hatte einen Kessel über das Feuer gehängt, um einen wohlschmeckenden Kräuteraufguss zu bereiten. Laurens wachsamen Augen war nicht entgangen, dass Ryan Gefallen an Rebecca fand. Sie war ein hübsches Mädchen von siebzehn Jahren. Schwarzes langes Haar reichte ihr bis auf die Hüften und zierte ihr anmutiges Haupt. Klare, braune Augen harmonierten mit ihren vollen Lippen zu einem makellosen Gesicht. Ryan war ein noch junger, stattlicher Mann. Seine blauen Augen konnten nicht ruhen, wann immer Rebecca seine Blicke erwiderte.
Fast hatte Lauren Verständnis für das Verlangen ihres Gemahls. Seit Monaten verbrachte sie Tag und Nacht am Krankenlager ihrer Tochter. Dennoch - die Eifersucht war stärker.
„Setz dich, Rebecca. Heute werde ich den Aufguss selbst brühen. Du hast genug Tagwerk erledigt.“ Verwirrt sah die Magd auf ihre Herrin, tat jedoch, was Lauren ihr aufgetragen hatte. Wie zufällig streifte sie Ryans Schulter mit einer liebevollen Geste, als sie an ihm vorbei zu einem Schemel schritt.
Die betrogene Ehefrau ging in die Vorratskammer und mischte die Kräuter für den Aufguss. Sie wickelte die duftenden Blüten in ein Stück gewebtes Leinen. Mit einem Band verknotete sie das Bündel. Vorsichtig legte sie es in einen großen Krug aus Ton und ging zurück in die Gaststube.
„Lauren, wir werden die Schafe verkaufen müssen. Niemand will mehr Speis und Trank von uns. Die Leute haben Angst, Ivys Krankheit könnte auch sie heimsuchen.“
„Hab keine Furcht, Ryan. Es wird sich alles finden. Glaube mir.“
Die Wirtin füllte zitternd den Krug mit kochendem Wasser und stellte ihn auf einen der Gasttische. Anschließend legte sie zwei Holzschalen dazu und einen hölzernen Teller mit Scones, den sie mit einem Tuch bedeckte. Sie wusste, wie sehr ihr Gemahl und seine Geliebte dieses Gebäck schätzten. Die Hoffnung auf den nächsten Morgen spiegelte sich in Laurens grünen Augen. Dann füllte sie die Schalen mit dem heißen Getränk.
„Euer Kräuteraufguss ist fertig. Ich werde noch einmal nach Ivy sehen“, sagte die schlanke Wirtin und verließ schnellen Schrittes die Stube. Ihr geflochtenes, rotes Haar schwang zu einer unhörbaren Melodie hin und her.
Sanft setzte sie sich an das Bett ihrer kleinen Tochter. Sie streichelte dem Kind immer wieder über die kalten Wangen, während ein friedvolles Lied aus ihrem Mund drang, bis Ivy die Augen geschlossen hatte und ruhig schlief. Silbern glänzte der Mond in die Kammer und Lauren trat an das winzige Fenster. Sie blickte auf die Wiese. Der Nebel wich den warmen Sonnenstrahlen und Lauren beobachtete ihren verstorbenen Vater, der mit Ivy an der Hand durch das frische Gras spazierte. Sie sah, wie Ivy glücklich das Maispüppchen von ihrem Großvater entgegennahm. Sie lauschte dem fröhlichen Lachen der beiden und spürte die Wärme, die sie umgab. Polternde Geräusche zerrissen den friedlichen Augenblick. Nur die kühle Nacht blieb zurück. Etwas Schweres fiel in der Stube nebenan zu Boden.
„Es ist an der Zeit“, dachte Lauren. „Die Kräuter zeigen ihre Wirkung." Ihre Augen funkelten vor Furcht und ihr Herz raste. Sie versuchte sich zu beruhigen. Langsam schritt sie aus der Kammer in die Gaststube. Sie sah Rebecca und Ryan auf der Erde liegen und wusste: „Nun gibt es kein Zurück mehr.“
„Lauren, hilf mir. Meine Beine. Ich kann sie nicht bewegen. Es müssen die Kräuter im Aufguss gewesen sein. Sicher waren sie verdorben.“
„Nein, Ryan. Sie waren nicht verdorben. Ihre Wirkung ist genau so, wie sie sein sollte, verzeih mir.“
Ängstlich sah Ryan zu seiner Frau auf. Noch begriff er nicht, was geschehen war, oder geschehen würde.
„Bleib ruhig. Bald ist alles vorüber. Schau auf Rebecca, wie still sie ist.“
Sein panischer Blick fiel auf die Dienerin, die reglos auf dem Holzboden lag.
„Glaub nicht, sie wäre tot. Sie kann uns hören. Auch sehen kann sie uns. Nur bewegen kann sich deine Geliebte nicht mehr. Vielleicht möchtest du ihr noch etwas sagen, bevor auch dich dieses Schicksal ereilt. Nur zu, es macht mir nichts aus. Ich weiß, dass ihr beiden schon lange nicht mehr nur Herr und Magd seid. Ich weiß, nach was du bei Rebecca gesucht hast.“
„Lauren, ich bitte dich. Was hast du uns angetan. Was verlangst du? Ist dein Zorn so groß?“
„Drei Monate sind vergangen, seit ich um deine Liebschaft weiß. Ich hatte gehofft, du würdest dich besinnen. Würdest an Ivy und mich denken. Doch dann bin ich ins Moor gegangen. Du weißt, wer dort wohnt, nicht wahr? Doriah. Sie hat mir die Kräuter für den Aufguss gegeben. Du verachtest sie. Ihr alle tut das. Ich nicht. Ich weiß um ihre Kenntnis für Kräuter und Wurzeln. Sie sieht Dinge. Wusstest du das? Deshalb bin ich zu ihr gegangen. Denn Rebecca war immer voller geworden im Gesicht und ihre Augen glänzten. Am Morgen hatte sie sich beim Wasserholen am Brunnen mehrmals erbrochen. Doriah hatte mir Recht gegeben, dass Rebecca ein Kind unter ihrem Herzen trägt. Dein Kind. Ein Knabe ist es, das solltest du noch wissen. Ryan, du ließest mir keine Wahl. Ivy wird leben und auch ich. Ich werde nicht auf den Tag warten, an dem ich eurem Glück im Wege stehe, euch lästig werde. Ich kann nicht erlauben, dass unsere Tochter stirb, während euer Kind lebt.“
Hoffnungslos sah Ryan zu seiner Frau. Immer wieder versuchte er sich zu bewegen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Auch seine Lippen wollten nun keine Worte mehr formen.
„Die Lähmung wird noch bis nach dem Morgengrauen andauern. Sicher möchtest du hören, was Doriah mir noch erzählt hat. Doch vorher muss ich euch vor den Kamin legen. Ich brauche mehr Licht, um zu tun, was nötig ist, damit Ivy leben kann.“
Lauren holte einige Schaffelle und breitete sie vor dem Kamin aus. Auf jedem der Gasttische entzündete sie eine Kerze. Dann stellte sie einen Becher und eine tönerne Flasche mit Whiskey auf den Tisch, der dem Kamin am nächsten lag. Den verbliebenen Rest des betäubenden Kräuteraufgusses füllte sie in eine der Schalen und stellte sie neben den Whiskey. Feines Pulver, das sie aus Doriahs Hand erhalten hatte, vermischte sich in den Farben des wilden Klees mit der Flüssigkeit.
Rebecca war ein zierliches Mädchen. Dennoch hing sie schwer in Laurens Armen, als sie die Magd auf die Liegestatt schleppte. Mit ihrem Gemahl hatte sie noch mehr Mühe und war erschöpft, als sie sein Haupt auf eines der Schaffelle bettete.
„Ich habe noch etwas für dich, Ryan.“
Lauren kniete sich neben ihn. Sie sah, wie seine Augen im Flackern des Kaminfeuers Bedauern und Angst ausdrückten. Entschlossen griff die junge Frau in die Tasche ihrer Schürze und zog ein blaues Fläschchen heraus. Behutsam hob sie den Kopf des Wirtes. Benetzte seine Lippen mit dem duftenden Wässerchen, das Doriah ihr überlassen hatte. Langsam sickerte Tropfen für Tropfen durch seinen halb geöffneten Mund und verschwand in seiner Kehle. Lauren hielt nicht inne, bis das Fläschchen geleert war. Dann legte sie Ryans Kopf zurück.
„Ich verlange zwei Dinge von euch. Von jedem eines. Ryan, ich wünsche mir dein Herz zurück. Du hast es mir schon einmal geschenkt. Nun aber gehört es ihr.“
Mit einer abfälligen Kopfbewegung deutete sie auf die Magd.
„Ich möchte es wieder haben. Von dir verlange ich dein Kind, Rebecca. Es hat dir ohnehin nie zugestanden. Mein Kind liegt sterbend in seiner Kammer und ohne Kind kann ich nicht sein.“
Für einen kurzen Augenblick betrachtete die nach Rache dürstende Frau das sündige Paar. Sie konnte nicht weiter in Ryans Augen blicken. Nur einen Wimpernschlag lang verspürte sie Mitleid. Es verflog so schnell wie eine diebische Elster. Ehe es ihr Vorhaben zerstören konnte, zwang Lauren sich das Unvermeidliche fortzuführen. Sie war schon zu weit gegangen, um es jetzt noch zum Wohle der beiden zu beenden. Nur Ivy war mehr bedeutend.

„Die Zeit drängt. Ich kann es nicht weiter aufschieben“, dachte Lauren und legte noch mehr Brennmaterial in den Kamin. Sogleich begannen die Flammen zu wachsen. Sie ging zu dem Tisch, auf dem der beinahe leere Krug stand. Das Bündel mit den Kräutern hob sie heraus, und öffnete es im Schein der Kerze. Sie nahm das Stück sauberes Leinen, das über dem Gebäck ruhte, und legte es vor sich auf den Tisch.
Dann zog sie einen Fetzen Rindsleder aus ihrer Schürze. Mit seltsamen Lettern hatte Doriah etwas mit Rinderblut darauf geschrieben. Sie betrachtete es und hielt es ins Licht. Lauren hatte nie gelernt zu lesen, aber sie kannte die Bedeutung der Worte. Auch glaubte sie, die Macht, die von ihnen ausging fühlen zu können. Sie rollte die Schrift zusammen und legte sie auf das Leinentuch. Dann schüttete sie die Kräuter darauf, gab etwas Baldriankraut hinzu und stand auf.
Wie in Trance ging sie hinaus in die Kammer, in der zu Zeiten großer Betriebsamkeit in dem Gasthaus normalerweise das Essen zubereitet worden war. Sie stand vor der Lade mit den Messern. Sie griff nach einem kleinen, sehr spitzen mit Holzgriff, und ging zurück zu den beiden Ehebrechern.
Sie kniete sich neben Rebecca nieder und sah auf ihren Mann.
„Du blutest aus Nase und Mund. Kannst du es fühlen, wie es hinabgleitet und das weiße Fell tränkt? Du spürst den Schmerz nicht, Ryan. Nicht wie ich ihn spüre.“ Sie suchte nach einer Antwort in seinem Gesicht, obwohl sie wusste, er würde sie ihr nicht geben können.
Dann begann sie, das Mieder und die Schürze von Rebeccas Bekleidung zu öffnen. Sie faltete auch den Rock auf und schaute auf den makellosen Leib der Magd. Ihr wurde klar, warum Ryan ihr nicht widerstehen hatte können.
Rebeccas Augen waren starr. Ein Zucken der Lider war die einzige Bewegung, die sie vermochte.
Behutsam tastete Lauren sich um den Nabel der Magd. Etwa eine Handbreite darunter setzte sie das Messer an. Ihre Hände zitterten. Zweifel keimte erneut in ihr. Glaube und Hoffnung; Wut und Hass kämpften wie wild um ihre Gedanken. Dann trat die Spitze des Messers schmatzend in den Unterleib ein. Nur wenig Blut quoll aus der Wunde. Lauren fröstelte.
„Was begonnen wird, muss auch beendet werden“, flüsterte sie und vergrößerte die Wunde. Eine dünne Haut lag vor ihr. Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle, und gab den Blick auf das winzige Kindchen frei. Lauren fuhr erschrocken zurück. Doriah hatte ihr Anweisung gegeben, was zu tun sei. Sie hatte auch gesagt, dass der Junge noch nicht aussehen würde wie ein kleines Kind. Doch diesen Anblick hatte sie nicht erwartet.
„Noch nie habe ich in den Schoß des Lebens geblickt“, dachte Lauren entsetzt. „Aber die Lebenskraft, die in diesem Kinde wohnt, wird Ivy heilen. Nur das ist mehr wichtig.“
Sie trennte das unfertige Wesen mit einem Schnitt von seiner Lebensader, die es mit seiner Mutter verbunden hatte, und hob es aus seinem Ursprung. Lauren wiegte es in ihrer Hand.
Sie blickte auf Rebecca. „Deine Liebe zu meinem Mann wird das Leben meiner Liebe retten.“
Sie erhob sich, und bettete vorsichtig den winzigen Körper auf das Leinentuch zu Leder und Kräutern. Dann ging sie und verschloss mit Nadel und Faden die Öffnung im Bauch der bestohlenen Mutter.
Lauren kehrte zurück zu Ivy und ließ sich neben dem Bett auf ihre Knie sinken. Ihr Gesicht vergrub sie in den zitternden Händen. Salzige Tränen versickerten in der Decke des schlafenden Kindes. Sie wollte beten. Getraute sich jedoch nicht. Sie hatte Schuld auf sich geladen, war aber bereit noch mehr Schuld auf sich zu nehmen, wenn Ivy nur wieder gesund sein könnte, um draußen auf der Wiese zu laufen und zu lachen.
Die Kerzen schmolzen dahin und es würde keine Stunde mehr vergehen, bis der Morgen graute.
Ryans Körper begann zu beben. Er zuckte und wand sich am Boden wie ein hilfloser Wurm. Das war der Moment, auf den Lauren bangend gewartet hatte. Schnell eilte sie an den Kamin und warf noch mehr Torf ins Feuer. Die Flammen loderten und Lauren sah, wie sich ihr Mann in deren Licht aufbäumte. Schnell schob sie den Haken, mit dem wassergefüllten Kessel daran, direkt über das Feuer. Es musste kochen. Ryan begann zu würgen und zu husten. Lauren kniete sich hinter ihn, um seinen Kopf zu stützen.
„Alles wird gut“, flüsterte sie und strich sein Haar aus der Stirn. Blut schoss aus seinem Mund und der Nase. Die Augen traten aus ihren Höhlen und er röchelte, als würde er an der Flut ersticken. Er würgte und hustete immer heftiger, bis ein Schwall hellroten Blutes einen Klumpen aus seinem Mund platschend auf das Schaffell fallen ließ. Er atmete tief ein und sank schließlich tot in Laurens Arme.
Sie weinte. Verschwommenen Blickes nahm sie das pulsierende Ding neben ihrem leblosen Gemahl wahr. Ein letztes Mal küsste sie ihn, schloss seine Augen und legte ihn sanft zu Boden.
Sie nahm Ryans Herz auf und legte es zu den anderen Gaben. Das Wasser brodelte. Lauren schlug die Ecken des Tuches übereinander und wickelte das Haarband ihrer Tochter darum. Dann ging sie um den Leichnam und Rebecca herum auf den Kessel zu. Ein leises Zucken begann sich in den Gliedern der Magd zu regen. Lauren bemerkte es.
„Ich komme zu dir zurück und erlöse dich von deinem Leid. Du hast mein Wort.“
Dampf quoll aus dem Kessel empor und zischend spritzten ein paar Tropfen Wasser ins Feuer. Lauren hielt das Päckchen über den Kessel. Sie spürte die brennende Hitze auf ihrer Haut. Schließlich ließ sie das Bündel ins kochende Wasser gleiten. Ihre Hände waren rot und brannten wie das Feuer selbst.
Sie ging in Ivys Zimmer, goss Wasser in die Waschschüssel neben dem Bett, und wusch sich Hände und Gesicht. Während sie sich neu ankleidete, schaute sie besorgt zu ihrem Kind. Kaum hörbar atmete das kleine Mädchen. Ihr Anblick machte Lauren schmerzlich klar, dass der Tod um ihr junges Töchterchen schlich, bereit dazu, noch vor Sonnenaufgang nach ihr zu greifen. Bangend sah sie zum Fenster. Der Mond verlor seinen Glanz und begann zu sinken. Das Geräusch des kochenden Wassers ließ neue Hoffnung in ihr wachsen. „Gib mir noch etwas Zeit“, flüsterte sie dem schlafenden Kind zu. „Halte durch. Ich bitte dich. Sonst war all mein schreckliches Tun vergebens. Lass mich nicht allein.“
Der erste Schrei des Hahnes riss sie aus ihren Gedanken. Mit einer sauberen Holzschale in der Hand schöpfte sie von dem köchelnden Sud.
Voller Zuversicht eilte sie in die Schlafkammer.
Sie küsste zärtlich Ivys Gesicht. Rieb die kalten, mageren Hände, bis das Mädchen die Augen öffnete. „ Es ist schon Morgen. Ich habe dir Suppe gebracht. Du musst sie aufessen, damit du wieder zu Kräften kommst.“
Liebevoll hielt sie die Schale an den Mund ihres Töchterchens. Immer und immer wieder, bis auch der letzte Rest getrunken war. Ivy regte sich kaum und die Minuten schienen Lauren wie eine Ewigkeit. Mit einem Mal wich die wächserne Bleiche einem zarten Rosa auf Ivys Wangen. So sehr sich Lauren bemühte, die Tränen zurückzuhalten, es gelang ihr nicht. Die Angst der vergangenen Nacht wich beinahe ganz von ihr und Erleichterung erfüllte sie mit wohltuender Wärme. Das erste Mal seit Wochen sprach Ivy:
„Mutter, ich bin noch so müde." Sie streckte ihre kleine Hand nach Lauren aus, und berührte die tränennasse Wange. "Warum weinst du?“
„Weil ich so glücklich und traurig zugleich bin, kleine Ivy.“
„Warum?“, wollte das unschuldige Kind wissen.
„Du musst nicht erfahren, was mich bedrückt, aber du sollst wissen, wie glücklich mich das Strahlen deiner Augen macht.“
Sie nahm die Hand ihrer Tochter, küsste sie, und legte sie auf das Bett. Schließlich wickelte sie das Mädchen in die Decke aus grober Wolle. Ivys Gesicht und den Kopf bedeckte sie mit einem Schal. „Ruhe dich noch aus. Wir werden zu Großmutter gehen. Ich werde dich tragen. Doch schweig still und schlafe.“ Sie hob das verhüllte Kind auf ihren Arm. Sie summte leise Ivys Lieblingslied. Endlich schlief das Mädchen wieder ein.
Lauren ging hinüber zu Rebecca. Sie lag noch immer auf dem Fell, jedoch ein gutes Stück weiter oben.
„Verzeiht mir, Herrin“, bettelte das Mädchen und versuchte verzweifelt sich weiter zu bewegen.
„Es gibt nichts mehr zu verzeihen. Ich danke dir. Du hast meinem Kind das Leben geschenkt.“
„Bitte Herrin, ich flehe euch an. Schenkt auch mir das Leben. Ich werde niemanden davon erzählen, was heute Nacht geschehen ist.“
Lauren nahm die Schale restlichen Kräuteraufgusses und reichte sie Rebecca. Flüsternd, um Ivy nicht zu wecken, sprach sie: “Trink, und alles wird gut. So bleibt dir ein schmerzvoller Tod erspart.“
Hoffnung erfüllte das Antlitz des jungen Mädchens und gierig trank sie von dem Aufguss.
„Du hast etwas, was ich nie haben werde, du törichtes Kind. Im Tod liegst du neben Ryan, nicht ich. War es das, was du wolltest?“
Wütend warf Rebecca die Schale nach der Mörderin. Sie traf Lauren am Bein, und leise rollte die Holzschale unter einen der Tische.
Mit der freien Hand goss Lauren Whiskey in den Becher und trank davon. Dann kippte sie die Tonflasche um. Die hellbraune Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch und den Holzboden. Schließlich nahm sie die Kerze vom Tisch und sah noch einmal zu Rebecca. Sie wartete ab, bis ihr stummer Blick sich verdunkelte. Schließlich schloss die Magd ihre Augen für immer und sank auf Ryans Brust.
Lauren ließ die Kerze in den Whiskey fallen. Sofort begannen die Flammen gierig davon zu trinken. Sie fraßen sich über den Tisch hinab, über den Boden auf die letzte Ruhestätte von Ryan und Rebecca zu.
Lauren legte die Hand auf Ivys Hinterkopf und ging zur Tür. Sie entfernte den Sperrbalken und warf ihn gegen die Wand aus Torfziegeln. Dann öffnete sie die Holztüre.

Der Tau glitzerte auf den Grashalmen und vor ihr lag ein neues Leben. Sie spürte, ihr Kind und sie würden endlich wieder glücklich sein können. Lauren wollte über die Wiese tanzen. Zusammen mit Ivy.

 

Hallo Kürbiselfe,

habe nun die überarbeitete Version deiner Geschichte gelesen. Ich finde, sie hat durch die Änderungen sehr gewonnen. Man versteht Lauren jetzt viel besser, auch wenn ich sie immer noch nicht für eine nette Mörderin halte.
Besonders grausam finde ich eigentlich, dass sie am Ende Rebecca auch noch sterben lässt... aber das ist jetzt sicher "Geschmackssache".

LG Bella

 

Hallo Bella

danke Dir, dass du Dir nochmal die Zeit genommen hat, die überarbeitete Version zu lesen. :read:
Dass man Lauren nun besser versteht freut mich. :)

Besonders grausam finde ich eigentlich, dass sie am Ende Rebecca auch noch sterben lässt...
Das ist leider unvermeidlich. Denn wenn Rebecca überleben würde, würde jeder erfahren, was Lauren getan hat, was mit Sicherheit Folgen für sie hätte. Das weitere Zusammensein mit ihrer Tochter bliebe ihr verwehrt. Auch würde Ivy selbst irgendwann davon erfahren. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie erfährt, dass sie nur lebt, weil ihr Vater und auch ihr Halbbruder sterben mussten? Ich habe Rebecca aber in der neuen Fassung nicht mehr bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Ich hoffe, das entschärft die Situation ein ganz klein wenig. Das brennende Haus und das gesunde Kind (auf Grund des mangelnden medizinischen Wissens der Dorfbewohner, etc...) kann sie vermutlich plausibel erklären, nicht aber, wenn Rebecca mit ihrer wahren Geschichte ins nächste Dorf läuft. ;)

Vielen Dank noch mal und ganz liebe Grüße von Susie

 

Hi Kürbiselfe,

ja, ja... mir war schon klar, warum sie Rebecca doch sterben lässt.
Anders kann man das wahrscheinlich auch nicht lösen. Obwohl ich dir da zu bedenken gebe, dass Doriah immerhin auch noch von der ganzen Sache weiß...
Na ja, aber die ist wahrscheinlich, aus logischen Gründen, verschwiegen...

LG
Bella

 

Hallo Kürbiselfe,

hmm es nicht so, das ich die Geschichte jetzt nicht mehr klasse finden würde, aber mM nach, wären die Änderungen nicht unbedingt notwendig gewesen. Von meiner Seite aus, waren ihre Handlungen auch bei der ursprünglichen Version zu verstehen. Ich meine, man muss sich doch nur mal vor Augen führen, das ihr Kind im Sterben liegt und ihr Mann nichts besseres zu tun hat, als mit der Magd zu poppen und diese auch noch zu schwängern. Also liegt meine Symphatie doch automatisch eher bei der Mörderin, auch, wenn diese sich nicht unbedingt symphatisch verhalten hat oder verhält. Und warum sollte es ihr dabei, nicht auch ein stückweit um Rache gehen?

Aber wie gesagt, finde die KG nach wie vor sehr gut :)

Lieben Gruss Melle

 

Hallo Melle

Ich danke Dir für Deinen Beitrag. :)
Ein Stück weit hast Du sicher Recht. Ich fühle mich aber bei der neuen Version ehrlich gesagt ein wenig wohler, was vielleicht daran liegen mag, dass ich noch keine Erfahrung mit dem Selbstschreiben einer Horrorgeschichte hatte, bis Ivy jedenfalls. Und so grausam hatte ich die Geschichte auch nie geplant, das kam erst beim Schreiben.
Es freut mich, dass dir die Geschichte nach wie vor sehr gut gefällt. :D

Vielen lieben Dank
und liebe Grüße von Susie :)

 
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Hallo Susie!

Nachdem Du meine Geschichte so gelobt hast, fällt es mir ein bisschen schwer, meine Kritikpunkte alle anzubringen, aber wir wollen ja ehrlich sein...;)

Ein bisschen von dem fiesen Charakter (hab die Geschichte zu Beginn schon einmal gelesen) der Protagonistin ist weg, aber genug grauslich ist sie trotzdem noch immer.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß jemand, der so eine Tat vollbringt, mit seinem Kind liebend umgehen kann, auch wenn Du das, schon fast ein bisschen übertrieben für meine Begriffe, anhand von Stellen wie "Sanft setzte sie sich an das Bett ihrer kleinen Tochter" Glauben machen willst. - Eher könnte ich glauben, daß sie das Werk der Hexe überläßt, also Doriah.

Apropos Doriah: Daß sie (auf Ferndiagnose!) weiß, daß das Kind ein Knabe sein würde, klingt ziemlich unwahrscheinlich für mich. - Ließest Du sie die Tat vollbringen, könnte sie es dabei feststellen...

Weiters glaube ich nicht, daß Deine Protagonistin so eine tolle Chirurgin ist, daß sie mit dem Messer so genau bis zur Fruchtblase schneiden kann. Sie würde allerhöchstwahrscheinlich hineinschneiden, ebenso ins Kind, wodurch Du das Aufreißen mit den bloßen Händen, das wirklich sehr grauslich ist, einsparen könntest. Und da sie das Kind ja nur verkocht, ist es egal, wenn sie reinschneidet... *brrr*

Was die Sprache betrifft: Außer "linnenen" ist mir nichts "Altes" aufgefallen, und da Du später auch "Leinen" schreibst, würde ich "linnenen" auch auf "leinenen" umbessern. - Entweder konsequent oder gar nicht, würd ich sagen. ;)

So, der Rest der Reihe nach:

"Sie nahm das Stück sauberes Leinen, dass über dem Gebäck ruhte"
- das

"normaler Weise"
- normalerweise

"und lies sich neben dem Bett auf ihre Knie nieder"
- ließ

"bis ein Schwall hellroten Blutes einen Klumpen aus seinem Mund platschend auf das Schaffell fallen lies"
- ließ
- Du willst damit sagen, daß die Tropfen oder was auch immer das war, bewirkt haben, daß er sein Herz ausspuckt? Das klingt sehr unwahrscheinlich...:susp: Besonders auch, daß er danach noch einmal einatmet, was man aber vielleicht zu den Reflexen schieben kann. ;)

"nahm sie das pulsierende Ding neben ihrem leblosen Gemahlen war."
- Gemahl wahr

"Ein letztes Mal küsste sie ihn"
- sehr g´schmackig, nachdem er gerade sein Herz erbrochen hat

"Aber schweig still und schlafe.“
Sie hob das verhüllte Kind auf ihren Arm und schritt hinüber zu Rebecca. Sie lag noch immer auf dem Fell, aber "
- zweimal "aber"

Ähm, und bevor sie ihre Tochter angreift und küßt, wäscht sie sich das Blut gar nicht runter? Pfui... :susp:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi :)


Nun,

Nachdem Du meine Geschichte so gelobt hast, fällt es mir ein bisschen schwer, meine Kritikpunkte alle anzubringen, aber wir wollen ja ehrlich sein...
das hoffe ich doch. Ich lobe nicht, um gelobt zu werden und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig. ;)

Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß jemand, der so eine Tat vollbringt, mit seinem Kind liebend umgehen kann
Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus. Beinahe das Gegenteil ist hier der Fall. Für ihre Kinder können Mütter durchaus töten. Hier haben wir allerdings ein Extrembeispiel, zugegeben, aber der Handlungsbedarf ist in Laurens Augen nun einmal da. Sie ist eine verzweifelte Mutter, die ihrem Kind das Leben retten will und würde sie das Mädchen nicht so abgöttisch lieben, hätte sie vielleicht auch mehr Skrupel.

- Eher könnte ich glauben, daß sie das Werk der Hexe überläßt, also Doriah.
Das wäre doch viel zu auffällig, wenn Doriah in das Haus käme, nachdem der Mann sie nicht zu mögen scheint. Käme sie erst, nachdem die beiden von dem Tee getrunken haben, käme sie eindeutig in die Gaststätte, nicht wahr? Abgesehen davon war auch nie so geplant. Schon immer sollte Lauren die Tat begehen, gerade um auch den Zwiespalt zwischen Grausamkeit und Liebe darzustellen.

Apropos Doriah: Daß sie (auf Ferndiagnose!) weiß, daß das Kind ein Knabe sein würde, klingt ziemlich unwahrscheinlich für mich
Gerade daran erkennt man doch das magische einer Hexe. Dass Hexen verschiedene Fähigkeiten haben, ist nichts neues. Sie sehen Dinge, die uns verborgen bleiben, ob nun aus der Ferne oder nicht. Meiner Meinung nach ist die Fähigkeit einer Hexe, ob nun im Märchen oder in einer Horrorgeschichte, immer glaubwürdig. Sie bringt diese Fähigkeiten quasi mit, weil wir nicht die Möglichkeit haben, das Gegenteil zu beweisen. Bei Magiern, Ellfen und was auch immer verhält es sich doch genau so. Du kannst diesen Wesen alles mögliche an Fähigkeiten andichten, eben weil es keine Regel dafür gibt, was sie nun können dürfen oder nicht. Das "Sehen" hab ich nicht erfunden, es war schon immer da.

- Ließest Du sie die Tat vollbringen, könnte sie es dabei feststellen...
Das wäre für mich unglaubwürdig. Selbst ein Arzt des 21. Jahrhunderts könnte das nicht. In diesem Stadium der Schwangerschaft kann niemand durch bloßes Hinsehen erkennen, ob es ein Junge oder Mädchen ist, da zu diesem Zeitpunkt noch beide Anlagen vorhanden sind. Die Entscheidung ist zwar in den Zellen längst getroffen, aber sehen kann man es nicht. Dazu wäre eine DNA Analyse notwendig und das wäre ja noch unglaubwürdiger, denke ich, angesichts der Zeit in der wir uns innerhalb der Geschichte bewegen.

Weiters glaube ich nicht, daß Deine Protagonistin so eine tolle Chirurgin ist, daß sie mit dem Messer so genau bis zur Fruchtblase schneiden kann. Sie würde allerhöchstwahrscheinlich hineinschneiden, ebenso ins Kind, wodurch Du das Aufreißen mit den bloßen Händen, das wirklich sehr grauslich ist, einsparen könntest.
Da ist gar nicht so schwer, wie Du vielleicht glaubst. Zum einen hat Doriah ihr erklärt, was genau sie tun muss
Behutsam tastete Lauren sich um den Nabel der Magd. Etwa eine Handbreite darunter setzte sie das Messer an. - Doriah hatte ihr Anweisung gegeben, was zu tun sei. Sie hatte auch gesagt, dass der Junge noch nicht aussehen würde wie ein kleines Kind.
und zum anderen besteht unser Bauch aus mehreren Schichten. Die Haut, die Fettschicht (auch bei schlanken Menschen), das Bauchfell, welches die Organe an ihrem Platz hält, etc...Schließlich die Gebärmutter, die ein sehr kräftiger Muskel ist. Da einfach durchzuschneiden, ohne es zu merken und dabei auch noch das Kind zu verletzten, dass zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein ist, wäre viel unwahrscheinlicher. Da müßte man schon sehr "rummetzgern", was sie ja nicht tut. Mit ein bisschen "Know How", das sie ja von Doriah erhält, könnte das jeder von uns, wenn er wie gesagt nicht "rummetzgert".

Und da sie das Kind ja nur verkocht, ist es egal, wenn sie reinschneidet... *brrr*
Entweder ganz oder gar nicht, das gilt auch hier. Bei einem solch heiklen Vorhaben, muss sie schon darauf achten, dass ihre "Ingredenzien" alle einwandfrei sind. Sie will das Leben ihres Kindes ja retten und nicht nur ein wenig, vielleicht ein paar Stunden oder so, verlängern. Deshalb ist es keineswegs egal, ob sie reinschneidet.

Was die Sprache betrifft: Außer "linnenen" ist mir nichts "Altes" aufgefallen, und da Du später auch "Leinen" schreibst, würde ich "linnenen" auch auf "leinenen" umbessern. - Entweder konsequent oder gar nicht, würd ich sagen.
Jetzt hab ich schon soviel herumgebastelt an der Sprache. Einige fanden sie gut. Anderen war sie zu alt. Wieder anderen zu gestelzt. Dann wieder habe ich leinenen in linnenen getauscht, auch auf anraten. Man kann es eben nicht so schreiben, dass es jedem gefällt. Aber in diesem Fall hast du Recht und ich tausche es nun nocheinmal in das ursprüngliche leinenen. Dabei bleibts dann auch.

"bis ein Schwall hellroten Blutes einen Klumpen aus seinem Mund platschend auf das Schaffell fallen ließ"
- Du willst damit sagen, daß die Tropfen oder was auch immer das war, bewirkt haben, daß er sein Herz ausspuckt? Das klingt sehr unwahrscheinlich... Besonders auch, daß er danach noch einmal einatmet, was man aber vielleicht zu den Reflexen schieben kann.
Ja, das möchte ich gern. Die ganze Geschichte beruht auf Zauberei und Magie. Letztendlich entspringt sie meiner Fantasie. Natürlich ist es unwahrscheinlich. Andersherum gesehen: Muss es authentisch sein? So authentisch wie Engel, der Teufel, der Tod oder Gremlins, Gnome, Kobolde? Ich denke auch eine Horrorgeschichte darf durchaus Elemente haben, die man sich schwer vorstellen kann. Und wäre es nicht langweilig, Ryan nun auch noch aufzuschneiden, um an das Herz zu kommen?

Ähm, und bevor sie ihre Tochter angreift und küßt, wäscht sie sich das Blut gar nicht runter
Interessant, dass Du das ansprichst. Dieser Gedanke kam mir eigentlich bei jedem Lesen. Mir schien es aber dann nicht so wichtig, jeden einzelnen Schritt danach zu erklären. Soll ich das nachholen?

Ein bisschen von dem fiesen Charakter (hab die Geschichte zu Beginn schon einmal gelesen) der Protagonistin ist weg, aber genug grauslich ist sie trotzdem noch immer. Sie würde allerhöchstwahrscheinlich hineinschneiden, ebenso ins Kind, wodurch Du das Aufreißen mit den bloßen Händen, das wirklich sehr grauslich ist, einsparen könntest.
So muss das auch sein, denn wenn ich die grausigen Stellen einspare bleibt zum einen nicht mehr viel übrig von der Geschichte, und zum anderen wäre es dann keine Horrorgeschichte mehr, sondern nur noch eine Story über einen höchst seltsamen Kaiserschnitt. Und eine Horrorgeschichte sollte es bleiben, denn das war die Grundidee. :shy:

Die Rechtschreibfehler werde ich sofort ausbessern. Danke Dir fürs raussuchen.

Ich hoffe ich konnte nun einiges erklären, was Dir schleierhaft vorkam. Vielleicht möchtest Du Dich ja nochmal kurz zu Wort melden, ob ich es plausibel erklärt habe. Das würde mich sehr freuen. :)

Danke Dir und liebe Grüße, Susie

 

Liebe Susie!

Apropos Doriah: Daß sie (auf Ferndiagnose!) weiß, daß das Kind ein Knabe sein würde, klingt ziemlich unwahrscheinlich für mich
Gerade daran erkennt man doch das magische einer Hexe. Dass Hexen verschiedene Fähigkeiten haben, ist nichts neues. Sie sehen Dinge, die uns verborgen bleiben, ob nun aus der Ferne oder nicht. Meiner Meinung nach ist die Fähigkeit einer Hexe, ob nun im Märchen oder in einer Horrorgeschichte, immer glaubwürdig. Sie bringt diese Fähigkeiten quasi mit, weil wir nicht die Möglichkeit haben, das Gegenteil zu beweisen. Bei Magiern, Ellfen und was auch immer verhält es sich doch genau so. Du kannst diesen Wesen alles mögliche an Fähigkeiten andichten, eben weil es keine Regel dafür gibt, was sie nun können dürfen oder nicht. Das "Sehen" hab ich nicht erfunden, es war schon immer da.

Also, ich denke, da haben wir ganz grundsätzlich verschiedene Ansichten, deshalb will ich Dir meine Sicht kurz erläutern.
Es ist richtig, daß Hexen und Magier zum Teil "sehen" können (nicht alle), und vor allem, daß sie ein großes Wissen über Heilkräuter etc. haben. Beides, das Sehen und das Wissen, konnte die Kirche jedoch nicht ertragen, vor allem auch die Wahrheit nicht, die die Hexen sprachen. - Deshalb haben sie ihnen alle möglichen Fähigkeiten angedichtet, sie für verschiedenes verantwortlich gemacht (je nach Laune), und deshalb hat es überhaupt Hexenverbrennungen gegeben.
Nun kann ich als Autor hergehen, damit weitmachen, ihnen alles anzudichten, oder ich kann versuchen, Hexen (und Magier) als das darzustellen, was sie wirklich sind bzw. waren.
Ein Sehen, wie Du es darstellen willst, war und ist nicht möglich. - Möglich wäre es, wenn sie die Schwangere selbst sieht.
- Ließest Du sie die Tat vollbringen, könnte sie es dabei feststellen...
Das wäre für mich unglaubwürdig. Selbst ein Arzt des 21. Jahrhunderts könnte das nicht. In diesem Stadium der Schwangerschaft kann niemand durch bloßes Hinsehen erkennen, ob es ein Junge oder Mädchen ist, da zu diesem Zeitpunkt noch beide Anlagen vorhanden sind. Die Entscheidung ist zwar in den Zellen längst getroffen, aber sehen kann man es nicht. Dazu wäre eine DNA Analyse notwendig und das wäre ja noch unglaubwürdiger, denke ich, angesichts der Zeit in der wir uns innerhalb der Geschichte bewegen.
Wie gesagt, an sowas hab ich nicht im Entferntesten gedacht, sondern an die realen Möglichkeiten einer Hexe, ohne dabei in die Fußstapfen der Inquisitoren und Verleumder zu treten - was Du in meinen Augen tust, wenn Du ihr so eine Ferndiagnose andichtest.

Schließlich die Gebärmutter, die ein sehr kräftiger Muskel ist. Da einfach durchzuschneiden, ohne es zu merken und dabei auch noch das Kind zu verletzten, dass zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein ist, wäre viel unwahrscheinlicher.
Du sprichst hier...
Eine dünne Haut lag vor ihr. Mit bloßen Händen zerriss sie die zarte Hülle,
...aber nicht von der Gebärmutter, sondern von der Fruchtblase, da die Gebärmutter ja keine dünne Haut ist. Und an diese Haut so heranzuschneiden, daß sie vor ihr liegt, erfordert viel Übung und kann nicht durch Erklären erlernt werden.

Dieser Gedanke kam mir eigentlich bei jedem Lesen. Mir schien es aber dann nicht so wichtig, jeden einzelnen Schritt danach zu erklären. Soll ich das nachholen?
Bei mir hatte sie jedenfalls blutverschmierte Finger, als sie ihr Kind nahm, und da sie ihrem Mann auch noch einen letzten Kuß gegeben hat, nachdem der sein Herz ausspuckte, hatte sie auch einen blutigen Mund. - Ob sich da das Kind nicht ein bisschen fürchtet? :shy:
Und da es zu der Zeit ja noch kein Fließwasser gegeben hat, sie daher nicht so im Vorbeigehen aufgedreht und die Hände unter den Wasserstrahl gehalten haben kann, würd ich das schon beschreiben. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi

Ich kann Deiner Argumentation durchaus zustimmen. ;)
Vorausgesetzt man hat eine Geschichte vorliegen, die authentisch über Hexen, oder besser gesagt über vermeintliche Hexen schreibt. Hier handelt es sich eindeutig um eine rein fiktive Story. Sie ist erfunden. Ich kann in einem Märchen oder wie auch immer gearteten frei erfundenen Geschichte Fähigkeiten erfinden, wie immer es mir auch beliebt.
Niemand fragt danach, warum ein Harry Potter die Sprache der Schlangen versteht, oder warum in "Taran und der Zauberkessel" ein Ferkel die Zukunft in einem Suppentopf sehen kann. Warum auch, es ist Fantasie. Immer nur in der Realität zu schreiben ist doch auf Dauer ziemlich langweilig. Doriah hat hier nunmal die Fähigkeit des Sehens. Nenn es einfach ein Horrormärchen für Erwachsene, wenn du möchtest.
Wenn ich eine Geschichte schreibe, geht eine gewisse Zeit der Recherche voraus. Über Doriah allerdings musste ich nichts recherchieren. Sie ist schlicht und ergreifend erfunden. Mit all ihrer Begabung. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich stelle mich deshalb aber nicht auf eine Stufe mit den Hexenverfolgern. Das würde zu weit gehen. Ich möchte schon darum bitten, dass man hier Realität und Fiktion auseinanderhält.

Nun kann ich als Autor hergehen, damit weitmachen, ihnen alles anzudichten, oder ich kann versuchen, Hexen (und Magier) als das darzustellen, was sie wirklich sind bzw. waren.
Ein Sehen, wie Du es darstellen willst, war und ist nicht möglich. - Möglich wäre es, wenn sie die Schwangere selbst sieht.
Sollte ich jemals über wirkliche Hexen schreiben, werde ich mich vorher ausgiebig darüber informieren, aber hier bleibt es, wie es ist, mit obiger Begründung.

Und an diese Haut so heranzuschneiden, daß sie vor ihr liegt, erfordert viel Übung und kann nicht durch Erklären erlernt werden.
Auch das habe ich recherchiert und es ist möglich. Es ist nicht für jeden nachvollziehbar. Das ist mir schon klar. Vielleicht hat sie auch geübt. An Schafen oder so (heimlich in Doriahs Haus), aber das werde ich sicher nicht dazuschreiben.

Was die blutverschmierten Hände und das Gesicht betrifft kann ich Dir Recht geben und werde das noch unterbringen.

Ich hoffe du hast jetzt nicht den Eindruck, ich möchte Dich unbedingt von meiner Sichtweise überzeugen. Das habe ich nicht vor und gelingen kann mir das sowieso nicht. Es gibt nun einmal verschiedene Ansichtsseiten des Ganzen. Für Dich ist es zu realitätsfremd. Für mich ist es eben zum Teil reine Fantasie. Ganz einigen werden wir uns vermutlich nie. Ist auch nicht wirklich nötig. Wir beide haben unseren Standpunkt dargelegt und glauben daran. Dagegen ist nichts einzuwenden und ich finde das voll in Ordnung. Schade finde ich es nur, wenn man in Geschichten etwas reinprojezieren möchte, was einfach nicht da ist. Die Realität. Vielleicht treffen wir uns ja in einer unserer Geschichten demnächst wieder und können dann unsere Meinung teilen. Das würde mich sehr freuen.
Ich danke Dir jedenfalls, dass Du Dich so mit meiner Geschichte auseinandergesetzt hast, was sicher nicht jedem möglich ist.

Auch danke ich Dir fürs Fehlersuchen und freue mich auf die nächste Plauderei anderen Orts. :)

Ganz liebe Grüße von Susie ;)

 

Eine magische Geschichte. Hexerei und dergleichen. Sehr unterhaltsam, wenngleich mit einigen sachlichen Schwächen. Verbessert mich, wenn ich mich irre; haut mich, wenn es schon jemand bemängelt hat, denn ich habe nicht alle Kommentare gelesen.

1. Tee. Ich würde den Begriff "Aufguss" verwenden. Man möge mich eines besseren belehren, aber das Wort "Tee" kommt aus China und breitete sich erst mit dem zugehörigen Getränk (Schwarztee) nach Europa aus. Lauren aber stellt einen Kräuteraufguss her.

2. Herz. Das ist ein ziemlich großes Organ. Ich bezweifle energisch, dass es, selbst wenn man es irgendwie durch den Hals kriegen würde, ausspucken kann.

3. Whiskey. Eine Spirituose braucht mehr als 60% Alkoholgehalt, um zu brennen. Das wäre heutzutage unverdünnter Whiskey aus dem Fass (70%), während der in der Flasche nur um die 40% hat. Aber das mag 1772 anders gewesen sein.

Nun zur Geschichte. Was micht stört, ist, dass Lauren ihren gesamten Plan so problemlos durchziehen kann. Ihr kommt nichts dazwischen. Zum Beispiel ein Gast. Trotz der genannten Begründung (Ansteckungsgefahr) könnte ein solcher auftauchen. Die "Heilungsmethode" ist (abgesehen von der moralischen Seite) ziemlich konstruiert und wirkt daher nicht überzeugend. Aus einem ungeborenen Kind und einem Herz macht man eine Suppe, die eine Krankheit heilt. Naja.
Immerhin verbreitet die Story dank der Sprache ein stimmiges Ambiente, ohne mich aber mitzureißen. Dazu fehlt dann doch etwas die Spannung (wie gesagt, es geht alles zu glatt).
Die Challenge-Vorgabe ist umgesetzt, allerdings könnte die Handlung genauso in einem Wohnhaus ohne Gastraum spielen - es würde keinen Unterschied machen. Es ist völlig irrelevant, ob der Ort ein Gasthaus ist oder nicht, da keine für ein Gasthaus typischen Charakteristika vorkommen (insbesondere keine Gäste).

Fazit: sprachlich überzeugend, inhaltlich konstruierte, aber unterhaltsame Geschichte. Challenge-Vorgabe nur nebenbei eingehalten.

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Uwe

Danke Dir für Deinen Beitrag. Ich gehe mal einfach der Reihe nach durch: ;)

1. Tee. Ich würde den Begriff "Aufguss" verwenden. Man möge mich eines besseren belehren, aber das Wort "Tee" kommt aus China und breitete sich erst mit dem zugehörigen Getränk (Schwarztee) nach Europa aus. Lauren aber stellt einen Kräuteraufguss her.
Eine gute Erklärung. Mit Deiner Erlaubnis werde ich dann diesen Begriff übernehmen. Dankeschön.

2. Herz. Das ist ein ziemlich großes Organ. Ich bezweifle energisch, dass es, selbst wenn man es irgendwie durch den Hals kriegen würde, ausspucken kann.
Ja, ein ziemlich großes Organ. Stimmt. Aber auch weich und formbar. Als junges Mädchen hab ich mich oft gefragt, wie ein noch viel größeres Kind geboren werden kann. Heute habe ich vier Kinder. Sicher, mein Herz hab ich noch nicht ausgespuckt. Aber für mich ist es vorstellbar.

3. Whiskey. Eine Spirituose braucht mehr als 60% Alkoholgehalt, um zu brennen. Das wäre heutzutage unverdünnter Whiskey aus dem Fass (70%), während der in der Flasche nur um die 40% hat. Aber das mag 1772 anders gewesen sein.
Da Du die Kommentare nicht alle gelesen hast, laufe ich hier vielleicht auch nicht Gefahr, mich zu wiederholen. Von dem Whiskey war bisher noch nicht die Rede, aber ich kann auch Dir versichern, dass ich meine Geschichten so sorgfältig wie möglich recherchiere. Ich war also in Regensburg und habe nach irischem Whiskey "gefahndet". Tatsächlich bin ich dann auch fündig geworden. Dieser irische Whiskey wird bereits seit vor dem 10. Jahrhundert hergestellt und war somit für mich der Idealfall.
Ich habe ihn dann über ein unlackiertes (denn damals gabs ja noch keinen Lack) Stück Holz gegossen und angezündet, und er hat gebrannt. Damals hat man die Möbel zum Teil mit Bienenwachs behandelt. Auch das habe ich ausprobiert. Da ging es natürlich auch.

Nun zur Geschichte. Was micht stört, ist, dass Lauren ihren gesamten Plan so problemlos durchziehen kann. Ihr kommt nichts dazwischen. Zum Beispiel ein Gast. Trotz der genannten Begründung (Ansteckungsgefahr) könnte ein solcher auftauchen.
Könnte sicher, tut er aber nicht, da es sich wie erwähnt in der Nähe eines Dorfes befindet. Und angesichts der fehlenden Größe der Ortschaft weiß natürlich jeder, das Ivy krank ist. Nun könnte natürlich ein Fremder kommen, was ich aber angesichts der späten Stunde für unwahrscheinlich halte. Zudem hätte Lauren ihn ja noch immer abwimmeln können, mit dem Hinweis einer ansteckenden Krankheit. Abgesehen davon, das dies nicht Deinen gern zitierten Regeln entsprochen hätte. :D

Die "Heilungsmethode" ist (abgesehen von der moralischen Seite) ziemlich konstruiert und wirkt daher nicht überzeugend. Aus einem ungeborenen Kind und einem Herz macht man eine Suppe, die eine Krankheit heilt. Naja.
Dieses Wort lese ich in letzter Zeit sehr häufig. Ich nehme an, ich verstehe nicht den wahren Sinn, der dahinter steckt. Gerade solche, teilweise realitätsfremde Geschichten, sind doch immer konstruiert, sonst gäbe es sie ja nicht. Oder sehe ich das falsch?

Aus einem ungeborenen Kind und einem Herz macht man eine Suppe, die eine Krankheit heilt. Naja.
Du hast die auf Rindsleder, mit Blut geschriebene Formel und Ivys Haarband vergessen und auch die Kräuter. ;) Nicht mein Rezept vermurksen, bitte. :D

Immerhin verbreitet die Story dank der Sprache ein stimmiges Ambiente, ohne mich aber mitzureißen.
Dankeschön und schade. :)

Die Challenge-Vorgabe ist umgesetzt, allerdings könnte die Handlung genauso in einem Wohnhaus ohne Gastraum spielen - es würde keinen Unterschied machen. Es ist völlig irrelevant, ob der Ort ein Gasthaus ist oder nicht, da keine für ein Gasthaus typischen Charakteristika vorkommen (insbesondere keine Gäste).
Den Satz lese ich heute nicht zum ersten Mal von Dir. Etwas befremdend empfinde ich eigentlich nur Deine Inkonsequenz. Bei den meisten schreibst Du, die Regeln wären zwar erfüllt, aber gut könnte das Ganze auch anderswo stattfinden und die Regeln wären deshalb nur mäßig erfüllt oder ähnlich. ein anderes Mal sagst Du, sie wären ideal erfüllt, obwohl dies in meinen Augen auch nur zum Teil der Fall ist. Ich konstruiere jetzt mal einen Überraschungseieffekt. Ein Ei im Ei sozusagen.

-In einem abgelegenen Gasthaus
-keiner geht rein (außer er klopft zu Anfang und löst die Handlung aus)
-keiner geht raus.
Von insbesonderen Gästen war nicht die Rede, auch wenn das üblicherweise zum Wesen eines Gasthauses gehört. Das es betrieben sein muß, war nicht die Vorgabe. Die Vorgaben sind nicht überall zu 100% erfüllt, und das eine oder andere Mal habe ich auch darauf hingewiesen. Dies kann auch gern jeder bei mir tun. Aber, ich denke, letztendlich sollten wir dies der Jury überlassen.
Für mich war etwas ganz Wichtiges ausschlaggebend, hier mitzumachen. Neues zu entdecken und auszuprobieren. Geschichten zu lesen, die ich früher übersehen hätte, weil ich z.B. nie SciFi lese. Ohne diesen Challenge hätte ich vermutlich nie eine Horrorgeschichte geschrieben. Vielleicht ging es anderen Teilnehmer ähnlich? So viele verschiedene, wunderbare und wunderliche Geschichten mit einem einzigen Thema als Grundgedanken. Und ich kann getrost sagen, dass ich wirklich sehr gute Geschichten gelesen habe. Die Geschichten, die hier gepostet wurden, sprühen geradezu vor Fantasie und guten Ideen. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren, weil jemand genausogut in einem Bahnhofsklo umgebracht werden kann, oder seltsame und unwirkliche Wesen noch nie wirklich in einem Gasthaus gesehen wurden. War diese Kreativität und die Resultate daraus nicht der eigentliche Grund für uns alle hier teilzunehmen?

Ich möchte hier keine Volksreden halten. Ich wollte nur kurz erklären, wie ich den Challenge sehe. :shy:

Liebe Grüße von Susie

 

Eigentlich wurde ja schon alles angemerkt. Aber nachdem ich mich durch Geschichte und thread gekämpft habe (bei letzterem habe ich ein wenig geschummelt), will ich eben auch noch meinen irrelevanten Beitrag leisten.

Eine Mutter will das Leben ihres Kindes retten. Um dieses Ziel zu erreichen murkst sie auf grausame Art und Weise ihren Mann und dessen schwangere Geliebte ab, kocht aus dem Herz des erstgenannten und dem Fötus seiner Gespielin eine Kraftbrühe mit magisch anmutender Heilwirkung und gibt dies ihrem Kind zu essen, das daraufhin sofort erste Anzeichen einer Gesundung erkennen läßt.

Das ist eine ziemlich krasse Darstellung der Verzweiflung einer Frau. Die Vorstellung mag Horror sein (für mich ist sie es), aber die Geschichte ist m.E. keine Horrorgeschichte. Das Genre Horror lebt von einem Opfer, mit dem sich der Zuschauer identifizieren muß. Dessen panische Angst auf ihn überschlägt. Dies kann subtil geschehen (vgl. H.P. Lovecraft), darf sich aber auch explizit und brachial manifestieren.

Wenn Kristin schreibt, Deine Geschichte gebrauche Gewalt wie ein Porno Sex, so denke ich, daß Du diese Aussage auch ohne Kenntnis solcher Machwerke verstehen kannst: in Pornos wird Sex bar jeder Magie, bar jeglichen Beiwerks gezeigt (bin kein Fachmann, aber ich bestreite nicht, so etwas schon gesehen zu haben). Wenn Kristin diese Analogie aufbaut, so sagt sie, daß in der Geschichte nur Gewalt aneinandergereiht würde. Daß es sich in ihr lediglich um die Darstellung von Gewalt drehte. So weit will ich nicht gehen. Aber völlig kann ich den Vorwurf nicht von der Hand weisen. Es stellt sich schon die Frage, weshalb die Darstellung einen derart großen Raum einnimmt.

Bei einem guten Horrorfilm (ich verweise hier einmal auf "Alien" von 1979, auch wenn der Handlungsort ungewöhnlich für das Genre ist) entsteht eine Lust am Betrachten, am Fiebern, am Schrecken. Bei mir wollen sich diese Empfindungen bei Deiner Geschichte nicht einstellen. Was die Geschichte evoziert, stößt mich lediglich ab. Das ist sicher eine sehr subjektive Beurteilung, und, wie in vorherigen Antworten erkennbar, nicht allgemeine Wahrheit.

Und zuletzt, der Versuch einer Interpretation. Ohne damit gleich eine Vorbildfunktion zu unterstellen, transportiert der Text, daß ein Charakter sich entschließt, gleich drei menschliche Leben für das Wohl eines einzigen zu opfern. Da die Rettung eines kranken, hilflosen Kindes eine Art hehres Ziel impliziert und sich die Opfer (vom Fötus abgesehen) zudem noch durch ihren Betrug schuldig gemacht haben, liegt eine Interpretation in der Luft, die das Verhalten legitimiert. Die Maßnahme ist Rettung und Bestrafung zugleich. Das mag wunderbar sein, wenn dargestellt werden soll, zu welcher Hybris ein Mensch fähig sein kann. Aber es behält einen merkwürdigen Beigeschmack.

Die wenigen Zweifel und die Sorge, die beiden anständig zu betten, halte ich für eine etwas fadenscheinige Art, die Protagonistin vom Vorwurf des Sadismus zu befreien. Wenn die so Gelähmten noch in der Lage sind, ein bequemes Lager zu empfinden, dann ist das Aufschneiden des Bauches zynisch.

Noch ein paar technische Anmerkungen: Killarney (Cill Airne) liegt relativ weit von der Küste entfernt. Wie wäre es mit Killorglin (Cill Orglan) oder Dingle (An Daingean)? Allerdings kann ich mich nicht für das Alter dieser Siedlungen verbürgen. Zudem ließe sich die Geschichte auch in die Jahre 1845-1849, die Zeit der großen Kartoffelpest verlegen. Brächte mehrere Vorteile. Was die "Hexe" angeht, so gab es so etwas vermutlich schon. Allerdings sollte man bedenken, daß Irland (extrem) christlich ist, und das seit dem 5. Jahrhundert. Und nahezu ganz Europa eine Christianisierung durch irische Mönche erfuhr. Welchen großen Einfluß der Katholizismus in Irland noch Anfang des 20. Jahrhunderts hatte, läßt sich auch gut in Frank McCourts Roman "Her Ashes" erkennen. Es ließe sich also zumindest in den Text einbauen, daß die Protagonistin es mit Gebeten und dem Segen eines Priesters versucht hat, bevor sie zu diesem Mittel griff.

 

Hi Kürbiselfe,
Du hast das mit dem Whiskey anzünden ausprobiert? Respekt, das nenne ich gute Recherche.
Was das Rezept angeht: Ich finde es einfach ziemlich durchgeknallt, aber das ist nicht besonders schlimm. Ist ja Magie. Bzw. Hexerei. Die Geschichte ist kurz davor gewesen, mich richtig mitzureißen, vor allem durch die für mein Gefühl sehr passende Sprache. Das Ambiente hast Du (bis auf Details) zumindest für mich Nicht-Irland-Kenner gut hingekriegt. Das wollte ich nochmal betonen. Ich fand nur den Mittelteil zäh und zu geradlinig.

Nun nochmal kurz zur Challenge-Vorgabe. Oder nehmen wir das deutsche Wort: "Herausforderung". Die Herausforderung ist (verkürzt gesagt), eine Geschichte zu schreiben, die in einem Gasthaus spielt. Das ist zunächst einmal völlig trivial. Das kann doch jeder ohne Anstrengung. Man kann ein Geschehen beschreiben, das für ein Gasthaus normal ist (z.B. jemand isst oder trinkt oder wird erschossen ... äh, letzteres gilt nur für Western-Saloons) oder man kann fast jedes Geschehen in ein Gasthaus verlegen. Das ist nicht schwer. Die Herausforderung liegt für meine Begriffe darin, das Gasthaus selbst zum Thema zu machen. Ich begreife die Vorgabe also nicht als Beschränkung, sondern als Inspiration. Eine ziemlich schwierige, übrigens, weil man bei "Gasthaus" zuerst an die ganzen trivialen Sachen denkt.

Unabhängig von der Qualität der Geschichten (ich stimme Dir zu - die ist, selbst wenn man einige Lobhudeleien ausblendet, im Schnitt in der Tat sehr hoch) versuche ich (für mich) zu beurteilen, ob die Ortsvorgabe für den Autor eine Beschränkung war, einfach egal oder eine Inspiration. Die Jury mag das anders bewerten, aber in früheren Challenges war es oft so, dass die Frage, *wie* die Vorgabe erfüllt ist, in die Bewertung einfloss. Und wenn man nicht anfangen will, Haare zu spalten, ist die Vorgabe auf den ersten Blick bei allen Beiträgen hier erfüllt. Und damit nicht als Kriterium zu gebrauchen. Wenn man nicht in dieser Hinsicht noch genauer hinschaut.
Wir werden sehen.

 
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Hallo Kürbiselfe,

Die Vorgabe war nicht, authentisch zu schreiben.
Gut, dieses Zitat fast als Überschrift an den Anfang meiner Bemerkungen zu setzen ist gemein. Egal, wie ein Challengethema ist, die Vorgabe ist immer, authentisch zu schreiben. Damit meine ich nicht, ob eine Geschichte so passiert ist. Der Realitätsgehält in dem Sinne ist mir schnuppe, aber ich meine damit, dass eine Geschichte genauso (so fantastisch sie auch sein mag) passieren könnte. Ich muss sie glauben.

Deine Geschichte wirkt auf mich leider kalt. Dies natürlich zum einen auf Grund des sadistischen Blutbades, welches deine Protagonistin aus reiner Rache ausübt. Das kleine Kind, welches dadurch überlebt, sehe ich letztlich auch als das eigenen Überleben durch die Abtötung dessen was schmerzt.
Nein als kalt empfinde ich sie, weil sie mir viel zu technisch ist. Es gibt (gerade in Schreibgruppen) eine Tendenz, Autoren dann Fähigkeiten zu bescheinigen, wenn sie zu jedem Genre in jeder Stilistik etwas schreiben können. Ich nenne das Kunsthandwerk und nicht Kunst. Seelenlose Ware von Künstlern mit jeder Menge Talent aber ohne Leben.
Wenn grandiose Schriftsteller wie Mann oder Böll so geschrieben hätten, wären sie vielleicht technisch gut gewesen, ihnen hätte aber das Thema gefehlt.
Das ist jetzt ein weiter Exkurs für etwas, was mich an deiner Geschichte stört. Ihr fehlt das Blut, auch wenn in ihr davon jede Menge produziert wird.
Du schilderst das Millieu, das Gasthaus, die Stoffe zu dieser Zeit, du schilderst die Tat, die Hexe, den Kräutertrank, du bist sehr detailgetreu, aber du schilderst keine Emotion. Du schreibst, dass Lauren eifersüchtig ist, dass sie wütend ist, aber spürbar wird es nicht.
Du zentrierst dich auf die Sprache, auf die Zutaten, als ob du diese nach einem Rezept zusammenrührst mit dem du lähmen oder beglücken kannst. Aber wo (selbst wenn du den Plot aus Laurens Perspektive schreibst) bleibt der Schmerz einer Frau, der gerade bei lebendigem, wenn auch gelähmten Leibe und vollem Bewusstsein der Bauch aufgeschnitten wird, um ihr den Fötus zu rauben. Und was macht das mit deiner Prot außer in ihr für einen Moment das Gefühl von Mitleid fast wie eine sündige Versuchung aufkommen zu lassen?
Egal wie gut du recherchiert hast, egal wie technisch sauber du schreibst, an der Stelle fehlen mir bei deiner Geschichte leider die Gefühle.
Und da kommt dann auch die Authenzität ins Spiel. Es mag für Ivy noch egal sein, wie sie mit der Geschichte ihres Überlebens klar kommt, für die psychologische Glaubwürdigkeit einer Geschichte und ihrer Figuren ist es nicht egal. Wenn Lauren Mitleid gezeigt hätte, wenn sie von Phasen der Schwäche versucht woren wäre während ihres Tuns, dann hätte ich ihr vielleicht auch abgenommen, dass sie zur Liebe fähig ist. So graut mir nur vor der ersten Unartigkeit oder vor pubertären Ablösungsprozessen Ivys, die wahrscheinlich einen Besuch bei einer Hexe nach sich ziehen werden, damit Ivy besser für immer geht, als sich mit einem Mann zu vermählen.
Das Motiv deiner Protagonistin für eine Handlung darf gern Habsucht sein, es darf negativ und böse belaset sein, aber es muss glaubwürdig (authentisch) sein und das ist die Schilderung über diesen dreifachen Mord aus Liebe nicht. An der Liebesfähigkeit einer Frau, die so kaltblütig tötet zweifle ich, bis mir wenigstens Brüche in ihrem Verhalten begegnen.

Eine Nebendiskussion war hier die Aussage, eines Plots, der diesen Mord für legitim erklärt. Da bin ich den Meinung, dass man das in einer Story machen kann, denn es kann ja genau dadurch viel effektiver eine Diskussion in Gang kommen. Ich würde es immer im Einzelfall prüfen wollen, aber bei dieser Geschcihte stört mich nciht, dass die Aussage in dieser Hinsicht nicht moralisch korrekt ist. Das finde ich legitim.
Bedenklicher finde ich da schon dein Argument Häferl gegenüber, was die Hexen betrifft. Denn auch wenn du die Hexen hier als reine Märchenfigur aus der Fantasie ohne Bezug zu Hexenverbrennungen verstanden wissen willst so lässt sich nicht leugnen, dass der Begriff der Hexe besetzt ist, und dass es eine gegeseitige Beeinflussung des Hexenbildes nach Märchen zum Hexenbild in der (damaligen) Bevölkerung gibt und umgekehrt. Ich kann auch keine Geschichte über einen geldgeilen und skrupellos mordenen Juden schreiben, so tun als ob es den Holocaust nie gegeben hätte und dabei naiv behaupten, mein Prot wäre doch eine rein erfundene Figur ohne Anspruch auf Realität.
Das ist aber eher ein Nebenschauplatz.
Vermutlich unterscheiden sich unsere Ansprüche ans Schreiben und Lesen einfach.

Positiv: Deine Geschichte ist spannend, sie ist sauber geschrieben. Ich habe in der Hinsicht überhaupt nichts auszusetzen. Der Plot ist ordentlich entwickelt. Alles bestens. Nur das Leben fehlt ihr für mein Gefühl. Ob es wirklich durch die Technik erschlagen wurde ist natürlich nur meine intuitive Spekulation. Die kann sich irren.

Dir einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Kürbiselfe :)

Deine Ivy hab ich gelesen, auch viele Kommentare (meine Herren, Respekt!) und ich muss sagen, scheint mir eine runde Sache zu sein.
Das Lesen war angenehm. Ich denke, dass es gar nicht so einfach ist, einem altertümlichen Umfeld Leben einzuhauchen, Bildhaftigkeit, wenn auch die Dialoge "altertümlich" gesprochen sind. M.M.n. ist dir das gut gelungen.
Zum Plot selbst, wie schon mehrfach gesagt, alte Geschichte interessant verpackt, wenn auch vielleicht nicht unbedingt wahnsinnig spannend.
Dein Stil macht das jetzt nicht wett, allerdings bleibe ich zumindest dann gerne dran am Lesen und steige nicht aus (und so wenig spannend ist es nun auf gar keinen Fall, dass ich das müsste!). Ich mag, wie du schreibst, ehrlich :)
Liebe Grüße,
Zazie

 

Hallo Claus

Zu Anfang möchte ich Dir erst einmal sagen, dass für mich ein Beitrag, der sich mit meiner Geschichte beschäftigt niemals irrelevant ist. :)

aber die Geschichte ist m.E. keine Horrorgeschichte. Das Genre Horror lebt von einem Opfer, mit dem sich der Zuschauer identifizieren muß. Dessen panische Angst auf ihn überschlägt. Dies kann subtil geschehen (vgl. H.P. Lovecraft), darf sich aber auch explizit und brachial manifestieren.
Es ist wahrscheinlich so, wie auch schon chazar bemerkt hat. Ich habe einfach die falsche Perspektive gewählt. Mir fehlt hier die Erfahrung, da dies hier mein erster Versuch war, eine solche Geschichte zu schreiben. Ich hoffe, bei nächsten Versuch klappt das besser. Von Lovecraft habe ich noch nichts gelesen. Sollte ich vielleicht einmal tun. Vielleicht kannst Du mir einen Tipp geben, welchen Titel ich lesen sollte? Dafür wäre ich dir echt dankbar.

Was die Behauptung von Kristin angeht, so kann ich sie, dank Deiner Erklärung nun besser verstehen, und werde in Zukunft mehr darauf achten, einen solchen Fehler nicht nocheinmal zu machen. Danke Dir. ;)

Bei einem guten Horrorfilm (ich verweise hier einmal auf "Alien" von 1979, auch wenn der Handlungsort ungewöhnlich für das Genre ist) entsteht eine Lust am Betrachten, am Fiebern, am Schrecken. Bei mir wollen sich diese Empfindungen bei Deiner Geschichte nicht einstellen. Was die Geschichte evoziert, stößt mich lediglich ab. Das ist sicher eine sehr subjektive Beurteilung, und, wie in vorherigen Antworten erkennbar, nicht allgemeine Wahrheit.
Lach jetzt nicht, aber gestern lief auf Premiere dieser Film und ich habe ihn mir angesehen. Ich verstehe nun besser, was Du damit sagen möchtest.

Die Maßnahme ist Rettung und Bestrafung zugleich. Das mag wunderbar sein, wenn dargestellt werden soll, zu welcher Hybris ein Mensch fähig sein kann. Aber es behält einen merkwürdigen Beigeschmack.
Da stimme ich Dir zu. Vielleicht gelingt es mir in einer anderen Story, einen anderen Blickwinkel darzustellen und diese unerwünschte Nebenwirkung verschwindet.

Die wenigen Zweifel und die Sorge, die beiden anständig zu betten, halte ich für eine etwas fadenscheinige Art, die Protagonistin vom Vorwurf des Sadismus zu befreien. Wenn die so Gelähmten noch in der Lage sind, ein bequemes Lager zu empfinden, dann ist das Aufschneiden des Bauches zynisch.
Diesen Teil der Geschichte habe ich längst geändert. Lauren geht es nicht mehr darum, die beiden bequem zu betten, sondern darum, dass sie mehr Licht für ihr Vorhaben braucht. Dies ist nun der einzige Grund, warum sie das Lager vor dem Kamin richtet und die beiden dort bettet.

Noch ein paar technische Anmerkungen:
Den Namen der Siedlung werde ich nun doch nocheinmal ändern. Ich nehme an, endgültig das letzte Mal. :)

In einer Urfassung, mit Bleistift auf Papier gekritzelt war einmal von der Kartoffelpest die Rede. Meine Schwester hat die Geschichte, in der die Darsteller noch nicht einmal Namen hatten, als ziemlich lasch bezeichnet. Nett geschrieben, aber nicht wirklich gruslig. Den Gedanken habe ich dann komplett verworfen und die vorliegende Geschichte gebastelt. Im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler, aber die Historik läuft mir ja nicht davon. :D

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Es ließe sich also zumindest in den Text einbauen, daß die Protagonistin es mit Gebeten und dem Segen eines Priesters versucht hat, bevor sie zu diesem Mittel griff.
In der Kartoffelpestgeschichte war das so, aber das hat sich gezogen und gezogen, bis die Mutter mir beinahe schon zu biblisch wurde. Das wurde dann ersatzlos gestrichen. Wiederum vielleicht ein Fehler.

Ich danke Dir für Deine hilfreichen Erklärungen. :)

Liebe Grüße von Susie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Uwe

Das Ambiente hast Du (bis auf Details) zumindest für mich Nicht-Irland-Kenner gut hingekriegt. Das wollte ich nochmal betonen. Ich fand nur den Mittelteil zäh und zu geradlinig.
Ich freue mich, dass Dir meine Geschichte zumindest vom Ambiente her gefallen hat. Nachdem hier so viel diskutiert wurde, schreit es in mir förmlich nach einem neuen Versuch in diese Richtung. Dann hoffe ich, das Ganze wird nicht mehr so zäh und ich kann Dich auch für den Rest meiner neuen Geschichte begeistern, falls Du diese dann lesen möchtest. ;)

Ich danke auch Dir nochmal für die Mühe, die Du Dir mit Ivy gemacht hast. :)

Liebe Grüße von Susie

 

Hallo sim

Gut, dieses Zitat fast als Überschrift an den Anfang meiner Bemerkungen zu setzen ist gemein
Gemein finde ich das nicht. Ist schon okay. :)

Egal, wie ein Challengethema ist, die Vorgabe ist immer, authentisch zu schreiben. Damit meine ich nicht, ob eine Geschichte so passiert ist. Der Realitätsgehält in dem Sinne ist mir schnuppe, aber ich meine damit, dass eine Geschichte genauso (so fantastisch sie auch sein mag) passieren könnte. Ich muss sie glauben.
Schön, dass mir das endlich jemand erklärt. Ich war da mit meiner Interpretation des Wortes offensichtlich total auf dem Holzweg. Danke Dir für die Aufklärung. ;)

Deine Geschichte wirkt auf mich leider kalt. Dies natürlich zum einen auf Grund des sadistischen Blutbades, welches deine Protagonistin aus reiner Rache ausübt. Das kleine Kind, welches dadurch überlebt, sehe ich letztlich auch als das eigenen Überleben durch die Abtötung dessen was schmerzt.
Nein als kalt empfinde ich sie, weil sie mir viel zu technisch ist. - Ihr fehlt das Blut, auch wenn in ihr davon jede Menge produziert wird.
Gasthaus, die Stoffe zu dieser Zeit, du schilderst die Tat, die Hexe, den Kräutertrank, du bist sehr detailgetreu, aber du schilderst keine Emotion. Du schreibst, dass Lauren eifersüchtig ist, dass sie wütend ist, aber spürbar wird es nicht.
Du zentrierst dich auf die Sprache, auf die Zutaten, als ob du diese nach einem Rezept zusammenrührst mit dem du lähmen oder beglücken kannst. Aber wo (selbst wenn du den Plot aus Laurens Perspektive schreibst) bleibt der Schmerz einer Frau, der gerade bei lebendigem, wenn auch gelähmten Leibe und vollem Bewusstsein der Bauch aufgeschnitten wird, um ihr den Fötus zu rauben. Und was macht das mit deiner Prot außer in ihr für einen Moment das Gefühl von Mitleid fast wie eine sündige Versuchung aufkommen zu lassen?
Egal wie gut du recherchiert hast, egal wie technisch sauber du schreibst, an der Stelle fehlen mir bei deiner Geschichte leider die Gefühle.

Da kann ich dir kaum widersprechen. Ich war nie in einer solchen Schreibgruppe, aber ich denke, ich weiß, was Du meinst. Wie schon chazar geschrieben hat, habe ich hier vermutlich die falsche Perspektive gewählt. Hätte ich aus der Sicht von Rebecca beispielsweise geschrieben, hätte ich viel mehr Möglichkeiten gehabt, Gefühle unterzubringen. Beim nächsten Mal wird mir das, so hoffe ich, gelingen.

Bedenklicher finde ich da schon dein Argument Häferl gegenüber, was die Hexen betrifft. Denn auch wenn du die Hexen hier als reine Märchenfigur aus der Fantasie ohne Bezug zu Hexenverbrennungen verstanden wissen willst so lässt sich nicht leugnen, dass der Begriff der Hexe besetzt ist, und dass es eine gegeseitige Beeinflussung des Hexenbildes nach Märchen zum Hexenbild in der (damaligen) Bevölkerung gibt und umgekehrt.
Hierbei habe ich einen unverzeihlichen Fehler gemacht. Ich habe mich auf eine Interpretation eingelassen, die nicht die meine war. Vielmehr habe ich Häferls Interpretation übernommen und zu erklären versucht, wie Doriah auf mich wirkt. Was sie kann oder nicht kann. Ich selbst habe eigentlich nie eine genaue Vorstellung davon gehabt, was Doriah wirklich ist. Eigentlich hatte ich noch nicht einmal die Vorstellung einer Hexe, was eigentlich naheliegend gewesen wäre. Auf Grund dieser mangelnden Vorstellung, bin ich auf Häferls Interpretation eingegangen. In meinen Kopf war sie einfach immer nur eine Frau, die mit Kräutern umzugehen weiß, die Ahnungen, Visionen, etc. hat. Man hätte sie auch als Seherin, Magierin, Zauberin etc. interpretieren können. Ich habe mir nie genauer Gedanken dazu gemacht. Sie war einfach da. Das ist auch der Grund dafür, warum ich innertextlich nie eine genaue Bezeichnung Doriahs verwendet habe. Die Diskussion mit Susi verliert dadurch natürlich nicht an Gewicht, aber wie bereits erwähnt: Sollte ich wirklich einmal über Hexen schreiben, werde ich mich vorher ausgiebig mit ihnen beschäftigen.

Ich kann auch keine Geschichte über einen geldgeilen und skrupellos mordenen Juden schreiben, so tun als ob es den Holocaust nie gegeben hätte und dabei naiv behaupten, mein Prot wäre doch eine rein erfundene Figur ohne Anspruch auf Realität.
Findest Du nicht, dass Du mit diesem Vergleich etwas übertreibst? Das ist etwa so krass wie der Vergleich vom Lebkuchenhäuschen aus Hänsel und Gretel mit einem Konzentrationslager aus Holocaust. Ich kann hier keine Parallelen finden.
Möchte es auch nicht wirklich, da ich nie vor hatte hier ein falsches Bild entstehen zu lassen von einer Hexe etc.. Ich wollte lediglich erklären, dass man hier verschiedene Ansichten in Betracht ziehen muss. Die Hexen, wie wir sie alle aus Märchen und Geschichten unserer Kindertage kennen. Die vermeintlichen Hexen, die man auf grausamste Weise sterben ließ, weil man gerade einen Schuldigen für irgendetwas brauchte. Und zuletzt die Frauen, die es auf wunderbare Art und Weise verstehen, aus Kräutern und Wurzeln; Blüten und Blättern Arzneien, Tees und ähnliches herzustellen. Wenn ich euch beiden Recht gebe, würde ich mich ja selbst angreifen. Ich habe einen riesigen Garten. Pflanze verschiedene Kräuter und Pflanzen an. Diese benutze ich zur Herstellung von Cremes und Aufgüssen, die meinen Kindern helfen ihre Neurodermitis unter Kontrolle zu halten. Auch stelle ich eine Art Honig aus Löwenzahn her und verschiedenste Teesorten. Mag in der heutigen Zeit etwas verrückt klingen, aber in einer Familie mit vier Kindern und einer Vielzahl von Allergien sehr hilfreich. Mein Vater betitelt mich deshalb auch gern als Hexe. Damit kann ich leben.
Ich weiß nicht, ob ich Dir erklären konnte, was ich tatsächlich damit sagen wollte, hoffe aber dennoch du verstehst es. :shy:

Positiv: Deine Geschichte ist spannend, sie ist sauber geschrieben. Ich habe in der Hinsicht überhaupt nichts auszusetzen. Der Plot ist ordentlich entwickelt. Alles bestens. Nur das Leben fehlt ihr für mein Gefühl. Ob es wirklich durch die Technik erschlagen wurde ist natürlich nur meine intuitive Spekulation. Die kann sich irren.
Dass sich die Mühe von stundenlanger Recherche rentiert hat, freut mich natürlich. Was das Leben meiner Geschichte betrifft, hoffe ich, dank auch Deiner Tipps, meiner nächsten Horrorstory mehr davon mitgeben zu können.

Ich danke Dir für Deinen detailierte Beitrag und Deine Mühe. :)

Liebe Grüße von Susie

 

Hallo Zazie

Danke dir für Deine lieben Worte. :)

Zum Plot selbst, wie schon mehrfach gesagt, alte Geschichte interessant verpackt, wenn auch vielleicht nicht unbedingt wahnsinnig spannend.
Dein Stil macht das jetzt nicht wett, allerdings bleibe ich zumindest dann gerne dran am Lesen und steige nicht aus (und so wenig spannend ist es nun auf gar keinen Fall, dass ich das müsste!)
Vielleicht hast Du in vorherigen Beiträgen schon gelesen, dass dies meine erste Geschichte in dieser Richtung war. Ich hoffe natürlich, dass ich bei der nächste Geschichte dieses Genres um einiges mehr an Spannung rüberbringen kann. Versuchen werde ich es sicher.
Würde mich freuen, wenn Du Dich dann wieder zu Wort melden würdest, ob mir das gelungen ist, oder ob ich besser doch bei meinen Alltagsgeschichten bleiben sollte. :D

Das Lesen war angenehm. Ich denke, dass es gar nicht so einfach ist, einem altertümlichen Umfeld Leben einzuhauchen, Bildhaftigkeit, wenn auch die Dialoge "altertümlich" gesprochen sind. M.M.n. ist dir das gut gelungen.
. Ich mag, wie du schreibst, ehrlich
Darüber freue ich mich, auch wenn Dir die Spannung fehlte.

Ich arbeite dran, versprochen. ;)

Vielen lieben Dank und liebe Grüße von Susie

 

Hallo Kürbiselfe,

Die vermeintlichen Hexen, die man auf grausamste Weise sterben ließ, weil man gerade einen Schuldigen für irgendetwas brauchte. Und zuletzt die Frauen, die es auf wunderbare Art und Weise verstehen, aus Kräutern und Wurzeln; Blüten und Blättern Arzneien, Tees und ähnliches herzustellen.
Wahrscheinlich waren beide Gruppen identisch und die Kirche hat die Hexen verbrennen lassen, weil sie den alten Naturreligionen angehörten. Außerdem haben sie den männlichen Äzten Konkurenz gemacht und Abtreibungen betrieben, die auch wieder christlich verdammt wurden. Spannendes Thema, ich habe leider vergessen, wie das Buch heißt, das ich dazu gelesen hab. In diesem Sinne sind wir beide Hexen (ich mache auch Cremes selber), sei stolz darauf! Und ich finde es auch gut, diesen Begriff wieder in einer positiven Weise zu nutzen. Mit der Vernichtung der Hexen als weise Frauen ist in unserer Kultur leider sehr viel altes Wissen verloren gegangen.
Dann gibt es noch die Theorie, dass es so viele Stiefmütter und Hexen in unseren Märchen gibt, weil das christliche Gottesbild nur positiv ist, im Gegensatz zu dem Männerheld Zeus und seiner eifersüchtigen Frau usw. (aus: Marie-Louise von Franz: Das Weibliche im Märchen. Eine Schülerin von Jung schildert hier spannende tiefenpsychologische Deutungen, kann ich dir leihen!).
Tipp: Mache eine Zauberin oder noch besser einen Zauberer daraus, dann wird auch klarer, dass deine Geschichte Fantasy ist, denn Herz ausspucken etc!
lieben Gruß
tamara

 

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