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Kette

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13.05.2001
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Kette

Kette

Er ist kein Casanova. Er ist ein Kind. Er sieht aus wie Caesar. Wie Caesar in Xena. In der Serie "Xena"; ein Nebendarsteller namens Caesar. Er macht nichts. Nichts besonderes jedenfalls. Er spielt. Alleine im Sandkasten. Im Sandkasten meiner Kindheit. Meine Kindheit drehte sich viel mehr ums Kuchen backen. Und viel mehr um Unschuld. Oder mit Unschuld. Meine Kindheit ist vergangen. Er spielt immer noch. Und erst seit gerade. Es ist erst vier Uhr. Fern von hier ist es Teezeit. Hier ist es ruhig. Er spielt still, schweigend. Schweigend fliegen Vögel, bauen Nester. Hat er ein Nest? Er hat Förmchen. Blaue, rote, grüne, gelbe. Seine Laterne leuchtete vor drei Tagen. Vor zwei Tagen trug er sie auch. Ich trage sein Bild. In mir. Mich sieht er nicht. Er sieht nicht auf. Kein einziges Mal hat er aufgesehen. Gesehen habe ich ihn gestern schon. Heute sehe ich ihn ...

 

Ach ja, Benjamin, ist das nun wirklich Dein Ernst? Ich meine die Signatur.

 

Das war doch wohl auch dein ernst oder? Im übrigen finde ich das sehr aussagestark gegen fast-food Geschichten, bei denen sich der Autor nicht sonderlich viele Gedanken um den Sinn der Geschichte gemacht hat.

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Zaza: Für mich sind Autoren Denker und nicht Aus-Dem-Bauch-Heraus-Brabbelnde.

 

Für mich sind Autoren Denker und nicht Aus-Dem-Bauch-Heraus-Brabbelnde.

Das Zitat ist zwar ganz nett, aber im Grunde sagt es nicht viel.
Ist doch klar, dass man sich beim schreiben etwas denkt (ginge ja auch gar nicht anders), aber das heißt ja noch nicht, dass das auch Sinn macht, was man so denkt.
Adolf Hitler ist z.B. der Autor von Mein Kampf, aber ich glaube nicht, dass es sich bei ihm um einen echten "Denker" handelt.

 

Nun ist es an mir ein Zitat anzubringen:
>> Achten Sie einmal auf das Geschwätz. Das Denken ist darin immer um einen Moment in Verzug. ... Jedermann kennt jene Schwätzer, die immerfort vergeblich zum Denken ansetzen. Das Reden ... setzt sich in einem gewissen Sinne selbst fort, und jedes Wort hängt vom vorhergehenden ab; aber in welchem Sinne? << (ALAIN; französischer Philosoph)

Unter einem Denker verstehe ich nicht jeden Denkenden. Und so weit ich weiss, ist das das allgemeine Verständnis.

 

Und ich verstehe unter einem Denker eben nicht einen jeden Autor.

Darum ging's mir.

 

je diese geschichte hat doch noch steil und denkt daran: NIEMAND IST PERFEKt!!! Ihr auch nicht!!! :cool:

 

Aber Ben! Das hat sich doch inzwischen geklärt, oder? ;)

 

Ich finde die Geschichte ist zwar keine, aber dennoch ist sie unterhaltsam, auf ihre eigene, seltsame Art und Weise! :D ;)

 

Ich verstehe Dich auch nicht, HansMueller. ????

 

Mhm. Hi Zaza,

Ich will nicht die erste sein, die etwas zu ihrer eigenen "Geschichte" sagen muss.
Wär's jetzt nicht langsam an der Zeit? Oder war's das schon, was du dazu zu sagen hast?

Dein Text (auch ich nenne ihn bewußt nicht "Geschichte") erinnert mich an den Text "Ich" von einem gewissen Bogdan (am 9.2. ebenfalls unter Alltag gepostet). Und ähnlich wie bei ihm, fallen auch bei dir die Kommentare aus. Im Prinzip könnte ich meine dortige Kritik fast 1:1 hier übernehmen.

Also in aller Kürze: Der Text ist einfach zu kurz! Das ist das entscheidende Problem. Du sagst, dein Hauptgrund, diese "Geschichte" zu schreiben und zu veröffentlichen war es, zum Denken anzuregen. Dafür bietet dieser introvertierte Text aber zu wenig Eigentiefe.
Er mag in deinem eigenen Gedankenuniversum funktionieren, aber du darfst als Autor nicht den Fehler machen, anderen Unreife oder Denkfaulheit vorzuwerfen ("Wie wäre es mit Weiterdenken?"), nur weil sie aus deinen paar Zeilen, deine Intention nicht herauslesen. Das kann nämlich so nicht funktionieren und hat auch etwas Anmaßendes an sich.

Zum Text an sich: Erst dacht ich, es handelt sich um jemanden, der an seine eigene Kindheit zurückdenkt, dann kam mir auch der Gedanke von I3en (auf den du ja leider nicht eingegangen bist), dass es sich um einen Erwachsenen handelt, der sein Kind beim Spielen beobachtet. Das mit der "Teezeit" versteh ich nicht, hab natürlich gleich an England gedacht, aber wo sollte da ein Zusammenhang bestehen? Und auch die Laterne macht nicht wirklich "Sinn".

Du wirfst eben mit deinen "Gedankenfetzen" zu viele unbeantwortete Fragen auf (mit Betonung auf "zu viele"), sodass du dem Leser gar keine Chance gibts, ihn auch nur ansatzweise begreifen zu können. Was es halt so schwer macht, sich wirklich ausführlicher mit deinem Text zu befassen, ist die Tatsache, dass der Stil zu banal ist, zu viele Interpretationen zulässt und er dafür einfach zu kurz ist.

Grüße
Visualizer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Zaza,

mit mehr als einem Jahr Verspätung.
Ein Mann bewirkt eben durch seine Durchschnittlichkeit das Hochspülen von Kindheitserinnerungen einer Frau.
Die Frau trägt ihn im Herzen, fällt auf das Licht seiner Laterne herein, weiß, dass diese eventuell für sie nicht ewig leuchten wird. Der Mann spielt mit dem Glauben der Frau, das Spiel hat viele Formen, Farben, ist wandelbar, nicht einzuschätzen, vielleicht unehrlich. Er sieht die Frau nicht an, hat Angst, ist vielleicht der Vater, vielleicht auch ein Liebhaber, der sich mit seiner Seele längst abgewendet hat, keine Worte finden will, es ihr überlässt, zu handeln.

Liebe Grüße - Aqua

 

Nö, es ist nicht Sinn der Sache, dass ich euch eine Interpretation vorgebe. Der Text ist ein Experiment. Entweder ihr steigt drauf ein oder nicht. Ich hatte nie den Wunsch es jedem Leser Recht zu machen. Wenns euch nicht gefällt...
Um es versöhnlicher zu sagen: Dieser Text ist kein Persönlicher. Ich habe nichts von der Seele runtergeschrieben. Ich hatte eine Idee und habe sie umgesetzt. Die Geschichte könnte ich jetzt nach zwei Jahren mal verlängern, mal mehr draus machen. Es steckt sicherlich Potential hinter der zündenden Idee. Aber ich möchte es gar nicht. Dieser Text ist einer der Texte, die ich immer noch mag, wie sie sind. Es gibt da eine Reihe anderer Texte auf der Page, an denen ich feilen muss. Und nun ratet mal, was Vorrang hat?

Ihr solltet Dinge, die ich 2001 sagte, nicht heute noch so bierernst nehmen. Ich vertrat damals eine viel extremere Meinung, die in jugendlichen Missionierungsversuchen gipfelte. Pure U-Literatur ist für mich aber auch heute noch nicht mehr als ein Pausenfüller. Das kann jeder so sehen, wie er will. Mich langweilt sie einfach meistens.

Aqua, Du hast im Text gelesen und sehr viel gefunden. Sicherlich die passendste Interpretation des Textes. Freut mich, dass manch einer doch etwas aus dem Text herausholen kann und ihn nicht per se wegstößt.

Das Wichtigste an diesem Text ist die Form, in der er geschrieben wurde. Gerade darin lag die Idee. Das ist auch das Experimentelle daran. Ist mir auch klar, dass das nicht einfach zu lesen ist. Aber ihr könnt euch denken, dass ich mit Kritiken zur Form, die einfach nur die Form an sich berühren, aber nicht tiefer gehen, nichts anfangen kann. Damit habt ihr mein Anliegen einfach falsch verstanden.
Es ist Absicht, euch nichts als Fetzen vorzugeben. Wie sollte ich das dann ändern können, ohne den Sinn des Ganzen zu verfälschen?
Die Geschichte dahinter ist beliebig. Sie variiert mit dem Leser.

Und deswegen: Entweder er sagt euch etwas oder nicht.

 

@ Alle,

jetzt wollte ich einmal sehen, welch´ inhaltsschweren Text man schreiben muß, um so viele Antworten zu bekommen. Ist natürlich enttäuschend, dass man offensichtlich keinen speziellen Inhalt braucht. Wie ich schon öfters anmerken mußte: Ein Text soll selbstauslegend sein, oder wie z.B. beim Dadaismus, in einem bekannten kulturellen Kontext stehen, der eine Interpretation erlaubt. Außerdem macht sich wohl auch ein `des Kaisers neue Kleider´- Effekt bemerkbar, natürlich sieht man etwas, auch wenn`s keinen Grund für die Sichtweise gibt.
Wollte nur `mal meine bescheidene Sichtweise darlegen, vielleicht ist sie irgendwie nützlich...

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

Nö, isse nich´. Ich weiß, was ich will. Aber danke dennoch. Immer wieder schön zu sehen, welche Texte Aufmerksamkeit erfahren. Da lache ich mich a la Bujerl voll kaputt: Hahahahahaha...

Verzeiht.

 

Hi Zaza

Ich habe mir diese Geschichte schon oft durchgelesen und mich gefragt, was genau deine Intention ist. Ich bin so weit wie i3en gekommen, bzw. war freudig überrascht, die gleichen Thesen zu lesen, nachdem ich sie schon fast für zu abwegig erklärt hatte. Analog zu ihm empfinde ich die Xena-Passage nicht so gut, ebenso auf Grund der durchweg negativen Assoziation. Aber nungut, das mag Geschmackssache sein. Hier also meine Interpretation:
Die Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihr Kind beim Spielen beobachtet. Beim Betrachten denkt sie zurück an ihre Kindheit, gleichzeitig vergleicht sie zu den heutigen Umständen. Die Beziehung zwischen den beiden ist recht einseitig (daher wäre ich nicht auf i3en´s Ansatz mit der unsichtbaren Kette zwischen den beiden gekommen, den ich übrigens sehr gut finde), es scheint fast als ob die Mutter abgeschottet vom Kind wäre.

. Ich trage sein Bild. In mir. Mich sieht er nicht. . Er sieht nicht auf. Kein einziges Mal hat er aufgesehen.
Zuerst hatte ich die Vorstellung, sie würde ihn aus der Küche betrachten, aber so zeigt es irgendwie auf eine fremde Umgebung hin, als ob die Mutter ihn durch den Zaun eines fremden Garten betrachten würde. Der Vater des Kindes spielt auch irgendwie eine Rolle. Da ich mir nicht sicher bin, ob die Mutter jetzt von dem Kind getrennt oder mit ihm wohnt spalten sich hier meine Vermutungen.
Fakt ist Mutter und Vater des Kindes leben getrennt. Ich denke bei "Teezeit" klischeehaft an England. Wohnt dort der Vater? Oder ist die Mutter von England aus angereist? Oder keines von beiden?
Meine Kindheit drehte sich viel mehr ums Kuchen backen. Und viel mehr um Unschuld. Oder mit Unschuld. Meine Kindheit ist vergangen.
deute ich so, dass die Mutter nicht unschuldig ist.
Hat er ein Nest? Er hat Förmchen.
Er hat also kein richtiges Zuhause.

Dann die Andeutung auf St. Martin

Blaue, rote, grüne, gelbe. Seine Laterne leuchtete vor drei Tagen. Vor zwei Tagen trug er sie auch.
Ein Brauch der hauptsächlich in Deutschland bekannt ist. Steckt mehr dahinter?

Und hier endet die Geschichte quasi. Das Ende füllt mich mit den meisten Fragen.

Gesehen habe ich ihn gestern schon. Heute sehe ich ihn ...
Ist mit "ihn" immer noch der Junge gemeint? Oder bereits eine andere Person.

Wíe so oft. Fragen über Fragen. Mag sein, dass ich mit meiner Interpretation völlig in die Karpaten reite, aber das ist mir egal. Wäre nett, Feedback von dir zu bekommen.

Liebe Grüße,
Frederik

P.S.: Ist Kette vielleicht wirklich nur eine Aneinanderreihung von Gedanken? Sinnlos, nur um des Wortspiel willens?

 

Hallo Zaza,

hier mein Deutungsversuch:


"Er ist kein Casanova. "

Er ist ein Mann,


"Er ist ein Kind."

der sich von seinen alten Verhaltensweisen noch nicht getrennt hat. Er übernimmt keine Verantwortung, er braucht andere.


"Er sieht aus wie Caesar. Wie Caesar in Xena. In der Serie "Xena"; ein Nebendarsteller namens Caesar. "

Habe die Serie nie gesehen, aber wenn er kein Hauptdarsteller ist, ist er nichts Besonderes, oder er tritt nur im Hintergrund in Aktion (keine tragende Rolle, keine Verantwortung).


"Er spielt."

Er wendet seine alten Methoden an, es ist ihm nicht ernst.


"Im Sandkasten meiner Kindheit. Meine Kindheit drehte sich viel mehr ums Kuchen backen. Und viel mehr um Unschuld. "

'Ich' habe ihn damals nicht durchschaut, bin damals auf ihn hereingefallen.


"Meine Kindheit ist vergangen. "

Ich bin erwachsen geworden.


"Er spielt immer noch. "

Er nicht. Der ewige Jüngling (Peter Pan?), braucht immer noch seine Spielchen zur Selbstbestätigung.


"Und erst seit gerade. "

Er denkt, er kriegt 'mich' wieder rum.


"Er spielt still, schweigend."

Man kann ihn nicht so leicht durchschauen. Oder es ist ihm nicht bewußt.


"Schweigend fliegen Vögel, bauen Nester. Hat er ein Nest?"

Hat er eine Familie, eine aufrichtige Beziehung? Hat er Verantwortung übernommen?


"Er hat Förmchen. Blaue, rote, grüne, gelbe."

Er hat seine Methoden, die Frauen zu beeindrucken. Er baut Schlösser aus Sand ("auf Sand gebaut").


"Seine Laterne leuchtete vor drei Tagen. Vor zwei Tagen trug er sie auch."

Er ist wieder da, er lockt wieder. Er lockt mit Vergänglichem, mit schönem Schein. Er lockt Wesen, die nicht erkennen können (Motten?).


"Ich trage sein Bild. In mir."

Die Begegnung mit ihm ist 'mir' gut im Gedächtnis. Es hat 'mich' geprägt.


"Mich sieht er nicht. Er sieht nicht auf. Kein einziges Mal hat er aufgesehen. "

Er erkennt nicht 'mein' wahres Wesen. Es geht ihm nur darum, sich selbst im anderen zu spiegeln. Er versucht auch gar nicht, wirklich 'mich' zu sehen.


"Gesehen habe ich ihn gestern schon."

'Ich' habe damals schon erkannt, wie er ist, es tat vielleicht weh?


"Heute sehe ich ihn ..."

Heute wird 'mir' bewußt, daß 'ich' nicht noch einmal auf ihn oder seinesgleichen hereinfallen werde. 'Ich' habe den Abstand zu der damaligen Begegnung, es tut nicht mehr weh.


Kette: An alte Verhaltensweisen gebunden sein, nicht erwachsen sein. Diese Kette verhindert die Möglichkeit, eine freie, nicht auf Eitelkeit und Selbstspiegelung beruhende Beziehung zu erleben.

 

Geil, die Interpretation ist der Hammer. Also, auch wenn sie vielleicht nicht stimmt. Ich komme mir in meinen Ansätzen verbohrt und einseitig vor. Mal eine ganz andere Sichtweise, die aber in sich stimmig und treffend ist. Jetzt fehlt nur noch die Bestätigung der Autorin.

 

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