Langelangelange war ich still, aber nun hab ich grad nix zu tun (well, sort of...) und deshalb ganz kurz:
Ich denke, dass es jederzeit möglich ist, zu einem Text eine knallharte und aufrichtige Kritik zu schreiben, ohne dem Autoren dabei persönlich auf die Füße zu treten.
Soll heißen: Es sollte jederzeit möglich sein, unmißverständlich mitzuteilen, dass man z.B. diese und jene Passage (oder auch den ganzen Text) einfach grottenlangweilig findet, dass dieser Absatz Humbug ist wg. Logikfehler xy, dass eine Figur platt charakterisiert wurde, ein Spannungsbogen durchhängt, das Thema oder das Genre verfehlt wurde undundund...
Dies zu relativieren bzw. durch eine meterdicke Wand aus Blumen daherzusäuseln, ist m.E. unnötiger Aufwand und zudem kontraproduktiv, weil es in vielen Fällen die Aussagen verwässert. Dass jede Kritik letzten Endes einen subjektiven Eindruck darstellt, sollte jedem Autoren, der nicht mit dem Klammerbeutel vor den Kopf genagelt ist, eigentlich klar sein. Andersrum sollte auch jedem klar sein, dass es gewisse Dinge gibt, die man sich als Autor getrost zu Herzen nehmen sollte - sobald z.B. an technischen Dingen (Spannung, Logik, Charakterisierung) etc. genörgelt wird, gibt es meist einen guten Grund dafür. Und niemand ist in dieser Hinsicht vor Fehlern gefeit! Solche Schwachstellen unmißverständlich klarzumachen und gleichzeitig das unverblümte Feddback eines ganz normalen (naja, ihr wisst schon... KG-de-normal halt... ) Lesers zum Autor zu transportieren, ist m.E. Sinn und Zweck unseres Kritiker-Tuns hier. Je direkter man dabei zu Werke geht, desto besser. So jedenfalls meine Ansicht.
Im Grunde braucht man dabei nur zwei einfache Grundregeln zu bachten:
1) Jegliche Äußerung, so unverblümt und evtl. schon sarkastisch sie auch sein mag, sollte grundsätzlich immer und absolut unmißverständlich auf den Text bezogen sein, niemals jedoch auf den Autor!
2) Nach Möglichkeit nicht pauschalisieren ("Dein Text ist Scheiße und Du bist ne doofe Wurst!") sondern konkret sein ("Die Gründe a) bis k) sind verantwortlich dafür, dass der Text Scheiße ist und Du bist ne doofe Wurst, wenn Du Dir das nicht zumindest mal eben durch den Kopf gehen lässt!" ).
Ich mache das seit jeher so und werde es auch in Zukunft so handhaben. Bei jedem Autoren, egal ob einen oder tausend Beiträge!
Einzige Ausnahme: Extrem junge Autoren (Alter < 16) - da gucke ich, sofern ich das Alter kenne, ein bißchen genauer drauf, wie ich formuliere, hauptsächlich, damit meine Message ankommt. Bei allen anderen setze ich - naives Schäfchen, ich... - einfach mal ein gewisses Mindestmaß an Lebenserfahrung und geistiger Reife voraus, mit unverblümter Kritik an einem Text irgendwie umzugehen und meine Hinweise, auch wenn sie u.U. ein wenig harsch erscheinen, richtig einzuordnen.
Und bislang war das Echo am Ende fast durchweg positiv - zumindest von jenen, denen es ernsthaft ums Schreiben geht und nicht ums Ego-streicheln-lassen...