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27.09.2001
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Der kleine Junge saß auf der Fensterbank und sah auf die Strasse. Er liebte diesen Platz und immer wenn ihm langweilig war, beobachtete er.
Er wusste ganz genau, wann die Straßenreinigung kam, die Müllabfuhr oder der Postbote.
Der Briefträger kam immer auf seinem gelben Fahrrad und winkte ihm mit seiner Mütze zu. Er fand das war ein lustiger Mann, denn er hatte einen großen, geschwungenen Schnauzbart.
Der Junge wusste auch, wann die Nachbarskinder aus der Schule kamen, wann die Krankenschwester zu Onkel Willi kam und wann Frau Schneider mit dem Dackel spazieren ging.
In den letzten Tagen hatte es viel geregnet und es war nicht viel los vor dem Fenster. Gegenüber war jemand eingezogen und ein großer Möbeltransporter stand auf der Strasse. Es war nett, zu schauen wie die Männer die Möbel schleppten und dabei lauthals fluchten. Sonst war nichts passiert. Wenn es regnete und der Wind um die Ecken pfiff blieben die meisten Leute lieber zu Hause.
Nur die zur Arbeit mussten oder etwas zu erledigen hatten, hasteten über die Strasse. Und alte Leute, die waren immer da. Besonders aufgefallen war ihm ein alter Mann. Jeden Tag sah er ihn auf der Strasse. Auch wenn es ganz kalt war, oder wenn Schnee lag. Dann hatte er einen dicken Mantel an und trug einen Hut auf dem Kopf. Er hatte einen Stock in der Hand und ging immer sehr langsam und etwas gebeugt. Es sah aus, als wenn ihm das Laufen schwer fiel. Aber jeden Tag war er da.
Einmal hatte der kleine Junge seine Mutter an das Fenster geholt und ihr den Mann gezeigt. Er hatte ihr erzählt, dass der Mann jeden Tag auf der Strasse umher lief, obwohl er schlecht laufen konnte.
Es gibt viele ältere Leute die sind alleine zu Hause und fühlen sich dann einsam. Sie halten es nicht aus in den eigenen vier Wänden und gehen lieber nach draußen. Sie fürchten sich vor der Stille in ihrer Wohnung, deshalb gehen sie spazieren. Meist haben sie auch keine Freunde und suchen etwas Abwechslung.
So hatte seine Mutter es ihm erklärt. Der Junge verstand die Worte nicht so genau, aber es hörte sich nicht schön an.
Er beschloss, einfach nicht alt zu werden. So wie der Mann mit dieser Einsamkeit, wie Mutter es nannte, nein, das wollte er nicht.
Irgendwann, viel, viel später, es war im Frühling, spazierte ein alter Mann durch die Strassen. Er erfreute sich an den Blumen, die langsam zu Blühen begannen und betrachtete die grünen Blätter der Bäume. Der Mann sah in den Himmel und beobachtet die vorbei ziehenden Wolken. Er genoss die Sonnenstrahlen auf seinem vom Wetter gegerbten Gesicht. Wie ein Hauch streichelten die wärmenden Strahlen über seine Haut und er schloss die Augen.
Als er sie wieder öffnete, sah er oben hinter einem Fenster das Gesicht eines kleinen Jungens. Der alte Mann lächelte und dachte daran, wie viele Stunden er als Kind aus dem Fenster geschaut hatte.
(c)Martina Bartels

 

Naja! Eine Geschichte wie wir sie in der Art schon häufiger hier gelesen haben.
Thema in Ordnung und auch verständlich rübergebracht. Man muss nicht zu viel grübeln um zu verstehen, was du hier ausdrücken willst!
Aber der Schreibstil ist für dieses Thema eigentlich nicht der richtige. Meiner meinung nach wäre er für Kindergeschichten, wie z.B. Harry Potter der richtige, aber für so ein Thema?
Versteh mich nicht falsch! Ich liebe diesen Stil! Ich bin ein grosser Fan von Erich Kästner und der hatte auch so geschrieben, aber bestimmt nicht für dieses Genre!

 

Also mir hat die Geschichte auch super gefallen, obwohl man eigentlich sofort weiß, wie sie ausgeht... :rolleyes:

Im Gegensatz zu Henna liebe ich die Art, wie Du die Story erzählt hast. Ich finde, man kann den Stil bei Kindern und bei alten Männern anwenden, denn eines ist mir nämlich schon aufgefallen; mit zunehmendem, hohen Alter wird man immer kindlicher... ;)
Jedenfalls ist das bei meinen Angehörigen so... *grins*

Weiter so!

Griasle
stephy

 

Ich danke Euch für Eure Meinungen, ich finde auch ein bisschen das der Stil zu Kindern und älteren Leuten passt, nicht speziell Männer.

liebe Grüße wildberry

 

Hab ich "alte Männer" gesagt? Ups, da hab ich mich unglücklich ausgedrückt - ich meinte natürlich; ALTE MENSCHEN, ALTE LEUTE !!!!! :rolleyes: ;)

Griasle
stephy

 

Meine Meinung:

Anfangs etwas plump erzählt, das Ende hinterlässt ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. (Vielleicht bin ich auch nur krank..:-))
Der Schreibstil ist wirklich nicht passend, aber wenigstens wusste man nciht von anfang an, worauf du hinaus willst. (zumindest wusste ich das nicht)

kc

 

@credo

Wieso ist der Schreibstil nicht passend??? :confused: :confused: :confused:

Griasle
fragende
stephy

 

tja, also mit dem Schreibstil das verstehe ich auch nicht ganz, vielleicht erklärt mir das mal einer von Euch.
Und da sieht man wieder wie unterschiedlich die Meinungen sind, der Einer erkennt das Ende sofort, der Andere eben nicht.
Aber ein bisschen zum Nachdenken anregen sollte das Ende schon.
viele Grüße
*wildberry*

 

Das ist so:
Mir gefällt an der Geschichte das Ende am Besten, diese Wendung, dieser AHA-Effekt halt. Vielleicht geht es nur mir so, aber dieses Bild vom kleinen Jungen der urplötzlich, ohne dass man es gemerkt hat, als alter schrumpliger Mann an der selben stelle sitzt... Ist doch irgendwie unheimlich!(Nicht negativ gemeint, im Gegenteil, gefällt mir)Na ja, und da passt dieser anfängliche Märchen-Kindergeschichten-Schreibstil nciht.

Aber, wie gesaggt, ist nur meine Meinung.

kc

 

Bin ich den der Einzige, der überzeugt davon ist, daß alte Männer wieder ein bißchen zu Kindern werden und naiv reden??? :confused:

Ich fühl mich so allein... *schluchz*

Griasle
stephy

 

Okay, Schreibstil hin oder her:
Wieso wollt ihr alle festlegen, dass es eine Kindergeschichte ist? Gut, vielleicht habe ich das nur falsch interpretiert. Ich finde, diese Geschichte ist gut gelungen. Sie vertritt kein übertriebenes Genre, ist einfach eine Alltags- Geschichte, eine ... Keine Ahnung, sie ist lebendig, auf eine angenehm graue, trist normale, fast introvertierte Art und Weise, das gefällt mir. Wobei ich das Ende schon wieder traurig finde, aber das ist gut so. Sie berührt mich ein kleines Stück, nmicht zu viel nicht zu wenig, einfach fichtig.

 

Nochmal Danke für Eure Meinungen.
Also ein Märchen oder eine Kindergeschichte sollte es sicher nicht sein. Es war ein Beitrag für die FAZ zum Thema Fensterbilder und sollte schon ein bisschen nachdenklich stimmen. Eben über die Einsamkeit im Alter, die man sich in jungen Jahren vielleicht so schlecht vorstellen kann.
Liebe Grüße
*wildberry*

 

Hallo Wildberry,

ein netter, kleiner Text, der keine großen Probleme aufwirft. Er ist anscheinend ohne Mühe erfunden. Und dennoch spürt man, dass zwischen Anfang und Ende ein ganzes Menschenleben liegt, mit all seiner bedeutenden Schwere, seinen vielen Erfahrungen.

Eine kleine Bitte hätte ich. Der Grammatikfehler am Ende stört mich. Es muss heißen "eines kleinen Jungen". Ein Genitiv-S darf nicht zweimal vorkommen. Es ist keine Pedanterie. Ich will nur nicht, dass ein an sich schöner Text durch so einen Schnitzer verunstaltet wird.

Viele Grüße

Hans Werner

 

hallo Hans-Werner,
danke für Deine Meinung und auch für den Hinweis auf den Fehler.

viele Grüße wildberry

 

"Beitrag für die FAZ zum Thema Fensterbilder"

Interessiert mich, war das ein Aufruf an die Leser, oder so was? :o

San

 

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