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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Dann sind wir schlimm zueinander

    Auf dem Fensterbrett stirbt eine Fliege. Die liegt auf dem Rücken und summt und dreht sich im Kreis. Aber hoch kommt die nicht mehr. Giovanni schaut zu. Zwischen den Händen hält er sein künstliches Gebiss. Langsam dreht er das Gestell zwischen verhornten Fingern hin und her. Leute, die ihn...
  2. Liebe

    „ Wer nach Beweisen einer Liebe verlangt, hat sie im selben Augenblick getötet.“ Es stank diesen Sommer nun schon seit Wochen erbärmlich im gesamten Treppenhaus eines gesichtslosen und anonymen Hochhauses inmitten einer austauschbaren Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Hier waren nun seit...
  3. Seelenwellen Maysalun

    Seelenwellen: Maysalun Im Schatten der düsteren Morgenstunden, auf dem Hügel von Maysalun, ragte Mohammed, ein junger Mann von erstaunlicher Größe und schlanker Statur, mit breiten Schultern und einem kräftigen Körperbau, unter den Männern hervor. Sein Gesicht, hell und glatt, strahlte eine...
  4. Alienum

    Am Anfang war das Alienum. Am Ende war das Alienum immer noch. Und was dazwischen geschah, soll hier geschildert werden. Nicht plausibel, denn das Alienum hatte wenig mit Vernunft zu tun. Auch nicht aufregend, denn das Alienum tat nichts außer zu sein. Erst recht nicht komisch, denn das Thema...
  5. Mein Herz, es ist auf ewig dein!

    Wenn das Herz eines Menschen kaputt geht, weil sich Plaques in den Arterien abgelagert haben, wenn es durch Stress aus dem Rhythmus gerät, oder wenn es zu oft gebrochen wurde, stirbt er normalerweise. Die Fortschritte der modernen Medizin bieten jedoch verschiedene Möglichkeiten, unter enormem...
  6. Kies

    Der Staub legte sich langsam über den Schotter. Sie sahen dem Pritschenwagen hinterher. Was wollte der? Rheinkies. Holt der nächste Woche ab. Wim nickte. Bestimmt für ne Einfahrt, oder? Drickes leckte sich über die Oberlippe. Schottergarten, Teich, Gabione - mir scheißegal, solange der pünktlich...
  7. Aurels erster Botengang

    Aurel stand, das Schwert gezogen, an der Hügelkuppe und starrte auf die überwältigende Zahl feindlicher Soldaten hinunter. Sein pechschwarzes Schlachtross Merkur tänzelte unruhig. Ob dessen Bewegungen oder der mit grossen Tropfen vom Himmel fallende Regen Aurels glänzende Rüstung klappern liess...
  8. Babylon

    Als Georg vor ein paar Tagen weinend nach Hause kam, nahm ihn sein Vater in die Arme. Ein Streit unter Gleichaltrigen auf dem Pausenhof. Ein aufgeschürftes Knie, ein dummer Spruch, eine Ohrfeige. So etwas hatte es zu seiner Zeit auch gegeben, dachte Georgs Vater. Aber damals war nicht heute. Sie...
  9. Der mechanische Arm

    Ich gehe abends gerne ins technische Museum. Dort ist es im Sommer kühl und im Winter warm. Barny, der gute Mann am Empfang, gibt mir einen Besen und ich fege ein wenig die Gänge, es ist ein Alibi. „Hallo Barny, alte Dreck HEP”, begrüße ich ihn freundlich. Er nickt mir zu, dreht sich behäbig...
  10. Das Dunkel am Ende des Tages

    Das Auseinandernehmen und Reinigen meiner CZ75 ist eine Routine, die mir so etwas wie Frieden schenkt. Zumindest beruhigt es mich. Die wenigen dafür notwendigen Handgriffe könnte ich im Halbschlaf durchführen: Entsichern, Magazin raus, Kammer entladen, Hahn spannen, den Verschluss nach hinten...
  11. Ruß im Wind

    Aufgeregtes Getrappel und Gemurmel ließ Garem aus seinem Schlaf fahren. Irgendetwas stimmte nicht. Benommen richtete er sich auf und lauschte in die Dunkelheit der Kammer. Stille. Dann ein leises Scharren, irgendwo jenseits des Flurs. Hörte er da Delara, die Hebamme? Langsam gewöhnten sich seine...
  12. Ikarusblues

    “Wo sind die denn hin?”, fragte ich mich. Alles fing damit an, dass vor mir nachts zwei schwarzhaarige Männer über die Lichtenberger Brücke liefen. In jeder Hand trugen sie eine fast leere, weiße Plastiktüte. Ich hielt sie für Angehörige eines fahrenden Volkes. In Andalusien würde man Gitanos zu...
  13. Rote Münzen

    Mein Name ist Helmut. Ich bin Putzmann und betreue die sanitären Anlagen hier am Marktplatz. Der heißt nicht nur so, Dienstags und Freitags gibt es hier wirklich einen Markt mit Verkaufsständen. Vor allem Gemüse, Obst, Käse und Fleisch. Auch Blumen, Kleidung und manchmal Kunsthandwerk. Ich...
  14. Should i stay or should i go

    Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, welche von Tiefs und Rückschlägen beherrscht wurde. Unmittelbar nach der großen Corona Welle. Die Menschen mussten sich erst wieder finden, viele Existenzen lagen in Scherben. Die Stimmung war von Ablehnung und Egoismus geprägt, was mir täglich von...
  15. Das Paradies ist immer anderswo

    Schmutz und Einsamkeit. Seit so vielen Jahren schon, und von Beginn an keine Hoffnung. Ihrem Leben ein Ende setzen und damit den Drohnen entkommen, wie oft hatte sie daran gedacht. Doch dann gab es immer wieder diesen Ort hier, ihren Lieblingsplatz in dem Meer aus Verzweiflung. Sie kletterte...
  16. Ein Riesenhunger

    Ausgemergelt in seinem schmutzigen weißen Anzug, begleitet von einem beißenden Gestank und besessen von einem Riesenhunger, durchwühlte er die Ascheimer der Innenstadt und trieb sich länger als sonst in den Wirtshäusern herum. Die Passanten machten einen Bogen um ihn. Niemand wollte sich mit ihm...
  17. Eigengrau

    »Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Angst, und die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.« — H. P. Lovecraft # Nachts liege ich wach und starre in die Leere, die nie ganz schwarz, sondern anthrazit ist, obwohl ein Rollladen das Straßenlicht...
  18. Das, was uns am Leben hält

    Meine Freundin liegt regungslos im Bett, die schwarze Schlafmaske wie die Augen eines Insekts. Ich öffne die Box mit den Blutzuckermessstreifen. Die Sonne strahlt durchs Fenster. Glänzender Schweiß in meinen Handflächen, die Linien darin wie eine Maserung. Der Kühlschrank brummt. Draußen das...
  19. Schuld ist stumm

    Es ist leise, zu leise, eben noch hat sie ihren Sohn in der Legokiste wühlen gehört. Was ist denn jetzt schon wieder, denkt Nora und drückt die Klospülung. Sie wäscht sich eilig die Hände und fährt zusammen; der Schrei ist aus der Küche gekommen. Vor dem Spülbecken steht Aron mit dem...
  20. Schwarzbau

    Das Haus seines Vaters lag am Fuß eines Hügels, zur Hälfte von einem schmalen Feldgehölz verdeckt. Ein junger Imker aus der Gegend hatte im vergangenen Jahr um Erlaubnis gebeten, seine Beuten dort aufstellen zu dürfen. In der angehenden Dämmerung erkannte er den goldgelben Anstrich der...

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