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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Zu wenig Temperament

    Eine Freundin schickt mir eine Mail. „Kanntest du ...?* Du bist doch aus dem Osten?“ Ich kannte. Als ich vierzehn war, gaben sie in der DDR mal eine Zeitschrift für junge Literatur heraus. „Temperamente“. Das Heft war groß angekündigt worden, junge, unbekannte Autoren sollten ein Chance...
  2. Der Rat

    An dem Geländer direkt vor mir hing eine Reihe von Tropfen. Langsam wurden sie größer, bis sie fielen, aber es blieb immer ein Teil zurück, der die Basis für den nächsten Tropfen bildete. Ich staunte jedes Mal, dass mehr hängen blieb, als ich beim Fall erwartete. Nur einmal liefen...
  3. Der Router blinkt rot – und ich sehe schwarz

    Ich bin ein friedliebender Mensch. Ich glaube an Diplomatie, Kompromisse und den Nutzen tiefer Bauchatmung. Aber wenn mein Router rot blinkt, werde ich zu jemandem, der in einem Tarantino-Film die Hauptrolle spielen könnte. Es beginnt immer gleich: Ich sitze da, will nur kurz was nachschauen –...
  4. L.O.V.E.

    L is for the way you look at me Der neue Arzt schaut mich verkniffen und überheblich zugleich an, wirft den Kopf zurück und fährt sich durch sein etwas zu langes, welliges Deckhaar. Ich rutsche auf dem Stuhl im Untersuchungszimmer hin und her. „Sie sind noch jung, Sie wollen sicher auch mal ins...
  5. Grüne Hölle

    Es kam mir nicht so vor, als wenn es hier heute Abend etwas mit Geldverdienen werden könnte. Der Wellblechzaun am Postbahnhof zog sich endlos hin. Er war zu hoch, als dass er sich überblicken ließ, und man konnte deshalb nicht sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Wo war die Tür im Zaun...
  6. Käthe

    „Da hab ich gewohnt, das hab ich verlassen.“ (aus dem Song „Sehnsucht nach der Schönhauser“ von Barbara Thalheim) Eines Tages kam eine alte Bekannte bei mir auf Arbeit vorbei. Ich hatte zu der Zeit einen befristeten Job im Kiezcafe in der Wühlischstraße und wohnte in Friedrichshain. Ein Kumpel...
  7. Bis es ruhig wird

    Mara ist unruhig. Sie spürt die Unruhe in ihrer Brust, in der es sich anfühlt, als wenn ihr Herz Flügel bekäme und anfinge zu flattern. Ihre Atmung wird schneller, und in ihren Beinen spürt sie, wie die Nerven in ihren Waden zucken, gestreckt und gedehnt werden wollen, wie sie sich ständig...
  8. Drei Tage

    Alles wie immer, hatte sie gesagt. Seit drei Tagen bin ich bei meiner Mutter und seit drei Tagen machen wir alles wie immer. Einkaufen, kochen, spülen, die blauen Messer in die linke, die silbernen in die rechte Schublade. Wie immer radeln wir nebeneinander in ihrer Muckibude, wie sie es nennt...
  9. Und plötzlich war alles anders

    Wenn mich jemand fragt, warum ich diesen Weg gegangen bin, antworte ich, mir blieb keine andere Wahl. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt immer eine Alternative. Eines Nachts kam sie an mein Bett, bot mir lächelnd die Hand und lockte mit sanfter Stimme. Ich widerstand und entschied...
  10. Bericht von unten

    [momentan nicht verfügbar]
  11. Fisch is Mus

    Als im großen idiotischen Ozean ein kleiner Wahlfisch des Wählens überdrüssig wird, wählt er, vielleicht aus Verblendung, vielleicht aus Verbitterung, die Verzierung durch eine Schiffsschraube. Das Ergebnis ist einschneidend. Die Wahlfischhaut ist gezeichnet. Blut überall. Der Wahlfisch bereut...
  12. Festhalten

    Und dann heißt die Band auch noch Memory Bane. Sven findet, sie klingen wie Knocked Loose mit Trompete. Ob das mutig ist oder bescheuert, muss das Internet entscheiden. Sven macht nur Fotos. Den Kids gefällt es. Den Hardcore-Kids. Ein paar davon sind sechzehn, ein paar sind sechsundvierzig...
  13. Königliche Einsicht

    Im Schatten eines Baobabs hielt der König der Tiere Thronrat. Er schlug träge mit dem Schweif und hörte sich den Bericht eines Ministers an. „… die Tiere hungern und dürsten, Majestät, und die Gefängnisse sind übervoll.“ Der Gepard hatte mit ernster Stimme gesprochen. Ein Raunen ging durch den...
  14. Wie der Himmel beinahe nicht entstand

    Gott stand auf und machte sich einen Kaffee. Zufrieden kam er zurück und schlürfte den Kaffee in langen Schlucken. „So, dann wollen wir mal. Heute ist der Himmel dran, nicht?“ Petrus schaute erst etwas neidisch auf den Kaffee, dann zu Gott. „Ja, wenn wir im Plan bleiben wollen.“ „Hölle ist...
  15. Das Ende der Flucht

    Willem ließ die Pütz ins Wasser fallen, holte sie an der Leine ein, betrachtete sein Spiegelbild in dem dunklen Eimer. Es gefiel ihm nicht. Missmutig ging er nach achtern zum Eingang der Kajüte, holte heißes Wasser in einem Messingkessel und schüttete davon in die Pütz. Er ging noch einmal...
  16. Busfahrt

    Früher war es ganz normal für mich mit dem Bus zu fahren. Voll-gepackt mit Aldi-Tüten nach Hause. Wenn man dann aber jahrzehnte nicht mehr auf Bus und Bahn angewiesen ist, sieht man das mit anderen Augen. Heute nehme ich mal wieder den Bus! Ich habe alle Zeit der Welt und stürze mich in das...
  17. Weihnachten & Ordnung

    Am 24. Dezember, 14 Uhr, begann der Sicherheitsmann Philipp Klages seine letzte Schicht vor dem Weihnachtsfest. Der Krankenstand verlangte es, ebenso das Pflichtbewusstsein gegenüber Kollegen wie Arbeitgeber. „Es ist eine herausfordernde Zeit“, erklärte er seiner Frau Lisa, als er die schwere...
  18. Fünfzehn Stufen

    Seine Schwester schläft. Er ist aus dem Zimmer geschlichen, hat die Klinke langsam heruntergedrückt und die Tür hinter sich zugezogen. Sie ist nicht aufgewacht. Er ist ihr auch nicht mehr böse, dass sie ihn verpetzt hat beim Vater. Er weiß, warum, kennt ihre Angst. Sie hofft, dass der Vater ihr...
  19. Gabi & Bumpel

    Seit Tagen erwacht Gabi mit einem Gefühl von Endlichkeit. Am Himmel sieht sie letzte Sterne verblassen, es hat zu dämmern begonnen. Neben ihr schläft Bumpel, die Decke ist mit Raureif überzogen. Die Sterne waren immer schon da, denkt Gabi, werden immer da sein, auch wenn sie jeden Morgen aufs...
  20. Fäulnis im Wurzelsystem

    Die einzige Stütze nach dem Verlassen des Hauses wäre die verschmutzte Wand links neben mir. Ich versuche die Blicke der Passanten auf mich zu ziehen, doch sie gleiten über mich hinweg, noch bevor ich den Mund geöffnet habe. Es muss so gehen. Nach einigen Schritten steigt mir der...

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